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  • Sparen wir uns den Nationalstaat.

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    1 Comentâr → on Sparen wir uns den Nationalstaat.

    In der Süddeutschen Zeitung vom 29.03.2014 provoziert Stefan Ulrich mit einem Vergleich zwischen Südtirol und der Krim. Er ersetzt die Krim kurzerhand durch Südtirol, die Ukraine durch Italien und Russland durch Österreich. Klingt alles absurd. Ist es auch, sollte man meinen. Ziel der Übung: Wohl ein Vergleich zwischen innereuropäischen Unabhängigkeitsbestrebungen und den Vorgängen in der Ukraine.

    Die EU hat den Umgang unter den Mitgliedsländern zivilisiert, sie sorgt für einen gemeinsamen Markt und die NATO sorgt für militärische Sicherheit. Warum also sollte eine nach Unabhängigkeit strebende Region zur Zugehörigkeit zu einem bestimmten Nationalstaat gezwungen werden? Warum sollte es nicht möglich sein, dass Katalonien, Schottland oder Südtirol als souveräne, unabhängige Regionen weiterhin Mitglied der EU bleiben und der Prozess, der den Weg dorthin ebnet, von höchster EU-Ebene definiert und begleitet wird?

    Das Prinzip der Unantastbarkeit der nationalstaatlichen Grenzen scheint eines der letzten europäischen Tabus zu sein.

    Stefan Ulrich glaubt, dass die nach Sezession strebenden europäischen Regionen mit einem Drei-Ebenen-Modell beruhigt werden könnten: Ebene 1 – die EU, Ebene 2 – die heutigen Nationalstaaten und Ebene 3 – die Regionen.

    Eine Antwort darauf, warum Regionen, die innerhalb der EU souverän und unabhängig sein möchten überhaupt eine zweite Ebene benötigen, gibt er nicht. Möglicherweise kann sich der Autor einfach nicht vom Konzept der nationalstaatlichen »Solidargemeinschaft« lösen. Auch deshalb wird das Solidaritätsargument ins Spiel gebracht. Es scheint mittlerweile so zu sein, dass jede nach Unabhängigkeit strebende Region sich entweder verhöhnen lassen muss, wenn die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit nicht eindeutig ist, oder der mangelnden Solidarität bezichtigt wird, wenn ein hoher Nettoüberschuss an den Zentralstaat wandert.

    Für Stefan Ulrich ist im Falle von Venetien, Südtirol, Katalonien und Schottland vor allem letzteres der Fall: Mangelnde Solidarität, die nach einer erfolgten Unabhängigkeit umso größere soziale Verwerfungen in Spanien, Italien oder Großbritannien hinterlassen würde.

    Ökonomisch ist dieses Argument in keiner Weise belegt. Selbständigkeit erzeugt ein neues Niveau an Eigenverantwortung. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Sizilien oder Sardinien ohne den Zentralstaat ökonomisch besser leben würden als heute. hat sich zudem immer für einen innereuropäischen Finanzausgleich ausgesprochen, der klaren Regeln und Zielsetzungen folgen muss. Der Nettoüberschuss Südtirols an den Zentralstaat folgt dagegen weder klaren Regeln, noch dient er irgendeiner nachvollziehbaren Zielsetzung. Zudem setzen die Summen, um die es mittlerweile geht, die Zukunft Südtirols aufs Spiel.

    Einige Zahlen:

    • Südtirol (Einwohner: 0,5 Mio., BIP: 18,5 Mrd.) dürfte heuer einen Nettoüberschuss von 1,5 Milliarden Euro an den Zentralstaat überweisen. Die volkswirtschaftliche Gesamtsituation Südtirols dürfte sich aufgrund der steigenden italienischen Staatsverschuldung sogar um über 2 Milliarden Euro verschlechtern.
    • Bayern (Einwohner 12,5 Mio., BIP: 488 Mrd.) zahlt innerhalb des deutschen Länderfinanzausgleichs 2013 eine Summe von 4,3 Milliarden Euro. Dagegen will der Freistaat rechtlich vorgehen.
    • Die Staatsverschuldung Griechenlands betrug 2011 355 Milliarden Euro. Seither folgt ein Rettungspaket nach dem anderen. Warum mag nicht (z.B.) Deutschland die griechischen Schulden in vier bis fünf Jahren vollständig abzahlen? Je nachdem, wie wir rechnen, entspräche der Südtiroler Beitrag von 1,5 Milliarden Euro an den Zentralstaat ca. 85 Milliarden Euro, die Deutschland an Griechenland überweisen würde. In 4 bis 5 Jahren wäre Griechenland schuldenfrei — als Akt der europäischen Solidarität könnte man dies doch verlangen dürfen? Südtirol überweist auf seine Wirtschaftskraft bezogen diesen Betrag an den Zentralstaat und muss sich dafür noch vorschreiben lassen wo und in welchem Ausmaß gespart werden soll.

