Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Zweisprachige Schule (II).
    Individuum und Gesellschaft

    Seit vielen Jahren wird in Südtirol verstärkt die zwei- oder mehrsprachige Einheitsschule bzw. die zwei- oder mehrsprachige Schule als Zusatzangebot zu den bestehenden muttersprachlichen Modellen gefordert. In erster Linie sind die Eltern um diesen Dammbruch bemüht, das Südtiroler Sprachbarometer 2014 (Astat) legt sogar nahe, dass eine breite Mehrheit der Gesamtgesellschaft diese Umstellung wünscht. Unklar bleibt jedoch, welches Modell dabei angestrebt wird.

    Grundsätzlich erscheint eine Schule, in der beide Sprachen »gleichermaßen« als Unterrichtssprachen dienen, ein erstrebenswertes Modell. Die Vorteile einer hohen Kompetenz in mehreren Sprachen können für die Einzelne kaum überbewertet werden. Welch positive Auswirkungen ein Schulsystem auf »Immersionsbasis« für die Schülerinnen haben kann, ist längst erwiesen.

    Was jedoch in einem einsprachigen Kontext (in Deutschland oder Frankreich, ja auch in Trient oder Innsbruck) bedenkenlos umgesetzt werden kann, da mehrsprachige und Immersionsschulen in ein sprachlich klar definiertes Umfeld gebettet sind, kann in einem mehrsprachigen Gebiet wie Südtirol, das im nationalen Kontext des italienischen Staates eine sprachlich-kulturelle Sonderrolle einnimmt, zu Spannungen führen und das Risiko der gesellschaftlichen Assimilierung in sich bergen.

    Über kurz oder lang wird die mehrsprachige Schule, falls sie eingeführt wird, wohl kaum nur auf ein »Zusatzangebot« beschränkt bleiben. Kaum jemand wird sich diesem Schulmodell entziehen können, sobald es existiert, denn Eltern, die ihren Nachwuchs in eine Schule des heutigen, »alten« Modells schicken, nimmen dann eine Benachteiligung ihres Kindes im Vergleich zu anderen billigend in Kauf — sowohl in der Gesellschaft, als auch bei der Arbeitssuche. Die »einsprachig« deutsche und italienische Schule nach heutigem Modell blieben dann voraussichtlich Horte nationalistischer Hitzköpfe, wo Eltern auf Kosten ihrer Kinder Politik betreiben. Eine möglichst gute Vermittlung der »Zweitsprache« wäre dort wohl kaum noch Hauptziel, haben sich die Eltern doch ausdrücklich gegen eine mehrsprachige Schullaufbahn entschieden.

    Falls aber mehrsprachige Schulen Aufnahmetests durchführen würden, um die Überforderung weniger gut vorbereiteter oder schlechter talentierter Kinder zu vermeiden, ist mit einer sprachlichen Mehrklassengesellschaft zu rechnen, in der einige vom öffentlichen (!) Schulsystem mit besseren Voraussetzungen fürs Leben ausgestattet werden, als andere. Auch dies wäre wohl kaum wünschenswert.

    Eine Umstellung des Schulsystems darf jedenfalls nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wer von den unzweifelhaften Vorteilen der Immersion fürs Individuum undifferenziert auf ebenso große Vorteile für die Gesamtgesellschaft schließt, nimmt eine Abkürzung, die unter Umständen in eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit führen könnte.

    Die Folge eines mehrsprachigen öffentlichen Schulmodells kann (zunächst) nichts anderes sein, als eine durch und durch mehrsprachige Gesellschaft. Ein Idealzustand für ein Land wie Südtirol, wo mehrere Sprachen beheimatet sind. Ein Idealzustand jedoch, der ohne die nötigen Vorkehrungen das Risiko in sich birgt, zumindest eine Sprache endgültig auszulöschen. Heute gibt es hierzulande ein in seiner Art zwar verbesserungswürdiges, jedoch sehr fein austariertes Gleichgewicht zwischen den Sprachen, das mit einem neuen Schulsystem schnell aus den Fugen geraten kann.

    Weltweit sind durch und durch mehrsprachige Gesellschaften — wo also die Mehrsprachigkeit der Gesamtheit auch einer völligen Mehrsprachigkeit jeder Einzelnen entspricht — eine winzige Ausnahme, die über längere Zeiträume kaum aufrecht zu erhalten ist. Bereits wenn zehn perfekt Mehrsprachige an einem Tisch beisammensitzen, wird sich aus Bequemlichkeit und Rationalität in kürzester Zeit eine der von allen beherrschten Sprachen zu Lasten der anderen durchsetzen. Aus welchem Grund sollte eine ganze Gesellschaft im Alltag den Aufwand betreiben, mehr als eine Sprache aktiv zu benutzen, wenn sämtliche Mitglieder (zumindest) eine dieser Sprachen perfekt beherrschen? Im Falle einer Minderheit in einem Nationalstaat scheint dies sogar unmöglich. Und auf welcher Grundlage sollte man noch sprachliche Sonderrechte einfordern, wenn sämtliche Bürgerinnen auch die Staatssprache auf muttersprachlichem Niveau beherrschen?

    Risikomanagement

    Wir haben in Südtirol einen großen Schatz, den man »gesellschaftliche Mehrsprachigkeit« nennen könnte. Dieser Schatz resultiert heute aus einer unvollkommenen »individuellen Mehrsprachigkeit«, die es deshalb attraktiv macht, auch im Alltag mehr als eine Sprache zu verwenden. Auf Dauer mag diese Situation manchen nicht befriedigend scheinen, da sie einem besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt im Weg steht.

    Aber: Wir haben eine einigermaßen gesunde Patientin — und eine sofortige Behandlung, durch die wir jedoch ihren vorzeitigen Tod riskieren. Wollen wir tatsächlich Hand anlegen? Oder sollten wir vielmehr zuerst die Risiken minimieren?

