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  • Über ¼ der Ärzte ohne Zweisprachigkeitsnachweis.

    Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sind 324 Ärztinnen und Zahnärztinnen des öffentlichen Südtiroler Gesundheitssystems nicht in Besitz des vorgeschriebenen Zweisprachigkeitsnachweises. Dies gehe aus der Antwort der zuständigen Landesrätin, Martha Stocker (SVP), auf eine Landtagsanfrage der Freiheitlichen hervor.

    Insgesamt leisteten 1.224 Ärztinnen und Zahnärztinnen in Südtirol Dienst — somit entsprechen 26,5% von ihnen nicht den gesetzlichen Mindestanforderungen bezüglich Zweisprachigkeit. Damit ist eines der wichtigsten Rechte, die die Südtirolautonomie begründen — das Recht auf Gebrauch der Muttersprache — in einem extrem sensiblen Bereich erheblichenteils ausgehebelt.

    Da das Gesundheitssystem in den Zuständigkeitsbereich des Landes und nicht etwa in jenen des Staates fällt, ist die Verantwortung für diesen katastrophalen Zustand den Landesregierungen der letzten Jahre (SVP+PD) anzulasten.

    Laut Astat-Sprachbarometer 2014 hatten 56,3% der Ladinerinnen, 31,9% der Deutschen und 8,8% der Italienerinnen binnen eines Jahres die Erfahrung gemacht, sich mit Sanitätseinheiten oder Krankenhäusern nicht in ihrer Muttersprache verständigen zu können. Damit liegt das Gesundheitswesen (noch vor einer staatlich-militärischen Polizeieinheit wie die Carabinieri, die gar nicht vollständig der Zweisprachigkeitspflicht unterliegen) an erster Stelle, was die Verweigerung des Rechts auf Muttersprache angeht.

    Ein weiteres Signal für den desolaten Zustand des Südtiroler Gesundheitssystems ist die Tatsache, dass laut Sabes-Generaldirektor Thomas Schael 100 neue Ärztinnen (20 pro 100.000 Einwohnerinnen) benötigt werden — während in Österreich bereits Alarm geschlagen wurde, weil dort rund 300 Ärztinnen (3,5 pro 100.000 Einwohnerinnen) fehlen.

    Trotzdem scheint hierzulande seit Jahren nur noch die eine Frage wirklich wichtig zu sein: Werden in Schlanders, Innichen und Sterzing 490 oder 505 Kinder pro Jahr geboren?

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Holzmann verbündet sich mit CasaPound.

    Wie die Tageszeitung A. Adige in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, ist Alleanza per Bolzano, die Wahlallianz von ex-MSI-Mann Giorgio Holzmann, ein Listenbündnis mit der rechtsextremistischen CasaPound Italia eingegangen. Die Verbindung sei auf die Wahl der Bozner Stadtviertelräte beschränkt, so Holzmann in einem Interview, und »rein technischer Natur«, um bei der Vergabe von Restmandaten bessere Chancen zu haben.

    Dass es bei wahltaktischen Listenbündnissen keine Entscheidungen gibt, die nur »technisch« und nicht auch »politisch« sind, liegt auf der Hand. Gerade wenn es darum geht, Rechtsextremisten zu legitimieren oder auszugrenzen. Darüberhinaus verharmlost Holzmann jedoch die »Faschisten des dritten Jahrtausends« im Interview als eine »verdienstvolle« Bewegung, die sich um das Einsammeln von weggeworfenen Spritzen und die Säuberung von Parks kümmere. Dass sie Gewalt als politisches Mittel versteht, stilisiert er hingegen zum Einzelfall.

    Auf der Liste von Alleanza per Bolzano befindet sich auch Giovanni Ivan Benussi, der bei der letzten Gemeinderatswahl (2015) noch Bürgermeisterkandidat von CasaPound war.

    Erst kürzlich war dem (angeblichen) Postfaschisten Giorgio Holzmann eine politische Nähe zum PD nachgesagt worden, bei dessen Parteiversammlung in Bozen er anwesend war.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01



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  • Tourismus: Europaregion… kaputt.
    SVP lehnt gemeinsame Marke ab

    Vor rund 15-20 Jahren bereits hatte ich die Tourismusverbände in Nord-/Osttirol und Südtirol angeschrieben, um mich nach etwaigen Plänen für eine stärkere Zusammenarbeit oder gar für einen Zusammenschluss zu erkundigen. Soweit ich mich erinnern kann, bekam ich damals aus Bozen gar keine Antwort. Wessen ich mich aber ganz genau entsinnen kann, ist die Antwort von der Tirol-Werbung in Innsbruck. Sinngemäß: Wir täten schon wollen, aber die Südtiroler zeigen kein Interesse.

    Schon öfter habe ich mich seitdem geärgert, dass ich besagte Mail nicht archiviert hatte, denn so viel Offenheit ist selten.

