→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

  • Wir zahlen auch den Nationalpark.

    Heute berichtete das Tagblatt A. Adige, das italienische Umweltministerium habe sich beim Übergang des Nationalparks Stilfser Joch an Südtirol, Trentino und Lombardei quergelegt. Dabei hat die SVP den Übergang schon seit der Ära Durnwalder mehrmals als Erfolg verkauft, fast so als wäre die Angelegenheit längst unter Dach und Fach.

    Interessant ist der heutige Bericht aber vor allem aus einem anderen Grund: Quasi im Vorbeigehen erwähnt der A. Adige, dass lediglich die Verwaltungsbefugnisse auf die Länder übergehen würden. Und: Dass Südtirol und Trentino die Kosten auch für den größten der drei Teile, den lombardischen, übernehmen müssten. Um also rein administrative Befugnisse über den Südtiroler Teil zu erlangen, übernehmen wir nicht nur dafür die Kosten, sondern zusammen mit dem Trentino für den gesamten Park. Wenn das wirklich stimmt — wie will man das vor den Südtirolerinnen rechtfertigen?

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Hier verzichten, dort draufzahlen.

    Soeben haben wir erfahren, dass das Land auf Milliarden verzichtet, die ihm der Staat eigentlich schulden würde. »Verzichtet«, und zwar endgültig, nicht vorläufig. Erstaunliche Begründung: Der Staat hat das Geld sowieso nicht, also hätten wir es eh nur auf dem Papier gehabt. Stimmt, der italienische Staat hat ein massives Liquiditätsproblem, doch man hätte auch eine längere Frist vorsehen oder aber verlangen können, dass er seine Schulden etwa mit der Übergabe von Liegenschaften abstottert. Davon besitzt er — wie wir wissen — zu viele. Deren Abgabe ans Land würde ihn nicht nur keine Liquidität kosten, sondern beim Sparen helfen, da Erhaltung und Instandhaltung von nicht genutzten Immobilien mitunter teuer ist.

    Doch jetzt wird publik, dass das Land, während es dem Staat Milliarden erlassen soll, noch einmal tief in die Tasche (in unsere Tasche!) greifen muss, um ungenutzte Militärareale übernehmen zu können. Mal davon abgesehen, dass die Region Aosta solche Grundstücke kostenlos erhält, hätte man wenigstens darauf bestehen müssen, dass diese Güter dazu dienen, die milliardenschweren Schulden des Staates mit den Südtirolerinnen abzutragen. Ein »Ankauf« durch Errichtung hunderte Millionen teurer Wohnungen fürs Militär ist dagegen blanker Hohn. Während es im Lande längst an die Substanz geht und grundlegende Sozialleistungen gestrichen werden müssen, wirft die Regierungsmehrheit Südtiroler Steuergelder einfach zum Fenster hinaus.

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Das Finanzabkommen im Wortlaut.

    Hier ist das neue Finanzabkommen zwischen Italien und Südtirol:

    finanzabkommen

    PDF-Datei herunterladen

    Einige Erkenntnisse daraus:

    • Punkt 5: Die IMU-Mehreinnahmen sind auch weiterhin an den Staat abzuliefern (sollte eigentlich GIS/IMI heißen).
    • Punkt 10: Im Jahr 2015 muss das Land dem Staat 476,4 und in den Jahren 2016-2017 477,2 Millionen überweisen.
    • Punkt 12: Ab 2023 wird der Beitrag jährlich (!) auf Grundlage der Staatsverschuldung neu ermittelt.
    • Punkt 13: Trotz Umkehrung des Kassenprinzips kann der Staat, wenn das Land nicht rechtzeitig überweist, geschuldete Gelder einfrieren oder direkt auf die Einnahmenagentur zurückgreifen.
    • Punkt 14: Der Staat kann den Beitrag des Landes im Falle außerordentlicher finanzieller Erfordernisse eigenmächtig um bis zu 10% anheben, umfangreichere Erhöhungen muss er hingegen mit dem Land vereinbaren. Eine nicht überschreitbare Obergrenze von 10%, wie vom Landeshauptmann kommuniziert, gibt es demzufolge nicht.
    • Punkt 15: Das Land verzichtet auf alle vor Unterzeichnung des Abkommens eingereichten Verfassungsklagen. Falls doch ein Urteil ergeht, verzichtet das Land in jedem Fall auf die Gelder und selbst wenn andere Regionen erfolgreich gegen eine Bestimmung klagen, verzichtet das Land auf die positiven Auswirkungen.
    • Punkt 18: Zum Zwecke der Einhaltung der EU-Finanzkriterien kann der Beitrag noch einmal um zusätzliche 10% angehoben werden.
      Außerdem kann der Staat für außerordentliche Ausgaben in Bereichen, für die das Land nicht zuständig ist, zeitlich beschränkt neue Abgaben einführen oder Hebesätze anheben; die sich daraus ergebenden Mehreinnahmen gehen ausschließlich an den Staat.

    Das ist wirklich ein Sicherungspakt: Bislang mussten wir Jahr für Jahr bangen, ob uns der Staat ausnimmt. Jetzt wissen wir es hingegen mit Sicherheit.

