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  • Zweite allgemeine Verunordnung.

    Der Landeshauptmann hat am 15. Jänner schon die zweite Verordnung (Dringlichkeitsmaßnahme bei Gefahr im Verzug) des neuen Jahres zur »Vorbeugung und Bewältigung des epidemiologischen Notstandes« veröffentlicht.

    Wohl selten zuvor dürften sich Laien — volens nolens — so sehr für Rechtsnormen interessiert haben wie derzeit. Und selten zuvor haben sich Vorschriften, die zudem äußerst einschneidend sind, so häufig geändert wie in den letzten Monaten. Dies würde gebieten, der Klarheit, Verständlichkeit und Leserlichkeit der Normen besondere Beachtung zu schenken.

    Das Gegenteil ist offenbar der Fall.

    Bei den Tabellen mit den Infektionszahlen ist die Leserlichkeit angeblich so wichtig, dass man dafür — das Kind mit dem Bade ausschüttend — sogar auf die Zweisprachigkeit verzichtet. Wohingegen bei Dringlichkeitsmaßnahme 2/2021 wohl niemand auch nur einen Gedanken an die Verständlichkeit verschwendet hat:

    • War man sich in Dringlichkeitsmaßnahme 1/2021 teils noch im selben Satz unsicher, ob der laufende Monat österreichisch-südtirolerisch Jänner oder bundesdeutsch Januar heißen sollte, hat man sich nun konsequent für die deutschländische Variante entschieden. Dafür wird nun zwischen Ausschreibung (15. Januar 2021) oder Nummerierung (15.01.2021) der Monate abgewechselt. Für beide Schreibweisen gibt es in der drei Seiten umfassenden Verordnung je mindestens ein halbes Dutzend Beispiele.
    • Covid-19 wird ungenau als Virus bezeichnet, obschon es sich dabei um eine Infektionskrankheit handelt, die von dem Virus SARS-CoV-2 ausgelöst werden kann.
    • An einer Stelle ist von der Provinz Bozen die Rede, während parallel im italienischen Text Provincia autonoma di Bolzano steht. Dafür scheint man sich im Italienischen nicht für eine einheitliche Schreibweise (mit großem oder kleinem »A«) entscheiden zu können.
    • Formulierungen wie »die Tätigkeit der Anlagen in den Skigebieten bleibt ausgesetzt« (statt »die Aufstiegsanlagen in den Skigebieten bleiben geschlossen«) sind ein wahrer Hochgenuss. Das gilt auch für die Feststellung, »dass man es weiters für notwendig erachtet, an den zurzeit geltenden Maßnahmen […] Ergänzungen zu übernehmen«.
    • Flüchtigkeits- und Tippfehler (schon einmal etwas vom Vier-Augen-Prinzip gehört?) wie Dringlchkeitsmaßnahme, Diensleistungen und definirt tragen ihres zur Unlesbarkeit bei.
    • In ein und demselben Satz kann — konzentrationsfördernd — auch mehrmals darauf hingewiesen werden, dass sich die Dringlichkeitsmaßnahme an die Allgemeinheit richtet. An die Allgemeinheit richtet. An die Allgemeinheit richtet.
    • Wobei der erwähnte Satz keinen Abschluss findet, als darin festgestellt wird, dass die Maßnahme dem Ministerratspräsidenten und dem Regierungskommissär [zur Kenntnis gebracht wird?].
    • Mindestens ein Satz bedeutet zudem das genaue Gegenteil von dem, was beabsichtigt wird. Demzufolge soll die Verabreichung von sogenannten »superalkoholischen« Getränken »auch nicht als Zusatz zu anderen Getränken« untersagt sein.
    • Doch zum Glück ist am Ende wenigstens der Stempel der digitalen Unterschrift einsprachig italienisch. Das erhöht die Leserlichkeit ungemein.

