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  • Sudtirolo liberato dalla «tirannia» austroungarica.

    Il consigliere Alessandro Urzì di A. Adige nel Cuore (AAnC, già Alleanza Nazionale, PDL e FLI) definisce l’annessione del «Trentino Alto Adige» (e dunque anche del Sudtirolo) all’Italia «liberazione dall’oppressione austrungarica». Con tale giudizio si mette contro il consenso storiografico e contro quanto affermato, a maggioranza quasi totale (97%), dalla dieta sudtirolese, accodandosi all’oltranzismo nazionalista più estremo.

    Sono affermazioni incredibili e inaccettabili da parte di un membro del consesso parlamentare sudtirolese, a oltre 70 anni dalla fine del fascismo, quando è assodato che la popolazione, a stragrande maggioranza germanofona (l’89% secondo l’ultimo censimento austriaco del 1910, il 76% secondo il primo censimento italiano del 1921), sarebbe andata incontro, di lì a poco, a una brutale politica di snazionalizzazione da parte del regime mussoliniano. Oggi si chiamerebbe «pulizia etnica».

    Vale la pena ricordare che la popolazione sudtirolese sino ad oggi non ha mai avuto l’opportunità di ratificare o rifiutare, democraticamente, quella che Urzì arriva a definire addirittura una liberazione «dalla tirannia». E, diversamente da ciò che avviene altrove, non sono mai pervenute nemmeno delle scuse da parte dello stato centrale per le ingiustizie perpetrate.

    Nello stesso comunicato stampa (nel quale critica aspramente la volontà del Patt di celebrare i caduti dell’esercito austroungarico) Urzì scrive inoltre che i trentini che combatterono contro l’Italia

    aderirono per paura, convenienza o convinzione, è poco importante, alle operazioni militari di fratelli italiani comandati da generali tedeschi contro fratelli italiani nel momento decisivo in cui si stava compiendo l’opera risorgimentale

    – Alessandro Urzì

    come se l’appartenenza nazionale fosse l’unico criterio immaginabile per giudicare chi stava dalla parte «giusta» e chi da quella «sbagliata» — in quanto comandato da persone di lingua diversa. Pazzesco.

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  • Zweisprachige Schule (II).
    Individuum und Gesellschaft

    Seit vielen Jahren wird in Südtirol verstärkt die zwei- oder mehrsprachige Einheitsschule bzw. die zwei- oder mehrsprachige Schule als Zusatzangebot zu den bestehenden muttersprachlichen Modellen gefordert. In erster Linie sind die Eltern um diesen Dammbruch bemüht, das Südtiroler Sprachbarometer 2014 (Astat) legt sogar nahe, dass eine breite Mehrheit der Gesamtgesellschaft diese Umstellung wünscht. Unklar bleibt jedoch, welches Modell dabei angestrebt wird.

    Grundsätzlich erscheint eine Schule, in der beide Sprachen »gleichermaßen« als Unterrichtssprachen dienen, ein erstrebenswertes Modell. Die Vorteile einer hohen Kompetenz in mehreren Sprachen können für die Einzelne kaum überbewertet werden. Welch positive Auswirkungen ein Schulsystem auf »Immersionsbasis« für die Schülerinnen haben kann, ist längst erwiesen.

    Was jedoch in einem einsprachigen Kontext (in Deutschland oder Frankreich, ja auch in Trient oder Innsbruck) bedenkenlos umgesetzt werden kann, da mehrsprachige und Immersionsschulen in ein sprachlich klar definiertes Umfeld gebettet sind, kann in einem mehrsprachigen Gebiet wie Südtirol, das im nationalen Kontext des italienischen Staates eine sprachlich-kulturelle Sonderrolle einnimmt, zu Spannungen führen und das Risiko der gesellschaftlichen Assimilierung in sich bergen.

    Über kurz oder lang wird die mehrsprachige Schule, falls sie eingeführt wird, wohl kaum nur auf ein »Zusatzangebot« beschränkt bleiben. Kaum jemand wird sich diesem Schulmodell entziehen können, sobald es existiert, denn Eltern, die ihren Nachwuchs in eine Schule des heutigen, »alten« Modells schicken, nimmen dann eine Benachteiligung ihres Kindes im Vergleich zu anderen billigend in Kauf — sowohl in der Gesellschaft, als auch bei der Arbeitssuche. Die »einsprachig« deutsche und italienische Schule nach heutigem Modell blieben dann voraussichtlich Horte nationalistischer Hitzköpfe, wo Eltern auf Kosten ihrer Kinder Politik betreiben. Eine möglichst gute Vermittlung der »Zweitsprache« wäre dort wohl kaum noch Hauptziel, haben sich die Eltern doch ausdrücklich gegen eine mehrsprachige Schullaufbahn entschieden.