    Die Regierungsmehrheit setzt gerade die Zukunft der Südtirolerinnen und Südtiroler sehr ernsthaft aufs Spiel.

    Cëla enghe: 01 02 03



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Furchtbarer Nachgeber.
    Quotation

    Hätten Sie das Abkommen unterzeichnet, wenn Sie an den Finanzverhandlungen teilgenommen hätten?

    Ich bin ein furchtbarer Nachgeber und hätte es wahrscheinlich billiger unterschrieben. Ich bin der Meinung, dass wir gut bedient sind. Und wenn der Staat Geld braucht, muss er es auch irgendwo herholen. Aus Südtiroler Sicht war es besser, dass man mich nicht geschickt hat, denn mit Finanzen kenne ich mich einfach nicht aus. Aber der LH hat mich oft informiert.

    Florian Kronbichler in der Tageszeitung vom 17.10.14

    Wenigstens ist er ehrlich — ich frage mich allerdings, was er so in Rom macht. Dieses Abkommen wird die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zukunft Südtirols mehr beeinflussen, als sich viele heute ausmalen können. Ich erwarte mir von einem Volksvertreter ein größeres Engagement, wenn z.B. 2.000 Menschen in Innichen wegen 30 Mio. Euro auf die Straße gehen und gleichzeitig das Hundertfache “irgendwo hergeholt” wird.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Brigitte Foppas merkwürdige Wahlfreiheit.

    Heute ist auf der ersten Seite des Tagblatts A. Adige ein Brief der Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa erschienen, in dem sie die Bezeichnung »sudtirolesi nel mondo« kritisiert, die kürzlich in ein Gesetz eingeflossen war. Schließlich sollte man, so die Grüne, den Menschen die Freiheit lassen, sich als »altoatesini« oder als »sudtirolesi« zu fühlen. Dazu einige Bemerkungen:

    • Es ist geradezu ironisch, dass sich eine Grüne über die erstmalige amtliche Benutzung einer Bezeichnung echauffiert, die auf Alexander Langer zurückgeht.
    • Langer hatte die Landesbezeichnung benutzt, weil sie einerseits korrekter, andererseits aber auch inklusivistischer ist. Foppa schießt sich also auf eine einschließende Bezeichnung ein, die es gestattet, das Land gemeinsam zu benennen, anstatt getrennt.
    • Die Benutzung von »Sudtirolo« und »sudtirolesi« in einem Gesetz verbietet es den Menschen nicht, sich als »altoatesini« zu fühlen.
    • Doch der eklatanteste Widerspruch ergibt sich daraus, dass bis heute — in der offiziellen Landesbezeichnung, in Gesetzen und amtlichen Publikationen — (nahezu) ausschließlich von »A. Adige« und »altoatesini« die Rede ist. Merkwürdigerweise hat sich Foppa bislang nie an der Entmündigung gestört, an der mangelnden Freiheit, sich auch als »sudtirolesi« fühlen zu können. Ist aber in einem einzigen Gesetz statt von »altoatesini« von »sudtirolesi« die Rede, sieht die grüne Landtagsabgeordnete die Wahlfreiheit gefährdet. Eine merkwürdige Freiheit ist das, wenn sie so einseitig ist.

    Cëla enghe: 01 || 01 02 03 04



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Finanzabkommen — erste Fakten.

    Gestern wurde zwischen dem Staat und dem Land Südtirol ein Finanzabkommen ausgehandelt, welches die zukünftigen Beziehungen bezüglich Steuereinnahmen und Beteiligung an den Staatsschulden regelt. Dieses Abkommen muss noch vom römischen Parlament und vom Landtag abgesegnet werden und ist damit noch nicht in Kraft.

    Im Moment ist es noch sehr schwierig klare Aussagen über die Regelung zu erhalten. RAI Südtirol und LH Kompatscher haben folgende Eckpunkte kommuniziert, ich versuche sie widerzugeben — ohne Garantie auf Vollständigkeit/Korrektheit:

    • Das Land Südtirol beteiligt sich bis zum Jahr 2023 mit jährlich 476 Mio. Euro am Staatsdefizit.
    • Alle Klagen von Seiten des Landes werden zurückgezogen.
    • Auf die mittlerweile auf rund 3 Mia. Euro an angehäuften Verbindlichkeiten des Staates gegenüber dem Land wird verzichtet, laut Kompatscher aber macht das effektiv “weniger als die Hälfte” aus, da der Staat den Rest zurückzahlen muss.
    • Südtirol wird sich bis 2018 mit jährlich 800 Mio. Euro beteiligen, der Staat zahlt dann die Differenz zu den 476 Mio. Euro mit jährlich 20 Mio. zurück. Die dürfte dann bei 324*3=972 Mio. ca. 50 Jahre (ohne Zinsen) dauern, bis unser Vorschuss beglichen ist.
    • Wir beteiligen uns mit 0,6% des BIP an der Staatsschuld (deshalb die 476 Mio.). Im Verhältnis zum Trentino zahlen wir mehr.
    • Das Land bekommt in Zukunft direkt die 90% der Steuereinnahmen zugesprochen, Italien kann laut Kompatscher keine weiteren Sparmaßnahmen gegenüber Südtirol beschließen.
    • Im nächsten Atemzug wird aber angemerkt, dass der Staat bei Überschreitung der 3%-Defizit-Regel laut Vertrag von Maastricht einen Aufschlag von max. 10% von den 476 Mio. Euro (also 47,6 Mio.) verlangen kann.
    • Die Regelung wird durch einen Briefwechsel zwischen Österreich und Italien abgesichert.

