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  • Offener Brief an Dr. Matthias Abram.

    Feldthurns, 25. Oktober 2012

    Als Politologe, überzeugter Demokrat und Antirassist muss ich Ihren Ausführungen, die Sie gestern beim Diskussionsabend der Grünen auf Schloss Maretsch getätigt haben, aufs Vehementeste widersprechen.

    Ziel einer demokratischen Gesellschaft muss es sein, dass das “unveränderliche” Merkmal (gleich welcher Natur es ist — Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie/Nation…) in den Hintergrund rückt und nicht als Kategorisierungskriterium dient, an das eine unterschiedliche Behandlung innerhalb der Gesellschaft gekoppelt ist. Denn wenn wir Menschen nach unveränderlichen Merkmalen kategorisieren, verleihen wir diesen Merkmalen Wichtigkeit, die unserem größten Ziel – dem Abbau der Separation und somit der Herstellung von gesellschaftlicher Harmonie – diametral entgegenwirkt. Ein derartiges Vorgehen wäre ein Paradebeispiel für Rassismus und entspringt einem zutiefst chauvinistischen Denken.

    Ethnos vs. Demos

    Glauben Sie daher wirklich, dass es hilft, langfristig Integration zu schaffen, indem wir jenes Merkmal, das der Integration im Weg steht, da wir uns als Gesellschaft nach wie vor eben vornehmlich national/ethnisch – sprich unveränderlich – definieren, noch einmal bewusst als Unterscheidungskriterium herausstreichen?

    In einer Demokratie sollten sich Menschen gemäß ihren Überzeugungen – also ideologisch – und auf freiwilliger Basis gruppieren und mit anderen Überzeugungen in demokratischen Wettstreit treten. Wenn wir nach unveränderlichen und nicht willentlich gewählten Merkmalen gruppieren, ist das rassistisch/sexistisch/nationalistisch und arbeitet somit einer weiteren, von uns allen gewünschten, Demokratisierung der Gesellschaft entgegen.

    Inklusives Modell vs. Abgrenzung

    “Die Ausländer” sind keine homogene Einheit und Ihr Vorschlag, eine Art “vierte Gruppe” im Land schaffen zu wollen, ist daher eine Farce. Vielmehr müssen wir allen Menschen gleich welcher Herkunft die Chance geben, sich ideologisch positionieren zu können und nicht aufgrund ihres unveränderlichen Merkmals in eine Schachtel gepresst zu werden. Wieso sollten ein atheistischer Rechtsanwalt und Unternehmer aus Kolumbien, eine Angestellte im Sozialwesen aus Norwegen und eine strenggläubige muslimische Hausfrau aus Pakistan die gleichen Interessen/Überzeugungen und somit das gleiche Vertretungsorgan haben? Wenn wir neben “Italienern”, “Deutschen” und “Ladinern” eine vierte Gruppe schaffen, konterkarieren wir das Ziel, Rassismus und Nation zu überwinden. Wir erweitern nur den Proporz (den wir ja eigentlich abschaffen wollen).

