Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Südtirol ist nicht… Hawai’i.
    Feiern oder aussöhnen

    Vor rund einem Jahr feierte das offizielle Italien den Kriegsteintritt gegen Österreich-Ungarn, der sich am 24. Mai 2015 zum hundertsten Mal jährte. Folge dieses Kriegseintritts waren unsägliches Leid, Millionen Tote und unter anderem die Annexion unseres Landes durch Italien.

    Auch in Südtirol wies das Regierungskommissariat die Gemeinden an, das Jubiläum durch das Hissen der Staatsflagge zu zelebrieren. Fast alle weigerten sich.

    Am 17. Jänner 1993 jährte sich der gewaltsame Umsturz auf Hawai’i zum hundertsten Mal, bei dem unter direkter und indirekter Mithilfe der Vereinigten Staaten die legitime Monarchie beseitigt wurde. Fünf Jahre später wurde die daraus entstandene Republik von den USA annektiert.

    Aus diesem Anlass verabschiedeten die beiden Häuser des us-amerikanischen Kongresses (Senat und Repräsentantenhaus) im Jahr 1993 die sogenannte »Apology Resolution«. Mit einer Mehrheit von rund zwei Dritteln entschuldigte man sich für das historische Unrecht und rief auch den US-Präsidenten dazu auf, sich für die Aussöhnung mit den Hawai’ianerInnen einzusetzen:

    Section 1. Acknowledgment and Apology.

    The Congress

    (1) on the occasion of the 100th anniversary of the illegal overthrow of the Kingdom of Hawaii on January 17, 1893, acknowledges the historical significance of this event which resulted in the suppression of the inherent sovereignty of the Native Hawaiian people;

    (2) recognizes and commends efforts of reconciliation initiated by the State of Hawaii and the United Church of Christ with Native Hawaiians;

    (3) apologizes to Native Hawaiians on behalf of the people of the United States for the overthrow of the Kingdom of Hawaii on January 17, 1893 with the participation of agents and citizens of the United States, and the deprivation of the rights of Native Hawaiians to self-determination;

    (4) expresses its commitment to acknowledge the ramifications of the overthrow of the Kingdom of Hawaii, in order to provide a proper foundation for reconciliation between the United States and the Native Hawaiian people; and

    (5) urges the President of the United States to also acknowledge the ramifications of the overthrow of the Kingdom of Hawaii and to support reconciliation efforts between the United States and the Native Hawaiian people.

    Auszug aus der »Apology Resolution«.

    Noch am selben Tag der Verabschiedung wurde die Resolution vom damaligen US-Präsidenten Bill Clinton unterzeichnet.

    Das Ende des ersten Weltkriegs (Waffenstillstand zwischen Italien und Österreich) wird am 3. November 2018 hundert Jahre alt, die völkerrechtliche Annexion unseres Landes am 10. Oktober 2020. Zeit genug, um es eventuell besser zu machen, als vor einem Jahr.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01



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  • Der Kasperl und der Pezibär.

    Autor:a

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    7 Comentârs → on Der Kasperl und der Pezibär.

    Der österreichische Privatsender ATV wagte anlässlich der Bundespräsidentschaftswahl ein Experiment. Angelehnt an das Fernsehduell zwischen den Kanzlerkandidaten Bruno Kreisky (SPÖ) und Josef Taus (ÖVP) 1975 wurden Alexander van der Bellen und Norbert Hofer entgegen heutigen Gepflogenheiten ohne Vorgaben und ohne Moderator in ein leeres Studio an einen Tisch gesetzt. Dort hatten die beiden 45 Minuten Zeit, miteinander zu diskutieren.

    tvduell-oesterreich-alexander-van-bellen-norbert-hofer

    Nach anfänglichen Höflichkeiten lief die Diskussion bereits nach wenigen Wortwechseln komplett aus der Bahn. Van der Bellen zeigte Hofer unter anderem den »Scheibenwischer«, während Hofer wiederum van der Bellen aufforderte, lieber mit einer leeren Flasche zu diskutieren, da diese nicht zurücksprechen würde. Der Fremdschämfaktor war in diesem Moment bereits weit jenseits der erlaubten Grenzwerte. Ein Eindruck, den vor allem auch deutsche Medien bestätigten. 01 02 03

    Im Nachhinein versuchten beide, Rechtfertigungen für ihr unglaublich kindisches und unprofessionelles Verhalten zu finden und machten alles nur noch schlimmer. Van der Bellen meinte tags darauf gegenüber dem Standard:

    Die Sendung war ein Experiment, und es ist das herausgekommen, was sich viele aus der Medienwelt wünschen: eine Art Gladiatorenkampf. Dann fließt eben Blut – metaphorisch gesprochen. Und das wird auf einmal beklagt? Was haben Sie erwartet?

    Hofer sagte bei einem weiteren gemeinsamen Auftritt mit van der Bellen auf Ö3:

    Man darf nicht vergessen, dass auch Politiker Menschen sind, und wenn man eine innerliche Überzeugung hat und man diskutiert miteinander, dann kann es schon sein, dass auch Emotionen hochkommen.

