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  • Der Proporz (& die Grünen).

    Die Grünen rufen mittlerweile offen zum Boykott der Sprachgruppenerhebung im Zuge der Volkszählung auf. Begründet wird dies mit der Ablehnung des Proporzes und dem Fehlen von “Sprachkategorien” die der sprachlichen Vielfalt Südtirols gerecht werden.

    Die von den Grünen angesprochenen Themen sind eng mit der weiteren Entwicklung Südtirols verknüpft. Nicht zufällig beinhaltet das Manifest als zentrale Kernpunkte ein staatlich unabhängiges Südtirol, das den Proporz im heutigen Sinne nicht mehr notwendig hat und wo eine vielfach nach ethnischen Trennlinien organisierte Gesellschaft einer gemeinsamen, postethnischen und mehrsprachigen Südtiroler Identität Platz machen kann.

    Will man dieses Ziel behutsam und ohne Kollateralschaden erreichen, sind die Rahmenbedingungen entscheidend. Hier unterscheiden sich das Manifest und die Positionen der Grünen diametral. Letztere möchten den Proporz und die Sprachgruppenerhebung unter dem derzeitigen Status Quo (Verbleib bei Italien und mehr oder weniger die heutige Teilautonomie) streichen. Obwohl sich die Grünen als Autonomiepartei bezeichnen, sehen sie die Weiterentwicklung Südtirols in erster Linie in der Aufweichung heutiger Autonomienormen, ohne jemals einen nennenswerten aktiven Beitrag zur Erweiterung der Autonomie geleistet zu haben. Meist stehen die Grünen neuen Kompetenzen gar ablehnend gegenüber.

    Das Manifest geht davon aus, dass erst ein tatsächlich geschützter Rahmen, eben die staatliche Unabhängigkeit, die Voraussetzungen schafft, das Verhältnis zwischen den Sprachgruppen nachhaltig auf eine neue Ebene zu stellen und eine mehrsprachige Gesellschaft mit einer gemeinsamen Identität und einem gemeinsamen Verantwortungsbewusstsein für die Region, die sich alle in Südtirol lebenden Menschen teilen, zu entwickeln. Erst der Status der staatlichen Unabhängigkeit unterbindet den derzeitigen Teufelskreis der “nationalstaatlichen Eigendynamik”, gegen die die derzeitige Teilautonomie in wesentlichen Bereichen viel zu schwach ist, und ermöglicht es den beiden in Südtirol lebenden sprachlichen Minderheiten, der ladinischen und deutschen Volksgruppe, nicht mehr krampfhaft anders sein zu müssen, wie das “Staatsvolk, da ansonsten selbstverständlich sofort die Autonomie als Gesamtheit in Frage gestellt würde.

    Die völlige Blindheit der Grünen gegenüber dem Phänomen der nationalstaatlichen Eigendynamik ist ebenso charakteristisch wie eine sehr selektive Wahrnehmung von Gefühlslagen verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen. Während es für die Grünen ein Problem darstellt, wenn Eltern eines 14-jährigen Jugendlichen über dessen Sprachgruppenzugehörigkeit entscheiden müssen oder einige, perfekt zweisprachig sozialisierte Menschen, sich schwer tun, sich einer Sprachgruppe zuzuordnen, ist es für die Grünen kein Problem, wenn durch den heutigen status quo auch ganz andere Gefühlslagen verletzt werden. So sind die Grünen völlig unsensibel, dass beispielsweise eine Zwangsbeteiligung an den 150-Jahr Feiern zur Einheit Italiens für viele deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler/innen eine Verletzung dargestellt hätte. Ebenso ist es für die Grünen keine Verletzung der Identität, wenn deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler/innen bei jedem noch so lächerlichen Dokument, oder bei jeder noch so banalen Internetbestellung, um die Nationalität “Italien” nicht herumkommen, oder sich als Italiener deklarieren müssen. Bei jedem Hotel Check-In zählt letztendlich der italienische Reisepass und sind wir uns ehrlich – würden alle Südtiroler/innen dem Sprachzugehörigkeits-Boykott der Grünen folgen, würde es in wenigen Jahrzehnten aufgrund der nationalstaatlichen Logik für den nicht ganz ortskundigen Beobachter aufgrund mangelhafter Datenlage heißen, die Südtiroler/innen sprechen mehrheitlich Italienisch. Einige sprechen auch Deutsch und Ladinisch.

