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  • Die fragile Autonomie.

    Es brauche keinen Minderheitenschutz mehr. Man solle die Gleichsetzung aller Regionen anpeilen.[…] Die Zeit, in der man das Überleben kleiner Volksgruppen durch Regionalautonomien sichern könnte, sei vorbei meint Palermo. Sein Rezept: Im Gesamtstaat die Menschen- und Bürgerrechte so auszubauen, dass kein Minderheitenschutz nötig ist.

    Aus dem ‘Vorausgeschickt’ von Arnold Sorg, Dolomiten, 31.10.2015

    Starker Tobak, den hier laut Arnold Sorg nicht ein Rechtsaußenpolitiker auftischt, sondern Francesco Palermo, der unter anderem für die Autonomiepartei SVP im römischen Senat sitzt.
    Laut obigen Aussagen gäbe es dann keine kollektiven Schutzrechte für autochthone Minderheiten. Alles würde auf die individuelle Ebene der Bürgerrechte herabgebrochen. Und über allem steht die schützende Hand der Verfassungspatrioten, die den SüdtirolerInnen dann süffikant erklären können, dass es verfassungsrechtlich gar keine SüdtirolerInnen gibt, sondern nur eine, unteilbare italienische Nation, die aufgrund ihrer Verfassung halt auch das Recht einiger ladinisch- und deutschsprechenden ItalienerInnen auf Gebrauch der Muttersprache schützt.

    Beinahe im Tagesrhythmus kommt es mittlerweile zu Frontalangriffen auf Südtirols Autonomie. Neben der Diskussion über die Auswirkungen einer zentralistischen Verfassungsreform auf Südtirol, gab es in der vergangenen Woche wiederrum einen Vorstoß für eine italienische Makroregion Triveneto, die natürlich auch Südtirol umfassen würde. Danach kommt es dann meist zu einem Dementi oder einer Relativierung der Aussagen. Nein, natürlich habe man nicht im Sinn die Sonderautonomien abzuschaffen. Es braucht ja nicht viel, die SüdtirolerInnen zu beruhigen. Eine halbherzige Relativierung oder einige anerkennende Worte vonseiten des Staatsoberhauptes oder sonst einer Persönlichkeit, die den Wert der Minderheiten und der Sonderautonomien so im Abstrakten betont.
    Eine wirkliche Weiterentwicklung der Autonomie ist in diesem Klima sowieso nicht möglich und die andauernde, notwendige Verteidigungsrolle gegenüber zentralistischen Versuchungen verschlingt Ressourcen, die wir dringend für die Zukunft unseres Landes verwenden könnten.

    Angesichts dieser Rhetorik und Dynamik ist es unverständlich, dass die SVP nicht längst den Weg Richtung Eigenstaatlichkeit einschlägt.

    Nachtrag vom 3. November: Dieser Artikel bezieht sich, wie ausdrücklich erwähnt, auf einen Beitrag von Arnold Sorg in den Dolomiten (der wiederum auf einen Bericht von Heinz Gstrein Bezug nimmt). Die Richtigkeit der Ausführungen des Tagblatts Dolomiten wird vom Betroffenen, Senator Francesco Palermo, vehement bestritten. Ein Protokoll (Transkript) oder eine Aufnahme der Wortmeldung gibt es bislang nicht.

    Das derzeit vorliegende vierseitige Manuskript kann nicht als Beweis dienen, da Sen. Palermo weder alles gesagt haben muss, was in dem Abstract steht, noch ausgeschlossen ist, dass er Dinge gesagt hat, die nicht darin stehen.

    Sollte jedoch die Quelle, die unserer Stellungnahme zugrunde liegt, falsch gelegen haben, muss selbstverständlich auch unsere darauf basierende Stellungnahme revidiert werden.



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  • Copy-Paste-Journalismus.

    Es liegt keinesfalls in der Intention des Schreibers, anlässlich des Todes einer der bedeutendsten Südtiroler Persönlichkeiten, eine billige Polemik über Plagiate vom Zaun zu brechen. Vielmehr möchte ich auf ein grundlegendes Problem des Journalismus – insbesondere des Online-Journalismus – hinweisen.

