Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Was die Medien wollen.

    Autor:a

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    9 Comentârs → on Was die Medien wollen.

    Unterschriftenkampagnen mögen zwar konkret nicht unmittelbar etwas erreichen, doch sie schaffen eine kritische Öffentlichkeit und es tut gut, auf diese Weise seinen Protest loszuwerden.

    Besser als Christine Helfer auf Salto hätte man es kaum zum Ausdruck bringen können — dabei hatten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres Artikels gerade einmal 3.500 Bürgerinnen die Petition gegen überhöhte Politikergehälter und Pensionsansprüche unterschrieben. Von »Unterschriften« kann bei Avaaz-Petitionen freilich nur bedingt die Rede sein, nicht nur, weil sie rechtlich bedeutungslos sind, sondern auch, weil das Portal über so gut wie gar keine sicherheitstechnischen Vorkehrungen verfügt, die einen Missbrauch verhindern könnten.

    Auch die großen Südtiroler Print- und Onlinemedien berichteten begeistert von der Petition, die inzwischen (über zwei Wochen nach ihrer Veröffentlichung am 19. Februar) rund 17.100 Unterstützer zählt. Wenn den Medien ein Thema also in den Kram passt — um nicht zu sagen: wenn es von ihnen gesteuert wird — dann sind nicht nur Sicherheitsbedenken plötzlich kein Thema mehr. Auch vergleichsweise geringe Teilnehmerzahlen werden völlig anders beurteilt, als in ähnlich gelagerten Fällen.

    Wir erinnern uns: 56.395 Südtirolerinnen hatten erst kürzlich in einer selbstverwalteten Befragung zum Ausdruck gebracht, dass sie eine amtliche Abstimmung über die staatliche Zugehörigkeit wünschen. Unisono argumentierten die etablierten Medien, dass sich 85% der Wahlberechtigten gar nicht an der Materie interessiert hätten — wenn sie nicht gar pauschal als Selbstbestimmungsgegner gewertet wurden. Nirgends war jedoch zu lesen, dass sich (bislang) nur 4,2% der Südtirolerinnen an der Avaaz-Petition beteiligt haben — obschon:

    • der Aufwand und vor allem die Hemmschwelle geringer sind, als bei der SB-Befragung;
    • die Teilnahme weder auf Südtirolerinnen, noch auf die Wahlberechtigten (ab 18 Jahren) beschränkt ist;
    • die SB-Befragung von Medien und Parteien torpediert und kritisiert worden war, während die jetzige Avaaz-Petition von der Politik ignoriert (und erduldet), von den Medien aber deutlich gepusht wurde und wird.

    Wenige Wochen nach Beendigung der selbstverwalteten Befragung zum politischen Status unseres Landes präsentieren uns also die Medien selbst den Beweis für ihre durch und durch ideologische Berichterstattung. Anders als durch Ideologie lässt sich die diametral entgegengesetzte Rezeption und Bewertung des Bürger-Engagements rational nicht erklären:  Und dieser Machtmissbrauch, diese Willkür in der Beurteilung von Fakten wirft einen sehr sehr dunklen Schatten auf die gesamte etablierte Medienlandschaft unseres Landes.

    Einfache und völlig logische Erkenntnisse wie die eingangs zitierte Feststellung Christine Helfers waren zum Thema Selbstbestimmung leider weit und breit nicht zu lesen. Während sich 17.100 Bürgerinnen (wie es richtig ist) der geballten Aufmerksamkeit sicher sind, werden 56.395 andere nach wie vor totgeschwiegen.



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  • Hang ’em High!

    Autor:a

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    83 Comentârs → on Hang ’em High!

    Ein paar Fragen zur Pensionsdebatte mit der Bitte um Antworten:

    Warum geht bei medial gepushten Themen die Sachlichkeit so schnell baden?

    Es ist erschreckend, dass Menschen in den Internetforen der drei größten Printmedien im Lande ungestraft Mordaufrufe posten können und sich dabei auch noch moralisch überlegen fühlen. Wir hatten diesen Umstand bereits bei der »Stopp der Gewalt«-Kampagne bemängelt und tun dies nun wieder.

    Weshalb kocht der Volkszorn bei 90 Millionen Euro derartig hoch, während bei Milliardenbeträgen kein Mensch auf die Idee kommt, auf die Straße zu gehen, Avaaz-Petitionen zu starten und Facebook-Seiten zu gründen?

