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  • Frau Gudrun und die Blauen.

    Gestern wurde in Bozen die Kandidatenliste der Freiheitlichen für die kommende Landtagswahl vorgestellt. Bisher haben sich die Medien vor allem auf die Rückkehr von Pius Leitner, den Ausschluss von Roland Tinkhauser und den Einstieg von Anna Pitarelli (als unabhängige Kandidatin) konzentriert. Es gibt da aber noch eine weitere Kandidatin, die etwas Aufmerksamkeit verdient hätte: Auf Platz 7 der 35 Namen umfassenden Liste finden wir Gudrun Ceolan aus Salurn. Wer ist das?

    Im Jahr 2008 schrieb L’Espresso über die aus NRW stammende Lehrerin:

    Quest’anno nella delegazione bolzanina è stata notata anche Gudrun Sprenger Ceolan, che insegna storia e lettere alla scuola media di Salorno. In passato è stata intercettata mentre diceva di avere brindato in onore del Führer. E nella sua abitazione gli inquirenti trovarono bandiere, busti e altri cimeli hitleriani. L’insegnante è moglie del capo degli Schützen di Salorno.

    Und im Oktober 2016 widmete ihr auch Christoph Franceschini auf Salto ein paar Zeilen:

    In der Operation „Runa“ wurden acht Südtiroler Neonazis verhaftet, die sich zum Südtiroler Kameradschaftsring zusammengeschlossen hatten. Gudrun Sprenger-Ceolan war mit den Verhafteten im engem [sic] Kontakt. In abgehörten Telefongesprächen und SMS („Heil und Sieg“) kam heraus, dass die Familie Ceolan nicht nur zu Wintersonnwendfeiern eingeladen wurde, sondern dass die Pädagogin auch zu Hitlers Geburtstag mit Sekt anstieß. Bei einer Hausdurchsuchung in Salurn beschlagnahmte die Polizei einschlägiges rechtsextremistisches Material. Offiziell gehörte es den älteren Kindern.

    Noch Fragen?

    Nachtrag: Die Kandidatur wurde zurückgezogen.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Südtirol… wie im Ausland.
    Für Autonomismus und Selbstbestimmung gleichermaßen von Vorteil

    Ich will hier noch was zur hochgeheimen Astarea-Studie* festhalten, die im Auftrag des Landtags unter 600 Italienerinnen** durchgeführt und im April vorgestellt worden war — und zwar im Speziellen zur Frage, ob die Befragten Südtirol für ein Land halten, wo man sich »wie zu Hause« oder »wie im Ausland« fühle.

    Bekanntlich haben fast zwei Drittel (62%) geantwortet, dass sie Südtirol eher mit »Ausland« assoziieren, was auf sprachliche, kulturelle, geografische, historische, landschaftliche, architektonische, toponymische (…) Aspekte zurückzuführen sein kann. In jedem Fall halte ich das für eine äußerst positive Nachricht und ich will auch kurz erklären, warum.

    Aus touristischer Sicht ist es wohl besser, vorwiegend als »etwas anderes« wahrgenommen zu werden, als »wie zuhause«. Trentiner- oder Österreicherinnen machen eher selten in Südtirol Urlaub (und umgekehrt), weil sie dann ja quasi »gleich zuhause bleiben« könnten. Wenn sie es trotzdem tun, dürfte das eher andere Gründe haben. Für italienische Gäste, die zu uns kommen, gesellt sich — wie übrigens auch für deutsche Gäste — zur relativen Exotik die angenehme Tatsache, dass sie trotzdem in ihrer Muttersprache bedient werden.

    Viel wichtiger als der wirtschaftlich-touristische Aspekt scheint mir aber der politische zu sein, der ja der Studie zugrunde lag. Wenn wahrgenommen wird, dass wir uns vom übrigen Nationalstaat unterscheiden, können wir als Gebiet, in dem mehrheitlich nationale Minderheiten beheimatet sind, durchaus froh sein.

    Erstens und naheliegend, weil das heißt, dass es gelungen ist, die Andersartigkeit zu bewahren und zu kommunizieren.

    Zweitens und davon abgeleitet, weil dies das Verständnis für die Sonderautonomie stärkt: Wiewohl ich natürlich eine gute Politik und Verwaltung begrüße(n würde), war ich immer strikt dagegen, dass Südtirol besser sein muss, um sein Recht auf Selbstverwaltung zu legitimieren. Das wäre fatal. Die Autonomie steht uns im Nationalstaat zu, weil wir aus »nationaler« Sicht nicht dazugehören.

    Die Kehrseite ist dann freilich, dass wir — wie schon öfter ausgeführt — quasi »gezwungen« sind, unsere Andersartigkeit immer und immer wieder zu betonen. Das ist einer der Gründe, warum wir uns hier argumentativ für die staatliche Unabhängigkeit einsetzen, dafür also, tatsächlich etwas anderes als der Nationalstaat zu werden. Doch auch um Verständnis für eine etwaige Abspaltung zu ernten, ist es ja sicher nicht schädlich, wenn Südtirol in Italien schon heute als »Ausland« wahrgenommen wird.