    Demnächst kommen sicher noch mehrere Dringlichkeitsmaßnahmen auf uns zu. Mit etwas Glück und Übung wird irgendwann eine davon fehlerfrei sein und — womöglich — nicht mehr so klingen, als handelte es sich um eine fast wörtliche Übersetzung aus dem Italienischen. Wer weiß…

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • EU schützt Minderheiten nicht.
    MSPI erfolglos

    Gestern hat die EU-Kommission (EU-K) am letztmöglichen Tag zur Minority-Safepack-Initiative (MSPI) Stellung genommen. Die Europäische Bürgerinitiative (EBI), für die EU-weit 1.123.422 Unterschriften gesammelt worden waren (mehrere 10.000 allein in Südtirol), bleibt letztendlich erfolglos. Die EU-K lehnt es nämlich ab, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wozu sie das Europaparlament erst kürzlich — eindringlich und großmehrheitlich — aufgefordert hatte. Auch der Deutsche Bundestag hatte sich für die Umsetzung der EBI ausgesprochen.

    Lediglich »beobachten« will die Kommission die Lage der Minderheiten angeblich. Das ist herzlich wenig.

    Verbindliche Mindeststandards für den Umgang mit Minderheiten wird es folglich auch in Zukunft nicht geben. Zig Millionen EU-Bürgerinnen, die einer Minderheit angehören, werden von der EU-K im Stich gelassen.

    Die EU bleibt ein Club von Nationalstaaten, der in erster Linie die Interessen der jeweiligen nationalen Mehrheiten vertritt. Von der vielbeschworenen Vielfalt (ihrem Motto zufolge will die EU in Vielfalt geeint sein) ist wenig zu spüren.

    Die Aktualität und Attraktivität von Staatsgründungen bleibt so jedenfalls ungebrochen.

    Cëla enghe: 01 || 01 02 03 04 05



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  • EGA: Hinweis auf Schlamperei.
    SIAG

    Am 7. September 2019 hatte ich in einem Beitrag auf mehrere Unzulänglichkeiten hingewiesen, die mir bei einem Blick in die Elektronische Gesundheitsakte (EGA) aufgefallen waren. Unter anderem sprachliche Ungereimtheiten wie diese:

    Da sich um die Übersetzung von Accesso auch ein Jahr später noch niemand gekümmert hatte, schrieb ich am 23. September 2020 eine kurze E-Mail ans Servicedesk der Südtiroler Informatik AG (SIAG). Ticket-Nr.: CALL-489695.

    Der Fehler wäre von einer Webdesigner- oder Programmiererin vermutlich in 10 Minuten zu korrigieren und das Ganze keine weitere Befassung wert.

    Auf meine auf Deutsch verfasste E-Mail erhielt ich aber am darauffolgenden Tag eine Antwort in italienischer Sprache:

    Gentile sig. Constantini,
    grazie per averci segnalato questo errore.
    Provvederemo a correggerlo al più presto.

    Lustig — oder auch nicht: Ein Hinweis auf Verletzung der Zweisprachigkeitspflicht wird von der SIAG mit einer weiteren Verletzung derselben quittiert.

    Oder aber: Auf einen Hinweis auf Schlamperei folgt eine weitere Schlamperei. Und die nimmt kein Ende. Heute habe ich abermals die EGA geöffnet und — guess what — bald vier Monate später ist »al più presto« noch immer nicht eingetreten.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02 03 04



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  • Impfrate ›zum Schämen‹ — aber falsch.

    In seinem heutigen Dolomiten-Leitartikel schreibt Chefredakteur Toni Ebner unter anderem:

    Wer hat die niedrigste Impfrate in Italien? Nein, nicht Kalabrien, sondern Südtirol!
    Das ist zum Schämen.

    Wenn alle anderen Regionen Italiens mehr Menschen geimpft haben, liegt das Problem ganz einfach in der Unfähigkeit der Verantwortlichen, die Impfungen zu organisieren.

    Nur: Südtirol hat gar nicht die niedrigste Impfrate in Italien und es stimmt auch nicht, dass alle anderen Regionen Italiens mehr Menschen geimpft haben. Warum es nicht stimmt, obwohl es bei einem flüchtigen Blick auf die Statistiken des Gesundheitsministeriums so aussehen könnte, habe ich schon vorgestern erklärt.