    A propos Einsparungen: Im Gesundheitsbereich sollen in Südtirol heuer 40 Millionen Euro eingespart werden. Der Ärztegewerkschaft ANAAO fällt zu diesem Thema nichts besseres ein, als die Schließung der Krankenhäuser in Innichen, Sterzing und Schlanders zu fordern. In einer Woche überweisen wir den Betrag von 40 Millionen Euro ohne jegliche Gegenleistung an den Zentralstaat. Daran etwas zu ändern fällt der zentralistischen, nicht selten nationalistisch angehauchten Gewerkschaft ANAAO nicht ein.

    Das Ökonomische, so wichtig es auch ist, sollte jedoch nicht den Blick auf andere zentrale Themen verschleiern. Stefan Ulrich warnt vor dem Streben nach neuen völkisch fundierten Nationalstaaten. Dies wäre tatsächlich ein fataler Ansatz. Doch gerade die bestehenden Nationalstaaten haben bisher vielfach wenig Sensibilität für die sich von der Titularnation unterscheidenden Regionen entgegengebracht. Gerade deshalb besteht die große Chance einer europäischen Weiterentwicklung darin, dass der Kontinent vor allem an den Bruchlinien der Nationalstaaten neu entsteht und zusammenwächst. Ein Zusammenwachsen durch neue, mehrsprachige, nicht nach nationalen Kriterien definierte, unabhängige und in Europa eingebettete Regionen. An den nationalstaatlichen Bruchlinien, wo viele willkürlich gezogene Grenzen noch nie viel Sinn machten kann für Europa ein neuer Mehrwert entstehen, der vor 100 Jahren zerstört wurde. Die nach Unabhängigkeit strebenden Regionen an den Bruchlinien müssen allerdings jeglichen »nationalstaatlichen« Versuchungen widerstehen.



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  • Wipptaler Milch wird dort verarbeitet.

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    0 Comentârs → on Wipptaler Milch wird dort verarbeitet.

    Durch das Tiroler Wipptal fließen zwei Flüsse, einer in Richtung Schwarzes Meer, der andere in Richtung Mittelmeer. Diese einfache Tatsache sorgt dafür, dass es im Europa des 21. Jahrhunderts eine Nachricht ist, wenn die Milch dieses Tales auch dort verarbeitet wird. Es war nämlich die Wasserscheide, die vor knapp 100 Jahren Grund genug war, dieses Tal gegen den Willen der Bevölkerung¹ auf zwei Staaten aufzuteilen. Wenn also seit Anfang des gegenwärtigen Monats die Bauern des Unteren Wipptals ihre Milch an eine Genossenschaft im Oberen Wipptal liefern, jenseits der — angeblich nicht mehr existierenden — Staatsgrenze, so ist das ein winziger und doch sehr konkreter Beitrag zur Normalisierung. Die Tiroler Tageszeitung spricht gar davon, dass die Euregio mit Milch aufgepäppelt wird. Wohl bekomms²!

    Siehe auch: 01

    1) Die Beweislast kehre ich mal frecherweise um.
    2) Sorry, vegans!



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  • Zentralistische Verfassungsreform.

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    6 Comentârs → on Zentralistische Verfassungsreform.

    Oskar Peterlini sinngemäß im heutigen Frühstückstelefon von Rai Südtirol (Gedächtnisprotokoll):

    Aber bei den derzeitigen Reformen handelt es sich um eine zentralistische Verfassungsreform. Renzi hat sich nicht davon überzeugen lassen, die Reform weniger zentralistisch anzugehen. Für Südtirol bedeutet dies, dass man mit dem nackten, durch Österrreich abgesicherten Autonomiestatut, dastehen könnte. Alle Kompetenzen, die z.B. nach 2000 dazugekommen sind, könnten wieder zurück zum Zentralstaat gehen.

