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  • Rettung für Geburtsstationen?

    Neuen Informationen zufolge können die Geburtsstationen in Sterzing und Schlanders, obschon sie die Mindestfallzahl von 500 Geburten pro Jahr nicht erreichen, gerettet werden. Was mit der Station in Innichen passiert, die beinahe über Nacht geschlossen wurde, scheint noch unklar. Die (auch für Souramont wichtige) Einrichtung ist möglicherweise einer Kurzzeitbestimmung zum Opfer gefallen.

    Während diese Geburtsstationen also bis gestern als Gefahr für die Unversehrtheit von Mutter und Kind galten, soll es nun plötzlich anders sein. Mit besonnener und glaubwürdiger Politik hat das nicht viel gemein. Wie froh wir nun auch über die Entscheidung sein mögen: Sie führt uns gleichzeitig vor Augen, wie willkürlich (angeblich alternativlose) Weichenstellungen vorgenommen werden und wie wenig die sogenannte Vorzeigeautonomie gegen Rom ausrichten kann und will. Ohne ein neuerliches Dekret aus dem Gesundheitsministerium, das das Kriterium der Mindestfallzahlen aufweicht, hätte wohl zumindest Sterzing dasselbe Schicksal ereilt, wie Innichen.

    Denen, die den Mut hatten, sich nicht nachvollziehbaren und zu keinem Zeitpunkt glaubwürdig vermittelten Entscheidungen zu widersetzen — durch Kundgebungen, durch ihr Wahlverhalten, durch konstruktive Kritik — anstatt, wie zahlreiche Entscheidungsträger, einfach die Nerven wegzuwerfen, muss man an dieser Stelle großen Dank aussprechen. Wahrscheinlich käme sonst der Beschluss aus Rom für alle drei Bezirkskrankenhäuser zu spät.

    Das Trentino hat, dank der beharrlichen Weigerung seines Landtags, die gesundheitliche Nahversorgung aufs Spiel zu setzen, sicher auch zu dieser Entwicklung beigetragen.



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  • Flüchtlingskrise und Rechtsextremismus in Südtirol.

    Seit Monaten flüchten Menschen aus den Krisenregionen im Nahen Osten nach Europa und auch zu uns nach Südtirol, wo man versucht, die — im Vergleich zu benachbarten Regionen in Österreich und Deutschland relativ wenigen — Geflüchteten im Land zu verteilen. Die damit zusammenhängende Verunsicherung mancher Südtirolerinnen versuchen nun rechtsextremistische Parteien und Bewegungen immer dreister für sich zu nutzen, um hierzulande Fuß zu fassen.

    • Schon mehrere Wochen ist es her, dass die neofaschistische CasaPound an Flüchtlingsunterkünften in Südtirol (zum Beispiel in CasaPound fora!Pfitsch) Banner und Plakate mit fremdenfeindlichen Parolen anbrachten;
    • Die prekäre Situation am Bozner Boden, wo die Geflüchteten mit illegaler Prostitution und einer gewissen Vernachlässigung des Quartiers durch die Gemeindeverwaltung zusammentreffen, versuchen die Neofaschistinnen nun schon seit geraumer Zeit für sich auszuschlachten, indem sie sich als Garantinnen für Recht und Ordnung gerieren. Ihre menschenfeindlichen Ansichten wurden kürzlich durch ein Fest konterkariert, an dem auch die Geflüchteten beteiligt waren;
    • Diese Woche führte der »Veneto Fronte Skinhead« auch in Bozen, wie in Städten Oberitaliens, eine Einschüchterungsaktion durch, bei der vor dem Sitz verschiedener Hilfsorganisationen (Volontarius, Caritas…) die Silhouetten toter »Italiener« deponiert und Flugblätter bedrohlichen Inhalts hinterlegt wurden;
    • Die vom Land organisierte Informationsveranstaltung zum Flüchtlingsthema in Urtijëi missbrauchte (unter dem Beifall zahlreicher Anwesender) der Bozner CasaPound-Chef Andrea Bonazza für eine Show in eigener Sache. Ein Video, das im Netz kursiert, zeigt, wie unbeholfen und tatenlos die Verantwortlichen, einschließlich Soziallandesrätin Martha Stocker und ihr Kollege Florian Mussner, auf diese dreiste Provokation reagierten. Auch im Nachhinein war vonseiten des Landes keine Verurteilung des Vorfalls zu vernehmen.


