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  • Unabhängigkeitsresolution angenommen.

    Im katalanischen Parlament wurde am heutigen Vormittag die gemeinsame Resolution von Junts pel Sí­ (JxS) und CUP (mit 72 Ja, 63 Nein und 0 Enthaltungen) genehmigt, mit der die konkrete Umsetzung der Unabhängigkeitsbestrebungen angestoßen werden soll. Anders als die während der vergangenen Legislaturperioden verabschiedeten Resolutionen handelt es sich diesmal nicht um eine reine Absichtserklärung — der kommenden Regierung wird nämlich konkret aufgetragen, mit dem Staat auf Konfrontationskurs zu gehen, nur noch die katalanische Legalität anzuerkennen und speziell die Urteile des Verfassungsgerichts zu missachten.

    Während der letzten Tage war in Südtirol die Nachricht verbreitet worden, dass das spanische Verfassungsgericht die Abstimmung über die Unabhängigkeitsresolution für legal erklärt habe und dies einen Kurswechsel in Hinblick auf die Loslösung Kataloniens erahnen lasse. Die Höchstrichterinnen hatten aber bislang gar nicht den Inhalt der Resolution bewertet, sondern lediglich eine gemeinsame Eingabe von Ciutadans und PP, mit der sie die Einberufung des neugewählten katalanischen Parlaments aufgrund eines »Formfehlers« verzögern wollten.

    Da sie mit ihrer Forderung abgeblitzt sind, konnte heute zwar über die Resolution abgestimmt werden; mit deren Inhalt werden sich die Richter aber frühestens in einigen Tagen zu befassen haben, wenn sie — wie allseits erwartet wird — von der spanischen Regierung angefochten wird.

    Dann wird sich allerdings auch zeigen, inwieweit die Forderung umgesetzt werden kann, eine allfällige Aufhebung und oder Illegalisierung der Resolution zu ignorieren. Man wird sich von der (spanischen) Legalität entfernen und die Effektivität erproben.

    Erst kürzlich hatte die Madrider Regierung um Mariano Rajoy eine Verfassungsänderung durchgeboxt, mit der gewährleistet wird, dass Verfassungsgerichtsbeschlüsse, zum Beispiel die Amtsenthebung eines Regionalpräsidenten, unmittelbar exekutiert werden können.

    Schwierigkeiten gibt es derzeit in Katalonien in Bezug auf die Regierungsbildung. Zwar hat die CUP angekündigt, eine Regierung von JxS aktiv unterstützen zu wollen, deren Kandidaten für den Regierungsvorsitz, den bisherigen Präsidenten Artur Mas, will man nun aber doch nicht mittragen. Da CDC und ERC (beide Bestandteil von JxS) jedoch auf Mas bestehen, wird sich erst zeigen müssen, ob mit der CUP eine Einigung gefunden werden kann.

    Die heute verabschiedete Resolution, die den Startpunkt zur Konkretisierung des Unabhängigkeitsprozesses setzen soll, wurde im letzten Moment um eine Liste jener Gesetze und Maßnahmen ergänzt, die man ausdrücklich sofort gegen den Willen Madrids umsetzen will. Dazu gehören unter anderem:

    • die Abfederung der »energetischen Armut« durch Maßnahmen zugunsten derer, die sich keinen Stromanschluss mehr leisten können;
    • Erleichterungen bei der Wohnungsvergabe für Personen, die aufgrund der Bankenkrise ihr Heim verloren haben;
    • allgemeiner Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem für alle in Katalonien lebenden Menschen, ungeachtet ihres rechtlichen Status;
    • Aussetzung der zentralstaatlichen Schulreform;
    • Aussetzung der zentralstaatlichen, restriktiven Reform des Gesetzes über die Schwangerschaftsabbrüche;
    • Aufnahme von deutlich mehr Flüchtlingen, als Spanien gestatten würde, in direkter Abstimmung mit dem UNHCR.

    Manche der hier aufgezählten Maßnahmen waren bereits vom katalanischen Parlament genehmigt, aber von der Zentralregierung vor dem Verfassungsgericht angefochten worden.