    Peterlini hoffe, dass Südtirols Parlamentarier diese Zuständigkeiten in Rom verteidigen können.

    Und wieder fließen unserer Ressourcen einzig und allein in die Verteidigung schon bestehender Zuständigkeiten. Scheint nun sogar die dynamische Autonomie in Gefahr zu sein? Von Vollautonomie spricht in SVP-Kreisen sowieso niemand mehr. Wie lange können wir uns dieses Spiel als Land Südtirol noch leisten? Täglich eine volkswirtschaftliche Verschlechterung unserer Situation um 6 Millionen Euro, immense Nachteile durch die Zugehörigkeit zu einem Zentralstaat, der seine institutionelle Krise nicht überwindet und (bestenfalls) Stillstand was die Weiterentwicklung unserer Autonomie anbelangt.

    Siehe auch: 01 02



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  • »Sezession ist Sezession.«

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    8 Comentârs → on »Sezession ist Sezession.«

    Gastbeitrag für das Onlineportal Telepolis, dort erschienen am 25.03.2014.

    Die ebenso einfache wie trügerische Gleichung »Sezession ist Sezession« scheint den meisten Kommentaren zugrunde zu liegen, die die Vorgänge der letzten Wochen auf der Krim in einem Atemzug mit Schottland, Katalonien oder Südtirol erwähnen. Keinem Kommentator käme in den Sinn, nach einer ebenso vereinfachenden Maxime (in etwa »Staat ist Staat«) die USA, Deutschland oder die Schweiz mit Nordkorea gleichzusetzen, bloß weil es sich in all diesen Fällen um staatliche Gebilde handelt. Oder, um bei der Ukraine zu bleiben: Würde jemand ernsthaft mit Verweis auf die Gewalteskalation am Maidan vor einer friedlichen Kundgebung in Brüssel warnen? Wohl kaum — trotzdem soll die Krim nun angeblich als abschreckendes Beispiel für demokratische Prozesse in der EU dienen.

    Seriöse und differenzierte Vergleiche lassen, kratzt man etwas an der Oberfläche, eklatante Unterschiede zwischen den Sezessionsbestrebungen auf der Krim und in der EU zutage treten, die eine Gleichsetzung als völlig realitätsfremd enttarnen. Was sich derzeit in der Ukraine abspielt, sind geopolitische und geostrategische Nachbeben des Kalten Krieges. Seit Jahren trachten die EU und Russland danach, ihren Einflussbereich auf die ehemalige Sowjetrepublik zu erweitern, wobei sie sich nur dann um die Einhaltung internationalen Rechts scheren, wenn es ihnen nützlich erscheint. So begünstigte die Europäische Union einen demokratisch spärlich legitimierten prowestlichen Machtwechsel in Kiew und nahm dabei, wie bemerkt wurde, auch neofaschistische Verbündete in Kauf.

    Um nicht tatenlos zusehen zu müssen, wie ihm sein geografischer Vorhof wegbricht, inszenierte Putin ein Plebiszit für die Annexion der Krim: Die ist für Russland vor allem als Zugang zum Schwarzen Meer von militärstrategischer Bedeutung. Nichtsdestoweniger waren die jüngsten Ereignisse ein offenkundiges Beispiel für diplomatische Heuchelei: Den Putsch in Kiew legitimierten Vertreter der EU zunächst noch als Ausdruck von Selbstbestimmung. Als auch Putin, der ähnliche Ansprüche im eigenen Land (Tschetschenien) gern mit Panzern niederwalzt, das Selbstbestimmungsrecht für sich entdeckte, geißelte dies der Westen plötzlich mit Verweis auf die staatliche Integrität — obwohl man diese selbst nicht immer achtet (Irak, Afghanistan).

    Kurzum: Sowohl in Kiew, als auch auf der Krim dürften Demokratie und Interessen der heimischen Bevölkerung im besten Fall eine Nebenrolle gespielt haben. Dasselbe gilt übrigens auch für die ukrainische Verfassung, die von der EU strapaziert wird, um die Abspaltung der Schwarzmeer-Halbinsel zu verurteilen, während sie beim Putsch in Kiew geflissentlich übersehen wurde.

    Die Sezessionsbewegungen in der EU sind aus geostrategischer Sicht nachrangig. Es geht vielmehr um die »innenpolitische« Frage, ob die Union gewillt und imstande ist, einen weiteren, entscheidenden Schritt hin zur Überwindung der Nationalstaaten zu vollziehen, die die großen Verwerfungen des letzten Jahrhunderts, einschließlich des Kalten Krieges, erheblich mitverursacht haben.

