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  • Toponomastik: Landtag antwortet »48 Professoren«.

    Vier von fünf Punkten eines Antrags der Süd-Tiroler Freiheit (beschließender Teil) zum Thema Ortsnamen wurden heute vom Landtag mit 23 Ja-, 6 Neinstimmen und einer Enthaltung (Paul Köllensperger) gutgeheißen:

    1. Der Südtiroler Landtag bekennt sich zur Position der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1985, laut der aufgezwungene Namen einen “kulturellen Übergriff und Aggressionsakt” darstellen!
    2. Der Südtiroler Landtag begrüßt die historisch fundierte Mehrsprachigkeit in der Südtiroler Orts- und Flurnamengebung.
    3. Der Südtiroler Landtag missbilligt jede Initiative, mit der die Wissenschaft, insbesondere die Sprachwissenschaft, für politische Zwecke instrumentalisiert wird.
    4. Der Südtiroler Landtag missbilligt Versuche, faschistische Orts- und Flurnamen als entfaschistisiertes Kulturgut zu reinterpretieren.
    5. Der Südtiroler Landtag beauftragt den Landtagspräsidenten, den vorliegenden Beschlussantrag denselben Institutionen zur Kenntnis zu bringen, denen der Appell der “Accademia della Crusca” zugeschickt wurde (dem italienischen Staatspräsidenten, sämtlichen Institutionen der italienischen Regierung und des italienischen Verfassungsgerichts).

    Durchgestrichen und verlinkt von .

    Ferner wurden die ausführlichen Prämissen des Antrags abgelehnt.

    Mit der Ablehnung des ersten Punktes distanziert sich der Landtag, nach der (inzwischen revidiertenHaltung zum Selbstbestimmungsrecht, ein weiteres Mal unnötig von internationalen Standards.

    Trotzdem ist erfreulich, dass der Arroganz ideologisch durchtränkter Wissenschaft ein demokratisches Votum entgegengesetzt wurde.



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  • Make America selfish again.
    Unfit for democracy and independence?

    Ja, auch ich hätte Hillary Clinton als US-Präsidentin — zu Recht? zu Unrecht? — für das deutlich geringere Übel gehalten, nachdem ich jedoch große Hoffnungen auf Bernie Sanders gesetzt hatte. Und auch ich bin ob der Wahl von Donald Trump alles andere als erfreut, ja geradezu bestürzt und besorgt.

    An dieser Stelle und zum jetzigen Zeitpunkt von meiner Seite aber nur zwei Provokationen, um eine Diskussion anzuregen:

    1. Nach dem Brexit war häufig zu vernehmen, man dürfe eine so komplexe Angelegenheit wie den EU-Austritt nicht auf eine Ja-/Nein-Frage reduzieren und auch gar nicht mit direktdemokratischen Instrumenten lösen. Im übrigen spalteten diese (wie schon im Zusammenhang mit dem schottischen Unabhängigkeitsreferendum betont wurde) das Land. Müssen wir dann jetzt auch die repräsentative Demokratie auf den Prüfstand stellen, nachdem die AmerikanerInnen offensichtlich »falsch« entschieden und die beiden Kandidatinnen »einen Keil durch die us-amerikanische Gesellschaft getrieben« haben?
    2. In Bezug auf die mögliche Unabhängigkeit Südtirols wird nicht selten argumentiert, »die Südtirolerinnen« seien nicht reif für die Eigenstaatlichkeit. Als (minderes?) Bergvolk wären sie egoistisch und würden sich vermutlich einigeln und abschotten, zudem drohe die interne Spaltung. Müssen wir den US-Amerikanerinnen nach dieser Wahl womöglich die Staatlichkeit streitig machen? Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass sie nicht nur für sich selbst, sondern für die ganze Welt eine potentielle Gefahr darstellen, wäre dies sogar noch dringlicher.

    Ich wiederhole — um Missverständnissen vorzubeugen — dass es sich hier um Provokationen handelt. Und: Natürlich habe auch ich in diesem Moment noch andere Sorgen, doch aus -Sicht erscheinen mir vor allem diese Aspekte interessant.



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  • Ja zum Schutz vor dem Ja.