    Die Zielsetzungen mögen zwar identisch sein – trotzdem führen die beiden Lösungen zu einer völlig unterschiedlichen Risikosituation. Der von den Grünen verfolgte Weg nimmt immer wieder willentlich in Kauf, dass sich die nationalstaatliche Logik in Südtirol in verschiedenen Bereichen weiter verstärkt. Das Manifest hat erkannt, dass erst eine grundlegende Änderung der Rahmenbedingungen (Eigenstaatlichkeit versus Zugehörigkeit zu Italien) den gordischen Knoten, der nach ethnischen Trennlinien organisierten Gesellschaft, nachhaltig lösen kann.



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  • Cumpedada · Volkszählung · Censimento.

    #1 So sieht die Istat-Homepage derzeit (Sonntag, 9. Oktober) aus:

     

    #2 So sieht die »deutsche« Version der Homepage aus, wenn man dann kurz reinkommt. Man landet aber recht schnell wieder bei #1. Die Zweisprachigkeit lässt zu wünschen übrig:

    a) Istituto Nazionale di Statistica.
    b) Esci.
    c) Salva il questionario in PDF.

     

    d) Chiudi.

     

    e) Wo die Eingabe der Provinz erforderlich ist, wird »Bozen« nicht erkannt. Man muss »Bolzano« eintippen (und darauf muss man erst kommen, denn ein Klappmenü gibt es nicht).

     

    f) Die Beschreibung des erworbenen »Studientitels« (sic) muss in italienischer Sprache erfolgen.

     

    g) Und so sieht die dazugehörige Liste aus. Wohlgemerkt die deutsche Fassung der Homepage.

     

    h) Korrekte Schreibweise: Giuseppe-Verdi-Platz.

     

    i) Ob man den Sehfehler mit oder ohne Sehhilfe beschreiben soll, bleibt unklar.
    j) Unklare Formulierung (kein Deutsch).
    k) Falsche Formulierung.
    l) Schreibfehler (redundant).

    Bei diesem sprachlichen Mischmasch können sich die »Gemischtsprachigen« nicht beschweren, dass sie nicht berücksichtigt wurden.

    #3 Alberto Faustini, Chefredakteur des A. Adige, schreibt in seinem heutigen Leitartikel, die Volkszählung sei überflüssig, weil sie anonym ist. Was die Aussagekraft einer Statistik mit der Anonymität zu tun hat, bleibt unklar — mal davon abgesehen, dass nur die Sprachgruppenzugehörigkeit anonym erklärt wird, und sich Faustini eindeutig nicht darauf bezieht.

    #4 Die Grünen rufen einerseits dazu auf, die Sprachgruppenerklärung zu verweigern und somit den Proporz zu sabotieren. Andererseits hofft Riccardo Dello Sbarba, die Zugewanderten könnten die italienische Sprachgruppe stärken.

    Cëla enghe: 01



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  • Geschichtsbuch.
    Quotation

    Die geschichtswissenschaftliche und künstlerische Aufarbeitung [des Freiheitskampfes] setzte noch im Vormärz ein. Nach 1848 begann eine politische Instrumentalisierung von »Anno Neun«, die auch im 20. Jh. anhielt.

    In der Volksschule, deren Besuch für [Andreas Hofer] um 1774, dem Jahr der Einführung der allgemeinen Schulpflicht, begann, erwarb er nur die nötigsten Kenntnisse; zumal das Schreiben war Zeit seines Lebens nicht seine Stärke.

    Durch den Kontakt mit [den Gästen des Sandwirts] und durch die eigenen Reisen in den nördlichen Landesteil und ins heutige Trentino, die er als Vieh- und Weinhändler unternahm, war Hofer über das politische Geschehen gut informiert. Dies bedeutete freilich nicht, dass er auch einen weiten geistigen Horizont gehabt hätte.