    Ohne die unmoralisch hohen Zahlungen bagatellisieren zu wollen, fehlt in der jetzigen Diskussion doch die Verhältnismäßigkeit. Die SEL-Affäre und andere Skandale sowie die einseitig vorgenommenen Einsparungen des Staates besonders während der Amtszeit Mario Montis kosten die Steuerzahler ein Vielfaches der derzeit angeprangerten Summe. Auch wurden in diesen Fällen Gesetze bzw. Verträge gebrochen, was bei den Luxuspensionen nach derzeitigem Informationsstand nicht der Fall ist. Zudem lodert der »Volkszorn« auf Basis journalistisch sehr schwach aufbereiteter Information, die so dürftig und widersprüchlich ist, dass sie eigentlich (noch) keine zwingenden Schlüsse zulässt.

    Warum stehen jetzt (nur) jene am Pranger, die der Rentenkürzung zugestimmt haben und nicht jene, die weiterhin (noch größer) abkassieren, ganz zu schweigen von denjenigen, die die Regelungen »verbrochen« haben?

    Die ominöse online publizierte Liste ist der moderne Pranger. Doch stehen nun auch die richtigen dort? In Österreich ist es Politikern aus gutem Grund gesetzlich verboten, ihnen rechtlich zustehende Zahlungen abzulehnen – nämlich um indirekten Stimmen- und Ämterkauf nach dem Motto »Wer macht’s billiger?« zu verhindern. Wie es scheint, ist das in Italien ähnlich. Was sie danach mit dem Geld machen, ist eine andere Geschichte. Eine rückwirkende Änderung der Regelungen widerspricht jedenfalls dem Grundsatz der Rechtssicherheit in einem Rechtsstaat und wäre somit eine bedenkliche Praxis. Eine »Rückgabe des Geldes« müsste also immer auf freiwilliger Basis erfolgen. Fest steht aber auch, dass sowohl die neue und noch mehr die alte Regelung unverschämt hohe Zahlungen vorsehen. An den Pranger gehören also diejenigen, die diese Regelungen verabschiedet haben bzw. die, die eine weitgehendere Kürzung nicht mittragen wollten, denn eine sehr schlechte Vorgängerlösung macht eine schlechte Nachfolgeregelung nicht besser. Die bloßen Empfänger sind nicht notwendigerweise die Bösen. Hinzu kommt, dass die Regelungen maßgeblich von jener Partei erdacht und getragen wurden, die die Südtirolerinnen und Südtiroler immer und immer wiedergewählt haben. Die Entrüstung ist daher etwas heuchlerisch. Oder um Volker Pispers zu zitieren: »Das sind aber auch Deppen, die wir da immer wählen.«

    Warum ist immer von »Pensionsvorschuss« die Rede?

    Wenn ich die bescheidene mediale Information richtig interpretiere, handelt es sich bei den Millionenzahlungen an Kasslatter Mur, Leitner, Munter, Klotz und Co. nicht um einen Vorschuss sondern um eine Rückzahlung. Die Auszahlungen basieren doch auf der Logik, dass die Politiker in der Vergangenheit Pensionsbeiträge geleistet haben, die den sehr viel höheren Pensionen der alten Regelung entsprechen. Da die »Umsteiger« nun bei Pensionsantritt meist weniger als die Hälfte kassieren werden, haben sie über Jahre hinweg zu viel eingezahlt. Dieses Geld bekommen sie nun zurück. Wäre es ein Vorschuss, müsste sich doch auch ihre Pension — wenn sie dann schließlich das Antrittsalter erreichen — um den entsprechenden Betrag verringern. Das tut sie jedoch meines Wissens nicht. Es stellt sich in diesem Zusammenhang einmal mehr die Frage, ob das Pensionssystem ein »Beitragssystem« ist, wonach ich das ausbezahlt bekomme, was ich mit meinen Zahlungen angespart habe (was aber passiert dann, wenn ich länger lebe als das Geld reicht?) oder ob wir ein umlagefinanziertes »Versicherungssystem« haben, in dem die derzeit Beschäftigten die Pensionen der Menschen im Ruhestand finanzieren. Ein Versicherungssystem lebt auch davon, dass bei manchen der Versicherungsfall nicht eintritt — d.h. dass sie vor Antritt der Pension sterben. Man zahlt also ein, bekommt jedoch nie etwas raus. Ein echter Pensionsvorschuss wäre daher ein Irrsinn. Die Zahlung an die Politiker ist meiner Ansicht nach aber kein solcher. Interessant zu wissen wäre, ob besagtes Geld auch ausbezahlt worden wäre, wenn einer der Empfänger kurz nach Verabschiedung der Regelung gestorben wäre.