    Ebner wirft den »Verantwortlichen« Unfähigkeit vor, ist aber offenbar selbst unfähig, seinen Auftrag (nämlich Information) zu erfüllen.

    Stand heute hat Südtirol (20.620 Dosen für 530.000 Einwohnerinnen) mehr als doppelt so viel Impfstoff erhalten, wie das Trentino (9.850 Dosen für 540.000 Einwohnerinnen) oder Umbrien (9.835 Dosen für 880.000 Einwohnerinnen). Das Gesundheitsministerium veröffentlicht aber keine Impfrate im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, sondern im Verhältnis zu den gelieferten Impfdosen.

    Wenn Südtirol zwar gleich viel impft wie andere, aber deutlich mehr Dosen bekommt, sieht es demnach trotzdem so aus, als würde es langsamer impfen. Wie gesagt: Diesen Eindruck kann man haben, wenn man nur einen flüchtigen Blick auf die Daten wirft.

    Die Medien hätten eigentlich die Aufgabe, solche Zusammenhänge zu recherchieren — es ist eine sehr einfache Recherche — und die Bevölkerung korrekt zu informieren. Tun sie aber nicht. Im Gegenteil: Sowohl die Dolomiten als auch andere Medien (wie Rai Südtirol und die TAZ) plappern seit Tagen nur die Daten der italienischen Regierung nach und erwecken durch ihre oberflächliche (und falsche!) Betrachtung den Eindruck, »alle anderen Regionen Italiens [hätten] mehr Menschen geimpft« als Südtirol.

    So deutlich zeigt sich Desinformation nicht oft. Was wir hier geboten bekommen, ist aber äußerst ernüchternd. Im Grunde wird klar, dass eine Regierung — wenn sie manipulieren will — Nachrichten nach belieben aufbereiten kann und sich niemand die Mühe macht, auch nur ein wenig an der Oberfläche zu kratzen.

    Dabei unterstelle ich dem römischen Gesundheitsministerium im konkreten Fall weder böse Absichten, noch dass die Daten in irgendeiner Weise gefälscht wären. Die Tatsache, dass die »Impfrate« nicht in Bezug auf die Bevölkerungszahl, sondern im Verhältnis zu den Dosen berechnet wird, ist höchstens sonderbar und wenig aussagekräftig.

    Es sind die Medien, die diese Daten hernehmen, oberflächlich interpretieren und zur Grundlage für falsche Informationen machen.

    Cëla enghe: 01 || 01 02 03 04 05



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  • Covid: Abgelehntes Verwaltungspersonal.

    Sabes-Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli hat Salto eine Stellungnahme zum Beitrag Die 2-Tages Quarantäne geschickt. In seiner Replik schildert Christoph Franceschini, dass LH Arno Kompatscher (SVP) bereits im Frühsommer angeboten hatte, das Personal für die Kontaktverfolgung und die Verwaltung der Quarantänemaßnahmen aufzustocken. Der Generaldirektor der Landesverwaltung, Alexander Steiner, habe — so Franceschini — eine Liste von 100 Landesbeamtinnen erstellt, die dem Gesundheitsbetrieb zu diesem Zweck für einen bestimmten Zeitraum hätten zur Verfügung gestellt werden können. Zudem war ein Amtsdirektor zur Koordinierung dieses Teams vorgesehen.

    Dieser Vorschlag wurde – nach meinen Informationen – von den zuständigen Stellen in der Sanität abgelehnt. Von den 100 Personen wurden am Ende genau 5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernommen.

    — Christoph Franceschini

    Sollte diese Darstellung zutreffen, wäre das immer wieder — auch hier: 01 02 03 — dokumentierte Desaster bei der Verwaltung von Infektionen und Quarantänen unentschuldbar.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Covid: Tabellen bleiben einsprachig.

