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  • Italienische Schule: Probleme mit Italienisch und Mathematik.
    Invalsi

    Laut diesjähriger Invalsi-Studie, deren Güte ich nicht beurteilen kann, schneiden die italienischsprachigen Schulen in Südtirol im staatsweiten Vergleich sowohl in Italienisch als auch in Mathematik schulstufenübergreifend unterdurchschnittlich ab. Weit überdurchschnittliche Ergebnisse wurden hingegen in Englisch erzielt.

    Insbesondere was Italienisch betrifft, handelt es sich dabei um einen Trend, der schon seit Jahren beobachtet und immer wieder — zum Beispiel auch jetzt von Salto — mit dem Deutschunterricht in Verbindung gebracht wird.

    Laut mehreren Pädagoginnen, die man letztes Jahr befragt habe, so Salto, seien die »gravierenden Probleme« mit Italienisch (und Mathematik) wenigstens teilweise auf den »Schwall« an Stunden mit deutscher Unterrichtssprache zurückzuführen, die während der ersten acht Schuljahre den Lernrhythmus bedeutend verlangsamen würden, ohne eine deutliche Verbesserung der Zweitsprachkenntnisse zu bewirken.

    Solche Aussagen sind sonderbar, heißt es doch regelmäßig, das gleichzeitige Erlernen mehrerer Sprachen schade der Muttersprache nicht und würde sie sogar noch stärken. Das ist an den italienischsprachigen Schulen in Südtirol so womöglich nicht der Fall. Eine ähnliche Entwicklung könnte für eine sprachliche Minderheit (und somit für die gesellschaftliche Mehrsprachigkeit insgesamt), wie wir hier auf seit langem warnen, fatale Folgen haben.

    Die genauen Gründe und Mechanismen, die zum Misserfolg geführt haben, will die italienische Schule nun wissenschaftlich untersuchen lassen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02 03



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  • Graziani-Ehrenmal, Verurteilung kassiert.

    Im Jahr 2012 wurde für den faschistischen Kriegsverbrecher Rodolfo Graziani in Affile (Latium), wo er begraben liegt, mit öffentlichen Geldern ein Mausoleum errichtet, das sich seitdem zur Pilgerstätte für Nostalgiker- und Neofaschistinnen entwickelt hat.

    Graziani (»der Schlächter«) war unter anderem in koloniale Eroberungs- und Vernichtungskriege in Libyen und Äthiopien verwickelt, wurde Vizekönig von Äthiopien und war noch bis zum bitteren Ende Kriegsminister der sogenannten Republik von Salò. Im Jahr 1950 für seine Verbrechen zu 19 Jahren Haft verurteilt, wurde er bereits vier Monate später begnadigt und — später — zum Ehrenpräsidenten der rechtsextremen MSI ernannt.

    Im November 2017 war der für die Errichtung des Schandmals verantwortliche Bürgermeister von Affile, Ercole Viri (FdI), wegen Faschismusverherrlichung zu acht Monaten Haft, 120.000 Euro Geldstrafe und einem fünfjährigen Ämterverbot verurteilt worden. Seine beiden Referenten Giampiero Frosoni und Lorenzo Peperoni (ebenfalls FdI) kamen glimpflicher davon.

    Zwei Jahre später wurde das Urteil in zweiter Instanz bestätigt. Doch im März 2021 hob es das römische Kassationsgericht (mit Urteil Nr. 11576) schon wieder auf, weil keine Verherrlichung des Faschismus nachgewiesen worden sei und diese, um strafbar zu sein, wennschon konkret dazu in der Lage sein müsste, die Wiedergründung der aufgelösten Faschistischen Partei herbeizuführen. Dass die Hürden für eine Verurteilung von Neofaschistinnen in Italien absurd hoch sind, ist bekannt.

    Im Juni 2018 wurde Ercole Viri — wie schon durchgehend seit 2008 — als Bürgermeister von Affile wiedergewählt, wo er bis heute seines Amtes waltet. Sein Vize ist Giampiero Frosoni. Auf der offiziellen Webseite der Gemeinde heißt es, Graziani sei zu sehr in Vergessenheit geraten, obschon er seine gesamte Existenz dem Wohle und der Größe seines Vaterlandes geopfert habe.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01



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  • Sezessionistische Aufkleber: Präfekt redet Urzì nach dem Mund.

