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  • Valtònyc: Keine automatische Auslieferung.
    Auch Richter Pablo Llarena muss sich vor Gericht verantworten

    Der vor seiner Verhaftung in Spanien nach Gent* (Belgien) geflohene Rapper Josep Miquel Arenas — alias Valtònyc — wird nicht automatisch der spanischen Justiz übergeben. Dies hat das belgische Gericht vor wenigen Tagen auf Antrag der Verteidigung entschieden, die glaubhaft machen konnte, dass dem Mallorquiner das Recht auf freie Meinungsäußerung versagt wurde.

    Statt dem europäischen Haftbefehl stattzugeben, entschied man sich zu einer inhaltlichen Überprüfung der Vorwürfe, wofür am 3. September ein weiterer Gerichtstermin angesetzt wurde.

    Valtònyc darf sich somit berechtigte Hoffnungen auf eine Ablehnung des Auslieferungsantrags machen. Ob es zu diesem weiteren Debakel der spanischen Gerichtsbarkeit kommen wird, ist allerdings noch völlig ungewiss.

    Anfang September soll aber noch ein weiterer Prominenter vor einem belgischen Gericht erscheinen. Kein geringerer nämlich, als Richter Pablo Llarena vom spanischen Höchstgericht (Tribunal Supremo) wurde vorgeladen, weil ihn ehemalige Mitglieder der katalanischen Regierung wegen Verweigerung von Prozessrechten angezeigt hatten. Zwar ist unwahrscheinlich, dass Llarena eine Verurteilung bevorsteht — doch darum dürfte es bei einer geforderten Entschädigung von einem Euro auch gar nicht hauptsächlich gehen. Läuft zwischen Kläger und Angeklagten ein Prozess, könnte Llarena in Spanien als Befangen eingestuft werden; dann müsste er das Verfahren gegen Puigdemont & Co anderen übergeben.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02

    *) und nicht, wie ursprünglich vermutet, nach Brüssel



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  • App-Empfehlung: ‘Magic Earth’.

    Sie kann alles, was man von einer Kartenapp erwartet: Satelliten-, Karten- und 3D-Ansicht, Turn-by-Turn-Navigation, aktuelle Verkehrslage, Offlinekarten und Öffi-Fahrpläne.

    Doch vor allem beruht die kostenlose Magic-Earth-App auf dem »offenen« Kartenmaterial des Crowdsourcingprojekts OpenStreetMap (OSM). Das hat nicht nur den (ideellen) Vorteil, profitorientierten Konzernen wie Google, Apple & Co das Monopol über die Geografie — oder wenigstens die Kartografie — streitig zu machen und Informationen über unseren Aufenthaltsort vorzuenthalten. OSM ist meiner Erfahrung nach auch in Bezug auf Berücksichtigung der leider nach wie vor nicht amtlichen historisch gewachsenen Ortsnamen in Südtirol*, sowie in Präzision und Informationsreichtum unerreicht.

    Cëla enghe: 01 02 03

    Hinweis: Dies ist keine bezahlte Werbung und BBD zieht keinen wie auch immer gearteten Nutzen aus dieser App-Empfehlung.

    *) wobei auch die Reihung (in ganz Südtirol, einschließlich Ladinia) offensichtlich nicht dem Zufall überlassen wurde



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  • Der Umgang mit öffentlichen Mitteln.

    Aus dem Global Competitiveness Report 2017-2018 des World Economic Forum (WEF): die Bewertung der Effizienz öffentlicher Ausgaben.

    Weltweit schneiden die Vereinigten Arabischen Emirate am besten ab, europaweit ist Deutschland führend. Ebenfalls gut behaupten sich kleine Länder wie Luxemburg, Island oder Malta. Österreich befindet sich im unteren Drittel der 136 Staaten umfassenden Wertung, Italien und Griechenland sind europäische Schlusslichter.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Die Einsprachigkeit von ALDI & Co.

