Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Uni, Anspruch und Wirklichkeit.

    Autor:a

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    7 Comentârs → on Uni, Anspruch und Wirklichkeit.

    »Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert« — diesem Motto scheint sich nun die Uni Bozen (FUB) hinzugeben, wenn es um die proklamierte Dreisprachigkeit geht. Bereits 2012 hatten wir darauf hingewiesen, was für ein eklatantes sprachliches Ungleichgewicht bei den Publikationen der FUB herrscht. Im März dieses Jahres war dann aufgeflogen, dass es auch sonst mit der Mehrsprachigkeit nicht wirklich weit her ist, als Studenten eine weitreichende »Italianisierung« beklagten.

    Heute nun hat die Universität des Landes Südtirol einen neuen Master zum Thema KlimaHaus vorgestellt, der in Zusammenarbeit mit der landeseigenen Klimahausagentur entwickelt und umgesetzt wurde. Was in der entsprechenden Pressemitteilung der FUB wohlweislich verschwiegen wird, ist, dass dieser Studiengang ausschließlich in englischer und italienischer Sprache angeboten wird. Dass der Master auch gar nicht KlimaHaus heißen darf, sondern nur CasaClima — geschenkt.

    Doch: Nicht nur, dass die Universität einmal mehr keinen qualifizierten Beitrag zur Etablierung der Mehrsprachigkeit — auch und gerade im Sinne der Minderheitensprachen — leistet, sie trägt auch noch zusätzlich zum Ungleichgewicht bei, das bereits zugunsten der nationalen lingua franca herrscht. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft somit eine immer größere Lücke, die zumindest als Indiz dafür gelten kann, welches Risiko uns im Falle einer (angeblich) mehrsprachigen Immersionsschule (im heutigen nationalstaatlichen Rahmen) droht. Dies alles geschieht unter den Augen der Politik, die zwar den Verwaltungsrat der Bildungseinrichtung besetzt, aber nicht steuert und gegenlenkt.

    P.S.: Es gibt übrigens noch einen weiteren Studiengang, der nur auf Englisch und Italienisch angeboten wird: Energy Engineering in Zusammenarbeit mit der Uni Trient. Das mit Innsbruck organisierte Umweltmanagement in Bergregionen ist hingegen dreisprachig.



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  • Der Wahnsinn vom Pässeblasen.

    Autor:a

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    36 Comentârs → on Der Wahnsinn vom Pässeblasen.

    no credit

    No Credit: Kampagne des Landes Südtirol.

    Nicht nur aufgrund der zahlreichen und gehäuften Unfälle unter Beteiligung von Motorradfahrern erstarkt nun endlich auch in Südtirol der gesellschaftliche Widerstand gegen die allgemeine Raserei und das Recht des Stärkeren, Lauteren und Schnelleren auf unseren Straßen. Insbesondere in den Dolomiten und auf der Mendelstraße — aber beileibe nicht nur dort — ist die Situation inzwischen unerträglich geworden. Bürger und Gemeindeverwalter fordern nun ein härteres Durchgreifen der Ordnungshüter, doch leider ist das in Italien gar nicht leicht. Wir hatten schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass aufgrund des von einer Berlusconi-Regierung (genauer gesagt: von Lega-Innenminister Roberto Maroni) erlassenen Reglements etwa Radarkontrollen nur noch dann stattfinden können, wenn sie durch ein Schild angekündigt werden. Außerdem muss in den meisten Fällen ein Polizeibeamter anwesend sein, was die Installation fixer Anlagen fast unmöglich macht. Die Bedingungen, um überhaupt präventiv-repressiv tätig zu werden, wurden ins Unermessliche (und Lächerliche) angehoben. Man braucht sich nur in einschlägigen Internetforen umzusehen, um mitzubekommen, wofür ausländische Motorradfahrer Italien — und im Speziellen Südtirol — halten: ein einziges Radarparadies. Eine kleine haarsträubende Kostprobe dessen, was eine schnelle Internetrecherche zutage gefördert hat*:

    Mobile Blitzer müssen 400 m vor dem Beginn der Messstrecke mit einem blauen Schild angekündigt werden (sind also nur bei Blinden wirksam).
    Die stationären Starenkästen sind derzeit (zumindest in Südtirol) ausser Betrieb weil sie gegen irgendein Bürgerrecht verstossen.
    Beide Bestimmungen stammen noch aus der Regierungszeit Berlusconis.

