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  • Gesundheitssystem: Souramont raus?

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    0 Comentârs → on Gesundheitssystem: Souramont raus?

    Während man ihnen am Sonntag den roten Teppich ausrollt, knallt man die Ladinerinnen von Souramont am Montag wieder zur Tür hinaus. Diesen Eindruck konnte man beim vorgestrigen Runden Tisch in Rai Südtirol gewinnen.

    Souramont.

    Aber der Reihe nach: Im Herbst 2007 sprachen sich die Bürgerinnen der ladinischen Gemeinden Anpezo, Col und Fodom — die während des Faschismus zu Venetien geschlagen worden waren — bekanntlich für eine Wiederangliederung an Südtirol aus. Der damalige Südtiroler Landeshauptmann, Luis Durnwalder (SVP), begrüßte den Entscheid und äußerte sich zu einer Übernahme der Gemeinden positiv.

    Seitdem ist das italienische Parlament am Zug, das den großmehrheitlichen Wunsch der Bevölkerung seit nunmehr sieben Jahren einfach aussitzt — allen gesetzlich vorgesehenen Prozeduren zum Trotz. Erst vor wenigen Tagen tat die Euregio Tirol endlich einen ersten konkreten Schritt zur Einbindung von Souramont, indem sie den drei Gemeinden über den Dreierlandtag einen Beobachterstatus anbot.

    Beim Runden Tisch vom Montag, den 3. November zur Gesundheitsreform sagte die zuständige Landesrätin Martha Stocker (SVP) dann jedoch, man hoffe bei der Schließung der Geburtsstationen in den Krankenhäusern Sterzing und Innichen auf den Wegfall der Patienten von außer Landes. Brixen und Bruneck müssten dann von den beiden Bezirkskrankenhäusern nur noch die »einheimischen« Geburten übernehmen. Dies ist eine in mehrerlei Hinsicht sehr interessante Äußerung:

    • Erstens, weil ja sonst so gern den Unabhängigkeitsbefürwortern Egoismus, Selbstbezogenheit und Abschottungstendenzen vorgeworfen werden. Während aber aus -Sicht Krankenhäuser eines unabhängigen Südtirol im Rahmen der Europäischen Union für alle offen sein sollten, gerade auch für Bürgerinnen und Bürger aus angrenzenden Regionen, hofft die Autonomiepartei SVP auf einen Wegfall der auswärtigen Patienten.
    • Zweitens, weil ja viele Gebärende von Oberitalien zur Entbindung nach Sterzing kommen. Wenn man nun davon ausgeht, dass sie zwar nach Sterzing, aber später nicht mehr nach Brixen kommen würden — das ja geographisch näher an Oberitalien liegt — gibt man implizit zu, dass die Versorgungsqualität in Brixen schlechter sein wird, als heute in Sterzing. Warum sonst sollten sie fernbleiben?
    • Drittens und hauptsächlich aber, weil viele »Auswärtige«, die in Innichen entbinden, gerade aus den Gemeinden von Souramont kommen.

    Sehr viele Bürgerinnen und Bürger von Souramont sind schon heute gebürtige SüdtirolerInnen. Obschon sie sich für eine Angliederung an Südtirol ausgesprochen haben, versucht nun unsere Landesregierung, sie auch dort noch weiter von Südtirol zu entfernen, wo die Zusammenarbeit schon heute konkret und einwandfrei funktioniert. Sie sollen sich einfach ein anderes Krankenhaus suchen, um ihre Kinder auf die Welt zu bringen. Sollte das italienische Parlament irgendwann noch ein Lebenszeichen geben und den Entscheid von Anpezo, Col und Fodom umsetzen, hätten wir dann sogar drei neue ladinische Gemeinden in unserem Lande, die sich aber für die gesundheitliche Versorgung an Venetien wenden müssen. Weitsicht und Kooperation sehen definitiv anders aus!



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  • 9N: Generalitat gegen Verfassungsgericht.

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    5 Comentârs → on 9N: Generalitat gegen Verfassungsgericht.

    Die spanische Regierung hat nun auch gegen den neuen Abstimmungsmodus über die Unabhängigkeit Kataloniens Verfassungsklage eingereicht. Und obschon die katalanische Regierung den Prozess für nicht anfechtbar hielt, hat der Verfassungsgerichtshof auch diesen zweiten Rekurs entgegengenommen, womit der Prozess wenige Tage vor dem geplanten Abstimmungstermin vom 9. November (9N) erneut »vorläufig« außer Kraft gesetzt wäre. Dies (zumindest theoretisch) so lange, bis ein positives oder negatives Urteil ergeht, was einige Monate beanspruchen kann.

    Dasselbe war bereits mit der ersten, »offiziellen« Volksbefragung geschehen, die der katalanische Präsident Artur Mas vor mehreren Wochen — ebenfalls für den 9. November — anberaumt hatte. Damals hatte die katalanische Regierung beschlossen, die Aussetzung des Prozesses zu respektieren und die Abstimmung in eine Befragung mit partizipativem Charakter umzuwandeln. Die größten Unterschiede des zweiten Anlaufs im Vergleich zum ursprünglichen Vorhaben sind der Rückgriff auf ausschließlich freiwillige MitarbeiterInnen und eine rein logistische Unterstützung durch die Generalitat. Außerdem wäre es wenigstens theoretisch möglich, auch Gegenvorschläge auf einen Stimmzettel zu schreiben, ohne den Stimmzettel damit ungültig zu machen. Die Gegenvorschläge wären bei der Auszählung zu berücksichtigen.