    Meine Herren, wenn es eine Kernkompetenz gibt, die ein Bundespräsident braucht, dann ist das diese: In angespannten Situationen kühlen Kopf bewahren. Van der Bellen und Hofer haben beide eindrucksvoll bewiesen und in der Folge offen zugegeben, dass sie über genau diese Kompetenz nicht verfügen. Zwei Bewerber für das höchste Amt im Staat sind nicht fähig, ohne Aufpasser eine zivilisierte Diskussion miteinander zu führen. Das ist der Befund, der vom ATV-Experiment bleibt. Dem Sender muss man für den erhellenden Einblick in die Psyche zweier potentieller Bundespräsidenten dankbar sein. Schade, dass ich meine Briefwahlstimme schon abgeschickt habe.



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  • Alfano-Sobotka, anmaßende Polizei.

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    5 Comentârs → on Alfano-Sobotka, anmaßende Polizei.

    Die italienische Polizeigewerkschaft Siulp in Südtirol beschwert sich laut heutigem A. Adige über das Treffen zwischen den Ministern Alfano und Sobotka am Brenner.

    Siulp-Landessekretär Mario Deriu beklagt unter anderem, dass das Treffen auf österreichischem Boden stattgefunden hat. Ein Akt der Unterordnung sei das gewesen.

    Überhaupt fühlt sich die italienische Polizei offenbar in ihrer Ehre verletzt. Dass die italienische Regierung die trilateralen Polizeistreifen in den Zügen bestätigt hat, kommentiert Deriu wie folgt:

    Un segno di resa all’Austria e alla Germania. Come dire: siamo i soliti italiani, incapaci di fare i controlli da soli. I poliziotti italiani sono contrari, lo diciamo da mesi.

    Die italienische Polizei ist also gegen grenzüberschreitende Streifen, wie sie in ganz Europa seit Jahren gang und gäbe sind, ohne dass dies jemals als ehrverletzend interpretiert worden wäre. Italienische Polizisten kontrollieren etwa auch in der Schweiz und in Frankreich.

    Ergo: Österreich soll die Grenzen nicht dichtmachen — wir sind ja in Europa. Aber gemischte Polizeistreifen? Nein danke — wir sind ja in Italien.

    A propos: Die Südtirolerinnen wurden bis heute niemals gefragt, ob sie überhaupt italienische Polizistinnen im Land haben wollen (die übrigens außerstande/außer Willens sind, die Rechte der Südtirolerinnen zu respektieren). Dass diese Polizistinnen dann auch noch politischen Einfluss gegen grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausüben und Platzverweise erteilen möchten, geht dann vielleicht doch ein Stück zu weit.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02



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  • Postalische Momente.

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    2 Comentârs → on Postalische Momente.

    Wahrscheinlich gehen die Meinungen darüber auseinander, wie lange ein »Moment« ist. Alles relativ. Bei der italienischen Post, für ihre Geschwindigkeit eher berüchtigt als berühmt, kann so ein Moment schon mehrere Jahrzehnte dauern — oder gar: ein knappes Jahrhundert.

    Ruft man das sogenannte Contact Center der italienischen Post (Rufnummer 803.160) an, erhält man gleich am Anfang folgende Alibimitteilung:

    Der Dienst ist momentan nur in italienischer Sprache verfügbar.

    Anders ausgedrückt: »Auf das Gesetz, das uns seit 1988 zur Zweisprachigkeit verpflichtet, sch… wir.«

    Nun, der »Moment«, von dem in der Mitteilung die Rede ist, dauert seit 1918. Seitdem warten die Südtirolerinnen deutscher Muttersprache (mal einfach nur so, mal — zumal seit 1988 — aufgrund der einschlägigen Gesetzeslage) auf einen zweisprachigen Dienst. Vergeblich.

    Geduldig sind wir ja. Aber könnten wir uns wenigstens darauf einigen, auf solche Verarschungen zu verzichten? Wir wissen doch alle, dass auf die Zweisprachigkeit gepfiffen wird — und das nicht nur momentan.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08



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  • Gibraltar und Kosovo sind neue FIFA-Vollmitglieder.

    Gegen den Widerstand von Spanien und Serbien wurden diese Woche Gibraltar und Kosovo zu neuen Vollmitgliedern des Weltfußballverbands FIFA. Damit können sich die Teams der beiden Gebiete fortan unter anderem zur Teilnahme an Fußballweltmeisterschaften bewerben.

    Fast genau drei Jahre ist es her, dass Gibraltar — ebenfalls gegen den Widerstand von Spanien — in die UEFA aufgenommen wurde, als sechstes Vollmitglied, das nicht als selbständiger Staat in der UNO vertreten ist. Die anderen sind England, Wales, Nordirland, Schottland und die Färöer Inseln.

    141 Fußballverbände stimmten der Aufnahme Kosovos in die FIFA zu, 23 sprachen sich dagegen aus. Gibraltar wurde mit 172 zu 12 Stimmen als neues Vollmitglied willkommen geheißen.