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  • Verteidigung, Verteidigung.

    Und halt schon wieder in der Defensive: Im Abstand von nur zwei Tagen musste sich das Land gleich zweimal mit abermaligen römischen Zentralisierungsbestrebungen befassen, die einmal mehr die autonomen Zuständigkeiten berühren und die Zweisprachigkeit weiter zu verschlechtern drohen.

    In Ihrer Sitzung vom Dienstag dieser Woche (03.11.) musste sich die Landesregierung mit der Zweisprachigkeit von Notaren befassen, da ein neues Staatsgesetz die Ausübung der Tätigkeit von Notaren, die ihren Sitz außerhalb Südtirols haben, auch hierzulande zulässt. Mit »außerhalb Südtirols« ist wie zu erwarten auch im »grenzenlosen« Europa nicht gemeint, dass Notare aus Nord-/Osttirol oder Graubünden hier tätig werden können, sondern nur jene mit Sitz im Trentino. Die Landesregierung genehmigte den Entwurf für eine Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut, auf deren Annahme durch Rom man nun hofft.

    Zwei Tage später (05.11.) befasste sich die Landesarbeitskommission mit den zentralisierenden Auswirkungen der Arbeitsmarktreform der römischen Regierung. Auch hier lautet die Losung: Zuständigkeiten verteidigen, Zweisprachigkeit sichern. Ab 2016 wird es in ganz Italien nur noch eine gesamtstaatliche Arbeitsagentur und ein Arbeitsinspektorat geben — inwieweit Südtirol es schafft, sich davon abzukoppeln, ist angeblich offen. Sowohl die Zweisprachigkeit des landeseigenen EDV-Systems sowie dessen Ausrichtung auf das Lehrlingswesen und das duale Bildungssystem könnten auf der Kippe stehen. Weitere »Überschneidungen, Doppelgleisigkeiten und Zuständigkeitskonflikte« könnten entstehen, weshalb man sich nun bemüht, rechtzeitig vorzubeugen.

    Für einen Autonomieausbau bleibt bei dieser dauernden Verhinderung eines allzu konsequenten Rückbaus wohl wenig Zeit.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Italienisches Konsulat feiert Angriff auf Spanien.

    Während in Südtirol am 4. November wieder alles gefeiert und mit Kränzen geschmückt wurde, was an italienische Angriffskriege und Kriegsverbrechen erinnert, mitunter im Beisein Südtiroler Politiker, kam es in Spanien zu einem vertitablen Eklat.

    Wie dank Asociación para la Recuperación de la Memoria Histórica (ARMH) bekannt wurde, feierte man im italienischen Konsulat von Madrid am 4. November — schon seit Jahren — die faschistischen Todesschwadronen, die zu Francos Sieg beigetragen und für tausende Tote unter den demokratischen Kräften geführt hatten.

    Anwesend waren zumindest dieses Jahr auch Mitglieder des Ancis (»Associazione nazionale combattenti italiani in Spagna«, Teil der »Unione Nazionale Combattenti della Repubblica Sociale Italiana«) und der Fundación Francisco Franco. Mussolinis Veteranen nutzten die Gelegenheit, um franquistische Heiligtümer wie die Franco-Grabstätte sowie Schauplätze italienischer Gräueltaten zu besuchen. Dabei entstanden belastende Fotos mit römischem Gruß und verfassungsfeindlichen Symbolen aus faschistischer und franquistischer Zeit. Die gesamte Nostalgik-Reise des Ancis stand unter der Schirmherrschaft des italienischen Konsulats. Nach Bekanntwerden des Skandals, der in Spanien Unbehagen hervorgerufen hat, weist das Konsulat jedoch jegliche Verantwortung von sich. Obschon man jahrelang (vermutlich seit Jahrzehnten) am 4. November den Beitrag von Mussolinis Truppen im spanischen Bürgerkrieg feierte, soll die Einladung ans Ancis direkt aus dem Verteidigungsministerium von Roberta Pinotti stammen.

