Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Appell der Historiker.

    Autor:a

    ai

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    53 Comentârs → on Appell der Historiker.

    Vor wenigen Tagen hat eine Gruppe von Historikerinnen einen offenen Brief veröffentlicht, mit dem sie zur geplanten Historisierung und Entfernung faschistischer Denkmäler in Südtirol Stellung nimmt. Ich möchte ihn hier ebenfalls wiedergeben — und darüber diskutieren.

    Die Unterzeichneten sind HistorikerInnen, die sich von Berufs wegen mit der Vergangenheit und der Erinnerungspolitik unseres Landes auseinander setzen. Wir kennen die Probleme Südtirols mit seiner Zeitgeschichte aus unserer täglichen Arbeit; wir wissen, welch schwierige Hypothek der Umgang mit zeitgeschichtlich belasteten Monumenten darstellt.

    Kraft unseres Wissens und unserer ethischen Verantwortung als Wissenschaftler halten wir folgendes fest. Es ist an der Zeit, ja sogar überfällig, dass die Frage der Monumente aus der faschistischen Epoche in unserem Lande endlich grundlegend und auf Dauer beantwortet wird. Vor allem das Siegesdenkmal und das Piffrader-Fries am Gebäude des Finanzamtes Bozen spalten Erinnerung und Geschichtsbilder der großen Sprachgruppen Südtirols. Mehr noch: Sie belasten das Zusammenleben der Sprachgruppen. Sie sollten nicht mehr als Ausdruck von Identitäten und als Anstoß für Gegen-Identitäten dienen, sondern endlich radikal und wirkungsvoll historisiert werden.

    Historisierung bedeutet, dass das Siegesdenkmal und das Piffrader-Fries endlich als Zeugnisse ihrer Epoche kenntlich gemacht werden. Ihr totalitärer, auch menschenverachtender Charakter sollte durch eingehende Information erklärt werden: Einheimische und Gäste, vor allem aber Jugendliche sollten vor Ort erkennen, lernen und erfahren können, dass diese Denkmäler von einem Regime stammen, das Krieg, Rassismus und Gewalt als Herrschaftsformen gebilligt hat und diese Monumente zur Verherrlichung dieser Ziele errichten ließ.

    Diese rückhaltlose Einsicht und ihre eindringliche Vermittlung sind das wichtigste Gegenmittel gegen die Botschaften dieser Denkmäler. Nicht ihre Schleifung oder die Beseitigung auch nur von Teilen führt zur Lösung, sondern Aufklärung über ihre Entstehung und ihren Charakter.

    Aus diesem Grund warnen wir davor, das Piffrader-Fries zu demontieren und es an einen anderen Ort zu verbringen. Das Anliegen der Mehrheitspartei und der Landesregierung, den totalitären Kern des Monuments zu neutralisieren, die Botschaft des “Credere, Obbedire, Combattere” zu tilgen und die Duce-Figur aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, ist verständlich. Die Abnahme des Frieses aber würde nur seinen öffentlichen Wert steigern und es zum emotionalen Objekt erheben, anstatt Lerneffekte und Distanzierung zu ermöglichen.

    Wir ersuchen daher in großer Eindringlichkeit, von der geplanten Beseitigung Abstand zu nehmen und statt dessen für das Fries und das Siegesdenkmal endlich in aller Entschiedenheit jene Informationsmaßnahmen ins Werk zu setzen, die eine zeitgenössische Didaktik und kommunikative Gestaltung anzubieten hat.

    Als HistorikerInnen fordern wir die Verantwortlichen auf, unsere Fachkompetenz ernst zu nehmen und sie für zielführende Lösungen zu beanspruchen. Entsprechende Vorschläge können zügig erarbeitet und umgesetzt werden; hierzu stehen wir gerne zur Verfügung, im Dienste des Zusammenlebens, unseres Landes und aufgrund unserer wissenschaftlichen Verantwortung.

