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  • Erdrutschsieg für die SNP.

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    0 Comentârs → on Erdrutschsieg für die SNP.
    • Bei den gestrigen Wahlen zum britischen Parlament konnte die sozialdemokratische SNP um die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon ihre bisherigen Mandate fast verzehnfachen. Die Unabhängigkeitsbefürworter sicherten sich laut Medienberichten 56 von 59 in Schottland zu vergebenden Sitzen.
    • Bislang stellte die SNP sechs von 650 Abgeordneten zum britischen Parlament, das bis gestern beste Ergebnis waren 11 Abgeordnete.
    • Die SNP löst in Schottland auch bei Wahlen zum britischen Parlament Scottish Labour erstmals als stärkste Partei ab. Die gesamtstaatliche Arbeiterpartei verlor gestern in Schottland 40 von 41 ihrer bisherigen Mandate. Die drei großen britischen Parteien (Tories, Labour und LibDems) müssen sich in Schottland mit je einem Sitz begnügen.
    • Die walisischen Unabhängigkeitsbefürworter (Plaid Cymru) konnten die drei Mandate der letzten Legislatur bestätigen.
    • Auf gesamtstaatlicher Ebene konnten sich die konservativen Tories um Premierminister David Cameron überraschend deutlich gegen Labour behaupten und errangen 331 Sitze. Damit können sie fortan sogar alleine regieren. Das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen, das eine Koalition zwischen Labour und SNP zumindest rechnerisch ermöglicht hätte, blieb aus.
    • David Cameron hatte im Wahlkampf eine Volksabstimmung über den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs versprochen. Eine Durchführung während der kommenden zwei Jahre gilt als sicher.
    • Laut konservativem Wahlprogramm soll während der ersten Sitzung des neuen Parlaments ein Devolutionspaket zur Stärkung der schottischen Eigenregierung vorgelegt werden.
    • Sowohl der Erdrutschsieg der SNP, als auch die zunehmend EU-skeptische Haltung der restlichen Briten machen eine zweite Volksabstimmung über die Loslösung Schottlands vom Vereinigten Königreich immer wahrscheinlicher, wiewohl dies für die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon offiziell noch kein Thema ist. Anders als ihre MitbürgerInnen im Süden gelten die Schotten als ausgesprochen EU-freundlich.
    • Sturgeons Vorgänger Alex Salmond, der ebenfalls nach Westminster gewählt wurde, sprach in Bezug auf das Wahlergebnis von einer »außerordentlichen Willensbekundung der Schottinnen und Schotten«.
    • Es wird erwartet, dass die SNP das Thema Unabhängigkeit bei den kommenden Wahlen zum schottischen Parlament 2016 wieder im Wahlprogramm führen wird. Kann die Partei dort erneut die absolute Mehrheit erringen, könnte gegenüber London die Forderung nach einer erneuten Abstimmung untermauert werden.

    Siehe auch: 01 02



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  • Not und Elend.

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    45 Comentârs → on Not und Elend.

    Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht von neuerlichen Flüchtlingstragödien im Mittelmeer hören. Zwar ertranken in den vergangenen Tagen nicht wieder hunderte Menschen, aber einige Dutzend haben die Überfahrt trotz ausgeweiteter Rettungsaktionen neuerlich nicht überlebt. (Zahlen, die nicht im dreistelligen Bereich liegen, nehmen wir schon beinahe nicht mehr wahr.) Und auch die Lage in Europa selbst — für jene, die die Fahrt überlebt haben — ist alles andere als rosig.

    Wenn wir aber von Not und Elend sprechen, dürfen wir dies nicht bloß auf die Situation der flüchtenden Menschen beziehen. Not und Elend sind auch die bestimmenden Attribute für Europas Reaktion auf die derzeitige Situation: auf Ebene der EU wie auch darunter bei Staaten und Ländern, Parteien und Politikern. In willkürlicher Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit folgt eine Aufzählung, was alles so falsch läuft.

