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  • OSZE-Mitgliedschaft eingeschlafen?

    Man kann sich bisweilen des Eindrucks nicht erwehren, dass der Südtiroler Landtag nichts als ein Demokratietheater ist, das keine unmittelbaren Folgen zeitigt, sondern lediglich zur Darstellung gewisser Vorgänge und Abläufe dient. Gerade in Landtagsanfragen und Beschlussanträgen werden teils sehr wichtige Themen angeschnitten, die jedoch in der Folge wieder in der Versenkung verschwinden. Dass der Inhalt eines angenommenen — und also gemäß repräsentativ-demokratischem Verständnis von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützten — Antrags von der Landesregierung tatsächlich umgesetzt wird, ist wohl eher die Ausnahme, denn die Regel.

    So hatte der Südtiroler Landtag die Landesregierung auf Vorschlag der Süd-Tiroler Freiheit vor nunmehr dreieinhalb Jahren damit beauftragt, eine angemessene Vertretung unseres Landes in der OSZE voranzutreiben. Der damalige Landeshauptmann Luis Durnwalder war der Meinung, man solle keine eigenständige Mitgliedschaft anstreben, sondern die Entsendung einer Vertretung im Rahmen der italienischen Delegation, weil dies »realistischer« (sic) wäre. Die Vorlage wurde mit 18 Ja- und 2 Gegenstimmen gutgeheißen.

    Rund dreiheinhalb Jahre später scheint in dieser Angelegenheit gar nichts geschehen zu sein. Sucht man in den Mitteilungen des Landespresseamtes den Begriff »OSZE« findet man diesen seit Annahme des Landtagsbeschlusses nur zweimal (je einmal 2012 und 2013), jedoch nicht in Zusammenhang mit der angestrebten Mitgliedschaft. Während der Kompatscher-Ära war die OSZE noch kein einziges Mal Gegenstand einer Medienmitteilung. Auch, dass eine Landtagspartei in dieser Angelegenheit nachgehakt und die Landesregierung an ihre Verpflichtung durch das Landesparlament erinnert hätte, ist nicht bekannt.

    Übrigens: Während dieser dreieinhalb Jahre, in denen es dem Land Südtirol offenbar nicht gelungen ist, Teil der italienischen OSZE-Delegation zu werden (was der Landeshauptmann für »realistisch« hielt) haben Schottland und Katalonien Abstimmungen über die Eigenstaatlichkeit abgehalten (was der Landeshauptmann für völlig unrealistisch hielt).

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Autonomia da meritare, ecco perché no.

    In certi ambienti politici e giornalistici, soprattutto (ma non solo) di lingua italiana, ultimamente si sta affermando una concezione «meritistica» della nostra autonomia. Questa concezione del tutto difensiva consiste nella pretesa che il Sudtirolo, per poter mantenere il suo autogoverno di fronte all’aggressiva politica centralizzante di Roma, debba dimostrare di essere meno corrotto, più innovativo, più parsimonioso e insomma in tutto e per tutto «migliore» rispetto ad altre realtà  e allo stesso stato centrale.

    Ora, pur non essendo attualmente particolarmente difficile raggiungere tale obbiettivo, vanno fatti due rilievi consistenti a tale impostazione.

    Primo: Come già abbiamo avuto modo di affermare, le ragioni storiche del nostro autogoverno affondano le proprie radici nella nascita degli stati nazionali da un lato e nell’annessione di un territorio linguisticamente e culturalmente «diverso» e quindi non senz’altro assimilabile al territorio nazionale se non contro la volontà della popolazione ivi residente. Non a caso né il trattato Gruber-Degasperi né lo statuto di autonomia legano l’autogoverno a criteri qualitativi e anzi sarebbe del tutto fuori luogo che lo facessero. Il Sudtirolo, causa la sua diversità in termini nazionali, ha la facoltà di autoamministrarsi comunque, foss’anche peggio della media delle regioni italiane.

    D’altronde, se applicassimo criteri «meritistici» agli stati, l’Italia probabilmente avrebbe certe difficoltà a giustificare e a mantenere la propria indipendenza statuale.