    Seit Ende letzten Jahres laufen die Bemühungen der Kanalinsel Jersey (100.000 Einwohnerinnen) um Aufnahme in die UEFA. Auch Jersey ist kein souveräner Staat, sondern genießt einen Sonderstatus unter der britischen Krone.

    Siehe auch: 01



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  • Brexit — mit einfacher Mehrheit.

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    3 Comentârs → on Brexit — mit einfacher Mehrheit.

    Am kommenden 23. Juni wird im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland ein Referendum über den Verbleib in der Europäischen Union stattfinden. Die EU ist zwar kein Staat, aber sie hat im Laufe der Jahre zahlreiche kennzeichnende Züge eines Staates (bzw. einer Konföderation) angenommen.

    Seit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon gibt es mit Artikel 50 des EU-Vertrags erstmals eine Rechtsgrundlage für den Austritt — und somit klare Scheidungsregeln, wie wir sie auch für die Loslösung einer Region von einem Staat im Rahmen der EU fordern:

    (1) Jeder Mitgliedstaat kann im Einklang mit seinen verfassungsrechtlichen Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten.

    (2) Ein Mitgliedstaat, der auszutreten beschließt, teilt dem Europäischen Rat seine Absicht mit. Auf der Grundlage der Leitlinien des Europäischen Rates handelt die Union mit diesem Staat ein Abkommen über die Einzelheiten des Austritts aus und schließt das Abkommen, wobei der Rahmen für die künftigen Beziehungen dieses Staates zur Union berücksichtigt wird. Das Abkommen wird nach Artikel 218 Absatz 3 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union ausgehandelt. Es wird vom Rat im Namen der Union geschlossen; der Rat beschließt mit qualifizierter Mehrheit nach Zustimmung des Europäischen Parlaments.

    (3) Die Verträge finden auf den betroffenen Staat ab dem Tag des Inkrafttretens des Austrittsabkommens oder andernfalls zwei Jahre nach der in Absatz 2 genannten Mitteilung keine Anwendung mehr, es sei denn, der Europäische Rat beschließt im Einvernehmen mit dem betroffenen Mitgliedstaat einstimmig, diese Frist zu verlängern.

    (4) Für die Zwecke der Absätze 2 und 3 nimmt das Mitglied des Europäischen Rates und des Rates, das den austretenden Mitgliedstaat vertritt, weder an den diesen Mitgliedstaat betreffenden Beratungen noch an der entsprechenden Beschlussfassung des Europäischen Rates oder des Rates teil.

    Die qualifizierte Mehrheit bestimmt sich nach Artikel 238 Absatz 3 Buchstabe b des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union.

    (5) Ein Staat, der aus der Union ausgetreten ist und erneut Mitglied werden möchte, muss dies nach dem Verfahren des Artikels 49 beantragen.

    Der EU-Vertrag sieht für eine etwaige Abstimmung über den EU-Austritt keine qualifizierte Mehrheit vor. Und wie schon beim Referendum über die Abspaltung Schottlands vom Vereinigten Königreich hat auch Westminster für den Brexit keine besonderen Mehrheitsklauseln vorgeschrieben. Eine einfache Mehrheit von 50%+1 der Abstimmenden reicht, um die »Sezession« zu vollziehen.

    Klar ist auch, dass die Abstimmung nicht in allen Mitgliedsstaaten der EU stattfinden wird, sondern nur im Abspaltungswilligen Land — in diesem Fall das Vereinigte Königreich.

    Keine Klarheit herrscht indes — weil diesbezügliche Scheidungsregeln fehlen — über die Bedingungen eines allfälligen EU-Verbleibs oder -Wiedereintritts von Schottland, dessen Bevölkerung laut derzeitigen Erkenntnissen einen Austritt aus der Union großmehrheitlich ablehnt.



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  • Unabhängigkeitstag in Bruneck.

    Autor:a

    ai

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    2 Comentârs → on Unabhängigkeitstag in Bruneck.

    Am morgigen Samstag findet in Bruneck der zweite »Unabhängigkeitstag« unter dem Motto »Jetzt! Śën! Adesso! Now!« statt. Mit dabei werden auch diesmal — wie schon 2013 in Meran — zahlreiche Länderdelegationen sein, zum Beispiel aus Schottland, Sizilien, Baskenland, Friaul, Venetien oder Katalonien.

    Iatz!

    Darüberhinaus sind mehrere Parteien (SVP, STF, Nuovo Trentino…) und Verbände (Schützenbund, Heimatbund, ASGB…) mit eigenen Ständen anwesend.

    Los geht’s um 11.00 Uhr am Rathausplatz mit Verpflegung und Musik, Herzstück wird diesmal unter anderem ein symbolträchtiger Staffellauf mit Beginn um 13.00 Uhr sein.

    Die Veranstalter — ARGE Iatz! und Südtiroler Schützenbund — machen darauf aufmerksam, dass das Fest bei jeder Witterung stattfindet.

    Siehe auch: 01 02 03



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