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  • Du bist doch etwas allein.

    Auf Initiative des Gesundheitsbetriebs hat das neue Netzwerk Psychohilfe Covid 19 (mit Forum Prävention und Kammer der Psychologinnen) eine — leider nur zweisprachigeWebseite ins Internet gestellt, mit der unter dem Motto Du bist nicht allein! all jenen Hilfe angeboten werden soll, die in dieser schwierigen Phase der Ausgangsbeschränkungen zusätzlichen Schwierigkeiten (wie Angst, Einsamkeit, Erschöpfung, Langweile, Streit, Grübeln, Schlafstörungen, problematisches Konsumverhalten, Bewegungsmangel oder gar Gewalt) ausgesetzt sind.

    Insbesondere gibt es zu jeder dieser Situationen einige wirklich sehr kurze Verhaltungsempfehlungen — und Kontakte, an die sich Menschen in mehr oder minder schweren Notlagen wenden können.

    Darüberhinaus wird jedoch auch auf einen Downloadbereich mit vertiefenden Informationen verwiesen.

    Dort aber herrscht seit nunmehr über einer Woche gähnende Leere. Bei Menschen in einer Notlage, denen von Anfrang an die Nachreichung der Dokumente versprochen wurde, dürfte das Verständnis langsam schwinden.

    Natürlich ist die Existenz einer solchen Plattform an sich zu begrüßen. Doch in einer Situation wie der, die wir gerade erleben, ist eine Woche für viele eine halbe Ewigkeit. Gerade Menschen, die sich in Schwierigkeiten befinden und sich von diesem Portal eine Unterstützung erhofft hatten, könnten sich jetzt getäuscht und — ja — allein gelassen fühlen.

    Nachtrag vom 14. April 2020: Der Downloadbereich wurde jetzt durch eine Mediathek mit Videos ersetzt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01



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  • Südtirol darf blechen.

    Ein klassischer autonomiepolitischer Durchbruch ist Senator Dieter Steger (SVP) offenbar bei der Umwandlung des Dekrets mit den Corona-Hilfsmaßnahmen in Rom gelungen: Südtirol darf Geld in die bilaterale Lohnausgleichskasse einzahlen und sie zeitlich verlängern. Dass dafür überhaupt eine Erlaubnis des Zentralstaats nötig ist, kommentiert sich von selbst. Natürlich erwachsen dem Land daraus keine wie auch immer gearteten weitergehenden Mitbestimmungsrechte.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02



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  • Unsichere Häfen.

    Das Rettungsschiff Alan Kurdi (Sea Eye) näherte sich gerade mit 145 Geretteten der Insel Lampedusa, als vier italienische Ministerinnen gestern Abend in höchster Eile ein Dekret verabschiedeten: Luigi Di Maio (Äußeres, 5SB), Luciana Lamorgese (Inneres, PD), Roberto Speranza (Gesundheit, LeU) und Paola De Micheli (Verkehr, PD) erklärten damit alle Häfen des Landes pauschal als »unsicher« — wegen der Corona-Pandemie. Somit ist in Italien ein weiteres Grundrecht aufgehoben.

    Internationales Recht sieht nämlich vor, dass aus Seenot Gerettete in den nächsten sicheren Hafen zu bringen seien. Das neue Dekret verfügt hingegen, dass sie ins Heimatland des Rettungsschiffes gebracht werden müssen. Eine rechtliche Grundlage gibt es dafür auf internationaler Ebene jedoch nicht.

    Cëla enghe: 01 02 || 01



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  • Kein Staat (und keine Vollautonomie).
    Quotation

    Nein, wir Südtiroler ändern ohne Staat weder die Verfassung noch das 118er Dekret, noch ein paar andere Dinge, die uns aktuell das schnelle Krisenmanagement extrem erschweren. […] Wir müssten nämlich ganz einfach zuerst selbst ein Staat sein. Den entsprechenden Krieg zu führen (mit den Schützen?) und ihn zu gewinnen, geht sich derzeit leider zeitlich nicht aus.

    aus einer SMS von LH Arno Kompatscher (SVP) an den LAbg. Josef Unterholzner (TK), zitiert von Salto am 2. April 2020