    Secondo: C’è però un ulteriore fattore a rendere il merito un metro di giudizio assolutamente inadeguato a giustificare l’autonomia di un territorio come il nostro. Per decenni il partito di raccolta (SVP) ha fatto leva sull’unità politica di tutto un «popolo» come unica possibilità per potersi difendere dal potere centrale e centralizzante. Ciò, come sappiamo, ha necessariamente prodotto una situazione politica del tutto anomala, ascrivibile alla situazione di minoranza in uno stato nazionale di lingua diversa. Una concezione «meritistica» dell’autonomia rafforzerebbe ulteriormente e probabilmente in maniera deleteria tale anomalia, causando una vera e propria chiusura su se stessi su tutti i livelli. Se infatti qualsiasi contributo alla scoperta di eventuali scandali o ingiustizie potrà venir letto come un attacco all’autonomia, è molto probabile che l’interesse ad insabbiare, a non far scoppiare un caso, aumenterebbe in maniera esponenziale. Le prime vittime di una rincorsa al merito — all’essere comunque i migliori — sarebbero, con ogni probabilità, la trasparenza, il pluralismo e la funzionalità dei checks and balances che negli ultimi anni hanno iniziato a funzionare meglio anche perché, come ha avuto modo di affermare recentemente il procuratore Rispoli, la giustizia dai sudtirolesi non viene ormai più considerata un fattore alieno, ma interno e funzionale all’autonomia. Se fossimo costretti a meritarci l’autonomia ciò comporterebbe un’inevitabile quanto radicale inversione di tendenza.

    Cëla enghe: 01



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  • Zimmi-Plag 2.0
    Pressemitteilung

    Im Jahr 2012 hatten wir Bernhard Zimmerhofer (STF) zum ersten Mal des Plagiats überführt, als er sich ohne Rücksprache und Quellenangabe an Inhalten des Brennerbasisdemokratie-Blogs bedient hatte. Die damalige »Süd-Tiroler Quellenfreiheit« blieb ohne nennenswerte Folgen, vor allem ohne eine wie auch immer geartete Form des Bedauerns.

    Seit Herbst 2013 sitzt Bernhard Zimmerhofer im Landtag, womit sich offenbar die Arbeitsweise und die Redlichkeit des Politikers deutlich verfeinert haben. Das stattliche Abgeordnetengehalt ermöglicht es Zimmerhofer nun, tiefschürfende Recherchen zu betreiben und das Recherchierte bis zur Unkenntlichkeit zu verändern. Dadurch entstehen fast perfekte Plagiate.

    Doch auch die Gegenseite schläft nicht: Durch die Entwicklung der Open-Source-Software »Zimmi-Plag 2.0« gelang es gewieften Hackern nun nachzuweisen, dass Zimmerhofer den Artikel »Der Autonomie-Vergleich« fast wortgleich übernommen hatte. Nur dank Zimmi-Plag 2.0 konnte Zimmerhofers Rafinesse, das Wort »Südtirol« im gesamten Artikel durch »Süd-Tirol« zu ersetzen (und somit für große Verwirrung zu sorgen), aufgedeckt werden.

    Brennerbasisdemokratie ist der Meinung, dass der Text trotz des großen Aufwands, den Zimmerhofer (einschließlich des Betätigens von Tastenkombinationen) betrieben hat, aus urheberrechtlicher Sicht noch keine eigenständige Schöpfung ist und fordert den Landtagsabgeordneten zur Rückgabe des Textes und zur eigenständigen Arbeit auf. Alternativ wird der Rückgriff auf Quellenangaben empfohlen.

    Original | Plagiat



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  • Der große Coup.

    Autor:a

    ai

    |

    8 Comentârs → on Der große Coup.

    Was haben wir uns auf in jüngster Vergangenheit die Finger wund geschrieben: Die Entwicklung unserer Autonomie sei in Gefahr. Die Mehrheitspartei sei visionslos und habe ihr Konzept der “Vollautonomie” schon längst ad acta gelegt. Der Landeshauptmann setze mit dem Finanzabkommen die Zukunft Südtirols aufs Spiel und verschenke Milliarden. Rom interessiere es einen Dreck, was mit der Südtirolautonomie im Zuge der Verfassungsreform passiert. Wir kennen sie alle. Die schweren Vorwürfe, die sich die SVP und ihr Koalitionspartner auf Landes- und Staatsebene – auch von unserer Seite – haben gefallen lassen müssen.