    Beim jetzigen Dreierlandtag in Trient — der Dreierlandtag ist das Gremium, das die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Europaregion Tirol symbolisiert wie kaum eine andere Institution — wurde die ablehnende Haltung der Südtiroler Politik bei diesem Thema jedoch offenkundig. Und jetzt haben wir es auch amtlich und schwarz auf weiß.

    Wie die Tiroler Tageszeitung (TT) berichtet, sah ein Initiativantrag von »Tourismusexperte und FP-Klubomann Rudi Federspiel« — in Anlehnung an einen Beschluss des Dreierlandtags 2014 — die Schaffung einer Dachmarke für die drei euregionalen Tourismuswerbungen sowie die Einleitung eines Markenbildungsprozesses vor. Die gemeinsame Marke Tirol sollte durch den Zusammenschluss der drei relativ kleinen Destinationen vor allem in entfernten Märkten wie USA, Brasilien oder China für mehr Schlagkraft sorgen.

    Federspiels Antrag wurde zwar angenommen, ist aber laut TT wohl eher für die Schublade: Die Abgeordneten aus Nord-/Osttirol hätten den Vorstoß nämlich »einhellig« unterstützt, während die Zustimmung aus Südtirol und dem Trentino eher bescheiden ausfiel. Die Südtiroler Volkspartei (SVP), die die Zusammenarbeit in der Europaregion so gern als Alternative zur Loslösung von Italien präsentiert, stimmte gar geschlossen dagegen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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  • ASGB 2025.
    Quotation · Gewerkschaft für die Selbstbestimmung

    Wo sehen Sie unser Land im Jahr 2025?

    Um unbelastet im Sinne aller drei Volksgruppen zukünftig zusammenleben zu können — also für einen Quasi-Neuanfang — wird es eine bindende Volksbefragung über die Zukunft unseres Landes brauchen. Es ist tatsächlich so, dass alle Regionen Italiens über ihre Zugehörigkeit zu Italien abstimmen konnten. Dieses Recht sollte auch den Südtirolern zugestanden werden. Wir als ASGB erhoffen uns für Südtirol im Jahre 2025 eine weitreichende Selbstbestimmung. Dies kann im Rahmen einer Vollautonomie oder einer effektiven Selbstbestimmung [vermutlich i.S. von staatlicher Unabhängigkeit, Anm.] geschehen. Unabhängigkeit wäre einer Abhängigkeit vom Nationalstaat natürlich immer vorzuziehen.

    Antwort des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), veröffentlicht in der »iatz!ZEITUNG«, Ausgabe 2016, die im Vorfeld des iatz!-Fests herausgegeben wurde.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Missachtung von Sprachrechten geahndet.
    Bußgelder in Höhe von 140.000 Euro verhängt

    Die Generalitat de Catalunya hat letztes Jahr 68 Strafen wegen Missachtung der Sprachrechte in Zusammenhang mit dem Konsumentinnenschutz verhängt. Dies geht aus einer Antwort der katalanischen Regierung auf eine parlamentarische Anfrage hervor.

    Der Codi de Consum de Catalunya schreibt vor, dass Aufschriften, Etikettierungen und andere Unterlagen (wie Versicherungs- und Bankverträge) auch auf Katalanisch verfügbar sein müssen. Zudem müssen Betriebe in der Lage sein, die Kundinnen auf Katalanisch zu bedienen.

    Der Gesamtbetrag an verhängten Strafen betrug 2015 rund 140.000 Euro, wovon 85.400 Euro auf Betriebe mit Sitz außerhalb Kataloniens entfallen. Die Einzelbeträge reichten dabei von 300 bis 6.000 Euro.

    Obschon das Südtiroler Autonomiestatut theoretisch die Gleichstellung von deutscher und italienischer Sprache (Art. 99) sicherstellt, gibt es hierzulande keine mit Katalonien vergleichbare Gesetzgebung zum Schutz von Sprachrechten im Privatsektor. Vorgeschrieben ist im Sinne des italienischen Verbraucherschutzgesetzes lediglich die italienische Sprache.

    Auch dort, wo — wie im Bereich der Packungsbeilagen von Medikamenten — die deutsche Sprache ausdrücklich vorgeschrieben wäre, wird dieses Recht de facto nicht durchgesetzt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02



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  • Unsere neue Kurzadresse: bbd.tirol

    Immer wieder wurden wir mit der Beschwerde konfrontiert, wonach unsere Internetadresse www.brennerbasisdemokratie.eu zu lang, zu sperrig und beim neuen Eintippen (zum Beispiel an einem fremden Rechner) tippfehleranfällig sei.

    Die schon seit geraumer Zeit aktive Kurzadresse www.31bbd.eu war auf wenig Gegenliebe gestoßen, sie war nicht leicht zu merken. Die Variante ohne die »Vorwahl« 31 (steht für: 3 Sprachen – 1 Land) war bereits vergeben.