    Übrigens: Unter den Befragten, die schon einmal in Südtirol waren, steigt der »Wie-zuhause-Wert« von 38% auf 40%. Könnte man so interpretieren, dass Südtirol etwas weniger »anders« ist, als von außen vermutet wird. Allerdings sind zwei Prozentpunkte vermutlich aus statistischer Sicht irrelevant.

    Cëla enghe: 01 02 || 01

    *) die zwar als »strictly confidential« gekennzeichnet, aber inzwischen auf der Homepage von Astarea online abrufbar ist
    **) ohne Südtirol und Trentino



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  • Im Wettbewerb mit dem übrigen Sprachraum.

    In der SWZ vom 22. Juni stellt Robert Weißensteiner einen Vergleich zwischen Südtirol und dem Trentino an, den unser Land zwar in den meisten Disziplinen für sich entscheiden kann — der aber auch einige kritische Punkte aufzeigt.

    Unter anderem geht es da um den sogenannten Brain Drain, die Abwanderung kluger Köpfe. Laut italienischer Zentralbank habe das Trentino im Zeitraum 2007-2016 netto 2.600 Akademikerinnen aus dem restlichen Staatsgebiet anziehen können, Südtirol 540. Je 100 Einwohnerinnen mit vergleichbarem Studienabschluss seien nur 1,4 Akademikerinnen aus dem Trentino, aber 5,2 aus Südtirol ins Ausland ausgewandert. Fast viermal so viele.

    Die Erklärung liegt wohl auf der Hand: Anders als das Trentino gehört Südtirol zum deutschen Sprachraum, wo viele ihr Studium absolvieren und auch aufgrund attraktiver Lebens- und Arbeitsbedingungen bleiben. In einem gewissen Ausmaß ist dies absolut normal und sogar wünschenswert. Es spricht dafür, dass Südtirol nach wie vor aktive Beziehungen zu diesem Sprachraum pflegt.

    Beim Trentino koinzidieren staatliche Zugehörigkeit und Sprachraum weitestgehend, weshalb Wanderungen innerhalb desselben fast nie als Abwanderung ins Ausland verbucht werden. Ausnahmen sind das Tessin, San Marino und der Vatikan, was aber kaum ins Gewicht fällt.

    Zudem ist das Trentino innerhalb des italienischen Sprachraums eines der wohlhabendsten Gebiete, weshalb es in dieser Hinsicht kaum Konkurrenz zu befürchten hat. Südtirol konkurriert im deutschen Sprachraum hingegen mit wirtschaftlich großteils boomenden Regionen, die hinsichtlich relevanter Indikatoren häufig besser abschneiden als Südtirol und/oder wo deutlich höhere Gehälter bezahlt werden.

    Die Abwanderung junger Südtirolerinnen in den restlichen deutschen Sprachraum würde ich nicht als sonderlich besorgniserregend einstufen. Problematisch ist aber, dass hierzulande vielen nicht so klar zu sein scheint, dass wir im — durchaus befruchtenden — direkten Wettbewerb mit der Schweiz, Österreich oder Bayern stehen und dass wir dementsprechend attraktive (berufliche, sprachlich-kulturelle, infrastrukturelle…) Bedingungen schaffen müssen, um auch Menschen von dort in relevantem Ausmaß hierher anzuziehen. Dies bedeutet etwa auch, dass wir höhere, den höheren Lebenshaltungskosten entsprechende Gehälter zahlen müssen, als in Italien üblich. Dass das aber mit den knapp bemessenen Zuständigkeiten, mit staatlicher Harmonisierungswut (Standardkosten, Gehaltsobergrenzen…) und einem unflexiblen Rechnungshof fast unmöglich ist, könnte uns noch sehr große Schwierigkeiten bereiten.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01 02 03 04 05



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  • Sardinien: Neues Sprachpolitikgesetz.

    Am Mittwoch (27. Juni) hat der sardische Regionalrat — 70 Jahre nach Verleihung der Autonomie von 1948 — ein 40 Artikel umfassendes, organisches Sprachpolitikgesetz für die Insel verabschiedet, das vor allem der sardischen Sprache, aber auch der im nördlichen Teil der Insel gesprochenen korsischen, der katalanischen und der tabarkinischen Sprache gewidmet ist.

    Neben der Einrichtung der Consulta de su sardu, die die Vereinheitlichung der sardischen Schriftsprache vorantreiben soll, ist das Kernstück des Gesetzes der Aufbau einer wirklich zweisprachigen Verwaltung. Hierzu ist unter anderem die Schaffung eines Sprachzertifikats vorgesehen, das sich am Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GeRS) orientieren wird.

    Die Obreria pro s’imparu de su sardu wird Richtlinien für den Sprachunterricht an öffentlichen Schulen erarbeiten sowie die Umsetzung überwachen und evaluieren.