    Falls aber mehrsprachige Schulen Aufnahmetests durchführen würden, um die Überforderung weniger gut vorbereiteter oder schlechter talentierter Kinder zu vermeiden, ist mit einer sprachlichen Mehrklassengesellschaft zu rechnen, in der einige vom öffentlichen (!) Schulsystem mit besseren Voraussetzungen fürs Leben ausgestattet werden, als andere. Auch dies wäre wohl kaum wünschenswert.

    Eine Umstellung des Schulsystems darf jedenfalls nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wer von den unzweifelhaften Vorteilen der Immersion fürs Individuum undifferenziert auf ebenso große Vorteile für die Gesamtgesellschaft schließt, nimmt eine Abkürzung, die unter Umständen in eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit führen könnte.

    Die Folge eines mehrsprachigen öffentlichen Schulmodells kann (zunächst) nichts anderes sein, als eine durch und durch mehrsprachige Gesellschaft. Ein Idealzustand für ein Land wie Südtirol, wo mehrere Sprachen beheimatet sind. Ein Idealzustand jedoch, der ohne die nötigen Vorkehrungen das Risiko in sich birgt, zumindest eine Sprache endgültig auszulöschen. Heute gibt es hierzulande ein in seiner Art zwar verbesserungswürdiges, jedoch sehr fein austariertes Gleichgewicht zwischen den Sprachen, das mit einem neuen Schulsystem schnell aus den Fugen geraten kann.

    Weltweit sind durch und durch mehrsprachige Gesellschaften — wo also die Mehrsprachigkeit der Gesamtheit auch einer völligen Mehrsprachigkeit jeder Einzelnen entspricht — eine winzige Ausnahme, die über längere Zeiträume kaum aufrecht zu erhalten ist. Bereits wenn zehn perfekt Mehrsprachige an einem Tisch beisammensitzen, wird sich aus Bequemlichkeit und Rationalität in kürzester Zeit eine der von allen beherrschten Sprachen zu Lasten der anderen durchsetzen. Aus welchem Grund sollte eine ganze Gesellschaft im Alltag den Aufwand betreiben, mehr als eine Sprache aktiv zu benutzen, wenn sämtliche Mitglieder (zumindest) eine dieser Sprachen perfekt beherrschen? Im Falle einer Minderheit in einem Nationalstaat scheint dies sogar unmöglich. Und auf welcher Grundlage sollte man noch sprachliche Sonderrechte einfordern, wenn sämtliche Bürgerinnen auch die Staatssprache auf muttersprachlichem Niveau beherrschen?

    Risikomanagement

    Wir haben in Südtirol einen großen Schatz, den man »gesellschaftliche Mehrsprachigkeit« nennen könnte. Dieser Schatz resultiert heute aus einer unvollkommenen »individuellen Mehrsprachigkeit«, die es deshalb attraktiv macht, auch im Alltag mehr als eine Sprache zu verwenden. Auf Dauer mag diese Situation manchen nicht befriedigend scheinen, da sie einem besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt im Weg steht.

    Aber: Wir haben eine einigermaßen gesunde Patientin — und eine sofortige Behandlung, durch die wir jedoch ihren vorzeitigen Tod riskieren. Wollen wir tatsächlich Hand anlegen? Oder sollten wir vielmehr zuerst die Risiken minimieren?

    Die beste Voraussetzung für die Zusammenführung der gesellschaftlichen und der individuellen Mehrsprachigkeit wäre wohl die staatliche Unabhängigkeit; nicht die Unabhängigkeit per se, sondern eine speziell auf Kohäsion und Inklusion bedachte, konstitutiv auf Pluralismus ausgerichtete Version. Eine Sofortlösung könnte man hingegen bedenkenlos unterstützen, wenn es eindeutige Zeichen gäbe, dass sie glücken würde.

    Eine mögliche Alternative im Rahmen des Nationalstaats wäre das katalanische Modell, das ein hohes Maß von gesellschaftlicher und individueller Mehrsprachigkeit mit einem starken gesellschaftlichen Zusammenhalt vereint. Der Dreh- und Angelpunkt dieses Modells ist eine Einheitsschule mit »Content and Language Integrated Learning« (CLIL) und einer stark asymmetrischen Sprachgewichtung zugunsten des Katalanischen, also der nicht-nationalen Sprache. Die Einsicht, die katalanische und kastilische Eltern bzw. Politikerinnen eint, ist die, dass die Asymmetrie einem Kippen innerhalb des spanischen Nationalstaats (Kippen zugunsten der spanischen »Staatssprache«) am besten verhindern kann, da auf regionaler Ebene dem staatlichen Ungleichgewicht entgegengesteuert wird.

