Autorinnen und Gastbeiträge →

  • EU-Wahlportal: Wieder kein Deutsch für Südtirol.

    Unter der Webadresse elections.europa.eu stellt das Europäische Parlament zahlreiche Informationen über die anstehende Europawahl zur Verfügung. Da sich Wahlzeitraum, Wahlmodi und sonstige Regeln von Staat zu Staat unterscheiden, müssen Land und Sprache ausgewählt werden, um hierzu genaue Auskünfte abzurufen. Doch wie schon 2019 gibt es Informationen in deutscher Sprache auch diesmal nur für Deutschland, Österreich, Belgien und Luxemburg, nicht aber für Italien:

    Bildschirmfoto Europawahlportal

    Der Vergleich mit Belgien und Luxemburg, aber etwa auch Finnland, die jeweils verschiedene Landessprachen berücksichtigen, macht einmal mehr den Unterschied zwischen konstitutiv mehrsprachigen Staaten auf der einen und mononationalen Staaten wie Italien auf der anderen Seite deutlich. Da Italien gegenüber der EU offenbar ausschließlich Italienisch als Amtssprache angegeben hat, kommen die deutschsprachigen Südtirolerinnen nicht in den Genuss von Informationen in ihrer — angeblich gleichgestellten — Muttersprache.

    Aufgrund dieser strukturellen Diskriminierung werden sie gegenüber ihren italienischsprachigen Mitbürgerinnen sowie gegenüber anderen deutschsprachigen Unionsbürgerinnen schlechtergestellt. Dabei müsste Italien für die Minderheitensprachen Deutsch, Französisch und Slowenisch noch nicht einmal die Aufnahme von neuen Sprachen als Amtssprachen der EU beantragen, wie dies Spanien jetzt für Baskisch, Galicisch und Katalanisch versucht.

    Die Berücksichtigung von Deutsch für Italien wäre also ohne große Hindernisse möglich, wenn der Staat dies möchte, was er aber offenbar nicht für nötig hält.

    So wird den deutschsprachigen Südtirolerinnen, den französischsprachigen Aostanerinnen und den slowenischen Friaulerinnen und Julierinnen quasi unnötig ein Recht verwehrt, nur weil sie — anders als zum Beispiel die schwedischsprachigen Finninnen, die deutschsprachigen Belgierinnen — Teil eines Staates sind, für den nur eine einzige Sprache zählt. Das wirkt sich wie eine Art gläserne Decke aus.

    Als unabhängiges Land würde Südtirol natürlich zu den konstitutiv mehrsprachigen Staaten gehören.

    Siehe auch: 01 || 01



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  • Pressefreiheit: Italien wie Polen.

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    0 Comentârs → on Pressefreiheit: Italien wie Polen.

    Zum gestrigen Internationalen Tag der Pressefreiheit hat die NRO Reporter ohne Grenzen ihre einschlägige Weltrangliste für das Jahr 2024 veröffentlicht. Demzufolge soll das essentielle Grundrecht, das insbesondere auch für Demokratien von vitaler Bedeutung ist, international bedroht sein, da sich die Lage weltweit verschlechtere. Mit »gut« wird die Situation demnach in acht Ländern eingestuft, die die Spitzengruppe darstellen: Norwegen (1.), Dänemark (2.), Schweden (3.), Niederlande (4.), Finnland (5.), Estland (6.), Portugal (7.) und Irland (8.). All diese Staaten liegen in Europa und mit Ausnahme von Portugal sind sie alle im Norden des Kontinents konzentriert.

    Mit knapp 18 Millionen Einwohnerinnen sind die Niederlande das mit Abstand bevölkerungsreichste Land in dieser Gruppe, Estland hat mit nur 1,3 Millionen sogar deutlich weniger Einwohnerinnen als unsere Europaregion.

    Was den erweiterten deutschen Sprachraum betrifft, schließen die Schweiz (9.), Deutschland (10.) und Luxemburg (11.) direkt an die Spitzengruppe an, Liechtenstein liegt einen Platz vor Belgien auf Platz 15. Weit abgeschlagen, aber noch immer in der Gruppe, deren Situation Reporter ohne Grenzen als »zufriedenstellend« bewertet, erreicht Österreich Rang 32.

    Im Vergleich zum Vorjahr konnten sich die Schweiz (12 → 9), die Bundesrepublik (21 → 10) und auch Luxemburg (20 → 11) nach Plätzen deutlich verbessern — was jedoch auch darauf zurückzuführen ist, dass sich die Lage in anderen Ländern verschlechterte. Österreich verlor hingegen seit 2023 drei Plätze.

    Der italienische Staat, zu dem auch Südtirol gehört, verschlechterte sich deutlich und liegt jetzt weltweit nur noch auf dem 46. Rang — und zwar in der Gruppe, die Reporter ohne Grenzen als »problematisch« einstuft. Nach einem Verlust von fünf Plätzen befindet sich Italien damit nur noch einen Platz vor Polen, das von Ende 2015 bis Ende 2023 von der illiberalen PiS regiert wurde.

