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  • Solidarität — jenseits des Brenners.

    [Der Südtiroler Landtag verpflichtet die Landesregierung,] die österreichischen Behörden, beginnend beim Land Tirol, über die Einrichtung eines runden Tisches für diese Frage zu sensibilisieren, damit eine gemeinsame politische, vor allem aber humanitäre Aktion ins Leben gerufen werden kann, die unter anderem darauf abzielt, die ständigen Rückführungen von Einwanderern von Österreich nach Italien zu verhindern, da diese ausschließlich das Netzwerk der Solidarität und der Hilfe (auch finanzieller Natur) südlich des Brenners belasten.

    gez. Landtagsabgeordneter Alessandro Urzì

    Wir haben schon öfter darauf hingewiesen, dass Österreich im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ein Vielfaches mehr an Flüchtlingen aufnimmt, als Südtirol oder Italien. Und spätestens beim letzten Runden Tisch auf Rai Südtirol dürfte einmal mehr klar geworden sein, dass unsere Institutionen das Problem nicht ernst genug nehmen. Österreich aufgrund der Rückführungen den Schwarzen Peter zuschieben zu wollen, wie dies das Tagblatt A. Adige systematisch tut, ist ein reines Ablenkungsmanöver — und zudem unfair. Das soll nicht bedeuten, dass wir nicht daran arbeiten sollten, auf politischem Weg eine Lösung zu finden, die es Asylsuchenden unter Umständen gestattet, Angehörige in anderen Ländern der Union zu erreichen. Allerdings muss es auch darum gehen, die mit der Problematik zusammenhängenden Lasten einigermaßen fair (!) zu verteilen. In einem Landtagsbeschluss damit zu argumentieren, dass die Rückführungen »ausschließlich das Netzwerk der Solidarität und der Hilfe (auch finanzieller Natur) südlich des Brenners belasten«, als ob daraus ein Anspruch erwüchse, dass Österreich — wie Urzì in der Einführung seines Antrags schreibt — in Abweichung von einschlägigen internationalen Verträgen eine noch höhere Flüchtlingsquote aufnimmt als ohnehin, ist nichts als Egoismus.

    Nun erstaunt es nicht, dass ein Rechtsaußen wie Urzì die abstrusen Argumente des A. Adige mitträgt und in einen politischen Akt gießt. Es verstört aber, dass nicht nur er für diesen Vorschlag gestimmt hat sondern: Auch. Die. Grünen. Es wird wohl daran liegen, dass Grüne grundsätzlich nicht dagegenstimmen können, wenn es irgendwo um runde Tische geht… aber sorry… so wird das wirklich nichts mit grüner Politik in Südtirol. Wichtiger wäre es, die Landespolitik zu mehr Engagement in der Flüchtlingsfrage anzuhalten — und eine verstärkte Zusammenarbeit mit Nord-/Osttirol kann man auch mit einem eigenen Beschlussantrag fordern, ohne Urzìs beschämende Begründung mitzutragen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Vox hilaritatis.

    Als der katalanische Präsident Artur Mas vor wenigen Tagen in Mailand weilte, um die Expo zu besuchen, gab er dem Corriere della Sera ein Interview, in dem er unter anderem darauf hinwies, dass die einseitige Unabhängigkeitserklärung stets »im letzten Kouvert in der letzten Schublade« seines Büros bereitliege, falls sich Spanien weiterhin auf keine Verhandlungen einlässt.

    Im Wortlaut:

    Altrimenti la dichiarazione unilaterale di indipendenza è sempre lì, chiusa nell’ultima busta dell’ultimo cassetto della mia scrivania. Non vorrei usarla, non vorrei arrivare allo strappo, preferirei un percorso civile e democratico come quello scozzese, ma se non ci saranno altre possibilità , quella busta è lì, che aspetta.

    Jetzt hat die spanisch-zentralistische rechte Abspaltung des konservativen PP namens Vox für Heiterkeit gesorgt, weil sie die Metapher des Präsidenten nicht verstanden — und Mas vor dem Tribunal Superior de Justí­cia de Catalunya auf umgehende Herausgabe des Kouverts verklagt hat. Sollte Mas dem nicht binnen 48 Stunden Folge leisten, werde man die Durchsuchung der präsidialen Büros beantragen, so die unfreiwillig humorigen Rechten.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Die Lösung.