    Nach dem gestrigen Tod Franz Thalers hat tageszeitung.it als Meldung einfach den gesamten Wikipedia-Artikel zum Südtiroler Widerstandskämpfer ohne Quellenangabe online gestellt. stol.it hat hingegen einige Abschnitte – ebenfalls ohne Quellenangabe – wortwörtlich aus Wikipedia übernommen.

    Abgesehen davon, dass es illegal ist, fremdes geistiges Eigentum (auch solches, das als “freier Inhalt” gilt) ohne Quellenangabe, noch dazu für kommerzielle Zwecke, wie es ein Online-Nachrichtenportal ist, zu übernehmen, offenbart die Vorgehensweise der Online-Journalisten ein tieferliegendes Problem.

    Im Kampf um die schnelle Meldung und angesichts prekärer finanzieller Ausstattung vieler Online-Redaktionen, werden journalistische Grundregeln über Bord geworfen. Gewissenhafte Recherche, journalistische Ethik und geistige Eigenleistung? Fehlanzeige! Es liegt die Vermutung nahe, dass auch viele andere Inhalte – zumindest in Online-Medien – auf ähnlich Weise zustande kommen: schnell zusammenkopiert aus irgendwelchen, unüberprüften Quellen.

    Zudem finde ich, dass sich Franz Thaler mehr verdient hätte, als ein bequemes und illegales “Copy-paste” aus einer freien Online-Enzyklopädie. Mit Journalismus hat das nicht mehr viel zu tun.

    Wer sich selbst ein Bild zum “Online-Journalismus” über Franz Thalers Tod machen möchte, findet im Anschluss die entsprechenden Auszüge.

    Franz Thaler ist tot: Der Überlebende des KZ Dachau ist am Donnerstag im Alter von 90 Jahren gestorben.

    Franz Thaler ist tot!

    Der Autor, Federkielsticker und Überlebende des KZ Dachau und des KZ Hersbruck ist am Donnerstag im Altersheim verstorben..

    Franz Thaler wurde 1925 in der Gemeinde Sarntal in Südtirol geboren.

    Als sich sein Vater im Jahre 1939 gegen die Abwanderung ins Deutsche Reich entschied, folgte für die Familie eine Zeit der Schikanen und der Ausgrenzungen: So wurde Franz Thaler vom Schulunterricht ausgeschlossen. 1944 erhielt er trotz seiner italienischen Staatsbürgerschaft den Stellungsbefehl für die deutsche Wehrmacht.

    Zwar versteckte er sich vorerst vor den Nationalsozialisten, stellte sich jedoch letztendlich, als der Familie die Sippenhaft angedroht wurde. Franz Thaler wurde von einem Kriegsgericht zu zehn Jahren Konzentrationslager verurteilt.

    Im Dezember 1944 kam er im Konzentrationslager Dachau an und wurde noch im selben Monat nach Hersbruck (ein Außenlager des KZ Flossenbürg) verlegt, wo er fortan im Bautrupp arbeiten musste. Am 29. April 1945 wurde das KZ von amerikanischen Truppen befreit; Franz Thaler wurde in einem französischen Gefangenenlager inhaftiert.

    Als er im August 1945 zurück in die Heimat kam, begann Franz Thaler seine Erinnerungen aufzuschreiben, die 1989 erstmals in Buchform erschienen. Thaler arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Federkielsticker im Sarntal.

    Thalers 1989 erstmals veröffentlichte Memoiren Unvergessen trugen in Südtirol maßgeblich zur Auseinandersetzung mit der NS-Zeit bei.

    2010 wurde er von der Stadt Bozen gemeinsam mit dem NS-Gegner und -Opfer Josef Mayr-Nusser zum Ehrenbürger ernannt.

    Der Trauergottesdienst für Franz Thaler findet am Samstag, 31. Oktober, um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche von Reinswald statt.

    — tageszeitung.it

    Der KZ-Überlebende aus dem Sarntal Franz Thaler ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 90 Jahren. Seine Erinnerungen hielt er im Buch “Unvergessen” fest

    Thaler wurde 1925 in Reinswald/Sarntal geboren. Als sich sein Vater 1939 gegen die Abwanderung ins Deutsche Reich entschied, folgte für die Familie eine Zeit der Schikanen und Ausgrenzungen: So wurde Franz Thaler vom Schulunterricht ausgeschlossen.