    Und jetzt das. Wie aus dem Nichts kam unlängst die Meldung, die uns alle Lügen straft. Ministerpräsident Matteo Renzi wird im Februar ein paar Tage in Südtirol Skiurlaub machen. Und das, obwohl er erst am 5. Juli dieses Jahres auf Schloss Prösels war. Die Sonntagszeitung Zett durfte die Katze aus dem Sack lassen. An vorderster Front wie immer auch Senator Karl Zeller, der als einer der Initiatoren dieses bemerkenswerten Coups gilt – wie salto.bz aus der Zett und dem A. Adige erfahren hat:

    Wo genau der Premier mit Landeshauptmann und SVP-Obamm (sic!) zusammen treffen (sic!) wird, das steht noch nicht fest – “entweder in Bozen oder am Urlaubsort des Premiers”, vermutet Zeller, und versichert im selben Atemzug, wie wohlwollend Renzi Südtirol gesonnen sei: “Con Renzi c’è un feeling notevole, che si è rafforzato in queste settimane. Ha dimostrato di essere di parola e noi, il Gruppo per le autonomie, a nostra volta ci presentiamo come un gruppo affidabile. Da qui il feeling con il premier.”

    Gemunkelt wird auch, dass Renzi bei dieser Gelegenheit offiziell der Titel “großer Freund Südtirols” verliehen wird. Dieser höchste der Südtiroler Verdienstorden ist mit 3,2 Milliarden Euro dotiert. Ob Renzi die Ehrung persönlich entgegennehmen wird ist noch unklar. Er hat nämlich genau für den Zeitpunkt der geplanten Feierlichkeiten im Palais Widmann einen Tischtennistisch für ein Spiel mit seinen Bodyguards reserviert. “Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen”, beruhigt Senator und Feuerwehrmann Zeller. Sieben Gutachter des Landes seien derzeit beauftragt, die Möglichkeiten auszuloten, wie man den Tischtennistisch im Foyer des Palais aufstellen könnte. In einer Satzpause würde Renzi der Titel dann verliehen werden. Fest steht bereits, dass für die Verlegung des Tischtennistisches Umbauarbeiten am denkmalgeschützen Gebäude in der Höhe von rund 480.000 Euro nötig sind. Auch muss die Lüftung des Hauses aufgrund des zu erwartenden Schweißgeruches komplett ausgetauscht und durch ein leistungsstärkeres Modell ersetzt werden. “Das ist gut investiertes Geld. Das einzige Problem ist, ob wir die Ausschreibungen so kurzfristig noch hinbekommen. Es sollte ja auch rechtlich alles in Ordnung sein. Seit der SEL-Affäre sind wir gebrannte Kinder”, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher, der sich auf diesen Abend schon wie ein Kindergartenkind auf das Christkind freut.

    Sollte das mit der Ehrung tatsächlich glatt verlaufen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass Renzi seine Skier sogar bei einem Skiverleih vor Ort mietet. “Dies wäre natürlich ein enormer Aufschwung für die vom schneearmen Winter arg gebeutelte Tourismusbranche. Die Saison wäre gerettet”, jubelt der auch für den Tourismus zuständige Landeshauptmann. Den Einwand der Opposition, dass die Gratislifttickets für Renzis Hofstab ein vielfaches der Leihgebühr ausmachten, lässt Kompatscher nicht gelten: “Werden wir jetzt bitte nicht kleinlich!”

    Nachtrag:
    Alessandro Urzì hat bezüglich des Skiverleihs eine Anfrage an das Landtagspräsidium gestellt. Sollte Renzi nämlich Skier der Marke “Fischer” leihen, müsse das Land unbedingt Sorge tragen, dass die Sportgeräte auch die Aufschrift “pescatore” trügen. “Wir leben schließlich in einem zweisprachigen Land”.

    Willkommen in der Provinz.

    Difficile est saturam non scribere.



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  • »Frühenglisch bringt nichts.«

    In einem ff-Interview aus dem Jahr 2013 hatte Uniprofessorin und Sprachwissenschaflerin Rita Franceschini kritisiert: Wenn es in Südtirol um Sprachvermittlung geht, höre sie immer nur

    möglichst früh, möglichst alles, möglichst schnell.

    Nun belegt eine Schweizer Langzeitstudie mit 200 Schülern aus dem Kanton Zürich: Frühenglisch bringt nichts, man könne den Erwerb der dritten Sprache getrost auf die Oberstufe verschieben — und zwar ohne Einbußen. Die Linguistin Simone Pfenninger, die die Studie geleitet hat, berichtet, dass Gymniasiasten, die ab 8 Jahren Englischunterricht hatten, bereits nach sechs Monaten von jenen Gymnasiasten eingeholt werden, die erst mit 13 Jahren in den Englischunterricht kommen. Für den Erwerb von Fremdsprachen seien gute Lese- und Schreibkompetenzen in der Erstsprache eine wichtige Voraussetzung.

