Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Transparenz und Verantwortung.

    Autor:a

    ai

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    2 Comentârs → on Transparenz und Verantwortung.

    Ich persönlich befürworte den Ausbau des Bozner Flughafens — aus Gründen, die ich an anderer Stelle dargelegt habe. Zu diesem Thema wurde aber eine aufwändige Mediation geführt, deren Ergebnis nicht einfach so auf den Kopf gestellt werden darf. Zudem steht das Ergebnis eines Referendums im Raum, welches zwar aufgrund des knapp verfehlten Quorums nicht bindend ist, aber einen beeindruckenden Fingerzeig der Bevölkerung beinhaltet.
    In einer Demokratie darf alles neu diskutiert werden, keine Entscheidung ist auf immer und ewig festgeschrieben. Doch die Bevölkerung ist ernstzunehmen und einzubinden, nicht zu übergehen und für blöd zu verkaufen. Ausdruck von Verantwortung und Transparenz wäre etwa die Abhaltung eines bindenden Referendums ohne Beteiligungsschwelle. Die Verlängerung der Landebahn trotz gegenteiligen Mediationsergebnisses wäre hingegen Ausdruck von Respektlosigkeit und Ignoranz.

    Das Projekt Ried am Kronplatz kenne ich nicht im Detail. Ich weiß, dass die Anbindung von Skigebieten an die Bahn in der Schweiz gang und gäbe ist. Dass dazu auch eine neue Skipiste erforderlich ist, wage ich zu bezweifeln. In jedem Fall habe ich hierzu (noch) keine gefestigte Meinung. Ob man nun für oder gegen Ried ist, eines ist in jedem Fall sicher: Die Art und Weise, wie die SVP die Volksbefragung torpediert hat, die gezielte Demontage mit fadenscheinigen Argumenten, die Meidung einer inhaltlichen Debatte auf Augenhöhe zugunsten des Abstimmungsboykotts, ist für eine demokratische Gesellschaft nicht hinnehmbar. Das erinnert an para- und pseudodemokratische Systeme, in denen nicht Transparenz und Verantwortung, sondern Macht und Einschüchterung vorherrschen.

    Gegen die Übernahme des E-Werkes an der Töll durch die Landesenergiegesellschaft SEL ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Manches Gegenargument der Etschwerke und der Gemeinden Bozen und Meran mutet merkwürdig an; so zum Beispiel, dass die Etschwerke das Kraftwerk seit 1898 führen. Kommt es zu einer Ausschreibung, sollte doch selbstverständlich sein, dass der Beste zum Zug kommt, und nicht zwangsläufig der Platzhirsch. Ob die Entscheidung der Landesregierung rechtens war, werden die Gerichte prüfen. Es zeugt aber nicht von Transparenz, wenn das Land gleichzeitig den Schiedsrichter zwischen unterschiedlichen Anbietern spielt und als Inhaber der SEL ein Eigeninteresse verfolgt.

    Es geht nicht immer um den Inhalt. Um die Methoden schon.



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  • Gefährliches Vorpreschen.

    Autor:a

    ai

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    23 Comentârs → on Gefährliches Vorpreschen.

    Seit 2009 finden in Katalonien auf kommunaler und übergemeindlicher Ebene selbstverwaltete Unabhängigkeitsreferenda statt, von denen auch berichtet hat 01 02 03. Die Süd-Tiroler Freiheit (STF) war indirekt daran beteiligt, indem sie gemeinsam mit anderen Parteien (zumeist aus der EFA-Gruppe) internationale Beobachter nach Katalonien entsandt hat.

    Nun hat die STF angekündigt, im Ahrntal beginnend, Referenda nach katalanischem Muster auch in Südtirol durchzuführen. Vorausgeschickt sei, dass es in einer Demokratie jedem unbenommen ist, selbstverwaltete Befragungen durchzuführen und daran teilzunehmen. Sie haben keinen bindenden Charakter, doch in Katalonien haben sie gezeigt, dass sie ein funktionierendes Mittel sind, um den Wunsch der Bevölkerung nach Eigenregierung politisch zu kanalisieren und sichtbar zu machen.

