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  • Deal: 10 Millionen für die Post.

    Mittwoch dieser Woche hat der Landeshauptmann in Rom mit dem Geschäftsführer der italienischen Post ein dreijähriges Abkommen unterzeichnet, um den Postdienst in Südtirol zu verbessern.

    Selbstverständlichkeiten wie

    • die Aufrechterhaltung des universellen Postdienstes (an 5-6 von 7 Wochentagen);
    • die Nachverfolgbarkeit von Postsendungen;
    • Paketverteilerzentren (zwei Stück) und
    • die Einhaltung von Gesetzen (Zweisprachigkeitspflicht und Proporz: »Schritt für Schritt«)

    lässt sich das Land zusammen mit der Wiedererrichtung eines eigenen Verteilungszentrums und der Beibehaltung aller Standorte und Arbeitsstellen insgesamt 10 Millionen Euro kosten.

    Angeblich konnten nur 2,3 Millionen über das Mailänder Abkommen finanziert werden, die restlichen 7,7 Millionen müssen über den Landeshaushalt gestemmt werden.

    Landespost ist das noch lange keine (wird sich wenigstens eine zweisprachige Bezeichnung ausgehen?) und Posthoheit schon gar nicht, aber wenn mit diesem Engagement dafür gesorgt werden kann, dass die Dienstleistungsqualität — einschließlich der Mehrsprachigkeit — steigt, ist es schon mal nicht schlecht.

    Auch wenn das meiste, was hier in Aussicht steht, in einem »normalen Land« —  ja, eben: — normal wäre und keiner Sonderfinanzierung bedürfte.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Kommunale Bürgerinnenschaft.

    Die schweizerische WOZ widmet in ihrer Ausgabe vom 30. März der sogenannten »Urban Citizenship« — deren Einführung unter anderem in Bern und Zürich erwogen wird — einen Beitrag. Vorbild sei die Stadt New York, wo sich seit 2015

    StadtbewohnerInnen ungeachtet von Herkunft und Aufenthaltsstatus einen Ausweis ausstellen lassen [können], den nicht nur Schulen, Bibliotheken oder private Unternehmen anerkennen, sondern auch die kommunale Polizeibehörde.

    Ein ähnliches, wiewohl nicht so spezifisches Konzept durfte ich allerdings schon vor über zehn Jahren in Spanien erleben, wo es mit dem sogenannten Padrón ein staatsweit institutionalisiertes System gibt. Eigentlich handelt es sich dabei um das Meldeamt der Gemeinden, doch im Gegensatz zu anderen Ländern können und sollen sich darin in Spanien ausdrücklich alle registrieren lassen, die auf dem Gemeindegebiet wohnen, auch wenn sie keinen gültigen Aufenthaltsstatus haben. Die Einwanderungsbehörden haben auf den Padrón keinen Zugriff.

    Ob das System noch heute (nach Jahren rechtskonservativer Administration) so funktioniert, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Der Vorteil für alle Seiten liegt jedenfalls auf der Hand: Den Menschen, die auf dem Gemeindegebiet leben, eröffnet man einen Lebensraum, in dem sie sich relativ frei bewegen und an dem sie teilhaben können. Man gibt ihnen also die Möglichkeit, in Würde zu leben, die grundlegenden öffentlichen Dienstleistungen (Schule, Krankenhaus etc.) in Anspruch zu nehmen, legal einen Handy- oder einen Mietvertrag abzuschließen — aber zum Beispiel auch, ins Sozialsystem einzuzahlen. Indem man sie der totalen Illegalität entzieht, schützt man sie außerdem besser vor dem Zugriff der Kriminalität beziehungsweise vor dem Abrutschen in sie.

    Die Kommunen haben darüberhinaus einen besseren Überblick über die reale Lage auf ihrem Gemeindegebiet und können auf unterschiedliche Problematiken besser reagieren.

    Obschon ich mich nie intensiv mit dieser Art der kommunalen Bürgerinnenschaft befasst habe, halte ich sie für ein äußerst interessantes Konzept sich überlagernder (und in diesem Fall auch teils widersprechender) Rechtsrahmen. Es geht unter anderem darum, die Realität der sogenannten illegalen Einwanderung anzuerkennen und im Interesse aller Beteiligten möglichst pragmatisch, menschenwürdig und transparent anzugehen. So ziemlich das Gegenteil von dem, was in Südtirol gerade wieder mit Obdachlosen und Geflüchteten passiert, die (wie jeden Frühling) nach Beendigung des Kältenotstands die Schlafstellen verlassen mussten und nun gezwungen sind, auf der Straße zu übernachten.

    Dies soll und kann freilich nur ein Denkanstoß sein. Aber vielleicht wäre es die »Urban Citizenship« wert, auch in Südtirol weitergedacht und umgesetzt zu werden. Wiewohl ich befürchte, dass die rechtlichen Möglichkeiten dafür in einem Zentralstaat äußerst dünn sind.