    Für manche Südtiroler Ohren klingt das wahrscheinlich nahezu blasphemisch:

    Frühe Fremdsprachen können auf kurze Sicht die Muttersprache beeinträchtigen. Die Frühlernenden waren in Deutschtests Anfang der Oberstufe signifikant schlechter als die Spätlernenden. Wer allgemeine Fähigkeiten wie Argumentieren, einen Text verstehen oder einen Aufsatz strukturieren in der Muttersprache gut beherrscht, überträgt diesen Vorteil auf die Fremdsprache. Nach sechs Jahren, kurz vor der Matur, sah man zwischen den beiden Gruppen gar keinen Unterschied mehr. Einen Langzeiteffekt von Frühenglisch gibt es also nicht.

    — Dr. Simone Pfenninger, Interview, Tages-Anzeiger

    Sechs bis acht Stunden pro Woche und Fremdsprache sind laut Dr. Pfenninger, die am English Department der Uni Zürich forscht, das Minimum, will man bereits in der Grundschule mit Fremdsprachenunterricht beginnen. Da dies für mehr als eine Sprache kaum möglich ist, ohne dafür andere Fächer zu vernachlässigen, empfiehlt sie, damit bis zur 5. Klasse zuzuwarten.

    Immersionsunterricht in der Sekundarstufe sei hingegen äußerst erfolgreich.

    Die Schüler mit Immersionsunterricht stechen absolut heraus — egal, wann sie mit der Fremdsprache begonnen haben und wie motiviert sie sind.

    Deshalb sei zu empfehlen, besser spät und intensiv, als früh und halbherzig mit dem Sprachunterricht zu beginnen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11



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  • Wenter, il doppiopesismo di Faustini.

    Negli ultimi giorni il quotidiano A. Adige si era speso per l’eliminazione dell’intitolazione di una scuola meranese in onore a Josef Wenter, musicista e collaboratore nazista.

    Nell’edizione odierna del medesimo giornale è apparsa la lettera di un lettore che chiedeva se non fosse il caso di cambiare nome anche alla via bolzanina dedicata a Reginaldo Giuliani. Il parroco aveva partecipato all’occupazione di Fiume/Rijeka da parte degli squadristi, alla marcia su Roma e aveva incitato le camicie nere nell’atroce guerra d’Etiopia. Ecco come il caso «Wenter» potrebbe (o avrebbe potuto) produrre una dinamica positiva.

    Ma il direttore Faustini spiega — adducendo a giustificazione anche la morte di Giuliani «prima che il fascismo mostrasse la peggiore delle sue facce» — come in questo caso il nome non vada tolto, ma: spiegato. Perché «non si tratta di cancellare […] i pezzi di storia». Eccome no. Strano che per Wenter o Ploner la stessa cosa non valga.

    A scanso di equivoci ribadiamo che è favorevole all’eliminazione dallo stradario di tutte le denominazioni che onorino fatti o personaggi compromessi con il nazifascismo e il militarismo, indipendentemente dall’appartenenza «etnica»; ivi inclusi Wenter, Ploner, Aufschnaiter, Klebelsberg, Giuliani, Amba Alagi, Cadorna, Vittoria e via discorrendo.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • »Und unsere Kinder?«

    Ausgehend von der zweifelhaften These, dass die Südtirolerinnen in Schule und Gesellschaft die Zweitsprache zu schlecht erlernen, schreibt Künstler und Jugendarbeiter Armin Mutschlechner in der dieswöchigen ff einen interessanten Gastbeitrag über das Zusammenleben, den Kontakt von Menschen unterschiedlicher Muttersprache und die Sprachvermittlung in unserem Lande. »Zweifelhaft« ist die These zumindest insofern, als auch in diesem Fall eine Verschlechterung im Vergleich zu früheren Zeiten nahegelegt wird, die sich aufgrund der unzureichenden Datenlage leider weder be- noch widerlegen lässt.

    Grundsätzlich aber sollte meines Erachtens jeder Beitrag, der eine ernsthafte Verbesserung der Sprachvermittlung bezweckt, ebenso ernsthaft diskutiert werden.

    Warum mir Mutschlechners Beitrag jedoch ganz besonders erwähnenswert erscheint, ist der letzte Absatz, den ich hier wiedergeben möchte:

    [Der] Zukunft unserer Kinder ist das heutige System nicht zuträglich. Denn unser Land baut institutionalisiert auf Trennung auf — kulturpolitisch ist die Autonomie ein Erfolg. Unseren Kindern tun wir damit aber keinen Gefallen.