    Der SVP-Parteiausschuss hat sich nun also — klarer noch als der PD — für ein Ja zur zentralistischen Verfassungsreform entschieden. Hauptgrund: Eine sogenannte »Schutzklausel«, die vorübergehend vor Gefahren schützt, die es ohne die Verfassungsreform gar nicht gäbe.

    Ihre zustimmende Haltung im Parlament hatte die Sammelpartei noch damit begründet, dass die Reform auch ohne ihre Zustimmung genehmigt worden wäre — dann aber (wahrscheinlich) ohne Schutzklausel. Eine Argumentation, die beim Referendum nicht mehr greift.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Il desiderabile.
    Quotation

    Io ho trovato molto utile l’intervento […] di Niederhofer, il quale in buona sostanza ci ha detto che noi dovremmo avere una bussola e sapere se questa bussola ci indirizza a nord, a sud, a est o a ovest. Lui ha evocato il concetto di «autonomia integrale». Allora io credo che noi dovremmo prendere molto sul serio questo suggerimento, e lo dico anche perché non è così chiaro che cosa voglia dire «autonomia integrale» e quindi dovremmo proprio costruire il concetto di «autonomia integrale» man mano che si procede nei lavori. Su questo mi si consenta di dare un’indicazione di metodo: questo non è un metodo mio, è un metodo che viene usato negli studi […] di prospettiva — ecco, qualcuno lo chiama «futurologia», ma è un nome molto impegnativo, evidentemente. Il metodo consiste nel distinguere sempre fra il desiderabile, il possibile e il probabile, e credo che ciascuna di queste configurazioni debba essere presente in una esperienza di democrazia partecipativa come questa rappresentata dalla Convenzione, perché credo che è bene che tutto venga fuori, anche il desiderabile che ha pochissime […] probabilità di essere concretizzato. Allora, io credo che il documento finale debba essere rappresentativo di tutte le sensibilità e debba essere rappresentativo anche del desiderabile che è possibile ma non probabile o del desiderabile che non è né possibile né probabile. Non voglio essere provocatorio, ma io credo che sia stato molto utile quella seduta in cui si è parlato di autodeterminazione in senso forte, in senso esterno, in termini di secessione, perché evidentemente questa è una realtà che esiste all’interno del gruppo di lingua tedesca e anche questo deve emergere, credo, nel documento finale e semmai si tratterà di vedere, quando ci occupiamo del probabile, se questo disagio possa in qualche modo emergere — ad esempio come presa d’atto all’interno del preambolo. Il che evidentemente non vuol dire una dichiarazione di secessione, ma vuol dire rappresentare al resto dello stato italiano che esiste una situazione di questo tipo.

    Prof. Roberto Toniatti, Convenzione dei 33, 4 novembre 2016.

    Forse Riccardo Dello Sbarba (Verdi) si sbagliava quando sentenziava che

    Così la questione è esaurita. Per parlarne se n’è parlato. E si è scoperto che, più che sacrosanta o vietata, affascinante o minacciosa, è semplicemente superflua. Tranquilli: non ci sarà alcuna Selbstbestimmung nel prossimo Statuto di autonomia.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Sonderstatus für Bozen?

    Wie nach jeder Sitzung des K33 im Südtirolkonvent hat auch der grüne Landtagsabgeordnete Riccardo Dello Sbarba wieder eine Zusammenfassung veröffentlicht. Er bemängelt darin unter anderem, dass seine zahlreichen Vorschläge zu Demokratisierung, Gemeindeautonomie und Subsidiarität zwar kritisiert, aber keine Gegenvorschläge eingebracht worden seien.

    Dass das nicht ganz stimmt, entnimmt man demselben Bericht: Dello Sbarba selbst beschreibt dort nämlich den Vorstoß von Wolfgang Niederhofer in Richtung mehr Dezentralisierung. Anstatt, wie vom grünen Landtagsabgeordneten angeregt, der Landeshauptstadt einen Sonderstatus zuzuteilen, sollte man überlegen, Dienste — wie etwa das Astat — in die Bezirke verlegt werden.