    Kritik an dem Gesetz kommt sowohl von der Opposition, als auch von prosardischen Vereinen. Demnach

    • orientierten sich die geplanten Maßnahmen nicht an neuesten sprachpolitischen Erkenntnissen;
    • drohten die vorgesehenen Kommissionen von den Parteien vereinnahmt zu werden und
    • schaffe es das Gesetz unter anderem nicht, die Diskriminierung zwischen den von Rom anerkannten Minderheitensprachen (Sardisch, Katalanisch) und den anderen Sprachen der Insel anzufechten.


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  • Österreich: VfGH für dritte Geschlechtsoption.

    Mit einem richtungsweisenden Entscheid stärkt der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH) die Rechte intergeschlechtlicher Menschen: Demnach müssen Behörden die individuelle Geschlechtsidentität respektieren und eine fremdbestimmte Zuweisung vermeiden. Hierzu wird es nötig sein, im Personenstandsregister und bei der Ausstellung von Urkunden neben einem weiblichen und einem männlichen auch ein neutrales Geschlecht vorzusehen. Eine Änderung des Personenstandsgesetzes wird nicht nötig sein, da es keine Nennung der zu berücksichtigenden Geschlechtsoptionen beinhaltet.

    Der VfGH beruft sich in seinem Urteil auf Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK). Geklagt hatte der Steyrer Alex Jürgen, dem sowohl die Heimatgemeinde, als auch das Landesverwaltungsgericht keine andere als eine männliche oder weibliche Option gestattet hatten.

    Bei einem geschätzten Anteil von 1,7% an der Weltbevölkerung könnte der Entscheid allein im zu Österreich gehörenden Teil unserer Euregio über 10.000 Intersexuelle betreffen.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Faschos entscheiden über Beitragsvergabe.
    Schlamperei der politischen Mehrheit?

    Die faschistische CasaPound (CPI) jubelt: In der Sozialkommission des Bozner Gemeinderats sei es gelungen, zwei Gemeindebeiträge zu verhindern:

    1. Für das Rainbow-Festival von Propositiv (4.000,- Euro) und
    2. Für Volontarius, zur Organisation von Informationsveranstaltungen an Bozner Schulen zum Thema Migration (5.000,- Euro).

    In beiden Fällen haben — laut CasaPound — die Vertreter von CPI und FdI dagegen gestimmt. Die rechtsradikale Lega hat sich im ersten Fall enthalten und im zweiten Fall dagegen gestimmt. Dafür waren jeweils nur Matteo Bonvicini (PD) und Mauro Randi (Wir für Bozen).

    Wie CPI in ihrer Aussendung selbst gesteht, ist das Ergebnis nicht endgültig. Der Gemeindeausschuss kann die Beiträge trotzdem vergeben, muss dies aber begründen.

    Also alles halb so wild? Keineswegs. Das Signal ist verheerend. Nachdem der Bozner Gemeinderat erst kürzlich — mit maßgeblicher Unterstützung von Mittelinks — einen Vorschlag der Neofaschisten zur »politischen« Benennung eines Parks genehmigt hatte, überlässt die Mehrheit den Rechten auch noch bei sensiblen Themen wie LGBTQIA und Migration das Spielfeld.

    Wie die Homepage der Gemeinde Bozen verrät, wären in der zuständigen Ratskommission neben Bonvicini (PD), Randi (Wir für Bozen), Pancheri (Lega), Galateo (Gemischte Fraktion – FdI) und Trigolo (CPI) mit Chiara Rabini auch die Grünen vertreten. Doch Rabini — die schon die Parkbenennung mitgetragen hatte — war offenbar genausowenig anwesend wie eines der sieben Ersatzmitglieder.

    Da freuen sich die Faschisten und schlachten ihren Erfolg wie gewohnt medienwirksam aus.

    Sowas. Darf. Einfach. Nicht. Passieren.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01 02



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  • Riattivate 6 delegazioni catalane all’estero.
    Meritxell Serret, esiliata, guiderà quella di Bruxelles

    Ieri il ministro degli esteri del nuovo governo catalano, Ernest Maragall (ERC), ha ufficialmente annunciato la riapertura — con procedura «d’urgenza» — di alcune delegazioni estere della Generalitat. Si tratta di una parte delle sedi chiuse su ordine di Madrid appena qualche mese fa, quando l’esecutivo centrale di Mariano Rajoy (PP) si era appropriato dell’autonomia catalana.

    Concretamente, le sedi che verranno rimesse in funzione con effetto quasi immediato sono quelle in Germania, Francia, Italia, Svizzera, Stati Uniti e Regno Unito/Irlanda.

    Inoltre Meritxell Serret, ex ministra dell’agricoltura (nel governo di Carles Puigdemont, PDeCAT), è stata nominata delegata della Catalogna a Bruxelles, dove attualmente già si trova in esilio. La sede presso l’Unione Europea è l’unica che non aveva mai smesso di funzionare — ma la nomina di Serret è un forte segnale di continuità e di riscatto e al contempo un’atto di sfida alla giustizia spagnola.

    Entro breve, comunque, con ogni probabilità il governo di Quim Torra (JxC) farà riattivare anche le altre delegazioni all’estero, come quelle di Copenaghen, Lisbona e Vienna.

    Cëla enghe: 01 02



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