→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

  • BBD-Glossar.

    Autor:a

    ai

    |

    7 Comentârs → on BBD-Glossar.

    Was heißt Vollautonomie? Was ist ein Freistaat?

    Unter maßgeblicher Beteiligung von Harald Knoflach, seines Zeichens Politologe und Gründungsmitglied der Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft, wurde im Laufe der letzten Tage ein -Glossar mit einem ersten Grundstock an politischen Begriffen erstellt, deren genaue Definition präzisere Diskussionen ermöglichen soll. Im Laufe der Zeit waren wir immer mehr zur Erkenntnis gelangt, dass in der Südtiroler Politik die Unsitte vorherrscht, mit nicht kodierten Schlagwörtern um sich zu werfen, die nicht sicherstellten, dass unterschiedliche Diskussionsteilnehmer und Zuhörer dasselbe meinten und verstanden. Deshalb war es unserer Auffassung nach unabdingbar geworden, ein Instrumentarium bereitzustellen, um die Qualität der bloginternen »Diskussionsarbeit« einer Beeinträchtigung durch diese — bewusste oder unbewusste — begriffliche Irreführung zu entziehen. Obschon das Glossar zunächst hauptsächlich für den bloginternen Gebrauch gedacht ist, erheben wir den Anspruch, möglichst universelle, d.h. anerkannte und allgemeingültige Definitionen formuliert zu haben, welche im besten Fall zu einer präziseren Wortwahl im allgemeinen politischen Diskurs beitragen können.

    Der Link zum Glossar wird in die Seitenleiste des Blogs eingebunden und den Diskussionsteilnehmern zur Beachtung empfohlen.


    Interna/ Plurilinguism/ Politik/ · · · · · ·

    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Todesstreifen.

    Schweizerische Sensibilisierungskampagne (bfu · upi)

    Raserei, verwegene Überholmanöver und teilweise auch Trunkenheit am Steuer gelten hierzulande nach wie vor als Kavaliersdelikte. Trotz rekordverdächtiger Polizeidichte sind Verkehrskontrollen rar und beschränken sich meist auf die routinemäßige Überprüfung von Führerschein, Kfz-Zulassung und Versicherung, weltweit etablierte Abschreckungsinstrumente wie unangekündigte Radarkontrollen sind in Italien nicht zulässig (01 02). Sogar Medien (03) oder die Verbraucherzentrale stehen im Zweifelsfall auf der Seite der Raser, anstatt auf jener der Fußgänger. Das alles trägt zu einem subjektiven Unsicherheitsgefühl auf Südtirols Straßen bei, welches sich bei näherem Hinsehen erschreckend bestätigt. Im Rahmen der jüngsten Sensibilisierungskampagne des LandesLH Luis Durnwalder selbst hat sich jedoch mehrmals gegen Radarkontrollen zu Wort gemeldet (04) — wurden Zahlen genannt, die es in sich haben: Im Bereich von Fußgängerquerungen (Zebrastreifen) haben sich laut LR Mussner 2010 allein in den vier größten Städten des Landes (Bozen, Meran, Brixen und Leifers) 136 Unfälle mit Fußgängern ereignet, dabei gab es 122 Verletzte und zwei Tote.

    Ich habe versucht, diese Zahlen in den internationalen Kontext zu stellen:

    Der blaue Balken stellt die Hochrechnung der von Mussner genannten Zahlen auf die vier größten Städte (Einwohner insgesamt: 176.000) dar. Demnach wären die Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer in Südtirol rund fünfmal so gefährdet, in einen Unfall mit einem Fahrzeug verwickelt zu werden, wie in Österreich oder in der Schweiz. Selbst wenn wir — grüner Balken — die Zahlen auf die gesamte Einwohnerzahl Südtirols hochrechnen (nehmen wir an, außerhalb dieser vier Städte haben sich keine Unfälle an Zebrastreifen ereignet, was aber leider nicht stimmt), ist es in Südtirol noch doppelt so wahrscheinlich, angefahren zu werden, wie in den benachbarten Alpenländern. Ein ähnliches Verhältnis gilt für die Wahrscheinlichkeit, einen tödlichen Unfall zu erleiden (Diagramm rechts).

    Für Italien konnte ich leider keine Vergleichsdaten finden. Zwar führt das staatliche Statistikinstitut (Istat) zusammen mit dem Automobilclub ACI eine Unfallstatistik, Unfälle am Zebrastreifen werden darin anscheinend nicht gesondert registriert.

