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  • Webadresse? Auch nicht zuständig!

    Für Tirol wurde (mit .tirol) ein eigenes Internetsuffix, also eine Endung für Webadressen geschaffen, zum Beispiel www.landtag.tirol. Diese Entwicklung hat die Südtiroler »Vorzeigeautonomie« völlig verschlafen, auch weil hierzulande die Erlangung eines eigenen Regionalsuffixes noch vor wenigen Monaten für unmöglich erklärt wurde. Die Südtiroler Tageszeitung schrieb zum Beispiel im September 2013:

    Kein einziges Regions-spezifisches Suffix wurde den neuerdings netzaffinen Ländern […] genehmigt, auch Südtirol dürfte wohl kaum eine Sonderbehandlung bekommen. Die Endungen müssten abgesegnet und registriert werden und das sei bis auf weiteres ein aussichtsloser Kampf, erfahren wir bei Internetagenturen.

    Da hatten die Katalanen ihr eigenes Internetsuffix schon seit sieben Jahren. Sie waren damit das erste nichtstaatliche Territorium, das seine eigene Endung erhielt — weil sie sich wie sooft nicht damit zufrieden gaben, was damals schon möglich war. Inzwischen haben selbst Städte wie Berlin, Paris und Barcelona eine eigene Endung.

    Nun ging es gestern im Südtiroler Landtag um etwas viel Trivialeres, nämlich um die Registrierung einer neuen Webadresse für das Land Südtirol — was jedem Privaten und jedem Unternehmen zusteht. Die Süd-Tiroler Freiheit regte nicht etwa an, für die Webadresse eine neue Endung zu beantragen, sondern wenigstens, statt auf das bisherige »provinz.bz.it« auf eine bestehende Endung wie ».eu-« oder ».tirol« zurückzugreifen. Die Antwort der zuständigen (bzw. eben nicht zuständigen) Landesrätin Waltraud Deeg ließ einmal wieder Ernüchterndes zutage treten:

    Die staatlichen Vorgaben von 2011 und jene der italienischen Registrierungsbehörde sähen eine Endung wie “provinz.bz.it” vor. Für die Landesverwaltung im engeren Sinne müsse man dies beibehalten, aber für das Bürgernetz könne man davon abgehen.

    Landespresseamt.

    Der Staat schreibt dem Land Südtirol also sogar die Adresse seines Internetauftrittes vor. Die »weitestgehende Autonomie in Europa«, wie sie der Landeshauptmann gestern bezeichnete, darf nicht einmal etwas so Banales wie ihre Webdomain selbst festlegen — während die Katalanen schon vor Jahren eine eigene Endung registrieren konnten.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Katalonien sucht Unterstützung.

    Nun wenden sich die Katalanen mit ihrem Wunsch nach demokratischer Selbstbestimmung direkt an die internationale Gemeinschaft: Vor allem katalanische, aber auch nichtkatalanische Abgeordnete zum EU-Parlament, zum spanischen Kongress und Senat sowie zum Landesparlament unterzeichnen in diesen Stunden einen entsprechenden Aufruf. Darin stellen sie fest, dass Katalonien über die eigene Zukunft entscheiden will, dies jedoch von Spanien mit allen verfügbaren Mitteln bekämpft wird. Anders als Kanada und das Vereinigte Königreich habe Madrid jede Verhandlung ausgeschlossen. Sie rufen deshalb die UNO, die EU, den Europarat und die OSZE dazu auf, Katalonien im Sinne der Demokratie und der Menschenrechte zu unterstützen. Am 9. November (9N), der als Abstimmungstermin aufrecht bleibt, soll der Aufruf auch von BürgerInnen und GemeindepolitikerInnen unterzeichnet werden können. Je nachdem, wie sich die angerufenen Institutionen verhalten, könnte diese Initiative völlig neue Perspektiven eröffnen.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Gesundheitssystem: Souramont raus?

    Während man ihnen am Sonntag den roten Teppich ausrollt, knallt man die Ladinerinnen von Souramont am Montag wieder zur Tür hinaus. Diesen Eindruck konnte man beim vorgestrigen Runden Tisch in Rai Südtirol gewinnen.

    Souramont.

    Aber der Reihe nach: Im Herbst 2007 sprachen sich die Bürgerinnen der ladinischen Gemeinden Anpezo, Col und Fodom — die während des Faschismus zu Venetien geschlagen worden waren — bekanntlich für eine Wiederangliederung an Südtirol aus. Der damalige Südtiroler Landeshauptmann, Luis Durnwalder (SVP), begrüßte den Entscheid und äußerte sich zu einer Übernahme der Gemeinden positiv.

    Seitdem ist das italienische Parlament am Zug, das den großmehrheitlichen Wunsch der Bevölkerung seit nunmehr sieben Jahren einfach aussitzt — allen gesetzlich vorgesehenen Prozeduren zum Trotz. Erst vor wenigen Tagen tat die Euregio Tirol endlich einen ersten konkreten Schritt zur Einbindung von Souramont, indem sie den drei Gemeinden über den Dreierlandtag einen Beobachterstatus anbot.