    Ende Mai hatte der Landtagsabgeordnete Alessandro Urzì (FdI) die Landesregierung zu den Aufklebern befragt, mit denen sich — vorgeblich — italienische Südtirolerinnen vom »Kulturverbrechen« der Fälschung tausender Ortsnamen durch das faschistische Italien und »vom Nationalismus und Imperialismus unserer Vorfahren« distanzierten.

    Schon der Brixner Gemeinderat Antonio Bova, der ebenfalls der neofaschistischen Partei von Giorgia Meloni angehört, hatte die Aufkleber absurderweise als »sezessionistisch« bezeichnet, obwohl darin von Sezession keine Rede ist. Und auch Urzì bemühte nun in seiner Landtagsanfrage (Nr. 2178/22) diese Kategorisierung.

    Unerhört ist meiner Ansicht nach jedoch, dass sich auch der von der Landesregierung zu den höchst gefährlichen Aufklebern befragte Präfekt die ideologische Einordnung der Neofaschisten zueigen macht, wie aus der Antwort des Landeshauptmanns hervorgeht. Demnach hätten die Polizeikräfte während der letzten Jahre mehrere »sezessionistische« Aufkleber entdeckt, die normalerweise von Unbekannten nachts angebracht würden, gegen die die zuständigen Organe nun die Einleitung von Maßnahmen erwägen würden.

    Ein Jahrhundert nach der unrechtmäßigen Annexion und der Zwangsitalianisierung wird ein harmloser, im Grunde sogar konzilianter Text von den Behörden des Zentralstaats weiterhin mit Schnappatmung aufgenommen. Weit haben sich Neofaschismus und Republik demnach (zumindest in dieser Sache) noch immer nicht auseinanderentwickelt. Und der Landeshauptmann gibt Derartiges auch noch unkommentiert wieder.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Terry Reintke: Rejoining the EU is much easier.
    Quotation

    I think that what is true for the whole of the UK would also be true for Scotland: if Scotland was to decide to become an independent country on a legal pathway, then I think because Scotland had previously applied — like the UK — the full acquis of the European Union, it would be much easier to rejoin. I also think this is true when you for example compare it to countries like Ukraine and Moldova, [which] just gained candidate status, and Georgia, [which] has a pathway towards it, and also we have countries in the Western Balkans, where hopefully we can start with the accession negotiations soon. And I’m very much into trying to make this as fast and as efficient as possible. But a country that has never applied EU legislation as a whole obviously has more barriers to overcome than a country that has previously applied all of the EU legislation. So I would say there is an open door for Scotland as an independent country, but also for the UK as a whole, obviously.

    Transcription:

    Terry Reintke, Vice-Chair of the Greens/EFA Group in the European Parliament — excerpted from her Best for Britain LIVE talk (published on 01.07.2022). Best for Britain is a civil society campaign to rejoin the EU.

    See also: 01 02 03 04 05 06



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  • UN nehmen zu Sprachdiskriminierung in Frankreich Stellung.

    Im April des letzten Jahres hatte die französische Nationalversammlung mit großer Mehrheit ein neues, relativ starkes Minderheitenschutzgesetz beschlossen, das jedoch von Abgeordneten der Republique en Marche von Präsident Emmanuel Macron vor den Verfassungsrat gebracht wurde. Der nahm die Gelegenheit zum Anlass, sich grundsätzlich gegen die Immersion in einer Minderheitensprache an öffentlichen und gleichgestellten Schulen sowie gegen das Recht auf Gebrauch von Sonderzeichen (wie ñ oder í) bei Personennamen auszusprechen.

    Zwar setzte sich das französische Bildungsministerium später teilweise über den Entscheid hinweg, indem es den Immersionsunterricht per Rundschreiben weiterhin erlaubte, das Europäische Netzwerk für die Gleichheit der Sprachen (ELEN) befasste aber auch den Sonderberichterstatter betreffend Minderheiten der UNO, Fernand de Varennes, mit dem Vorfall.

    Die Antwort

    Mit der Meldung befassten sich neben Varennes auch die Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte, Alexandra Xanthaki, und die Sonderberichterstatterin für das Recht auf Bildung, Koumbou Boly Barry. Zu dritt richteten sie nun einen Brief an die französischen Behörden, in dem sie diese zu einer Stellungnahme aufrufen.