    Gerichte, Politik, Medien und Zivilgesellschaft scheinen zu versagen, wenn es darum geht, den menschenfeindlichen Extremisten Einhalt zu gebieten. Erst kürzlich wurde ein Wiederbetätigungsverfahren gegen Bonazza, der Kontakte zur »Goldenen Morgenröte« pflegt, eingestellt, obwohl er sich in einem Radio-Interview offen als Hitler- und Mussolinifan geoutet hatte. Unbehelligt blieben er und seine schwarzbraunen Kameraden auch in Zusammenhang mit den Vorfällen rund um den Auftritt von Matteo Salvini in Bozen.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Noeles.info ist zurück.

    Fast auf den Tag genau drei Jahre, nachdem im November 2012 der letzte Beitrag erschienen war, nimmt das ladinische Portal Noeles wieder seine Aktivität auf. Wichtige Themenschwerpunkte des Portals waren und sind nach wie vor die Rechte der ladinischen Sprache, die Standardisierung des Dolomitenladinischen sowie die territoriale und administrative Wiedervereinigung mit Anpezo, Col und Fodom.

    Als die Seite zu Beginn der 2000er Jahre gegründet wurde, stand sie unter anderem in enger Verbindung mit der Union Scritours Ladins Agacins unter der Leitung des kürzlich verstorbenen Berto Videsott.

    Noeles will nun in dieser Tradition, die auch einen offenen Blick zu den kulturellen Geschwistern in Graubünden und Friaul umfasst, sowie im Geist von 1946, als die LadinerInnen auf dem Sela eine Wiedervereinigung mit Südtirol forderten, weiterarbeiten. Nach wie vor sei das grundlegende Ziel der ladinischen Einheit nicht erreicht.

    hatte bereits mit dem »alten« Noeles die gegenseitige Übernahme von Artikeln vereinbart — und das »neue« Noeles hat diese Gewohnheit durch die Übernahme eines Beitrags gleich wieder aufgefrischt.

    Wir wünschen viel Erfolg!



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  • Sprachfertigkeiten: Deutsch und Italienisch.

    Im Rahmen des Sprachbarometers werden im Zehnjahresrhythmus auch die Sprachfertigkeiten der Südtirolerinnen erhoben. Da dies aufgrund einer Selbsteinschätzung der Befragten geschieht, entstehen naturgemäß gewisse Unschärfen, doch gestattet es diese anerkannte Methode durchaus, grundlegende Aussagen über die Mehrsprachigkeit in unserem Lande zu machen.

    Ermittelt wurden die Kompetenzen getrennt nach den vier Grundfertigkeiten (lesen/schreiben/sprechen/hören), da es hier mitunter zu größeren Abweichungen kommt.

    Ich möchte hier speziell auf die beste und auf die schlechteste Beherrschungsstufe eingehen, da dies meines Erachtens einige interessante Rückschlüsse ermöglicht.

    Während der Volkszählung 2011 haben sich 69,6 Prozent der Südtirolerinnen der deutschen Sprachgruppe zugeordnet, 25,8 Prozent der italienischen. Allerdings spiegeln sich diese Werte in den Sprachkompetenzen kaum wider. Betrachten wir diejenigen, die laut Sprachbarometer angaben, in mindestens einer der beiden großen Landessprachen höchstens einige Wörter zu verstehen: Der Anteil derjenigen, die kein Hochdeutsch lesen oder schreiben können, ist mehr als doppelt so hoch, wie der von denen, die kein Italienisch lesen oder schreiben können. Beim Sprechen und beim Hörverständnis ist der Unterschied noch deutlich größer.

    Obschon fast dreimal so viele Südtirolerinnen der deutschen Sprachgruppe angehören wie der italienischen, beherrschen wesentlich mehr Südtirolerinnen kein Deutsch.

    Dieses Fazit bestätigt sich auch, wenn wir die höchste Kompetenzstufe betrachten. Zwar beherrschen laut Sprachbarometer mehr Menschen in Südtirol gut Deutsch als gut Italienisch — aber bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie es die Konsistenz der deklarierten Sprachgruppen (69,6 bzw. 25,8 Prozent) vermuten ließe.