    Die beste Voraussetzung für die Zusammenführung der gesellschaftlichen und der individuellen Mehrsprachigkeit wäre wohl die staatliche Unabhängigkeit; nicht die Unabhängigkeit per se, sondern eine speziell auf Kohäsion und Inklusion bedachte, konstitutiv auf Pluralismus ausgerichtete Version. Eine Sofortlösung könnte man hingegen bedenkenlos unterstützen, wenn es eindeutige Zeichen gäbe, dass sie glücken würde.

    Eine mögliche Alternative im Rahmen des Nationalstaats wäre das katalanische Modell, das ein hohes Maß von gesellschaftlicher und individueller Mehrsprachigkeit mit einem starken gesellschaftlichen Zusammenhalt vereint. Der Dreh- und Angelpunkt dieses Modells ist eine Einheitsschule mit »Content and Language Integrated Learning« (CLIL) und einer stark asymmetrischen Sprachgewichtung zugunsten des Katalanischen, also der nicht-nationalen Sprache. Die Einsicht, die katalanische und kastilische Eltern bzw. Politikerinnen eint, ist die, dass die Asymmetrie einem Kippen innerhalb des spanischen Nationalstaats (Kippen zugunsten der spanischen »Staatssprache«) am besten verhindern kann, da auf regionaler Ebene dem staatlichen Ungleichgewicht entgegengesteuert wird.

    Diese Art der Sprachpolitik beschränkt sich jedoch nicht auf die Schule, sondern zielt darauf ab, eine tatsächlich mehrsprachige Gesellschaft durch eine tatsächliche Asymmetrie »im Kontext« zu unterstützen. Katalonien hat eine offiziell definierte Landessprache (Katalanisch). Im Autonomiestatut ist zwar auch die kastilische Sprache als Amtssprache definiert, eine Ungleichbehandlung (»affirmative action«, also positive Diskriminierung) ist jedoch erlaubt und ganz im Sinne der Wahrung eines faktischen Gleichgewichts.
    Das Südtiroler Autonomiestatut nach dem Proporzmodell erlaubt hingegen kein solches Korrektiv: Die beiden gleichgestellten Sprachen sind immer und überall gleich zu behandeln. Im Zweifelsfall, auch dies belegt das Sprachbarometer, geht dies eher zu Lasten der Minderheitensprachen. Eine Politik, die schnell und flexibel auf Fehlentwicklungen reagieren kann, ist damit nahezu ausgeschlossen.

    Eine asymmetrische — behutsam an hiesige Verhältnisse angepasste — Gesamtlösung nach katalanischem Vorbild wäre wahrscheinlich ein guter Wegbereiter für die eventuell anzustrebende Unabhängigkeit und Schaffung einer durch und durch »idealen«, also auch auf individueller Ebene mehrsprachigen Gesellschaft. Ohne den nötigen Sicherheitsabstand zu jedem Nationalstaat (und dazu gehört im Rahmen der Autonomie als absolute Mindestvoraussetzung die primäre Zuständigkeit für Schule und Bildung) sind aber undifferenzierte Abkürzungen abzulehnen.

    Dieser Text ist die aktualisierte und erweiterte Fassung eines älteren Blogbeitrags und ist in ähnlicher Form in der POLITiS-Publikation »Mehr Eigenständigkeit wagen – Südtirols Autonomie heute und morgen« erschienen.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02 03 04 05



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  • Abgasskandal — Aktueller Stand.

    Autor:a

    ai

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    7 Comentârs → on Abgasskandal — Aktueller Stand.

    hat bereits frühzeitig über den Abgasskandal berichtet, langsam, zu langsam, lichtet sich der Nebel um manipulierte Grenzwerte, ohne dass jedoch konsequent die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden. VW steht am Pranger, ist jedoch beileibe nicht das einzige Unternehmen, das Auffälligkeiten aufweist, vielmehr scheint es ein flächendeckendes Phänomen zu sein. Fiat zum Beispiel macht es sich laut Deutscher Umwelthilfe besonders leicht und schaltet beim Fiat 500X nach 22 Minuten die Abgasreinigung komplett ab; der Prüfzyklus dauert etwa 20 Minuten. Zu hohe Emissionen weisen aber fast alle Dieselmodelle auf.

    Die ZDF-Sendung Frontal 21 deckte auf, dass Diesel-Pkw häufig schmutziger als Lkw sind, im konkreten Fall wurde ein Mercedes-Pkw (C220 Bluetec) mit einem Mercedes-Lkw (Actros) verglichen, wobei der Pkw im Realbetrieb 640 mg Stickoxid ausstieß, währenddessen der Lkw auf 250 mg kam.

    Höhere Stickoxid-Werte auf der Straße

    Heute sind Lkw dank neuer Gesetze sauber – viel sauberer als Diesel-Pkw. Das zeigen europäische Studien, die Frontal21 vorliegen. Demnach ist beispielsweise der Mercedes-Benz Actros 1848 , ein 18-Tonner der Schadstoffklasse Euro 6, auf der Straße viel sauberer als ein Mercedes C 220 CDI – ebenfalls Euro 6

    Moderne Lastwagen unterschreiten die gesetzlichen Grenzwerte auf der Straße, moderne Diesel-Pkw hingegen überschreiten die Grenzwerte auf der Straße um ein Vielfaches. Dabei nutzen viele moderne Dieselautos die gleiche Abgasreinigungstechnik wie Lkw: den sogenannten SCR-Kat mit Harnstoff-Eindüsung.Frontal21 macht den Test mit einem Opel Insignia Turbodiesel, Euro 6. Der hat einen SCR-Kat mit Harnstoff-Eindüsung – beste Voraussetzung also bei den Stickoxiden im Straßenbetrieb den Grenzwert einzuhalten. Beim ADAC-Ecotest allerdings hat der Opel Insignia den Stickoxid-Grenzwert um das Dreifache überschritten. Das Ergebnis der Frontal21-Stichprobe: Nach 3.800 Kilometern Fahrt hat der Opel 1,35 Liter Harnstoff, sogenanntes AdBlue, verbraucht. Das ergibt, bezogen auf den Kraftstoffverbrauch, einen AdBlue-Verbrauch von nur 0,57 Prozent. Viel weniger als moderne Lkw brauchen, um sauber zu sein: bis zu sieben Prozent.