    • Wäre es angesichts dieser horrenden Zahlen nicht höchst an der Zeit, eine ernste politische Debatte zu führen?
    • Können Sensibilisierungskampagnen, wenn sie nicht durch strenge Überwachung und gesellschaftliche Ächtung von schlechtem Fahrverhalten begleitet sind, wirklich noch den Spieß umdrehen?
    • Was bringen drakonische Strafen (05) bei laschen Kontrollen (06 07)?
    • Beinhaltet Theiners Strategiepapier auch die Zuständigkeit für die Straßenverkehrsordnung und die damit einhergehende Kontrolltätigkeit?
    • Wie sollte sich eine Landespolizei verhalten, um das Problem einzudämmen?
    • Und schließlich: Wollen wir uns Populismus und Stammtischgeschwafel (freiheitlicher Slogan: »Polizeistaat Südtirol«) geschlagen geben?

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • L trilinguism ne va mei en vacanzes.

    Während sie bei den Geschlechtern noch hinterherhinkt, setzt sich die Diözese immer häufiger und immer entschiedener für eine sichtbare Gleichstellung der Sprachen in unserem Lande ein. Zum Beispiel bei der diesjährigen Kampagne unter dem Motto »der Hunger macht keine Ferien«. Da dieser Beitrag — angesichts der katastrophalen Lage in Ostafrika — durchaus als Spendenaufruf interpretiert werden darf, ist hier der Link zum entsprechenden Formular auf der Homepage der Caritas.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Müllgrenze.

    Autor:a

    ai

    |

    4 Comentârs → on Müllgrenze.

    Wie die Tageszeitung (TAZ) in ihrer gestrigen Ausgabe berichtet, werden jetzt einige SVP-Bürgermeister des Pustertales schmerzlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Die Grenze, die es laut Parteidoktrin angeblich nicht mehr gibt, könnte den Verwaltern hohe Strafen bescheren. Sie hatten nämlich einer Osttiroler Firma gestattet, auf ihrem Gemeindegebiet (u.a.) Tetrapak-Sammelcontainer aufzustellen. Nun ermittelt die Carabinieri-Umwelteinheit NOE — wegen illegaler Müllentsorgung und wegen Abfallexports, wofür drakonische Geldbußen, eventuell sogar Freiheitsstrafen drohen.

    Es lebe das grenzenlose Europa!



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Wirtschaft+Finanzen: Einige Überlegungen.

    Im Zuge der derzeitigen Verhandlungen zwischen Land Südtirol und Staat Italien über den Beitrag Südtirols am italienischen Sparpaket scheint es erstaunlicherweise zu einer in der Öffentlichkeit kaum diskutierten massiven Beteiligung Südtirols an den italienischen Sparmaßnahmen zu kommen.

    Erstaunlich sind besonders folgende Punkte:

    • (A1) Es scheint für die SVP mittlerweile akzeptiert zu sein, dass es trotz Autonomiestatut und Mailänder Abkommen zu einer massiven Beteiligung an den Sparmaßnahmen kommt. Noch vor wenigen Wochen verwies der LH in Pfalzen recht siegessicher auf das Mailänder Abkommen. Vor einer Woche hörte man von Senator Pinzger, dass Südtirol wohl über kaum wirksame Druckmöglichkeiten verfüge, sich einer Beteiligung zu entziehen. Wurden hier gar autonome Befugnisse voreilig preisgegeben?
    • (A2) Südtirol wird in die Pflicht genommen. Dadurch wird ein Präzedenzfall geschaffen, auf den sich Italien immer wieder beziehen kann. Es wurde in keiner Weise thematisiert, ob Südtirol überhaut eine solidarische Pflicht für die italienischen Sparmaßnahmen erbringen muss. Schließlich ist Südtirol ja nie freiwillig Teil Italiens geworden.
    • (A3) Bei den Verhandlungen über die Höhe der Beteiligung scheint es teilweise zuzugehen, wie auf einem Basar. Das scheint das Terrain zu sein, auf dem sich die SVP auskennt. Langjährige Autonomieverhandlungen um jeden Beistrich und das zähe Gefeilsche um die Durchführungsbestimmungen haben die Grundlage geschaffen, um auch heute noch in Rom immer wieder einige positive Ergebnisse zu erzielen. Klare Arbeitspapiere und Grundsätze sind im Rahmen dieses Gefeilsches seit etlichen Jahren nicht mehr auszumachen. Zudem scheinen die Verhandlungsergebnisse allzu oft am Landtag, dem Südtiroler Parlament vorbeigeschleust zu werden. Warum gibt es über die Verhandlungsergebnisse im Landtag nicht zumindest ein Hearing oder gar eine Abstimmung ob das Resultat akzeptiert wird oder nicht?