    Abgrenzung aufgrund angeborener Eigenschaften, Vortäuschung ethnischer Homogenität und der Anspruch, alle Mitglieder eines »Volkes« in einem Staat zu vereinigen (Gründe, die auch Russland für die Angliederung der dreisprachigen Krim vorschob), schufen jene explosive Mischung, die zwei »europäische« Weltkriege verursachte.

    In mehrsprachigen Gebieten, zumal an den Grenzen der Nationalstaaten, sind die Widersprüche dieser historischen Entwicklungen am deutlichsten sicht- und spürbar, weshalb es Regionen wie Schottland, Katalonien und Südtirol sind, die sich jetzt dem homogenisierenden Anspruch der Nationalstaaten, durch den sicheren Rahmen der EU geschützt, am schnellsten entziehen möchten. Da sie nicht das Ziel verfolgen, neue Nationalstaaten zu bilden, sind diese territorialen, keineswegs expansionistischen Bewegungen kein Widerspruch, sondern konsequente Folge des Einigungsprozesses: Nicht mehr übergeordnete Interessen großer Weltmächte sollen die innereuropäischen Grenzverläufe bestimmen, sondern der freie Wille der Bevölkerung.

    Brüssel sollte eigentlich daran interessiert sein, diese demokratischen Prozesse im Sinne einer unumkehrbaren Verflechtung des kontinentalen Raums zu unterstützen, statt am bisherigen Club der Nationalstaaten festzuhalten. Wenn nun aber gezeigt wird, dass Sezessionen auch im 21. Jahrhundert nur dann möglich sind, wenn expansionistische Bestrebungen einer Atommacht im Spiel sind, die im besten Fall über ein Vetorecht im UN-Sicherheitsrat verfügt, ist dies eindeutig das falsche Signal.

    Die EU hätte als Friedensprojekt die Chance, alternative und wirklich demokratische Wege aufzuzeigen, wenn sie den Willen ihrer BürgerInnen höher bewertet, als überkommene Prinzipien wie die Einheit von Staaten. Statt sich aus wirtschafts- und machtpolitischem Eigeninteresse in anderen Ländern einzumischen, könnte sie dann weltweit glaubwürdig für Demokratie eintreten. Am Maidan ist dies gescheitert.



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  • L’unità non è (più) sacra.

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    7 Comentârs → on L’unità non è (più) sacra.

    Il 36% degli italiani sarebbe disposto a sostenere la secessione se vi fosse un referendum ufficiale. — Il 36% degli italiani del Sudtirolo? No, il 36% di tutti i cittadini della penisola.

    È questo il dato, a dir poco sorprendente, emerso da un sondaggio effettuato dal rinomato Istituto Piepoli su un campione rappresentativo di tutta la popolazione italiana (margine di errore ±4,3%). Con ben oltre un terzo degli intervistati disposto a un voto affermativo sulla secessione della propria regione dall’Italia il consenso sul principio dell’indivisibilità si è definitivamente rotto. Nel Veneto, unica regione considerata in maniera distinta, visto il recente referendum autogestito, oltre la metà degli intervistati (51%) si è detta favorevole al distacco dall’Italia. In realtà però, depennando gli indecisi, la percentuale salirebbe al 61% contro il 39% di contrari — proporzioni da fare impallidire scozzesi e catalani.

    Pochi giorni fa Demos & Pi, in un sondaggio commissionato dal quotidiano la Repubblica, era giunto a conclusioni molto simili, rilevando una quota del 55% di cittadini veneti favorevoli all’indipendenza e dando quindi maggiore sostanza e credibilità al risultato.

    Per il Sudtirolo questa volontà ormai diffusa di disfare lo stato nazionale potrebbe essere un’occasione da non perdere — con la possibilità di trovare alleanze più vaste sulla realizzabilità legale dell’indipendenza.

    Vedi anche: 01



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  • Falsche Frage?

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    1 Comentâr → on Falsche Frage?

    Ob sich Südtirol die Unabhängigkeit überhaupt leisten könne, werden wir des Öfteren gefragt. Um diese Frage zu beantworten, können wir sie auch einfach mal umdrehen: Kann Südtirol es sich leisten, weiterhin auf die Unabhängigkeit zu verzichten?