    Aktion vs. Reaktion

    Die derzeitige Situation bzw. Anomalie, die Sie so sehr schreckt und wegen der Sie sich vor der Selbstbestimmung/-verwaltung fürchten, ist vielmehr durch die Zugehörigkeit zum Nationalstaat bedingt. Die Behauptung, die Südtiroler Bevölkerung sei unfähig, sich selbst zu verwalten und Gott möge uns davor bewahren, ist ein verwerflicher und höchst sonderbarer (Auto-)Rassismus, der mich wiederum erschreckt und schockiert hat; eine Aussage, die eines Demokraten unwürdig ist. Die europäischen Kolonialisten haben in Afrika und anderen Teilen der Welt (bestimmt auch in Ecuador) deckungsgleich argumentiert. Es wundert mich einigermaßen, dass ausgerechnet Sie als Experte für Interkulturalität in diese intellektuelle Falle tappen. Anstatt die Südtiroler Bevölkerung also pauschal zu verunglimpfen und ihre demokratisch gefällte Entscheidung auf arrogante Art als Minderwertigkeit auszulegen, wäre es vielmehr Aufgabe des Demokraten, Überzeugungsarbeit für die eigenen Ideen zu leisten. Eine Grundvoraussetzung für den demokratischen Wettstreit ist die Abwesenheit einer solchen Meinungshierarchie, solange sich eben diese Meinungen innerhalb des demokratischen Grundkonsenses bewegen. Argumentierte Kritik an gesellschaftlichen und politischen Zuständen ist freilich legitim. Das Defizit jedoch zu einem Wesensmerkmal zu machen ist Rassismus. Wir leben in einem Staat, in dem ein Herr Berlusconi fast eineinhalb Jahrzehnte Regierungschef war. Diese Tatsache berechtigt mich als Gegner Berlusconis jedoch nicht, das italienische Wahlvolk als unfähig, sich selbst zu verwalten, zu diffamieren, sondern ist vielmehr Auftrag, konsequenter für meine Überzeugungen einzutreten und diese auch zu leben. Die Grünen sollten – wie sie das bei Umweltthemen in den 1980er-Jahren auch waren – wieder zur politischen Avantgarde werden und sich auf die Aktion und nicht die Reaktion konzentrieren.

    Vielfalt vs. Einfalt

    Das durch den “Rechtfertigungsdruck” entstandene Demokratiedefizit ist meines Erachtens über das im Grunde urlinke Prinzip der Selbstbestimmung/-verwaltung viel leichter überwindbar, da die Daseinsberechtigung der Sammelpartei entfiele und Normalität einkehren könnte, wie das auch in Nordtirol und anderen ähnlichen Regionen der Fall ist. Wir können unsere Autonomie nicht – wie viele zu glauben scheinen – über das “Bessersein” sondern nur über das “Anderssein” rechtfertigen. Ein Ausbau der Autonomie zementiert jedoch dieses Anderssein (müssen) im nationalen Sinne nur noch mehr und schafft gleichzeitig mehr Feindseligkeit in den Provinzen und Regionen ohne Sonderstatut. Die Abschaffung der Autonomie würde hingegen die Vielfalt im Land zerstören. (Für diese These gibt es bereits genügend “Best-Practice-Beispiele” innerhalb Italiens).

    Wie gesagt: Die Autonomie ist eine gute Antwort auf ein falsches System. Nach meinem Dafürhalten wäre es jedoch logischer und höchst an der Zeit, die Kräfte dahin zu lenken, die Fehlentwicklung zu korrigieren, als lediglich die Reaktion auf den Systemfehler zu verbessern. Sie betreiben reine Symptombekämpfung die gleichzeitig die Krankheit perpetuiert und einer nationalistischen Logik folgt. Die Brennerbasisdemoratie und somit auch mein Ansatz beschäftigen sich mit den Ursachen und entziehen sich eingefahrener nationalistischer Denkstrukturen.

    Auch wenn manche unserer Ansätze idealistisch-utopisch klingen mögen, so war und ist die Wahrscheinlichkeit keine politische Kategorie (vergleiche dazu auch Thomas Benedikter). Oder anders gesagt: Neues und “Unmögliches” kann nur entstehen, wenn man es auch zu denken wagt.

    Denken Sie einmal darüber nach! (Oder fragen Sie Jimmy Wales, Nick Vujicic oder Barack Obama.)

    Mit freundlichen Grüßen

    Ihr gestriger Vorredner
    Harald Knoflach



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  • Sudtirolo, questione bilaterale!

    Secondo il premier italiano Mario Monti la questione sudtirolese non avrebbe più carattere internazionale da quando, nel 1992, Austria e Italia chiusero la vertenza presso le Nazioni Unite. Lo ha detto in un’intervista concessa al quotidiano viennese Kurier, aggiungendo che i sudtirolesi sarebbero sufficientemente tutelati dalla costituzione italiana e che quindi il ruolo dell’Austria come potenza tutrice sarebbe ormai obsoleto e ingiustificato.

    La cosiddetta quietanza liberatoria del 1992 chiuse la controversia iniziata nel 1960 da parte austriaca presso l’ONU, in seguito alla mancata applicazione del trattato Gruber-Degasperi da parte dello stato italiano. Tuttavia — e questo Monti sembra ignorarlo — non tolse valore e attualità al trattato stesso, tuttora in vigore e base giuridica della funzione dell’Austria in quanto firmataria.