    Was das Hochdeutsche betrifft, erreichen in den Grundfertigkeiten lesen, schreiben und sprechen nicht einmal so viele die höchste Kompetenzstufe, wie angaben, der deutschen Sprachgruppe anzugehören. Nur beim Hörverständnis (73,8 Prozent) wird die Sprachgruppenkonsistenz um vier Prozentpunkte überschritten.

    In Bezug auf die italienische Sprache wird die höchste Kompetenzstufe hingegen von weit mehr Befragten erreicht, als die Werte der Volkszählung vermuten ließen. Beim Hörverständnis gaben etwa rund dreimal soviele an, die höchste Kompetenzstufe (»ich verstehe alles«) zu erreichen, als die italienische Sprachgruppe Mitglieder zählt.

    Es bestätigt sich, dass das Ergebnis der Volkszählung ein ungeeigneter Gradmesser für die Beherrschung der Landessprachen ist. Und: Dass Südtirol zunehmend »verdeutsche«, ist gemäß Daten des Sprachbarometers eine völlig unhaltbare Behauptung.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Kultur als Waffe.
    Quotation

    Immaginano il terrore, noi rispondiamo con la cultura.

    — Matteo Renzi

    Italiens Premier Matteo Renzi (PD) hat als Reaktion auf die Attentate in Paris angekündigt, je eine Milliarde Euro in Kultur und Sicherheit zu investieren – mit Fokus auf heruntergekommene Vorstädte und Jugendliche. Für 18-Jährige soll es eine “Kultur-Bonus-Card” im Wert von 500 Euro geben, mit der sie Theatervorstellungen, archäologische Stätten und ähnliches besuchen können. Die italienische Regierung widersteht dem Kriegsreflex und denkt langfristig. Schön, dass es das noch gibt.

    Cëla enghe: 01



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  • Sollen Ortsnamen ›übersetzt‹ werden?

    Das neue Sprachbarometer des Landesstatistikinstitutes (Astat) bietet interessante Einblicke nicht nur in sprachliche Thematiken im engeren Sinne, sondern zum Beispiel auch in die Einschätzung der Südtirolerinnen zum leidigen Thema der sogenannten »zwei- oder dreisprachigen Ortsnamen«. Dabei ist es ja eigentlich ein Missverständnis, dass Namen eine Sprache »haben«, mal davon abgesehen, dass die italienischen Ortsbezeichnungen zum allergrößten Teil Erfindungen eines Protofaschisten sind — aber das wurde hier im Blog schon oft genug durchgekaut.

    Das Astat hat unter anderem erhoben, ob die Befragten der Auffassung sind, dass

    • alle Orts- und Flurnamen zwei- bzw. dreisprachig sein
    • neu entstehende Ortschaften eine zwei- bzw. dreisprachige Benennung bekommen

    sollten, was ich in den beiden Diagrammen zusammengefasst habe, die diesen Beitrag begleiten. Wenig erstaunlich ist, dass vor allem die Mitglieder der deutschen Sprachgruppe die geringste Zustimmung zur Übersetzung von Orts- und Flurnamen zeigen. Das Ausmaß überrascht dann aber trotzdem, schließlich pflichten den beiden oben genannten Postulaten jeweils über 70% bzw. über 60% nicht bei.

    Ortsnamen 1 (2004-2014).

    Auffallend und begrüßenswert ist meiner Auffassung nach jedoch vor allem, dass die Forderung nach »zwei- und dreisprachigen Orts- und Flurnamen« (unabhängig davon, ob im Fall von bestehenden oder »neuen« Ortschaften) bei den Südtiroleinnen jeglicher Muttersprache rückläufig ist. Zwischen 2004 und 2014 kann also im Trend von einer Abkehr von der Forderung nach flächendeckender Übersetzung von Toponymen gesprochen werden.

    Ortsnamen 2 (2004-2014).

    Die deutsche Sprachgruppe ist dabei die einzige, die sich eher mit der Übersetzung von Bezeichnungen neuer Ortschaften anfreunden könnte, als mit der Beibehaltung der (tolomeischen) Übersetzungen bestehender Orts- und Flurnamen.

    Wiewohl Südtirolerinnen italienischer Muttersprache eine deutlich größere Zustimmung zur flächendeckenden Übersetzung von Toponymen zeigen, stimmen immerhin zwischen einem guten Viertel (27,8%) und einem knappen Drittel (32,9%) von ihnen nicht mehr mit dieser Forderung überein. Das ist deutlich mehr, als man vermutlich erwartet hätte — und bedeutet einen klaren Fortschritt im Vergleich zur Erhebung von 2004.

