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  • HGV gegen Transparenz und Autonomie.

    Laut einem Bericht der TAZ sollen sowohl Rom als auch Brüssel einer in Südtirol geplanten verpflichtenden Herkunftsangabe von Lebensmitteln in der Gastronomie zugestimmt haben. Bislang bestehende Unsicherheiten wären somit ausgeräumt.

    Doch das reicht dem HGV offenbar nicht. Im unerschütterlichen Bestreben, ein entsprechendes Landesgesetz abzuwenden, spannt er jetzt auch noch den staatsweiten Verband der Lokalbetreiberinnen (FIPE) ein, der angeblich — wie der HGV selbst — zum Schluss kommt, dass eine derartige Vorschrift nur von EU-Mitgliedsstaaten und nicht von »Regionen oder Provinzen« erlassen werden dürfe. Der Hoteliers- und Gastwirteverband und seine italienischen Freunde arbeiten also nicht mit inhaltlichen Argumenten, sondern stellen der Südtirolautonomie — in Vorwegnahme von Urteilen, die womöglich gar nie gefällt werden — die Zuständigkeit in Abrede, ein eigenes Gesetz zu erlassen, sogar wenn dies mit Zustimmung der EU und des Staates geschieht.

    Dem EuGHGV ist offenkundig jedes argumentative Mittel recht, nur um eine unliebsame Regelung zu verhindern — selbst wenn sie von einer Mehrheit im Landtag gewollt wäre. Das ist undemokratisch und autonomiefeindlich.

    Cëla enghe: 01



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  • Schulkinder… zum Tode bereit.

    Am »Tag der italienischen Einheit, der Verfassung, der Hymne und der Flagge« (17. März) wurden in Leifers wieder einmal mehrere hunderte Schulkinder — in Anwesenheit von Regierungskommissär, Polizeichef, Schullandesrat und LH-Vize Giuliano Vettorato (Lega), Bürgermeisterinnen (Bianchi, Leifers; Mongillo, Branzoll) und Vizebürgermeisterinnen (Parise, Pfatten; Cortella, Salurn) in Trikoloreschleife und Militär — dazu missbraucht, zur Flaggenzeremonie die blutrünstige und österreichfeindliche italienische Nationalhymne zu singen (vgl. 01 02). Was per se schon Brechreiz erregend ist, ist es in einem Land wie Südtirol noch unendlich mehr. Einen ausdrücklich kolonialistischen Geschmack erhielt die Veranstaltung ferner dadurch, dass auch Schülerinnen der deutschsprachigen Mittelschule J. K. Franzelin ihre Bereitschaft zum Tode für Italien (siam pronti alla morte!) beschwören mussten.

    Zu allem Überfluss wurde ihnen anschließend vom rechten Leiferer Bürgermeister Christian Bianchi noch eine Nationalflagge überreicht (01).

    Geschichtsverdrehung

    Bianchi hatte zuvor in einer hanebüchenen Rede unter anderem behauptet, das italienische Reich sei den »noch von Österreich beherrschten italienischen Gebieten« (vgl.01) ein Leuchtturm und bezüglich Demokratie ein Vorbild gewesen. An einem Tag, an dem Italien Einheit und Vaterland feiere, müsse natürlich der Ukraine gedacht werden, der — so der Leiferer Bürgermeister — ein Eindringling seit über einem Jahr Land, Freiheit, Heimat »und all das was wir heute feiern« streitig mache. Als wäre Italien für Südtirol nicht genau dieser Eindringling gewesen und als würde diese ultranationalistische Veranstaltung jenen unseligen Geist nicht wachhalten.

    Einen Wahnsinn finde ich auch, wie sehr sich während der letzten Tage über die politische Instrumentalisierung von Kindern echauffiert wurde und wie nahtlos und nonchalant man dann zum Beispiel als Schullandesrat dazu übergehen kann, einer so abartigen Vereinnahmung von Kindern beizuwohnen.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Bozen: Mehrsprachige Schule als Lösung?