    Ab sofort steht alternativ die Variante www.bbd.tirol zur Verfügung — ganz im Sinne der von uns erwünschten Regionalisierung. Und in Erwartung eines Südtiroler Internetsuffixes. Umgeleitet wird aber auch weiterhin auf unsere Hauptadresse www.brennerbasisdemokratie.eu

    Cëla enghe: 01 02



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  • Nur noch ‘Buongiorno’ oder auch ‘Grüß Gott’?

    Der Südtiroler Handels- und Dienstleistungsverband (hds), auch als Kaufleutevereinigung bekannt, hat vor einigen Tagen in mehreren Zentren des Landes eine Kampagne gestartet, die zum Einkaufen vor Ort anregen und somit den Einzelhandel unterstützen soll.

    hds-Kampagne.

    Foto: hds.

    Die Effektivität und — angesichts des sprachlichen Mischmaschs — auch die Verständlichkeit der Werbemaßnahme als solche sei dahingestellt. Vor allem Touristen, die nicht beider größeren Landessprachen mächtig sind, sowie Einheimische, die kein Englisch verstehen, dürften bisweilen etwas ratlos vor den Säulen stehen.

    Was mir jedoch viel wichtiger erscheint: Hier werden mitunter Werte beschworen und »verkauft«, die auf heimische Nahversorger immer seltener zutreffen. Wenn ich eine Botschaft wie »Grüss [sic] Gott statt no name« lese, dann aber — selbst in kleineren Zentren unseres Landes — immer häufiger an einem »Grüß Gott« im Laden scheitere, weil inzwischen nur noch »Buongiorno« lingua franca ist, wundert es mich keineswegs, dass die Menschen auf Einkaufszentren ausweichen.

    Einkaufszentren im Lande punkten zwar häufig auch nicht mit Mehrsprachigkeit, aber persönliche Beratung gehört ohnehin nicht zu den Stärken großer Kaufhäuser. In Innsbruck oder Lienz, wohin viele zum Shoppen ausweichen, werden deutschsprachige SüdtirolerInnen hingegen in der eigenen Muttersprache bedient — und auch Produktbeschriftungen und Handbücher sind i.d.R. auf Deutsch verfügbar.

    Foto: hds.

    Foto: hds.

    Wollten die Südtiroler Kaufleute mit Kundennähe punkten, müssten sie der mehrsprachigen Realität dieses Landes engagierter Rechnung tragen, als durch sprachliches Mischmasch in einer Kampagne.

    Da könnte es zum Beispiel sinnvoll sein:

    • Mitgliedsbetriebe kontinuierlich für die Mehrsprachigkeit zu sensibilisieren, möglicherweise auch Sprachkurse und weitere einschlägige Fortbildungsmaßnahmen anzubieten;
    • Zulieferer, aber auch Franchisegeber, verstärkt auf die besondere Situation in diesem Land hinzuweisen, um sie zur Bereitstellung von mehrsprachigem Werbe- und Ausstellungsmaterial sowie deutschen Beschreibungen, Beschriftungen und Anleitungen zu bewegen;
    • politischen Druck zugunsten einer tatsächlichen rechtlichen Gleichstellung der Sprachen im Konsumentenschutz (nach katalanischem Vorbild) auszuüben.

    Imagekampagnen allein können all dies nicht leisten. Im Gegenteil: Ist die Diskrepanz zwischen einer Kampagne und der Realität zu groß — weil man etwa bei einem »Grüß Gott« immer häufiger gefragt wird, ob man nicht Italienisch oder gar Englisch beherrsche — kann der Schuss auch schnell nach hinten losgehen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10



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  • »Faschistischer Gipfel« in Albanien.

    CasaPound Italia (CPI) und ihre alpinistische Organisation La Muvra entsandten Mitte März eine Delegation nach Albanien — auf den Spuren der faschistischen Streitkräfte und speziell von Niccolò Giani; der hatte in den 30er Jahren den unbedingten Führerkult um Diktator Benito Mussolini sowie um die menschenverachtende Ideologie seines Regimes mit der Begründung der »faschistischen Mystik« auf die Spitze getrieben.

    Anfang 1941 war Giani als Freiwilliger der italienischen Besatzungsarmee (Alpini!) in den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Griechenland gezogen, in dessen Verlauf er am 14. März in Albanien den Tod fand. Genau 75 Jahre später brachte die rechtsextremistische Delegation, zu der auch der kurzzeitige Bozner CPI-Gemeinderat Andrea Bonazza gehörte, eine Gedenktafel am Todesort im Gebirge von Mali i Shëndëllisë an. Nach Lesart der Faschisten des dritten Jahrtausends (CPI-Eigendefinition) trägt der nur rund 800m hohe Gipfel, auf dem auch eine italienische Trikolore gehisst wurde, nun den Namen von Niccolò Giani. Nach bester, in Südtirol wohlbekannter faschistischer Manier.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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