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  • Abgasschwindel.

    Autor:a

    ai

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    11 Comentârs → on Abgasschwindel.

    Eine bereits in einem früheren Artikel ausgesprochene Vermutung hat sich nun zumindest in den USA bestätigt. Der Volkswagen-Konzern hat eine hochentwickelte Software in den Dieselfahrzeugen implementiert, damit bei Prüfläufen die Abgasnormen eingehalten werden. Die Software erkennt sozusagen, wann das Fahrzeug an einem Prüfstand steht und steuert dann das Motorverhalten so, dass es zu keinen Überschreitungen kommt. In der Realität wurden aber zum Teil die vierzigfachen Schadstoffwerte gemessen. Dem Konzern droht nun neben dem Imageverlust (heute Morgen an der Börse minus 13%) auch eine Rekordstrafe von 18 Milliarden Dollar.

    Auch in Europa wurden bei Messungen unter Realbedingungen Schadstoffüberschreitungen von einem Vielfachen der erlaubten Menge gemessen, nicht nur beim VW-Konzern, sondern bei nahezu allen Herstellern. Es drängt sich geradezu der Verdacht auf, dass auch in Europa herstellerübergreifend getrickst wird und damit bewusst die Gesundheit der Bürger aufs Spiel gesetzt wird. Gleichzeitig werden immer noch beispielsweise an der Brennerautobahn zu hohe Stickoxidemissionen gemessen, allerdings unternimmt die Politik keine ernsthaften Schritte, dies zu unterbinden. Laut den Messungen steigen die Emissionen gerade bei hohen Geschwindigkeiten überproportional an, ein Grund mehr, eine wirksame Tempokontrolle zum Schutz der Gesundheit der Bürger einzurichten. Das Argument, man hätte keine Genehmigung aus Rom, kann ich nicht nachvollziehen, erst kürzlich bin ich von Apulien mit dem PKW entlang der adriatischen Autobahn nach Südtirol gefahren, nahezu die gesamte Autobahn Bari-Bologna ist mit einem Tutor-System ausgestattet, wieso sollte es dann entlang der Brennerautobahn nicht möglich sein? Wo ein Wille, auch ein Weg.

    Besonders brisant ist die Tatsache, dass die Fahrzeuge technisch in der Lage sind, die Schadstoffwerte einzuhalten, allerdings aus Gründen wie Ansprechverhalten, Ad-Blue-Verbrauch und Beschleunigung bewusst nur bei Testläufen die Emissionen eingehalten werden.



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  • Drohung mit EU-Ausschluss: ins Leere.

    Selbst im Umgang mit der völlig legalen Abstimmung in Schottland zeichnete sich Brüssel bestenfalls durch widersprüchliche, ignorante und desinteressierte Aussagen aus — wenn nicht durch mehr oder weniger unterschwellige Drohungen. Für das demokratische Friedensprojekt EU ein äußerst fragwürdiges und widersinniges Verhalten.

    Nun zeigt diese Strategie auch gegenüber Katalonien Wirkung — allerdings wohl nicht so, wie man es in Brüssel und Madrid gewünscht hätte. Statt sich nämlich einschüchtern zu lassen, gaben nun in einer Repräsentativumfrage von Tecnicas Demoscopicas im Auftrag des Fernsehsenders 8TV 58,2% der Befragten an, dass sie ein Ausscheiden ihres Landes aus der EU akzeptieren würden. Das sind ausdrücklich und deutlich mehr, als überhaupt die Unabhängigkeit von Spanien wünschen — ein Zeichen dafür, dass selbst Unabhängigkeitsgegner bereit wären, die Folgen einer demokratischen Niederlage fair zu akzeptieren und die gängige Angstkampagne ablehnen. Nur 30,5% wären nicht bereit, ein Ausscheiden Kataloniens aus der EU in Kauf zu nehmen, während 11,3% unschlüssig sind.

    Das Ergebnis ist umso erstaunlicher, als nur eine Partei in Katalonien überhaupt einen — wenigstens zeitweisen — EU-Ausstieg des Landes fordert: die linke CUP, die aufgrund von TTIP und Austeritätspolitik vor einem eventuellen Wiedereintritt Bedingungen an Brüssel stellen möchte.

    Dass nun eine Mehrheit der Katalaninnen und Katalanen überhaupt vor die (zumindest theoretische) Wahl gestellt werden, sich zwischen Unabhängigkeit und EU-Mitgliedschaft zu entscheiden, ist ein Armutszeugnis für diese EU. Allerdings ist es ermutigend, dass sie diese Drohung nicht mehr akzeptieren — sie läuft offenbar ins Leere.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Klare Ansage aus Schweden.

    Nachdem sie bereits von den Parlamenten mehrerer Länder (darunter Irland, Belgien, USA und Uruguay) eingeladen wurden, um den katalanischen Selbstbestimmungsprozess zu erläutern, weilten der katalanische Sekretär für äußere Angelegenheiten, Roger Albinyana, und der Generalsekretär der katalanischen Diplomatie, Albert Royo, gestern in Stockholm. Dort standen sie den Mitgliedern des Komitees für Europäische Angelegenheiten des schwedischen Parlaments (Riksdag) Rede und Antwort. Diesmal war auch ein Mitglied der zentralspanischen Diplomatie dabei, um die Sicht von Madrid darzulegen.