    Darauf, dass wir jeden Tag rund sechs Millionen gen Süden schicken, und zwar ohne Gegenleistung und ohne spürbare Verbesserung der Verschuldungssituation (im Gegenteil), haben wir bereits hingewiesen. Stattdessen wird unser Beitrag zunehmend mit Neid und Häme quittiert.

    Nun müssen auch bei uns schmerzliche Einschnitte selbst in Kernbereichen wie der Gesundheitsversorgung vorgenommen werden: Tagelang war unsicher, ob der HBO-Dienst aufrecht erhalten werden kann, der in Bozen auch fürs Trentino und Teile des Gardasees abgewickelt wird. Dafür haben — laut gestriger Angabe der Tageszeitung A. Adige — Kalabrien zwölf und Sizilien 18 HBO-Anlagen in Betrieb (zum Vergleich: in ganz Deutschland gibt es nur 30 davon, die Schweiz hat zwei und Österreich gar nur eine).

    Laut Tiroler Tageszeitung droht Südtirol aufgrund seiner zunehmenden Standortschwäche gar der Abzug seines wichtigsten privaten Arbeitsgebers — der LH Kompatscher und Ministerpräsident Renzi noch eine letzte Chance geben will. Laut Leitner-Chef Seeber

    […] habe Tirol als Wirtschaftsstandort derzeit aber klar bessere Bedingungen als Südtirol. Seeber nennt viel raschere Behördenverfahren oder Finanzprüfungen ebenso wie vor allem niedrigere Steuern. In Italien wuchere der Bürokratismus, zudem würden bis zu 55% des Betriebsergebnisses von der Steuer weggefressen, in Österreich nur 25%. Im Vorjahr zahlte Leitner in Italien 24,5 Mio. an Steuern und Sozialabgaben.

    Zuletzt hatte es in Südtirol (noch 33.000 Indus­triejobs) eine ganze Reihe an Pleiten sowie Kündigungswellen bei Industriebetrieben wie Hoppe, ZH oder Würth gegeben. Die Befürchtung, dass Leitner als größter privater Arbeitgeber (fast 950 Jobs in Sterzing) verstärkt nach Telfs oder andere Standorte auslagert, geht um. Seeber setzt vorerst noch Hoffnungen in Ministerpräsident Matteo Renzi und Südtirols neuen LH Arno Kompatscher.

    Niemand redet hier dem Steuer- und Sozialdumping das Wort — doch es wird auch niemand ernsthaft behaupten können, dass in Österreich einer geringeren Steuer- und Bürokratiebelastung ein schlechteres Wohlfahrtssystem entspräche, als in Südtirol. Eher im Gegenteil, wenn man an Kindergeld und andere soziale Unterstützungs- und Abfederungsmaßnahmen denkt. Auf Dauer ist auch gar nicht an eine Aufrechterhaltung des Sozialstaats zu denken, wenn die Wettbewerbssituation im Vergleich zu direkten Nachbarn (noch dazu in derselben Euregio) um so vieles schlechter ist.

    Auch mit Entsolidarisierung, die in diesem Kontext sehr häufig erwähnt wird, hat dies wenig zu tun: Nicht nur, dass in südlichen Regionen mit Transferleistungen des Staates oft (überflüssige) Dienste finanziert werden, die wir uns inzwischen kaum noch im notwendigen Ausmaß selbst leisten können, was den Begriff der Solidarität an sich ad absurdum führt. Der Finanzausgleich hat während der letzten zehn Jahre, gestützt auf illegale Maßnahmen der Zentralregierung (Verfassungsgerichtsurteile!), auch ein bereits unerträgliches (und nicht mehr nachhaltiges) Ausmaß angenommen, wie wir demnächst in einer gesonderten Analyse zeigen werden.

    Was zu fordern wäre ist also einerseits, dass wir unsere politische Zukunft selbst bestimmen können — und andererseits keineswegs die Abschaffung von solidarischen Transferleistungen, sondern ein seriöser, transparenter, an klare Regeln und Mitbestimmung gebundener europäischer Finanzausgleich. Es kann nicht weiter sein, dass denjenigen, die solidarisch sind auch noch vorgeschrieben wird, wie und wo sie sparen müssen — und zwar von denjenigen, die unterstützt werden. Zudem bremsen uns schlecht funktionierende Verwaltung, Bürokratie und Korruption inzwischen dermaßen ein, dass unsere Fähigkeit, solidarisch zu sein, bald gar nicht mehr gegeben sein dürfte.