    D’altronde, la costituzione italiana, che «contiene» anche il nostro statuto di autonomia, da sola non offre garanzie sufficienti alla tutela delle minoranze linguistiche e del nostro autogoverno, in quanto modificabile in qualsiasi momento dal parlamento italiano, in presenza di una maggioranza sufficiente, anche senza il consenso del Landtag sudtirolese.

    Considerando le attuali dinamiche centralizzatrici sostenute da una larghissima maggioranza parlamentare, e visto lo stato di avanzata assimilazione della quasi totalità delle comunità linguistiche minoritarie presenti sul territorio dello stato italiano, i timori connessi a quest’eventualità non appaiono né remoti, né astratti.

    In un periodo storico in cui si rende sempre più evidente la necessità di procedere verso un’intensificazione dei processi di unificazione e in cui le sovranità sono sempre maggiormente condivise, il tentativo di «rinazionalizzare» una questione come quella sudtirolese appare totalmente anacronistico. Se l’autonomia del Sudtirolo fosse veramente fuori pericolo, Monti non avrebbe nulla da temere dal ruolo (in tal caso totalmente astratto) dell’Austria — per cui appare difficile fugare la sensazione che l’intento sia quello di sbarazzarsene per poi sferzare il colpo finale alle tanto invise autonomie.



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  • Nachnationale Demokratie.

    Robert Menasse hat in seinem neu erschienen Buch “Der europäische Landbote” [s.] nicht weniger als die “Erfindung einer nachnationalen Demokratie gefordert”. Menasse, der sich selbst als “befürwortenden EU-Kritiker” bezeichnet, hat für seine Recherche zu seinem neuen Buch einige Monate in Brüssel verbracht und dort eine offene und professionelle EU-Bürokratie kennengelernt. Menasse geht in seinem Essay mit den Nationalstaaten hart ins Gericht. Aus seiner Sicht wurde Europa als Friedensprojekt initiiert, das angesichts der verheerenden Kriege in Europa nicht weniger als die Überwindung des Nationalismus zum Ziel hatte. Dieses Ziel wurde in den letzten Jahrzehnte durch die Einführung eines gemeinsamen Marktes und Währung weit vorangebracht, allerdings ist im letzten Jahrzehnt die Entwicklung zum Stillstand gekommen, der Grund ist für Menasse das Festhalten an den Nationalstaaten.

    Er fordert deshalb eine neue nachnationale Demokratie, welche in erster Linie in einem Europa der Regionen verwirklicht werden muss, wobei die EU gemeinsame Rahmenbedinungen schafft:

    Innerhalb der gemeinsamen Rahmenbedingungen können die Bürger an ihrem jeweiligen Lebensort, in ihrer jewiligen Region das gemeinsame Leben je nach ihren Kulturen und Mentalitäten, nach ihren Traditionen und ihrer Innovationsfähigkeit, nach ihren lokalen Anforderungen und Bedürfnissen gestalten, also die in der europäischen Verfassung festgeschriebene Subsidiarität mit demokratischem Leben erfüllen. (…) Welchen Sinn, welchen Vernunftgrund soll da noch die dazwischengeschaltete Instanz “Nation” haben? Rational ist sie durch nichts mehr zu begründen.

    Für Menasse hat jeder Mensch eine multiple Identität, die nicht am Begriff Nation festgelegt werden kann, vielmehr sind

    die Menschen […] doch in Wahrheit in ihrer Region verwurzelt, durch das Leben in ihrer Region geprägt. Was ist schon “nationale Identität” verglichen mit Heimatgefühl? Heimat zu haben, ist ein Menschenrecht, nationale Identität nicht. (…) Die regionale Identität ist die Wurzel der europäischen.