    Quelle: ZDF

    Übernommen von: ZDF.

    Dieses Verhalten hat natürlich auch Auswirkungen auf Südtirol, konkret auf die Transitpolitik. Das Amt für Luft und Lärm wäre gut beraten, diese Erkenntnisse in eine Simulation einfließen zu lassen; vielleicht müsste dann viel mehr über eine Geschwindigkeitsreduktion bei den Pkw nachgedacht werden, sollten diese die Hauptverursacher der zu hohen Stickoxidemissionen entlang der Autobahn sein und nicht das Lieblingsfeindbild Lkw.

    Inzwischen überlegen einige deutsche Städte, welche zu hohe Stickoxidbelastungen aufweisen, eine blaue Umweltplakette einzuführen; damit dürften Diesel-Pkw nicht mehr in die Innenstädte fahren. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte sich jeder genau überlegen, ob er sich noch ein Dieselfahrzeug anschafft; zu hoch sind die Risiken, damit in Zukunft nur mehr eingeschränkt fahren zu dürfen.



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  • Zweisprachigkeitsverstöße (und Wegweiser).

    Autor:a

    ai

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    0 Comentârs → on Zweisprachigkeitsverstöße (und Wegweiser).

    Wie es heißt, wird an einer neuen Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut gearbeitet, auf deren Grundlage die Zuständigkeit für die Sanktionierung von Zweisprachigkeitsverstößen vom Regierungskommissariat ans Land übergehen würde. Aus autonomiepolitischer Sicht wäre dies eine sehr sinnvolle und zu begrüßende Entwicklung. Es handelt sich dabei um eine Kompetenz, die etwa die Generalitat de Catalunya bereits innehat.

    Der A. Adige zitierte gestern Senator Francesco Palermo folgendermaßen:

    La norma è giusta: il bilinguismo va rispettato, dagli uffici ai “bugiardini” dei medicinali, un aspetto su cui molto si è discusso in passato. Potrei quindi votare contro? No, certo. Però non vivo sulla luna e metto insieme alcuni segnali, che non mi piacciono. Sento spirare un’aria unilaterale in queste discussioni, come se il bilinguismo venisse rivendicato solo quando manca il tedesco e non quando si modifica radicalmente la segnaletica di montagna. Mettendo insieme i tasselli ne esce un quadro di mancato rispetto di un territorio multilingue.

    Zuerst der Hinweis, dass sowohl wir, als auch viele andere, die gegen die Wiedereinführung der flächendeckenden tolomeischen Zweinamigkeit waren, sehr wohl von Anfang an dafür plädiert haben, die Zweisprachigkeit auf den Wanderschildern wiederherzustellen. Dass die Zweisprachigkeit nur dann verlangt würde, wenn die deutsche Sprache fehlt, ist schon deshalb (aber nicht nur deshalb) absoluter Schwachsinn. Die Kampagne auch und gerade des A. Adige war damals etwas vom aggressivsten, was wir in diesem Land erleben mussten. Die Regierung Berlusconi drohte sogar mit dem Einschreiten des Militärs, um die Wegweiser auszutauschen.

    Und trotzdem: Auch das Regierungskommissariat verhängte damals keine Strafen und das Landesgericht stellte das Verfahren ein, weil die Schilder keinen Gesetzesverstoß darstellten.

    Eine entspannte gesellschaftliche Diskussion über Zweisprachigkeit und Zweinamigkeit auch und gerade auf den Wanderschildern wäre sicherlich angebracht. Aber gerade dem A. Adige gegenüber — der damals den gesellschaftlichen Zusammenhalt für seine Maximalforderungen bewusst zur Disposition gestellt und beschädigt hat — zu behaupten, protestiert werde nur in eine Richtung, ist richtig dreist.

    Nicht zuletzt sprechen die verfügbaren Daten, die einschlägigen Bestimmungen (keine Gleichstellung der deutschen Sprache in vielen Bereichen, angefangen beim Konsumentinnenschutz) und auch nicht-repräsentative Beispiele dafür, dass die lingua franca nazionale in Südtirol sicher nicht das Nachsehen hat.

    Siehe auch: 01 02 03



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  • K33: Minderheitenschutz.

    Autor:a

    ai

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    0 Comentârs → on K33: Minderheitenschutz.

    Am Freitag (8. Juli 2016) fand in der Eurac die letzte Konventssitzung vor der Sommerpause statt. Thema war der Minderheitenschutz, ein recht brisantes Thema, von dem ich mir einige kontroverse Dikussionen erwartete. Riccardo Dello Sbarba (Grüne) riss sogleich das Wort an sich und forderte in einem 4-Punkte-Programm die Aufweichung der Schutzbestimmungen. Er betonte, dass sich die gesellschaftliche Situation seit 1972 geändert habe, die Gesellschaft sei mobiler, das Machverhältnis Staat-Region-Land habe sich geändert, der Minderheitenschutz habe nicht mehr vorrangigen Charakter, sondern der Mensch müsse die Freiheit der Entscheidung (»libertà  di scelta«) haben. Aus diesem Grund forderte Dello Sbarba, dass die Bürger sich frei entscheiden können sollten, welche Schule sie besuchen, beispielsweise auch eine mehrsprachige Schule. Weiters sollten die Südtiroler Jugendlichen nicht mit 18 Jahren dazu verpflichtet werden, die Sprachgruppenerklärung abzugeben. Da dies viele vergäßen, würden sie für 18 Monate gesperrt, sodass häufig eine öffentliche Stelle nicht angetreten werden könne. Die Ansässigkeitspflicht für vier Jahre sollte reduziert sowie der Proporz und der Zweisprachigkeitsnachweis hinterfragt werden.