    Diese Art der Sprachpolitik beschränkt sich jedoch nicht auf die Schule, sondern zielt darauf ab, eine tatsächlich mehrsprachige Gesellschaft durch eine tatsächliche Asymmetrie »im Kontext« zu unterstützen. Katalonien hat eine offiziell definierte Landessprache (Katalanisch). Im Autonomiestatut ist zwar auch die kastilische Sprache als Amtssprache definiert, eine Ungleichbehandlung (»affirmative action«, also positive Diskriminierung) ist jedoch erlaubt und ganz im Sinne der Wahrung eines faktischen Gleichgewichts.
    Das Südtiroler Autonomiestatut nach dem Proporzmodell erlaubt hingegen kein solches Korrektiv: Die beiden gleichgestellten Sprachen sind immer und überall gleich zu behandeln. Im Zweifelsfall, auch dies belegt das Sprachbarometer, geht dies eher zu Lasten der Minderheitensprachen. Eine Politik, die schnell und flexibel auf Fehlentwicklungen reagieren kann, ist damit nahezu ausgeschlossen.

    Eine asymmetrische — behutsam an hiesige Verhältnisse angepasste — Gesamtlösung nach katalanischem Vorbild wäre wahrscheinlich ein guter Wegbereiter für die eventuell anzustrebende Unabhängigkeit und Schaffung einer durch und durch »idealen«, also auch auf individueller Ebene mehrsprachigen Gesellschaft. Ohne den nötigen Sicherheitsabstand zu jedem Nationalstaat (und dazu gehört im Rahmen der Autonomie als absolute Mindestvoraussetzung die primäre Zuständigkeit für Schule und Bildung) sind aber undifferenzierte Abkürzungen abzulehnen.

    Dieser Text ist die aktualisierte und erweiterte Fassung eines älteren Blogbeitrags und ist in ähnlicher Form in der POLITiS-Publikation »Mehr Eigenständigkeit wagen – Südtirols Autonomie heute und morgen« erschienen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01 02 03 04 05



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  • Abgasskandal — Aktueller Stand.

    hat bereits frühzeitig über den Abgasskandal berichtet, langsam, zu langsam, lichtet sich der Nebel um manipulierte Grenzwerte, ohne dass jedoch konsequent die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden. VW steht am Pranger, ist jedoch beileibe nicht das einzige Unternehmen, das Auffälligkeiten aufweist, vielmehr scheint es ein flächendeckendes Phänomen zu sein. Fiat zum Beispiel macht es sich laut Deutscher Umwelthilfe besonders leicht und schaltet beim Fiat 500X nach 22 Minuten die Abgasreinigung komplett ab; der Prüfzyklus dauert etwa 20 Minuten. Zu hohe Emissionen weisen aber fast alle Dieselmodelle auf.

    Die ZDF-Sendung Frontal 21 deckte auf, dass Diesel-Pkw häufig schmutziger als Lkw sind, im konkreten Fall wurde ein Mercedes-Pkw (C220 Bluetec) mit einem Mercedes-Lkw (Actros) verglichen, wobei der Pkw im Realbetrieb 640 mg Stickoxid ausstieß, währenddessen der Lkw auf 250 mg kam.

    Höhere Stickoxid-Werte auf der Straße

    Heute sind Lkw dank neuer Gesetze sauber – viel sauberer als Diesel-Pkw. Das zeigen europäische Studien, die Frontal21 vorliegen. Demnach ist beispielsweise der Mercedes-Benz Actros 1848 , ein 18-Tonner der Schadstoffklasse Euro 6, auf der Straße viel sauberer als ein Mercedes C 220 CDI – ebenfalls Euro 6