    Damit eröffnet das Buch eine neue Perspektive und versucht, den bisweilen ziemlich inhaltsleeren Begriff des Europa der Regionen mit einer geradezu zwingenden Weiterentwicklung der EU zu verbinden. Diese Brücke zwischen einer supranationalen EU und weitestgehend unabhängigen, nur durch gemeinsame Rahmenbedingungen miteinander verbundenen Regionen kann zu einer Überlebensfrage der EU werden. Die gegenwärtige Krise in der EU erfordert geradezu neue Lösungen, die laut Menasse sich von selbst ergeben.

    Diese Krise wird Europa einen großen, einen wahrscheinlich entscheidenden Schritt voranbringen. […] Nein, die Krise ist keine Chance, die Krise ist ein Zwang. Sie wird, bei Gefahr eines ansonsten drohenden Untergangs Europas, jene politischen Lösungen und die Reformen der europäischen Verfassung erzwingen, die davor wegen nationalstaatlichen Kleingeists nicht möglich waren.

    Cëla enghe: 01 || 01



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  • Im Gespräch: Robert Menasse.

    Gestern war der österreichische Schriftsteller Robert Menasse, der mit seinem Buch »Der Europäische Landbote« ein leidenschaftliches Plädoyer für ein post-nationales Europa der Regionen verfasst hat, Gast der Ö1-Sendung »Im Gespräch«.

    Die Sendung kann hier nachgehört werden:



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  • La polizia fatta in casa.
    Quotation

    L’unica cosa che critico è la convinzione di alcuni politici, di riuscire a gestire al meglio una polizia provinciale. Non c’è nulla di più sbagliato. C’è chi vorrebbe creare una polizia fatta in casa. Ma così non ci saranno mai delle forze dell’ordine libere. Si verrebbe a creare un sistema fragile. Sono convinto che sia essenziale mantenere tanto la polizia di stato quanto i carabinieri. Anche per una questione di sana competizione, come dicevo prima. E poi, perché si mantengono due strutture limpide. Non sono influenzabile dai poteri locali anche perché non sono altoatesino. Questo mi ha permesso di svolgere sempre senza particolari problemi il mio lavoro

    Dario Rotondi, questore di Bolzano, quotidiano A. Adige del 21.10.2012.

    Dunque il questore afferma — indirettamente — che la polizia in Svizzera (organizzata a livello cantonale), Germania (Landespolizei) e parzialmente in Austria, ma anche in Catalogna e nei Paesi Baschi, non è libera.

    D’altronde, che cosa significa «libertà»? Alla non influenzabilità della polizia da parte dei «poteri locali» (anche quando si tratta di migliorare il bilinguismo o di aumentare il rispetto per le sensibilità territoriali?) corrisponde l’influenzabilità da parte del ministero degli interni e delle prefetture.

    Inoltre, in quasi tutti i paesi democratici manca anche la «sana competizione» (tra forze di polizia) descritta da Rotondi, senza che questo crei seri problemi di «limpidità». Anzi.

    Cëla enghe: 01



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  • Für ein Europa ohne Nationalstaaten.

    Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen und der Liberalen im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit und Guy Verhofstadt, setzen ein starkes Zeichen für Europa: Sie haben ein umfassendes Manifest für den Umbau der EU veröffentlicht, das konsequenterweise in sechs wichtigen europäischen Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Niederländisch) gleichzeitig erschienen ist. Weitere Übersetzungen sind in Vorbereitung, in Griechenland soll das Buch sogar kostenlos verteilt werden.

    Unter dem historischen Titel »Für Europa«, den bereits ein Buch des EU-Gründervaters Robert Schuman trug, plädieren der Paradegrüne und der ehemalige belgische Premierminister für eine radikale Demokratisierung der Union und für ihren gleichzeitigen Umbau in eine Föderation. »Wir stehen am Ende von 200 Jahren Nationalstaat«, sagte Cohn-Bendit bei der Buchvorstellung. Das neue Europaparlament, das 2014 gewählt wird, solle eine verfassungsgebende Versammlung einsetzen, die binnen zwei Jahren ein gemeinsames Grundgesetz ausarbeitet, das dann den Bürgerinnen in einem europaweiten Referendum zur Bestätigung vorzulegen sei.