    • Die Themen Zuwanderung und Asyl werden ständig vermischt, dabei haben diese beiden Konzepte im Grunde wenig miteinander zu tun. Ersteres ist eine mehr oder weniger freiwillige Entscheidung — sowohl auf Seiten des Auswanderers, der entscheidet sein Land zu verlassen, als auch auf Seiten des Ziellandes, das nach gewissen Kriterien entscheidet, ob es den Auswanderer aufnimmt oder eben nicht. Zweiteres hingegen ist ein Menschenrecht, das zu gewähren ist, sofern die Voraussetzungen erfüllt sind (obgleich in vielerlei Hinsicht keine rechtliche, sondern “nur” eine moralische Verpflichtung besteht).
    • Sowohl bei der Zuwanderung als auch bei der Asylsuche gibt es legale und illegale Wege um in ein Zielland zu kommen. Das Problem ist, dass selbst die EU — oder auch das mit seiner “No Way”-Strategie neuerdings als “Vorbild” gehandelte Australien — die Konzepte aus Punkt eins nicht auseinanderhalten. Es gibt für einen Flüchtling, der um Asyl ansuchen möchte, kaum eine legale Möglichkeit dies in Europa zu tun. Es bleibt meist nur die illegale Einwanderung. Um um Asyl anzusuchen, muss man sich nämlich auf europäischem Boden befinden (Botschaften zählen in diesem Fall nicht dazu). Ein syrischer Regimegegner, der sich vor den Behörden versteckt, wird jedoch kaum ohne die Mithilfe der selben staatlichen Behörden legal nach Europa ausreisen können. Gleichzeitig hat jedoch jeder Mensch das Recht (lt. Art. 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte), in einem Land einen Asylantrag zu stellen, der individuell behandelt wird. Asylsuchende also pauschal ohne Prüfung wieder rückzuführen – zumal in einen nicht sicheren Drittstaat – ist menschenrechtswidrig und widerspricht auch der Charta der Grundrechte der Europäischen Union sowie der Genfer Flüchtlingskonvention. Es ist erstaunlich, dass gerade Bernhard Zimmerhofer und Myriam Atz Tammerle als Vertreter einer Partei wie der Süd-Tiroler Freiheit, die bei jeder Gelegenheit auf das Menschenrecht auf Selbstbestimmung verweist, dies einfach nicht kapieren wollen und haarsträubende Aussagen im Südtiroler Landtag tätigen. Der Bewegung scheint mit Eva Klotz das soziale Gewissen abhanden gekommen zu sein. Sie driftet immer weiter nach rechts ab. Ebenso widerwärtig ist Andreas Pöders (Bürgerunion) Hinweis, dass sich unter den Flüchtlingen auch Kriminelle befinden könnten. Selbst wenn dem so ist, so ändert das nichts daran, dass die Menschen ein Recht auf Asyl haben. Das wäre in umgekehrter Logik ungefähr so, wie wenn man sagen würde, wir dürfen keine Gerichtsverfahren mehr machen, denn es könnte ja auch ein Unschuldiger verurteilt werden.
    • Wer in Europa einen Asylantrag stellen darf, entscheiden laut Prof. Hans Rosling dank der EU Direktive 2001/51/EC mitunter Mitarbeiter von Fluggesellschaften am Check-in-Schalter. Für all jene, die sich schon immer gefragt haben, warum Flüchtlinge tausende Euros für Schlepper ausgeben, wo doch ein Flugticket nach Europa nur ein paar hundert Euro kostet.
    • Politisch müsste derzeit auf drei Ebenen gehandelt werden. Notfallhilfe, Symptombekämpfung und Ursachenbekämpfung. Diese drei Dinge müssen parallel laufen. Leider beschränkt sich die öffentliche Debatte im Moment auf die ersten zwei, wobei man die Symptombekämpfung als Ursachenbekämpfung zu verkaufen versucht.
    • Die Kosten für die Nothilfe — sprich ein umfassendes Seenotrettungsprogramm im Mittelmeer — sind, anders als oft behauptet, in einem europäischen Kontext gesehen nahezu vernachlässigbar. Wobei im Zusammenhang mit der Rettung von Menschenleben Geld ohnehin keine Rolle spielen sollte. Ein entsprechendes Programm – größer als “Mare Nostrum” – kostet jeden EU-Bürger rund 30 Cent pro Jahr oder 0,09 Prozent des EU-Budgets.
