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  • Gesundheit: Einsprachig in den Tod?
    Zur neuen Kampagne der STF

    Die STF hat eine krasse Kampagne zum Recht auf Gebrauch der Muttersprache im öffentlichen Gesundheitssystem ins Leben gerufen. Ob sie mit solchen Bildern — die entsprechenden Plakate zeigen eine Leiche mit Fußkärtchen, auf dem »Hier stirbt das Recht auf Gebrauch der Muttersprache« steht — der Sache einen Dienst erweist, wage ich stark zu bezweifeln.

    Sicher ist auf der anderen Seite aber auch, dass die Gleichstellung der deutschen und der italienischen Sprache in unserem öffentlichen Gesundheitssystem immer mehr unter die Räder kommt. Die Behandlung von Patientinnen in ihrer eigenen Sprache finden Kommentatorinnen ungeachtet ihrer ideologischen Herkunft wichtig (vgl. 01 02). Darüberhinaus werden die schwerwiegenden Risiken von Sprachbarrieren in diesem sensiblen Bereich auch von wissenschaftlicher Seite untermauert. Die Erkenntnisse gehen sogar in die Richtung, dass ein mehrsprachiges Gesundheitssystem letztendlich kostengünstiger sein kann, als der Verzicht darauf.

    Es handelt sich also um ein Recht, das man bei klarem Verstand eher ausdehnen sollte, als es einzuschränken — sowohl auf die Ladinerinnen, als auch nach Möglichkeit auf Sprecherinnen anderer Sprachen sowie auf die Gebärdensprache(n). Trotz schwieriger Umstände und allgemeinen Ärztinnenmangels.

    Hierfür müssten aber alle Beteiligten an einem Strang ziehen und auch die Arbeitsbedingungen möglichst attraktiv gestaltet werden. Womit konkurrenzfähige Gehälter genauso gemeint sind, wie ein ernstzunehmendes, solides Engagement für die Mehrsprachigkeit (tatsächlich funktionierende Sprachkurse, kontinuierliche Sensibilisierung des Personals, entsprechende Dienstplangestaltung…). Außerdem müssen zur Überbrückung von Notständen auch unkonventionelle Lösungen angedacht werden.

    Ein absolutes No Go ist hingegen die einseitige Gewährung von Ausnahmeregelungen wie jener zum Erlernen der zweiten Sprache binnen mehrerer Jahre. Wenn dies sowohl für deutsch- wie italienischsprachige Ärztinnen und Pflegerinnen gilt, bleibt wenigstens die Möglichkeit gewahrt, Turnusse so zu gestalten, dass Patientinnen jeweils eine Behandlung in ihrer Muttersprache garantiert werden kann. Wird dies — wie derzeit — faktisch nur einsprachig italienischem Personal ermöglicht (weil einsprachig deutsche Ärztinnen aus der Kammer geworfen werden), kippt die Situation wohl unweigerlich in eine Richtung, die kaum noch die Zweisprachigkeit sicherstellt. Außerdem handelt es sich um offene Diskriminierung.

    Dass Landtagsabgeordnete aller Couleur beschlossen hatten, gegen diese Ungerechtigkeit vorzugehen, stimmt zuversichtlich. Doch noch wurde das Problem nicht gelöst. Und die Zeit drängt.

    Bei der STF vermisse ich leider jegliche Differenzierung.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 || 01 02 03 04 05 06



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  • Der missglückte Druckkopf.
    Ein Besuch bei Metro, MediaWorld und… Loacker

    Am Samstag hätte ich dringend einen Druckkopf für den Plotter benötigt, da der alte Druckkopf — obwohl noch gar nicht so alt — ausgefallen war. Nachdem ich in Brixen nicht fündig geworden war, beschloss ich, mich nach Bozen zu begeben. Und ich beschloss auch, dies mit einem Sprachexperiment zu verbinden, also zu schauen, wie weit ich mit der (hierzulande angeblich dominanten) deutschen Sprache kommen würde. Ihr ahnt es schon.

    Vorspann (kurz)

    Zunächst habe ich bei der Metro angerufen, einem Unternehmen, dessen internationaler Hauptsitz in Düsseldorf liegt. Ich konnte mich dunkel daran erinnern, dort (in Bozen) einmal einen Druckkopf gekauft zu haben, vielleicht war es auch nur eine Tintenpatrone.
    Jedenfalls konnte mir die Mitarbeiterin am Telefon keine Auskunft erteilen, weil sie mich nicht verstand — insbesondere den Begriff des Druckkopfs. Irgendwann wollte sie mich an jemand anderen weiterleiten, doch stattdessen legte sie auf. Ich rief nicht nochmal an.

    1. Akt

    Nachdem ich persönlich zur Metro gegangen war, wo es den gesuchten Druckkopf nicht gab, beschloss ich, mich — in Begleitung eines Freundes — zur nahen MediaWorld zu begeben. Auf meine Frage nach dem gesuchten Produkt wurde ich gefragt, ob ich das denn nicht auf Englisch wiederholen könnte. Konnte ich (print head), doch damit war der Angestellte leider sprachlich auch überfordert.