    In die laufende Debatte um den Umgang mit den vielen Kindern anderer Muttersprache an den deutschen Schulen in Bozen bringen die Grünen wieder einmal ihren Standardvorschlag ein: die Immersion mehrsprachige Schule. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen (01 02 03), die im Fall von Sprachminderheiten gegen solche Modelle sprechen, ignorieren sie beharrlich, doch auch grundsätzlich erschließt sich mir die Logik hinter dem Vorstoß nicht:

    • Wenn Kinder nichtdeutscher Muttersprache Deutsch angeblich nicht einmal in einsprachig deutschen Schulen lernen: Warum sollte es dann in Schulen besser klappen, in denen weniger Deutsch (und dafür mehr Italienisch) unterrichtet wird?
    • Wenn deutschsprachige Kinder offenbar selbst in einsprachig deutschen Schulen mit ihren anderssprachigen Mitschülerinnen hauptsächlich auf Italienisch kommunizieren: Warum sollte es dann in einer Schule besser sein, in der auf Deutsch und Italienisch unterrichtet wird?
    • Ganz grundsätzlich: Warum sollten mehrsprachige Schulen ausgerechnet dort errichtet werden, wo die Minderheitensprache bereits marginalisiert und somit besonders vulnerabel ist?
    • Falls hingegen die mehrsprachige Schule vor allem die deutschen Schulen entlasten soll: Warum reichen dann mehrsprachige Klassenzüge an italienischen Schulen, wie es sie bereits gibt, nicht aus?
    • Wenn schon die bestehenden mehrsprachigen Experimente nicht die erhofften Ergebnisse zeitigen: Warum sollte es mit einem generalisierten Angebot mehrsprachiger Klassenzüge und Schulen anders werden?
    • Und nicht zuletzt: Wenn die mehrsprachige Schule gegen den (unsäglichen) Vorschlag von Stadträtin Ramoser (SVP) in Stellung gebracht wird, die an deutschsprachigen Schulen Sprachtests einführen möchte: Warum gibt es solche Sprachtests offenbar heute schon in den italienischen Schulen, um ausgerechnet Schülerinnen herauszufiltern, die die bereits existierenden mehrsprachigen Klassenzüge besuchen dürfen?

    Ich bleibe dabei: Wir müssen die deutsche Schule fit machen für die Inklusion aller Schülerinnen, egal welche Sprache sie daheim sprechen und egal in welcher Anzahl. Das sind Probleme, mit denen Schulen in großen Ballungszentren (auch in Minderheitengebieten) schon lange konfrontiert sind und die nun auch auf Südtirol zukommen. Ein konservierender, einigelnder und rezessiver Minderheitenschutz führt geradeaus ins Indianerreservat — und bringt uns nicht weiter.

    Cëla enghe: 01 02 || 01 02 03 04



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  • A Bolzano nessuna necessità di parlare in tedesco.
    Quotation

    «A noi dispiace moltissimo – hanno detto le presidi – che in città non ci sia più nessuna necessità di parlare in tedesco. Tutti parlano italiano, sanno l’italiano molto bene. Quasi più nessuno si impegna, forse non c’è neanche più la voglia».

    dal quotidiano A. Adige di oggi

    La citazione è riferita a un incontro tra le presidi delle scuole in lingua tedesca di Bolzano e l’assessora Johanna Ramoser (SVP), organizzato per discutere delle difficoltà didattiche legate al «travaso» di alunni dalle scuole in lingua italiana a quelle in lingua tedesca (01).

    Purtroppo è vero che l’inesistenza di una seria politica linguistica (cfr. 01 02 03) ha fatto prevalere il laissez faire che, soprattutto laddove ad essere in netta maggioranza numerica è la lingua franca nazionale, presto o tardi porta all’egemonia linguistica. Sarebbe strano se così non fosse.

    Nel capoluogo in particolare non solo non sono state attuate strategie per la promozione e il mantenimento del tedesco — con le necessarie misure asimmetriche di tutela — ma addirittura i rappresentanti politici dell’SVP (che potrebbero dare il buon esempio) si piegano all’imperante monolinguismo italiano (01 02), dandolo ormai per scontato e relegando il tedesco a un ruolo sempre più marginale, del tutto irrilevante e di mera testimonianza.

    In molti casi il problema non è più quello che non vi sia nessuna necessità di parlare il tedesco1necessità ormai inesistente in quasi tutto il Sudtirolo, ma che non vi sia nemmeno la possibilità (cfr. 01 02). E quindi anche a chi volesse imparare la lingua manca il contesto linguistico per farlo.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01 02 03 04

    • 1
      necessità ormai inesistente in quasi tutto il Sudtirolo


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  • Bozen: Bildungsstadträtin will Sprachtests für Schülerinnen.