    Cëla enghe: 01



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  • Logischer Vorgang.
    Quotation · Migration und Sprache

    Durch diese neue Migration haben sich aber die traditionellen Trennlinien zwischen den drei Landessprachen verhärtet, zumal Migranten als erstes die italienische Sprache lernen. Das ist an und für sich ein logischer Vorgang, weil sie in Italien den Asylantrag stellen.

    Zeithistorikerin Eva Pfanzelter im Barfuss-Interview.

    Aussagen wie diese bestätigen, dass die Autonomie außerstande ist, die intrinsischen Mechanismen des Nationalstaats im Sinne einer plurilingualen Gesellschaft wie der unseren außer Kraft zu setzen. Obschon das ihr eigentlicher Zweck sein sollte. Dabei muss der Nationalstaat gar nicht aktiv tätig werden, damit die »selbstverständliche« Wirkung seines »Nationalismus« greift. Darüberhinaus wird in Südtirol auch nicht (wie woanders) versucht, durch asymmetrische Maßnahmen (affirmative action) für mehr Gleichgewicht zu sorgen. Stattdessen

    • ist zum Beispiel für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung nach wie vor ausschließlich der Nachweis der Staatssprache vorgeschrieben;
    • werden ZuwandererInnen teils Italienischkurse kostenlos angeboten, während Deutschkurse kostenpflichtig sind;
    • ist man selbst in Südtiroler Landgemeinden oft der Auffassung, dass Italienisch für Migrantinnen die »bessere« Sprache sei, weil angeblich leichter zu erlernen.

    Gerade in mehrheitlich deutschsprachigen Ortschaften wirken sich derartige Ansätze zudem ausschließend auf die neuen Mitbürgerinnen aus. Solche für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtigen Überlegungen in die rechte Ecke zu stellen — nur weil sie aus durchsichtigem politischem Kalkül auch von den Rechten angestellt werden — halte ich für brandgefährlich.

    Einwanderung ist zumindest bei den Migrationsnetzwerken immer noch ein “italienisches” Phänomen – mehr als vier Fünftel der Vereinigungen bedienen sich der Referenzsprache Italienisch und weniger als 20 Prozent der deutschen.

    Historiker und Konfliktforscher Kurt Gritsch auf Salto.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01



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  • »Die Linke« für die Selbstbestimmung.

    Der Parteivorstand von Die Linke hat am vergangenen Wochenende mit Beschluss 2017/057 seine Unterstützung für den katalanischen Unabhängigkeitsprozess zum Ausdruck gebracht. In dem einstimmig verabschiedeten Dokument heißt es:

    DIE LINKE befürwortet die Zulassung einer demokratischen Volksbefragung über den Status wie sie von einer breiten gesellschaftlichen und politischen Mehrheit in der Region mit dem “Pakt für ein Referendum” eingefordert wird.

    DIE LINKE solidarisiert sich im Besonderen mit all jenen Initiativen und Bewegungen, die eine solche Volksbefragung als Instrument für eine demokratische, soziale und solidarische Transformation der katalanischen Gesellschaft verstehen.

    Zugleich verurteilt DIE LINKE die Kriminalisierung katalanischer PolitikerInnen durch die zentralstaatliche Justiz und solidarisiert sich mit der von Amtsenthebung bedrohten Parlamentspräsidentin Carme Forcadell von der “Republikanischen Linken Kataloniens” (ERC). DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf, in diesem Sinne gegenüber der spanischen Regierung Stellung zu beziehen.

    Der erwähnte »Pakt für ein Referendum« wurde kürzlich auch von der Vorsitzenden der grünen Fraktion im Europaparlament, Ska Keller, unterzeichnet.

    Die Linke stellt derzeit mit 64 Sitzen die drittgrößte Fraktion im deutschen Bundestag und gilt als möglicher Koalitionspartner der SPD nach der diesjährigen Bundestagswahl.

    Der jetzige Beschluss unterstreicht einmal mehr, dass die Selbstbestimmung europaweit von linken Parteien und Bewegungen gefördert und propagiert wird.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12



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  • Geschichte(n) der Migration.
    Veranstaltungshinweis

    In Zusammenarbeit mit dem »Verein Heimat BBP« findet heute Abend (20.00 Uhr) im Dom-Café Brixen die Präsentation des Buches

    einheimisch – zweiheimisch – mehrheimisch
    E. Pfanzelter/D. Rupnow (Hrsg.)

    statt. Am morgigen Mittwoch folgt am Standort Brixen der Freien Universität Bozen (ab 9.00 Uhr) die internationale Tagung

    Geschichte(n) der Migration seit dem Zweiten Autonomiestatut

    Die Veranstaltung (Programm) wird von der Universität Innsbruck und von der Freien Universität Bozen organisiert.