    Besonders negativ wurden in Bezug auf Italien die zahlreichen SLAPPs und Verleumdungsklagen sowie die Versuche, die Medien rechtlich einer engeren Kontrolle zu unterwerfen, genannt. Bei den Indikatoren, die zur Bildung der Gesamtbewertung herangezogen werden, sticht denn auch der Gesetzgebungsfaktor besonders negativ hervor: hier rutschte Italien im Vergleich zum Vorjahr gar vom 27. auf den 47. Platz ab.

    Umso schwerer wiegt der Verlust von fünf Plätzen, da die weltweite Verschlechterung eigentlich eher einen Aufstieg erleichtern würde. Auch in diesem Bereich könnte ein unabhängiger Staat Südtirol vermutlich ohne große Mühe bessere Rahmenbedingungen schaffen, wie andere Staaten in dieser Größenordnung zeigen.

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Politik von unten her neu denken.
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    1 Comentâr → on Politik von unten her neu denken.
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    Am 25. April hat der Verein Noiland das Buch Kann Südtirol Staat? auf Einladung des slowenischen Vereins Mohorjeva-Hermagoras in Celovec/Klagenfurt präsentiert. Dazu schreibt Hans Karl Peterlini im dieswöchigen Sonntagsblatt (Nr. 18/2024) unter anderem:

    Nicht militant, im Stile einer neuen Generation wird ein Kleinstaat entworfen, zu dem alle Bevölkerungsgruppen, auch die migrantischen, eingeladen werden. Ob dieser Kleinstaat besser wäre als die Autonomie, ob er überhaupt je wirklich wird, ist weniger wichtig als der dadurch eröffnete Raum, Politik nicht einfach hinzunehmen, sondern von unten her wieder neu zu denken.

    – Hans Karl Peterlini

    Peterlini ist Prodekan der Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften an der Uni Celovec/Klagenfurt und war selbst bei der Buchvorstellung anwesend.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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  • Nicht so internationaler Klassenzug.

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    0 Comentârs → on Nicht so internationaler Klassenzug.

    Die von den Arbeitgeberverbänden und auch vom Team K geforderte »internationale Schule« — bzw. vorerst ein Klassenzug mit englischer Unterrichtssprache am Realgymnasium Bozen — wird im Schuljahr 2024/25 nach dem Modell der IB World Schools starten. Deutsch und Italienisch werden dort nur als Fremdsprachen vermittelt.

    Das Team K hat sich kürzlich mit einer Landtagsanfrage (Nr. 87/24 ) nach dem Projekt erkundigt, unter anderem mit einer Frage zu Eingeschriebenen, die aus dem Ausland zugezogen sind. Schließlich sollte das neue Angebot vor allem Kinder aus Familien ansprechen, deren Eltern etwa aus beruflichen Gründen nach Südtirol ziehen und die nicht gewillt sind, sich schulisch zu integrieren.

    Diesbezüglich fällt die Antwort von Landesrat Philipp Achammer (SVP) allerdings ernüchternd aus: Keine einzige der eingeschriebenen Schülerinnen seien Kinder von Familien, die im laufe des letzten Schuljahres aus dem Ausland zugezogen sind.

    Das ist selbstverständlich nur ein erster Zwischenbefund. Während der kommenden Jahre wird sich zeigen, ob das elitäre Projekt tatsächlich nützlich ist, um neue Arbeitskräfte aus dem Ausland anzulocken, wie man es sich erhofft hatte. Dazu hieß es in der Antwort auf Landtagsanfrage Nr. 2268/2022 des Team K:

    Ziel ist es die internationale Wettbewerbsfährigkeit der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol auf dem Arbeitsmarkt zu fördern. Weiters sollen auch Schülerinnen und Schüler aus Südtirol, deren Eltern eine internationale Ausbildung wünschen, die Möglichkeit haben, den internationalen Klassenzug zu besuchen.

    – LR Philipp Achammer

    Siehe auch: 01 02 03 04 05



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  • Colli ohne (Eier).

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    4 Comentârs → on Colli ohne (Eier).

    Die Liste JWA hatte im Landtagswahlkampf vor allem auf einen herausragenden Punkt in ihrem Programm verwiesen: männliche Geschlechtsorgane, die trotz ihrer äußersten Gebrechlichkeit gemeinhin für Mut stehen.

    Seit sich der Namensgeber immer ungenierter in rechtsextremen Kreisen bewegt und auch selbst mit radikalsten Aussagen auf sich Aufmerksam macht, steht der Zweite im Bunde — LAbg. Andreas Colli — ebenfalls unter Beobachtung: Wird er sich vom Nazi Chef distanzieren? Springt er ihm gar aktiv bei?

    Doch spätestens seit der peinlichen Stellungnahme, die er dazu vor wenigen Tagen veröffentlicht hat, wissen wir, dass mit den Eiern wohl doch nicht der Schneid gemeint gewesen sein kann: »Andreas ist nicht Jürgen und Jürgen nicht Andreas!« raunzt er da einfallslos — und: Jürgen Wirth Anderlan sei in der Liste, die seinen Namen trägt, auch gar nicht der Chef.