    • Schlepper sind ein Symptom des Flüchtlingsstroms. Wenn man die Schlepper bekämpft — was grundsätzlich nichts Schlechtes ist — verkleinert man jedoch nur das Angebot bei gleichbleibender bis steigender Nachfrage. Das heißt, die Überfahrt wird nach den bisweilen zynischen Gesetzen der Marktwirtschaft nur noch teurer und risikoreicher.
    • Auch die “Unterstützung der nordafrikanischen Länder” und die so genannte “Entwicklungshilfe” bzw. “Hilfe zur Selbsthilfe” sind Symptombekämpfung. Wenn jetzt über die Aufstockung Letzterer diskutiert und polemisiert wird, ist das purer Zynismus. Die derzeitge Praxis, die Lebensgrundlage der nun an unsere Tür klopfenden Menschen durch Schleppnetzfischerei, Nahrungsmittelspekulation, Landgrabbing für Monokulturen und Raubbau, Waffenexporte und die Überschwemmung der afrikanischen Märkte mit hochsubventionierten Agrarprodukten zu zerstören um ihnen dann im Gegenzug ein Almosen zu geben, ist an Perversion kaum zu überbieten.
    • Ein moderner europäischer Fischtrawler vor der westafrikanischen Küste kann an einem Tag bis zu 300 Tonnen Fisch fangen und verarbeiten. Das ist ungefähr jene Menge, für die afrikanische Fischer in einer Piroge 56 Jahre (!!!) brauchen würden. Ein einziger Schleppnetzkutter fängt also so viel wie 20.000 traditionelle Fischerboote. Ein Tiefkühlhühnchen aus deutscher oder holländischer Produktion kostet aufgrund der enormen europäischen Subventionen auf dem afrikanischen Markt rund die Hälfte von dem, was ein einheimischer Bauer in Senegal oder Ghana für sein Fleisch verlangt. Diese Tatsachen sollte man auch im Hinterkopf behalten, wenn andauernd — wie zum Beispiel bei den Freiheitlichen — davon die Rede ist, dass da ja “nur” Wirtschaftsflüchtlinge kämen, die von unserem System profitieren möchten. Vielmehr zwingt “unser System” diese Menschen zum Auswandern.
    • Aber auch Vertreter anderer Parteien tun sich durch intellektuelle Abenteuerlichkeiten hervor. Die Grünen zum Beispiel: In einem Abänderungsantrag zu einem Beschlussantrag im Landtag fordern sie, dass das Schengener Abkommen — sprich die Reisefreiheit — für Menschen mit gültigem Zugticket angesichts der Kontrollen der “trilateralen Streifen” in Zügen und auf Bahnhöfen geachtet werden muss. An und für sich ja eine legitime Forderung. Was die Grünen aber offenbar nicht verstanden haben — ihr Antrag ist ja auf die Ausweisungen von Flüchtlingen aus den Zügen durch die Polizeistreifen gemünzt: Ein gültiges Zugticket allein genügt nicht, um sich frei im Schengenraum bewegen zu dürfen. Dafür bedarf es eines gültigen Aufenthaltstitels für Europa, über den die betroffenen Personen nicht verfügen. Genaugenommen wird gerade durch die Zurückweisung das Schengener Abkommen eingehalten, wie es die Grünen fordern.
    • Zynisch sind auch die Äußerungen von Soziallandesrätin Martha Stocker, die ein breiteres Engagement Südtirols mit der Begründung ablehnt, dass die Flüchtlinge ohnehin weiter in den Norden reisen möchten. Laut geltender Dublin-III-Verordnung dürfen sie das jedoch nicht. Sollten sie es tatsächlich illegal nach Österreich schaffen, ist man “das Problem” in Südtirol los. Andere mögen sich dann um Menschen ohne Aufenthaltstitel und deren Asylverfahren bzw. Abschiebung kümmern.
    • Ähnlich frech bis schwachsinning sind auch Klaus Ladinsers (Vizebürgermeister von Bozen) Forderung, Österreich und Bayern mögen endlich Korridore Richtung Norden öffnen oder Paolo Campostrinis Hinweis in der Tageszeitung A. Adige, dass die Euregio versagt habe.