    Ancis.

    In einer scharfen Stellungnahme

    • erinnert die ARMH daran, dass sich Italien noch nie für die Unterstützung Francos im spanischen Bürgerkrieg entschuldigt habe
    • fordert die ARMH das spanische Innenministerium zum formellen Protest gegen die inakzeptable Veranstaltung auf und
    • kündigt an, sich direkt an den italienischen Botschafter, Pietro Sebastiani, zu wenden, um die unglaubliche »Respektlosigkeit« anzuprangern.

    La Comuna, Vereinigung von Opfern des Franquismus, griff in einer Mitteilung direkt die italienische Regierung an, die den Akt »diktatorischer Exaltierung« unterstützt habe.

    Nachtrag: Nachforschungen haben inzwischen ergeben, dass die beiden vorhergehenden italienischen Botschafter zum Anlass des Tags der italienischen Streitkräfte (2008, 2013) Gedenkmessen in Saragossa organisiert haben, bei denen sie selbst anwesend waren und wo unter anderem römische Grüße gezeigt und das franquistische Lied »Cara al sol« abgesungen wurden.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01 02 03 04



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  • Quality of Government und Südtirol.

    Im Jahr 2010 hat das Quality of Government Institute der Universität Göteborg für die Europäische Kommission eine Studie über die »Regierungsqualität« (Quality of Government, fortan QoG) in 172 Regionen der EU erstellt. Über 33.000 Personen beantworteten dafür Fragen zu drei Verwaltungsbereichen, die am häufigsten in die regionalen Verantwortung fallen: Bildungssystem, Gesundheitssytem und Polizei. Sie wurden gebeten, die jeweiligen öffentlichen Dienste in Hinblick auf Qualität, Unparteilichkeit und Korruption zu bewerten. Außerdem wurden Fragen zur Gerechtigkeit von Regionalwahlen und zur Stärke und Effektivität von regionalen Medien gestellt.

    Laut QoG-Institut sind für »Good Governance« vertrauenswürdige, zuverlässige, unparteiliche, nicht korrupte und kompetente Institutionen erforderlich. In der Studie wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass QoG nicht mit Demokratie gleichzusetzen sei, wenngleich eine ausgeprägte Demokratie zu den Voraussetzungen für ein höheres QoG-Niveau gehöre.

    Südtirol gehört laut dieser Studie bezüglich QoG zu den oberen 10% der EU-Regionen und hebt sich gemeinsam mit Aosta und Trient deutlich von den restlichen Regionen Italiens ab.

    Unter den Faktoren, die laut dieser Studie eine gute QoG-Performance fördern, befinden sich zwei besonders interessante:

    • die regionale Selbstverwaltung und
    • die ethnische Vielfalt.

    Gerade Italien sei ein gutes Beispiel für eine bessere QoG in den Regionen mit einem höheren Maß an Selbstverwaltung, und dies, obschon zwei der fünf Regionen mit Sonderstatut (Sardinien und Sizilien) eher mäßig abschnitten. Selbstverwaltung biete die Möglichkeit, Dienstleistungen auf die örtlichen Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger maßzuschneidern sowie geeignete Einstellungskriterien für öffentlich Bedienstete zu etablieren. Ein Schlüsselfaktor sei jedoch, dass auf regionaler Ebene die Verantwortlichkeiten klarer und für die Einzelnen nachvollziehbarer seien.

    Häufig werde behauptet, dass kulturelle Homogenität das Zusammengehörigkeitsgefühl stärke sowie gesellschaftliche Interaktionen erleichtere, während Fragmentierung zu einem geringeren QoG-Niveau führe. Dies werde jedoch vom guten Abschneiden der Regionen Nordwest (Rumänien), Südwest (Tschechien) und Südtirol konterkariert. Langfristig steigere ethnische Vielfalt die Toleranz und die Zusammenarbeit unter verschiedenen Sprachgruppen.