    Was ist öffentliches und was ist privates Geld?

    In den vergangenen Tagen wurde die Forderung laut, dass die Politiker das Geld »zurückgeben« sollten. Einige haben bereits angekündigt, dieser Aufforderung nachkommen zu wollen. Sie möchten das Geld an den Regionalrat rücküberweisen. Vielfach ist in der medialen Diskussion von »unserem Geld« die Rede. Tatsächlich werden Politiker aus Steuertöpfen bezahlt. Mit der Bezahlung wird nach meinem Verständnis das öffentliche Geld jedoch zu privatem Geld. Und mit diesem privaten Geld haben die Politiker dann auch in die Pensionskassa eingezahlt. Das »zurückgeben« impliziert irgendwie, dass ich etwas unrechtmäßig erworben hätte. Das ist hier nicht der Fall. Die ganze Angelegenheit ist mehr moralischer denn rechtlicher Natur. Der Verzicht auf privates Geld kann nur freiwillig erfolgen. Alles andere wäre Enteignung. Die Politiker müssen auf Basis ihres Gewissens entscheiden, was sie mit dem Geld machen. Wenn sie es spenden, ist das gut. Ob aber eine Parteispende, wie das SVP-Obmann Theiner vorschlägt, der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln. Obwohl es sich um privates Geld handelt, würde das einer »öffentlichen Parteienfinanzierung« nahe kommen, die bestimmt nicht im Sinne der Bürgerinnen und Bürger ist.

    Wieso wird dieser Family-Fonds als eine so große Errungenschaft präsentiert?

    Das Geld in diesem Family-Fonds ist im Prinzip doch nur ein Kredit, den die Politiker nach der neuen Regelung gewähren. Das Geld steht ihnen nach einer gewissen Zeit nach wie vor zu. Sie kassieren meines Wissens auch Zinsen dafür. Geschenkt ist da gar nichts. Im Übrigen halte ich das für eine sehr zweifelhafte Form der »öffentlichen Finanzierung«.

    Haben die Medien und die Opposition in ihrer Kontrollfunktion versagt?

    Interessant ist auch, dass die Luxuspensionen erst zum Thema wurden, als sie »entschärft« werden sollten. Und auch dabei hat es relativ lange gedauert, bis die Öffentlichkeit Wind bekam. Sowohl Medien als auch Opposition waren bis zum »Aufschrei« vergangene Woche verdächtig ruhig.

    Zusatzfrage: Wieso hängt die Höhe der Zahlungen von der Lebenserwartung ab?

    Wie gesagt, ich erhebe mit meinen Feststellungen nicht den Anspruch auf Unfehlbarkeit. Vielmehr möchte ich Antworten auf diese Fragen, denn davor sehe ich mich außer Stande, mir ein endgültiges Urteil zu bilden (was aber sehr viele im Lande offensichtlich trotzdem schon getan haben). Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum die Höhe der Auszahlungen von der Lebenserwartung abhängig ist und nicht ausschließlich von der Anzahl der Jahre, in denen eingezahlt wurde. Die Berücksichtigung der Lebenserwartung macht einen Teil der Zahlungen doch tatsächlich zu einem Vorschuss.



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  • EU-Mitgliedschaft: Erneute Stellungnahmen.

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    9 Comentârs → on EU-Mitgliedschaft: Erneute Stellungnahmen.

    Seit der scheidende EU-Kommissionpräsident kürzlich behauptet hatte, der Verbleib Schottlands in der EU wäre im Falle seiner Loslösung von Großbritannien »schwierig, wenn nicht gar unmöglich«, steht er dauerhaft in der Kritik. Vor wenigen Tagen hatten wir die Position des unionistisch eingestellten Economist wiedergegeben, nun berichtet Herald Scotland von zwei weiteren gewichtigen Stellungnahmen.

    So habe Václav Klaus, ehemaliger Präsident Tschechiens, während einer Konferenz über Sezessionsbewegungen in Europa, die in Österreich stattgefunden habe, mitgeteilt, für ihn sei völlig klar, dass Schottland und Katalonien in der EU verbleiben würden, wenn sie die Unabhängigkeit erlangten. Auf eine Frage von Professor Charlie Jeffery (Edinburgh University) habe Klaus zudem geantwortet, er finde es arrogant, wenn die EU behaupte, Schottland und Katalonien wären als EU-Mitglieder nicht willkommen.