    Luis Durnwalder (SVP) konterte sofort und verwies darauf, dass der Minderheitenschutz die Grundlage unsere Autonomie sei und ein Erfolgsmodell darstelle. Neue Lösungen sollten aber nicht in das Statut hineingeschrieben werden, sondern pragmatisch im Rahmen der Regierungstätigkeit ermöglicht werden. Neue Schulformen könnten ja zum Beispiel schon heute praktiziert werden ohne in das Statut einzugreifen. Ganz klar wandte sich Durnwalder gegen eine Aufweichung der Schutzbestimmungen.

    Roberto Bizzo (PD) argumentierte ähnlich wie Dello Sbarba, immer wieder wurde auch der Ärztemangel angeprangert, welcher durch eine Aufweichung des Proporzes bzw. der Zweisprachigkeitsvorschriften behoben werden sollte. Für mich völlig unverständlich, denn erstens ist der Ärztemangel ein europaweites Phänomen und zweitens kann man — wie auch Durnwalder betonte — von Akademikern sehr wohl verlangen, dass sie entweder Deutsch oder Italienisch lernen. Auffallend war die Diskrepanz zwischen deutscher und italienischer Seite, was die Ausrichtung der Schulen betrifft. Während die italienischen Vertreter die mehrsprachige Schule forderten, wurde dies von deutscher Seite fast ausnahmslos abgelehnt. Experimente wie CLIL sollten hinterfragt werden, für mich sind auch die aktuellen Ergebnisse des Invalsi-Tests an den italienischen Schulen ein Grund, vieles zu hinterfragen. Dies waren auch vor allem meine Kritikpunkte, ich forderte dazu auf, die ständigen Experimente an den Schulen zu unterlassen und endlich einmal die aktuelle Sprachsituation im Lande und in den Schulen systematisch und professionell zu erheben. Zudem erscheint mir die Fixierung auf den Sprachunterricht in den Schulen völlig überzogen, von Mathematik und Naturwissenschaften als viel wichtigere Kompetenzen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes (das Lieblingsthema Bizzos) wird niemals gesprochen.

    Wolfgang Niederhofer argumentierte sehr geschickt und widersprach vor allem auch Dello Sbarba, den er vor einem »autonomiepolitischen Neoliberalismus« warnte; Dello Sbarba nahm diese Kritik ernst und versprach, darüber nachzudenken.

    Die Sitzung verlief aus Sicht der meisten Teilnehmenden zum wiederholten Mal sehr konstruktiv und war in vielen Punkten durch Konsens geprägt. Vor allem bemerkenswert war für mich die Aussage Dello Sbarbas zum Minderheitenschutz: »Non nego il successo di questo strumento«. Erstaunlich, wie sich doch die Meinungen im Laufe der Zeit ändern können. Der Mensch ist lernfähig, ein hoffnungsvolles Zeichen!

    Serie I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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  • Öl ins Feuer. · Olio gettato sul fuoco.

    Autor:a

    ai

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    21 Comentârs → on Öl ins Feuer. · Olio gettato sul fuoco.

    Im gestrigen A. Adige ist ein Kommentar der grünen Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa erschienen, der seinerseits eines Kommentars bedarf.

    Da es unserer, »wenngleich« wir Sezessionisten sind, antifaschistischen Grundhaltung widerspricht, mittels Leserbrief über ein Blatt zu antworten, welches kontinuierlich die faschistischen Umtriebe von CasaPound und Konsorten verharmlost, bleibt uns nur dieser Weg, um Feuerlöscher zu spielen.

    Sull’A. Adige di ieri è apparso un commento della deputata verde alla dieta sudtirolese, Brigitte Foppa, che a sua volta — in quanto ci chiama in causa — rende necessario un nostro commento.

    Siccome, «pur» essendo secessionisti, rispondere dalle righe di un quotidiano che attivamente contribuisce a sdoganare CasaPound contrasterebbe con le nostre convinzioni antifasciste, ci limitiamo a scrivere da qui.

    Zum Text:

    Passiamo al testo:

    Cari secessionisti, vi scrivo. Vi devo scrivere, dopo i vostri ultimi due successi.

    Primo, aver suscitato un dibattito reale. Aver suscitato nella nostra provincia un dibattito reale (ancora non ci posso credere) su una possibile squadra nazionale di calcio sudtirolese. E secondo, quello di essere riusciti a far eliminare la parola “altoatesini” da un testo di legge.

    Da Foppa den politischen Gegner pauschal auf eines seiner Ziele reduziert, sei zunächst die Frage erlaubt, inwiefern eine Ersetzung des italienischen Begriffes »altoatesini« durch den italienischen Begriff »della Provincia di Bolzano« mit Sezessionismus zu tun hat.

    Als weitere Frage drängt sich auf, warum die Forderung nach einer Mitgliedschaft Südtirols bei der FIFA und der UEFA derart abartig sei, dass man sie nicht glauben könne. Es ist eine völlig legitime und demokratische politische Forderung, deren Verwirklichung Vor- und Nachteile mit sich bringt und der man daher zustimmend oder ablehnend gegenüber stehen kann. Es sei denn, man hält die Abkehr von nationalpatriotischer Zugehörigkeit in Italien für ein Sakrileg.

    Zuletzt sei noch erwähnt, dass die Süd-Tiroler Freiheit in keiner ihrer Aussendungen oder Beschlussanträge diesbezüglich das Wort Südtiroler »Nationalmannschaft« in den Mund genommen hat.

    Visto che Foppa, generalizzando, riduce i suoi avversari a una sola delle loro posizioni, ci sia concesso domandare qual’è il legame fra il secessionismo e la sostituzione del termine italiano «altoatesini» col termine italiano «provincia di Bolzano».