    Die (relativ hohen) Zustimmungswerte der Ladinerinnen zur Übersetzung von Ortsbezeichnungen könnten meiner Meinung nach wenigstens teilweise mit einem möglichen Missverständnis zusammenhängen: Deutlich öfter als im restlichen Südtirol sind in Ladinien mehrere, manchmal alle drei Ortsbezeichnungen historisch gewachsen. Die Abkehr von Übersetzungen könnte hier die Unsicherheit befeuern, ob am Ende tatsächlich das ladinische Endonym erhalten bliebe — und nicht gerade dieses zugunsten der deutschen bzw. italienischen Bezeichnung aufgegeben werden müsste. Hätte die Frage also deutlich zum Ausdruck gebracht, dass in Ladinien (wennschon) die »deutschen« und die »italienischen« Toponyme wegfallen würden, hätte hier das Umfrageergebnis möglicherweise anders ausgesehen. Aber das sind Spekulationen.

    Für mich wenig überraschend ist die Tatsache, dass Südtirolerinnen mit einer anderen Muttersprache (als Deutsch, Italienisch oder Ladinisch) relativ wenig mit zwei- und dreisprachigen Orts- und Flurnamen anfangen können, ihre Zustimmung zu »Übersetzungen« also nur von der deutschen Sprachgruppe unterboten wird. Die flächendeckende »Übersetzung« von Toponymen ist als unbeseitigtes Überbleibsel einer totalitären Diktatur quasi ein weltweites Unikum, auf das Außenstehende häufig mit Verwirrung und Unverständnis reagieren. Besonders dann, wenn sie die historischen Hintergründe kennen.

    In Summe sprechen sich laut Sprachbarometer nur noch 41,9% der Südtirolerinnen dafür aus, dass alle Orts- und Flurnamen zwei- oder dreisprachig sein sollten. Die Zustimmung zur zwei- oder dreisprachigen Benennung neuer Ortschaften ist mit 45,7% etwas höher, aber im Gegensatz zu 2004 ebenfalls nicht mehr mehrheitsfähig.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01



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  • Rai: PD »eliminiert« Sardisch und Friaulisch.

    Renzi-Regierung und PD treiben im römischen Parlament gerade eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks voran, in deren Zuge sämtliche Minderheiten außen vor gelassen wurden, die nicht auf den externen Schutz durch einen anderen Staat verweisen können. Während Deutsch und Ladinisch (Südtirol/Österreich), Französisch (Aoûta/Frankreich) und Slowenisch (Friaul-JV/Slowenien) im Gesetzestext ausdrücklich erwähnt wurden, bleibt allen anderen anerkannten Minderheitensprachen die Anerkennung verwehrt. Dies schließt die beiden größten nichtitalienischen Sprachgemeinschaften des Landes, die sardische (über 1 Mio. SprecherInnen) und die friaulische (über eine halbe Mio. SprecherInnen) mit ein. Bis dato sind die meisten anerkannten Minderheitensprachen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk — allerdings häufig mit vernachlässigbaren Sendezeiten — vertreten.

    Selbst im Vergleich zur bereits heute unzureichenden Situation wäre das neue Gesetz ein Rückschritt.

    Bislang zeigt sich der PD selbst gegenüber Forderungen aus den eigenen Reihen völlig unsensibel. Ein Abänderungsantrag mehrerer friaulischer PD-Parlamentsabgeordneter wurde ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Widerstand aus Sardinien und Friaul wird erst gar nicht zur Kenntnis genommen.

    Die Provinz Udine hat bereits angekündigt, sich nach der zu erwartenden Verabschiedung des Gesetzes an die Hohe Kommissärin für nationale Minderheiten der OSZE und an das italienische Verfassungsgericht (wegen Verletzung von Artikel 6) wenden zu wollen.

    Der PD, der sich in Südtirol gern als plurilinguale und interethnische Partei aufspielt, bereitet sich in Rom also darauf vor, den ungeschützteren (und bereits heute vor sich hin vegetierenden) Minderheitensprachen ein (mediales) Ende zu bereiten. Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, die einen effektiven Schutz vor derartiger Willkür bieten könnte, wurde von Italien nie ratifiziert — und ist somit nicht anwendbar.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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