    Andrea Di Michele
    Hans Heiss
    Hannes Obermair
    Giuseppe Albertoni, Meran-Trient
    Helmut Alexander, Innsbruck
    Arbeitskreis für Theorie und Lehre der Denkmalpflege, Weimar
    Valentina Bergonzi, Bozen
    Luigi Blanco, Trient
    Andrea Bonoldi, Bozen
    Siglinde Clementi, Bozen
    Gustavo Corni, Trient
    Milena Cossetto, Bozen
    Elena Farruggia, Bozen
    Michael Gehler, Hildesheim
    Geschichte und Region / Storia e Regione, Bozen
    Christoph von Hartungen, Bozen
    Florian Huber, Innsbruck
    Lutz Klinkhammer, Rom
    Waltraud Kofler, Brixen
    Stefan Lechner, Pfalzen
    Aram Mattioli, Luzern
    Hans-Rudolf Meier, Weimar
    Wolfgang Meixner, Innsbruck
    Giorgio Mezzalira, Bozen
    Paolo Nicoloso, Triest
    Günther Pallaver, Branzoll-Innsbruck
    Roberta Pergher, Lawrence, Kansas, USA
    Hans Karl Peterlini, Bozen
    Rolf Petri, Venedig
    Eva Pfanzelter, Innsbruck
    Walter Pichler, Lana
    Stephanie Risse, Brixen
    Carlo Romeo, Bozen
    Horst Schreiber, Innsbruck
    Alessandra Spada, Bozen
    Gerald Steinacher, Cambridge, Massachusetts, USA
    Leopold Steurer, Meran
    Oswald Überegger, Hildesheim
    Cinzia Villani, Bozen
    Michael Wedekind, Wien
    Rolf Wörsdörfer, Frankfurt

    Siehe auch: 01 02



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  • Distorsioni.
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    Autor:a

    ai

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    23 Comentârs → on Distorsioni.
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    Ma non deve stupire la reazione degli italiani, forse anche perché nel mondo tedesco non è stata mai avviata una vera rielaborazione della storia del XX secolo, marginalizzando chi — tra i sudtirolesi — questo lavoro ha tentato di portarlo avanti.

    Feststellung des interviewenden A. Adige während eines Gesprächs mit SVP-Obmann Theiner und PD-Landesrat Tommasini, erschienen in der heutigen Ausgabe des Tagblatts.

    Devo dare atto al giornale Alto Adige di aver svolto un ruolo importante nel dibattito sui monumenti, dando voce a chi ha scelto la strada del dialogo.

    Aussage von Richard Theiner während desselben Interviews.

    Siehe auch: 01



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  • Eine neue Erinnerungskultur.

    Autor:a

    ai

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    11 Comentârs → on Eine neue Erinnerungskultur.

    Vor fast genau vier Jahren hatte ich hier die Schaffung eines »positiven« Denkmals für Südtirol angeregt, wo alle Bürger gemeinsam an die Opfer der totalitären Regimes gedenken könnten. Durch das jüngste Abkommen zwischen römischer Zentralregierung und SVP ist jetzt jedoch der Umgang mit den bestehenden, »negativen« Denkmälern wieder mit voller Wucht in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit gerückt.

    Während das Mussolinirelief von Hans Piffrader möglicherweise von den Finanzämtern abgehängt wird, ist im Falle des Siegesdenkmals eine sogenannte »Historisierung« wahrscheinlich. Paradoxerweise könnte so mit etwas Mut und Phantasie gerade das Siegesdenkmal Teil eines »positiven« Denkmals werden. Eine Erklärungstafel ist zur Erreichung dieses Ziels jedoch völlig ungeeignet, denn wie groß sie auch sein mag, sie vermöchte es nie, die Monumentalität des Bauwerks von Marcello Piacentini anzufechten oder auch nur zu kommentieren. Sie verkäme unweigerlich zur entbehrlichen Fußnote. Die Erläuterung des Denkmals und der Voraussetzungen für sein Zustandekommen wäre in der sogenannten Krypta besser aufgehoben, wo — wie vorgeschlagen — auch eine Ausstellung über die Greueltaten jener Zeit untergebracht werden könnte.