    Waffenexporteure

    Zum Thema “Flüchtlingsproblem” werden Politgipfel abgehalten, schreiben sich Legionen von Journalisten die Finger wund und kopfen Experten in und außerhalb von Fernsehtalkshows über Lösungen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen füllen europaweit inzwischen tausende Seiten Papier. Komplizierte Verfahren und Verteilungsschlüssel wurden erdacht und wieder verworfen.

    Dabei wäre die Lösung — vorausgesetzt man ist ein hoffnungslos naiver Utopist wie ich es bin — so einfach. Es genügt ein einziger Satz, der verbindlich festgeschrieben wird:

    Wir verteilen die Flüchtlinge einzig und allein auf Basis des Umsatzes, den die Waffenindustrie eines Landes in den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt gemacht hat.

    Problem gelöst.



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  • Hollande riconoscerà le minoranze?

    Il presidente francese François Hollande ha annunciato, lunedì scorso, la prossima ratifica della Carta Europea delle lingue regionali o minoritarie, e lo ha fatto con una lettera indirizzata a un deputato bretone del suo stesso partito, quello socialista.

    Il primo tentativo di ratifica risale a fine 2012, ma allora il Consiglio Costituzionale francese giudicò impraticabile la semplice attuazione della Carta, in quanto il suo contenuto contrasterebbe con la costituzione del paese.

    Ora invece François Hollande avrebbe deciso di intraprendere la strada ben più difficoltosa dell’approvazione tramite legge costituzionale, della cui preparazione ha ora incaricato il governo.

    Mentre il presidente francese cerca seriamente di introdurre i meccanismi di tutela delle minoranze previsti dalla Carta nel suo paese, tradizionalmente fra i più centralisti e meno propensi alla valorizzazione delle diverse culture che lo compongono, l’Italia non ha ancora intrapreso passi concreti in tal senso. Le conseguenze si notano anche in Sudtirolo e nelle regioni circostanti, come il Veneto ed il Friuli, dove i diritti delle comunità linguistiche (friulane, ladine, slovene, germanofone…) sono al lumicino.

    Non a caso l’Italia, qualche mese fa, era stata strigliata a livello europeo proprio per la mancata ratifica della Carta, che la mette agli ultimi posti a livello continentale.

    Anche il senatore sudtirolese Francesco Palermo tempo fa si era attivato per la ratifica, non trovando per ora alcuno sbocco concreto. Pare che il rifiuto di attuarne i precetti sia dovuto anche e soprattutto all’ampia resistenza nei confronti delle minoranze nomadi. Una pura vergogna.

    In Germania, lo Schleswig-Holstein si sta preparando a riconoscere il danese, il frisone e la varietà locale del Plattdeutsch come lingue ufficiali in ossequio alla Carta.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Republik Andorra?

    Andorra ist seit 750 Jahren ein Co-Fürstentum, dessen Staatsoberhäupter gleichzeitig ausländische Amtsträger sind — der Bischof des katalanischen Urgell und das französische Staatsoberhaupt (also zunächst der König und nun der Staatspräsident des Hexagons). Folgerichtig heißen die derzeitigen Co-Fürsten Bischof Joan Enric Vives i Sicà­lia und Präsident François Hollande. Mehrmals hatte Madrid versucht, die Funktion des Bischofs von Urgell auf den spanischen König zu übertragen.

    Seit sich die Andorraner 1993 eine neue Verfassung gaben, haben die beiden Co-Fürsten nur noch repräsentative Aufgaben und ein Vetorecht in Fragen der Außenpolitik.

    Bei Amtsantritt eines neuen Papstes stellt sich im Vatikan regelmäßig die Frage, ob die weltliche Macht eines kirchlichen Amtsträgers außerhalb des Kirchenstaates noch zeitgemäß ist. Doch obschon bereits mehrere Kirchenoberhäupter am Co-Fürstentum gerüttelt haben, blieben bislang alle Vorstöße erfolglos. Papst Franziskus jedoch hat den Andorranern nun zu verstehen gegeben, dass er ernst machen und dem Bischof von Urgell seine weltliche Macht verbieten wolle.

    Damit löste Jorge Bergoglio im Pyrenäenstaat eine breite Debatte über die endgültige Auflösung der monarchieähnlichen Staatsform aus, weshalb Andorra schon bald die Umwandlung in eine Republik bevorstehen könnte. Auch der zweimalige andorranische Regierungschef à’scar Ribas, unter dessen Führung die neue Verfassung eingeführt wurde, sprach sich für diese Lösung aus.

