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  • EU-K klärt über passive Euronutzung auf.

    Wie die katalanische Nachrichtenagentur CNA/ACN in Übereinstimmung mit anderen Agenturen berichtet, stellte die EU-Kommission (EU-K) erstmals offiziell klar, dass eine passive Euronutzung auch für Staaten möglich ist, die nicht zur EU gehören. Dies ist eine Position, die schon seit geraumer Zeit vertritt und streng genommen auch keiner Bestätigung durch die EU-K bedurfte (da die passive Nutzung einer jeden verfügbaren Währung frei möglich ist).

    Im Anschluss an die jüngst stattgefundene Via Catalana — die 400km lange Menschenkette für die Unabhängigkeit Kataloniens — hatte Regierungschef Artur Mas in einer Ansprache mitgeteilt, er sei sicher, dass im Sezessionsfall eine Lösung für den Verbleib Kataloniens in der EU gefunden würde. In jedem Fall aber werde Katalonien — mit oder ohne Spanien, in oder außerhalb der EU — den Euro beibehalten. Zentralistisch ausgerichtete Madrider Medien bezichtigten ihn daraufhin der vorsätzlichen Täuschung und Falschinformation.

    Auf Anfrage spanischer Journalisten stellte jedoch Simon O’Connor, Sprecher von Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn, nun klar, dass der Euro auch von Nicht-EU-Mitgliedern genutzt werden könne. Konkret bestünden hierzu zwei Möglichkeiten: Monaco, San Marino, Vatikan und Andorra verfügten über ein Abkommen mit der EU und müssten sich deshalb der Finanz- und Währungspolitik der Union unterwerfen. Dafür hätten sie das Recht, eigene Euro-Münzen herauszugeben, die im gesamten Euroraum gültig sind. Kosovo und Montenegro hingegen nutzten den Euro de facto, hätten jedoch kein Abkommen mit der EU. Sie müssten sich die Währung auf dem Markt besorgen, ihre Zentralbanken agierten dabei (aus Sicht der Eurogruppe) wie Privatbanken.

    P.S.: Damit ist auch eine diesbezügliche Aussage von Francesco Palermo von höchster Stelle widerlegt.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Südtirol schläft und ‘.tirol’ kommt.

    hatte schon vor Jahren auf die (auch ökonomische) Bedeutung eines eigenen Internetsuffixes für Südtirol aufmerksam gemacht. Erst vor wenigen Wochen hat jedoch auch die JG in der SVP unter Manuel Raffin diese Forderung erhoben. Prompt setzte der für Südtirol so typische, alles bremsende Reflex ein: Die TAZ schrieb vom angeblichen »Internet-Freistaat« und zitierte ominöse Fachleute, die eine Südtirol-TLD für unrealistisch, unmöglich erklärten. Ausnahmsweise wurde einmal die SVP mit diesem Totschlagargument konfrontiert, das sie selbst so gern gegen andere einsetzt.

    Nun offenbar beweisen nicht nur die von bereits genannten Gegenbeispiele (.bzh für die Bretagne, .eus für das Baskenland oder .bcn für Barcelona), dass weltweit möglich ist, was in Südtirol für »utopisch« gehalten wird. Neben den genannten steht auch eine Endung am Start, die für Südtirol konkret von Interesse ist: Unter den »Neuen« befindet sich auch .tirol, es sind sogar schon unverbindliche Adress-Vormerkungen möglich.

    Wir lassen uns also nicht nur von anderen »Autonomen« in Europa überholen, auch der nördliche Landesteil — ein gewöhnliches österreichisches Bundesland — lässt uns inzwischen alt aussehen. Wo ist unser Pioniersgeist?

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02 03 04



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  • Höchststrafe? Visionslosigkeit!

    Jules Vernes' Nautilus (Quelle: cloudster.com)

    Jules Vernes’ Nautilus (Quelle: cloudster.com)

    Forderungen werden im politischen Alltag gerne als “unrealistisch” abgetan. Erhält ein Vorschlag das Prädikat “unrealistisch”, ist meist auch jede weitere Diskussion darüber gebrandmarkt und zumindest für eine Seite überflüssig. Totschlag! Spiel. Satz. Und Sieg.