    Für die Historisierung des Denkmals wäre jedoch erforderlich, ihm in einer ebenbürtigen Sprache zu antworten: Nur so könnte man ihm einen Ausdruck unserer heutigen, demokratischen Sichtweise als Kommentar entgegensetzen. Eine architektonische und künstlerische Umgestaltung seines Umfelds etwa würde das Bauwerk in einen völlig neuen Kontext einbetten und könnte es in einen für Südtirol einmaligen Ort der Erinnerung und des Gedenkens verwandeln. Dadurch wäre der Erhalt des Siegesdenkmals sichergestellt, ohne es als Ort der Huldigung fortbestehen zu lassen. Eine künstlerische Verarbeitung wäre (anders als eine Tafel) auch aus dem urbanen Kontext sofort lesbar — selbst im Vorbeifahren oder mit einem flüchtigen Blick verstünde jeder, dass hier nicht (mehr) der Totalitarismus geehrt wird.

    Freilich würde dem Platz durch eine solche Umwandlung auch eine neue Zentralität zuteil. Dies ist jedoch durchaus wünschenswert, wenn er vom Siegesplatz zum Platz der gemeinsamen Erinnerung wird.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Sessant’anni.

    Autor:a

    ai

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    23 Comentârs → on Sessant’anni.

    In riferimento all’ottimo articolo di Valentino Liberto (Mussolini come il Minotauro) espongo le mie obiezioni, prendendo spunto proprio dalla citazione di Klaus Wagenbach. A cui contesto una lettura superficiale e unidirezionale. Scrive l’editore che a differenza della Germania l’Italia esibirebbe ai propri figli le vergogne del passato.

    Ma non è affatto vero che a Berlino l’architettura nazista sia stata fatta saltare in aria. Esempi lampanti ne sono l’immenso e centralissimo (ex) aeroporto di Tempelhof, il ministero delle finanze (già Reichsluftfahrtministerium) o l’Olympiastadion, voluto da Hitler in occasione dei giochi olimpici del 1936, e che anche senza croci uncinate non hanno perso nulla della loro impressionante imponenza. Su tutti i monumenti (architettonici e non) è stato fatto un approfondito lavoro di storicizzazione. Allo stesso tempo i riferimenti ai crimini nazisti sono onnipresenti in tutta la capitale: Targhe coi nomi dei campi di concentramento, anche nei luoghi più turistici come il Kurfürstendamm, scioccanti esposizioni — gratuite — sui crimini nazisti (Topographie des Terrors! a due passi da Potsdamer Platz), monumenti alle vittime dell’Olocausto e alle deportazioni (vicino a Brandenburger Tor e davanti ad alcune delle stazioni ferroviarie), museo ebraico e via discorrendo.

    La vera differenza tra i due paesi, a mio avviso, è che in Germania le vergogne del passato vengono esibite — eccome — ai figli in quanto vergogne, senza scampo, senza possibilità  di farne un vanto. In Italia la permanenza non solo dell’architettura, ma anche di monumenti inneggianti al fascismo (e non parliamo nemmeno della particolare sensibilità  di apporli ancora negli anni cinquanta, in un territorio vittima di politiche di snazionalizzazione!) senza alcun commento ed alcuna contestualizzazione non testimonia la capacità  di storicizzare il fascismo, quanto invece la mancata volontà  di confrontarsi diffusamente e pubblicamente con il proprio passato. I panni sporchi si lavano nei dipartimenti di storia o nei libri. In Italia, specialmente a Roma (dove i fascisti stravincono le elezioni scolastiche, se può essere un indicatore), i figli si stanno facendo vanto delle «vergogne» del passato.