    Nachdem er (wortlos) für mehrere Minuten verschwunden war — ich dachte zuerst, er sei geflüchtet —, kehrte er triumphierend mit einem Kollegen wieder, der angeblich Deutsch verstehen sollte. Mit dem Begriff »Druckkopf« konnte auch er nichts anfangen, doch mein wiederholtes »print head« übersetzte er seinem Kollegen dann als »cartuccia« (Tintenpatrone).

    Erst als ich gesagt hatte, dass ich keine Tintenpatrone suchte, versuchte er eine wörtliche Übersetzung und landete bei »testa della stampante«, was der zweite dann korrekt als »testina di stampa« interpretierte, um mir wiederum falsch mitzuteilen, dass sich der Druckkopf immer auf der Tintenpatrone befindet.

    Druck-KOPF – print HEAD – TESTINA di stampa, so unterschiedlich sind die Begriffe in den drei Sprachen eigentlich nicht.

    2. Akt

    Nach dem missglückten Kauf wollten wir noch beim Loacker im Twenty einen Kaffee trinken. Die Bestellung an der Kassa verlief so:

    Ich: Hallo, einen Macchiato, bitte!
    Kassierer: Un macchiato. Per Lei?
    Mein Freund: Für mich auch einen Macchiato.
    Kassierer: ???
    Mein Freund: Auch einen Macchiato.
    Kassierer: Latte macchiato?
    Mein Freund: Auch einen Macchiato…
    Kassierer: ???
    Mein Freund: Einen Macchiato!
    Kassierer: Due? Due macchiati?

    Zum Glück heißt der Macchiato auch auf Deutsch Macchiato und nicht irgendwie anders, sonst wäre die Bestellung ohne Italienisch völlig unmöglich gewesen. Da ist es natürlich eine Anmaßung, von jemandem zu verlangen, dass er mit dem Wort »Druckkopf« etwas anfangen kann.

    Aber eine Gleichstellung oder gar Förderung der deutschen Sprache im Konsumentinnenschutz brauchen wir in Südtirol anscheinend nicht.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 || 01 02 03



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  • Hinter dem Ethnopluralismus.
    Quotation

    Die Idee des Ethnopluralismus ist eine Tarnstrategie. Wie man strategisch vorgeht, wird beispielsweise sehr gut in einem Beitrag aus dem Jahr 1973 in der Zeitung »LA-PLATA-RUF«, herausgegeben von Wilfried von Oven, dem ehemaligen Goebbels-Adjutanten, illustriert:

    »Wir müssen unsere Aussagen so gestalten, dass sie nicht mehr ins Klischee des ›Ewig-Gestrigen‹ passen. Eine Werbeagentur muß sich auch nach dem Geschmack des Publikums richten und nicht nach dem eigenen. Und wenn Kariert Mode ist, dann darf man kein Produkt mit Pünktchen anpreisen. Der Sinn unserer Aussagen muß freilich der gleiche bleiben. Hier sind Zugeständnisse an die Mode zwecklos. In der Fremdarbeiter-Frage etwa erntet man mit der Argumentation ›Die sollen doch heimgehen‹ nur verständnisloses Grinsen. Aber welcher Linke würde nicht zustimmen, wenn man fordert: ›Dem Großkapital muß verboten werden, nur um des Profits willen ganze Völkerscharen in Europa zu verschieben.‹ Der Sinn bleibt der gleiche: Fremdarbeiter raus! Die Reaktion der Zuhörer aber wird grundverschieden sein.«

    Das Identitäre Wir grölt heute nicht: »Ausländer raus!«, sondern entwirft ethnoplurale Konzepte. Die Verschiedenheit der Völker gelte es zu respektieren, deshalb solle man die Völker nicht entwurzeln. Grenzverwischungen seien zu vermeiden, die Unvereinbarkeit der Lebensweisen und Traditionen anzuerkennen. Zugrunde gelegt wird ein essentialistisches Kulturverständnis, in dem Kulturen als quasi-naturwüchsige Gebilde erscheinen, die man nur um den Preis der eigenen Identitätsaufgabe verändern könne. Der Begriff »Ethnopluralismus« soll den offensichtlichen Rassismus des Identitären Wir verdecken. Dazu dienen auch ethnoplurale Phrasen, so etwa »100% Identität – 0% Rassismus«.

    aus Manemann, Jürgen, Demokratie und Emotion – Was ein demokratisches Wir von einem identitären Wir unterscheidet (S. 21f), transcript Verlag Bielefeld, 2019

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02



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  • La possibilità dell’autodeterminazione.
    Quotation · Analogie, divisioni e distinzioni

    Javier Sádaba, filosofo spagnolo, professore emerito di Etica dell’Universidad Autónoma de Madrid, su El Confidencial ha pubblicato l’articolo «La posibilidad de la autodeterminación», da cui traggo i seguenti stralci:

    De facto non c’è dubbio che, ed è un campione minimo, la Scozia ha avuto la sua opportunità, idem il Québec e via dicendo in Europa e fuori dall’Europa. Immediatamente si suol controbattere che si tratta di situazioni diverse [rispetto alla catalana]. In altre parole, che l’analogia non è valida. È buffo che gli stessi che non ammettono le analogie le utilizzano quando sembra loro opportuno. Aggiungiamo che gli esseri umani imparano per analogia, è il modo di aumentare le nostre conoscenze e, ovviamente, che nessun processo è esattamente uguale a un altro. Si tratterebbe di uguaglianze e non di analogie. E non c’è Stato uguale all’altro.

