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  • Wer hat das Sagen in Europa?
    Die “linksgrünversifften Gutmenschen-Willkommensklatscher” eher nicht

    Europa respektive die Europäische Union geht den Bach runter. Zumindest lautet so die Diagnose nicht weniger Kommentatoren. Ein Wechsel muss her. Und zwar schnell, bevor es zu spät ist. Wobei man sich erstaunlich uneinig darüber ist, wer denn nun alles den Bach runter gehen hat lassen. Wer trägt Schuld am Chaos, am Untergang des Abendlandes? Sind es die “linksgrünversifften Gutmenschen-Willkommensklatscher” oder die “Nazis”? Jedenfalls ist es der politische Gegner, der bekanntlich ganz Europa in seinem Würgegriff hält und dem Kontinent seine Ideologie aufoktroyiert.

    Da mir solche Radikalurteile mit Hang zur Dramatisierung immer recht suspekt sind, hab ich mir die Mühe gemacht, die politische Zugehörigkeit der europäischen Staats- und Regierungschefs (plus der Rats-, Kommissions- und Parlamentspräsidenten der EU) der vergangenen rund 30 Jahre herauszusuchen.

    Einige Beobachtungen dazu:

    • Die Mehrheit der Menschen in der EU lebt in Ländern mit einer Rechtsregierung (konservativ, christdemokratisch, nationalistisch, rechtspopulistisch).
    • In rechtsregierten EU-Ländern leben mehr Menschen (228 Millionen) als in links- und liberalregierten zusammengenommen (106 + 104 Millionen).
    • EVP-Mitglieder (Europäische Volkspartei) stellen in 10 von (noch) 28 EU-Ländern die Regierungschefs. Der SPE (Sozialdemokratische Partei Europas) bzw. der Linken können 9 Regierungschefs zugerechnet werden. 6 gelten als Liberale, während in 3 Ländern der Regierungschef parteilos ist oder keiner Strömung zugeordnet werden kann.
    • Die “Blüte” der Parteien des rechten Spektrums war um das Jahr 2011. Damals waren 21 der 28 EU-Mitgliedsstaaten “rechtsregiert”. Die “rote Glanzzeit” lag um das Jahr 1996, als 13 Länder einen Regierungschef aus dem linken Spektrum hatten. 6 liberale Regierungschefs gab es neben 2018 auch schon 2003.
    • Seit 2015 stellt die EVP sowohl den EU-Kommissionspräsidenten als auch den EU-Ratspräsidenten und den EU-Parlamentspräsidenten.
    • Irland (wie auch Südtirol) wurde in den vergangenen 30 Jahren stets von konservativen Volksparteien regiert, während in Portugal in dieser Zeit immer eine sozialdemokratische Partei am Ruder war.
    • Wohlstand bzw. Entwicklungsgrad (HDI – Human Development Index) eines Landes korrelieren nicht mit einer einzigen politischen Richtung. Es gibt erfolgreiche links-, rechts- und liberalregierte Länder und tendenzielle Krisenstaaten, in denen in der Vergangenheit mehrheitlich linke wie auch rechte Parteien an der Macht waren. Nur Länder mit liberaler Tradition gehören tatsächlich selten zu den Verlierern.
    • Wohlhabende und höher entwickelte Länder tendieren auffällig oft zu langen, stabilen Perioden, in denen eine politische Richtung den Ton angibt. Krisenländer kennzeichnet eher ein ständiger Wechsel in der politischen Affinität.
    • Es scheint in den meisten Staaten nach wie vor einen einigermaßen gesunden demokratischen Wettbewerb zu geben, der einmal die eine und einmal die andere Seite nach oben spült.

    Eine Interpretation der einleitenden Anschuldigungen auf Basis dieser Beobachtungen sei jedem Leser/jeder Leserin selbst überlassen.



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  • Dolomitesvives auch in Prags eine Farce.
    Greenwashing auf Südtirolerisch

    Neben jenem am Sellajoch gibt es ein kleines Dolomitesvives auch am Pragser Wildsee: Vom 16. Juli bis zum 16. September wäre dort die Zufahrtstraße von 10.30 bis 14.00 Uhr für den motorisierten Verkehr gesperrt. Man dürfte also eigentlich nur 21,5 Stunden am Tag zum See hin- und rund um die Uhr wieder zurückfahren. Wie die dieswöchige ff berichtet und auch fotografisch dokumentiert, war das aber offenbar eine unzumutbare Einschränkung, weshalb das Durchfahrtsverbot nun um ein Zusatzschild ergänzt wurde, wonach die Zufahrt von 10.30 bis 14.00 Uhr nur dann gesperrt sei, wenn der Parkplatz voll belegt ist. Es darf also nicht hingefahren werden, wenn es sowieso fast sinnlos ist, weil es keine Parkplätze mehr gibt. Man sieht: Umweltschutz muss nicht immer im Widerspruch zum motorisierten Individualverkehr sein.

    Nur genieren darf man sich halt nicht.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • 100% italienische Erdbeeren.
    Nicht nur in Südtirol absurd

    In Obstgeschäften und Supermärkten stößt man auch hierzulande immer wieder auf Produkte, die angeblich »100% italienisch« seien. Weil ich mich an diesem Schwachsinn stoße, vermeide ich — just for the record — solche Erzeugnisse fast reflexhaft. Genauso, wie ich übrigens 100% Südtiroler, 100% deutsches oder 100% spanisches Obst und Gemüse im Regal lassen würde.