    1944 erhielt er trotz italienischer Staatsbürgerschaft den Stellungsbefehl für die deutsche Wehrmacht. Zuerst versteckte er sich vor den Nationalsozialisten, stellte sich jedoch letztendlich, als man seinen Vater bedrohte.

    Von einem Kriegsgericht wurde er zu zehn Jahren Konzentrationslager verurteilt. Sein Leidensweg führte ihn durch mehrere Gefängnisse ins Konzentrationslager Dachau. Im August 1945 kam er, zwanzigjährig, seelisch und körperlich gebrochen, nach Hause und begann, seine Erinnerungen aufzuschreiben.

    Diese erschienen 1988 als Sonderdruck der Kulturzeitschrift “Sturzflüge”, 1999 erstmals in Buchform unter dem Titel “Unvergessen”. Es wurde zu einem Schlüsseltext der Südtiroler Zeitgeschichte, ins Italienische und Englische übersetzt.

    Das Buch liegt – überarbeitet und ergänzt – in der fünften Auflage vor. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Federkielsticker im Sarntal. 2010 wurde Thaler gemeinsam mit NS-Gegner und -Opfer Josef Mayr Nusser zum Ehrenbürger der Stadt Bozen ernannt.

    Der Trauergottesdienst für Franz Thaler findet am Samstag in der Pfarrkirche von Reinswald statt. Beginn: 14.30 Uhr.

    — stol.it

    Fett bzw. schwarz [Hervorhebungen von mir] sind die Bereiche, die wortwörtlich aus Wikipedia übernommen wurden.

    Wikipedia -Artikel erscheinen unter einer Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0) Lizenz. Einfache Zitate sollen laut Wikipedia mittels der Zitierhilfe wie folgt gekennzeichnet werden.

    Seite “Franz Thaler”. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Oktober 2015, 21:48 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franz_Thaler&oldid=147515541 (Abgerufen: 30. Oktober 2015, 08:48 UTC)

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    Weitergabe unter gleichen Bedingungen — Wenn Sie das Material remixen, verändern oder anderweitig direkt darauf aufbauen, dürfen Sie Ihre Beiträge nur unter derselben Lizenz wie das Original verbreiten.

    Südtirolnews und salto.bz haben sich – soweit ich das überprüfen konnte – für mehr Eigenleistung entschieden. Zumindest wurden nicht im großen Stile Textstellen aus Wikipedia oder anderen Online-Quellen kopiert.

    Cëla enghe: 01



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  • Le «belle» disquisizioni su Cadorna.

    Basta! Hanno davvero rotto i distinguo, le sottigliezze, i sofismi che puntualmente vengono sfoderati ogni qualvolta si proponga di cambiare nome a qualche strada o piazza intitolata a personaggi storicamente compromessi, criminali di guerra, fascisti.

    Secondo quanto scrive il quotidiano A. Adige lo storico Hannes Obermair, direttore dell’archivio comunale di Bolzano, avrebbe lanciato l’idea di cambiare il nome a via Cadorna, per dedicarla a una donna pacifista: «giusto per andare all’opposto». Il giornale fa il nome di Anna Turra, partigiana bolzanina, nome di battaglia «Anita».

    Il nome di Cadorna, sanguinario comandante della prima guerra mondiale, è già stato cancellato ad Udine — ma sarebbe in discussione anche a Cremona, Milano, Savona, Trieste e Gorizia. Nessuna avanguardia bolzanina, dunque.

    Ma l’A. Adige mette in gioco anche lo storico Andrea Di Michele, le cui obiezioni fanno letteralmente cascare le braccia:

    Cadorna è indifendibile. Ma ho un unico dubbio […] Dove ci si ferma? Nel senso: dopo aver tolto Cadorna perché faceva una guerra sanguinaria, che si fa con le altre vie a rischio nazionalistico? Via Amba Alagi, via Giuliani, il prete che andava all’assalto nel nome del duce in Africa, sparando e uccidendo… Attenzione, si inizia con Cadorna e poi bisogna cambiare i documenti [sic] a decine di strade.