    1. Die Einreise und Aufenthaltsgenehmigung sind Sache des Staates und nicht der Euregio. Zuallererst wäre Italien verpflichtet, die ankommenden Menschen zu registrieren und ihnen ein geordnetes Verfahren anzubieten.
    2. Italien hat nach wie vor wesentlich weniger Asylwerber pro Kopf als Deutschland, Österreich oder Schweden. Auch nach einem Verteilungsschlüssel, der neben der Bevölkerungszahl die ökonomische Stärke eines Landes berücksichtigt, ist Italien säumig, während Österreich die Quote übererfüllt.
    3. Dass Nordtirol beinahe 3000 Flüchtlinge untergebracht hat, während es in Südtirol etwas über 200 sind, sei nur am Rande erwähnt.

    • Dass Italien bei der Bewältigung der ankommenden Menschen Unterstützung braucht und die Dublin-III-Verordnung Blödsinn ist, steht außer Frage. Dennoch ist die Forderung nach “Reisefreiheit” für die Flüchtlinge und Italiens “Taktik”, die Menschen nicht zu registrieren, in der Hoffnung, dass sie nach Norden abhauen, eine Katastrophe. Für Europa und die (sich selbst überlassenen) Flüchtlinge selbst.

    1. Würde für Menschen ohne regulären Aufenthaltstitel Bewegungsfreiheit herrschen, würden sämtliche Asylanträge in Europa wohl nur noch in Schweden, Deutschland, Österreich und vielleicht auch noch in den Niederlanden, in Frankreich und in Großbritannien gestellt werden. Diese Verteilung wäre nicht nur ungerecht, sondern würde mit Sicherheit auch dazu führen, dass diese Länder ihre Regelungen und Aufnahmepraxis drastisch verschärfen. Asyl würde noch unmöglicher werden. Es käme zu einem Wettbewerb der schlechtesten Standards.
    2. Menschen, die in keinem geordneten Asyl- oder Aufnahmeverfahren sind, würden massenhaft als “U-Boote” in Europa leben (bereits jetzt befinden sich zwischen 1,9 und 3,8 Millionen Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung in der EU). Diese Menschen haben keine Perspektive, da sie weder legal arbeiten noch wohnen können. Sie sind der Willkür ausgeliefert, werden ausgebeutet und missbraucht oder driften in die Kriminalität ab. Es gibt kaum anderen Optionen für sie.

    Angesichts der dilemmaartigen Umstände, der haarsträubenden Rechtslage und der menschlichen Katastrophe, wären meines Erachtens folgende Maßnahmen angebracht:

    1. Umfassende, von der EU finanzierte Rettungsaktion im Mittelmeer.
    2. Humanitäre Hilfe und Grundversorgung vor Ort für all jene, die bereits in Europa sind. Nachträgliche Registrierung der Menschen und Überführung in ein reguläres Asyl- bzw. Aufenthaltsverfahren.
    3. Registrierung sämtlicher ankommenden Flüchtlinge — ebenfalls durch eine massive Aufstockung von Budget und Personal durch die EU.
    4. Schnellstmögliche Aufstellung einer europäischen Asylbehörde mit einheitlichem Verfahren und einheitlichen Standards. Schaffung legaler und fairer Möglichkeiten, um um Asyl anzusuchen. Verteilungsschlüssel für die Mitgliedsländer nach Bevölkerungszahl, Wohnfläche und Wirtschaftskraft bzw. Präferenzen des Asylsuchenden (z.B. Sprachkenntnisse, Ausbildung) und bereits bestehenden Kontakten (z.B. Verwandte).
    5. Konsequente Umsetzung des geltenden Rechts bei gleichzeitiger Anstrengung, dieses innerhalb weniger Monate zu überarbeiten. D.h. Flüchtlinge müssen um Asyl ansuchen oder sie werden abgeschoben. Bisher tun sie das nicht, da sie befürchten, dass das Asylverfahren zum Beispiel von Italien (und nicht ihrem Wunschland) abgewickelt werden wird. Sobald jedoch die neue europäische Asylbehörde steht, könnten alle bereits gestellten Anträge in “europäische Asylanträge” umgewandelt und die Dublin-III-Regeln abgeschafft werden.
    6. Die Tatsache, dass bezüglich Zuwanderung in den Binnenmarkt bzw. Schengenraum — ähnlich wie beim Asylrecht — 28 unterschiedliche Regelungen gelten, ist widersinnig. Daher braucht es auch neue, faire und transparente Wege für den Zuzug nach Europa.
    7. Verbot von Schleppnetzfischerei, Waffenexporten, Nahrungsmittelspekulation. Radikale Überarbeitung der Agrarsubventionen. Strengere Kontrollen für europäische Konzerne bei Abfallexport, Landgrabbing, Raubbau, Rodung. Verpflichtung zu bodenschonendem Anbau (Stichwort Monokulturen) usw. usw. usw.
    8. Um die Umsetzung vor allem letzterer Maßnahmen zu beschleunigen, soll sofort und unwiderruflich beschlossen werden, dass Europa seine Grenzen — sagen wir — binnen 40 Jahren komplett öffnen wird (siehe dazu auch Michael Clemens, Ökonom am Center for Global Development). Dadurch wäre die EU förmlich gezwungen, Massenflucht (auch aus wirtschaftlichen Motiven) ursächlich und nachhaltig zu bekämpfen bzw. kompromisslos und vor allem schnell zu handeln. Gemäß dem Motto: Europa kann nicht Afrikas Probleme lösen. Aber es kann wenigstens damit aufhören, sie mitzuverursachen.