    Die STF hat sich bei LR Thomas Widmann (SVP) wegen der einsprachigen Corona-Tabellen 01 02 erkundigt (Anfrage Nr. 1136/20). Die Antwort ist so fadenscheinig, gleichgültig und minderheitenfeindlich ausgefallen, wie sie nur sein könnte.

    Laut zuständigem Landesrat wurden die Tabellen zu Beginn der »Corona-Phase« eingeführt und

    auch wegen des enormen Datensatzes einsprachig gehalten, um sie so leserlich wie möglich zu gestalten.

    Die Leserlich- und Übersichtlichkeit ist eine sehr beliebte Ausrede. Bei Feinden der Mehrsprachigkeit.

    Dieser diskriminierenden Haltung zufolge sind Straßenschilder, Produktetiketten und vieles mehr auch viel übersichtlicher, wenn sie nur in einer Sprache — der lingua franca nazionale — gehalten sind. Nur falls zwischendurch einmal etwas einsprachig Deutsch oder Ladinisch ausfallen sollte, ist die Unübersichtlichkeit kein so wichtiges Argument mehr.

    Dass das Land, dessen Autonomie darauf beruht, dass seine Bevölkerung mehrsprachig ist, nun auch schon wie ein beliebiger FdI-Abgeordneter argumentiert, ist eigentlich tragisch. Für die, die sich der Mehrsprachigkeit verweigern wollen, bietet es damit einen perfekten Aufhänger.

    Überdies ist die Ausrede mit der Übersichtlichkeit gerade im digitalen Bereich ohnehin völlig unhaltbar, da bei entsprechendem Willen problemlos Lösungen implementiert werden könnten, die das Umschalten zwischen zwei, drei oder auch fünfzig Sprachen erlauben, ohne der Übersichtlichkeit einen Abbruch zu tun.

    Die deutschen Gemeindebezeichnungen seien nun — so Widmann weiter — nachgetragen und die Tabelle nach diesen geordnet worden. Doch:

    Die Bezeichnungen bzgl. der Herkunft der Neuinfektionen bleiben allerdings einsprachig [italienisch], da diese Bezeichnungen vom Labor so festgelegt und gehandhabt werden und die Übersetzung der einzelnen Bezeichnungen nicht sinnvoll erscheint, auch aus dem Grunde, dass sie sich ständig ändern. Zudem würde eine zusätzliche Übersetzung dieser Spalte die Lesbarkeit der Tabelle erschweren.

    Ich notiere: Laut Gesundheitslandesrat gilt die Zweisprachigkeitspflicht nur noch unter der Voraussetzung, dass nicht »das Labor« irgendwas anderes festlegt und dass die »Lesbarkeit« nicht darunter leidet. Was auch immer das heißt, denn für mich wäre die Tabelle auf Deutsch mindestens genauso lesbar.

    A propos Lesbarkeit: Darauf wurde etwa bei diesem Brief dann doch eher weniger geachtet.

    Cëla enghe: 01 02 03 | 04 || 01



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  • Impfung: Schlusslicht Südtirol?

    Da ich allein zwischen gestern und heute mehrmals gelesen habe, dass Südtirol auf Staatsebene Schlusslicht beim Impfen gegen Covid-19 sei, veröffentliche ich auch hier den gestern bereits bei Twitter publizierten Faktencheck:

    Südtirol befindet sich (genauer gesagt: befand sich gestern) demnach nicht am Ende der »Impfwertung«, sondern irgendwo im Mittelfeld. Das macht es zwar nicht wirklich erträglich — ehrlich gesagt geht es auch mir (z.B. im Vergleich zum Trentino) viel zu langsam. Wir sind aber halt auch nicht die Letzten.

    Wie kommt das Missverständnis zustande? Die italienische Regierung setzt die erfolgten Verabreichungen in ihren offiziellen Tabellen nicht in Relation zur Bevölkerung, sondern ausschließlich zur Anzahl der gelieferten Impfdosen. Da Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen — im Verhältnis zur Einwohnerzahl — (deutlich) mehr »Stoff« bekommen hat, landet es in dieser staatlichen Aufstellung auf dem letzten Platz.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02 03



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