    Ein weiterer Faktor zur Verbesserung von QoG ist die Meritokratie — und auch in dieser Hinsicht schneidet Südtirol sehr gut ab. Eines der quantitativen Indizien für Meritokratie sei der Anteil weiblicher Angestellter in öffentlichen Verwaltungen, da Seilschaften dazu tendieren, männlich dominiert zu sein. In Südtirol sei die Geschlechterquote jedoch sehr ausgewogen.

    QoG regional.

    Betrachtet man nur die regionalen Ergebnisse (Grafik oben), gehört Südtirol zu den Regionen mit den besten QoG-Werten überhaupt. Kreuzt man sie mit den gesamtstaatlichen Werten (Grafik unten), fällt unser Land weiter zurück — hebt sich aber weiterhin deutlich vom restlichen Staatsgebiet ab.

    QoG regional/staatlich.

    Italien versucht gerade, seine Werte durch mehr Zentralisierung in den Griff zu bekommen. Damit geht die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung, als die Ergebnisse der QoG-Studie empfehlen würden. Auch Südtirol wird diesen Ansatz mit Sicherheit zu spüren bekommen. Es ist durchaus vorstellbar, dass etwa die Bewertung des Gesundheitssystems (besonders in den ländlichen Bezirken) schon heute schlechter ausfallen würde, als 2010.

    Grafiken: QoG Institute – Universität Göteborg.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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  • Ein OSZE-Vortrag in der Falle.

    Am vergangenen Samstag veröffentlichten die Dolomiten einen Bericht über Francesco Palermo, in dem behauptet wurde, der Senator habe bei einer Veranstaltung der OSZE verlautbart, kollektive Minderheitenschutzrechte seien heute nicht mehr zeitgemäß.

    Der von diesem Vorwurf Betroffene dementierte aufs Entschiedenste, die Dolomiten fuhren ihre Kampagne fort.

    Letzteres — und nur letzteres! — ist verwerflich. Dass es in der Berichterstattung zu bewussten oder unbewussten Fehlinterpretationen und Missverständnissen kommt, ist gang und gäbe. Gibt es Widerspruch, müssen aber allenfalls Beweise vorgelegt werden.

    Errare humanum est, perseverare diabolicum.

    Doch inzwischen ist die Angelegenheit regelrecht zur Glaubensfrage verkommen. Es geht längst nicht mehr um Inhalte, sondern um die Einnahme politischer Schützengräben. Ein Transkript oder eine Aufnahme, die beweisen würden, was bei der Tagung tatsächlich gesagt und wie es formuliert wurde, gibt es nicht. Stattdessen wird ein eher schwaches Indiz, ein vierseitiges Abstract, von beiden Seiten zum Anlass genommen, Glaubensbekenntnisse abzugeben.

    Die Dolomiten interpretieren hinein, was ihr Berichterstatter ohnehin schon aus dem Vortrag herausinterpretiert haben will, manche Rechtspartei schließt sich an.

    Andere Medien und Parteien wiederum sehen im Abstract einen Persilschein, den es nicht hergibt… schlicht und ergreifend, weil es nicht notwendigerweise beinhaltet, was tatsächlich gesagt wurde.

    Doch darum geht es gar nicht mehr. Anhand dieser Posse muss — fernab der Realität — wie so oft ein/e jede/r belegen, auf welcher Seite er oder sie sich befindet, und natürlich kann nur die eigene Seite die richtige sein. Das kennen wir: Von Selbstbestimmung und Toponomastik, mehrsprachiger Schule oder Benko. Eine sachliche Diskussion ist dann ausgeschlossen.

    Vermutlich liegt auch hier — den unsäglichen Methoden der Dolomiten zum Trotz — die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Diesen Gedanken wenigstens zuzulassen würde aber die Ausschlachtung des Vorfalls auf beiden Seiten deutlich erschweren. Und das wäre doch schade.

    Cëla enghe: 01



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  • Interetnici a singhiozzo.
    Quotation

    Ma state sicuri che un candidato Pd [a sindaco di Bolzano] ci sarà e forte e vogliamo faccia il sindaco.

    Durnwalder vuole esserlo lui.