    Inoltre ci chiediamo perché rivendicare l’adesione del Sudtirolo alla UEFA e alla FIFA sarebbe talmente perverso da risultare incredibile. Si tratta di una richiesta politica assolutamente legittima e democratica, la cui realizzazione comporterebbe vantaggi e svantaggi e la quale, dunque, si può certamente assecondare o avversare. Eccetto se si ritiene un sacrilegio il solo pensiero di emanciparsi dall’appartenenza nazional-patriottica all’Italia.

    Ad ogni modo, Süd-Tiroler Freiheit in nessuno dei suoi comunicati stampa né in alcuna mozione parla di squadra «nazionale» sudtirolese.

    In entrambi i casi vi è venuta dietro la Volkspartei, ma, vabbè, questa è una questione di tattica politica (stanno perdendo consensi a vista, dopo aeroporto e chiusura del reparto nascite di Vipiteno).

    Nach den vielen Erfahrungen der Vergangenheit ist es freilich naheliegend der SVP opportunistische, politische Taktik vorzuwerfen. Es könnte aber auch sein, dass die SVP mittlerweile zwischen dem Beschlussantragseinbringer und dessen Intentionen sowie der eigentlichen Sachfrage, über die es zu befinden gilt, zu unterscheiden vermag. Die Unfähigkeit, dies zu tun, hat dem Südtiroler Landtag nämlich einen der unrühmlichsten Tage seiner Geschichte beschert, als dieser mehrheitlich (mit den Stimmen der SVP, des PD und der Grünen) ein Bekenntnis zu einem Teil der Menschenrechte und zu friedlichen Lösungen von Minderheitenkonflikten ablehnte, nur weil der Antrag von der Süd-Tiroler Freiheit kam. Und selbst wenn die vermuteten Intentionen des Einbringers unlauter sind, kann man sich die Sachfrage zu eigen machen und im eigenen Sinne positiv gestalten.

    Viste le esperienze del passato è comprensibile che si tenda a pensare che l’SVP operi per puro opportunismo politico. Non è da escludere, però, che nel frattempo anche il partito di raccolta abbia imparato a distinguere fra i proponenti di una mozione, le loro intenzioni e il contenuto della proposta. L’incapacità di fare questa distinzione qualche anno era stato alla base di uno dei giorni più bui della dieta sudtirolese, in quanto si arrivò (con i voti di SVP, PD e Verdi) a rifiutare una parte dei diritti umani e il principio di risoluzione pacifica dei conflitti etnici, solo perché la relativa mozione era stata presentata da Süd-Tiroler Freiheit. Anche quando le intenzioni dei proponenti fossero dubbie, è possbile far propria la questione connotandola in maniera positiva.

    Sembra tutto incredibile. Siamo tra i più ricchi d’Italia e dell’Europa. Viviamo in un territorio baciato dalla fortuna. Bello, ricco di bellezze naturali di ogni tipo, invidiato da buona parte dell’Italia.

    Zudem, dass man nicht versteht, was an den Forderungen so »unglaublich« ist, wird es jetzt richtig absurd. Worin der Zusammenhang zwischen dem Wohlstand und den natürlichen Reichtümern unserer Heimat und dem Willen nach politischer Veränderung sowie fortlaufender Weiterentwicklung (zumindest sind die Forderungen nach dem Dafürhalten der Einbringer eine solche) besteht, weiß wohl nur Foppa selbst. Die Position der Frau oder Homosexueller war wohl in der Geschichte der Menschheit auch noch nie besser als im Europa von heute. Dennoch ist es legitim sich für eine weitere Verbesserung hin zur echten Gleichstellung einzusetzen. Auch ist das Zentrum der neuseeländischen Nordinsel ein Naturparadies, das von vielen beneidet wird. Und dennoch engagieren sich die Maori dort für ihre Gemeinschaft. Überdies mutet es aus dem Munde einer Grünen befremdlich an, wenn materieller Wohlstand als Gradmesser für Zufriedenheit gelten soll. Demnach dürften auch die Menschen in Katar keinen Grund zur Klage haben.

    Oltre a non essere chiaro che cosa sia talmente «incredibile», qui il discorso diventa veramente assurdo. Probabilmente solo Foppa sa qual’è il nesso fra il benessere e le ricchezze naturali della nostra terra e la volontà di cambiamento e di continua evoluzione (almeno per chi ha presentato la mozione è di questo che si tratta). Le donne o gli omosessuali in Europa non hanno mai avuto più diritti di oggi, ma ciononostante è legittimo che si continui a combattere per un ulteriore miglioramento sino all’eguaglianza totale. Il centro dell’isola settentrionale della Nuova Zelanda è un paradiso naturale invidiato da molti; eppure i maori, che vi abitano, s’impegnano per migliorare i diritti della propria comunità. Fa un certo effetto udire, dalla bocca di un’esponente dei Verdi, che il benessere economico sia un indicatore per la soddisfazione. Allora gli abitanti del Qatar non avrebbero ragione di lamentarsi.

    Eppure, c’è chi, evidentemente qui si sente male. Ma non sono gli immigrati, i rifugiati, neanche gli italiani, che pure vivono concentrati nei punti meno esaltanti della provincia. Non sono nemmeno le donne, che comunque sono ancora in svantaggio su molte questioni. No, sono i tedeschi, spesso maschi, spesso giovani, di per sé predestinati a formare la classe dirigente della nostra terra, i protagonisti di questo nuovo malessere (non lo chiamo disagio per rispetto verso chi il disagio lo percepisce da tempo e per motivi più reali). In altre parti d’Europa forse le stesse persone vivono un malessere sociale che incanalano in un voto di destra xenofoba.