    Vorwürfe der Madrider Zentralregierung, der nunmehrige Abstimmungsmodus biete nicht so hohe demokratische und juristische Glaubwürdigkeit, wie eine herkömmliche Volksbefragung, beantwortete der katalanische Regierungssprecher Francesc Homs mit einem lapidaren Hinweis: Das klinge, als zertrümmere man jemandem ein Bein und werfe ihm dann vor zu hinken.

    Dennoch schien es zunächst, als habe Premierminister Mariano Rajoy die partizipative Abstimmung als kaum rechtlich anfechtbares Übel hingenommen. Erst vor wenigen Tagen war in Madrid offenbar die Idee entstanden, den Prozess doch noch einmal anzufechten und sich dabei auf die Gestaltung des Stimmzettels zu berufen: Da sich die Fragestellung seit der ersten und außer Kraft gesetzten Volksbefragung nicht geändert hatte, witterte man die Chance, auch dem zweiten Anlauf der Katalanen beizukommen — was jetzt durch die Annahme der Anfechtung zumindest vorläufig geschehen ist.

    Damit ließ man sich auch nicht von Aufrufen wie jenem zweier Friedensnobelpreisträger beirren, die Madrid dazu aufgerufen hatten, den Urnengang zu gestatten.

    Die Katalanen lassen sich diesmal nicht aufhalten

    Auf die neuerliche Anfechtung und Aussetzung der Abstimmung durch das Verfassungsgericht reagierte die katalanische Regierung diesmal bestimmt und selbstsicher. Regierungssprecher Homs trat heute vor die Presse und teilte mit, man werde auf jeden Fall am nunmehr gefassten Vorhaben festhalten und am Sonntag die Stimmlokale öffnen. Er tat dies in Berufung auf das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung, das auch laut Amnesty International eine Abstimmung deckt. Es dürfe in einer Demokratie nicht illegal sein, sich zu äußern — dies umso mehr, wenn diese Äußerung nicht bindenden Charakter hat und von Freiwilligen umgesetzt wird.

    In wenigen Tagen wird sich nun also zeigen, ob die spanische Regierung tatsächlich gewillt ist, gegen eine völlig friedliche Willensbekundung mit Gewalt vorzugehen. In jedem Fall ist das ohrenbetäubende Schweigen der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der Europäischen Union, zu diesem demokratiefeindlichen Vorgehen der Spanier äußerst besorgniserregend. Dies wirft kein gutes Licht auf die Demokratie- und Konfliktfähigkeit unseres Kontinents.



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  • Where not to invest…? Here!

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    5 Comentârs → on Where not to invest…? Here!

    Qualche giorno fa l’autorevole settimanale economico britannico The Economist ha pubblicato alcuni dati del dossier Doing Business 2015, edito dalla Banca Mondiale. E lo ha fatto sotto il titolo Where not to invest in Europe (ovvero: dove non investire in Europa), corredato del grafico qui riprodotto:

    Ease of doing business 2014.

    La linea rossa indica gli anni necessari, nel relativo paese, per far rispettare un contratto ricorrendo a un tribunale, mentre la linea azzurra indica il tempo necessario a risolvere un fallimento aziendale.

    La risposta è chiara: Fra i paesi in cui l’Economist sconsiglia di investire in Europa al terzo posto c’è l’Italia — e quindi anche il Sudtirolo. Anzi: La situazione del Sudtirolo può dirsi aggravata dall’estrema vicinanza geografica di due paesi come l’Austria e la Germania con performances estremamente migliori.

    A livello mondiale l’Italia si trova dietro a paesi come Macedonia, Colombia, Messico, Bulgaria, Romania, Ruanda.

    Vedi anche: 01 02 03



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  • Das Plessi-Museum.

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    21 Comentârs → on Das Plessi-Museum.

    Als wir an diesem Wochenende von Norden kommend über den Brenner gefahren sind, haben meine Freunde und ich beschlossen, uns das Plessi-Museum anzusehen. Bekanntlich hat die Brennerautobahn AG (A22) direkt am Pass eine (hässliche) Raststätte errichtet, die dem Kunstwerk, mit dem sich die Euregio bei der Expo 2000 in Hannover präsentiert hatte, ein (un)würdiger Rahmen sein soll.

    Der von Norden kommende Besucher hat die Möglichkeit, durch eine stark nach Urin stinkende, vermüllte Fußgängerunterführung, deren Putz bereits massiv abblättert, auf die andere Seite der Autobahn zu gelangen — wo er sich dann auf der Westseite des Museums wiederfindet. Kein Schild weist den Weg zum Eingang, stattdessen empfangen die vom Uringestank nicht Abgeschreckten bereits Baumängel am erst kürzlich fertiggestellten Bau, so etwa zu kurz geratene Türen, deren Lücken provisorisch (?) mit losen Ziegeln geschlossen wurden, damit keine kalte Luft eindringt; oder einzelne Steine, die sich bereits von der Fassade gelöst haben.