    Aus dem Geschichtsbuch für alle drei Sprachgruppen:
    Erika Kustatscher, Stefan Lechner, Carlo Romeo, Alessandra Spada
    Übergänge und Perspektiven. Grundzüge der Landesgeschichte.
    Athesia-Verlag, Bozen, 2011.

    Cëla enghe: 01



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  • Moody’s stuft Südtirol herab.

    Die Ratingagentur Moody’s hat jetzt auch Südtirols Kreditwürdigkeit deutlich (um drei Stufen) herabgesetzt. Die Aberkennung der Bestnote (Aaa) und Neueinstufung mit der Note Aa3 begründet das Institut damit, dass Italien herabgestuft wurde, und Südtirol — wie andere italienische Regionen und Banken auch — aufgrund seiner Mitgliedschaft im italienischen Staatsverband mit abgestuft werden müsse. Dies ist selbstverständlich, weil eine eventuelle Zahlungsunfähigkeit Italiens auch Südtirol mit in den Abgrund ziehen würde. Trotzdem bleibt Südtirols Bewertung vorerst besser, als die des Staates (A2).

    Das Landespresseamt nimmt bislang nicht zur Neueinstufung Stellung.

    Die neue Bewertung hat konkrete Folgen für das Land und seine Bürger, unter anderem wird die öffentliche Kreditbeschaffung teurer. Damit werden all jene Lügen gestraft, die stets behauptet hatten, das Mailänder Abkommen und das Autonomiestatut koppelten uns ausreichend von der Situation der italienischen Staatsfinanzen ab, da die Steuereinnahmen großteils im Lande blieben.

    Genausowenig stimmt freilich, dass diesbezüglich, aufgrund der internationalen Wirtschaftsverflechtungen, kein Unterschied mehr zwischen einer autonomen Provinz und einem unabhängigen Land besteht. Ein souveränes Südtirol wäre nicht mit abgestuft worden.



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  • Roma, il senso del ridicolo.

    Caro Roberto,

    desidero attirare la tua attenzione su un grave episodio segnalato ai nostri rispettivi uffici il 6 settembre scorso.

    Mi riferisco in particolare alla pubblicazione da parte della Südtiroler Freiheit, il partito della Consigliera provinciale Eva Klotz, di un diario per l’anno scolastico appena iniziato cui è tra l’altro allegata una cartina geografica dell’Alto Adige e Tirolo austriaco, nel quale non è riportato il confine italo-austriaco e i nomi geografici sono indicati solo in lingua tedesca. Al diario sono inoltre allegati adesivi con i corrispettivi, in dialetto sudtirolese, delle espressioni “esiste un solo Tirolo” e “un Tirolo”.

    Ci viene inoltre segnalato che nello stesso diario, il quale risulta stampato e posto in vendita in una tiratura di 2.000 copie, vengono citati, tra i vari personaggi sudtirolesi, anche ex terroristi.

    Si tratta a mio avviso di segnalazioni che fanno emergere profili di estrema gravità, che mi riprometto di segnalare anche al Signor Presidente della Repubblica. Ti sarò grato se vorrai effettuare una valutazione al riguardo, anche ai fini di possibili misure da adottare.

    Con i miei più cordiali saluti.

    Franco Frattini

     

    Lettera del ministro degli esteri, Franco Frattini, al suo collega degli interni, Roberto Maroni, (appartenente a un partito secessionista):

    • È scandaloso che un ministro trovi censurabile la pubblicazione di una cartina di una regione europea senza i confini statali, quando da anni un giorno sì e l’altro pure viene ripetuto che i confini, di fatto, non esistono più.
    • Per quanto riguarda l’uso esclusivo della toponomastica tedesca, oltretutto in una pubblicazione «privata», sarebbe utile ricordare al ministro che il famoso ventennio in cui questo poteva costituire reato è da tempo passato — e che tra l’altro l’istituto cartografico militare (ente pubblico incaricato di curare la cartografia a livello statale) ignora in gran parte la toponomastica tedesca e ladina. Forse sarebbe una questione in cui gli sforzi del ministro sarebbero riposti meglio.
    • Che il motto «Tirol isch lai oans» possa fregiarsi di una qualche attenzione a livello ministeriale è fantascientifico, visto che con il secessionismo non c’entra nulla ed oltretutto è il verso di una conosciutissima canzone.