    Natürlich liegt uns die Gesundheit aller Bürgerinnen und Bürger sehr am Herzen. Leider ist es jedoch so, dass wir in dieser Angelegenheit wenig Ermessensspielraum haben, zumal wir hier sehr an die Vorgaben aus Rom gebunden sind.

    aus einer E-Mail von Valentin Widmann, im Auftrag von Gesundheitslandesrat Thomas Widmann (SVP), zitiert in einem Community-Beitrag auf Salto am 4. April 2020

    In der Bekämpfung der Corona-Pandemie hat das Land Südtirol “kaum Handlungsspielraum”, sagt der Rechtswissenschaftler und Universitätsprofessor Walter Obwexer. Italien habe bereits Ende Jänner wegen Corona den Ausnahmezustand ausgerufen und seit der Verfassungsreform 2001 gehöre die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit zu den ausschließlichen Zuständigkeiten des Staates.

    »Südtirol sind weitgehend die Hände gebunden«, Rai Südtirol am 6. April 2020

    Man muss auch sehen, dass wir kein Staat sind, und eben in einer gewissen Weise auf Rom schauen müssen.

    LH Arno Kompatscher (SVP) auf den Vorwurf, dass Hilfsmaßnahmen des Landes auf sich warten lassen – Zitat von Rai Südtirol, 7. April 2020

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02 03 04



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  • Covid: Was läuft falsch?
    Gedankenprotokoll

    Es ist eine Momentaufnahme, klar. Kann sein, dass sich noch alles ändert. Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass in Südtirol — so wie in Italien — sehr viel falsch gelaufen ist und nach wie vor falsch läuft im Umgang mit der Pandemie. Und dass Österreich und Deutschland es (Stand jetzt!) besser hinbekommen haben. Wiewohl noch kein Ende in Sicht ist.

    Dass das Virus nicht an Grenzen Halt macht, wissen wir. Was ist es aber dann, was ein bis dato so unterschiedliches Ergebnis erklären kann?

    Bayern und Nord-/Osttirol hatten gegenüber Südtirol und dem Trentino einen zeitverzögerten Start in die heiße Coronavirus-Phase. Speziell im nördlichen Landesteil wurde zuerst auch einiges sträflich vernachlässigt, geradezu verschlafen. Stichwort Ischgl. Stichwort St. Anton. Dann aber wurden Maßnahmen ergriffen — und schon jetzt liegt das Wachstum der (ja: offiziellen, bestätigten) Infektionen deutlich unter jenem in Südtirol. Es kommt bereits zu einer ersten, hoffentlich nicht voreiligen Aufweichung der Restriktionen.

    Bayern hat seine — übrigens weniger strengen — Maßnahmen noch später eingeleitet als Nord-/Osttirol, doch auch dort wurde bereits eine klare Bremsung erreicht. Infektionen und vor allem Todesfälle liegen in Relation zur Bevölkerungszahl sehr weit unter jenen bei uns.

    Was war anders? Was ist ausschlaggebend? Ein besser vorbereitetes und eingespieltes Gesundheitssystem? Mehr Personal? Die Verfügbarkeit von gutem, brauchbarem Schutzmaterial? Die deutlich größere Anzahl an Intensivbetten? (Wobei es zumindest in Bayern noch nicht zu einer Auslastung gekommen zu sein scheint, bei der die vielen Intensivbetten ins Gewicht fallen würden.) Der Umgang mit Risikogruppen und Hotspots, speziell den Seniorenheimen? Wenn nicht die Anzahl, so die Zielgenauigkeit und Schnelligkeit der Testungen mit einer effektiveren Isolation von Verdachtsfällen? Die Zeitverzögerung und somit verlängerte Vorbereitungsphase? Umwelteinflüsse? Bevölkerungsstruktur?

    Oder lediglich — was ich nicht (mehr) glaube — ein anderes Zählverfahren? Bayern hat rund 25 mal so viele Einwohnerinnen wie Südtirol, meldet aber nur 2,5 mal so viele Todesfälle. Faktor zehn. Wird sich das (hoffentlich nicht, für Bayern) noch ändern?