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  • Minority Safepack, EBI und Relationen (1:56).

    Der sogenannte Minority Safepack (MSPI) der — von der höchst dubiosen Hermann-Niermann-Stiftung geförderten — FUEV/FUEN ist auf den Weg gebracht. Es handelt sich dabei um eine Europäische Bürgerinitiative (EBI), die »den Schutz der nationalen und sprachlichen Minderheiten« verbessern und »die kulturelle und sprachliche Vielfalt in der Union« stärken möchte.

    Eine Million Unterschriften aus mindestens sieben EU-Mitgliedsstaaten müssen bis März 2018 für das Anliegen gesammelt werden, um es verbindlich auf die politische Tagesordnung der Europäischen Kommission (EU-K) zu setzen, freut sich zum Beispiel Mitinitiator Herbert Dorfmann (MdEP, SVP/EVP).

    Auf die Tagesordnung setzen — das ist wenig, aber immerhin etwas. Verpflichtungen über die Behandlung hinaus hat die EU-K in Bezug auf eine erfolgreiche EBI leider nicht.

    Und trotzdem: Wenn wir eine Million Unterschriften (bei rund 500 Millionen EU-Bürgerinnen) auf Südtirol herunterbrechen, ergäbe das (bei rund 500.000 Einwohnerinnen) rund 1.000 Unterschriften. Vor gut drei Jahren hatten sich über 56.000 Südtirolerinnen für eine Abstimmung zur staatlichen Zugehörigkeit unseres Landes ausgesprochen.

    Anteilsmäßig über fünfzig Mal soviele, wie für den Erfolg einer EBI erforderlich sind, wurden damals von Medien und Politik belächelt und als großer Misserfolg abgetan. Auf der politischen Tagesordnung der Landesregierung landete die Angelegenheit natürlich nicht.

    Herrn Dorfmann und seinen Mitstreiterinnen aus der SVP wünsche ich für den Minority Safepack viel Erfolg. Aber — ohne große Hoffnung — auch, dass sie sich über den Umgang mit Anliegen aus der Bevölkerung Gedanken machen.



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  • Südtiroler BIP auf 42.400 KKS gestiegen.
    Die internationale Vergleichbarkeit ist jedoch ungewiss

    Trotz eindeutig verbesserungswürdiger Indikatoren in Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit ist Südtirols Bruttoinlandsprodukt (pro Kopf) laut neuen Eurostat-Daten deutlich gewachsen. Lag der Wert von 2012 bis einschließlich 2014 jeweils bei rund 40.500 KKS, stieg er im Jahr 2015 sprunghaft auf 42.400 KKS.

    Damit bestätigt unser Land im Vergleich mit italienischen Regionen seine Führung (nunmehr 5.800 KKS pro Kopf vor der Lombardei) und schafft auch im EU-Vergleich eine Spitzenposition.

    So erfreulich diese Werte auch sind, so ungewiss ist für mich aber auch, inwieweit der internationale Vergleich aussagekräftig ist. Landeshauptmann Kompatscher (SVP) sprach vor wenigen Tagen davon, dass Südtirol nun mit leistungsstarken deutschen Bundesländern wie Bayern und BaWü in einer Liga spiele.

    Doch der Haken könnte im Kürzel »KKS« liegen, der für den »Kaufkraftstandard« steht.

    Es handelt sich dabei um eine (jährlich neu errechnete) fiktive Währung, die dazu beitragen soll, die Werte über Staatsgrenzen hinweg vergleichbarer zu gestalten, indem laut Eurostat »die Unterschiede der Preisniveaus zwischen den Ländern ausgeschaltet« werden.

    Wird nun jedoch das regionale BIP nicht mit einem regionalen, sondern mit einem staatsweit definierten Indikator korrigiert, kann dies paradoxerweise auch zu groben Verzerrungen führen — gerade wenn es sich dabei um einen wirtschaftlich so heterogenen Staat wie Italien handelt: Das Südtiroler Preisniveau dürfte wohl eher mit dem in Nord- und Osttirol vergleichbar sein, als mit jenem von Sizilien und Kalabrien.

    Könnte es also sein, dass wir uns hier zwar über zweifelsfrei sehr gute, aber trotzdem auch verfälschte Daten freuen, weil Südtirols Ergebnis mit einem günstigeren Multiplikator »frisiert« wird, als jene von deutschen und österreichischen Bundesländern?



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  • Predictions.
    Quotation

    Malta cannot live on its own […] the island could pay for only one fifth of her food and essential imports; well over a quarter of the present labour force would be out of work and the economy of the country would collapse without British Treasury subventions. Talk of full independence for Malta is therefore hopelessly impractical.

    The Times, 7 January 1959 (five years later, Malta gained independence)

    See also: 01 02 || 01 02



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