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  • Sonntagsfrage: Alcune considerazioni.

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    18 Comentârs → on Sonntagsfrage: Alcune considerazioni.

    Il quotidiano sudtirolese Tageszeitung ieri ha pubblicato i risultati di un sondaggio rappresentativ o (Sonntagsfrage — ovvero: «che cosa votereste se domenica si celebrassero le elezioni?») per cercare di capire se e come gli elettori sanzionerebbero il comportamento dei politici nel cosiddetto «scandalo pensionistico».

    Più che il risultato stesso del sondaggio è interessante come viene recepito dai media, soprattutto se paragonato al comportamento (a dir poco scettico e distanziato) che hanno tenuto nei confronti del sondaggio di Süd-Tiroler Freiheit sulla secessione.

    Secondo l’istituto Dr. Gruber & Partner, che ha effettuato la rilevazione, la SVP perderebbe 6,8 punti percentuali (p.p.) rispetto alle ultime elezioni alla Dieta Sudtirolese — ma perderebbero anche i Freiheitlichen (-10,4 p.p)., i Verdi (-4 p.p.), Süd-Tiroler-Freiheit (-3,7 p.p.), il PD (-2,1 p.p.) e BürgerUnion (-1,9 p.p.). Gli unici a guadagnare sarebbero i pentastellati con un’impennata pari a 9 punti.

    Tutti questi dati vengono analizzati e commentati, sia da Tageszeitung che da Salto e Corriere, come se fossero «reali» e senza considerare il potenziale errore (la cosiddetta deviazione standard) indicata da Dr. Gruber & Partner nella misura di ben ±3,48 punti. Che cosa significa? — In parole povere vuol dire che fra il valore minimo realistico e quello massimo può sussistere una forbice massima di quasi sette punti percentuali, dovuti alla dimensione del campione (700 intervistati). A questa forbice andrebbero aggiunte altre possibili fonti di errore, come la mancata risposta, le risposte non veritiere o eventuali imprecisioni dovute all’incomprensione della domanda o alla sua formulazione poco chiara e suggestiva.

    Tutto ciò, aggiunto al fatto che né Tageszeitung, né Salto sanno distinguere fra percentuale (%) e punti percentuali (p.p.), la dice lunga sulla capacità (di auto-)critica dei media.

    Due pesi e due misure

    Ma non è tutto: Infatti nel caso del sondaggio ‘secessionista’ di Süd-Tiroler Freiheit praticamente tutti i media hanno constatato come i dati non fossero sicuri e verificabili. Ebbene: premesso che esistono tecniche sondaggistiche molto affidabili, anche i sondaggi telefonici (a campione rappresentativo) come quello effettuato da Dr. Gruber & Partner non sono per nulla più «sicuri» di quel che fu il sondaggio (non rappresentativo) di Süd-Tiroler Freiheit. In entrambi i casi è necessaria una buona dose di fiducia (nell’istituto di ricerca e, rispettivamente, nel partito organizzatore del sondaggio), perché in sostanza potrebbero essersi inventati i risultati. Di sana pianta.

    Vedi anche: 01



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  • Nazis im öffentlichen Raum

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    2 Comentârs → on Nazis im öffentlichen Raum

    Laut Antifa Meran findet heute im Veranstaltungszentrum Black Box in Leifers ein Neonazi-Konzert statt. Einige der Akteure des heutigen Abends aus dem Dunstkreis der Blood & Honour-Bewegung sind bereits mit Szenegrößen wie Michael Regener (ehemaliger Sänger von Landser) gemeinsam auf der Bühne gestanden.

    Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dass derartigen Bands in Südtirol überhaupt eine Plattform geboten wird, erschreckt noch ein weiteres pikantes Detail: Die Black Box ist eine von der öffentlichen Hand finanzierte, sich im Besitz der Gemeinde Leifers befindliche Einrichtung. Verwaltet wird die Black Box von einem ehemaligen Gemeinderat der Lega Nord. Gleich angrenzend befindet sich ein Jugendzentrum.

    Obwohl die Gemeinde die Verwaltung nicht selbst überhat, trägt sie nach wie vor Verantwortung, was in der Black Box passiert. Ein Nazi-Konzert darf dort nicht passieren.



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