    Vom Absurden zur Pauschalisierung: Die Migranten, Flüchtlinge (auch die, die die Landespolitik auf der Straße leben lässt) und Italiener (gemeint sind wohl die italienischsprachigen Südtiroler) fühlen sich hier wohl und genießen den Wohlstand und die Naturschönheiten. Die Deutschen jedoch (gemeint sind wohl wiederum die deutschsprachigen Südtiroler) sind trotz allem unzufrieden. Stereotyper geht’s wohl kaum. Das Schlimme daran ist, dass Foppa damit genau jene Vorurteile bedient und Generalisierungen betreibt, die das Zusammenleben in Südtirol so erschweren. Und das gleich in zweierlei Hinsicht:

    So wie den Italienischsprachigen von der »Gegenseite« erklärt wird, dass ihr »disagio« unbegründet sei und auf Nichtigkeiten beruhe, so wird hier umgekehrt die Legitimation für ein Unbehagen abgesprochen. Das Unbehagen ist dennoch da und für die, die es fühlen, auch real begründet. Der Grund ist dabei in den seltensten Fällen ökonomischer Natur.

    Zum Zweiten projiziert Foppa gewisse Ansichten auf eine ganze Sprachgruppe. »Die Deutschsprachigen sind unzufriedene Sezessionisten« ist ungefähr so präzise wie »die Italienischsprachigen sind im Ventennio stecken geblieben«. Es ist diese Art von Pauschalisierung, die das Klima im Land vergiftet, da sie die jeweils andere Seite als rückständig, hoffnungslos und dialogunfähig darstellt. Dass Foppa bezüglich Sezessionismus nicht differenziert und das kontraproduktive, ohnehin schon verfestigte und fast ausschließlich in Südtirol gängige Vorurteil befeuert, dass ein Unabhängigkeitswille notwendigerweise rechtsnational motiviert sein muss, macht ihre Aussagen noch schwerwiegender.

    Qui si passa dall’assurdo al pregiudizio: gli immigrati, i profughi (anche quelli che vengono lasciati per strada) e gli italiani (probabilmente i sudtirolesi di lingua italiana) si sentono a loro agio e si godono le bellezze naturali e il benessere economico. I tedeschi (probabilmente s’intendono i sudtirolesi di lingua tedesca) invece, nonostante tutto, sono insoddisfatti. Stereotipi all’ennesima potenza. La cosa peggiore è che Foppa ripete gli stessi pregiudizi e opera le stesse generalizzazioni che rendono così difficile la convivenza in Sudtirolo. E lo fa in un senso doppio:

    Così come spesso ai cittadini di lingua italiana dalla «controparte» viene spiegato che il loro «disagio» è ingiustificato e si basa su futilità, qui Foppa nega la legittimazione a sentire un malessere. Il malessere però esiste e per coloro che lo sentono è realmente motivato. E solo raramente le ragioni hanno radici economiche.

    Inoltre Foppa proietta determinate opinioni su un intero gruppo linguistico. L’affermazione che i cittandini di lingua tedesca sono secessionisti insoddisfatti è tanto superficiale quanto quella che i cittadini italiani sono tutti rimasti fermi al ventennio. Questo tipo di generalizzazioni avvelena il clima della nostra terra perché rappresenta «gli altri» come retrogradi, senza speranze e incapaci al dialogo. Che Foppa non faccia alcuna differenza in merito alla secessione non facendo altro che sottolineare il pregiudizio secondo cui l’indipendentismo sarebbe per forza un’idea da attribuire alla destra nazionalista, rende il tutto ancor più preoccupante.

    Nella nostra provincia invece questo malessere si articola in un disagio culturale, nutrito e amplificato da voi secessionisti. Spesso tirate in ballo la storia, ricordando le umiliazioni inflitte dal fascismo alla popolazione tedesca del Südtirol-Alto Adige. Fate bene a ricordare i tempi bui delle dittature fasciste, bisogna sempre tenere a mente quello che i nostri nonni hanno subí­to o fatto subire.

    Ed è importante che ne siano consapevoli sia i nipoti di chi ha subí­to il torto che i nipoti di chi lo ha inflitto.

    Zustimmung. Wobei sich das »kulturelle Unbehagen« durchaus auch in einem konsequenten Antinationalismus und Antifaschismus manifestieren kann (und die Ladiner in der Aufzählung der Opfer des Faschismus wieder einmal außen vor gelassen wurden).

    D’accordo. Ma il «disagio culturale» può senz’altro manifestarsi anche sotto forma di un forte antinazionalismo e antifascismo (ancora una volta, inoltre, si è dimenticato di aggiungere i ladini all’elenco delle vittime del fascismo).

    Questa consapevolezza potrebbe anche unirci, ma non è questo che cercate. Vi serve invece una nuova polarizzazione tra italiani e tedeschi e fate di tutto per aumentarla. Con continue provocazioni (la maglietta neutra per i nostri sportivi, l’inno di Hofer per l’Euregio, le polemiche se gli sportivi cantano l’inno italiano o portano la bandiera italiana, ecc. ecc.), con l’inquadramento ideologico delle giovani leve (che iniziano a pensare che in Italia non si può esser liberi o che chi usa un toponimo tolomeiano è fascista ecc. ecc.), con tutti i più stupidi clichè che vengono tenuti in vita (gli italiani che non sanno il tedesco perché “siamo in Italia”, gli italiani che non vogliono capire la terra in cui abitano, ecc. ecc.). E sempre più spesso anche con l’umiliazione. Perché imporre le parole agli altri è un segno di dominazione.

    Man kann Foppa beipflichten, dass viele Aktionen der Süd-Tiroler Freiheit – sei es aus Kalkül, sei es aus Ungeschicklichkeit – nicht gerade zu einem gemeinsamen Geschichtsbewusstsein und gegenseitiger Verständigung beitragen. Potentiell einende Vorschläge aber pauschal als Provokationen abzutun, ohne ihren Kern zu hinterfragen, ist ebenso kontraproduktiv. Ob dies aus Kalkül oder Ungeschicktheit heraus passiert, wage ich nicht zu beurteilen.