    In ihrer Stellungnahme weisen sie unter anderem darauf hin, dass:

    • Artikel 26 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte jegliche Diskriminierung verbiete, auch hinsichtlich der Sprache. Artikel 27 sehe vor, dass in Staaten, in denen ethnische, religiöse oder sprachliche Minderheiten leben, Angehörigen solcher Minderheiten nicht das Recht vorenthalten werden dürfe, gemeinsam mit anderen Angehörigen ihrer Gruppe ihr eigenes kulturelles Leben zu pflegen, ihre eige­ne Reli­gion zu bekennen und auszuüben oder sich ihrer eigenen Sprache zu bedienen.
    • Artikel 29 der Kinderrechtskonvention besage, dass die Bildung des Kindes darauf gerichtet sein muss, ihm »Achtung vor seinen Eltern, seiner kulturellen Identität, seiner Sprache und seinen kulturellen Werten […]« zu vermitteln. Artikel 30 fordere, dass in Staaten, in denen es ethnische, religiöse oder sprachliche Minderheiten oder Ureinwohner gibt, einem Kind, »das einer solchen Minderheit angehört oder Ureinwohner ist, nicht das Recht vorenthalten werden [darf], in Gemeinschaft mit anderen Angehörigen seiner Gruppe seine eigene Kultur zu pflegen, sich zu seiner eigenen Religion zu bekennen und sie auszuüben oder seine eigene Sprache zu verwenden«.
    • der UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in einer Anmerkung zu Artikel 21 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte präzisiert habe, dass die Unterzeichnerstaaten Maßnahmen ergreifen sollten und keinen Aufwand scheuen dürften, damit die Bildungsprogramme den Minderheiten und autochthonen Gemeinschaften in ihrer eigenen Sprache vermittelt werden, wobei die Wünsche der jeweiligen Gemeinschaft und die Menschenrechte zu berücksichtigen seien (E/C.12/CG/21, § 27). Zu beachten seien außerdem Artikel 13 des Pakts hinsichtlich des Rechts auf Bildung und Artikel 15 bezüglich des Rechts auf Teilnahme am kulturellen Leben.
    • die Erklärung über die Rechte von Personen, die nationalen oder ethnischen, religiösen oder sprachlichen Minderheiten angehören zu berücksichtigen sei, insbesondere Artikel 4.3: »Die Staaten sollen geeignete Maßnahmen ergreifen, damit Angehörigen von Minderheiten, soweit möglich, angemessene Möglichkeiten geboten werden, ihre Muttersprache zu erlernen oder Unterricht in ihrer Muttersprache zu erhalten«. Das vom Sonderberichterstatter betreffend Minderheitenfragen herausgegebene Handbuch über die Rechte von Sprachminderheiten stelle klar, dass wenn die Nachfrage ausreichend groß sei, die Dienste des öffentlichen Bildungswesens in angemessener Weise und unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit in einer Minderheitensprache angeboten werden müssen. Die Maßnahme betreffe sämtliche Bildungsstufen vom Kindergarten bis zur Universität. Falls die Nachfrage, die Konzentration von Sprecherinnen oder andere Faktoren die Durchführbarkeit erschweren, müsse die Regierung dafür sorgen, dass im Rahmen des Möglichen der Unterricht der Minderheitensprache ermöglicht wird. Darüber hinaus sollten alle Kinder die Möglichkeit haben, die offizielle(n) Sprache(n) zu erlernen.

    Frankreich wird es reichlich schwer haben, zu erklären, wie das ausdrückliche Verbot von Immersionsunterricht in einer Minderheitensprache mit all diesen Rechten vereinbar sein kann.

    In Italien

    Genauso wie Frankreich hat auch Italien die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, das wohl effektivste internationale Abkommen zum Minderheitenschutz, nie ratifiziert. Doch die von den drei Sonderberichterstatterinnen in ihrem Brief an Frankreich erwähnten Grundlagen gelten auch hierzulande. Fragen wir uns, inwieweit die darin enthaltenen Minderheitenrechte in Italien gewährleistet sind, müssen wir wohl zum Schluss kommen, dass das für die meisten Sprachgemeinschaften — einschließlich der ladinischen in Südtirol — nur unzureichend der Fall ist. Es gibt noch sehr viel Luft nach oben und die UNO steht den Minderheiten zur Seite.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Glatte Wege.
    Quotation

    Das Außerordentliche geschieht nicht auf glattem, gewöhnlichem Wege.

    – Johann Wolfgang von Goethe


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