    Per me non c’è alcun dubbio che tra Germania e Italia per ora i risultati danno ragione alla via tedesca. Per quanto riguarda l’Italia, lo storico svizzero Aram Mattioli ne ha fornito un’analisi impeccabile.

    Il problema esposto sopra riguarda purtroppo anche il Sudtirolo. Se la via italiana avesse funzionato, se, cioè, le vergogne del passato venissero considerate tali almeno dalle nuove generazioni, ben pochi avrebbero qualcosa da obiettare. Ha ragione Valentino che facendo maturare una coscienza comune i monumenti potevano anche restare — come però si sarebbero anche potuti togliere, senza che questo avrebbe infiammato gli animi. Invece, anche dopo sessant’anni vengono diffusamente considerati non testimoni di una vergogna, ma simboli dell’italianità  di questa terra, «patrimonio ideale degli italiani» (Tomada). Senza le proteste da parte «tedesca» assisteremmo ancora oggi alle sfilate militari in occasione del 4 novembre, e sono passati pochi anni da quando un ministro della repubblica fece depositare una corona davanti al monumento come atto di ripicca.

    Si impone dunque una domanda, per quanto retorica (e già  implicitamente anticipata da Gabriele): Ma quanto tempo si può attendere la maturazione di una coscienza democratica e antitotalitaria? Cinque anni? Dieci? Anche venti. Ma se dopo sessant’anni i monumenti non vengono ancora considerati testimonianze pietrificate di un periodo buio (ma, appunto «patrimonio ideale»), spiace, ma si giustifica una soluzione anche unilaterale (per non dire che si fa impellente).

    Almeno un risultato ora lo si è già  raggiunto: La maggioranza dei partiti italiani si sono autocondannati alla dipendenza da Roma, hanno sempre contato sulla «loro» capitale, perfino per risolvere le proprie beghe interne. Si aspettavano la manna dal cielo e sono stati scaricati per due poltrone tra Roma e Bolzano. Ma ora anche la destra si è resa conto che la partita o la gioca qui o non la gioca. E finalmente se ne sta parlando come non se n’era parlato mai: Apertamente.

    Siehe auch: 01 02



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  • Fiasko?
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    Autor:a

    ai

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    10 Comentârs → on Fiasko?
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    Das Bestreben zur Errichtung eines neuen Kleinstaates in der Größe eines Stadtteiles von München oder Mailand ist in vielerlei Hinsicht ein äußerst fragliches politisches Unterfangen und kann nur als Fiasko enden.

    Aus der heutigen Pressemitteilung der Südtiroler Grünen (»Südtirol ist nicht Katalonien«)

    Die Grünen werfen ihren politischen Gegnern zwar vor, dass sie »nie [aufzeigen], wie die italienische Verfassung abgeändert werden kann und wie für das gesamte Ansinnen eine positive und rechtswirksame Zustimmung in Österreich, in der EU und bei den Vereinten Nationen erreicht werden kann«, zeigen aber selbst nicht auf, warum das Unterfangen »nur als Fiasko enden« kann.

    Hier einige -Gegenargumente 01 02 03 04, eine Kritik an der Ahrntaler Abstimmung 05 aus -Sicht, eine Ungleichung zwischen Südtirol und Katalonien 06 sowie eine Kritik an der grünen Verweigerungshaltung 07.



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  • Quanto costa?

    Autor:a

    ai

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    26 Comentârs → on Quanto costa?

    Ein wahrlich unwürdiges Spektakel, wie die SVP dieser Tage mit Kulturminister Bondi ihre Enthaltung bei dessen Vertrauensfrage verhandelt. Unwürdig aber nur für den Minister, der sich gezwungen sieht, in immer unglaubwürdigeren Stellungnahmen zu beteuern, wie sehr er um das Wohl des »Sud Tirolo« bemüht sei. Ich kann meine Schadenfreude nicht leugnen.