    Paradoxerweise ist es gleichzeitig die politische Höchststrafe, wenn einem “Visionslosigkeit” vorgeworfen wird. Eine Vision ist aber per se unrealistisch. Die Diskussion zu den Themen Autonomie, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit strapaziert dieses Paradoxon in Südtirol bis zum Exzess. Deutungshoheit über die Realität versus Zukunftsvision. Politik sollte daher immer zweigestalt sein. Sie muss auf Basis der momentanen Gegebenheiten Realpolitik betreiben und gleichzeitig Konzepte für die Zukunft erdenken. Für Letzteres – und das lernen BWL-Studenten im ersten Semester wenn “Brainstorming” auf dem Lehrplan steht – ist ein Parameter absolut unumgänglich: die Ergebnisoffenheit. Diese Ergebnisoffenheit in der Zukunftsdiskussion fehlt in Südtirol. Sämtliche Vorschläge politischer Parteien zeichnen sich dadurch aus, dass sie Dinge a priori ausschließen, Tabus kreieren oder mithilfe des Prädikats “unrealistisch” Diskussionsverweigerung betreiben. Wenn ich jedoch etwas Neues schaffen möchte, muss ich nicht nur Bestehendes hinterfragen, sondern in der Folge auch Ungedachtes denken; sei es bei der Energieversorgung, beim Finanzsystem, beim Umweltschutz oder sonst einem Zukunftsthema. Fest steht allemal: Die Denkmäler haben wir den Visionären und nicht den Realisten gesetzt.



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  • Balten auf einer Wellenlänge.

    Im Anschluss an die erfolgreiche Via Catalana hatte sich nicht nur der litauische Premier, Algirdas Butkevicius, positiv über die Entwicklung in Katalonien geäußert, sondern auch sein lettischer Amtskollege, Valdis Dombrovskis. Gegenüber der Nachrichtenagentur ACN sagte letzterer sogar, er könne sich vorstellen, einen neuen katalanischen Staat anzuerkennen, wenn der Prozess »Legitimität« aufweise.

    Verärgert berief Spaniens Außenminister, José Manuel Garcà­a Margallo, die litauische Botschafterin und den lettischen Botschafter ein, um ihnen seinen Unmut mitzuteilen.

    Martins Panke, Sprecher von Dombrovskis, wandte sich jedoch noch am selben Tag an die Presse, um mitzuteilen, dass der lettische Premierminister seine Äußerungen nicht zurückziehen wird.

    Mit Ausnahme Spaniens hat kein Vertreter eines EU-Landes die Äußerungen der Balten beanstandet.



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  • Parteipositionen: Selbstbestimmung.

    Um das Wahllokal einrichten zu können, hat der Jugendring die Positionen aller für den Landtag kandidierenden Parteien gesammelt. Zur Frage

    Soll ein Referendum über den Verbleib Südtirols bei Italien abgehalten werden?

    haben sie sich folgendermaßen geäußert:

    BürgerUnion – LadinsDolomites – Wir Südtiroler: Ja. Den Ladinern muss die eigene Selbstbestimmung über ein vereintes Ladinien und deren Staatszugehörigkeit zugestanden werden.

    Demokratische Partei: Nein.

    Die Freiheitlichen:
    Ja. Südtirol hat nie seiner Zugehörigkeit zu Italien zugestimmt. Südtirol soll das Selbstbestimmungsrecht nutzen und darüber abstimmen, ob es Teil Italiens bleibt oder unabhängig wird.

    Forza Italia*: Nein. Wir haben keine Angst vor einem Referendum. Über 70% der Südtroler/innen [sic] würden für den Erhalt der Privilegien stimmen die durch Rom ermöglicht wurden und somit bei Italien bleiben wollen.

    Fratelli d’Italia: Nein.

    Fünfsternebewegung: Ja. Ja zum Referendum, die Entscheidung sollen die Bürger/innen tragen.

    Grüne: Nein. Bedingung für die Abhaltung einer Volksabstimmung wäre für uns in jedem Fall die mehrheitliche Zustimmung aller drei Sprachgruppen zur Abhaltung.

    Italia dei Valori: Ja. Durch ein Referendum würde den “Freistaat”-Propagandisten der Wind aus den Segeln genommen.