    Es ist wieder einmal so weit: Von den massiven Problemen, die deutsche Schulen in der Landeshauptstadt haben, weil inzwischen — wie es heißt — in vielen Klassen nur noch 30-40% der Kinder deutscher Muttersprache sind, leiten offenbar irgendwelche Politikerinnen ab, dass man mit Sprachtests ausmisten und Kinder an die italienische Schule abschieben könne.

    Dies noch dazu in einer Zeit, in der die Besuchszahlen an deutschen Schulen landesweit ohnehin einbrechen.

    Zeitungsberichten zufolge ist es diesmal die Bozner Bildungsstadträtin, Johanna Ramoser (SVP), die die Forderung erhebt, die Schulen auf diesem billigen Wege zu entlasten.

    Ich kann gar nicht oft genug wiederholen, für wie falsch ich diese Einstellung halte: In Katalonien und Québec, in Nordtirol und im Trentino — aber auch in den ladinischen Tälern Südtirols  — gibt es die Möglichkeit schlicht und ergreifend nicht, Kinder abzuweisen. Und das ist gut so. Es mag schwierig sein, eine große Anzahl an Schülerinnen zu inkludieren, die zu Hause eine andere als die Hauptunterrichtssprache sprechen. Doch es muss unser Anspruch als nationale Minderheit sein, so viele wie möglich — bestenfalls alle — in unseren Schulen willkommen zu heißen.

    Wenn dafür das Personal und die Ressourcen massiv aufgestockt werden müssen, dann ist eben alles dafür zu unternehmen, dass dies erfolgen kann. Andernfalls brauchen wir uns über einen Rückgang der Minderheit nicht zu wundern.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02 03 04



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  • Von Meloni ernannter Manager zitiert Mussolini.

    Der von Regierungschefin Giorgia Meloni (FdI) erst vor wenigen Monaten ernannte Manager der öffentlichen Softwarefirma 3-I S.p.A., Claudio Anastasio, ist bereits zurückgetreten. In einer Mail an den Verwaltungsrat hatte er zuvor wortwörtlich aus der Rede von Diktator Benito Mussolini zitiert, mit der er 1925 die politische Verantwortung für den Mord an Giacomo Matteotti übernommen hatte:

    […] Nun gut, ich erkläre hier in Ihrem Angesicht und vor der gesamten italienischen Regierung, dass ich (ich allein!) für 3-I die (politische! moralische! historische!) Verantwortung für alles, was geschehen ist, übernehme. Wenn mehr oder minder verhunzte Sätze ausreichen, um einen Mann zu hängen, dann her mit dem Galgen und her mit dem Strick! Wenn 3-I meine Schuld war, dann bin ich dafür verantwortlich, weil ich dieses historische, politische und moralische Klima in meiner Rolle angeheizt habe. […] Meine Herren, Sie haben sich etwas vorgemacht! Sie dachten, die 3-I sei am Ende, weil ich sie gezügelt habe […] Wenn ich ein Hundertstel der Energie, die ich in die Zügelung von 3-I gesteckt habe, in ihre Entfesselung stecken würde, oh, dann würdet ihr sehen… wie schön für Italien. Doch das wird gar nicht nötig sein, denn die Regierung ist stark genug, um meine aufwieglerische Tätigkeit endgültig ganz zu beenden.

    Übersetzung von mir

    Die Rede des Faschistenführers wird als entscheidender Schritt in seiner politischen Laufbahn und auf dem Weg zur Radikalisierung und Festigung der Diktatur angesehen.

    Das unglaubliche Verhalten des Managers war zuerst von der Tageszeitung la Repubblica öffentlich gemacht worden. Obschon es von Mehrheitsvertreterinnen bagatellisiert wurde, war der Druck von Medien und Opposition schlussendlich dennoch groß genug, um Anastasio zum Rücktritt zu bewegen.

    Als Präsident der Mussolini Internet (!) hatte Anastasio 1997 eine Webseite zu Ehren von Vittorio Mussolini veröffentlicht, der »letzten historischen Persönlichkeit der zwanzigjährigen Faschismuszeit«. Man hätte also wissen können, wie der Mensch tickt — und vermutlich hat man es auch gewusst.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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