    • ad neutrale Leibchen: Dieser Vorschlag schlägt in die gleiche Kerbe wie die Forderung nach einem eigenen Südtiroler Team. In ihrem Kern, ist diese Idee die einendste überhaupt, wenn man sich das Identifikationspotenzial des Sports vor Augen hält. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Südtiroler Sprachgruppen (die in ihrem Fanverhalten, anders als oft dargestellt, auch in sich nicht absolut homogen sind) in großen Teilen auf eine bestehende (National-)Mannschaft einigen können. So wie es für viele Deutschsprachige nicht denkbar ist, Italien die Daumen zu drücken, so hegen nur wenige Italienischsprachige im Lande Sympathien für österreichische oder deutsche Teams. Wenn wir alle vom Nationalismus abkehren und gemeinsam mit einer bunten, nicht nationalen Südtiroler Mannschaft mitfiebern könnten, wäre das ein großer Schritt in Richtung gesellschaftlicher Kohäsion.
    • ad Hofer-Hymne: »Zu Mantua in Banden« ist nach Ansicht von als Hymne für die Euregio unbrauchbar. Nicht, weil sie sich gegen die italienischsprachigen Bürgerinnen und Bürger richtet (das tut sie nämlich nicht, denn Andreas Hofer starb ein halbes Jahrhundert bevor Italien überhaupt existierte), sondern weil es ein durch und durch martialisches Lied ist, dass nicht zu einem Friedensprojekt wie der Euregio passt. Inwiefern aber eine Hymne über einen Mann, der zwar reaktionär aber des Italienischen mächtig war und in dessen Reihen Scharen italienischsprachiger Tiroler gegen Bayern und Franzosen gekämpft haben, eine spezifische Provokation gegenüber den italienischsprachigen Mitbürgern sein kann, ist schleierhaft.
    • ad Mameli-Hymne und Trikolore: Grundsätzlich sollte es den Sportlern überlassen bleiben, ob und mit welchen Symbolen sie ihre Erfolge feiern. Für Südtiroler Sportler besteht diesbezüglich jedoch ein immenser Druck und nicht selten wurden in der Vergangenheit absurde nationalpatriotische Bekenntnisse eingefordert. Im Übrigen ist »Fratelli d’Italia« neben der französischen »Marseillaise« und mehr noch als die Andreas-Hofer-Hymne eines der scheußlichsten und martialischsten Lieder überhaupt, das im völligen Widerspruch zu einem pazifistischen europäischen Geist steht.
    • ad Freiheit: Wiederum geht es hier nicht um die Extreme »frei« und »unfrei«, sondern um den Grad der Freiheit. Natürlich können alle Menschen in Südtirol freier leben als in Saudi Arabien. Auch sind wir alle in Europa heute freier als noch vor 60 Jahren. Das heißt dennoch nicht, dass es keine Luft nach oben gibt. Es ist ein Faktum, dass Italien – was Freiheitsrechte betrifft – in vielen Rankings im europäischen Vergleich hinterher hinkt.
    • ad Tolomei: Freilich ist nicht jeder, der tolomeische Namen verwendet, ein Faschist. Es ist auch nicht jeder, der »Neger« sagt, ein Rassist. Wir müssen aber verstehen, dass Wörter und Bezeichnungen – sogar solche die ursprünglich semantisch neutral waren – belastet und somit für andere verletztend sein können und dass konsequenter Antifaschismus/Antirassismus einen Verzicht auf solche Begriffe bedeutet.
    • ad Klischees: Nachdem Foppa kein Klischee über Deutschsprachige und Sezessionisten ausgelassen hat, beklagt sie nun, dass die Italienischsprachigen mit Klischees über sich zu kämpfen hätten. Inwiefern man bezüglich Sprachkenntnissen von einem Klischee sprechen kann, wenn in einem auf dem Papier durchgehend zweisprachigen Land laut Astat-Sprachbarometer ein Drittel der Italienischsprachigen aus welchen Gründen auch immer so gut wie kein Deutsch versteht, bleibt jedem Einzelnen überlassen. (Deutschsprachige, die kein bis rudimentär Italienisch verstehen gibt es rund 5 Prozent).

    Foppa ha ragione, molte azioni di Süd-Tiroler Freiheit — per calcolo o per goffaggine — non contribuiscono esattamente a una visione condivisa della storia e alla comprensione reciproca. Altrettanto controproducente sarebbe classificare (per calcolo o per goffagine) come mere provocazioni tutte le loro proposte, anche quelle potenzialmente unificanti.