    Zwischen beiden Ländern gibt es jedoch zumindest zwei eklatante Unterschiede, aufgrund derer die Referenda der STF als voreilig und dadurch gefährlich und kontraproduktiv einzustufen sind:

    1. Genauso penibel wie in Südtirol auf die Trennung nach Sprachgruppen geachtet wird, hat sich Katalonien stets um den gesellschaftlichen Zusammenhalt (Kohäsion) bemüht. Dies ist eine zentrale Vorbedingung für den Unabhängigkeitsprozess, auf welche schon oft hingewiesen hat und welche eine unserer Hauptforderungen darstellt.
      Wenngleich zurzeit »nur« etwa die Hälfte der Katalanen die Unabhängigkeit befürwortet, wird sie dort als eine legitime politische Vision für das gesamte Land verstanden, und nicht als Forderung der einen gegen die anderen.
      Die Süd-Tiroler Freiheit hat sich auch in ihrem politischen Gebaren — genauso wie alle anderen etablierten Parteien, welche die Selbstbestimmung befürworten — nie aktiv um die Italiener, die Ladiner und die Skeptiker gekümmert. Zumindest innerparteilich hätte sie die Verpflichtung, sich ihnen zu öffnen, aktiv und offensiv zuzuwenden und in einen gemeinsamen Prozess einzubinden. Das ist fast schon programmatisch ausgeblieben.
    2. In Katalonien sind die selbstverwalteten Referenda von der Zivilgesellschaft ausgegangen, von Vereinen und Nichtregierungsorganisationen (NRO) und unter Einbindung aller Gesellschaftsschichten — einschließlich der Zuwanderer 04, der »neuen Katalanen«, welche ihre Unterstützung nicht versagt haben. Es wurde stets penibelst darauf geachtet, dass die Parteien sich nicht in den Prozess einmischen. Zwar wurden externe Unterstützungserklärungen und Wahlaufrufe akzeptiert, aber eine aktive Mitarbeit zum Zwecke der politischen Profilierung blieb ihnen konsequent versagt.
      In Südtirol will hingegen gerade eine politische Partei etwas anstoßen, wofür die Gesellschaft offensichtlich noch nicht bereit ist. Nicht einmal der Konsens mit anderen unabhängigkeitswilligen Parteien wurde gesucht. Das ist eklatant.

    Eva Klotz und Sven Knoll sind auf dem besten Weg, nicht nur die Unabhängigkeitsidee, sondern sogar den fragilen gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig zu beschädigen, indem sie unerlässliche Etappen für einen Konsens in dieser Angelegenheit einfach auslassen. Das kann von Befürwortern eines seriösen Unabhängigkeitsprozesses nicht hingenommen werden.

    Siehe auch: 01 02



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  • Ubi nomen, ibi patria.

    Autor:a

    ai

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    6 Comentârs → on Ubi nomen, ibi patria.

    Dieses Motto zum Thema Ortsnamen (zu Deutsch in etwa: »wo man eigene Ortsbezeichnungen vergibt, dort ist das Vaterland«) haben sich nicht etwa Unitalia, Forza Nuova oder CasaPound gegeben, sondern die Südtiroler Grünen. Enthalten ist das Prinzip in ihren »Arbeitsthesen für das Zusammenleben« vom 6. November 2010. Damit nehmen sie weder auf die zeitgenössischen, weltweiten Entwicklungen und Gepflogenheiten auf diesem Gebiet Bezug, noch auf den heutigen Stand der Geographie-Wissenschaft. Das Motto könnte eher von Ettore Tolomei stammen, denn von einer interethnischen Partei (Eigendefinition) und könnte direkt vom hic patriae fines siste signa (»hier an den Grenzen des Vaterlandes setze die Zeichen«, i. S. v. »markiere das Territorium«) abgeleitet sein, welches am Bozner Siegesdenkmal prangt.

    Garniert ist das Motto mit insgesamt fünf Thesen, die ich hier im Einzelnen kommentieren möchte:

    Südtirol ist ein 3-sprachiges Land

    Außer an der Schreibweise und an der italienischen Übersetzung (»Alto Adige« statt des einst grünen Sudtirolo) nichts auszusetzen. Im Grunde eine Binsenweisheit.