    Non può farlo nella città capoluogo, a maggioranza italiana. Sarebbe inaccettabile.

    Meglio ricordare la durezza con cui ha risposto a Napolitano quando ha rifiutato l’invito a partecipare alle cerimonie per l’unità d’Italia.

    Dall’intervista con Carlo Costa (PD) pubblicata sull’A. Adige di ieri.

    Rieccoli dunque, i valori del PD, ovvero l’etnicismo, le poltrone a tutti i costi e l’unità nazionale. Nei momenti che contano non si smentisce mai: Va benissimo un sindaco Bocher a Toblach, ma non toccate i comuni a maggioranza italiana. Ci sono centinaia di buone, buonissime, ragioni per rifiutare la candidatura di Durnwalder a sindaco di Bolzano, ma quelle citate da Carlo Costa sono letteralmente inaccettabili (tantopiù da parte di un partito che, quando fa comodo, si definisce interetnico).

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09



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  • Die fragile Autonomie.

    Es brauche keinen Minderheitenschutz mehr. Man solle die Gleichsetzung aller Regionen anpeilen.[…] Die Zeit, in der man das Überleben kleiner Volksgruppen durch Regionalautonomien sichern könnte, sei vorbei meint Palermo. Sein Rezept: Im Gesamtstaat die Menschen- und Bürgerrechte so auszubauen, dass kein Minderheitenschutz nötig ist.

    Aus dem ‘Vorausgeschickt’ von Arnold Sorg, Dolomiten, 31.10.2015

    Starker Tobak, den hier laut Arnold Sorg nicht ein Rechtsaußenpolitiker auftischt, sondern Francesco Palermo, der unter anderem für die Autonomiepartei SVP im römischen Senat sitzt.
    Laut obigen Aussagen gäbe es dann keine kollektiven Schutzrechte für autochthone Minderheiten. Alles würde auf die individuelle Ebene der Bürgerrechte herabgebrochen. Und über allem steht die schützende Hand der Verfassungspatrioten, die den SüdtirolerInnen dann süffikant erklären können, dass es verfassungsrechtlich gar keine SüdtirolerInnen gibt, sondern nur eine, unteilbare italienische Nation, die aufgrund ihrer Verfassung halt auch das Recht einiger ladinisch- und deutschsprechenden ItalienerInnen auf Gebrauch der Muttersprache schützt.

    Beinahe im Tagesrhythmus kommt es mittlerweile zu Frontalangriffen auf Südtirols Autonomie. Neben der Diskussion über die Auswirkungen einer zentralistischen Verfassungsreform auf Südtirol, gab es in der vergangenen Woche wiederrum einen Vorstoß für eine italienische Makroregion Triveneto, die natürlich auch Südtirol umfassen würde. Danach kommt es dann meist zu einem Dementi oder einer Relativierung der Aussagen. Nein, natürlich habe man nicht im Sinn die Sonderautonomien abzuschaffen. Es braucht ja nicht viel, die SüdtirolerInnen zu beruhigen. Eine halbherzige Relativierung oder einige anerkennende Worte vonseiten des Staatsoberhauptes oder sonst einer Persönlichkeit, die den Wert der Minderheiten und der Sonderautonomien so im Abstrakten betont.
    Eine wirkliche Weiterentwicklung der Autonomie ist in diesem Klima sowieso nicht möglich und die andauernde, notwendige Verteidigungsrolle gegenüber zentralistischen Versuchungen verschlingt Ressourcen, die wir dringend für die Zukunft unseres Landes verwenden könnten.

    Angesichts dieser Rhetorik und Dynamik ist es unverständlich, dass die SVP nicht längst den Weg Richtung Eigenstaatlichkeit einschlägt.

    Nachtrag vom 3. November: Dieser Artikel bezieht sich, wie ausdrücklich erwähnt, auf einen Beitrag von Arnold Sorg in den Dolomiten (der wiederum auf einen Bericht von Heinz Gstrein Bezug nimmt). Die Richtigkeit der Ausführungen des Tagblatts Dolomiten wird vom Betroffenen, Senator Francesco Palermo, vehement bestritten. Ein Protokoll (Transkript) oder eine Aufnahme der Wortmeldung gibt es bislang nicht.