    Im Anschluss machte der Präsident des Komitees für Europäische Angelegenheiten, der Grüne Carl Schlyter, gegenüber der katalanischen Presseagentur ACN sehr deutliche Aussagen, die ich hier wiedergeben möchte:

    Wie auch immer Sie es nennen [Volksabstimmung oder Wahl, Anm.]: Wenn Sie eine klare Mehrheit an Parteien wählen, die eine veränderte Zukunft für Katalonien wünschen — wie können Sie dann diesen Prozess aufhalten? Wie auch immer Sie es nennen, es ist dann dies die Realität, denn sie sind gewählt, sie sind dort und sie wollen diese Veränderung. Wenn Sie es nicht als Volksabstimmung anerkennen wollen, ist es trotzdem eine politische Realität. Sie werden eine Mehrheit haben, die ein klares Mandat von den Menschen bekommen hat, etwas zu verändern.

    Sie können in der Ecke stehen und »nein, ich mag das nicht!« sagen, solange Sie wollen… das ist unerheblich, denn die Realität wird trotzdem diese sein.

    Ich finde, Demokratie sollte fair sein. Und wenn Sie im Moment nicht die Chance haben, die Demokratie fair zu machen und die Abstimmung verhindert wird, dann müssen Sie einen Trick [die plebiszitären Wahlen, Anm.] anwenden, um wenigstens etwas tun zu können. Aber dann wird das Ergebnis wahrscheinlich von denen in Frage gestellt, denen es nicht gefällt.

    Es wäre viel besser, wenn Sie eine »echte« Abstimmung haben könnten. Selbst wenn Sie das Verhältnis zu Spanien gar nicht verändern möchten, könnten Sie wenigstens Ihre Meinung fair kundtun. Und das wäre die Basis dafür, dass alle die Entscheidung respektieren.

    Natürlich werden andere Regierungen sich nicht einmischen, was die KatalanInnen wählen, aber wenn Sie eine neue, eine andere Zukunft wählen, dann müssen wir selbstverständlich darauf reagieren. Ich würde sagen, wenn ein neuer Staat oder eine neue Region — oder wie auch immer man es nennen soll — um Mitgliedschaft [in der EU] ansucht… warum sollten wir jemanden ablehnen?

    Das sollte nicht als Wahlkampfargument missbraucht werden: »Ooh, wenn wir nicht in einer Union mit Spanien sind, dann können wir vielleicht nicht in der EU bleiben!« Absolut nicht! Teil der Europäischen Union zu sein hat mit demokratischen Kriterien zu tun, mit Menschenrechten und mit einigen wirtschaftlichen Kriterien, und Katalonien wird ganz sicher alle Kriterien erfüllen, deshalb sollte das nicht als Argument benutzt werden. Sie können die EU nicht als Ausrede in dieser Kampagne missbrauchen.

    Übersetzung:

    Das Komitee für Europäische Angelegenheiten des schwedischen Parlaments ist gegenüber dem schwedischen Außenminister in EU-Fragen weisungsbefugt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Erleuchtung auf dem Weg nach Lana.

    Taiye Selasi ist in London geboren und in Boston aufgewachsen. Ihr ghanaischer Vater lebte in Saudi Arabien, ihre nigerianische Mutter in Ghana, und beide waren Staatsbürger von Ländern, die noch gar nicht existierten, als sie geboren wurden. Kaum verwunderlich also, dass die Schriftstellerin und Fotografin wenig von unveränderlichen Staatsgebilden und Zugehörigkeiten aufgrund unveränderlicher/angeborener Merkmale hält. Als sie kürzlich an einem Wochenende von Pantelleria nach Lana reiste, bewog sie dies offenbar, über Identität und Nationalität zu sinnieren — und ihre Überlegungen für die New York Times »zu Papier« zu bringen.

    Weder die Bewohnerinnen von Pantelleria, noch jene von Lana fühlen sich laut Selasi als Italienerinnen.

    Irgendwie hatte ich, obschon ich seit 2011 immer wieder in Rom gelebt hatte, nie bezweifelt, dass Dörfer in der Nähe zu Tunesien und zu Österreich zu einem Italien gehörten. Nun fragte ich mich: Wenn weder meine sizilianischen noch meine Südtiroler GastgeberInnen von ihrer Italianität überzeugt waren, wer war dann ItalienerIn? Was ist Italien?

    – Taiye Selasi

    Dass der Nationalstaat eine jüngere Erfindung war, entdeckte Selasi ihren Ausführungen zufolge während ihres Studiums der Internationalen Beziehungen in Oxford. Zeitungen und Bücher, schreibt sie, bezögen sich auf diese Gebilde als handle es sich um natürlich vorkommende, einzigartige, nahezu antropomorphe ‘Dinge’.