    Für Südtirols BürgerInnen von zentraler Bedeutung ist in jedem Falle die Frage, warum im Rahmen der derzeitigen Verhandlungen nicht massiv die Karte der vollständigen Finanzhoheit gespielt wird. Zeiten des Umbruchs — und wir erleben derzeit einige epochale Umbrüche der alten Weltwirtschaftsordnung — bieten Raum für grundlegende Änderungen und Weichenstellungen. Als Voraussetzungen für diese Verhandlungen benötigt man das entsprechende Zahlenmaterial, wie es um Südtirols Finanzen im Detail aussieht — ein Kassensturz der ein für allemal sämtliche Details und Nuancen der Haushaltspolitik des Landes Südtirol und des finanziellen Engagements des Staates in Südtirol ausleuchtet. Teil dieser Untersuchungen müssen unter anderem folgende Punkte sein:

    • (B1) Quantifizierung sämtlicher Steuereinnahmen, die in Südtirol erzielt werden unabhängig davon, ob sie dem Land oder dem Staat zustehen;
    • (B2) Quantifizierung sämtlicher öffentlicher Ausgaben, die in Südtirol wahrgenommen werden;
    • (B3) Quantifizierung der Ausgaben, die Südtirol für internationale Hilfsprojekte und im Rahmen der EU bereitstellen sollte/müsste;
    • (B4) Besondere Beleuchtung der öffentlichen Ausgaben, die vom Staat in Südtirol wahrgenommen werden mit einer Hinterfragung über den volkswirtschaftlichen Nutzen der dadurch entsteht. Beispiele:
    • (a) Ausgaben für Militär: Benötigt Südtirol ein Militär? Zumindest kann niemand verlangen, dass für Streitkräfte bezahlt wird, deren Aktivitäten nicht vom Südtiroler Landtag kontrolliert werden;
    • (b) Polizei: anscheinend sind in Südtirol 8,5 Polizisten je 1000 Einwohner stationiert. In der Schweiz sind es 2,5 Polizisten je 1000 Einwohner. Trotzdem verfügt die Schweiz z.B. über wirksamere Verkehrskontrollen. Eine Landespolizei dürfte durchaus in der Lage sein mit wesentlich weniger Polizeikräften einen wirksameren polizeilichen Schutz zu garantieren, als dies heute der Fall ist;
    • (c) Ähnliche Diskussionen sind über das Gerichtswesen, die Post, die Bahninfrastruktur, die Finanzbehörde und weitere staatliche Leistungen. zu führen;
    • (B5) Staatsdefizit: Hier sind mit dem Staat unter Einbezug internationaler Experten Verhandlungen zu führen für welchen Teil der Staatsverschuldung Südtirol zur Verantwortung gezogen werden kann. Hier stellt sich eine Vielzahl von Fragen: Muss Südtirol für die Staatsverschuldung die bis 1945 akkumuliert wurde gerade stehen? Wohl kaum. Ist dieser Zeitpunkt gar auf den Abschluss des zweiten Autonomiestatutes zu datieren oder die Streitbeilegungserklärung? Könnte Südtirol in den Verhandlungen gar argumentieren, dass ohne Italien der öffentliche Verschuldungsgrad in Südtirol nicht höher als in Nordtirol oder Graubünden wäre und Südtirol nur für diesen prozentuellen Anteil gerade steht?
    • (B6) Pensionen: Wieviel wurde von Südtirols Beitragszahlern in die staatlichen Pensionskassen eingezahlt? Wer bezahlt nach Umsetzung der Finanzhoheit in welchem Ausmaß Südtirols Pensionen?
    • (B7) Quantifizierung der Energieleistungen, die durch Südtirols Wasserkraftwerke über Jahrzehnte mehr oder weniger zum Nulltarif erbracht wurden;
    • (B8) Last but not least muss das Steuersystem generell auf den Prüfstand. Es ist davon auszugehen, dass es in einer kleinen, überschaubaren Verwaltungseinheit mit Mithilfe der Bevölkerung nicht mehr so leicht möglich ist, Steuern systematisch zu hinterziehen. Dadurch kann auf der Einnahmenseite einiges verbessert werden.
    • (B9) Zusätzlich zur Finanzhoheit muss die völlige Zuständigkeit in Bereichen erwirkt werden, die starke finanzielle Auswirkungen auf unser Land haben, wie etwa die Arbeitsgesetzgebung, die Möglichkeit, vom Staat unabhängige Branchentarifverträge abzuschließen, Familienpolitik usw.