    Anders als im Vorfeld der »großen« Vertrauensabstimmung spielt die SVP diesmal mit offenen Karten und stellt politische Forderungen, die den Rechten wirklich weh tun. Unter diesen Voraussetzungen ist es durchaus legitim, dass man sich nicht um staatliche, sondern vordergründig um Südtiroler Interessen schert. Dies umso mehr, als diese Regierung — egal was sie macht (und egal was sie unterlässt) — noch immer unglaublich viel Rückhalt in der italienischen Bevölkerung genießt. Und weil es schließlich egal ist, ob Berlusconi diesen oder einen anderen unfähigen Kulturminister an seiner Seite hat.

    »Unsere« Abgeordneten leisten jetzt, was nur eine Sammelpartei nach außen hin (!) leisten kann, solange wir uns nicht von diesem Staate abnabeln. Es sollte aber klar sein, dass: (a) nicht weniger als umfassende Zugeständnisse bei Siegesdenkmal (Historisierung/Entschärfung), Duce-Relief (Entfernung), Kapuziner-Wastl (Entfernung) sowie Beinhäusern (Historisierung/Entschärfung) fällig sind und (b) es höchstens eine Stimmenthaltung (keine Zustimmung) geben darf.



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  • Poesia.
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    Autor:a

    ai

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    2 Comentârs → on Poesia.
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    Sin dal mio insediamento ho sempre vigilato, infatti, affinché le risorse stanziate durante la responsabilità dei miei predecessori fossero utilizzate esclusivamente per la realizzazione di un progetto condiviso, un recupero che contribuisse a superare le divisioni di un doloroso passato e ad alimentare una memoria in cui si riconosca l’intera comunità del Sud Tirolo.

    Dalla presa di posizione del cosiddetto ministro alla cultura, Sandro Bondi, sul restauro del monumento alla vittoria

    A prescindere dal contenuto, è veramente incredibile che un ministro di destra, ancorché per compiacere la SVP, in una presa di posizione ufficiale faccia uso della denominazione comune, inclusiva e coesiva di questa terra, mentre le istituzioni locali pensano ancora che non si possa fare.



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  • Neue Grenzen für Klassenfahrten.

    Autor:a

    ai

    |

    15 Comentârs → on Neue Grenzen für Klassenfahrten.

    Die Europaregion namens Tirol-Südtirol/Alto Adige-Trentino wächst immer weiter und spürbarer zusammen. So müssen jetzt Schulen grenzüberschreitende Klassenfahrten jedes Mal bei der Quästur in Bozen melden und polizeilich genehmigen lassen. Will zum Beispiel eine Klasse von Gossensass über die (wohlgemerkt »nicht mehr existierende«) Grenze nach Gries am Brenner »verreisen« (laut Google Maps 14,8 km) braucht es zuerst die Einwilligung der Staatsgewalt. Dadurch wird die grenzüberschreitende Freundschaft gefördert — eine eindeutige Verbesserung, wie wir sie seit 70 Jahren nicht mehr gekannt haben.

    Von einem Leserbrief auf diese bedeutende Neuerung aufmerksam gemacht, habe ich am 28. Dezember das Deutsche Schulamt angeschrieben und noch am selben Tag Auskunft erhalten:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    in einem Leserbrief (“Fahrt ins Ausland”), welcher im Wochenblatt ff (Nr. 51-52 vom 23. Dezember 2010) abgedruckt wurde, ist die Rede von einer Meldepflicht für grenzüberschreitende Klassenfahrten. Will ein Lehrer einen Ausflug nach Nordtirol oder München organisieren, muss er – soweit ich das verstehe – in Hinkunft bei der Polizei in Bozen um Erlaubnis bitten. Was ist an dieser Information dran?