    Föderale Systeme tun das:

    • So hat das deutsche Verfassungsgericht seinen Sitz in Karlsruhe, während die Bundesnetzagentur in Bonn und die Zentralbank in Frankfurt sitzt.
    • Die Schweiz hat nicht einmal eine Hauptstadt (Bern ist »Bundesstadt«); das Bundesgericht befindet sich in Lausanne, das Bundesstrafgericht in Bellinzona, das Bundesamt für Statistik in Neuchà¢tel.
    • Auch die EU verteilt viele Institutionen bewusst auf dem Kontinent: So ist der EuGH in Luxemburg, die Behörde für Lebensmittelsicherheit in Parma und die EZB in Frankfurt.
    Das Schweizer Bundesstrafgericht (seit 2004 in Bellinzona).
    Das Schweizer Bundesstrafgericht befindet sich seit 2004 in Bellinzona. (Foto: Wikipedia)

    Ein Sonderstatus für die Hauptstadt, der ihre politische Rolle stärkt, ist eher typisch für zentralistische Systeme.

    Drei Landtagsabgeordnete der SVP hatten übrigens erst kürzlich einen Dezentralisierungsvorschlag vorgelegt.



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  • Flüchtlinge und Foltervorwürfe.

    Wie Amnesty International (AI) vor wenigen Tagen öffentlich machte, hat die neue europäische Flüchtlingspolitik (seit 2015) in Italien Menschenrechtsverletzungen zur Folge. Die Organisation prangert an, dass Flüchtlinge von italienischen Ordnungskräften in den sogenannten Hotspots Misshandlungen ausgesetzt und mit teils folterähnlichen Methoden zu erkennungsdienstlichen Maßnahmen gezwungen werden. Ausdrücklich ist in dem veröffentlichten Bericht von Schlägen, Elektroschocks und sexueller Demütigung die Rede — es könne weniger von identify, screen and filter als von abuse, mislead and expel gesprochen werden. Außerdem bemängelt die Menschenrechtsorganisation, dass ankommende Flüchtlinge schlecht informiert und kaum juristisch aufgeklärt würden. Die italienische Regierung wies sämtliche Anschuldigungen zurück.

    Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) verurteilte Italien vor über einem Jahr in Zusammenhang mit dem G8-Gipfel in Genua wegen Folter. Ausdrücklich hielten die Richter fest, dass es sich beim beurteilten Fall nicht um einen Einzelfall handle. Das italienische Strafrecht sehe keinen eigenen Straftatbestand der Folter vor und habe sich als völlig ungeeignet erwiesen, Täter einer gerechten Strafe zuzuführen.

    Die italienische Regierung hatte während des Verfahrens eine zwiespältige, offensichtlich heuchlerische und hinterlistige Position eingenommen, um ein Urteil zu vermeiden.

    Seit der Verurteilung hat sich wenig geändert. Zwar befindet sich ein Folterverbotsgesetz (wie schon seit über 20 Jahren!) auf dem Weg, doch wurde die Behandlung letzten Sommer erneut abgebrochen, da Renzis Koalitionspartner NCD mit Innenminister Alfano ein Folterverbot für ein Hindernis in der Terrorbekämpfung hält (womit er menschenrechtswidrige Handlungen implizit deckt). Auch 19 Polizeigewerkschaften haben sich gegen das Gesetz in Stellung gebracht.

    Angesichts dieser Faktenlage ist klar, dass die Beschwichtigungen der italienischen Regierung in Bezug auf die AI-Vorwürfe alles andere als beruhigen können.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01 02



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  • K33: Subsidiarität und die Rolle der Gemeinden.

    Am 4. November ging die letzte Sitzung des K33 vor den Arbeitsgruppenarbeiten über die Bühne; inhaltlich wurde über “Die Organe und die institutionellen Beziehungen innerhalb Südtirols” gesprochen, dabei ging es vor allem um die Rolle der Gemeinden.

    Riccardo Dello Sbarba (Grüne) legte gleich mit einem umfangreichen Forderungskatalog los, kritisierte den starken Zentralismus innerhalb Südtirols und forderte mehr Subsidiarität und Mitbestimmung. Es brauche auch eine interne Autonomie, deshalb sollten Zuständigkeiten nach unten delegiert werden. Als Beispiele nannte er auch die Schulautonomie und den Ausbau der direkten Demokratie. Deshalb sollte in Anlehnung an den Artikel 1 vieler Verfassungen die Autonomie an das Volk übertragen werden und Formen der Autonomie aufgezählt werden: Die repräsentative, die partizipative und die direkte Demokratie sollten in der Autonomie verankert werden. Weiters sollten Gemeinden bei übergemeindlichen Projekten zusammenarbeiten und zusammen mit dem Land Übereinkommen finden (“principio di intesa”). Eine besondere Rolle sollte laut Dello Sbarba der Landeshauptstadt zugeteilt werden, indem eine gesonderte Finanzierung gefunden und der Stadt, wo die größte Gruppe der Italienisch-, Deutschsprachigen und Migranten lebt, ein Sonderstatus zugesprochen werden. Schließlich sollte der Rat der Gemeinden auch legislative Befugnisse bekommen.