    Sembra che a Roma, ci fosse mai stato, si sia definitivamente perso il senso del ridicolo.



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  • Cohn-Bendit über Südtirol.
    Quotation

    Nun hat der Südtiroler die Charaktereigenschaft, gerade in Krisenzeiten zunächst auf sich selbst zu schauen — und das große Ganze jenseits der Berge zu vergessen. Das ist jetzt angesichts der schwierigen Wirtschaftslage in Italien wieder zu beobachten, wenn allzu leicht “Weg von Italien”-Parolen laut werden. Ist diese Regionalisierungs-Tendenz ein Anzeichen dafür, dass der europäische Gedanke scheitert?

    Cohn-Behndit: Von einem Scheitern würde ich nicht sprechen. Wir sind aber an einer Zeitenwende angelangt, die tiefgreifende Veränderungen in Strukturen und Lebensvorstellungen mit sich bringt — und die erst mit unterschiedlichen nationalen Kulturen in Einklang gebracht werden müssen. Mann, die Südtiroler sollen sich nicht so anstellen! Mit dem nackten Finger auf die anderen zu zeigen, bringt nichts. Dieses regionale Denken ist doch nur möglich weil es Europa gibt, weil es den Euro gibt, weil es offene Grenzen gibt. Südtirol braucht Europa, ohne den europäischen Markt und den Profit daraus gäbe es diesen heutigen Wohlstand nicht.

    Daniel Cohn-Bendit, MdEP der Grünen, im heutigen Zett-Interview.

    Diese Passage enthält Stoff für eine Diplomarbeit. Ich möchte an dieser Stelle vorerst nur so viel feststellen: Die Fragestellung ist eine Zumutung, weil sie sehr pauschalisierend ist, eine politische Aburteilung beinhaltet und vor allem unterstellt, dass die Regionalisierung im Widerspruch zur europäischen Einigung steht. Ist die Regionalisierung nicht antieuropäisch und somit einigelnd, kann sie jedoch im Gegenteil zur Überwindung der Nationalstaaten beitragen, deren Einzelinteressen bisher eine politische Union verhindert — oder zumindest stark gebremst — haben. Das bringt Cohn-Bendit im zweiten Teil seiner Antwort perfekt zum Ausdruck, wäre da nicht die für einen Grünen merkwürdige (aber durch die Fragestellung suggerierte) Anspielung auf die »nationalen Kulturen«. Den Halbsatz über den Profit will ich — angesichts der Krise — mal wohlwollend überlesen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Einkaufstour in Rom?

    Landesrat Thomas Widmann hat vorgeschlagen, Südtirol solle sich den Ausbau der Autonomie (→Teilautonomie) beim Zentralstaat einfach erkaufen — ein Vorschlag, der grundsätzlich zu begrüßen ist, weil er mit der Übernahme neuer, gewichtiger Zuständigkeiten in die richtige Richtung geht, und weil er den Südtiroler Beitrag zum italienischen Schuldenabbau zumindest mit einem konkreten Ziel verbindet. Die Sanierung der italienischen Staatsfinanzen ist möglicherweise illusorisch, und einen materiellen Gegenwert kann Italien im Augenblick auch nicht bieten — eine ideale Situation, um immaterielle Forderungen (Zuständigkeiten, Eigenregierung, Freiheit…) zu stellen.

    Trotzdem ist der »Abkauf« als solcher sehr kritisch zu bewerten, weil er auf falschen Prämissen beruht: Laut Widmann müsste man den »Wert« der Zuständigkeiten beziffern und Rom dann den entsprechenden Betrag zukommen lassen. Die Zuständigkeiten aber haben für den Zentralstaat keinen monetären Wert, vielmehr sind sie in der Regel mit Kosten verbunden — deshalb war diesbezüglich die Logik des Mailänder Abkommens besser, wenngleich sie nie richtig zur Anwendung gekommen ist: Zu ermitteln ist, was Rom sich durch die »kostenlose« Übernahme von Zuständigkeiten durch Südtirol erspart. Andernfalls werden wir doppelt zur Kasse gebeten, indem wir einerseits die Übernahme bezahlen und dem Staat dann auch noch die mit der übernommenen Zuständigkeit verbundenen Kosten abnehmen.