    Bildschirm Plessi-Skulptur.

    Zertrümmerter Bildschirm

    Der Standort für die Euregio-Skulptur des italienischen Künstlers Fabrizio Plessi wurde nicht zufällig gewählt. Die »ehemalige Grenze zwischen romanischer und germanischer Welt« (schwachsinniger O-Ton der Brennerautobahn) stellt in den Augen der Verantwortlichen eine geeignete Location für das übrigens beeindruckende Kunstwerk — das einzig Schöne am Museum — dar. Schade nur, dass einige der Bildschirme, aus denen es besteht, bereits zerstört sind. Liej inant / Weiterlesen / Continua →



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  • Souramont tla Euregio.

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    32 Comentârs → on Souramont tla Euregio.

    Souramont. Der Dreierlandtag hat der Euregio Tirol keine Hymne gegeben, er hat etwas viel Wichtigeres gemacht: Einstimmig wurde auf Antrag von Florian Mussner (SVP) beschlossen, die ladinischen Gemeinden von Souramont in die Euregio einzubinden. Vor sieben Jahren hatten sich die Bürgerinnen der drei Gemeinden in einer gemeinsamen Volksabstimmung für einen Wechsel von der Region Venetien zum Land Südtirol ausgesprochen. Nun wurde zumindest eine konkrete — wenngleich schwache — Form der institutionellen Zusammenarbeit gefunden: Souramont wird einen gemeinsamen Vertreter namhaft machen, der fortan an den Beratungen des Dreierlandtags als Beobachter teilnehmen soll.

    Anpezo, Col und Fodom sind gemeinsam mit den ladinischen Gemeinden in Südtirol und Trentino auch Teil der Lia di Comuns Ladins.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • “Let Catalans Vote!”

    Autor:a

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    0 Comentârs → on “Let Catalans Vote!”

    Zehn internationale Persönlichkeiten, darunter zwei Friedensnobelpreisträger, sind die Erstunterzeichnerinnen eines Aufrufs an die spanische Regierung, die katalanische Bevölkerung über die Zukunft des Landes abstimmen zu lassen. Dies ist der Wortlaut des Dokuments, das auf Katalanisch, Kastilisch, Englisch und Französisch veröffentlicht wurde:

    A majority of Catalans have repeatedly expressed in different ways the wish to exercise their democratic right to vote on their political future.

    This strong demand to vote is the result of longstanding dissension between the governments of Catalonia and Spain over the degree of cultural, political, and financial autonomy that Catalans should enjoy, despite several attempts to reach an acceptable solution.

    As the precedents in Quebec and Scotland show, the best way to solve legitimate internal disputes is to employ the tools of democracy. To prevent the Catalans from voting seems to contradict the principles that inspire democratic societies.

    Accordingly, we call on the Spanish government and institutions and their Catalan counterparts to work together to allow the citizens of Catalonia to vote on their political future and then negotiate in good faith based on the result.

    Wie die Präzedenzfälle in Québec und Schottland zeigten, böten demokratische Mittel den besten Weg zur Lösung legitimer Auseinandersetzungen. Die Katalanen davon abzuhalten, sich in einer Abstimmung zu äußern, widerspreche den Grundsätzen demokratischer Gesellschaften.

    Die Erstunterzeichner des Aufrufs sind:

    • Desmond Tutu, Erzbischof i. R. und Friedensnobelpreisträger
    • Adolfo Pérez Esquivel, Bildhauer, Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger
    • Ken Loach, Regisseur
    • Saskia Sassen, Soziologin und Professorin an der Columbia University
    • Richard Sennett, Soziologe und Professor der New York University
    • António Lobos Antunes, portugiesischer Schriftsteller
    • Harold Bloom, Literaturkritiker und Professor der Yale University
    • Bill Shipsey, Gründer von Art for Amnesty International
    • Paul Preston, Historiker und Professor der London School of Economics
    • Ambler Moss, US-Botschafter a. D.

    Koordiniert wurde der Aufruf von Eduard Vallory von Unesco de Catalunya. Wie schon öfter zeigt sich, dass sich wichtige Persönlichkeiten äußern und interessante Netzwerke entstehen können, wenn man den Wunsch nach Selbstbestimmung öffentlich artikuliert. Dies führt zu einer beachtlichen Diskussion, die mitunter die externen Voraussetzungen für Veränderung beeinflussen kann.

    Wenn man hingegen, wie das offizielle Südtirol, nicht nur stets beschwichtigt, sondern vorhandene Wünsche der Bürgerinnen und Bürgern auch noch ignoriert und verbirgt — um nach außen hin das Bild einer idyllischen Vorzeigeautonomie zu malen, die es (sollte sie jemals existiert haben) längst nicht mehr gibt — wird sich die Grenze des Machbaren niemals verschieben.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08



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