    Soweit die Verlautbarungen, es bleiben aber viele Fragen offen. Zum Beispiel:

    • Wie wasserdicht ist diese Regelung, bereits das Mailänder Abkommen wurde ja nicht eingehalten.
    • Wir verzichten auf etwa 2 Mia. Euro an Verbindlichkeiten, eine enorme Summe angesichts der Sparmaßnahmen, die das Land setzen muss.
    • Die Beteiligung von 0,6% an der Zinslast des Staates ist ein Parameter der in Zukunft zu noch höheren Zahlungen führen wird.
    • Ebenso ist es unwahrscheinlich, dass Italien in Zukunft die 3%-Regel von Maastricht einhalten wird.
    • Ist das schon wieder alternativlos? Wäre eine Schuldenübernahme, die dann durch das Land selbst beglichen wird (so wie es Widmann einmal vorgeschlagen hat) nicht langfristig die billigere Lösung?

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • 9N: »Tu participes, tu decideixes.«

    Erst gestern hatte der katalanische Präsident Artur Mas in einer Pressekonferenz angekündigt, dass am 9. November (9N) sehr wohl eine Abstimmung über die Zukunft des Landes stattfinden wird, auch wenn diese nicht auf Grundlage des vom spanischen Verfassungsgericht ausgesetzten Bürgerbeteiligungsgesetzes durchgeführt werden kann. Nur einen Tag später schaltete die Generalitat eine Webseite online, die das neue Verfahren beschreibt und es Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, sich freiwillig als Stimmhelfer zu melden. Den auf der Seite enthaltenen Informationen zufolge werden alle Menschen abstimmen können, die in Katalonien ansässig sind und das 16. Lebensjahr vollendet haben. Bereits vorher war durchgesickert, dass — aus rechtlichen Gründen — die unmittelbaren Wahlhandlungen nur von Freiwilligen durchgeführt werden sollen. Um sein Stimmrecht wahrnehmen zu können, wird man sich (wie in Schottland) vorher registrieren müssen. Aufgrund der knappen Frist soll dies aber auch am Stimmtag selbst möglich sein. Regierungssprecher Francesc Homs sagte heute der Presse, die Generalitat halte diese Art der Volksbefragung für nicht anfechtbar.

    Es ist erstaunlich, wie beharrlich die katalanische Regierung an der Abstimmung festhält und dafür auch Umwege in Kauf nimmt. Mindestens genauso erstaunlich ist es, dass eine westliche Demokratie noch im 21. Jahrhundert eine (nicht bindende) Willensäußerung mit allen Mitteln verhindern will — und die internationale Gemeinschaft völlig passiv bleibt.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • 9N, der neue Plan.

    Nachdem die katalanische Regierung beschlossen hatte, die auf Grundlage des neuen Bürgerbeteiligungsgesetzes anberaumte Volksbefragung abzusagen, da sie vom spanischen Verfassungsgericht vorläufig aufgehoben wurde, kündigte Präsident Artur Mas eine alternative Abstimmung an. Einige Details darüber, wie diese aussehen könnte, sind inzwischen durchgesickert und wurden von mehreren Medien übereinstimmend wiedergegeben: So sollen sich die Bürgerinnen und Bürger, die an der Abstimmung teilnehmen wollen — wie schon in Schottland — vorher dafür registrieren müssen. Damit würde man die Schwierigkeiten umgehen, die bei der Benutzung der offiziellen Wahllisten entstehen könnten, insbesondere in Bezug auf das Datenschutzgesetz. Zudem sollen die eigentlichen Abstimmungshandlungen von Freiwilligen durchgeführt werden, während sich die Generalitat um die gesamte Logistik kümmern würde.

    ERC-Chef Oriol Junqueras hat inzwischen angekündigt, diesen »neuen 9N« unterstützen zu wollen, wenngleich er unterstrich, dass Mas’ Vorschlag nicht seiner Idealvorstellung von einer Volksbefragung entspreche. Er rief jedoch alle Partner dazu auf, den Zusammenhalt der Selbstbestimmungsbefürworter nicht aufzukündigen.

    Grünen-Chef Joan Herrera lancierte dagegen die Provokation, man könnte die Abstimmung ganz absagen — die Bürgerinnen und Bürger sollten aber am 9. November massenhaft »symbolisch« vor den geschlossenen Wahllokalen Schlange stehen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Grünen den »neuen 9N« nicht mittragen.

    Die CUP hatte sich bereits zuvor positiv geäußert, hat aber noch keine endgültige Zusage erteilt.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL