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  • Repetto: Italianizzare la Dreischusterhütte.

    Ancora una volta, purtroppo, (come già qui, qui o qui) Sandro Repetto, unico deputato alla Dieta sudtirolese del PD, ha perso l’occasione di non fare il fratello d’Italia.

    All’accusa di tolomeizzazione, mossa poche settimane fa al CAI per la scritta monolingue sul Rittner-Horn-Haus, infatti, risponde con la richiesta di tolomeizzare anche la Dreischusterhütte dell’AVS — facendo finta di non capire che italianizzazione non equivale certo a riconciliazione.

    In tutto il mondo si stanno facendo passi verso l’abolizione di invenzioni e imposizioni toponomastiche (01 02 03 04 05 ecc.), ma la cosiddetta sinistra italiana riesce ancora a scrivere frasi come questa:

    Il multilinguismo e il bilinguismo nelle indicazioni toponomastiche e odonomastiche sono valori insindacabili e costituiscono ricchezza nel nostro territorio[.]

    — interrogazione di Sandro Repetto, stralcio

    A maggior ragione questa affermazione risulta farsesca se teniamo in considerazione che lo Stato, illegalmente, non garantisce il bilinguismo odonomastico su migliaia di Carte d’identità (documenti ufficiali!) — ma la priorità del PD è quella di chiedere la reitalianizzazione di un rifugio di montagna.

    Comunque, va riconosciuto che il multilinguismo e il bilinguismo per Repetto sono valori un po’ meno insindacabili quando si tratta, ad esempio, di sanità.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02



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  • Neonazis kapern Mailänder Lega.

    Stefan Premstaller, seines Zeichens SVP-Parteisekretär, kritisiert die Grünen und Teile des Team K, weil sie im Regionalrat nicht für den Autonomieausbau gestimmt haben. Sie stünden damit mit Alessandro Urzì und FdI in einer Reihe.

    Um es gleich klarzustellen: Ich finde das Abstimmungsverhalten von Grünen und Team K auch sehr schade — doch wer wie Premstaller im Glashaus sitzt, sollte besser nicht so prominent mit Steinen werfen.

    Vor wenigen Tagen hatte das italienische Webportal Fanpage die enge Zusammenarbeit zwischen Lega und der Neonazi-Bewegung Lealtà Azione aufgedeckt. Um ihre Ziele zu erreichen, scheuten sie nicht davor zurück, Hilfspakete für Bedürftige zu missbrauchen.

    Nun wurde bekannt, dass von den sechs Gemeinderäten, die die Lega fortan in Mailand stellt, genau die Hälfte — und zwar die drei meistgewählten! — den Neonazis zuzurechnen sind. Sie sitzen gemeinsam mit der erklärten Faschistin von FdI Chiara Valcepina im Stadtparlament der zweitgrößten Metropole Italiens.

    Mit dieser (oder mit dieser, dieser und dieser) Lega sitzt die SVP seit Jahren in der Landesregierung. Das geht weit über eine durchaus unerfreuliche Überschneidung bei einer einzelnen Abstimmung im Regionalrat hinaus. Trotzdem wäre mir nicht bekannt, dass die Südtiroler Lega-Landesräte selbst oder Herr Premstaller etwas zu diesen bestürzenden Erkenntnissen zu sagen gehabt hätten.

    Autonomiefreundlichkeit kann nicht das einzige Kriterium sein, um einen Koalitions- und Abstimmungspartner zu bewerten. Mit ihren Allianzen — genauso wie übrigens mit ihren eigenen Positionen — gefährdet die Lega den demokratischen Grundkonsens.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01



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  • Regionalrat unterstützt Autonomieausbau.

    Der Regionalrat von Südtirol und Trentino hat gestern zwei Verfassungsgesetzentwürfen der SVP zur Abänderung des Autonomiestatuts ein positives Gutachten ausgestellt. Ob es die Vorlagen jemals ins Plenum des römischen Parlaments schaffen, ist aber fraglich.

    1. Mit Entwurf Nr. 35/XVIII wollen die Senatorinnen Durnwalder, Steger und Unterberger konkurrierende in ausschließliche Zuständigkeiten umwandeln und von der Region auf die beiden Länder übertragen. So zum Beispiel die Bereiche Personalordnung, Grundbuch, Handel oder Gewässer. Außerdem soll ausdrücklich vorgesehen werden, dass die Zuständigkeiten mit Durchführungsbestimmungen ausgebaut werden können.
    2. Mit Entwurf Nr. 524/XVIII derselben Senatorinnen (plus Albert Lanièce von der Union Valdôtaine) soll Südtirol und dem Trentino die primäre Zuständigkeit für Umwelt und Ökosysteme übertragen werden.

    Dem ersten Entwurf wurde gestern mit 32 zu 11 Stimmen bei 12 Enthaltungen ein positives Gutachten ausgestellt. Dagegen stimmten FdI, 5SB und die Grünen. Der Segen des Südtiroler Landtags liegt bereits vor, der des Trientner Landesparlaments steht jedoch noch aus.

    Mit ebenfalls 12 Enthaltungen erhielt der zweite Entwurf die Zustimmung von 34 Regionalratsabgeordneten bei nur sechs Gegenstimmen. Diesem Vorschlag haben bereits beide Landtage zugestimmt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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  • CIE online? Solo in italiano.

    Dopo anni di approfondite e difficilissime ricerche scientifiche anche l’Italia, come molti altri paesi fanno da sempre, è finalmente riuscita a concepire Carte d’identità in formato carta di credito (CIE) trilingui — per il Sudtirolo (tedesco, no ladino), la Vallée (francese, no francoprovenzale) ed il Friuli Venezia Giulia (sloveno, no friulano e tedesco).

    Purtroppo però anche per le CIE bi/trilingui non è ancora stata trovata la soluzione per implementare anche i nomi di vie e piazze in forma bilingue, per cui rimangono monolingui italiane. Immaginate per un secondo il putiferio che sarebbe nato se fossero state monolingui tedesche. Così invece tutto bene, ma contiamo che il bilinguismo venga ripristinato nel corso dei prossimi decenni.

    La CIE, assieme ad un lettore fisico collegato al computer o ad uno smartphone, serve anche per accedere ai servizi digitali delle pubbliche amministrazioni, affiancando in questa funzione lo SPID.

    Per poter validare la propria identità tramite telefonino occorre scaricare l’applicativo CieID, sviluppato dal Poligrafico e Zecca dello Stato, attivare la carta e seguire passo passo tutte le istruzioni.

    È un vero peccato però che anche tale applicazione sia disponibile solo in lingua italiana. Ora, se per la carta fisica la scusa, rivelatasi comunque falsa, era quella che non vi fosse posto per un’ulteriore lingua oltre all’italiano e all’inglese, non si capisce quale possa essere la ragione per rendere monolingue un applicativo per smartphone — se non ottusità e nazionalismo.

    Il bello è che non solo non si tiene conto delle lingue minoritarie (tanto protette dalla «Costituzione più bella del mondo» da venire regolarmente marginalizzate), ma non esiste nemmeno una traduzione in lingua inglese. Insomma, l’Italia è proprio un paese proiettato verso il futuro, l’internazionalizzazione e il plurilinguismo.

    Riassumendo, le lingue minoritarie sono assenti (o comunque insufficientemente rispettate) dallo SPID, dalla Firma digitale, dalle PEC ed ora anche dal sistema della CIE, per fare solo alcuni significativi esempi. Le ragioni possono essere differenti, ma il risultato è sempre lo stesso.

    È quello che ci hanno venduto e continuano a venderci come autodeterminazione interna.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 | 06 07 || 01 02



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  • Die Lega und das Faschonetzwerk.
    Fanpage

    Nachdem die erste Folge der beeindruckenden Reportage von Fanpage den Verstrickungen von FdI mit dem neofaschistischen Milieu gewidmet war, geht es in der zweiten Folge um die Lega.

    Ein Journalist des Informationsportals hatte sich als Unternehmer und möglicher Geldgeber ausgegeben und konnte so drei Jahre lang unerkannt im Umfeld des sogenannten Schwarzen Barons Roberto Jonghi Lavarini recherchieren.

    Einer seiner Hauptkontakte für die rechtsextremistische Unterwanderung der Lega ist Angelo Ciocca, nach Parteichef Matteo Salvini meistgewähltes Parteimitglied bei der EU-Wahl 2019. Ciocca gibt im Video offen zu, auch dank Unterstützung der Faschistinnen den Wiedereinzug ins Europaparlament geschafft zu haben.

    Der lombardische Regionalratsabgeordnete Max Bastoni, der gleichzeitig Mitglied der Lega und der gewalttätigen Neonazivereinigung Lealtà Azione ist, trifft sich ebenfalls mit Jonghi Lavarini und Angelo Ciocca. Er wird im Video auch als Teilnehmer der Gedenkveranstaltung für Sergio Ramelli gezeigt, bei der hunderte Teilnehmende die Hände zum Faschistengruß erhoben.

    Ferner bezeichnet sich Bastoni in der Reportage als Schüler sowohl seines eigenen Vaters, der sich noch auf dem Sterbebett stolz zum Faschismus bekannt habe, als auch des rechten Lega-Urgesteins Mario Borghezio.

    Als weiteres Mitglied von Lealtà Azione wurde letzte Woche für die Lega die EU-Abgeordnete Silvia Sardone in den Mailänder Gemeinderat gewählt. Auch sie gehört — gemeinsam mit Lealtà-Azione-Chef Stefano Pavesi, der für die Lega in einen Stadtviertelrat von Mailand gewählt wurde — zu den engen Bekanntschaften des Schwarzen Barons.

    Wie dieser behauptet, besteht der Deal zwischen Lega und Rechtsextremen darin, dass letztere zum Wahlerfolg der Salvini-Partei beitragen und im Gegenzug Sekretariatsposten in der Region Lombardei erhalten.

    In den regionalen Sekretariaten [der Lombardei] sitzen alles Nazis.

    — Roberto Jonghi Lavarini

    Übersetzung von mir

    Stefano Pavesi ist zudem persönlicher Referent von Silvia Sardone im EU-Parlament.

    Um Wahlpropaganda für die Lega zu machen, hat Lealtà Azione eine eigene Tarnorganisation gegründet, mit der sie für den wohltätigen Banco Alimentare Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Die Überreichungen werden ganz offen missbraucht, um den Empfängerinnen Werbematerial für die Lega mitzugeben.

    Die derzeitige Schwäche von Matteo Salvini soll laut Mario Borghezio nun genutzt werden, um die Lega noch stärker mit dem Neofaschismus zu verschränken. In Anspielung auf die extremistische Organisation Terza Posizione (Dritte Position) gibt Borghezio an, die dritte Lega (nach der von Bossi und der von Salvini) gemeinsam mit Lealtà Azione in eine Partei der Dritten Position verwandeln zu wollen.

    Schön, dass so eine lupenrein demokratische Partei in der Südtiroler Landesregierung sitzt, nicht wahr?

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02



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  • ACI und PRA: Ein bisschen Deutsch.
    Einsprachigkeit ist unheilbar

    Um ein kennzeichenpflichtiges, ausländisches Fahrzeug in Südtirol anzumelden (sogenannte Nationalisierung) muss man sich neuerdings ans PRA, das KfZ-Registeramt, wenden.

    Früher ging das über das Kraftfahrzeugamt des Landes — wo ich selbst die Dienstleistung bereits in Anspruch genommen hatte — doch am 1. Jänner 2020 wurde die Zuständigkeit ans PRA und somit an den Staat zurückübertragen. Stichwort Autonomie.

    Gegen Aufpreis kann man die Prozedur natürlich auch von einer sogenannten Autoagentur durchführen lassen, die nicht zur Zweisprachigkeit verpflichtet ist. Oder man wendet sich ans PRA, das vom italienischen Automobilklub (ACI) verwaltet wird und eigentlich zweisprachig sein sollte.

    Ist es aber überraschenderweise nicht.

    Termine werden seit 2019 nur noch online vergeben und zwar auf dem Umweg über die Homepage des ACI Bozen, dessen angeblich deutschsprachige Seite — mit dem Südtiroler Landesadler geschmückt — folgendermaßen aussieht:

    Gelbe Hervorhebungen von mir

    Ich habe mich zuerst zum sogenannten Terminvereinbarungsdienst weitergeklickt, der dann so aussieht:

    Gelbe Hervorhebungen von mir

    Um die… ähm… deutschsprachige Seite zu nutzen, muss man also so gut Italienisch beherrschen, dass man gleich die italienische Seite aufrufen könnte. Was das alles noch mit dem hart erkämpften Recht auf Gebrauch der Muttersprache zu tun haben soll, ist mir schleierhaft.

    Doch mit dem Terminvereinbarungsdienst kann man eh keinen Termin beim PRA vereinbaren, dazu muss man sich in die Prenotazione servizi PRA weiterklicken:

    Die entsprechende Unterseite gibt es dann bequemerweise nur noch auf Italienisch. Zur Vormerkung selbst wird man auf die staatsweite Seite https://prenotaci.aci.it weitergeführt, die ebenso intermittierend zweisprachig ist.

    Das Prinzip lässt sich so zusammenfassen, dass es einerseits eine einsprachig italienische und andererseits eine weitere italienische Version mit Sprenkeln in deutscher Sprache gibt.

    Der einschlägigen Gesetzgebung sowie den Prinzipien von Gleichberechtigung und Minderheitenschutz wird das wiederum keineswegs gerecht.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02



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  • Bei allem Respekt.
    Regierungskrise in Österreich

    Nach den spektakulären Enthüllungen rund um fingierte Umfragen, bezahlten Gefälligkeitsjournalismus und missbräuchliche Verwendung von Steuergeldern ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und neun weitere Personen aus seinem Umkreis wegen des Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit und Bestechung.

    Aus den Reihen der ÖVP kommen nun der Reihe nach zum Teil haarsträubende “Argumente” und Feststellungen, warum alles nicht so schlimm sei, warum man zu 100 Prozent hinter dem Kanzler stehe und warum Sebastian Kurz und sein Team weiter machen sollen. Diese “Argumente” möchte ich an dieser Stelle – bei allem Respekt – kurz (pun intended) analysieren.

    • “Sind die linken Zellen der WKStA am linken Auge blind?” Mit diesem plumpen Whataboutism betitelte die ÖVP vor einigen Tagen eine Pressekonferenz auf der sie schwere Geschütze gegen die unabhängige Justiz auffuhr. Und ÖVP-Verfassungsministerin Karoline Edtstadler sprach wenig später gar von einem “Tribunal” gegen Kurz. Nicht nur Bundespräsident Alexander van der Bellen mahnte zuletzt den Respekt vor dem Rechtsstaat, den Institutionen und der Gewalteinteilung ein und verbot sich Angriffe auf die unabhängige Justiz: “Das ist eine unzulässige Grenzüberschreitung”, betonte das Staatsoberhaupt.
      Detail am Rande: seit dem 25. Mai 1983 und bis zum Amtsantritt von Alma Zadić (Grüne) 2020 war das Justizministerium mehr oder weniger durchgehend in der Hand der ÖVP bzw. der FPÖ. In diesen 14.105 Tagen wurde das Justizministerium gerade einmal 691 Tage von einer SPÖ-Ministerin geleitet. Wenn man die Praxis der Parteibuchfärbung von Ministerien in Österreich kennt, kann man sich also vorstellen, wie “links” der Justizapparat ist.
    • „Bei aller Aufregung sollten wir das nicht vergessen. Es ist der demokratische Wille, dass die Regierung ihre Arbeit für Österreich verrichten kann.“ Auch diese Aussage stammt von ÖVP-Verfassungsministerin Karoline Edtstadler. Bei den letzten beiden Urnengängen hätte die Bevölkerung nämlich ihren Willen sehr deutlich gemacht und Kurz und die Volkspartei zweimal zur stärksten Kraft im Land gewählt. Ungeachtet dessen, dass jetzt der Verdacht im Raum steht, dass bei der Machtübernahme von Sebastian Kurz Manipulation im Spiel war und belegt ist, dass die ÖVP mit unlauteren Mitteln arbeitete, da sie die Wahlkampfkostenobergrenze um fast das Doppelte überschritt, ist Edstadlers Feststellung angesichts behördlicher Ermittlungen völlig absurd. Der Kanzler wird eines Verbrechens verdächtigt, von dem die Wählerinnen und Wähler zum Zeitpunkt des Urnenganges nichts gewusst haben.
    • “Es gilt die Unschuldsvermutung!” Mit diesem Satz beginnt dieser Tage nahezu jede Stellungnahme eines ÖVP-Politikers. Die Unschuldsvermutung ist wichtig und richtig. Und sie gilt selbstverständlich für die Person Sebastian Kurz und die neun anderen Personen, gegen die ermittelt wird. Was die ÖVP-Exponenten jedoch nicht zu verstehen scheinen ist, dass der Skandal nicht bloß eine rechtliche, sondern auch eine politische Dimension hat und dass nicht bloß rechtswidriges Verhalten eines Politikers Konsequenzen bis hin zum Rücktritt mit sich bringen kann. (Wir erinnern uns an HC Strache, Ibiza und die diesbezüglichen Aussagen der ÖVP-Granden). Es geht um etwas, worauf die ÖVP nicht wenig oft pocht: Anstand und Moral. Die Chat-Protokolle offenbaren – neben den starken Indizien für rechtswidriges Verhalten – ein desaströses Sittenbild der Regierungsspitze, das mit der “Würde des Amtes” des Bundeskanzlers für viele Menschen unvereinbar ist. Für Sebastian Kurz gilt die Unschuldsvermutung. Davon zu trennen ist das Amt des Bundeskanzlers, das durch die Ermittlungen Schaden nimmt. Und da die Staatsanwaltschaft ja nicht aus Jux und Tollerei Hausdurchsuchungen durchführt, sondern es dafür einen richterlichen Beschluss und einen begründeten Verdacht gibt, gebietet es der politische Anstand, das Amt über die Person zu stellen. “Wer die Unschuldsvermutung nicht respektiert, respektiert den Rechtsstaat nicht”, sagt Edstadler. Das stimmt. Aber niemand respektiert die Unschuldsvermutung für Sebastian Kurz nicht. Wer aber eine Person nahezu sektenartig über das Amt stellt (Zitat Edstadler: “Eine ÖVP-Regierungsbeteiligung wird es nur mit Sebastian Kurz geben.”), respektiert die Demokratie nicht.
    • Edstadler kritisiert auch das mögliche Ansinnen, dass sich die anderen Parlamentsparteien zusammenraufen, um eine neue Mehrheit im Hohen Haus zu bilden. „Sie [Anm.: Zusammenarbeit von SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS] hat einzig und allein zum Ziel, Sebastian Kurz als Bundeskanzler zu verhindern.“ Genau. Richtig erkannt. Da der Bundeskanzler selbst, seine ÖVP-Regierungskolleginnen, die ÖVP-Bünde und die ÖVP-Landeshauptleute die Person über das Amt stellen und nicht willens sind, politische Verantwortung zu übernehmen, sind die anderen Parteien genötigt, über alle ideologischen Grenzen hinweg, dies zu erzwingen.
    • “Die Vorwürfe richten sich gegen Mitarbeiter des Finanzministeriums”, sagte Kurz im ZIB2-Interview. Er selbst habe von nichts gewusst. Zum einen stimmt das nicht, da die Staatsanwaltschaft auch Kurz selbst als möglichen “Bestimmungstäter” offiziell im Verdacht hat und zum anderen soll hier ein klassisches Bauernopfer dargebracht werden. Nachdem sie ihre Schuldigkeit getan haben, kennt man sie nicht mehr oder wälzt die Verantwortung auf sie ab.Interessant ist auch, dass einer der besagten “Mitarbeiter des Finanzministeriums” nach der erfolgreichen Kür von Kurz zum Bundeskanzler 2019 zum mächtigen und hochdotierten Alleinvorstand der staatlichen Beteiligungsagentur ÖBAG bestellt wurde. Kurz quittierte die Bestellung mit der Chatnachricht “Kriegst eh alles, was Du willst”  gefolgt von drei Kuss-Emojis. Worauf der neue ÖBAG-Chef meinte: “:-) :-) :-) Ich bin so glücklich. Ich liebe meinen Kanzler”
    • “Es liegt an den Grünen, wie es in diesem Land weitergeht. Unsere Hand ist ausgestreckt”, sagte Klubchef August Wöginger im Anschluss an eine Aussprache zwischen Kurz und den ÖVP-Landeshauptleuten. “Wer die Regierung platzen lässt, wird mit Kickl aufwachen”, legte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger nach. Beide Aussagen führen den oben begonnenen Anstandslimbo in neue Tiefen und bereiten die Opferrolle vor, in die sich die ÖVP offenbar begeben möchte. Der schwarze Peter wird den Grünen überreicht. Nicht diejenigen, denen gesetzeswidriges Verhalten vorgeworfen wird und die dem Ansehen der Republik schaden, seien am Zug, Verantwortung zu übernehmen, sondern man zwingt den Koalitionspartner in eine Lose-lose-Situation. Unterstützen die Grünen den anstehenden Misstrauensantrag wird es aus ÖVP-Kreisen heißen: “Die Grünen haben eine funktionierende und erfolgreiche Regierung platzen lassen, obwohl wir zur Fortführung der Koalition bereit gewesen wären.” Schicken sie Kurz jedoch nicht in die Wüste, ist die grüne Partei für ihre Basis – wohl zurecht – erledigt. Köstingers Anspielung auf Kickl ist dann noch der Gipfel der Dreistigkeit, denn es waren die ÖVP und Sebastian Kurz, die dem Rechtsaußen 2017 seinen Weg ins Innenministerium ermöglichten.
    • Wenn man dann glaubt, dass es tiefer nicht mehr geht, kommt der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter daher. Nach dem Treffen der Landeshauptleute mit dem Bundeskanzler brachte Platter – anstatt über die Vorwürfe zu sprechen – in aller Tatsächlichkeit eine “bevorstehende Flüchtlingswelle” ins Spiel, um zu untermauern, dass es weiterhin einen Sebastian Kurz im Kanzleramt brauche. Ein widerliches Spiel mit der Angst.

    Die Reaktion der ÖVP auf die ans Tageslicht gekommenen Missstände folgt dem gleichen “neuen Stil”, der diese Missstände möglich gemacht hat und Österreich nunmehr im Zweijahresrhythmus eine saftige Regierungskrise beschert, während die ÖVP-Leute irgendwas von “Stabilität” schwafeln. Die Chat-Protokolle und jetzigen Wortspenden offenbaren ein Politik- und Demokratieverständnis, das geprägt ist von Narzissmus, der Priorisierung von Eigeninteressen gegenüber dem Gemeinwohl, der Geringschätzung demokratischer und rechtsstaatlicher Standards sowie der Selbstüberschätzung bzw. Überhöhung einzelner Persönlichkeiten. Es ist bezeichnend, dass ein HC Strache (!) in einer ähnlichen, wenngleich rein rechtlich weit weniger brisanten Situation mehr Anstand an den Tag gelegt hat, als die gesamte Spitze der christ(?)demokratischen(?), neuen, türkisen ÖVP.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Agentur der Stuerzahler.
    Zweisprachigkeit als Witz

    Agentur der Einnahmen. Das 730er, das alle kennen. Tausende in unserem Land haben jährlich damit zu tun. Nachdem man 2014 ein STUERZAHLER war, ist man 2020 nur mehr ein ERZAHLER. Ich bin schon gespannt was nächstes Jahr kommt. Ich tippe auf STEUERZÄHLER oder STURZAHLER. Verarsche hoch drei.

    Cëla enghe: 01 02



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