    Un’altra delle enunciazioni che si usano contro i cosiddetti, secondo il risultato che si desidera ottenere, indipendentisti, sovranisti o separatisti è che dividerebbero la cittadinanza, in questo caso quella catalana, in due parti. È chiaro che se il cento per cento fosse a favore o contrario il problema sparirebbe. È per questo che in questi casi ciò che si necessita è una votazione o un referendum. Ma l’argomentazione si potrebbe anche capovolgere, dicendo che [oggi] una parte è già sottomessa all’altra. La questione importante consiste nel garantire che coloro che fossero sconfitti non perdano i loro diritti o vengano discriminati.

    Un dato che si tende a trascurare è che bisogna distinguere fra natura e cultura. Coloro che pongono una specie di eterna nazione a base indiscutibile, concetto oscuramente nebuloso, che genera uno Stato, ad esempio la Spagna, pensano o dicono di pensare che questo Stato-Nazione sia come un albero, una pietra o un’opera disegnata dalla natura. È ciò che credeva il vecchio e consumato concetto romantico di Nazione, tema estenuante negli interminabili dibattiti delle diverse Internazionali Socialiste. In ogni caso, una comunità che si dà delle norme e si impegna a rispettarle è un prodotto culturale, opera della libertà umana. Questa distinzione è essenziale e raramente si sente una parola su questa decisiva differenza. […]

    Traduzione: – Enfasi (grassetto) ripresa dall’originale.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11



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  • Südtirol und Bio – Fehlanzeige.
    Verschlafene Entwicklung?

    Das europäische Statistikamt Eurostat hat Mitte Oktober neue Zahlen über die biologische Landwirtschaft veröffentlicht. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2016 und fallen für Südtirol äußerst ernüchternd aus. Der Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzen Fläche liegt unter 5% — damit liegt Südtirol in der schlechtesten Kategorie überhaupt. Ganz Österreich, die gesamte Schweiz, aber auch fast der gesamte Süden Deutschlands sowie Mittel- und Süditalien erzielen bessere Werte.

    Grafiken: Eurostat.

    Mit einem Bioantail von 52% liegt das Salzburger Land europaweit ganz klar an erster Stelle, aber auch Kalabrien (29%), das Burgenland (27%) und Sizilien (26%) schaffen es in die acht europäischen Regionen mit den höchsten Quoten.

    Nord-/Osttirol reiht sich in die höchste Kategorie, die für einen Bioanteil von 20% steht, und hängt den südlichen Landesteil eindeutig ab.

    Karte zum Vergrößern anklicken.

    Salzburg und Kalabrien verzeichnen im Vergleich zur letzten Erhebung (Daten von 2013) ex-æquo den höchsten Zuwachs (+11 Pp.), darauf folgen — abermals ex-æequo — Sizilien und die Region Brüssel (+9 Pp.), dicht gefolgt von Åland (+8 Pp.).

    Es gibt also sehr, sehr viel zu tun. Und Mals-Bashing gehört nicht dazu.

    Für das Trentino liegen (genauso wie für Aosta, Ligurien und Molise) keine Daten vor.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01



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  • Der ungenießbare Einheitsbrei vom 4N.

    Wenn Italien am Montag wieder den Tag der nationalen Einheit und der Streitkräfte begeht, wird sich der Staatspräsident wie gewohnt zum Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II begeben, der auch als Vittoriano oder Altar des Vaterlandes bekannt ist. Die Rückbesinnung auf das Nationale (und Monarchische) geht auf den früheren Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi zurück, der die inzwischen zur Tradition gewordene Feier am »Nationaldenkmal« im Jahr 2000 begründete.

    Ebenso traditionell wird Staatspräsident Mattarella gleichzeitig Senatspräsidentin Maria Casellati (FI) als seine Vertreterin nach Sredipolje/Redipuglia bei Görz entsenden, wo die Feierlichkeiten zum 4. November am riesigen faschistischen Sacrario stattfinden. Über 100.000 Gefallene des ersten Weltkriegs liegen dort direkt unter einer monumentalen Treppe, begleitet vom endlos in die Stirnseiten der Stufen geprägten Schritfzug »Presente«, der von den Verstorbenenappellen der faschistischen Squadristen herrührt.

    An so einem Ort, der 1938 im Beisein von Benito Mussolini und zehntausender Kriegsveteranen eingeweiht wurde, wird die Republik, der wir angehören dürfen, ohne jegliche Scham ihren hohen Feiertag begehen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01



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