    Luis Durwalder (SVP) kritisierte die Aussagen Dello Sbarbas, da seine Forderungen in den Landtag bzw. in ein Koalitionsprogramm gehörten und nicht in ein Autonomiestatut. Dabei sollte der Grundsatz gelten, dass der Landtag und nicht der Staat die Zuständigkeiten an die Gemeinden und andere Körperschaften delegiert. Der Gemeinde Bozen solle kein Sonderstatus zugestanden werden, allenfalls bei den Finanzierungen, wie es bereits heute der Fall sei. Durnwalder forderte zudem, dass wir keine Außenstellen Trients von Institutionen wie in der Gerichtsbarkeit akzeptieren sollten, sondern in Zukunft die Autonome Region Südtirol und die Autonome Region Trient mit den jeweiligen eigenständigen Institutionen ausgestattet sein sollten.

    Die Rechtsexpertinnen Happacher und von Guggenberg waren im Hinblick auf die Aussagen Dello Sbarbas der Meinung, dass Exekutive und Legislative nicht verwechselt werden sollten. Vielmehr sollten wir Grundsätze festlegen; die Gerichtsbarkeit ist heute Zuständigkeit des Staates, wollten wir hier Zuständigkeiten haben, dann müssten diese in das Grundgesetz.

    Wolfgang Niederhofer betonte, dass wir einem Trugschluss unterlaufen; was wir als Autonomie bezeichnen, sei im besten Fall eine eingeschränkte Teilautonomie. Vieles was Dello Sbarba ausgeführt habe, sei zu unterstützen, allerdings müssten wir die Zuständigkeiten dafür haben — was, wenn wir diese nicht bekommen? Wolfgang kritisierte aber auch die Aussagen zur Landeshauptstadt, denn bereits heute sei Bozen ein Wasserkopf. Vielmehr sollte mehr Dezentralisierung angestrebt werden, indem Ämter in andere Bezirke verlegt werden. Wieso sollte nicht das Astat ihren Sitz in Schlanders haben und dort für attraktive Arbeitsplätze sorgen? Ein Appell ging an den Konvent, über die Begriffe zu diskutieren: Was heißt Vollautonomie, wie weit wollen wir gehen, wo sind für jedes Mitglied die Grenzen der Autonomie?

    Maria Kuenzer (SVP) forderte angesichts der Teilautonomie, die wir haben, uns auch darüber Gedanken zu machen, wie in Zukunft mit der Rentenfürsorge, der öffentlichen Sicherheit und dem Arbeitsrecht umgegangen wird. Sollten wir nicht auch diese Zuständigkeiten anstreben?

    Christoph Perathoner (SVP) ging in seinem Statement auf die Rolle der Gerichtsbarkeit ein und forderte ein eigenes Oberlandesgericht in Bozen, um nicht bei Problemen nach Trient zitiert zu werden, wie es heute bei Richtern in Bozen immer wieder passiere. Zudem sollte unsere Autonomie vervollständigt werden, indem beispielsweise die Rolle der Ladiner gestärkt bzw. Ungerechtigkeiten abgeschafft werden. Heute könne beispielsweise ein Ladiner überall in Italien Verwaltungsrichter werden, nur nicht in Südtirol (aufgrund der paritätischen Besetzung der Stellen).