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  • Bahnprojekte — gut verhandelt?

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    0 Comentârs → on Bahnprojekte — gut verhandelt?

    Anlässlich der 10-Jahres-Feier zur Wiedereröffnung der Vinschger Bahn in Meran am 4. Mai 2015 wurden gleich drei Bahnprojekte angekündigt: Übernahme der Meraner Bahnlinie durch das Land, Bau des Virgl-Bahntunnels und Bau der Riggertalschleife.
    Diese drei Projekte sind nun Teil des Grundsatzprogrammes von RFI (Rete Ferroviaria Italiana – italienischer Bahnnetzbetreiber). Auf die Frage der Tageszeitung Dolomiten (Ausgabe vom 04.05.2015), was diese drei Projekte das Land Südtirol kosten, antwortet Landeshauptmann Kompatscher:

    Nichts, wir haben einfach nur gut verhandelt.

    Fristen zur Umsetzung beinhaltet der Deal mit RFI keine, aber es könne nun mit den  Planungen begonnen werden, so der LH weiter laut Dolomiten.
    Prinzipiell ist das Engagement der Landesregierung für eine zukunftsfähige Bahninfrastruktur sehr zu begrüßen — trotzdem bleiben viele Fragen offen und vor allem fehlt beim Deal mit RFI der autonomiepolitische Ansatz.

    • Was meint man mit Übergang der Meraner Linie an das Land? Geht die gesamte Bahninfrastruktur der Linie, einschließlich aller Bahnhöfe und aller Grundstücke im Bereich der Bahnanlagen und Bahnhöfe in das materielle Eigentum des Landes über? Oder kommt es zu einem undurchsichtigen Deal mit dem Netzbetreiber RFI, der Eigentümer der Infrastruktur bleibt, während das Land den Ausbau der Strecke zur Hochleistungs-S-Bahn bezahlt, aber sämtliche technische Details zu Planung, Umsetzung und Betriebsführung mit RFI verhandeln muss?
    • Der Bau des Virgltunnels wurde immer als Voraussetzung für eine Übernahme der Meraner Linie betrachtet. Ein früheres Abkommen zwischen LH Durnwalder und dem damaligen Bahnchef Moretti sah den Übergang der Meraner Linie an das Land vor, das im Gegenzug den Virgltunnel finanzieren sollte.
      Geht die Meraner Linie nun an das Land über und RFI finanziert umgekehrt den Virgltunnel? Dies wäre finanziell eine Entlastung des Landeshaushaltes, würde aber auch bedeuten, dass die Fristen zur Umsetzung des Virgltunnels von RFI abhängen. Ohne Virgltunnel aber kein Ausbau der Meraner Linie zur modernen Hochleistungs-S-Bahn. Prioritäten können sich verschieben und die Mühlen der römischen Bürokratie laufen langsam. Eine kurzfristige Geldersparnis könnte sich hier noch als Bumerang erweisen.
    • Dasselbe gilt für die Riggertalschleife: Die Baukosten werden auf 60 Millionen geschätzt. Dieser Betrag soll nun von RFI gestemmt werden, wobei die Planungskosten über Umweltzahlungen des Brennerbasistunnels (BBT) finanziert werden sollen. Wenn alles klappt — ein guter Deal. Allerdings besteht ein nicht zu unterschätzendes Risiko, dass sich auch hier Prioritäten verschieben und alles wieder in einer römischen Schublade versandet.

    Insgesamt wäre ein autonomiepolitischer Ansatz, der die Übernahme der gesamten Bahninfrastruktur durch das Land Südtirol beinhaltet, auch wenn es kurzfristig eine etwas höhere finanzielle Belastung darstellt, wesentlich weitsichtiger. Das Land könnte dann alleine alle Details zu Planung, Umsetzung und Betriebsführung beschließen und festlegen. So muss über diese Punkte immer mit RFI gefeilscht werden, möglicherweise nicht immer im Sinne Südtirols und einer effizienten Betriebsführung.