    Das derzeit vorliegende vierseitige Manuskript kann nicht als Beweis dienen, da Sen. Palermo weder alles gesagt haben muss, was in dem Abstract steht, noch ausgeschlossen ist, dass er Dinge gesagt hat, die nicht darin stehen.

    Sollte jedoch die Quelle, die unserer Stellungnahme zugrunde liegt, falsch gelegen haben, muss selbstverständlich auch unsere darauf basierende Stellungnahme revidiert werden.



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  • Copy-Paste-Journalismus.

    Es liegt keinesfalls in der Intention des Schreibers, anlässlich des Todes einer der bedeutendsten Südtiroler Persönlichkeiten, eine billige Polemik über Plagiate vom Zaun zu brechen. Vielmehr möchte ich auf ein grundlegendes Problem des Journalismus – insbesondere des Online-Journalismus – hinweisen.

    Nach dem gestrigen Tod Franz Thalers hat tageszeitung.it als Meldung einfach den gesamten Wikipedia-Artikel zum Südtiroler Widerstandskämpfer ohne Quellenangabe online gestellt. stol.it hat hingegen einige Abschnitte – ebenfalls ohne Quellenangabe – wortwörtlich aus Wikipedia übernommen.

    Abgesehen davon, dass es illegal ist, fremdes geistiges Eigentum (auch solches, das als “freier Inhalt” gilt) ohne Quellenangabe, noch dazu für kommerzielle Zwecke, wie es ein Online-Nachrichtenportal ist, zu übernehmen, offenbart die Vorgehensweise der Online-Journalisten ein tieferliegendes Problem.

    Im Kampf um die schnelle Meldung und angesichts prekärer finanzieller Ausstattung vieler Online-Redaktionen, werden journalistische Grundregeln über Bord geworfen. Gewissenhafte Recherche, journalistische Ethik und geistige Eigenleistung? Fehlanzeige! Es liegt die Vermutung nahe, dass auch viele andere Inhalte – zumindest in Online-Medien – auf ähnlich Weise zustande kommen: schnell zusammenkopiert aus irgendwelchen, unüberprüften Quellen.

    Zudem finde ich, dass sich Franz Thaler mehr verdient hätte, als ein bequemes und illegales “Copy-paste” aus einer freien Online-Enzyklopädie. Mit Journalismus hat das nicht mehr viel zu tun.

    Wer sich selbst ein Bild zum “Online-Journalismus” über Franz Thalers Tod machen möchte, findet im Anschluss die entsprechenden Auszüge.

    Franz Thaler ist tot: Der Überlebende des KZ Dachau ist am Donnerstag im Alter von 90 Jahren gestorben.

    Franz Thaler ist tot!

    Der Autor, Federkielsticker und Überlebende des KZ Dachau und des KZ Hersbruck ist am Donnerstag im Altersheim verstorben..

    Franz Thaler wurde 1925 in der Gemeinde Sarntal in Südtirol geboren.

    Als sich sein Vater im Jahre 1939 gegen die Abwanderung ins Deutsche Reich entschied, folgte für die Familie eine Zeit der Schikanen und der Ausgrenzungen: So wurde Franz Thaler vom Schulunterricht ausgeschlossen. 1944 erhielt er trotz seiner italienischen Staatsbürgerschaft den Stellungsbefehl für die deutsche Wehrmacht.

    Zwar versteckte er sich vorerst vor den Nationalsozialisten, stellte sich jedoch letztendlich, als der Familie die Sippenhaft angedroht wurde. Franz Thaler wurde von einem Kriegsgericht zu zehn Jahren Konzentrationslager verurteilt.

    Im Dezember 1944 kam er im Konzentrationslager Dachau an und wurde noch im selben Monat nach Hersbruck (ein Außenlager des KZ Flossenbürg) verlegt, wo er fortan im Bautrupp arbeiten musste. Am 29. April 1945 wurde das KZ von amerikanischen Truppen befreit; Franz Thaler wurde in einem französischen Gefangenenlager inhaftiert.