    Rechtsexperte Roberto Toniatti ließ aufhorchen, indem er den Ausführungen Wolfgang Niederhofers zustimmte und sagte, wir müssen klären, was die “autonomia integrale” sei und dabei unterscheiden, was “desiderabile, possibile e probabile” sei. Im Sinne eines ergebnisoffenen Prozesses sollten auch die Wünsche nach Selbstbestimmung berücksichtigt werden, da ein Teil der Bevölkerung dies wünsche und deshalb nicht ignoriert werden kann und nach Möglichkeit in das Abschlussdokument kommen soll. Deshalb sollten wir auch das “desiderabile” diskutieren. Auch Luis Durnwalder pflichtete dem bei und betonte, wenn wir nicht den Mut haben, die Selbstbestimmung zu fordern, dann hätten wir gar keinen Mut. Auch zum nationalen Interesse des Staates sollte Stellung bezogen werden, dies sollte in Zukunft keine Gültigkeit mehr haben, sondern nur die EU-Richtlinien, welche wir umzusetzen hätten.

    Abschließend wurde (leider) wieder die Arbeitsweise diskutiert, obwohl dies eigentlich schon beschlossene Sache war. Diese ermüdende Diskussion wurde mit eine Abstimmung abgeschlossen: Ab der nächsten Sitzung wird über einen der Makrothemenbereiche, welche wir bisher behandelt haben, in drei Arbeitsgruppen diskutiert und jeweils ein Dokument erstellt. Daraus wird dann bei der darauffolgenden Plenarsitzung ein gemeinsames Dokument erarbeitet. Das erste Thema wird am 18. November der Ausbau der Autonomie sein.

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  • Post: Zahlen, damit alles gleich bleibt?

    Das Mailänder Abkommen ist ein Phänomen: Der Abschnitt, der den Anteil des Landes am Steuerkuchen definieren sollte, wurde vom Zentralstaat einfach ignoriert und musste durch ein neues Finanzabkommen — de facto eine Verzichterklärung — ersetzt werden.

    Jener Teil hingegen, der es dem Land erlaubt, für den Staat in die Bresche zu springen und Leistungen zu finanzieren, deren Zuständigkeit in Rom bleibt, ist nach wie vor lebendig. So dürfen wir das (staatliche) Gefängnis finanzieren, für den lombardischen Teil des Nationalparks Stilfser Joch zahlen oder Rai Südtirol aufpäppeln — ohne dass dem Land im Gegenzug maßgebliche Kompetenzen übertragen worden wären. Für die Lehrerinnen (die weiterhin Staatsangestellte bleiben) und die Staatsstraßen (die nicht in den materiellen Besitz des Landes übergegangen sind) zahlen wir schon länger.

    Und nun kommt eine weitere großartige »Finanzierungskompetenz« dazu: die Post. Wie unterschiedliche Medien übereinstimmend berichten, will das Land Südtirol dem ehemaligen Staatskoloss mit 10 Millionen Euro jährlich unter die Arme greifen — damit alles so bleibt, wie es schon war. Es sollen keine weiteren Filialen geschlossen werden und der Dienst soll (anders, als von der italienischen Post geplant) mindestens fünf Zustellungstage pro Woche erhalten bleiben. Etwas, was laut Europäischem Parlament normal sein sollte. Darüberhinaus soll es vielleicht auch wieder ein Verteilerzentrum in Bozen geben. Wie früher.

    Dass dem Land Gesetzgebungsbefugnisse im Postwesen übertragen werden, ist genausowenig geplant, wie der Übergang des Personals ans Land. Wäre aber schön, wenn die Landesregierung wenigstens darauf pochen würde, dass die geltenden Autonomiebestimmungen (Zwei- und Dreisprachigkeit) eingehalten werden, wenn schon weder Gerichte noch das Regierungskommissariat dafür sorgen. Vielleicht kann man gar erreichen, dass die Post auch wieder Post (und nicht einsprachig Poste Italiane) heißt.

    Wenn man sich ansieht, wie wenig sich an der Einsprachigkeit von Trenitalia geändert hat, seit das Land im Lokalverkehr als Auftraggeber auftritt, merkt man, dass selbst die Erreichung dieses Minimalziels alles andere als selbstverständlich ist.


    Ob wenigstens ein Gedanke daran verschwendet wurde, was man in Zusammenarbeit mit der bereits von sich aus mehrsprachigen (und effizienteren, ça va sans dire) Schweizer Post umsetzen könnte, wenn man ihr den Einstieg in den Südtiroler Markt jährlich mit 10 Millionen Euro versüßen würde? Aber selbstverständlich gibt das Mailänder Abkommen sowas nicht her.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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