    Die Neue Südtiroler Tageszeitung (TAZ) berichtet über die Eröffnung eines ALDI-Supermarktes in Bruneck und die damit in Zusammenhang stehende »Polemik« um die fehlende Zweisprachigkeit:

    Der Start ist gleich mit einer kleinen Polemik verbunden, die die Schwächen der ausländischen Ketten aufzeigt: Die Werbung und die Beschriftung waren vor allem in italienischer Sprache gehalten, das hat viele – deutschsprachige – Kunden in Südtirol geärgert.

    Zum einen, weil sie mit Aldi einen deutschen oder österreichischen Discounter in Verbindung bringen. Und zum anderen, weil sie sich zumindest eine zweisprachige Beschriftung erwarten können.

    – Tageszeitung

    Es ist erfreulich, dass potenzielle Kundinnen und Medien die ärgerliche Tatsache nicht einfach stillschweigend hinnehmen, dass Konzerne in Südtirol oft so agieren, als befänden sie sich in einer beliebigen italienischen Region.

    Andererseits handelt es sich dabei weniger um eine Schwäche der ausländischen Ketten, als um ein Versagen der Südtirolautonomie in der Bekämpfung der »nationalen Logik«.

    Ein Blick ins Internet ist sehr aufschlussreich: Während der Webauftritt von ALDI Italien einsprachig Italienisch ist, ist jener von ALDI Suisse und ALDI Belgien drei-, der von ALDI Luxemburg zweisprachig, obschon

    • die italienische Schweiz rund 350.000
    • die deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien knapp 77.000 und
    • Luxemburg als Ganzes nur 583.000

    Einwohnerinnen zählt.

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Staaten, Grenzen und darin geltende Gesetze haben — ob es uns im Einzelnen gefällt oder nicht — konkrete Auswirkungen auf fast jeden Lebensbereich.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02 03 04 05



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  • Facharztbettelei in Wien.

    Die TAZ berichtet heute sowohl online, als auch in der Printausgabe, der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) habe Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) versprochen, sich für die »Wiederanerkennung« der Facharztausbildung einzusetzen.

    Seit 2013 erkennt Italien die Facharztausbildung in Südtirol nach österreichischem Modell nicht mehr an — was früher ging, geht schon seit einem halben Jahrzehnt nicht mehr und die Südtiroler Schönwetterautonomie kann dagegen nichts ausrichten.

    Das ist ein Paradebeispiel dafür, wie

    • uns der Zentralismus des Staates schadet;
    • sinnlos Energien für eine Lösung eingesetzt werden müssen, die es schon einmal gab (zurück in die Vergangenheit) und
    • sich dies sehr konkret (negativ) auf die Lebensqualität in diesem Lande auswirkt.

    Und das, obwohl in Rom bis vor kurzem autonomie- und SVP-freundliche Regierungen am Werk waren. Angeblich.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Abschreckende Anerkennungsbürokratie.
    Auch so wirkt die »nationale Logik«

    In einem Community-Beitrag beschreibt der grüne Landtagskandidat Pascal Vullo auf Salto unter anderem die Schwierigkeiten mit der Anerkennung von ausländischen Studienabschlüssen in Italien. Obschon mehr als die Hälfte der Südtiroler Studentinnen in Österreich und in Deutschland studierten, wo

    gute, renommierte Unis ohne Studiengebühren und gute Arbeitsperspektiven

    lockten, sei die anschließende Anerkennung des Abschlusses für den öffentlichen Dienst »oft ein schwer überwindbares Hindernis«. Eine schnelle Anerkennung über die Uni Bozen sei nur in einigen Fachbereichen möglich, für die es Abkommen mit Universitäten in Österreich gibt.

    In seinem eigenen Fall (Diplomingenieur der Fachrichtung Umweltschutztechnik an der Universität Stuttgart) müsste er

    für eine fachliche Anerkennung eine Uni in Italien finden, die den genau gleichen Lehrplan anbietet und meine Kurse anerkennt. Unmöglich ohne ein halbes Studium nachzuholen inklusive Studiengebühren, Aufnahmelisten etc.