    Moderne Lastwagen unterschreiten die gesetzlichen Grenzwerte auf der Straße, moderne Diesel-Pkw hingegen überschreiten die Grenzwerte auf der Straße um ein Vielfaches. Dabei nutzen viele moderne Dieselautos die gleiche Abgasreinigungstechnik wie Lkw: den sogenannten SCR-Kat mit Harnstoff-Eindüsung.Frontal21 macht den Test mit einem Opel Insignia Turbodiesel, Euro 6. Der hat einen SCR-Kat mit Harnstoff-Eindüsung – beste Voraussetzung also bei den Stickoxiden im Straßenbetrieb den Grenzwert einzuhalten. Beim ADAC-Ecotest allerdings hat der Opel Insignia den Stickoxid-Grenzwert um das Dreifache überschritten. Das Ergebnis der Frontal21-Stichprobe: Nach 3.800 Kilometern Fahrt hat der Opel 1,35 Liter Harnstoff, sogenanntes AdBlue, verbraucht. Das ergibt, bezogen auf den Kraftstoffverbrauch, einen AdBlue-Verbrauch von nur 0,57 Prozent. Viel weniger als moderne Lkw brauchen, um sauber zu sein: bis zu sieben Prozent.

    Quelle: ZDF

    Übernommen von: ZDF.

    Dieses Verhalten hat natürlich auch Auswirkungen auf Südtirol, konkret auf die Transitpolitik. Das Amt für Luft und Lärm wäre gut beraten, diese Erkenntnisse in eine Simulation einfließen zu lassen; vielleicht müsste dann viel mehr über eine Geschwindigkeitsreduktion bei den Pkw nachgedacht werden, sollten diese die Hauptverursacher der zu hohen Stickoxidemissionen entlang der Autobahn sein und nicht das Lieblingsfeindbild Lkw.

    Inzwischen überlegen einige deutsche Städte, welche zu hohe Stickoxidbelastungen aufweisen, eine blaue Umweltplakette einzuführen; damit dürften Diesel-Pkw nicht mehr in die Innenstädte fahren. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte sich jeder genau überlegen, ob er sich noch ein Dieselfahrzeug anschafft; zu hoch sind die Risiken, damit in Zukunft nur mehr eingeschränkt fahren zu dürfen.



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  • Zweisprachigkeitsverstöße (und Wegweiser).

    Wie es heißt, wird an einer neuen Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut gearbeitet, auf deren Grundlage die Zuständigkeit für die Sanktionierung von Zweisprachigkeitsverstößen vom Regierungskommissariat ans Land übergehen würde. Aus autonomiepolitischer Sicht wäre dies eine sehr sinnvolle und zu begrüßende Entwicklung. Es handelt sich dabei um eine Kompetenz, die etwa die Generalitat de Catalunya bereits innehat.

    Der A. Adige zitierte gestern Senator Francesco Palermo folgendermaßen:

    La norma è giusta: il bilinguismo va rispettato, dagli uffici ai “bugiardini” dei medicinali, un aspetto su cui molto si è discusso in passato. Potrei quindi votare contro? No, certo. Però non vivo sulla luna e metto insieme alcuni segnali, che non mi piacciono. Sento spirare un’aria unilaterale in queste discussioni, come se il bilinguismo venisse rivendicato solo quando manca il tedesco e non quando si modifica radicalmente la segnaletica di montagna. Mettendo insieme i tasselli ne esce un quadro di mancato rispetto di un territorio multilingue.

    Zuerst der Hinweis, dass sowohl wir, als auch viele andere, die gegen die Wiedereinführung der flächendeckenden tolomeischen Zweinamigkeit waren, sehr wohl von Anfang an dafür plädiert haben, die Zweisprachigkeit auf den Wanderschildern wiederherzustellen. Dass die Zweisprachigkeit nur dann verlangt würde, wenn die deutsche Sprache fehlt, ist schon deshalb (aber nicht nur deshalb) absoluter Schwachsinn. Die Kampagne auch und gerade des A. Adige war damals etwas vom aggressivsten, was wir in diesem Land erleben mussten. Die Regierung Berlusconi drohte sogar mit dem Einschreiten des Militärs, um die Wegweiser auszutauschen.

    Und trotzdem: Auch das Regierungskommissariat verhängte damals keine Strafen und das Landesgericht stellte das Verfahren ein, weil die Schilder keinen Gesetzesverstoß darstellten.

    Eine entspannte gesellschaftliche Diskussion über Zweisprachigkeit und Zweinamigkeit auch und gerade auf den Wanderschildern wäre sicherlich angebracht. Aber gerade dem A. Adige gegenüber — der damals den gesellschaftlichen Zusammenhalt für seine Maximalforderungen bewusst zur Disposition gestellt und beschädigt hat — zu behaupten, protestiert werde nur in eine Richtung, ist richtig dreist.