    L’Alto Adige nel Cuore: Nein. Die Verfassung der Republik Italien gibt die Antwort bereits vor. Und was hätte es für einen Sinn im Herzen Europas neue Grenzen zu schaffen?

    La Destra: k.A.

    Partito dei Comunisti Italiani: Nein.

    Rifondazione Comunista: Nein.

    Scelta Civica: Nein. Wir glauben an die Autonomie, die die Alternative zur Abspaltung ist.

    Süd-Tiroler Freiheit:
    Ja. Die Selbstbestimmung zur Entscheidung über die politische Zukunft eines Volkes ist in den UN-Menschenrechtspakten vorgesehen und gehört zu den demokratischen Grundrechten.

    Südtiroler Volkspartei: Nein. Die Selbstbestimmung ist derzeit keine gangbare und realistische Alternative, eine externe Selbstbestimmung unter den gegebenen Voraussetzungen völkerrechtlich nicht durchsetzbar. Die SVP setzt auf die Vollautonomie, den Ausbau der Selbstverwaltung und die Stärkung der Europaregion Tirol.

    Team Artioli*: Nein.

    Unitalia: Nein. Die Einheit des Staates kann nicht zur Diskussion gestellt werden, besonders nicht von einer sprachlichen Minderheit.

    Cëla enghe: 01 02 03

    *) Forza Italia und Team Artioli haben inzwischen zu einer Liste fusioniert.



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  • Klare Standpunkte.
    Quotation

    In der Wochenendausgabe der TAZ kommen wieder einige Landtagskandidaten zu Wort, darunter Giorgio Holzmann (FdI):

    Wir sind für den Proporz, da er den sozialen Frieden garantiert.

    Schaut man sich bei wahllokal.it die Positionen der Parteien an, beantwortet FdI die Frage

    Soll der ethnische Proporz abgeschafft werden?

    mit »Ja« — und zwar mit der zusätzlichen Angabe, dieser Programmpunkt sei Holzmanns Partei »wichtig«.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Andrea Abel zur L2-Entwicklung.

    Nachdem er behauptet hatte, die »Wahrheit« sei, dass »die Italiener« heute etwas besser Deutsch sprechen als vor einigen Jahren, während es bei »den Deutschen« umgekehrt sei, forderte mich Gabriele Di Luca auf, zur Bestätigung Kontakt mit den Autorinnen der Kolipsi-Studie aufzunehmen.

    Ich habe nun also Frau Andrea Abel und Frau Chiara Vettori angeschrieben und von ersterer folgende Antwort bekommen:

    Studien, die umfassende Aussagen über die Veränderung der L2-Kompetenzen erlauben, gibt es nicht.

    Auf meine erneute Nachfrage

    Vorausgeschickt, dass es – wie Sie schreiben – keine Studien gibt, die eine umfassende Aussage darüber gestatten: Wie würden Sie die Entwicklung einschätzen? Würden Sie sich eine (wenngleich nicht 100% wissenschaftlich gestütze) Aussage zutrauen?

    antwortete sie (wissenschaftlich tadellos):

    Die Aufgabe von WissenschaftlerInnen ist es, wissenschaftlich und empirisch fundierte Antworten auf relevante Fragen zu liefern und eben nicht sich Spekulationen hinzugeben.

    Ich habe jetzt also erneut die Bestätigung: Es gibt in einem mehrsprachigen Land wie Südtirol keine belastbaren Daten über die Veränderung der Zweitsprachkompetenzen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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  • Krankes Gesundheitssystem.