    – Andrea Di Michele

    Embè? Ma questa è un’osservazione da storico o da politico? Certo che i nomi indifendibili prima o poi vanno cambiati, da qualche parte bisognerà pur iniziare — e non è certo perché sono più di uno che dobbiamo desistere.

    Perché Cadorna faceva sì una guerra da macellaio — aggiunge Di Michele — ma non vorrei che gli italiani di Bolzano dicessero: perché comunque un generale italiano? Perché sempre noi un passo indietro? E non le vie con nomi in odore di nazismo.

    – Andrea Di Michele

    Ma da quando i crimini di guerra, le macellerie, la storia tutta, hanno un’etnia? E Anna Turra, forse, non è un’italiana?

    Di Michele però sembra «scordare» che von Klebelsberg, a cui era intitolata una scuola nel capoluogo, è stato radiato anni fa. Che a Sterzing hanno cambiato in un batter d’occhio il nome di una strada intitolata a Josef Eduard Ploner. O che a Merano sparirà a breve l’intitolazione delle scuole medie a Josef Wenter. Tutto questo senza che qualcuno si fosse chiesto se prima non bisognasse cambiare il nome a qualche altra strada, togliendo magari — per par condicio — anche qualche nome italiano.

    Dunque: Basta sottigliezze e sì ad Anna Turra al posto di Cadorna.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01 02 03



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  • Franz Thaler gestorben.

    Ein großer Südtiroler hat uns verlassen: Der Sarner Nazi-Widerständler Franz Thaler ist heute im Alter von 90 Jahren gestorben.

    Nach seiner Einberufung zur Wehrmacht war der Dableiber zunächst für mehrere Monate geflohen, stellte sich dann aber, um seine Angehörigen nicht zu gefährden und landete Ende 1944 als Deserteur in den Konzentrationslagern Dachau und Hersbruck/Flossenbürg.

    Nach der Befreiung durch die Amerikaner und seiner Rückkehr in die Heimat wurde er von Teilen der Bevölkerung als Verräter behandelt, bevor ihm spät die Anerkennung zuteil wurde, die ihm gebührte. Vor wenigen Jahren wurde er zum Ehrenbürger der Landeshauptstadt Bozen ernannt.

    Sein 1989 erschienenes Werk Unvergessen war ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung und Aufarbeitung der NS-Zeit in Südtirol. Unvergessen — und ein Vorbild für uns alle — soll auch er bleiben.

    Der Trauergottesdienst findet am Samstag um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche Reinswald statt.



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  • (Gleichstellungs-)Analogien.
    Quotation

    Chefredakteurin Alexandra Aschbacher schreibt in Ihrem dieswöchigen ff-Leitartikel über die Gleichstellung von Mann und Frau — den ich vollinhaltlich teile — unter anderem folgendes:

    Man erklärt uns gerne die Gleichheit auf dem Papier, aber diese reicht nicht mehr aus. Ein bisschen gleich ist nicht genug.

    und

    Liebe Frauen, bitte stillgestanden. Seid nicht so unvernünftig, euch in einen sinnlosen Aufstand zu stürzen.
    Aber: Brav und perfekt zu sein, hilft uns auch nicht weiter. Es ist Zeit, uns zu entscheiden, ob wir uns ändern, um in die Geschichte zu passen, oder ob wir die Geschichte ändern. Wir müssen uns dafür auch ein bisschen weigern, die Welt zu akzeptieren, wie sie ist. Dazu müssen wir provozierende Fragen stellen zu Politik, Arbeit und Familie.

    Aus -Sicht fallen mir bei derart wohltuenden Argumenten jedoch auch Analogien ein, die herauszustreichen ich mir nicht verkneifen kann. Spricht man in Südtirol über die Unabhängigkeit, aber auch über die Gleichstellung (der deutschen mit der italienischen Sprache), wird man oft mit Kopfschütteln konfrontiert. »Was redet ihr von Freiheit? Sind wir denn nicht frei?« wird dann häufig argumentiert. Oder: »Uns geht es doch besser, als je zuvor!«

    Auch den Frauen geht es in unserer heutigen Gesellschaft vermutlich besser, als je zuvor. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir (ja wir, auch die Männer) uns damit zufrieden geben sollten, denn wie Frau Aschbacher schreibt, ist ein bisschen gleich nicht genug.