    Als er im August 1945 zurück in die Heimat kam, begann Franz Thaler seine Erinnerungen aufzuschreiben, die 1989 erstmals in Buchform erschienen. Thaler arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Federkielsticker im Sarntal.

    Thalers 1989 erstmals veröffentlichte Memoiren Unvergessen trugen in Südtirol maßgeblich zur Auseinandersetzung mit der NS-Zeit bei.

    2010 wurde er von der Stadt Bozen gemeinsam mit dem NS-Gegner und -Opfer Josef Mayr-Nusser zum Ehrenbürger ernannt.

    Der Trauergottesdienst für Franz Thaler findet am Samstag, 31. Oktober, um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche von Reinswald statt.

    — tageszeitung.it

    Der KZ-Überlebende aus dem Sarntal Franz Thaler ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 90 Jahren. Seine Erinnerungen hielt er im Buch “Unvergessen” fest

    Thaler wurde 1925 in Reinswald/Sarntal geboren. Als sich sein Vater 1939 gegen die Abwanderung ins Deutsche Reich entschied, folgte für die Familie eine Zeit der Schikanen und Ausgrenzungen: So wurde Franz Thaler vom Schulunterricht ausgeschlossen.

    1944 erhielt er trotz italienischer Staatsbürgerschaft den Stellungsbefehl für die deutsche Wehrmacht. Zuerst versteckte er sich vor den Nationalsozialisten, stellte sich jedoch letztendlich, als man seinen Vater bedrohte.

    Von einem Kriegsgericht wurde er zu zehn Jahren Konzentrationslager verurteilt. Sein Leidensweg führte ihn durch mehrere Gefängnisse ins Konzentrationslager Dachau. Im August 1945 kam er, zwanzigjährig, seelisch und körperlich gebrochen, nach Hause und begann, seine Erinnerungen aufzuschreiben.

    Diese erschienen 1988 als Sonderdruck der Kulturzeitschrift “Sturzflüge”, 1999 erstmals in Buchform unter dem Titel “Unvergessen”. Es wurde zu einem Schlüsseltext der Südtiroler Zeitgeschichte, ins Italienische und Englische übersetzt.

    Das Buch liegt – überarbeitet und ergänzt – in der fünften Auflage vor. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Federkielsticker im Sarntal. 2010 wurde Thaler gemeinsam mit NS-Gegner und -Opfer Josef Mayr Nusser zum Ehrenbürger der Stadt Bozen ernannt.

    Der Trauergottesdienst für Franz Thaler findet am Samstag in der Pfarrkirche von Reinswald statt. Beginn: 14.30 Uhr.

    — stol.it

    Fett bzw. schwarz [Hervorhebungen von mir] sind die Bereiche, die wortwörtlich aus Wikipedia übernommen wurden.

    Wikipedia -Artikel erscheinen unter einer Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0) Lizenz. Einfache Zitate sollen laut Wikipedia mittels der Zitierhilfe wie folgt gekennzeichnet werden.

    Seite “Franz Thaler”. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Oktober 2015, 21:48 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franz_Thaler&oldid=147515541 (Abgerufen: 30. Oktober 2015, 08:48 UTC)

    Werden jedoch ganze Absätze oder gar vollständige Artikel übernommen, kommen die umfangreicheren Regeln der Attribution-ShareAlike 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0) Lizenz zum tragen.

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    Weitergabe unter gleichen Bedingungen — Wenn Sie das Material remixen, verändern oder anderweitig direkt darauf aufbauen, dürfen Sie Ihre Beiträge nur unter derselben Lizenz wie das Original verbreiten.

    Südtirolnews und salto.bz haben sich – soweit ich das überprüfen konnte – für mehr Eigenleistung entschieden. Zumindest wurden nicht im großen Stile Textstellen aus Wikipedia oder anderen Online-Quellen kopiert.

    Cëla enghe: 01



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