    Es stellt sich generell die Frage, warum die SVP autonomiepolitisch keine großen Ambitionen zu haben scheint. 60 Millionen klingen nach viel Geld. Dies sind aber peanuts im Verhältnis dazu, was uns der Zentralstaat kostet. Diese Summe zieht uns Rom direkt und indirekt in einer Woche aus den Taschen. Im Gegenzug gibt es dann immer wieder ein Zuckerle.

    Wenn wir wirkliche Finanzhoheit hätten, könnten wir die jetzt geplanten Bahnprojekte und vieles mehr aus der Portokasse finanzieren und wären am Ende auch noch die materiellen Eigentümer der Infrastruktur.



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  • Ohne Abkommen kein Auskommen.

    Autor:a

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    7 Comentârs → on Ohne Abkommen kein Auskommen.

    Bereits Mitte April wurde angekündigt, dass der ursprünglich für Jahresbeginn angekündigte Skiurlaub des italienischen Ministerpräsidenten Renzi auf April verschoben würde — dann halt ohne Ski und Urlaub, aber praktischerweise etwas näher an der Gemeindewahl. Heute war es dann so weit, dass es soweit war und der per Staatsflug nach Bozen Gereiste endlich auch sein ganz persönliches Abkommen entgegennehmen konnte.

    Der Vorteil des nun »Agenda« getauften Zettels ist im Unterschied zu Bersanis Wahlvertrag und Lettas Memorandum, dass man sich die Mühe einer Unterzeichnung sparen konnte. Eine medienwirksame Überreichung durch die Landeshauptleute war völlig ausreichend. Sicher, die Agenda ist nicht mehr wert, als ein Brief oder eine SMS, wie sie wohl fast täglich zwischen Renzi und Kompatscher zirkulieren, doch die kann man eben nicht so schön zelebrieren.

    Zu soviel Kreativität und Unverfrorenheit, nicht umgesetzte Wahlversprechen zunächst in einem Memorandum aufzugreifen, um sie dann noch einmal in eine Agenda zu packen — und das auch noch als Erfolg zu verkaufen — kann man eigentlich nur gratulieren.

    Das Timing war ja ohnehin wieder einmal großartig: So wie das Abkommen mit Bersani im Vorfeld der Parlamentswahl und das Memorandum mit Letta vor der Landtagswahl unterzeichnet worden war, sind es jetzt nur fünf Tage bis zur Gemeindewahl.

    Wahlhilfe aus Rom wäre für eine autonomistische Partei noch vor wenigen Jahren ein No Go gewesen — nur Forza Italia und Konsorten ließen damals fleißig ihre Berlusconis und Brunettas einfliegen. Spätestens seit Monti lechzt aber die verunsicherte Südtiroler Seele nach ständiger Bestätigung, dass man uns (bis auf ein paar Milliarden) nichts wegnehmen werde, die SVP alles richtig mache und man uns in Rom auch noch die Daumen drücke. Dass die SVP dabei immer mehr einem regionalen Ableger des PD gleicht, ist nur eine logische Konsequenz.



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  • Next Chance for Scotland.

    Autor:a

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    0 Comentârs → on Next Chance for Scotland.

    Vor einem Dreivierteljahr (am 18.09.2014) durften die Schottinnen ihr Recht auf Selbstbestimmung wahrnehmen und entschieden sich knapper als zunächst angenommen — aber trotzdem deutlich — für einen Verbleib im Vereinigten Königreich. Seitdem behaupten Unabhängigkeitsgegner auch in Südtirol, zumal Senator Karl Zeller (SVP), in Schottland habe sich letztendlich ein GAU zugetragen. Den Schottinnen sei mit dem Votum nämlich der letzte Trumpf abhanden gekommen, den etwa unser Land bei Verhandlungen mit Rom so geschickt einsetzen könne: »Entweder ihr gewährt uns dies und jenes — oder wir gehen.« Was die SVP da jedoch betreibt, ist erstens ein unlauteres und unwürdiges (parteipolitisches) Spiel mit einem Recht, das allen Südtirolerinnen gehört, und zweitens schon seit Jahren zahn- und wirkungslos, wie die äußerst mageren Ergebnisse bezeugen.