    oder

    Mein Wissensstand ist der, dass in Italien nur geblitz[t] werden darf, wenn innerhalb von 500 m hingewiesen wird und ein Carabinieri dabeisteht, man also erkennen kann “wer” für die Messung verantwortlich ist…

    In den Ortschaften fahre ich sowieso nur gering(st)fügig schneller als die erlaubte Geschwindigkeit. Außerhalb hab ich die Dinger wenn kein Auto danebensteht bisher immer ignoriert…

    Hatte bisher nie Probleme – mein “Stammwirt” in Südtirol hat mir fest versprochen, dass ich der ertse [sic] bin, der erfährt, wenn sich da was ändert.

    Ach ja ich trau mich nur mehr in Italien wirklich unbeschwert zu “fahren”…
    Pässeblasen [!] is goil

    oder

    Ach ja, noch was: Italien ist nicht Südtirol !!! […] In Südtirol habe ich noch keinen negativen Polizeikontakt gehabt.

    Gerade letzterer Kommentar zeigt, dass in den Augen notorischer Raser gerade in Südtirol (entgegen dem Klischee) weniger streng kontrolliert wird, als andernorts. Sicher nicht unschuldig daran sind zweifelhafte Medienkampagnen, Äußerungen von Politikern und nicht zuletzt die Verbraucherzentrale, die sich als »öffentliche« Institution einen Namen als Raserzentrale gemacht hat — indem sie undisziplinierte Verkehrsteilnehmer wider das öffentliche Interesse gegen Blitzer und Ordnungskräfte vertreten und verteidigt hat. Ob dies nun in direktem oder nur indirektem Zusammenhang mit dem traurigen Anstieg der Unfalltotenzahlen steht, sei (da schwer nachzuweisen) dahingestellt. Dass wir jedoch eine neue Ethik der Koexistenz im Verkehr benötigen, steht außer Frage: Wie überall, wo Regeln missachtet werden, zahlen zuerst die Schwächeren, zuletzt vielleicht sogar alle drauf.

    Der italienische Premierminister hat indes angekündigt, die ohnehin hohen Strafen bei Verkehrsunfällen noch einmal verschärfen und den Tatbestand des Verkehrsmordes einführen zu wollen. Ohne diese Maßnahmen (die allerdings erst greifen, sobald bereits ein Unfall verursacht wurde) verurteilen zu wollen, muss aber darauf hingewiesen werden, dass es in Italien nicht an Drohungen fehlt, sondern an der Ahndung von Vergehen und der Durchsetzung einfachster Regeln. Dass in Südtirol seit Maroni nicht einmal ein Blitzer aufgestellt werden darf, ohne dass der Regierungskommissär zustimmt, hat mit Realitätsnähe (und Autonomie) nichts zu tun.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01

    *) wobei davon auszugehen ist, dass sich die meisten Raser öffentliche Äußerungen verkneifen, um Spielverderbern wie uns keine Munition zu liefern



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  • Angst vor Bürgerinnen.
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    Autor:a

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    0 Comentârs → on Angst vor Bürgerinnen.
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    In Mals ist die Durchführung eines Referendums geplant, um das Ausbringen giftiger Pestizide auf dem Gemeindegebiet fortan zu untersagen. Da dieses Ansinnen auch auf harsche Kritik gestoßen ist, fragt sich der Malser Bürgermeister Ulrich Veith (SVP) im Salto-Interview:

    [W]arum hat man solche Angst davor, die Leute zu befragen? Das verstehe ich nicht; die Bürger haben sehr wohl eine eigene Meinung und sollen diese auch mitteilen.

    Angst davor, dass die Bürgerinnen ihre Meinung kundtun, haben auch viele ParteikollegInnen Veiths, wenn es zum Beispiel um das Thema Selbstbestimmung geht. Dabei hat etwa Amnesty International darauf hingewiesen, dass die Erhebung des Bevölkerungswillens — selbst wenn dessen Umsetzbarkeit rechtlich nicht geklärt ist — jederzeit möglich sein muss und vom Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt ist. Somit sind rechtliche Gutachten, wie sie im vorliegenden Fall angeblich gegen die Durchsetzbarkeit eines Pestizidverbots vorliegen, keine Gegenanzeige zu einem Referendum. Die Politik ist anschließend gefordert, das Ergebnis mit geltendem Recht in Einklang zu bringen.



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  • Recht der Kurden auf Autonomie einlösen.