    Wurde sich in Italien und auch in Südtirol zu sehr und einseitig auf »äußerliche« Maßnahmen, den sogenannten Lockdown (samt Denunziation) konzentriert, während ergänzende Schritte vernachlässigt wurden? Nirgendwo anders waren und sind die Einschränkungen inhaltlich wie zeitlich so ausgedehnt — und dennoch scheint dies nicht zu reichen, nicht den entscheidenden Unterschied zu machen.

    Um eine nachträgliche, minutiöse Aufarbeitung werden wir sowieso nicht herumkommen. Dabei wird man nicht nur die offiziellen Covid-19-Opferzahlen berücksichtigen müssen, sondern (wie es ansatzweise bereits geschieht) auch die allgemeine Sterberate im Vergleich zum Durchschnitt anderer Jahre. Um die Dunkelziffer zu beleuchten und indirekte Opfer (etwa durch Angst/Einsamkeit, reduzierte medizinische Versorgung, weniger Bewegung) nicht aus den Augen zu verlieren. Ziemlich sicher sind die Unterschiede auf eine Kombination von Gründen zurückzuführen.

    Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir uns diese(n) Fragen auch jetzt schon stellen sollten, wenn es dazu dienen kann, gegenzusteuern und die Lage zu verbessern. Wiewohl demokratische Prozesse derzeit auf ein Mindestmaß reduziert sind.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02 03 04 05



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  • Corona: Nord-/Osttirol testet mehr.

    Wie viele Testungen auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus wurden bislang in den Tiroler Landesteilen durchgeführt? Das lässt sich für die letzten Tage an folgenden Diagrammen ablesen:

    Diagramme zum Vergrößern anklicken.

    Obwohl die Epidemie in Nord-/Osttirol erst zeitversetzt ihren Lauf nahm, wurden dort bis heute weitaus die meisten Untersuchungen (24.957) durchgeführt. Am wenigsten getestet wurde im Trentino.

    Setzen wir die Infektionsanalysen mit der Einwohnerinnenzahl in Relation, verändern sich die Abstände, doch die Reihenfolge bleibt gleich: Mit 3.328 und 3.236 je 100.000 Einwohnerinnen1zugrundegelegte Einwohnerinnenzahlen: Südtirol 520.000 – Nord-/Osttirol 750.000 – Trentino 540.000 wurden in Nord-/Ost- respektive Südtirol bis heute fast gleich viele Testungen durchgeführt. Im Trentino waren es 2.061.

    Ob und wie diese Zahlen tatsächlich Einfluss auf die Kontrolle der Infektionen haben, lässt sich nicht beurteilen. Mindestens genauso wichtig wie die Anzahl an Testungen dürfte sein, wer unter welchen Umständen wie schnell einem Abstrich unterzogen wird. Diese Praxis kann sich von Gebiet zu Gebiet deutlich unterscheiden.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01

    • 1
      zugrundegelegte Einwohnerinnenzahlen: Südtirol 520.000 – Nord-/Osttirol 750.000 – Trentino 540.000


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  • Mehrsprachiges Lernbuch kostenlos online.

    Die Uniun Ladins Val Badia (ULVB) und das Istitut Ladin Micurà de Rü haben in Zusammenarbeit mit anderen Kulturinstituten die mehrsprachige Plattform Mies prömes parores (Meine ersten Wörter) entwickelt und online gestellt.

    Dort gibt es in den fünf dolomitischladinischen Idiomen (Badiot, Gherdëina, Fascian, Fodom, Anpezan) und Friaulisch ein interaktives Lernbuch für Kinder mit 50 thematischen Tafeln und zusätzlichen Lernspielen kostenlos.

    Dabei ist für sämtliche Begriffe eine Audiodatei der Aussprache im jeweiligen ladinischen Idiom und zudem auf Deutsch, Italienisch und Englisch hinterlegt:

    Nicht zuletzt gibt es das Buch in einer gedruckten Fassung, die von der Plattform aus bestellt werden kann — außer in den dolomitenladinischen Idiomen und auf Friaulisch auch auf Fersentalerisch. Weitere Sprachversionen sind geplant.

    Vielleicht ist das in Zeiten der Ausgangsbeschränkung ja auch für nichtladinische Kinder (und Erwachsene) eine Idee: die kleinste Landessprache etwas besser kennenlernen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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