    Herald Scotland berichtet auch von einer weiteren Stellungnahme: Die Vorsitzende der französischen Senatskommission für Außenpolitik, Verteidigung und Streitkräfte, Mme. Garriaud-Maylam, habe Spanien und Großbritannien beschuldigt, hinter Barrosos Aussagen zu stehen. In einer offiziellen Senatsdebatte sagte sie laut Herald: »Die von Barroso vorgebrachten Drohungen sind unangemessen und aufgrund des Drucks aus Spanien und England zustandegekommen. London ist zunehmend besorgt. Sie [die Drohungen] sind nicht glaubhaft. Wenn sich Schottland für die Unabhängigkeit entscheidet, wird es in der Europäischen Union bleiben. Das wäre [auch] im Interesse Englands.«

    Garriaud-Maylam habe darauf hingewiesen, dass Staaten mit eigenen ‘separatistischen Sorgen’ (wie Spanien, Belgien und Italien) die Aufnahme womöglich nicht erleichtern würden. »Große Mitgliedsstaaten werden versuchen, den Status Quo zu erhalten. Der Realismus dieser Verlautbarungen [Barrosos] muss aber bezweifelt werden, wenn man die praktischen Folgen einer Aufhebung der EU-Kooperation betrachtet, die in diesem Fall seit über 40 Jahren existiert und die Schottland aufrechtzuerhalten wünscht.«

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Täglich 6 Millionen pfutsch.

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    37 Comentârs → on Täglich 6 Millionen pfutsch.

    »Es geht um viel Geld, um sehr viel Geld«, oder »Die Volksseele kocht«. So tönte Rai Südtirol in den Abendnachrichten vom 26.02.2014 bzw. im heutigen Morgentelefon. Das Vokabular des A. Adige möchten wir hier besser nicht wiedergeben, es bewegt sich teilweise zwischen Kanaldeckel und dem was darunter entsorgt wird. Auf subtile und weniger subtile Art und Weise will man dort wohl suggerieren, dass zwischen Südtirols politischer Klasse und den gravierenden institutionellen Problemen des Zentralstaates und seiner politischen Klasse kein Unterschied mehr bestünde.

    Aber kommen wir zum eigentlichen Thema. Bei den soeben reformierten Politikerpensionen geht es tatsächlich um viel Geld, aber nicht um so viel Geld, dass Südtirols Zukunft auf dem Spiel steht. Diese wird auf einer ganz anderen Ebene in Frage gestellt, aber darüber verlieren Südtirols Mainstream-Medien keine Worte, obwohl die Daten spätestens seit der »porta a porta« Sendung mit Südtirols LH bekannt sind.

    Seit 2003 ist Südtirol Nettozahler, das heißt das Land Südtirol bezahlt, abzüglich aller öffentlichen Ausgaben, einschließlich der Leistungen des Zentralstaates, mehr Geld an Italien, als hier ausgegeben wird. Im Jahre 2011 belief sich diese Summe auf 1,4 Milliarden Euro, heuer dürfte sie sogar auf über 1,5 Milliarden Euro steigen. Dieses Geld wird vom Zentralstaat eingestrichen, ohne jegliche Gegenleistung und nur geringen Möglichkeiten der Mitsprache über die Verwendung dieser Summen. hat sich immer für Solidarität ausgesprochen. Aber auch Solidarität muss demokratisch legitimiert sein und die Verwendung der hierfür eingesetzten Mittel muss einem nachvollziehbaren Zweck dienen. Derzeit verschwindet das von Südtirols BürgerInnen erwirtschaftete Geld sprichwörtlich in einem Schwarzen Loch.

    Damit nicht genug: Die Staatsverschuldung des Zentralstaates wächst munter weiter. 2012 gab es 50 Milliarden Euro und 2013 gar 80 Milliarden Euro Neuverschuldung. Dies sind im Schnitt 65 Milliarden Euro. Auf Südtirol herabgebrochen ist dies eine Neuverschuldung von ca. 600 Millionen Euro jährlich.

    Im Klartext: Pro Jahr verschlechtert sich die volkswirtschaftliche Lage Südtirols um ca. 2,1 Milliarden Euro. Das sind gute 11% des in Südtirol erwirtschafteten BIP. All das was bis Mitte Februar erwirtschaftet wird ist sprichwörtlich verloren, oder anders ausgedrückt, täglich kostet Südtirol die Zugehörigkeit zu Italien knappe 6 Millionen Euro, 240.000 Euro stündlich oder jeden Bürger Südtirols (vom Kleinkind bis zum Greis) 4.200 Euro jährlich.