    »Moderne Autonomiesysteme« von Thomas Benedikter auf Türkisch erschienen.

    Autonomie ist die große Hoffnung der Kurden. Darauf verweist Thomas Benedikter, u.a. Verwaltungsratspräsident von POLITiS, in seinem eben beim Verlag Nika Yayinevi in Ankara erschienenen Buch »Modern Özerklik Sistemleri« (Moderne Autonomiesysteme, auf Deutsch und Englisch im Internet). In dieser Publikation wird die Autonome Region Kurdistan im Irak als erstes gelungenes Beispiel einer funktionierenden Territorialautonomie im Nahen Osten dargestellt und Autonomie als brauchbare Lösung des Kurdenkonflikts in der Türkei empfohlen. Autonomie wird zwar von den demokratischen Kurdenparteien der Türkei angestrebt, aber von der Erdoğan-Regierung nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Zwei 2013 auf Türkisch in Diyarbakir (Türkisch-Kurdistan) erschienene Arbeiten von Benedikter (Avrupa’nin Özerk Bölgeleri und Etnik Uyusmazligin Özyönetimle Cözümü) haben dieser Debatte Auftrieb verliehen. Benedikter bedauert, dass die diesbezügliche Anklage gegen ihn und seinen kurdischen Verleger seitens der Staatsanwaltschaft von Diyarbakir wegen staatsfeindlicher Propaganda immer noch nicht zurückgezogen worden ist.

    In einem Kommentar für die kurdische Online-Zeitung Infowelat weist Benedikter darauf hin, dass die Türkei ihre Beziehung zu den Kurden in all ihren angestammten Gebieten grundlegend neu regeln müsse. 90 Jahre Misstrauen, politische Repression und militärische Bekämpfung seien genug. Heute sei die Türkei aufgerufen, ihre Beziehungen zu den Kurden im Ausland und zu den eigenen kurdischen Staatsbürgern zu normalisieren und ihre überholte kemalistische Verfassung von 1923 anzupassen, um die kurdische Volksgruppe offiziell anzuerkennen. Territorialautonomie funktioniere heute gut oder halbwegs gut in 10 Staaten Europas mit etwa 35-36 autonomen Regionen. Eine moderne Territorialautonomie mit internationalen Garantien könne auch in der Türkei eine für beide Seiten akzeptable und dauerhafte Lösung sein, um den Kurden zumindest »interne Selbstbestimmung« zuzugestehen.

    Schließlich weist Benedikter auf die schwierige Lage der autonomen Kurdenregion Rojava im Norden Syriens hin, die Anerkennung verdient und Schutz braucht. Das von 4 Millionen Kurden, Christen und anderen Minderheiten besiedelte Gebiet hat im Jänner 2014 einseitig eine vom Regime und der Opposition unabhängige Autonome Region ausgerufen und eine provisorische demokratische Regierung bestellt. Doch wird sie derzeit vor allem von Einheiten der Jihadisten militärisch unter Druck gesetzt. Tausende Flüchtlinge können kaum versorgt werden, weil die Türkei Hilfskonvois an den Grenzen blockiert. Auf Druck der Türkei haben die USA dafür gesorgt, dass die autonome Regionalverwaltung der PYD-Partei von den Friedensverhandlungen zu Syrien in Genf ausgeschlossen worden sind. Die politische Vertretung dieser Region müsse das Recht erhalten, am Verhandlungstisch in Genf vertreten zu sein, betont Benedikter.

    Weitere Informationen zu Rojava:
    http://www.gfbv.de/pressemit.php?id=3819&stayInsideTree=1
    http://civaka-azad.org/demokratische-autonomie-in-rojava/

    Verlag YAYINEVI: www.nikayayinevi.com



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  • WM: Ersatzkrieg wofür?

    Autor:a

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    32 Comentârs → on WM: Ersatzkrieg wofür?