    • magliette neutre: Questa proposta va nella stessa direzione di una squadra indipendente. Nel suo nocciolo si tratta di un’idea assolutamente coesiva, se pensiamo al potenziale identificativo dello sport. È assai improbabile che tutti i gruppi linguistici (che anche al loro interno in tal senso, al contrario di quel che si dice, non sono certo omogenei) inizino a tifare congiuntamente una delle squadre (nazionali) esistenti. Così come per molti sudtirolesi di lingua tedesca sarebbe inimmaginabile tifare Italia, pochissimi sudtirolesi di lingua italiana hanno simpatie verso l’Austria o la Germania. Se tuttavia provassimo tutti ad allontanarci dai rispettivi nazionalismi e potessimo tifare una variopinta squadra sudtirolese, ciò sarebbe un passo importante verso la coesione sociale.
    • inno di Hofer: «A Mantova in catene» a giudizio di è inservibile come inno dell’Euregio. Non perché fosse un attacco ai concittadini di lingua italiana (Andreas Hofer perì mezzo secolo prima che esistesse uno stato italiano), ma perché si tratta di una canzone intrinsecamente marziale, inadatta a un progetto di pace come l’Euregio. Ma una canzone su un personaggio certamente reazionario, ma che parlava l’italiano e le cui truppe comprendevano un grande numero di tirolesi di lingua italiana, che con lui combatterono contro francesi e bavaresi, non può certo essere una provocazione specificamente indirizzata ai cittadini italofoni.
    • inno di Mameli e tricolore: Fondamentalmente gli atleti dovrebbero poter decidere se e con quali simboli festeggiare i loro successi. Gli sportivi sudtirolesi però si vedono confrontati con pressioni immense e non di rado in passato gli si è chiesto di dimostrare la loro appartenenza nazionalpatriottica all’Italia. Tra l’altro «Fratelli d’Italia» assieme alla «Marsigliese» (e più ancora dell’inno di Hofer) è una delle canzoni più marziali, totalmente incompatibile con uno spirito di pace europeo.
    • libertà: Qui non si tratta degli estremi «libero» o «non libero», bensì del grado di libertà. È chiaro che tutti in Sudtirolo possono vivere in maggiore libertà che non in Arabia Saudita. E in Europa oggi siamo tutti più liberi che 60 anni fa. Ma ciò non significa che non ci sia più alcun margine di miglioramento. Ed è un fatto che lo stato italiano in molte classifiche internazionali risulta in coda agli stati europei, anche per quanto riguarda la libertà.
    • Tolomei: Ovviamente non tutti coloro che usano i toponomi di Tolomei sono fascisti. Come non tutti quelli che usano la parola «negro» sono razzisti. Dobbiamo però capire che le parole e le denominazioni — perfino quelle che in origine erano semanticamente neutrali — possono essere compromesse o risultare offensive per altri e che un coerente antifascismo/antirazzismo richiede la rinuncia a una certa terminologia.
    • cliché: Foppa non ci risparmia alcun cliché sui sudtirolesi di lingua tedesca e sui secessionisti e poi si lamenta dei cliché sui sudtirolesi di lingua italiana. Ma che i dati confermati dal barometro linguistico dell’Astat, secondo cui un terzo dei cittadini di madrelingua italiana (ma solo il 5% dei cittadini di lingua tedesca) non parla l’altra lingua, difficilmente potrà essere chiamato un cliché.

    Lo sanno bene i sudtirolesi. Per questo il piccolo gesto l’altro giorno in Consiglio, quando avete fatto togliere “altoatesino” dal testo italiano mi ha spaventata.

    Dass die Forderung von der »falschen Seite« und mit »verdeckter Intention« kommt, tut in der Essenz nichts zur Sache. Es geht hier mehr um politische Korrektheit, denn um Aufoktroyierung. Man hätte der Forderung inhaltlich ja auch zustimmen und die eventuell andersgelagerten Motive dafür (politische Korrektheit, Antifaschismus) kommunizieren können. Somit hätte man den politischen Gegner entzaubert und gleichzeitig das – in einem internationalen Geiste – »Richtige« getan. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Aufsatz, den die großartige Lidia Menapace für Politika 10 – Das Südtiroler Jahrbuch für Politik geschrieben hat, in dem sie erklärt, warum sie – wie im Übrigen auch die Verdi Grüne Vërc selbstkonsequent Sudtirolo und nicht Alto Adige verwendet.

    Che la richiesta provenga dalla «parte sbagliata» e con «intenzioni mascherate» è essenzialmente ininfluente. Si tratta più di correttezza politica che di un’imposizione. Quindi si poteva aderire alla mozione comunicando le proprie motivazioni (correttezza politica, antifascismo), smascherando l’avversario politico ma facendo comunque la cosa «giusta». In questo contesto mi viene in mente un contributo della grandissima Lidia Menapace per l’annuario Politika 10, in cui spiegava le ragioni per cui — come anche i Verdi Grüne Vërc stessi — usava solo il termine Sudtirolo e mai Alto Adige.

    Nachtrag:
    Einen demokratischen Entscheid, der sich nur auf den amtlichen Gebrauch bezieht, mit dem Diktat eines totalitären Regimes zu vergleichen, das die historischen Ortsnamen und die deutsche Sprache in allen Lebensbereichen verbieten wollte (und großteils verboten hat) ist absurd. Sind folglich auch die Katalanen, Aostaner, Grönländer, Südafrikaner und australischen Aborigines Revanchisten und auf einer Stufe mit (Franko-)Faschismus und Kolonialismus, da sie genau das getan haben, was auch der Südtiroler Landtag mit seinem Beschluss gemacht hat?

    Appendice:
    È assurdo equiparare una decisione democratica, riferita al solo uso ufficiale di una denominazione, al dettato di un regime totalitario, che intendeva vietare i toponimi originali e la lingua tedesca in tutti gli ambiti (riuscendoci in gran parte). Quindi anche i catalani, gli aostani, i groenlandesi, i sudafricani e gli aborigeni australiani sono sullo stesso piano di (franco-)fascisti e colonialisti, perché hanno fatto la stessa identica cosa che ha fatto anche la dieta sudtirolese con la sua decisione di evitare il termine «altoatesino»?

    Badate bene che ripagare le umiliazioni subí­te con ulteriori umiliazioni, non porta a nulla se non a nuovi conflitti.

    Zustimmung. Aber wo ist die Erniedrigung?

    D’accordo. Ma quale sarebbe l’umiliazione?

    Vi serve probabilmente per accumulare consensi per il vostro progetto secessionista. Ma il prezzo che dobbiamo pagare noialtri, che vogliamo solo pacificamente vivere, capire, fruire la nostra composita e curiosa convivenza, è troppo alto.

    Non voglio pagarlo.

    Und ich möchte nicht den Preis dafür bezahlen, dass vermeintlich weltoffene Menschen, die von Klischees und Ignoranz geprägte Kampagnen einer Zeitung mittragen, indem sie Öl ins Feuer der Ewiggestrigen schütten.

    E io non vorrei pagare il prezzo per chi, ritenendosi persona particolarmente aperta, sostiene le campagne basate su cliché e ignoranza di un certo giornale.

    E non credo di essere sola in questo.

    Der Text hat bestimmt dazu beigetragen, dass noch mehr Menschen ein undifferenziertes Bild haben und sich in ihrer Haltung bestätigt fühlen.

    Il testo ha certamente contribuito a promuovere una visione superficiale delle cose e a confermare molte persone nei loro pregiudizi.

    Siehe auch: /Vedi anche: 01 02 03 04 05



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