    Seit einer schweren Krankheit vor 20 Jahren muss ich im Zwei- bis Vier-Wochen-Rhythmus die Gerinnung meines Blutes kontrollieren lassen. Bislang habe ich das noch immer im Stubaital gemacht und das funktionierte so:
    Ich gehe — egal an welchem Wochentag irgendwann zwischen 7 und 19 Uhr — zu meinem Hausarzt. Ich muss weder den Arzt sprechen, noch im Wartezimmer Platz nehmen, sondern gehe direkt nach Registrierung meiner E-Card in ein kleines Zimmer, wo mir eine Assistentin in den Finger stupft und ein paar Tropfen Blut entnimmt. Dann kommt dieses Blut in einen so genannten »Coagu-Check« und ich hab binnen 30 Sekunden das Ergebnis. Wenn dieses innerhalb des therapeutischen Bereichs liegt, bleibt die Dosierung meines Medikaments automatisch gleich und ich brauche nicht zum Arzt. Ich trage den Wert selber in meinen Ausweis ein und verlasse im Regelfall und im Durchschnitt nach fünf Minuten die Praxis. Nebenbei erwähnt: Ich bin ganz normal pflichtversichert. Bezahlt habe ich für die Bluttests jedoch noch nie einen einzigen Cent.
    Als Alternative gäbe es noch die Möglichkeit, sich kostenlos ein Schnelltestgerät zu leihen und die Bluttests selbst durchzuführen.
    Da ich nun etwas seltener im Stubaital bin, habe ich mich entschlossen, den Blutwert ab jetzt in Südtirol kontrollieren zu lassen und das funktioniert so:
    Obwohl ich diesen Test nach derzeitigem medizinischen Wissensstand für den Rest meines Lebens machen werde müssen, darf ich jedes Mal wenn eine Blutprobe bevorsteht (also alle zwei bis vier Wochen) meinen Hausarzt aufsuchen (vier Mal in der Woche nur vormittags von 8 bis 12 Uhr oder einmal nachmittags von 16 bis 19 Uhr möglich). Aber nicht etwa, um dort den Test zu machen, sondern um mir eine Überweisung zu holen, mit der ich mich dann entweder zum Sprengel (Blutabnahme zweimal in der Woche von 8 bis 9 Uhr möglich) oder ins Krankenhaus (täglich von 7.30 bis 12 Uhr) begeben muss. Dort sitze ich dann nach zweimaliger Anmeldung (Hauptanmeldung an der Pforte und dann noch einmal im Blutlabor) mit einer Nummer im Warteraum und harre der Dinge bis mir venös eine Ampulle Blut abgezapft wird. Ergebnis bekomme ich aber noch keines. Dieses leitet der Sprengel oder das Krankenhaus nämlich erst am Nachmittag an den Hausarzt weiter, den ich dann neuerlich aufsuchen muss (an einem anderen Tag versteht sich), damit dieser die Dosierung in meinem Ausweis vermerkt. Für das ganze Prozedere, bei dem einige Stunden draufgehen, darf ich dann auch noch bezahlen. (Ironie am Rande: Mein Hausarzt verfügt – im Gegensatz zu vielen anderen Südtiroler Hausärzten – sogar über einen Schnelltester. Dieser sei aber nur für Notfälle. Regelmäßige Tests würden nicht rückerstattet, sondern müssten komplett in Rechnung gestellt werden.) Um wenigstens einen Teil der Kosten zu sparen, musste ich mir jetzt eine Überweisung für die Gefäßchirurgie ausstellen lassen, wo man mir eine so genannte »Ticketbefreiung« (dass man für medizinische Leistungen ein »Ticket« benötigt, war mir auch neu) ausstellte, die ich alle drei Jahre erneuern muss, obwohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass mir nicht spontan eine neue Hohlvene nachwächst.
    Neben der Entmündigung der Patienten und Hausärzte sind es vor allem die Absurdität des bürokratischen Prozedere und der damit einhergehende Zeit- und Kostenaufwand, die mich sprachlos machen. Wieso muss ich für etwas, das ich in satter Regelmäßigkeit voraussichtlich den Rest meines Lebens machen muss, jedes einzelne Mal eine Überweisung holen? Ganz als ob ich mir meine Krankheit im Zwei-Wochen-Rhythmus immer wieder bestätigen lassen muss. Warum wird der Test nicht von den Hausärzten gemacht? Warum wird der viel weniger zeit- und kostenaufwändige Schnelltest nicht rückerstattet? Wieso muss ich um eine »Ticketbefreiung« regelmäßig im Krankenhaus ansuchen? Warum muss ich überhaupt für etwas bezahlen, das eine chronische Erkrankung betrifft? Wieso braucht es drei Gänge (Hausarzt, Blutlabor, Hausarzt) für einen Routinebluttest? Warum kann ich mich nicht selbst testen bzw. zumindest selbst dosieren, solange der Wert im therapeutischen Bereich liegt? Hat irgendwer plausible Antworten für mich oder ist das alles einfach nur krank?

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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