    Ich war nicht überzeugt. Persönlich glaubte ich nicht an die Nation. Während meines Lebens waren sie verschwunden (Tschechoslowakei), entstanden (Timor-Leste) oder gescheitert (Somalia). […] Dass wir alle irgendwie unser eigenstes Grundgefühl von einer Nation ableiten sollten — von diesem erweiterbaren, zerbrechlichen, erfundenen ‘Ding’ — schien mir absurd.

    – Taiye Selasi

    Eine Nation, habe sie später gelernt, sei ein kulturelles und ethnisches Gebilde, ein Staat ein politisches und geopolitisches. Sie schreibt, die Idee des modernen Nationalstaats — ein souveräner Staat, der eine Kulturnation regiert — sei nichts anderes als eine 350 Jahre alte Idee, der man ihr Alter ansehe. Eine Nation sei nichts Ewiges, eine Nationalität nichts Biologisches, im Gegenteil: In fast allen »Nationalstaaten« habe man die »Nation« erst erfinden müssen. Und um diese Fiktion zu verwirklichen, musste die Kultur der einen über die der anderen gestellt werden.

    Heute diene die Nationalität nicht einer positiven Eigendefinition, sondern nur der Abgrenzung. Wenn die Alternative »ItalienerIn« sei, definiere man sich als »Pantesco«, wenn die Alternative »Nigerianerin« sei, definiere man sich zur Abgrenzung als »Italienerin«. Zuwanderer hätten es oft schwer, als Italienerinnen akzeptiert zu werden, obschon (oder vielleicht gerade weil?) gar niemand genau sagen könne, was italienisch ist.

    Die Konstruiertheit der Nationalitäten zu akzeptieren, wozu uns die Geschichte zwingt — zu akzeptieren, dass die Italianität eines sizilianischen Seemanns, eines Landwirts aus Lana und eines Migranten aus Somalia genauso imaginär sind — heißt zu akzeptieren, dass jeder eine Bürgerin sein kann. Das sind Fragen von Macht, Wahrnehmung und Politik, nicht der Möglichkeit. Denn die Möglichkeit war immer schon da. Wie jede moderne Nation kann Italien, und jede moderne Nation kann, wie Italien, nachdem sie imaginär ist, jetzt neu erdacht werden.

    – Taiye Selasi

    Kaum eine Aussage könnte das Nationenprinzip nüchterner auf den Punkt bringen. Und somit seine hehren Ansprüche zerstören.


    Der Originalbeitrag von Taiye Selasi (Dezember 2014) kann hier nachgelesen werden.

    Übersetzungen von mir

    Cëla enghe: 01 02



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  • Sitze oder Stimmen?
    Quotation

    Wenn am 27. September, wie die Umfragen vorhersagen, Ihre Liste die Mehrheit der Sitze, aber nicht die Mehrheit der Wählerstimmen erhält: Was werden Sie tun?

    Wenn unsere Liste gewinnt und die Gesamtheit der Listen, die das »Ja« zur Unabhängigkeit Kataloniens vertreten, eine absolute Sitzmehrheit im katalanischen Parlament erringen, […] werden wir den Prozess beginnen, um aus Katalonien einen Staat zu machen — mit dem Willen, von Anfang an mit dem spanischen Staat in Verhandlungen zu treten und auch mit der Europäischen Union. […] Das ideale Szenario wäre es, sowohl die Sitz- als auch die Stimmenmehrheit zu haben, aber um Stimmen zu zählen, müsste man ein reines Referendum machen. […] Wenn ich ein Referendum abhalten kann, tue ich es, und ich will Stimmen zählen. Aber beim legalen Instrument, über das wir verfügen, sagen die Regeln, dass wir Abgeordnete zählen müssen. […] Das was am ehesten einem Referendum ähnelt, im Einklang mit den Möglichkeiten die wir haben, ist das, was wir am 27. September machen werden. Doch wir haben von Anfang an zugegeben, dass es kein reines Referendum sein wird. […] Ich tausche sofort — jetzt in diesem Moment — die [plebiszitären] Wahlen gegen ein Referendum ein. Wenn ich Ihnen sage, dass ich sofort tauschen würde, können Sie mir nicht vorwerfen, dass ich Sitze zählen will. Ich will Stimmen zählen. […] Weil ich versucht habe, Urnen aufzustellen, und weil ich sie [am 9. November 2014, Anm.] aufgestellt habe, bin ich zusammen mit weiteren Mitgliedern der damaligen katalanischen Regierung von der Generalstaatsanwaltschaft wegen vier möglicher Delikte verklagt worden, wovon eines eine Gefängnisstrafe und drei weitere einen Ausschluss von öffentlichen Ämtern vorsehen. Dies, weil wir versucht haben, ein Referendum durchzuführen. Sagen Sie mir also bitte nicht, dass wir es nicht versucht haben.

    Artur Mas, katalanischer Präsident, im Interview mit dem spanischen Fernsehsender »La Sexta«.

    Übersetzung:



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