    Um die Abstimmung in Schottland zu gewinnen, sahen sich die unionistischen Kräfte Großbritanniens dazu genötigt, dem Land einen weitreichenden Autonomieausbau in Aussicht zu stellen, dessen konsequente Umsetzung nun freilich noch auf sich warten lässt. Gleichzeitig verloren unionistische Kräfte, vor allem Labour, während der letzten Monate massiv an Mitgliedern, während sich die ebenfalls sozialdemokratische SNP, die sich die Loslösung von London auf die Fahnen geschrieben hat, vor Neuzugängen kaum noch wehren kann. Bei den Wahlen zum Parlament in Westminster, die diesen Donnerstag stattfinden, steht der SNP eine mögliche Versechsfachung ihrer Sitze bevor.

    Dies veranlasste Ruth Davidson, Schottland-Chefin der konservativen Tories von Premier David Cameron dazu, sich klar und unmissverständlich von Äußerungen zu distanzieren, wonach die Unabhängigkeitsfrage ohnehin »für eine Generation« vom Tisch sei. Sie habe ihre Position mit Cameron abgesprochen, der noch vor wenigen Wochen selbst behauptet hatte, eine weitere Abstimmung stehe in Schottland bis auf weiteres nicht auf der Tagesordnung. Medienvertretern sagte Davidson, wenn die SNP bei den Wahlen dieser Woche tatsächlich drastisch zulegen könne und 2016 wieder eine absolute Mehrheit bei den Wahlen zum schottischen Parlament erringe, sei eine weitere Volksabstimmung durchaus möglich.

    Eine künftige Regierung unter konservativer Führung würde den Wunsch nach einer zweiten Abstimmung respektieren, so Davidson. »Ich habe mit Premierminister Cameron lange darüber gesprochen«, verriet sie. »Wir glauben und haben immer an die Selbstbestimmung geglaubt, und wir haben mit einer Teilnahme von 85% gerade den größten demokratischen Akt unserer Geschichte erlebt; eine derart hohe Beteiligung hat es weder in Schottland noch im Vereinigten Königreich jemals gegeben.« Wollten die Schottinnen keine weitere Abstimmung über die staatliche Zugehörigkeit, bräuchten sie nur unionistische Parteien zu wählen.

    Es geht also nicht darum, was die Schottinnen dürfen, sondern was sie wollen: Machen sie durch ihre Wahl deutlich, dass das Thema noch offen ist, wird es auch eine zweite Abstimmung geben.



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  • Bonvicini — la sanità monolingue.

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    7 Comentârs → on Bonvicini — la sanità monolingue.

    Il signor Matteo Bonvicini non è solo il capolista della Lista Civica Spagnolli alle elezioni comunali di domenica prossima, ma è anche il titolare della farmacia San Quirino e presidente Federfarma Bolzano. La farmacia fa parte del Gruppo Bonvicini che opera nella sanità privata e che secondo il proprio sito internet è convenzionato con l’Azienda Sanitaria pubblica sudtirolese.

    L’offerta del gruppo si suddivide in sette strutture (Casa di Cura, Radiologia, Centro Emodialisi, Farmacia San Quirino, Poliambulatori, Laboratorio Druso e Medicina del Lavoro) rappresentate dai sette simboli sul sito internet:

    Bonvicini-Klinik.

    Nonostante la convenzione col servizio sanitario pubblico però sul sito non sono disponibili informazioni in lingua tedesca. Ciò vale anche per la sezione dedicata alla farmacia San Quirino, anch’essa completamente monolingue. Questa totale mancanza di rispetto nei confronti dei cittadini dell’altra lingua assume particolare gravità in un ambito sensibile come quello sanitario, in cui i «clienti» — ovvero i pazienti ed i loro congiunti — si trovano spesso in situazioni di fragilità e sono bisognosi di particolare attenzione. Inoltre, siamo di fronte a un’infrazione all’obbligo di bilinguismo previsto per tutti i concessionari di servizio pubblico, finanziati con i soldi dei contribuenti.

    Ovviamente il signor Bonvicini avrebbe una particolare responsabilità anche come presidente di Federfarma (la federazione dei farmacisti) in una terra plurilingue — oltrettutto a maggioranza germanofona — come quella sudtirolese; responsabilità che dovrebbe indurlo ad assumere un comportamento esemplare anche per gli altri titolari di farmacia.

    Purtroppo invece il Gruppo Bonvicini, al contrario, rappresenta una pessima carta da visita per chi si (ri-)candida a governare il capoluogo di una terra plurilingue.