    Weiters ist die Diskussion über die Finanzhoheit nicht nur populistisch mit dem Versprechen nach Steuerentlastungen zu führen. Wesentlich wichtiger ist es, einen ausgeglichenen Landeshaushalt zu garantieren. Schuldenmachen muss definitiv der Vergangenheit angehören — dies ist Raubbau an zukünftigen Generationen. Cëla enghe: 01.

    Hierfür können bestimmte Steuersätze (z.B. Spitzensteuersatz) auch durchaus steigen (siehe Skandinavien).

    Südtirols BürgerInnen können im Rahmen einer vollständigen Finanzhoheit selbst entscheiden, wieviel öffentliches Engagement sie wünschen und welche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung für unser Land am besten funktioniert. Es gibt durchaus Anzeichen, dass Südtirol einem skandinavischen Modell nicht völlig abgeneigt ist. Hohe Steuersätze, dafür aber hocheffiziente und wirksame staatliche Leistungen, wie ein sehr gut ausgebautes Bildungssystem, ein für jedermann/frau erschwingliches Gesundheitssystem, Förderung nachhaltiger Energieträger usw. sind in Zeiten des neoliberalen Scherbenhaufens eine durchaus attraktive Wirtschaftsordnung.

    Die Umsetzung einer völligen Finanzhoheit hätte gegenüber dem derzeitigen Gefeilsche folgende grundlegende Vorteile:

    • (C1) Wenn Südtirols BürgerInnen im Zuge der Umsetzung in die Pflicht genommen werden, tun sie dies im Wissen, dass es eine Investition in die Zukunftsfestigkeit und Unabhängigkeit unseres Landes ist. Ein ausgeglichener öffentlicher Haushalt wird in Zukunft ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil sein;
    • (C2) Durch einen ausgeglichenen Landeshaushalt garantieren wir Gestaltungsmöglichkeiten für sinnvolles und notwendiges öffentliches Engagement. Ein überschuldetes Staatswesen wird in Zukunft über keinerlei Möglichkeiten verfügen, die Gesellschaft und Wirtschaft zu lenken;
    • (C3) Die Umsetzung der Finanzhoheit macht uns von Italien finanziell völlig unabhängig. Dies bedeutet für Südtirol ein Mehr an Verantwortung — gleichzeitig birgt sie ein ungeheures Potential.

    Der derzeit in Rom verfolgte Ansatz entwickelt sich für Südtirol langfristig möglicherweise zu einer finanziellen Katastrophe:

    • (D1) Der Beitrag am italienischen Sparprogramm ist keine Investition in Südtirols Zukunft, sondern ein Beitrag in ein schwarzes Loch;
    • (D2) Laut renommierten Ökonomen wird das derzeitige Sparpaket nicht ausreichend sein. Immer neue Maßnahmen werden notwendig sein und alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereiche betreffen. Der Staat wird bei Zuspitzung der Situation vor Südtirols Finanzen wenig Respekt zeigen;
    • (D3) Ob der Ansatz des Gesundsparens der richtige Ansatz ist, wird immer öfter hinterfragt werden. Entsprechend harte soziale Auseinandersetzungen und Verteilungskämpfe wird es geben;
    • (D4) Auf europäischer Ebene wird man die Frage stellen, ob man eine weitgehende Wirtschaftsunion umsetzen will. Dies würde bedeuten, dass die EU-Länder mit hoher Produktivität zumindest einen Teil der Schulden der EU-Länder mit niedriger Produktivität übernehmen. Ob sie dazu bereit sind, ist mehr als zweifelhaft.
    • (D5) Sollte es zu keiner Wirtschaftsunion kommen, was nicht unwahrscheinlich ist, wird nach Einschätzung einiger Ökonomen die Eurozone mittelfristig auseinanderbrechen. Dies bedeutet noch lange nicht das Ende der EU oder des europäischen Gedankens. Dies bedeutet nur, dass es dann wieder Länder gibt, die ihre Wettbewerbsfähigkeit in erster Linie durch Währungsabwertungen garantieren (Italien, Griechenland, Portugal) und Länder, die aufgrund einer hohen Produktivität ihre Produkte auch trotz starker Währung exportieren (Deutschland, Österreich, Niederlande, Dänemark, Schweden).