    Nur noch wenige Tage, dann ist es wieder so weit: Wie jedes zweite Jahr bei Fußball-EM und -WM breitet sich quasi aus dem Nichts in Windeseile ein Tsunami anachronistischer und übersteigerter Nationalismen über uns aus. Zeitungen glorifizieren dann die Leistungen der jeweils »unseren« und verunglimpfen die der jeweils »anderen«. In Südtirol werden sich Politikerinnen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens deklarieren (müssen), als Italienerinnen oder Deutsche (pardon: Italien- oder Deutschlandfans) im nationalen Sinne, also über die Sprachgruppe hinaus. Viele, die das friedliche Zusammenleben predigen, Nationalismus, Patriotismus und Ethnizismus verachten, werden sich in Nationalfarben hüllen, sie auf ihren Körper malen, damit durch das Land fahren. Einige glauben gar, besser als »die anderen« zu sein, überlegen, oft nicht nur fußballerisch. Denn längst sind Fußball-Weltmeisterschaften ein Ersatzkrieg geworden, aber für Kriege die es sonst nicht gäbe, eine Art selbsterfüllende Prophezeihung. Dabei gibt man sich wohlwollend der Fiktion hin, eine Handvoll Überbezahlte, deren viele unsere (Grund-)Werte missachten, könnten eine »Nation« repräsentieren. Man nimmt in Kauf, dass ein Gastgeberland (wie Brasilien) Milliarden in neue Fußballstadien steckt, während die Bevölkerung hungert und sich keine Bildung leisten kann, oder dass der nächste Gastgeber (Katar) für den Bau seiner Infrastruktur ein mittelalterliches Ausbeutungssystem aufbaut.

    Die Stadt Bozen drückt dem dualistischen Nationalismus noch ihren amtlichen Stempel auf: Die Spiele der Nationalteams von Deutschland und Italien dürfen über die Sperrstunde hinaus in voller Länge öffentlich gezeigt werden, aufgrund der Zeitverschiebung bis tief in die Nacht hinein. Kulturschaffende und Veranstalterinnen beklagen, ihnen verweigere man solche Ausnahmen fast systematisch — Nationalismus… ähm… Sport und Völkerverständigung haben eben Vorrang.

    Die, die sich dem nationalistischen Wahn nicht hingeben wollen, müssen ebenfalls hoffen — dass es möglichst schnell und schmerzlos, ohne überflüssige Provokationen und ohne im Alltag große Spuren zu hinterlassen, vor allem eines: bald vorbei ist.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 || 01 02



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  • Italien und Korruption.

    Autor:a

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    23 Comentârs → on Italien und Korruption.
    Achtung Bashing — ein Rundumschlag

    Drei Großprojekte (Hochgeschwindigkeit, Expo 2015, Mose/Venedig) und ein einziger gemeinsamer Nenner: Korruption in einem nie gekannten Ausmaß, das über Tangentopoli weit hinaus geht. Damals, als Staatsanwälte wie Di Pietro ein bereits seit langem erahntes System auffliegen ließen, kam noch Hoffnung auf, es könnte sich etwas ändern. Stattdessen saßen nur wenige ein, die Politik änderte nur ihre Fassade — Parteien lösten sich auf, Namen änderten sich, aber an die Spitze kam für 20 Jahre Berlusconi, neues Gesicht der alten Machenschaften, der Verquickungen mit der Mafia, des Steuerbetrugs als Kavaliersdelikt. Das System wurde perfektioniert, weiterentwickelt aber sicher nicht geändert oder eingebremst. Auf ein neues Antikorruptionsgesetz musste man bis 2012 (!) warten, doch auch darin wurde auf Befindlichkeiten Berlusconis Rücksicht genommen. Erst vor wenigen Tagen wurde es von der EU als zu lasch gerügt.

    Und nun dies: Zum wiederholten Mal binnen kürzester Zeit wurden ranghohe Politiker, Entscheidungsträger, ja selbst Richter und Staatsanwälte ertappt. Doch das sind nur die eklatantesten Fälle, wenn man bedenkt, dass laut EU die Hälfte der Korruption in der Union auf Italien entfällt. Innehalten, wiederholen: Genausoviel wie in allen anderen EU-Staaten gemeinsam bestochen wird, einschließlich großer Staaten wie Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königsreich, Spanien — oder angebliche Horte der Korruption wie Griechenland, Rumänien, Bulgarien — entfällt noch einmal auf Italien. Denken wir zurück an den verhinderten G8-Gipfel in S. Maddalena, an den noch immer nicht abgeschlossenen Wiederaufbau in L’Aquila, an Monte dei Paschi. Aber auch das sind »nur« die großen Fälle.