    Nicht zuletzt sprechen die verfügbaren Daten, die einschlägigen Bestimmungen (keine Gleichstellung der deutschen Sprache in vielen Bereichen, angefangen beim Konsumentinnenschutz) und auch nicht-repräsentative Beispiele dafür, dass die lingua franca nazionale in Südtirol sicher nicht das Nachsehen hat.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • K33: Minderheitenschutz.

    Am Freitag (8. Juli 2016) fand in der Eurac die letzte Konventssitzung vor der Sommerpause statt. Thema war der Minderheitenschutz, ein recht brisantes Thema, von dem ich mir einige kontroverse Dikussionen erwartete. Riccardo Dello Sbarba (Grüne) riss sogleich das Wort an sich und forderte in einem 4-Punkte-Programm die Aufweichung der Schutzbestimmungen. Er betonte, dass sich die gesellschaftliche Situation seit 1972 geändert habe, die Gesellschaft sei mobiler, das Machverhältnis Staat-Region-Land habe sich geändert, der Minderheitenschutz habe nicht mehr vorrangigen Charakter, sondern der Mensch müsse die Freiheit der Entscheidung (»libertà  di scelta«) haben. Aus diesem Grund forderte Dello Sbarba, dass die Bürger sich frei entscheiden können sollten, welche Schule sie besuchen, beispielsweise auch eine mehrsprachige Schule. Weiters sollten die Südtiroler Jugendlichen nicht mit 18 Jahren dazu verpflichtet werden, die Sprachgruppenerklärung abzugeben. Da dies viele vergäßen, würden sie für 18 Monate gesperrt, sodass häufig eine öffentliche Stelle nicht angetreten werden könne. Die Ansässigkeitspflicht für vier Jahre sollte reduziert sowie der Proporz und der Zweisprachigkeitsnachweis hinterfragt werden.

    Luis Durnwalder (SVP) konterte sofort und verwies darauf, dass der Minderheitenschutz die Grundlage unsere Autonomie sei und ein Erfolgsmodell darstelle. Neue Lösungen sollten aber nicht in das Statut hineingeschrieben werden, sondern pragmatisch im Rahmen der Regierungstätigkeit ermöglicht werden. Neue Schulformen könnten ja zum Beispiel schon heute praktiziert werden ohne in das Statut einzugreifen. Ganz klar wandte sich Durnwalder gegen eine Aufweichung der Schutzbestimmungen.

    Roberto Bizzo (PD) argumentierte ähnlich wie Dello Sbarba, immer wieder wurde auch der Ärztemangel angeprangert, welcher durch eine Aufweichung des Proporzes bzw. der Zweisprachigkeitsvorschriften behoben werden sollte. Für mich völlig unverständlich, denn erstens ist der Ärztemangel ein europaweites Phänomen und zweitens kann man — wie auch Durnwalder betonte — von Akademikern sehr wohl verlangen, dass sie entweder Deutsch oder Italienisch lernen. Auffallend war die Diskrepanz zwischen deutscher und italienischer Seite, was die Ausrichtung der Schulen betrifft. Während die italienischen Vertreter die mehrsprachige Schule forderten, wurde dies von deutscher Seite fast ausnahmslos abgelehnt. Experimente wie CLIL sollten hinterfragt werden, für mich sind auch die aktuellen Ergebnisse des Invalsi-Tests an den italienischen Schulen ein Grund, vieles zu hinterfragen. Dies waren auch vor allem meine Kritikpunkte, ich forderte dazu auf, die ständigen Experimente an den Schulen zu unterlassen und endlich einmal die aktuelle Sprachsituation im Lande und in den Schulen systematisch und professionell zu erheben. Zudem erscheint mir die Fixierung auf den Sprachunterricht in den Schulen völlig überzogen, von Mathematik und Naturwissenschaften als viel wichtigere Kompetenzen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes (das Lieblingsthema Bizzos) wird niemals gesprochen.

    Wolfgang Niederhofer argumentierte sehr geschickt und widersprach vor allem auch Dello Sbarba, den er vor einem »autonomiepolitischen Neoliberalismus« warnte; Dello Sbarba nahm diese Kritik ernst und versprach, darüber nachzudenken.

    Die Sitzung verlief aus Sicht der meisten Teilnehmenden zum wiederholten Mal sehr konstruktiv und war in vielen Punkten durch Konsens geprägt. Vor allem bemerkenswert war für mich die Aussage Dello Sbarbas zum Minderheitenschutz: »Non nego il successo di questo strumento«. Erstaunlich, wie sich doch die Meinungen im Laufe der Zeit ändern können. Der Mensch ist lernfähig, ein hoffnungsvolles Zeichen!

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