    Mit diesen Freienfelder Erdbeeren (es sind halt schon wieder die Erdbeeren) ist mir nun jedoch zum ersten Mal ein Landwirtschaftsprodukt aus Südtirol aufgefallen, das 100% italienisch sein will. Was, wenn möglich, noch absurder ist.

    Über jedes Ärgernis hinaus, dass sich Südtiroler Bäuerinnen zu hundertprozentigen Italienerinnen erklären1was ggf. aber auch handfeste Auswirkungen haben kann, indem so ein nationalistisches Label etwa grenzüberschreitende Kooperationen in der Euregio erschweren würde, sei mir dies aber Anlass für eine grundsätzliche Feststellung: So etwas wie 100% italienisch oder 100% südtirolerisch gibt es faktisch nicht. Es ist nur eine Beleidigung und Geringschätzung für sämtliche ausländischen Arbeiterinnen, die mittelbar und unmittelbar an der Entstehung der Ware beteiligt sind.

    Kann Agro Griesser garantieren, dass bei der Herstellung der Gewächshäuser und Folientunnels, der Beregnungsanlagen, der landwirtschaftlichen Maschinen und Hilfsmittel, beim Setzen der Pflanzen, am Pflücken und Sortieren der Erdbeeren keine Menschen oder Rohstoffe im Spiel waren, die nicht 100% italienisch sind? Wenn nein: Pity. Wenn ja: Was soll der Mehrwert sein?

    Vor einiger Zeit hatte es das britische Modelabel Jigsaw mit einer beachteten Werbekampagne auf den Punkt gebracht:

    British Style is not 100% British. In fact, there’s no such thing as ‘100% British’. Or 100% Dutch, French, American, Asian or European. Whatever your opinion, at some point in your ancestry someone moved in and unsettled the neighbours. Because none of us are the product of staying put. And we’re no different. […] Without immigration, we’d be selling potato sacks. We need beautiful minds from around the world. Working with beautiful materials from around the world. […]

    Jigsaw – Beautifully British since 1970

    In einem vielfältigen Land wie Südtirol sollte diese wirklich einfache Erkenntnis eigentlich allen bewusst sein.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02 03

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      was ggf. aber auch handfeste Auswirkungen haben kann, indem so ein nationalistisches Label etwa grenzüberschreitende Kooperationen in der Euregio erschweren würde


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  • Unternehmen oder Menschen?
    Quotation

    Mit welcher Begründung sollen eigentlich Unternehmen das Recht haben, überall auf der Welt Geld zu verdienen, Menschen aber nicht? Warum fordern wir das eine als Recht ein, sehen das andere als letztlich in unser Belieben gestellte Geste der Humanität?

    Thomas Duve in der FAZ vom 31. Juli 2018

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Il passaporto che annulla le minoranze.

    Oggi, sul quotidiano A. Adige è apparso un articolo di Francesco Palermo, già senatore PD/SVP, sul solito tema della doppia cittadinanza. Fra le altre, il giurista e «esperto di minoranze» pone anche la seguente interessantissima domanda:

    Sarebbe ancora giustificato parlare di minoranze di fronte a cittadini di un altro Paese?

    Cioè: se le cittadine sudtirolesi di lingua tedesca e ladina ottenessero, oltre a quello italiano, anche il passaporto austriaco si tratterebbe ancora di minoranze?

    Questione fondata, visto che — si sa — da quando

    • la comunità italiana in Croazia ha avuto diritto alla doppia cittadinanza croata e italiana
    • la Slovenia concede il proprio passaporto a membri della comunità slovena in Friuli e nella Venezia Giulia e
    • i magiari di Transilvania hanno ottenuto il passaporto ungherese

    le relative minoranze: puf, sono scomparse nel nulla, trasformandosi come d’incanto in comitive turistiche permanenti.*

    Qualche mese fa lo stesso Palermo aveva posto un’altra domanda fondamentale: ma le eventuali titolari di doppia cittadinanza saranno esonerate dal doppio pagamento delle tasse (come d’altronde è già previsto dai trattati in vigore)? Noi, ovviamente, rimaniamo in attesa di ulteriori entusiasmanti evoluzioni.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01

    *) se non erro vengono definite proprio così nella legge 482/99



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  • Bürokratievergleich.
    Quotation

    Wie ist es um die Bürokratie bestellt?
    Südtirol ist auf diesem Gebiet sicher nicht der Negativweltmeister. Italien ist da schon schwieriger. Wir arbeiten in Italien und in Österreich mit demselben Geschäftsmodell, also stark mit öffentlichen Ausschreibungen in den Bereichen Essenszubereitung und Reinigung. In Italien haben wir neun Personen in der Rechtsabteilung, davon acht Anwälte. Dazu ziehen wir externe Fachleute heran: Vergaberechtler, Zivilrechtler, Strafrechtler, Markenrechtler, Lebensmittelrechtler.

    Und in Österreich?
    In Österreich, wo wir immerhin auch rund 50 Millionen Euro Umsatz machen, gibt es keine Rechtsabteilung. Wir haben zwei Anwälte, die wir je nach Bedarf heranziehen. Da sieht man, dass es in einem europäischen Kontext theoretisch möglich sein müsste, schlankere Verfahren abzuwickeln.

    Aus dem Interview mit Evelyn Kirchmaier, Generaldirektorin des Südtiroler Familienunternehmens Markas, in ff 31/2018.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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