    Dafür werden EU-Richtlinien wie jene zu den Ausschreibungen so komplex und bürokratisch umgesetzt, dass sie völlig alltagsuntauglich werden und — wie in Südtirol — die Vergaben vielfach ganz zum Erliegen bringen. Die, die in großem Stil schwindeln wollen, schaffen es trotzdem, die Kleinen werden schikaniert. Und die Reaktion auf TAV-Expo-Mose wird jetzt vermutlich sein, dass bürokratische Hürden noch einmal angehoben werden: Formalien sollen es mal wieder retten, wie gehabt, die Substanz bleibt dieselbe wie eh und je. Oder greift Matteo Renzi, der Macher, der Heiland, diesmal durch?

    Galan hat am Mose rund ein Milliönchen eingesteckt (ein Milliönchen im Jahr!), um die Interessen seiner Mitbürgerinnen hintanzustellen und ein Projekt durchzuwinken, dessen Umweltverträglichkeit höchst fraglich und dessen Nutzen nicht erwiesen ist. Dabei hatte er doch gleichzeitig gegen Südtirol gewettert, gegen unsere angeblichen Privilegien, die Ungleichbehandlung. Mit mehr Autonomie hätte er noch mehr Schaden anrichten können, aber wohl kaum das Wohl der Grenzgemeinden gemacht. Natürlich wäre es ein Trugschluss zu behaupten, in Rom wäre die Macht besser aufgehoben, doch es ist ein sonderbarer Zufall, dass gerade Galan seine Veneter im Grunde wurscht waren.

    Und Landesrat Tommasini, dessen Partei auch bei uns im Lande nicht viel mehr ist als eine große Postenverteilungsmaschine, wäre bald das Kunststück gelungen, uns in Zusammenspiel mit dem alten Landeshauptmann in ein gemeinsames Abenteuer mit genau denselben Personen zu schicken, die nun verhaftet wurden. Sein Partner im Großprojekt Kulturhauptstadt (weitere Millionen fürs System) war Parteikollege und Bürgermeister von Venedig, Orsoni. Ein Glück, dass es nicht dazu kam.

    Doch das größte Problem in Italien ist nicht etwa eine (nicht existente) höhere Prädisposition zu Korruption und Unehrlichkeit, sondern die Art, wie der Staat konstruiert ist. Wenn hunderttausende Gesetze hunderttausend Schlupflöcher bieten, wenn Bürokratie und Misstrauen vor Eigenverantwortung kommen, wenn Vergehen zwar aufgedeckt, aber nicht ernsthaft geahndet werden, ja wenn Verjährungsfristen (einmalig weit und breit) während des Prozesses weiterlaufen, entsteht das Gemisch, das jene Folgen zeitigt, die wir nun alle zur Genüge kennen. Berlusconi im Altersheim, Rainer im HdS und Laimer in der Bibliothek — und das mit lächerlichen »Arbeitszeiten« — dazu braucht man wirklich nicht mehr viel zu sagen.

    Siehe auch: 01 02



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  • Sport einsprachig.
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    Autor:a

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    22 Comentârs → on Sport einsprachig.
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    Fakt ist allerdings, dass Italienisch die offizielle Sprache auf dem Fußballfeld ist – auch in Südtirol. Dies wurde vom FIGC so festgelegt.

    aus einem heutigen Bericht von Tageszeitung Online

    So transportiert auch der Sport in Südtirol neben Werten wie Fairness, Kameradschaft und Teamgeist den Wert der Mehrsprachigkeit. Nicht. Wäre spannend zu sehen, was geschähe, wenn ein Südtiroler Verband auch nur für eine Sportart (die in etwa gleichermaßen von Menschen aller Sprachgruppen praktiziert wird) Deutsch zur alleinigen offiziellen Sprache erklärte. Nicht, dass ich mir dies wünsche (ganz im Gegenteil), aber dann wäre sehr schnell klar, wo der sprichwörtliche Hammer hängt.

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Erinnerungen…
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    Autor:a

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    0 Comentârs → on Erinnerungen…
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    Tatsache ist: Wenn wir Nein [zur schottischen Unabhängigkeit] sagen, verlassen wir uns darauf, dass diejenigen, die […] die Wahlen im Vereinigten Königreich gewinnen, sich daran erinnern, dass Schottland existiert.

    Patrick Harvie, Scottish Greens, Mitglied des schottischen Parlaments

    über die Vorschläge der Tories zum Ausbau der schottischen Selbstverwaltung. Kann man 1:1 auf Südtirol umlegen: Auch wir müssen stets darauf hoffen, dass sich die Regierungen in Rom an uns und an die Existenz unserer Autonomie erinnern.

    Siehe auch: 01 02



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