    Südtirol muss sich schon heute intensiv damit befassen, welche Wirtschaftsordnung es in diesem Falle will. Und Südtirol muss schnellstmöglich darüber entscheiden, ob es sich finanziell von Italien lösen will, auch wenn dies mit einigen schmerzhaften Maßnahmen verbunden sein sollte, oder ob wir uns langfristig und dauerhaft vom italienischen Schuldenstrudel mitziehen lassen.

    Politiker, die nicht nur die schnelle tagespolitische Schlagzeile im Sinn haben, sondern tatsächlich Verantwortung für unser Land wahrnehmen, sollten die vollständige Finanzhoheit für Südtirol schnellstmöglich anstreben und umsetzen. Nur dies ist eine zukunftsfeste Investition für unser Land und eine Garantie für nachfolgende Generationen. Nur dies erlaubt ausgeglichene öffentliche Bilanzen und entsprechende Möglichkeiten der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mitgestaltung.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Theiners Visionen.

    Am Anfang seines Mandats habe sich Obmann Theiner vor allem der Stabilisierung der Volkspartei gewidmet — einen Eindruck, den man als Außenstehender nur schwerlich gewinnen konnte. Jetzt fühlt er sich jedoch zu Höherem berufen und kündigt ein Strategiepapier an: Das Ziel der kommenden Jahre müsse es sein, so viele Zuständigkeiten wie möglich von Rom nach Bozen zu übertragen, weil Südtirol alles besser könne. Nur Verteidigung, Außenpolitik und Währung sollten in Rom bleiben, wobei ich dachte, letztere sei bereits an die EU abgetreten worden.

    Man könnte glatt euphorisch werden angesichts dieser Ankündigung, nicht nur wegen des Inhalts, sondern vor allem, weil die VP in Hinkunft wieder sowas wie ein Ziel und eine Strategie haben könnte. Doch andererseits erinnern die heutigen Verlautbarungen zu stark an nicht allzu ferne Tage, als Theiner plötzlich die Selbstbestimmung für sich entdeckte — und über Ankündigungen nicht hinauskam. Die tatsächliche Politik der SVP mündete gar in die Bekämpfung dieses Ansinnens.

    Man wird sich also erst ansehen müssen, was die Sammelpartei konkret tun wird, um ihre Ziele zu erreichen: In letzter Zeit wurden ja unsere Zuständigkeiten von Rom zusehends beschnitten; den Eindruck, die SVP habe das Spiel in der Hand und könnte gar neue Kompetenzen fordern, hatte man nicht. Beim Umweltschutz, beim Ladenschluss, bei Sparpaket und Toponomastik, Integration von Zuwanderern, Vergabewesen und Schulpolitik (um nur einige Bereiche zu nennen) macht der Staat das Wetter, zum Teil mit bereitwilliger Unterstützung durch den Landeshauptmann. Und jetzt soll plötzlich eine 180°-Wende herbeigeführt werden? Naja, schön wär’s ja — wobei man sich fragen darf, was Italien mit unsrer Außenpolitik soll.


    Politik/ · · · · · SVP/ ·

    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Andre Länder, andre Grün(d)e.

    Artikel am 12. April 2011 bei directe.cat erschienen:

    Romeva bringt den Fall des franquistischen Gefallenendenkmals von Tortosa vor die EU.

    Er befragt die Kommission, ob die Beibehaltung franquistischer Symbole mit EU-Recht kompatibel ist.

