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  • Gefängnisbesuch in Katalonien.
    Quotation

    “Aber die Katalanen …”, wird man einwenden. Doch deren Unabhängigkeit steht hier nicht zur Diskussion, es geht um Rechtsstaatlichkeit. Sie dient nicht zur Zierde, wenn alles glattläuft, sie ist Feuerwehr dort, wo es brennt, und dafür da, das Recht ebenjener zu schützen, über die wir sagen: “Aber die …”

    Wie kann man zulassen, dass Putin und Erdoğan auf diese Weise die Chance haben, zu sagen: “Sehen Sie, Dinge wie bei uns kommen auch in Europa vor”?

    Ich weiß nicht, ob Europa an einem Referendum über die katalanische Unabhängigkeit zerbrechen kann. Doch es wird zerbrechen, wenn es Rechte missachtet.

    aus der gestern in Zeit Online erschienenen Kolumne ‘Gefängnisbesuch in Katalonien’ von Can Dündar, Chefredakteur der Internetplattform Özgürüz

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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  • Die Rasse der Schülerinnen.

    Der Südtiroler Gesundheitsbetrieb (Sabes) hat unter Lehrerinnen einen Fragebogen verteilt, in dem unter anderem die »Rasse« der zu beurteilenden Kinder abgefragt wird. Ich gestehe: im ersten Augenblick war auch ich ziemlich schockiert und habe gedacht, dass das bei der allgemeinen sprachlichen Schlamperei im Lande irgendwann ja so kommen musste. In Italien wurde der Fall zum Politikum ersten Ranges hochgespielt — offenbar hat sich aber auch wirklich niemand die Mühe gemacht, kurz nachzudenken und/oder zu recherchieren.

    Beim Fragebogen handelt es sich um die in den USA entwickelte Child Behavior Checklist (CBCL), die wiederum Teil des Achenbach System of Empirically Based Assessment (ASEBA) ist. Solche Checklisten wurden bereits in viele Sprachen — in diesem Fall über 90! — übersetzt und vor allem: sie sind standardisiert. Da wird und darf ein regionaler Gesundheitsbetrieb gar nix selbst übersetzen lassen. Eine fünfminütige Recherche im Netz bestätigt darüberhinaus: Das bereits verfügbare Formular in italienischer Sprache beinhaltet die Frage nach Ethnie bzw. Rasse. Gefunden habe ich das Faksimile auf der Seite des Istituto scientifico per la medicina della riabilitazione Eugenio Medea. Dass die höchst problematische Übersetzung nicht früher bemerkt wurde? Sehr sonderbar. Aber mit unserem Gesundheitsbetrieb hat das dann wohl eher wenig zu tun.

    Natürlich fragt man sich dann auch, warum eigentlich Lehrkräfte sowas über ihre Schülerinnen ausfüllen. Mich jedenfalls hat das skeptisch gestimmt. Allerdings besteht die CBCL aus drei Fragebögen: der Child Behavior Checklist (Parent Form), dem Teachers Report Form (Teacher Form) und dem Youth Self-Report (Youth Form). Somit dürfte die Vorgehensweise jedenfalls nichts Außerordentliches sein, wiewohl das niemanden davon abhalten soll, sie dennoch kritisch zu hinterfragen.



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  • Salvare la lingua normanna.

    Il presidente della Normandia, Hervé Morin, ha annunciato un piano regionale per la rivitalizzazione della lingua normanna. A tale scopo, innanzitutto, sarà realizzato uno studio sociolinguistico per conoscere la situazione reale dell’idioma — giudicato in serio pericolo di estinzione dall’UNESCO e parlato da non più di 30.000-100.000 individui, secondo le stime più attendibili.

    Al contempo Morin, ex ministro del governo Fillon e capo del partito Les Centristes, intende avviare l’insegnamento del normanno nelle scuole dell’obbligo della sua regione.

    Queste le iniziative immediate, mentre farebbero parte del piano regionale anche l’introduzione di fondi per la segnaletica bilingue e la creazione di un’Accademia della lingua normanna, incaricata di portare avanti iniziative di normalizzazione e diffusione linguistica.

    L’opposizione socialista ha fatto sapere di non condividere la proposta del presidente Morin, in quanto vi sarebbero altre priorità, e più urgenti, per esempio sul piano sociale.

    Oggi il normanno ha status ufficiale solamente sull’isola autonoma di Jersey nel Canale della Manica.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Selbst ist die Post.

    Die Usc di Ladins wird in den Gemeinden Col und Fodom ab sofort händisch von den Redaktionsmitgliedern ausgetragen. Das wurde notwendig, weil das jeden Freitag erscheinende Wochenblatt vielfach erst am Montag zugestellt wurde, seit der Postdienst in der Provinz Belluno nur noch jeden zweiten Tag gewährleistet wird.