    Diese dramatische Situation zehrt mittelfristig unsere Substanz auf. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Entweder über die schnellstmögliche Umsetzung einer vollständigen Steuer- und Finanzhoheit, die das Schicksal Südtirols von der des zentralstaatlichen Haushaltes und der Staatsverschuldung vollständig abkoppelt, oder den Weg in die Unabhängigkeit.

    Unter diesen Rahmenbedingungen wäre unser Land in 10 bis 20 Jahren völlig schuldenfrei, was beinahe traumhafte Perspektiven und Gestaltungsspielräume eröffnen würde.

    LandespolitikerInnen, die glaubwürdig an der Umsetzung dieser Ziele arbeiten, sollen auch angemessene Bezüge erhalten — freilich, Leibrenten, nach römischem Vorbild, soll es zu Recht keine mehr geben, hierfür muss selbst vorgesorgt werden.



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  • Option — und Selbstbestimmung.

    Autor:a

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    55 Comentârs → on Option — und Selbstbestimmung.

    Am Sonntag Nachmittag habe ich die letzte Gelegenheit wahrgenommen, mir im Bozner Stadttheater Option — Spuren der Erinnerung anzusehen. Darin berichteten Zeitzeugen aus ihren Erfahrungen, theatralisch knapp umrahmt von Schauspielern, die sich als Moderatoren und Interviewer verdingten. Obschon das Stück etwas steif daherkam, mit einigen Passagen, die nach einer Rechtfertigung für die Anwesenheit von Schauspielern aussahen, bisweilen gefühlsduselig, anmaßend und — teilweise — unter Ausblendung der Mittäter- und -wisserschaft, halte ich es für einen der gelungensten Beiträge zur Bewusstwerdung und Aufarbeitung in unserem Land.

    Auch in Bezug auf die hier im Blog behandelten Themen war mir das Theaterstück ein Anlass, über die Option nachzudenken. Schließlich wird nicht selten behauptet, eine Volksabstimmung über die Zukunft Südtirols (Selbstbestimmung) wäre für unser Land eine Erneuerung dieses Leids, eine zweite Option. Ein Vorwurf, dem wir bereits grundsätzlich widersprochen haben.

    Angesichts der berührenden Zeugnisse direkt Betroffener habe ich jedoch stärker als je zuvor gespürt und verstanden, wie beleidigend und irreführend es allein schon ist, Selbstbestimmung und Option in einem Atemzug zu nennen. Die Option war im extremst nationalistischen Sinne eine Entscheidung zwischen alles oder nichts, für ganz oder gar nicht. Das war die Apotheose des Nationalen, der völligen kulturellen Reinheit des Menschen und seiner absoluten Entwürdigung im Angesicht eines kranken Weltbildes: ’Du kannst nur entweder oder sein, aber nicht und.’ Kaum irgendwo prallt dieser Irrglaube deutlicher auf Widersprüche, als an den sprachlichen und »ethnischen« Bruchstellen, die sich gerade in den Alpen auf besonders engem Raum verzahnen und überlappen. Und dennoch: Auch hier »musste« getrennt, gesäubert, entflochten werden, was sich nicht trennen, säubern, entflechten lässt. Entweder deutsch oder italienisch, selbst die Ladiner. Und gar noch dümmer: Entweder Deutsche oder (Süd-)Tiroler. Eine Entscheidung, die bis in die letzte Pore zu dringen, vollständig zu sein hatte und daher über alles gestellt wurde. Man ignorierte sich im besten Fall, man schikanierte und beleidigte, bespuckte und überfiel einander, Freundschaften, sogar Verwandtschaften zerbrachen an der künstlich erschaffenen Bruchstelle.

    Demgegenüber wäre die Loslösung Südtirols vom Nationalstaat, dem es heute angehört, die Sanktionierung und Anerkennung der Tatsache, dass wir nicht so oder so sind, sondern ein Land, das sich national nicht zuordnen lässt und das auch nie wieder möchte. Ein Land, das weder nationale Regel noch nationale Ausnahme sein möchte, sondern seine Vielfalt in Normalität und Ungezwungenheit leben will. Wer einen demokratischen Entscheid hierüber mit der Option vergleicht, verdient eigentlich — nicht einmal ignoriert zu werden.