    Vielmehr als ein Kauf wäre ein seriöser und detaillierter Ausstiegsplan mit Kosten und Nutzen ins Auge zu fassen, der Rom die künftige Ersparnis durch Südtiroler Steuerhoheit und Eigenfinanzierung sämtlicher Zuständigkeiten schmackhaft macht. Zu ermitteln wäre der reale Südtiroler Anteil am italienischen Schuldensumpf unter Berücksichtigung der jahrzehntelangen, unentschädigten Ausbeutung der Südtiroler Wasserkraft sowie der Einverleibung öffentlichen Guts durch den italienischen Staat. Bahnhöfe und -linien etwa sind nach dem ersten Weltkrieg kostenlos an die italienischen Staatsbahnen gefallen, genauso zahlreiche Militärareale ans italienische Heer.

    Um den Staat zu einem Deal zu bewegen, könnte es freilich erforderlich sein, besonders günstige Konditionen und obendrauf noch einen Batzen Geld anzubieten. Dies hat aber auf Grundlage all dieser Berechnungen zu erfolgen, mit dem Ziel, am Ende möglichst schuldenfrei und unabhängig dazustehen. Zudem muss dafür Sorge getragen werden, dass keine undurchsichtigen Pakteleien, sondern transparente Verhandlungen mit rechtlich verbindlichen Ergebnissen geführt werden. Andernfalls landen wir wieder im selben rechtsunsicheren Sumpf, wie mit dem Bondi-Brief und dem Mailänder Abkommen.

    All das ist freilich schwieriger und anstrengender, als einfach nur mit dem Geldbeutel zu wedeln — es verspräche jedoch, viel günstiger und gleichzeitig erfolgreicher zu enden.

    Cëla enghe: 01



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  • Demokratie oder Privatverein?

    Was der AVS mit privaten Geldern nicht durfte, mit unseren Steuergeldern durchgefütterte Tourismusvereine tun es einfach (und zwar mit größerer Außenwirkung und ohne das Einschreiten von Ministerinnen und Präfekten). Im Laufe der letzten Jahre hat sich eine haarsträubende Entwicklung sogar noch intensiviert, die man als neutolomeisch bezeichnen könnte: Ganze Tourismusregionen haben in Südtirol beschlossen, historische und von der Bevölkerung mehrheitlich gebrauchte Ortsbezeichnungen einfach per Handstreich auszulöschen. Das widerspricht nicht nur der weltweiten Tendenz, sondern hat auch nichts mit der vielbeschworenen Authentizität zu tun, von der Marketingfachleute gerne schwafeln. Ob südländisch klingende Ortsbezeichnungen für eine Bergregion überhaupt einen Mehrwert bringen, sei mal dahingestellt — Kulturgut darf ohnehin nicht für die kurzfristige Bereicherung einiger weniger zur Disposition stehen.

    Das Vorgehen der Touristikerinnen wirft vielmehr ein grundsätzliches politisches Problem auf, das von den Regierenden bisher einfach ignoriert wurde: Der Fremdenverkehr hat hierzulande eine so starke Präsenz, dass er den Alltag der Bürgerinnen massiv beeinflusst. Wenn also private Tourismusvereine das Geld der Bürgerinnen einsetzen, um ohne demokratische Legitimierung einen schwerwiegenden Eingriff in ein derart wichtiges, öffentliches Kulturgut (wie die Bezeichnung von Ortschaften und ganzen Regionen) vorzunehmen, kann durchaus von schwerem Missbrauch gesprochen werden. Über kurz oder lang wird sich die Bevölkerung der von »Marketingfritzen« verordneten Realitätsmanipulation nicht entziehen können. Dass dies gerade für Minderheiten eine höchst sensible Angelegenheit ist, muss hier nicht ausgeführt werden.

    Was für die Beschilderung von Wanderwegen gesagt wurde, muss also genauso für die Benennung ganzer Destinationen gelten: Das ist eine hoheitliche Aufgabe der Politik, die sich ihrer Verantwortung nicht weiter entziehen darf!

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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