    Beim Runden Tisch vom Montag, den 3. November zur Gesundheitsreform sagte die zuständige Landesrätin Martha Stocker (SVP) dann jedoch, man hoffe bei der Schließung der Geburtsstationen in den Krankenhäusern Sterzing und Innichen auf den Wegfall der Patienten von außer Landes. Brixen und Bruneck müssten dann von den beiden Bezirkskrankenhäusern nur noch die »einheimischen« Geburten übernehmen. Dies ist eine in mehrerlei Hinsicht sehr interessante Äußerung:

    • Erstens, weil ja sonst so gern den Unabhängigkeitsbefürwortern Egoismus, Selbstbezogenheit und Abschottungstendenzen vorgeworfen werden. Während aber aus -Sicht Krankenhäuser eines unabhängigen Südtirol im Rahmen der Europäischen Union für alle offen sein sollten, gerade auch für Bürgerinnen und Bürger aus angrenzenden Regionen, hofft die Autonomiepartei SVP auf einen Wegfall der auswärtigen Patienten.
    • Zweitens, weil ja viele Gebärende von Oberitalien zur Entbindung nach Sterzing kommen. Wenn man nun davon ausgeht, dass sie zwar nach Sterzing, aber später nicht mehr nach Brixen kommen würden — das ja geographisch näher an Oberitalien liegt — gibt man implizit zu, dass die Versorgungsqualität in Brixen schlechter sein wird, als heute in Sterzing. Warum sonst sollten sie fernbleiben?
    • Drittens und hauptsächlich aber, weil viele »Auswärtige«, die in Innichen entbinden, gerade aus den Gemeinden von Souramont kommen.

    Sehr viele Bürgerinnen und Bürger von Souramont sind schon heute gebürtige SüdtirolerInnen. Obschon sie sich für eine Angliederung an Südtirol ausgesprochen haben, versucht nun unsere Landesregierung, sie auch dort noch weiter von Südtirol zu entfernen, wo die Zusammenarbeit schon heute konkret und einwandfrei funktioniert. Sie sollen sich einfach ein anderes Krankenhaus suchen, um ihre Kinder auf die Welt zu bringen. Sollte das italienische Parlament irgendwann noch ein Lebenszeichen geben und den Entscheid von Anpezo, Col und Fodom umsetzen, hätten wir dann sogar drei neue ladinische Gemeinden in unserem Lande, die sich aber für die gesundheitliche Versorgung an Venetien wenden müssen. Weitsicht und Kooperation sehen definitiv anders aus!



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  • 9N: Generalitat gegen Verfassungsgericht.

    Die spanische Regierung hat nun auch gegen den neuen Abstimmungsmodus über die Unabhängigkeit Kataloniens Verfassungsklage eingereicht. Und obschon die katalanische Regierung den Prozess für nicht anfechtbar hielt, hat der Verfassungsgerichtshof auch diesen zweiten Rekurs entgegengenommen, womit der Prozess wenige Tage vor dem geplanten Abstimmungstermin vom 9. November (9N) erneut »vorläufig« außer Kraft gesetzt wäre. Dies (zumindest theoretisch) so lange, bis ein positives oder negatives Urteil ergeht, was einige Monate beanspruchen kann.

    Dasselbe war bereits mit der ersten, »offiziellen« Volksbefragung geschehen, die der katalanische Präsident Artur Mas vor mehreren Wochen — ebenfalls für den 9. November — anberaumt hatte. Damals hatte die katalanische Regierung beschlossen, die Aussetzung des Prozesses zu respektieren und die Abstimmung in eine Befragung mit partizipativem Charakter umzuwandeln. Die größten Unterschiede des zweiten Anlaufs im Vergleich zum ursprünglichen Vorhaben sind der Rückgriff auf ausschließlich freiwillige MitarbeiterInnen und eine rein logistische Unterstützung durch die Generalitat. Außerdem wäre es wenigstens theoretisch möglich, auch Gegenvorschläge auf einen Stimmzettel zu schreiben, ohne den Stimmzettel damit ungültig zu machen. Die Gegenvorschläge wären bei der Auszählung zu berücksichtigen.

    Vorwürfe der Madrider Zentralregierung, der nunmehrige Abstimmungsmodus biete nicht so hohe demokratische und juristische Glaubwürdigkeit, wie eine herkömmliche Volksbefragung, beantwortete der katalanische Regierungssprecher Francesc Homs mit einem lapidaren Hinweis: Das klinge, als zertrümmere man jemandem ein Bein und werfe ihm dann vor zu hinken.