    Colli hat also weder den Mumm, sich klar zu distanzieren, noch die Courage, sich selbst als der Nazi peinliche Mitläufer zu outen, der er nunmal ist, wenn er die Umtriebe seines Chefs einfach hinnimmt. In solchen Kreisen würde man das wohl als Memme bezeichnen.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Das Behindertentransport-Versagen.

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    3 Comentârs → on Das Behindertentransport-Versagen.

    Nach dem jahrelangen Desaster mit dem süditalienischen Unternehmen Tundo beim Behindertentransport in Südtirol (vgl. 01 02 03), war seit kurzem wieder Ruhe und Zufriedenheit eingekehrt, nachdem der Verein Adlatus den Dienst übernommen hatte. Doch wie wir jetzt wissen, war das nicht von langer Dauer, denn Mitten im heurigen Schuljahr wurde der Auftrag — ab dieser Woche — wieder an eine neue Firma übergeben, die offenbar außerstande ist, die Beförderung auf angemessene Weise zu gewährleisten. Gerade in einem so sensiblen Bereich und bei einer derartigen Vorgeschichte, die zusem nur kurze Zeit zurückliegt, hätte man sich eigentlich von allen Verantwortlichen höchste Vorsicht erwarten dürfen. Umso mehr, da für manche Menschen mit Behinderung ohnehin jede Veränderung — selbst wenn sie organisatorisch perfekt verläuft — ein schwer verkraftbares, nahezu traumatisches Ereignis ist.

    Wie salopp sich Verantwortliche zum erneuten logistischen Versagen äußern, wenn sie nicht ganz untergetaucht sind, ist schwer erträglich. Währenddessen häufen sich die Klagen über nicht abgeholte Kinder, keiner der Landessprachen mächtige Fahrerinnen (die also wohl nicht einmal Verkehrsschilder vollständig verstehen können), einsprachige oder gar fehlende Begleitpersonen, nicht angemessen ausgestattete Fahrzeuge, Informationschaos bezüglich Abhol- und Zielorten sowie Anzahl der zu befördenden Personen. Der neue Auftragnehmer aus dem Trentino (Alpin Bus) mit Südtiroler Beteiligung (Dibiasi), der die Ausschreibung Berichten zufolge vor allem dank riesigem Abschlag gewonnen hat, gibt an, nur kurzfristig und unvollständig über den Auftrag und den Zeitpunkt der Übernahme unterrichtet worden zu sein.

    Wie ein so wichtiger Dienst überhaupt aufgrund des Preises vergeben werden konnte, ist mir unverständlich. Doch ganz offensichtlich wurden in der Ausschreibung die zu erfüllenden Bedingungen nicht stringent genug formuliert — und gab es vorab keine Inspektion der Fahrzeuge, keine Überprüfung der Kompetenzen von Fahrer- und Begleiterinnen und keine Einweisung vonseiten der Verantwortlichen. Dabei kann man sich in diesem Fall noch nicht einmal mit dem Mangel an kompetentem, mehrsprachigem Personal und geeigneten Anbietenden herausreden, denn mit Adlatus und Easy Mobil war beides schon da. Es hätte alles, aber wirklich alles getan werden müssen, um zu verhindern, dass der schon vorhandene Qualitätsstandard erneut unterboten wird.

    Doch Politik und Verwaltung haben auf ganzer Linie versagt.



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  • Verhöhnung auf europäischer Ebene.
    Scheinkandidaturen und das Spiel mit der Demokratie

    Giorgia Meloni (FdI), Antonio Tajani (FI) und Elly Schlein (PD) haben angekündigt bei den anstehenden Europawahlen als jeweilige Spitzenkandidaten ihrer Parteien kandidieren zu wollen, ohne jedoch ernsthaft in Betracht zu ziehen, die Mandate, die sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erringen werden, auch anzunehmen. Im Prinzip gibt es nur zwei Erklärungen für dieses Verhalten: Entweder Meloni, Tajani und Schlein sind so dermaßen dumm, dass sie nicht verstehen, was da im Juni gewählt wird oder aber sie verkaufen die Bevölkerung für dumm, betreiben bewusste Wählertäuschung und offenbaren eine egomanische Geringschätzung für die europäische Demokratie und ihre Institutionen. Beides sind Befunde, die diese Herrschaften nicht wirklich dafür qualifizieren, die Bevölkerung – wo auch immer – zu repräsentieren. Leider sind diese Scheinkandidaturen spätestens seit Berlusconi zu einer gängigen Praxis und wohl auch zu einem unrühmlichen Spezifikum in Italien geworden. Jedenfalls hätte ich nicht mitbekommen, dass sich Scholz, Macron oder auch Nehammer für die Europawahlen als Spitzenkandidaten aufstellen ließen.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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