    Bei dieser Gelegenheit möchte ich weiters in Erfahrung bringen, ob es stimmt, dass Klassenfahrten ins nördliche Tirol (bzw. allgemein ins Ausland) dadurch erschwert werden, dass die Aufenthaltsgenehmigungen und Ausweispapiere von Zuwandererkindern nur innerstaatliche Gültigkeit haben, für sie also “Schengen” keinerlei Auswirkungen hat. Das stünde freilich im Gegensatz zum in Sonntagsreden häufig bemühten Hinweis, die Grenze existiere nicht mehr. Es wäre schade, wenn junge Zuwanderer zu Hause bleiben müssten oder Klassenfahrten ganz entfielen, nur weil absurde Regelungen dies so wollen.

    Ich danke im Voraus für eine Stellungnahme.

    Die Antwort:

    Sehr geehrter Herr Constantini,

    mit der Verabschiedung der neuen Gesetzesverordnung Nr. 135/2009 zur Anpassung an die EU-Regelung Nr. 444/2009 wird die Pflicht der Ausstellung eines Einzelpasses nach dem Grundsatz “Eine Person – ein Pass” vorgesehen und zwar unabhängig vom Alter des Antragstellers. Seit dem 25. November 2009 benötigen Minderjährige mit italienischer Staatsbürgerschaft für die Reise ins Ausland einen gesonderten Reisepass bzw. einen geeigneten Identitätsnachweis. Die bisher ausgestellten Reisepässe sind von den neuen Bestimmungen nicht betroffen; sie bleiben bis zum Verfallsdatum des Passes gültig. Die neuen Bestimmungen werden also nur für die neuen Anträge angewandt. All die geltenden Bestimmungen über den Kollektivpass und über die Geburtsurkunde zur Ausreise von Minderjährigen bleiben unverändert.
    Insbesondere für die Schulen von Interesse ist, dass Jugendliche unter 14 Jahren nur mehr dann in Begleitung von Personen, die nicht die Erziehungsberechtigten sind, ins Ausland reisen dürfen, wenn die Quästur aufgrund der Einwilligung der Erziehungsberechtigten die sogenannte “dichiarazione di affido” ausstellt (bis November 2009 galt diese Pflicht nur für Minderjährige unter 10 Jahren).

    Minderjährige unter 14 Jahren mit italienischer Staatsbürgerschaft, die in Begleitung einer anderen Person als einem Elternteil, Erziehungsberechtigten oder gesetzlichen Vormund (gemäß Angabe im Reisepass) reisen, müssen somit bei der Ausreise aus Italien besondere Voraussetzungen erfüllen: Wie oben beschrieben, müssen sie eine Erklärung (dichiarazione di affido) der lokalen Polizeidienststelle (Quästur) mit sich führen. Ohne diese Genehmigung können sie das italienische Staatsgebiet nicht verlassen. Diese Einschränkung gilt nur für Personen mit italienischer Staatsbürgerschaft; Minderjährige anderer Nationalitäten sind davon nicht betroffen, da für Ausländerkinder die Bestimmungen ihres Herkunftslandes anzuwenden sind.

    Die neuen Bestimmungen wurden zur Bekämpfung von Kindesentführungen, insbesondere bei getrennten Eltern, aber auch zur Bekämpfung des Menschenhandels mit Minderjährigen erlassen. Dadurch wird mehr Schutz für die Identität des einzelnen Bürgers gewährleistet und demzufolge mehr Sicherheit für die reisenden Kinder.

    In der Anlage finden Sie die Mitteilung des Schulamtsleiters vom 17. November 2010, welche in diesem Zusammenhang für Sie von Interesse sein könnte. Die genannte Mitteilung zu den Klassenfahrten ins Ausland ist samt Anlage auch auf der Homepage des Deutschen Schulamtes […] zu finden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Werner Clara
    Amt für Schulordnung 16.1 Ufficio Ordinamento scolastico


    Grenze/ Recht/ Scola/ · · · · · EU/ Euregio/ ·

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