    Der grüne [katalanische] EU-Abgeordnete Raül Romeva hat die Europäische Kommission um eine Einschätzung gebeten, ob der Erhalt franquistischer Symbolik mit der europäischen Politik vereinbar ist. Die EU habe sich zum Ziel gesetzt, die historische Erinnerung zu pflegen und die Verbrechen totalitärer Regimes des 20. Jahrhunderts in Europa zu verurteilen, und deshalb ist für Romeva vorstellbar, dass der Erhalt von dem Francoregime gewidmeten Denkmälern illegal sein könnte. Der Ökosoziale nannte das franquistische Denkmal am Ebrofluss in Tortosa als konkretes Beispiel. »Der Widerstand einiger Gemeinden gegen die Entfernung franquistischer Symbolik zeigt, dass wir den Übergangsprozess zu einer vollen Demokratie noch nicht abgeschlossen haben«, beklagt Romeva.

    Bereits im Juni des letzten Jahres hatte das EU-Parlament anerkannt, dass der Adler, das Pfeilbündel und das franquistische Motto (»Einheit, Größe und Freiheit«), welche in einem am Sitz des EU-Parlaments in Brüssel ausgestellten Exemplar der spanischen Übergangsverfassung aufscheinen, »beleidigend« wirken könne, weshalb die betreffende Seite nicht mehr öffentlich gezeigt wird. Ein halbes Jahr nachdem [die katalanische Nachrichtenagentur] ACN entdeckt hatte, dass in einer Vitrine des Parlaments ein Original der spanischen Verfassung von 1978 gezeigt wird, wo die Symbole des Franquismus aufschienen, und nachdem katalanische, deutsche und italienische Abgeordnete formale Beschwerde eingereicht hatten, beschloss die Kammer, zu handeln. [vgl.]

    Da es sich bei der Ausgabe um ein Geschenk des spanischen Kongresses handelte, forderte das EU-Parlament dessen Präsidenten, José Bono, auf, eine Fassung zur Verfügung zu stellen, welche nicht durch franquistische Symbole belastet sei. Da Bono jedoch nicht zeitnah auf diese Bitte reagierte, entschied man sich, einfach eine andere Seite desselben Exemplars aufzulegen.

    In Erinnerung an die Faschisten, »welche die demokratischen Kräfte bezwangen«

    Letzten November hatte der Gemeinderat von Tortosa den von über 850 Unterschriften aus der Bevölkerung begleiteten Antrag abgelehnt, das franquistische Monument vom Ebrofluss zu entfernen. Die Stimmen von CiU [katalanisch-autonomistische Christdemokraten, Anm.] und PP [spanisch-konservative Volkspartei, Anm.] verhinderten die Vorlage, mittels derer eine Entfernung aller Symbole des Franquismus aus dem Gemeindegebiet gefordert wurde. Sie wurde von PSC (katalanische Sozialisten), ERC (Linksrepublikanische Partei) sowie von den Grünen unterstützt.

    »Tortosa war eine der Städte, welche während dem Krieg am stärksten unter dem Franquismus zu leiden hatten«, erklärt Romeva in seiner Anfrage ans EU-Parlament, wo er außerdem darauf aufmerksam macht, dass auch mehrere Straßen und Gebäude immer noch mit dem Franquismus in Verbindung stehenden Personen gewidmet sind, wie der Joaquim-Bau-Platz und das gleichnamige Institut. Auch das »13.-Jänner-Viertel« erinnerte noch bis vor kurzem an den Tag, an dem die Franquisten »die demokratischen Kräfte in Tortosa bezwangen«.

    Übersetzung: .

    Cëla enghe: 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Toponomastica «palermitana».

    L’intervento di Francesco Palermo, professore di diritto pubblico comparato, in seno alla commissione sulla toponomastica evidenzia bene le ragioni per cui aderisco alla richiesta di Paul Feyerabend (vengo accusato di citarlo troppo, forse anche a sproposito) di separare la scienza dalla politica: basta calibrare bene un discorso, scegliendo cosa dire e cosa sottacere, bastano alcune sfumature nella formulazione dei concetti per trasportare una visione politica, più che una pretesa «verità» oggettiva (spesso inesistente).

    A onor del vero bisogna riconoscere che la commissione speciale non delega nessuna decisione direttamente agli esperti, ma cerca di ricavare informazioni da punti di vista differenti, prima di fare uso di una competenza che lo statuto di autonomia conferisce al parlamento sudtirolese, ovvero la

    toponomastica, fermo restando l’obbligo della bilinguità nel territorio della provincia di Bolzano.