    Wichtigste Bausteine für die neue Staatsform wären eine europäische Staatsangehörigkeit, ein vollwertiges Parlament mit Gesetzesinitiative, eine gemeinsame Regierung und ein von allen EU-Bürgerinnen gewählter Präsident. Der Umbau sei einerseits nötig, um das Vertrauen der Bürgerinnen in die Union wiederherzustellen, andererseits verdeutliche die Wirtschaftskrise auch die ihr zugrundeliegenden politischen Mängel. Die nationalen Regierungen verfolgten immer noch zu stark das nationale Interesse, das aber in vielen Fällen dem gemeinsamen Interesse zuwiderlaufe.

    Nicht zuletzt habe ein starkes Europa viel bessere Chancen, in der globalisierten Welt zu bestehen — und das keineswegs nur ökonomisch: Auch das das demokratische und gesellschaftliche Modell, das unser Kontinent verkörpert, könne dann besser neben den anderen Polen — wie den USA und China — bestehen.



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  • Keine Solidarität?

    Am 16. Oktober wurde im Rahmen der ZDF-Sendung »heute in Europa« folgender Bericht ausgestrahlt:

    Darin wird am Beispiel Südtirol die These vertreten, in der Krise schaue jeder zuerst auf sich selbst. Ein erstes Opfer des Notstands sei der Zusammenhalt, die Solidarität: Die Südtiroler sähen nicht ein, warum sie für den ärmeren Süden sparen sollten.

    Eigentlich hätte es genügt, dem von Journalistin Antje Pieper (ZDF-Studio Rom) befragten Robert Weißensteiner, Chefredakteur der Südtiroler Wirtschaftszeitung und beileibe kein Nationalist oder Separatist, aufmerksam zuzuhören, um ein etwas differenzierteres Bild zu erhalten. Er stellt (wie übrigens ) die Tatsache in den Mittelpunkt, dass Montis Einschnitte illegal sind.

    Es geht also nicht nur um die mittlerweile unerträglich gewordene Höhe der aufgezwungenen Sparmaßnahmen, sondern vor allem um die Art ihrer Durchsetzung. Hier kommt das Recht des Stärkeren zur Anwendung, was viele Südtiroler nicht zu Unrecht grundsätzlich an Güte und Sicherheit der Autonomie zweifeln lässt.

    Hat es denn etwas mit mangelnder Solidarität zu tun, wenn man die Einhaltung von Spielregeln fordert? Auch die Deutschen würden mit Sicherheit aufbegehren, wenn sie bei den europäischen Hilfsmaßnahmen nicht mitreden dürften, sich Brüssel vielmehr selbst am Haushalt der Bundesrepublik bedienen würde. Wenngleich Südtirol kein Staat ist, kann man das Vorgehen Roms sehr wohl damit vergleichen, denn hier wird massiv in eine verbriefte Zuständigkeit des Landes eingegriffen.

    Übrigens spricht sich niemand unter Südtirols Unabhängigkeitsbefürwortern, auch nicht die Rechten, für einen Austritt aus der europäischen Solidargemeinschaft aus. Die Südtiroler sind nämlich sehr wohl bereit, gleich viel zur Rettung des Euro und des europäischen Friedensprojekts beizutragen, wie alle anderen Europäer auch.

    Dass das Argument des wirtschaftlichen Egoismus zu kurz greift, um die derzeitigen Separationstendenzen zu erklären, wurde neulich auch im Artikel Europas neue Staaten (Telepolis) entkräftet.

    Cëla enghe: 01



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  • Verkehrsprotokoll ratifiziert.

    Besser spät als nie: Zwanzig Jahre nach seiner Unterzeichnung hat das italienische Parlament endlich das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention ratifiziert, dessen wichtigste Bestimmung das Verbot neuer alpenquerender Straßen ist.

    Es handelt sich daher besonders aus Tiroler Sicht um einen besonders wichtigen Schritt für den Landschafts- und Umweltschutz: Die in unregelmäßigen Abständen immer wiederkehrenden Pläne, Autobahnen durch das Pustertal (Venedig-München) und den Vinschgau (Mailand-Ulm über Reutte) zu errichten, sind dadurch endgültig Geschichte.

    Jetzt kann das Augenmerk endlich auf den Ausbau der Bahnverbindungen gelegt werden.



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