    Man wolle aber unbedingt sicherstellen, dass die Abonnentinnen die Zeitung wie gewohnt schon am Wochenende lesen können, so die Redaktion in einer Mitteilung. Dazu werde die Usc fortan freitags nach Corvara gebracht, von wo sie dann zwischen Freitag und Samstag manuell an rund 130 Abonnentinnen verteilt werden soll. So werden Leserinnen in Col und Fodom im Vergleich zu denen in Südtirol und im Trentino nicht benachteiligt. Was mit dem ebenfalls noch immer zu Belluno gehörenden Anpezo ist, geht aus der Ankündigung der Usc-Redaktion hingegen nicht hervor.

    Cëla enghe: 01



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  • Schwuppdiwupp, der Olympia-Beauftragte.

    Habe ich irgendwas verpasst? Noch vor einigen Monaten wollte sich Südtirol partout nicht an einer Bewerbung zu Olympia 2026 beteiligen. Das wurde von der Landesregierung einstimmig beschlossen, hieß es im März 2018. Die geltenden Regelungen des IOK ließen keine nachhaltige Austragung der Spiele zu, beteuerte der Landeshauptmann.

    Allerdings, so Arno Kompatscher (SVP), könne man sich vorstellen, benachbarten Regionen bestehende Wettkampfstrukturen in Südtirol zur Verfügung zu stellen, falls sie sie zur Austragung der Olympischen Spiele benötigten.

    Und jetzt? Haben wir mit Elmar Pichler-Rolle urplötzlich einen offiziellen Olympia-Beauftragten des Landes, dem angeblich ein Budget von 120.000 Euro zur Verfügung steht, um dazu beizutragen, dass die Spiele an die Kandidatur von Mailand und Anpezo vergeben werden — und um die Südtirolerinnen von der Güte der Bewerbung zu überzeugen. Das hatten wir ja wirklich dringendst nötig.

    Doch um ehrlich zu sein fühle ich mich getäuscht: Wurde die Beteiligung an einer Kandidatur vor einigen Monaten nur deshalb ausgeschlossen, um mögliche — und wahrscheinliche — Widerstände auszuschalten? Um etwa die Abhaltung einer Volksabstimmung, wie sie in Innsbruck (Calgary, Sion, Hamburg, München…) mit negativem Ergebnis stattgefunden hat, zu verhindern?

    Nein, so geht es nicht. Mitbestimmung und Transparenz sehen definitiv anders aus.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08



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  • Nie wieder… oder doch?
    Gedanken zum Holocaust-Gedenktag

    Starke Worte sprach Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) anlässlich des heutigen Holocaust-Gedenktages: Er gedachte nicht nur oberflächlich des Unfassbaren, sondern erinnerte auch daran, dass Südtirolerinnen zwar teilweise Opfer, aber eben auch Mitläufer- und Täterinnen waren. Zudem verwies er auf die gegenwärtig zu beobachtende Verrohung im politischen Diskurs und auf zunehmende Gewaltbereitschaft. Sein Fazit aus der leidvollen Geschichte:

    Nie wieder Nationalismus, nie wieder Rassismus, nie wieder Verfolgung!

    Jedes Wort seiner Stellungnahme kann man aus demokratischer und antifaschistischer Sicht wohl guten Gewissens unterschreiben. Vor dem Hintergrund der soeben begründeten Koalition zwischen SVP und Lega klingt sie aber seltsam hohl und unwirklich.

    Sicher: Es ist höchst erfreulich, dass der Landeshauptmann so klare Worte zum Holocaust und den gegenwärtigen Entwicklungen findet, obwohl er mit der Lega regiert. Und dennoch: Kaum jemand konterkariert heute Kompatschers »nie wieder« sosehr, kaum jemand spielt mit dem antifaschistischen Konsens so gekonnt — ohne sich ausdrücklich jenseits des Verfassungsrahmens zu begeben — wie Lega-Chef Matteo Salvini mit seiner Planierraupenpolitik.

    Die von der Volkspartei vielleicht erhoffte Zähmung der Rechtsradikalen ist ein zweischneidiges Schwert — und droht in jedem Fall ein Misserfolg zu werden: gelingt sie nicht, hält auch in Südtirol unvermittelt eine menschenverachtende, exkludierende Politik Einzug. Gibt sich der Koalitionspartner aber zahm, könnte er beim nächsten Mal für noch mehr Menschen in Südtirol wählbar sein. Wenn die Lega aber noch stärker wird, möglicherweise gar die Landeshauptstadt regiert, wird sie nicht zögern, ihren Schafspelz wieder abzulegen.

    Es wäre wohl vermessen, wenn man glaubte, eine so zutiefst inhumane Partei von Südtirol ausgehend total umkrempeln und in ihr Gegenteil verwandeln zu können. Nichts anderes wäre aber nötig.

    Prima gli italiani ist mit nie wieder Nationalismus genauso unvereinbar, wie kauft nicht bei Fremden mit nie wieder Rassismus und der Umgang mit Roma und Sinti mit nie wieder Verfolgung. Auch dann, wenn wir noch weit von einem Holocaust entfernt sind.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01 02 03 04



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