    Ein bisschen Gleichstellung zwischen den Landessprachen und ein bisschen Freiheit könnte aber je nach Ermessen der Bevölkerung ebenfalls nicht genug sein. Und wenn dem so ist, dann ist daran nichts lächerlich, nichts übertrieben.

    Liebe Südtirolerinnen, bitte stillgestanden. Seid nicht so unvernünftig, euch in einen sinnlosen Aufstand [um die Gleichstellung oder um die »Freiheit«] zu stürzen. Aber: Brav und perfekt zu sein, hilft uns auch nicht weiter. Es ist Zeit, uns zu entscheiden, ob wir uns ändern, um in die Geschichte zu passen, oder ob wir die Geschichte ändern. Wir müssen uns dafür auch ein bisschen weigern, die Welt zu akzeptieren, wie sie ist. Dazu müssen wir provozierende Fragen stellen…

    Nichts für ungut. Aber es bringt eben niemandem etwas, wenn man wichtige Themen mit oberflächlichen Argumenten abschmettert.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Die ›indirekte‹ Zentralisierung.

    Alt-Senator Oskar Peterlini (SVP) war in letzter Zeit schon mehrmals medial in Erscheinung getreten, um die italienische Verfassungsreform und speziell auch ihre potenziellen Auswirkungen auf Südtirol zu kritisieren. Nun hat er im Internet einen kurzen Aufsatz veröffentlicht, in dem er die Reform analysiert.

    Über die bereits früher zum Ausdruck gebrachten Zweifel hinaus beschreibt er darin auch, welche indirekten — aber nicht minder konkreten — Folgen die Rezentralisierung des italienischen Staates auf die Südtirolautonomie haben könnte.

    Die Verfassungsreform von 2001 hatte bekanntlich zu einer zaghaften Stärkung der »gewöhnlichen« Regionen geführt. Um jedoch die autonomen Regionen und Länder nicht zu benachteiligen, war damals auch eine sogenannte »Besserstellungsklausel« eingeführt worden, die sicherstellen sollte, dass neue Zuständigkeiten für die 15 Regionen mit Normalstatut automatisch auch auf jene mit Sonderstatut übertragen würden.

    Derartige neue Zuständigkeiten waren sozusagen eine indirekte Auswirkung des damals noch erstarkenden Regionalismus und wurden in der Regel nicht gesondert in das Südtiroler Autonomiestatut aufgenommen. Peterlini nennt hier

    beispielsweise die Energie, die Regelung der Berufe, der Außenhandel, das Gesundheitswesen, des Personals [sic] der öffentlichen Verwaltungen, auch der Regionen und Gemeinden, oder die ergänzende Sozialvorsorge, mit der man das Zusatzrentensystem in der Region kräftigen konnte.

    Nachdem die Regionen mit Normalstatut nun aufgrund der Renzi-Reform diese Zuständigkeiten wieder verlieren, gibt es auch keinen Grund, warum sie für Südtirol erhalten bleiben sollten. Wir hatten sie ja nur aufgrund der Besserstellungsklausel erhalten, weshalb auch die sogenannte Schutzklausel in der jetzigen Reform kaum etwas dagegen wird ausrichten können.

    Natürlich könnte man argumentieren, dass man sich diese Kompetenzen möglicherweise durch die Autonomiereform wieder zurückholen könnte, doch das muss (gerade wenn man die extrem zentralistischen Tendenzen in Italien berücksichtigt) erst bewiesen werden. Schließlich warten wir schon seit Jahren auf die immer und immer wieder versprochene Wiederherstellung von Zuständigkeiten (wie etwa im Handelssektor), die durch Mario Monti gestrichen bzw. in Frage gestellt wurden. Angeblich autonomiefreundliche Regierungen wie die von Enrico Letta und Matteo Renzi haben bislang nichts Konkretes hervorgebracht.



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  • Territoriale Identität schwächelt.