    Damit zeigt Mutschlechner in fast unnachahmlicher Klarheit den Widerspruch auf, der sich nach meinem Dafürhalten zwangsläufig aus der Autonomie und aus der Situation als Minderheiten in einem (zu allem Überfluss auch noch sehr zentralistisch organisierten) Nationalstaat ergibt: Der Spagat zwischen erfolgreicher »Kulturpolitik«, die den Erhalt der Vielfalt zum Ziel hat und einer ebenso erfolgreichen Sprachvermittlung im Sinne einer breiteren Mehrsprachigkeit ist unter diesen Voraussetzungen so gut wie gar nicht zu schaffen. Entweder man tut »unseren Kindern« kurzfristig Gutes, indem man die kulturpolitische Ebene vernachlässigt und mittelfristig aufs Spiel setzt — oder aber man ist kulturpolitisch erfolgreich und vernachlässigt zumindest teilweise den sprachlichen Erfolg. Dass Eltern und manchmal auch Lehrern ersteres lieber wäre, ist nur zu verständlich. Genauso müssen aber Politiker und die Gesellschaft als Ganzes die Gesamtsituation berücksichtigen, damit auf eine oder zwei Generationen perfekt mehrsprachiger Schülerinnen nicht der kulturpolitische Absturz folgt.

    Das Schulsystem, über das wir derzeit verfügen, ist einer der wenigen Wege, wie man diesen Spagat einigermaßen gut schafft, solange sich die bereits erwähnten Rahmenbedingungen (Autonomie und Minderheit in einem Nationalstaat) nicht ändern. Auflösen lassen sich dieser Widerspruch und diese Spannung jedoch nur, wenn wir entweder aus dem Nationalstaat austreten oder endgültig in ihm aufgehen. Dass und warum ich und erstere Lösung befürworten, dürfte hinreichend bekannt sein.

    Wenn aber jemand einen anderen gangbaren Weg zu kennen glaubt, wäre es im Sinne einer ergebnisoffenen Diskussion schön, wenn er ihn erläutern könnte. Bislang habe ich jedoch noch nie von einem solchen Vorschlag gehört oder gelesen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • 9N: Selbstanzeigen laufen.

    Während die Parteien darüber verhandeln, ob und in welcher Form Anfang 2015 — als Ersatz für ein Unabhängigkeitsreferendum — Neuwahlen mit plebiszitärem Charakter abgehalten werden könnten, übernehmen katalanische Bürgerinnen und Bürger Verantwortung für ihren politischen Wunsch. Die Assemblea Nacional Catalana, einer der zivilgesellschaftlichen Hauptträger der Abstimmung vom 9. November (9N), hat dazu aufgerufen, die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker angesichts der vom spanischen Generalstaatsanwalt erhobenen Klage nicht allein zu lassen:

    9N: Autoinculpació.
    »Wenn du am 9N abgestimmt hast, sollte selbstverständlich sein, dass du dich zur Unterstüzung der angeklagten Politiker selbst anzeigst: 1. Druck die im Internet verfügbare Selbstanzeige und füll sie aus*; 2. Nimm an einem der Selbstanzeigetermine vor den Gerichtsaußenstellen oder vor dem katalanischen Oberlandesgericht (TSJC) teil; 3. Stell dich an und übergib die Selbstanzeige; 4. Teile es unter #autoinculpacions9N den sozialen Netzen mit. Schon hast du dich selbst angezeigt. *) weitere Auskünfte unter autoinculpacions9n.assemblea.cat«

    Während der letzten Tage haben sich vor dem katalanischen Oberlandesgericht lange Schlangen gebildet, als couragierte Bürgerinnen und Bürger vorstellig wurden, um sich selbst anzuzeigen:

    9N: Selbstanzeigen.
    Bild: assemblea.cat

    Laut Angaben der Veranstalterinnen sollen sich allein beim Oberlandesgericht bereits über 600 Personen selbst der Teilnahme an der Abstimmung bezichtigt haben. In der Selbstanzeige beteuern sie außerdem, dass sie sich dem Verbot des Verfassungsgerichts völlig freiwillig und ohne jeglichen (politischen oder rechtlichen) Druck widersetzt haben, um ihre Meinung über den politisch-institutionellen Status des Landes kundzutun.

    Cëla enghe: 01 02 03



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