    Altes Unrecht (wie das von Tolomei) wird durch neues Unrecht nicht wiedergutgemacht.

    Das ist nun wirklich eine Ungeheuerlichkeit. Die Rückgängigmachung eines Unrechts (die zwangsweise Übersetzung von Abertausenden von Ortsbezeichnungen) wird mit dem Unrecht selbst auf eine Stufe gesetzt. Dabei wird außer Acht gelassen, dass die Entscheidung wissenschaftlichen Kriterien und internationalen Gepflogenheiten entspräche und vor allem: dass sie von demokratisch legitimierten Gremien beschlossen würde und lediglich die Amtlichkeit von Ortsbezeichungen beträfe, während die Tolomei-Namen auf faschistische Dekrete und auf die gewaltsame Unterdrückungspolitik durch ein totalitäres Regime zurückgehen.

    Wenn wir diesen Ansatz weiterdenken, dann kommen wir womöglich zum Schluss, dass wir die Hängung von Kriegsverbrechern bei den Nürnberger Prozessen mit den standrechtlichen Erschießungen von »Deserteuren« durch die Nazis auf eine Stufe stellen müssen. Mir läuft es kalt den Rücken hinunter.

    Namen in der eigenen Sprache zur Verfügung haben, bedeutet Gefühl der Beheimatung [ubi “Nomen”, ibi “Patria”]

    Was das mit der grünen Idee zu tun hat, ist und bleibt mir schleierhaft. Daraus ergäbe sich, dass wir die Beheimatung von Zuwanderern (welche ich genauso wie die Grünen befürworte) nur meistern können, wenn wir unsere Ortsbezeichnungen auf Pakistanisch, Albanisch, Bulgarisch, Arabisch und in alle anderen Sprachen der “neuen Südtiroler” übersetzen. Das wäre nicht nur völlig absurd, sondern nach meiner Überzeugung (genauso wie die Tolomeinamen!) ein Beitrag zur Schaffung von Parallelgesellschaften.

    Dt. und lad. Namen müssen “amtlich gemacht werden”.

    Das ist mittlerweile Konsens (es gibt meines Wissens keine im Südtiroler Landesparlament vertretene Partei, die sich diesem Ansinnen widersetzen würde) und daher keiner besonderen Erwähnung wert.

    Es hat keinen Sinn, bestehende Namen “am grünen Tisch” neu zu übersetzen.

    Hier servieren uns die Grünen zum Abschluss gleich den doppelten Widerspruch: Zum einen wäre diese Schlussthese nämlich die Bloßstellung des Tolomeiwerks und eine Rechtfertigung für seine Revidierung, zum anderen ist es angesichts der dritten These unverständlich, warum bestehende Namen nicht übersetzt werden sollen, wenn doch aus der Übersetzung — wie auch Tolomei meinte — angeblich Beheimatung entsteht.

    Was nun?

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Prämie trotz Sprachverhunzung.

    Autor:a

    ai

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    14 Comentârs → on Prämie trotz Sprachverhunzung.

    Schon seit mehreren Jahren laufen in Südtirols Trenitalia-Regionalzügen automatische Durchsagen, die jeder Beschreibung spotten. Obwohl auch ranghohe Mitarbeiter des Landesmobilitätsressorts regelmäßig diese Verbindungen nutzen und somit Zeugen des Missstands sind, hat sich daran nie etwas geändert. Eine Kostprobe:


    Guten Abend, willkommen a en Bord des Zuges 10950. Der Zug hält in Waidbruck, Klausen, Brixen u en de erreicht Franzensfeste um 21 Uhr 13 Uhr. Trenitalia wünscht Ihnen eine angenehme Fahrt.

    Transkription von mir

    Doch seit einiger Zeit handelt es sich bei den Zügen technisch nicht mehr um reine Trenitalia-Regios. Es ist jetzt das Land Südtirol, welches die Staatsbahnen mit der Durchführung der Fahrten beauftragt und somit eigentlich die Auflagen und Bedingungen diktieren könnte. Offensichtlich besteht aber gar kein Interessen, durch straffe Verträge für diesbezügliche Verbesserungen zu sorgen. Im Gegenteil: Trenitalia werden vom Land sogar jährlich hohe Effizienzprämien aus Südtiroler Steuergeldern ausbezahlt — unter anderem dafür, dass wir uns Tag für Tag diese Sprachverarschung anhören dürfen. Wo außer hier wäre es vorstellbar, dass eine offizielle Amtssprache derart systematisch verhunzt wird?