    Im Zuge der Realisierung des Sprachbarometers wurde auch die »territoriale, ethnische und nationale Identität« der Südtirolerinnen erhoben. Konkret lautete die diesbezügliche Frage: »In Südtirol ist oft von territorialer und ethnischer Zugehörigkeit die Rede. Als was fühlen Sie sich?« Es gab elf Antwortmöglichkeiten, zudem die Kategorien »andere« und »interessiert mich nicht«.

    Im Unterschied zum Sprachbarometer von 2004 waren im Jahr 2014 Mehrfachnennungen erlaubt, weshalb ein Vergleich der beiden Erhebungen nur sehr bedingt möglich und sinnvoll ist.

    Es fällt jedenfalls auf, dass eine allgemeine territoriale Identifikation mit Südtirol nicht gegeben ist, wobei die Ergebnisse je nach Sprachgruppe der Befragten äußerst stark variieren.

    Eine deutliche Mehrheit (59%) der Südtirolerinnen italienischer Muttersprache identifiziert sich ethnisch-national, nämlich als »Italienerin«. Dagegen ist die ethnisch-nationale Zuordnung der Südtirolerinnen deutscher Muttersprache verschwindend klein: Nur 4 Prozent definieren sich als »Deutsche« — obschon, wie bereits erwähnt, Mehrfachnennungen, also zum Beispiel die gleichzeitige Einordnung als »Südtirolerin« und als »Deutsche« möglich waren.

    Bei den Ladinerinnen ist die ethnische Identifikation zwar (mit über 80%) am ausgeprägtesten, doch muss man sich hier vor Augen halten, dass in diesem Fall die ethnische bzw. sprachliche und die territoriale Ebene (Ladinien) koinzidieren.

    Dass die Autonomie nur sehr bedingt imstande ist, eine sprachgruppenunabhängige territoriale Identifikation mit Südtirol zu generieren, zeigt folgende Grafik:

    Nur die Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft identifizieren sich großmehrheitlich mit unserem Land. Aufgrund der Möglichkeit von Mehrfachnennungen ist allerdings selbst hier Vorsicht geboten: Die Grafik zeigt das, was ich eine »optimistische« Annahme nennen würde, also die Summe der Zuordnungsmöglichkeiten »Südtirolerin«, »italienischsprachige Südtirolerin«, »ladinischsprachige Südtirolerin« und »Altoatesina«. Höchstens 84,6 Prozent der Deutschsprachigen, höchstens 55,4 Prozent der Ladinerinnen und höchstens 43,2 Prozent der Italienischsprachigen ordnen sich (mindestens) einer dieser Kategorien zu. Es könnten auch noch sehr viel wenigere sein, die sich jeweils für zwei oder mehr der genannten Zuordnungsmöglichkeiten entschieden haben.

    Nicht einmal bei Anwendung der »optimistischen« Annahme identifizieren sich die Hälfte der Südtirolerinnen italienischer Zunge mit Südtirol.

    Aufsehenerregend ist jedoch insbesondere die Entwicklung bei der Zuordnung als »Südtiroler/in« im Vergleich zwischen 2004 und 2014:

    Noch einmal: Im Jahr 2014 waren Mehrfachnennungen möglich, 2004 hingegen nicht. Also sind steigende Zuordnungszahlen bei einer speziellen Kategorie nicht erstaunlich. Umso überraschender ist dann jedoch, dass die Antwortmöglichkeit »Südtiroler/in« bei den Deutschsprachigen — trotz der nunmehrigen Möglichkeit von Mehrfachnennungen — im Jahr 2014 abgenommen hat. Während sich also nicht einmal die Hälfte der italienischsprachigen Südtirolerinnen mit diesem Land identifiziert, nimmt selbst die territoriale Identifikation der Deutschsprachigen in zehn Jahren deutlich ab. Dies wirkt sich selbstverständlich auch auf das Gesamtergebnis aus, sodass sich nur etwas mehr als die Hälfte der insgesamt in Südtirol lebenden Menschen (55,4%) auch mit diesem Land identifizieren.

    Das sind keine guten Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammenleben. Und die Autonomie scheint — wenigstens im Moment — außerstande, hier noch etwas zum Positiven zu verändern. Im Gegenteil.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02



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