    Dennoch schien es zunächst, als habe Premierminister Mariano Rajoy die partizipative Abstimmung als kaum rechtlich anfechtbares Übel hingenommen. Erst vor wenigen Tagen war in Madrid offenbar die Idee entstanden, den Prozess doch noch einmal anzufechten und sich dabei auf die Gestaltung des Stimmzettels zu berufen: Da sich die Fragestellung seit der ersten und außer Kraft gesetzten Volksbefragung nicht geändert hatte, witterte man die Chance, auch dem zweiten Anlauf der Katalanen beizukommen — was jetzt durch die Annahme der Anfechtung zumindest vorläufig geschehen ist.

    Damit ließ man sich auch nicht von Aufrufen wie jenem zweier Friedensnobelpreisträger beirren, die Madrid dazu aufgerufen hatten, den Urnengang zu gestatten.

    Die Katalanen lassen sich diesmal nicht aufhalten

    Auf die neuerliche Anfechtung und Aussetzung der Abstimmung durch das Verfassungsgericht reagierte die katalanische Regierung diesmal bestimmt und selbstsicher. Regierungssprecher Homs trat heute vor die Presse und teilte mit, man werde auf jeden Fall am nunmehr gefassten Vorhaben festhalten und am Sonntag die Stimmlokale öffnen. Er tat dies in Berufung auf das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung, das auch laut Amnesty International eine Abstimmung deckt. Es dürfe in einer Demokratie nicht illegal sein, sich zu äußern — dies umso mehr, wenn diese Äußerung nicht bindenden Charakter hat und von Freiwilligen umgesetzt wird.

    In wenigen Tagen wird sich nun also zeigen, ob die spanische Regierung tatsächlich gewillt ist, gegen eine völlig friedliche Willensbekundung mit Gewalt vorzugehen. In jedem Fall ist das ohrenbetäubende Schweigen der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der Europäischen Union, zu diesem demokratiefeindlichen Vorgehen der Spanier äußerst besorgniserregend. Dies wirft kein gutes Licht auf die Demokratie- und Konfliktfähigkeit unseres Kontinents.



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  • Where not to invest…? Here!

    Qualche giorno fa l’autorevole settimanale economico britannico The Economist ha pubblicato alcuni dati del dossier Doing Business 2015, edito dalla Banca Mondiale. E lo ha fatto sotto il titolo Where not to invest in Europe (ovvero: dove non investire in Europa), corredato del grafico qui riprodotto:

    Ease of doing business 2014.

    La linea rossa indica gli anni necessari, nel relativo paese, per far rispettare un contratto ricorrendo a un tribunale, mentre la linea azzurra indica il tempo necessario a risolvere un fallimento aziendale.

    La risposta è chiara: Fra i paesi in cui l’Economist sconsiglia di investire in Europa, al terzo posto c’è l’Italia — e quindi anche il Sudtirolo. Anzi: La situazione del Sudtirolo può dirsi aggravata dall’estrema vicinanza geografica di due paesi come l’Austria e la Germania con performances estremamente migliori.

    A livello mondiale l’Italia si trova dietro a paesi come Macedonia, Colombia, Messico, Bulgaria, Romania, Ruanda.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Das Plessi-Museum.

    Als wir an diesem Wochenende von Norden kommend über den Brenner gefahren sind, haben meine Freunde und ich beschlossen, uns das Plessi-Museum anzusehen. Bekanntlich hat die Brennerautobahn AG (A22) direkt am Pass eine (hässliche) Raststätte errichtet, die dem Kunstwerk, mit dem sich die Euregio bei der Expo 2000 in Hannover präsentiert hatte, ein (un)würdiger Rahmen sein soll.

    Der von Norden kommende Besucher hat die Möglichkeit, durch eine stark nach Urin stinkende, vermüllte Fußgängerunterführung, deren Putz bereits massiv abblättert, auf die andere Seite der Autobahn zu gelangen — wo er sich dann auf der Westseite des Museums wiederfindet. Kein Schild weist den Weg zum Eingang, stattdessen empfangen die vom Uringestank nicht Abgeschreckten bereits Baumängel am erst kürzlich fertiggestellten Bau, so etwa zu kurz geratene Türen, deren Lücken provisorisch (?) mit losen Ziegeln geschlossen wurden, damit keine kalte Luft eindringt; oder einzelne Steine, die sich bereits von der Fassade gelöst haben.

    Bildschirm Plessi-Skulptur.

    Zertrümmerter Bildschirm

    Der Standort für die Euregio-Skulptur des italienischen Künstlers Fabrizio Plessi wurde nicht zufällig gewählt. Die »ehemalige Grenze zwischen romanischer und germanischer Welt« (schwachsinniger O-Ton der Brennerautobahn) stellt in den Augen der Verantwortlichen eine geeignete Location für das übrigens beeindruckende Kunstwerk — das einzig Schöne am Museum — dar. Schade nur, dass einige der Bildschirme, aus denen es besteht, bereits zerstört sind. Liej inant / Weiterlesen / Continua →



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