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Martini zeigt Faschos die kalte Schulter.
    Erfolg für die Antifa Meran

    Der Snowboardclub Jokers aus Auer hatte zum Saisonsauftakt (»weiße Saison«) ein Konzert im Bozner Martini-Club angekündigt, bei dem unter anderem die rechtsextreme Band No Prisoner um Bar8-Chef Bonazza auftreten sollte. Die Gruppe bezeichnet sich selbst als »NSHC – National Socialist Hardcore«.

    Über die Antifa wurde der Lokalbetreiber auf die Art der in seinem Club geplanten Veranstaltung aufmerksam und kündigte zunächst den einschlägigen Bands und dann gleich die Zusammenarbeit mit dem politisierten Snowboardclub auf. Das Konzert wurde abgesagt.

    Hier geht es zur Berichterstattung der Antifa: 01 02

    Kein Fingerbreit den Nazis!



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  • Grüne führen SVP vor.

    Autor:a

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    1 Comentâr → on Grüne führen SVP vor.

    Nachdem die SVP zum wiederholten Mal durch einen Abstimmungsboykott die Demokratie beschädigt hat — beileibe nicht »nur« die direkte — ließen die Grünen sie jetzt im Landtag auflaufen.

    Laut Mehrheitpartei war das Projekt Ried nicht Thema des soeben abgehaltenen Referendums, womit offensichtlich die Motivation der Projektgegner gebrochen und das Referendum zum Scheitern gebracht werden sollte. Folgerichtig forderten die Landtagsabgeordneten Dello Sbarba und Heiss nun die Durchführung einer zweiten Befragung, diesmal über das Projekt Ried. Schließlich hätte die Volkspartei eine solche Abstimmung in Aussicht gestellt. Den so mit dem Rücken zur Wand Gestellten blieb (sekundiert von PD, Freiheitlichen und PDL) nichts anderes übrig, als zu behaupten, über Ried sei bereits abgestimmt worden. Was nun?

    Wäre das Referendum erfolgreich gewesen, hätten diese Leute darauf bestanden, dass Ried nicht Gegenstand des Votums war.



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  • Il tedesco di Lillo.

    Autor:a

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    13 Comentârs → on Il tedesco di Lillo.

    Chi cerca il conflitto etnico lo trova sempre, anche a costo di doverlo generare, magari con la propria ignoranza. Era già accaduto, in termini diversi, dopo l’elezione di un sudtirolese di lingua italiana a sindaco di Toblach, si sta ripetendo in questi giorni a Bolzano, dove è stata imbrattata la vetrina di una lavanderia.

    Il consigliere comunale Enrico Lillo (PDL) insinua la matrice antiitaliana adducendo un’argomentazione davvero avventurosa, frutto evidentemente di conoscenze linguistiche che giudico inquietanti e imbarazzanti per un personaggio pubblico. Sulla vetrina del locale infatti è stata scritta la parola «LOS», che il nostro, conoscendo forse solo qualche frase di tedesco, associa al conosciuto motto «LOS VON ROM», giungendo ad affermare che «LOS» significherebbe «VIA». E visto che la clientela della lavanderia sarebbero imprimis soldati delle vicine caserme, ecco spuntare la pista etnica.

    Poco importa — al nostro e ai media che lo assecondano — che si tratti di un’interpretazione folle (chiunque padroneggi minimamente la lingua avrebbe potuto spiegare a Lillo che in questo contesto si userebbe «WEG» oppure «RAUS»): il danno è fatto e un’altra bella storia di antiitalianismo ha trovato la strada verso la pancia.

    Finché affidiamo compiti politici a gente di questa levatura abbiamo ben poche speranze di migliorare la coesione sociale in questa terra.

    Se il Lillo invece di interpretare lingue che non padroneggia si mettesse a studiarle, capirebbe presto che la pista del litigio personale o dell’antimilitarismo sono almeno altrettanto plausibili.



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