    Anders als bei dem Modell, das der italienische Journalist und Diplomat Sergio Romano 2006 für Südtirol vorgeschlagen hatte — eine Art »Kondominium« zwischen Italien und Österreich über unser Land — ist das heutige Andorra ein vollkommen souveräner Staat, der die Funktion des Staatsoberhauptes freiwillig und jederzeit aufkündbar zwei auswärtigen Amtsträgern überlassen hat.



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  • Koalition des ›Bösen‹.

    Nach den jüngsten Gemeinderats- und den darauffolgenden Stichwahlen wird nun an den Koalitionen gearbeitet. Dabei tut sich vor allem — aber nicht ausschließlich — die Volkspartei durch eine erstaunliche Beliebigkeit, ja Prinzipienlosigkeit, hervor.

    • In der Landeshauptstadt Bozen hat sich die Sammelpartei lange gegen eine erneute Koalition mit den Ökosozialen versperrt und stattdessen unter anderem mit der rechtsradikalen Lega Nord geliebäugelt. Dieselbe Lega Nord, man kann es kaum oft genug wiederholen, die auf staatlicher Ebene immer ungenierter die Nähe zu CasaPound sucht und auch hierzulande schwer rassistische Positionen besetzt. Nun wird aber doch eine Wiederauflage der Koalition mit Grünen und Linken wahrscheinlicher.
    • Der neue ökosoziale Meraner Bürgermeister Paul Rösch hat Alleanza per Merano, eine Bürgerliste, die auch radikale Kräfte wie Fratelli d’Italia umfasst, nicht aus den Sondierungsgesprächen ausgeschlossen. Ob die Liste um Nerio Zaccaria, die schon während der letzten Legislatur mit der SVP regiert hatte, in die Ratsmehrheit aufgenommen wird, ist noch offen. Kommunist David Augscheller hat bereits mitgeteilt, dass er einer Koalition mit Alleanza fernbleiben würde.
    • In Brixen steht zwar eine Koalition zwischen SVP und PD so gut wie fest, Bürgermeister Peter Brunner (SVP) soll aber angekündigt haben, auch auf die externe Unterstützung koalitionsfremder Kräfte, unter anderem der Lega Nord, vorstellen zu können. Vorübergehend waren auch die Freiheitlichen als Koalitionspartner im Gespräch. Brunner selbst hatte am Staatsfeiertag, den 2. Juni, für Irritationen gesorgt, als er mit Trikolore-Schleife einem militärischen Akt am Domplatz beiwohnte und die Flagge salutierte.
    • Unmittelbar bevor steht eine Koalition italienischer Rechtsparteien, darunter die Lega Nord, mit der SVP in Leifers. Zwar möchte die Sammelpartei ihr Engagement unter Bürgermeister Christian Bianchi als rein »ethnisches« Pflichtbewusstsein verstanden wissen — auch dies kann jedoch nicht über die faktische Zusammenarbeit hinwegtäuschen, die dem Rechtsbündnis erst die Lebensgrundlage bietet. Als Giovanni Benussi vor zehn Jahren zum Bürgermeister von Bozen gewählt wurde, blieb die SVP unter Elmar Pichler Rolle ihren demokratischen Prinzipien noch treu und erzwang Neuwahlen.
    • Neuwahlen erzwingen will die SVP offenbar nur in der Gemeinde Natz-Schabs, wo Bürgermeister Andreas Unterkircher von der Bürgerliste, der auf keine eigene Mehrheit im Gemeinderat verweisen kann, wahrscheinlich keine Gelegenheit zu einer Koalitionsregierung erhalten wird.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02



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  • Sezession/Ethnie.
    Quotation

    [Der Meraner Bürgermeister Paul Rösch] ist ein Typ wie Hans Heiss. Seine Wahl zum Bürgermeister ist epochal: Er hat eine ganz natürliche Entwicklung eingeleitet. Die SVP hat mittlerweile ihren Alleinvertretungsanspruch verloren – auch in Rom. Bei jedem kleinen Pipifax in Rom beschwert sich die SVP – und man fragt sich: Ja haben wir nun eine Autonomie oder nicht. Aufgrund der ethnischen Teilung der Südtiroler Parteienlandschaft wird es der PD nicht schaffen, [eine] bürgerliche Alternative zu werden. Deshalb bin ich auch ein Befürworter der Sezession: Nur durch die Sezession kann diese ethnische Teilung überwunden werden.

    Sigmund Kripp, ehemaliges Mitglied im Grünen Rat, im TAZInterview.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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