    Für die alternative Einzelanerkennung, die für jede Eintragung in Ranglisten oder Teilnahme an öffentlichen Wettbewerben jedes Mal von neuem beantragt werden müsse, beschreibt Vullo folgenden Weg bei gleich zwei Ministerien in Rom:

    • Eine “Dichiarazione di valore” vom italienischen Konsulat in Deutschland
    • beglaubigte Kopien und eine Menge teurer Stempelmarken und Einschreiben

    zusätzlich zu Übersetzungen einer vereidigten Übersetzerin. Dass Deutsch in Südtirol gleichgestellte Amtssprache ist, interessiert in Rom wahrscheinlich niemand.

    Mehrere Stellen in der öffentlichen Verwaltung habe er in Südtirol inzwischen ausschlagen müssen, so der Landtagskandidat. Sein wenig erstaunliches Urteil lautet unter anderem, dass man so den Nachwuchsmangel in öffentlicher Verwaltung und Gesundheitswesen nicht bekämpfe.

    Wenig attraktive Bezüge im öffentliche Sektor, jedenfalls unterhalb der Führungsebenen, helfen da auch nicht weiter.

    Sein sizilianischer Vater versuche bereits, ihn zurück nach Deutschland zu locken.

    So schrecken wir durch die überbordende italienische Bürokratie und zu niedrige Löhne Einwanderungswillige ab, während Südtirolerinnen problemlos (nicht nur) in den restlichen deutschen Sprachraum abgeworben werden, wo Arbeitskräften oft der rote Teppich ausgerollt wird.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02 03 04



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  • Migrationsdarwinismus.

    Vor drei Jahren, im Juni 2015, konnte der Gastroenterologe i. R. Giorgio Dobrilla in seiner AA-Rubrik vor den angeblichen Gefahren der Migration für die öffentliche Gesundheit warnen.

    La tragedia umanitaria dell’immigrazione potrebbe […] diventare anche un problema sanitario per tutti e non solo per i migranti. […] La miopia politica così tangibile in particolare negli ultimi tempi spingerebbe al pessimismo, ma a salvarci rimane l’ottimismo della volontà.

    Schon im Titel seines Beitrags (»Quando migranti sono anche… i virus«) hatte er eine grausige Parallele zwischen Menschen und Viren hergestellt.

    Doch nun gibt er Entwarnung. In seinem heutigen Beitrag für dasselbe Blatt schreibt er:

    In realtà, le malattie infettive sono un problema sovradimensionato (sic). Ciò probabilmente si spiega con la giovane età di chi arriva dal Centro Africa dopo un viaggio drammatico che ha certo selezionato i soggetti più sani, mentre le persone malate o più anziane si perdono prima per strada e poi per mare.

    Jetzt wissen wir auch, was wir von der Verweigerung legaler Fluchtmöglichkeiten nach Europa haben: eine erzwungene natürliche Selektion, die uns die Alten und Kranken, einschließlich ihrer Viren, vom Leibe hält.

    Zynischer und menschenverachtender könnte man kaum argumentieren.

    Cëla enghe: 01



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  • Geld statt Autonomie.
    Quotation

    Die Wahl einer regionalistischen Partei (wie die Südtiroler Volkspartei in Italien oder die Christlich Soziale Union in Deutschland) beruht häufig auf Überlegungen, die anders sind als jene, die der Wahl einer sezessionistischen Partei zugrunde liegen. Regionalistische Parteien organisieren sich, um regionale Interessen und Traditionen zu verteidigen, doch diese Verteidigung nimmt oft die Form einer näheren Integration mit dem Zentrum an. Das Ziel vieler regionalistischer Parteien ist es, mehr Ressourcen vom Zentrum abzuschöpfen, statt mehr Autonomie zu erhalten.

    Übersetzung:

    In seinem beachteten* Beitrag The cross-sectional determinants of secessionism in advanced democracies schreibt Politikwissenschafter (Yale) Jason Sorens — der sich schwerpunktmäßig mit Autonomie und Sezession befasst — also mit ausdrücklichem Bezug auf die Südtiroler Volkspartei (SVP), dass regionalistische Parteien schlussendlich eine (systemerhaltende) Integration in den Zentralstaat vorantreiben, die mit viel Geld und wenigen Zuständigkeiten einhergeht.

    Diesbezüglich sind auch die folgenden Links aufschlussreich.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06

    *) Google Scholar verzeichnet 125 Zitate in anderen wissenschaftlichen Arbeiten



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