    Vedi anche: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 || 01



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  • ‘Reaktionäre’ Richterkommission.

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    6 Comentârs → on ‘Reaktionäre’ Richterkommission.

    Der Regionalrat hat am 22. April eine Gesetzesänderung zu den »Bestimmungen auf dem Gebiet der öffentlichen Körperschaften« (Gesetz Nr. 11/2014) genehmigt, mit dem auf Betreiben der SVP ausschließlich für Südtirol die Schaffung einer Richterkommission vorgeschrieben wird, die die Zulässigkeit von Volksabstimmungen in den Gemeinden zu überprüfen hat. Damit soll — so der unschwer zu erahnende Zusammenhang — weiteren »Pestizidabstimmungen« nach Malser Vorbild oder eben anderen nicht genehmen direktdemokratischen Äußerungen ein Riegel vorgeschoben werden. Willensbekundungen, die nicht unmittelbar mit geltendem Recht vereinbar sind, werden noch schwieriger als ohnehin.

    Gegen die Schaffung der umstrittenen Richterkommission, der sich auch die Initiative für mehr Demokratie widersetzt, haben Grüne und Paul Köllensperger (5SB) gestimmt. Die Süd-Tiroler Freiheit (STF) hat sich enthalten, während Andreas Pöder (BU) und Freiheitliche (F) dafür gestimmt haben. Wie eine neutrale oder zustimmende Haltung mit dem Wunsch nach Selbstbestimmung vereinbar sein soll, den STF, BU und F (neben 5SB) unterstützen, erschließt sich nicht. Die Katalaninnen etwa scheiterten bislang mit der Umsetzung einer entsprechenden Abstimmung gerade deshalb, weil sich der spanische Zentralstaat einer Lösung verschließt und dem politischen Willen mit rechtlichen Hürden begegnet.

    In einer Demokratie sollte sich die Legalität dem demokratischen Willen anpassen. Es muss zumindest gestattet sein, ihn mittels direktdemokratischer Verfahren in Erfahrung zu bringen, um die Umsetzbarkeit zu überprüfen. Die nun beschlossene und einzusetzende Richterkommission folgt dem gegenteiligen Grundsatz: Das Recht steht im Zweifelsfall vor (bzw. über) dem demokratischen Willen und eine Abstimmung muss vorab auf juristische Zulässigkeit überprüft werden. In letzter Konsequenz bedeutet dies auch, dass nicht die Bevölkerung über die staatliche Zugehörigkeit unseres Landes zu befinden hat, sondern ein Verfassungsartikel über die Unteilbarkeit des Staates. Veränderung wird — sowohl hinsichtlich der Pestizide, als auch in Bezug auf die Selbstbestimmung — deutlich erschwert, im Interesse der Machterhaltung.

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Keine Antwort auf Hilfsangebot.

    Vor wenigen Tagen hatte sich der Landeskommandant der Südtiroler Schützen, Elmar Thaler, sehr zurückhaltend über die Möglichkeit geäußert, dass seine Männer und Frauen sich an Hilfsmaßnahmen zugunsten der Flüchtlinge beteiligen. Doch glücklicherweise sehen das nicht alle Schützen so, zum Beispiel der Burggräfler Bezirksmajor Andreas Leiter-Reber. Schon am letzten Dienstag wandte er sich mit einer Mail (deren Wortlaut uns vorliegt) an die Sozialgenossenschaft Volontarius, die vom Land mit der Koordinierung der Hilfsmaßnahmen betraut wurde, um in Erfahrung zu bringen, ob und wie sich die Burggräfler Schützen sinnvoll einbringen könnten. Nachdem eine Antwort ausblieb, wiederholte er die Kontaktaufnahme mit der Bitte um einen — auch negativen — Bescheid. Bis zum jetzigen Zeitpunkt, so Leiter-Reber gegenüber , sei jedoch noch immer keine Reaktion von Volontarius eingegangen.

    Es ist nicht auszuschließen, dass die Verantwortlichen die Mail noch nicht beantworten konnten, doch es mutet in der derzeitigen, akuten Lage zumindest merkwürdig an: Hoffentlich hat ein Verein, der vom Land dazu auserkoren wird, einen so sensiblen Einsatz zu leiten, auch tatsächlich die personellen und organisatorischen Ressourcen, um Hilfsangebote rasch und gezielt einzusetzen — oder eben abzulehnen.

    Siehe auch: 01 02 03



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