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  • Renzi für zentralstaatlichen Vorrang.

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    5 Comentârs → on Renzi für zentralstaatlichen Vorrang.

    Im Senat hat der designierte italienische Ministerpräsident Matteo Renzi (PD) heute wortreich und verblümt dargelegt, wie und warum es einen Vorrang für die nationale Gesetzgebung brauche, und zwar ausdrücklich auch dort, wo die alleinige Zuständigkeit bei den Regionen liegt. Erste Befürchtungen scheinen sich so zu bestätigen. Am Grundsatz, dass dem Staat nur jene Kompetenzen zustünden, die ihm von der Verfassung ausdrücklich zugeschrieben werden, und dass die Regionen alle anderen Zuständigkeiten wahrnehmen dürften, wolle er nicht rütteln. Trotzdem solle es eine Klausel geben, die dem Staat den Eingriff gestatte, wenn dies die wirtschaftliche und juridische Homogenität des Landes erforderlich mache — im Klartext: das nationale Interesse. Als Rechtfertigung erwähnte er den Glaubwürdigkeitsverlust der Regionen durch die Skandale der letzten Jahre, als ob man erstens alle Regionen über einen Kamm scheren könnte und als ob zweitens der Zentralstaat kein Glaubwürdigkeitsproblem hätte. Würde die EU ähnliche Maßstäbe anlegen, müsste sie Italien — wo die Hälfte der europäischen Korruption stattfindet — wohl längst unter Kuratel stellen. Zudem nahm Renzi Bezug auf die hohe Anzahl von Konflikten, die in letzter Zeit vor dem Verfassungsgericht ausgefochten wurden. Im Falle Südtirols lag das jedoch vor allem daran, dass sich der Staat, speziell (aber nicht nur) die Regierung Monti, nicht um bestehende Verträge scheren wollte und sie de facto einfach ignorierte. Dem Konfliktreichtum dadurch ein Ende bereiten zu wollen, dass sich Rom per Verfassung grundsätzlich selbst das Recht einräumt, regionale Zuständigkeiten zu übergehen, ist eine ebenso einfache wie zentralistische Lösung.

    Willkommen in der Ära Renzi, willkommen auf dem Boden der Tatsachen.



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  • Kollektiv gewinnen, individuell versagen.

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    17 Comentârs → on Kollektiv gewinnen, individuell versagen.

    Das Internetportal laola.at fragt: »Wie viele Medaillen gewinnt Österreich in Sotchi?«. Rainer Pariasek sagt: »Auch heute gab es wieder eine Medaille für Österreich!« Ich höre Menschen in Innsbruck auf der Straße hinausposaunen: »Jetzt haben wir schon 17 Medaillen gewonnen!« Olympische Spiele sind Nationalismusfestspiele. Interessant ist jedoch, dass nur der Erfolg national vereinnahmt wird. Versagen tun dann doch immer die Individuen. Man gewinnt für Österreich. Aber man verliert für sich selbst. Zum Beispiel habe ich nach dem letzten Dopingfall um den Langläufer Johannes Dürr niemanden sagen gehört: »Österreich hat gedopt!«



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  • Barroso & Scotland.
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    5 Comentârs → on Barroso & Scotland.
    Quotation

    Die grundsätzlich unionistisch eingestellte britische Zeitschrift The Economist in ihrer dieswöchigen Ausgabe über die neulichen Aussagen von EU-Kommissionspräsident José Manuel Durão Barroso:

    On a visit to London last weekend, José Manuel Barroso, president of the European Commission, delivered an even harsher blow. He said it would be “extremely difficult, if not impossible” for Scotland to secure the agreement of the 28 other countries to join the EU. One reason, he added, was opposition from Spain, the most intransigent of the five EU members that still refuse to recognise the independence of Kosovo. Mr Barroso claimed he did not want to interfere in the Scottish debate but that is what he did—and he may have gone too far. As the man who runs the commission, he is entitled to set out his views of European law. But he should not judge the likelihood of a successful application, speak on behalf of Spain, or suggest that peaceful referendums in western Europe are equivalent to the violent break-up of a Balkan country. After all, the commission’s job is to assess accession applications impartially.

    Der Autor des Artikels erklärt Barrosos Angst vor einer Abspaltung Schottlands unter anderem damit, dass dieser wohl befürchte, der EU-kritischere Rest des Vereinigten Königsreichs könnte (ohne Schottland) 2016 eher für einen Austritt aus der Union votieren.

    Siehe auch: 01 || 01 02



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