    Ascoltando la relazione di Francesco Palermo si evince però che anche questa competenza (come tutte le altre in quanto sottomesse all’«interesse nazionale») è limitata, e anzi, aggiungo, è difficile definirla una vera e propria competenza politica, visto che — sempre secondo Palermo — si ridurrebbe al mero incarico di ufficializzazione della cosiddetta «toponomastica tedesca» già esistente. Per giungere a questa conclusione il professore parte da sentenze emesse dalla corte costituzionale, in cui afferma che in Friuli Venezia Giulia non è ammissibile abolire toponimi «italiani», rendendo ufficiali solo quelli «friulani». Ma pare perlomeno curioso che Palermo trasporti direttamente una sentenza (anche se formulata in maniera generale) dalla realtà friulana a quella sudtirolese, visto che gli statuti sono diversi, contengono riferimenti e si basano su fondamenti giuridici differenti.

    Palermo mette le mani avanti, avvertendo di non scaricare sui giudici responsabilità di scelte politiche, ma sottacendo che in caso di dubbio — e qui di dubbi ce ne possono essere molti — è invece usuale impostare una soluzione politica, per poi consultare la corte costituzionale: non per delegarle compiti politici, ma per far verificare quali siano i limiti effettivi posti all’azione politica. Autoridursi le competenze prima di avere certezze giuridiche mi sembra invece poco saggio.

    A far pensare che l’abolizione dei toponimi cosiddetti «italiani» sia possibile è la vicina provincia autonoma di Trento (che condivide il nostro statuto, che si estende su tutta la regione*) dove da anni ne sono stati aboliti molti, soprattutto a vantaggio di quelli «ladini». Giova ricordare inoltre, come qui è stato affermato spesso, che un toponimo (come i nomi in generale) non ha propriamente una «lingua», ma se vogliamo possiamo parlare più correttamente di endonimi ed esonimi usati (prevalentemente) dai parlanti una o l’altra lingua. In riferimento ai toponimi, soprattutto a quelli più sconosciuti, pare quindi difficile applicare concetti prettamente linguistici, come quello (paurosamente centralista) citato da Palermo della «lingua ufficiale della repubblica». Non solo andrebbe verificato l’uso effettivo, ma va considerato che un toponimo come Rifair non è né più né meno «italiano» della corrispondente invenzione tolomeica, Rivaira.

    Fatte queste considerazioni, anche gli accenni di Palermo alle «diverse normative internazionali [che] tendono alla promozione del bilinguismo nella segnaletica, anche per dimostrare a livello simbolico la presenza sul territorio di più gruppi» diventano insiginificanti, almeno ai nostri fini. Infatti, il bilinguismo generale (funzionale) va senz’altro distinto dalla toponomastica, ed è fuori dubbio che la segnaletica da quel punto di vista rimarrebbe comunque bilingue. Per quanto riguarda la situazione concreta a livello internazionale, la toponomastica è solitamente bilingue laddove esista, sia storicamente fondata ed effettivamente usata. Come descritto, in Catalogna, in Galicia e sulle Isole Baleari, dove è esistita una toponomastica vagamente paragonabile a quella di Tolomei, è stata abolita in blocco. Nei Paesi Baschi (Euskadi) è stata drasticamente limitata, praticamente solo alle grandi città; ma a differenza delle realtà precedenti qui è storicamente fondata. In Francia sostanzialmente esistono «solo» o soprattutto traslitterazioni dalle lingue minoritarie (o meglio: adeguamenti ortografici), come Perpignan per Perpinyà, Strasbourg per Straßburg, Ajaccio per Aiacciu. La doppia versione ha quindi ragioni completamente diverse da quella in Sudtirolo, trattandosi dello stesso nome scritto in maniera diversa.

    Per quanto riguarda la normativa sudtirolese, Palermo rifiuta che l’uso effettivo di un toponimo venga verificato a livello comunale, ma su questo punto si guarda bene dal citare l’usus internazionale. Infatti, se guardassimo alla Finlandia (dove vige un sistema «percentuale»), alla Svizzera, alla Carinzia, ad alcune autonomie spagnole, vediamo che normalmente si prende a riferimento proprio l’ambito comunale — come per definire la denominazione ufficiale di uno stato non si parte dal livello internazionale (da come gli altri chiamano quello stato), ma dalla situazione nazionale.

    *) pur riconoscendo 1) che lo statuto parla di bilinguismo nella provincia di Bolzano, e che 2) forse le scelte a livello di toponomastica della provincia di Trento verrebbero censurate dalla consulta, se impugnate — ma anche questo rimane appunto da verificare.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL