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  • Qualität der regionalen Gesundheitssysteme.
    CREA-Studie 2018

    Im Juli hat CREA, wissenschaftliches Konsortium der Universität Tor Vergata in Rom und des Basisärztinnenverbandes FIMMG, die sechste Ausgabe ihrer Studie über die Performance der regionalen Gesundheitssysteme in Italien vorgestellt.

    Das im positiven Sinne Besondere an dieser Studie ist, dass sie »multidimensional« ist. Die Gesundheitssysteme werden einerseits von unterschiedlichen Panels von sogenannten Stakeholdern (Interessensvertreterinnen oder Akteuren) bewertet: Gesundheitsberufe, Management, Institutionen, Pharmaindustrie und Nutzerinnen. Andererseits werden die Bereiche (Dimensionen) Soziales, Ergebnisse, Angemessenheit, Innovation und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt und gewichtet.

    Nun: Entgegen der inzwischen üblichen Hiobsbotschaften schneidet Südtirol in der Gesamtwertung sehr gut ab und liegt nach dem Trentino an zweiter Stelle.

    Grafische Aufbereitung:

    Dabei ist jedoch auch darauf hinzuweisen, dass sich keine Region einem Optimalwert auch nur annähert.

    In der Bewertung durch die Nutzerinnen liegt Südtirol (hinter Trient, Lombardei, Toskana, Latium und Piemont) auf Rang sechs. Das Institutionen-Panel setzt unser Land hingegen an die erste, jenes der Gesundheitsberufe an die zweite Stelle hinter Trient. In der Bewertung des Management-Panels landet Südtirol (hinter Trient, Toskana, Lombardei und Umbrien) auf dem fünften Platz. Laut Akteuren der Pharmaindustrie liegt Südtirol hingegen (hinter Toskana, Lombardei, Trentino, Marken und Umbrien) wiederum an sechster Stelle.

    Natürlich kann man von allen etwas lernen, doch an diese Studie sollten wir uns erinnern, wenn zum Beispiel Politikerinnen — wie derzeit öfter der Fall — die Nachahmung der Gesundheitspolitik von Lombardei und Venetien als Allheilmittel propagieren. Zumindest auf staatlicher Ebene kann Südtirol offenbar vor allem vom Trentino lernen.

    Darüberhinaus wäre gerade für ein Gebiet wie Südtirol auch ein grenzüberschreitender Vergleich interessant. Doch seit 2013 — als Südtirol von 172 untersuchten europäischen Regionen auf Platz neun gelandet war — scheint nichts Derartiges mehr durchgeführt worden zu sein.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02



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  • Wem vertrauen die Südtirolerinnen?

    Gleichzeitig mit den Daten über das Vertrauen in die Institutionen hatte das Landesstatistikinstitut (Astat) Ende September auch Angaben über das Vertrauen der Südtirolerinnen in bestimmte Personengruppen veröffentlicht.

    Grafik zum Vergrößern anklicken.

    Demnach genießen — unter den berücksichtigten Gruppen — die Ärztinnen das größte Vertrauen, wenngleich der Wert im Vergleich zur Erhebung von 2015 leicht (von 88,2% auf 87,5%) zurückgegangen ist. Auch Wissenschafter- und Lehrerinnen wird hohes Vertrauen entgegengebracht.

    Seit der letzten Erhebung deutlich verbessern konnten sich die Gemeindebediensteten, die Ordnungskräfte und die heimischen Politikerinnen. Letzteren schenken aber noch immer nur vier von zehn Südtirolerinnen ihr Vertrauen.

    Weit abgeschlagen an letzter Stelle liegen die italienischen Politikerinnen, denen weniger als ein Zehntel der Südtirolerinnen vertrauen, wiewohl sich der Wert zwischen 2015 und 2018 ebenfalls erhöht hat. Was einmal mehr beweist, dass dieser Staat ein Legitimationsproblem hat.

    Neben jenem in die Ärztinnen verzeichnet nur noch das Vertrauen in die Priester einen Rückgang.

    Cëla enghe: 01 02 || 01



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  • Trentiner Regionalratsdoping.
    Lega profitiert vom Mehrheitsbonus

    Parallel zur neuen Südtiroler Landesregierung ist bekanntlich auch eine Regionalregierung mit einer entsprechenden Mehrheit zu bilden. Dass sich beides gegenseitig beeinflusst ist klar und spricht leider dafür, dass die SVP auf Landesebene eine Koalition mit der rechtsradikalen, europafeindlichen Lega eingehen wird.

    Nur festzustellen, dass die Lega den neuen Trentiner Landeshauptmann stellen wird, wäre aber zu kurz gedacht. Erschwerend kommt nämlich hinzu, dass das dortige Wahlrecht — dem Fetisch des starken Mannes und der Regierbarkeit verpflichtet — einen Mehrheitsbonus vorsieht, mit dem die Lega künstlich (auch) zur stärksten Regionalratsfraktion gepusht wird.

    Während in Südtirol ein reines Verhältniswahlrecht herrscht, das der SVP mit 41,9% der Stimmen 15 von 35 Mandate (das sind 42,9% der Sitze) beschert, stehen der Lega im Trentino mit 27,1% der Stimmen nicht die verhältnismäßigen 9 bis 10, sondern 14 Mandate (40% der Sitze) zu. Vier bis fünf Abgeordnete — so viele, wie die Lega in Südtirol mit über 11% der Stimmen ergattern konnte — werden der Partei in Trient »geschenkt«.

    Zusammen mit den vier Abgeordneten aus Südtirol kommt die Lega somit auf 18 Regionalratssitze. Und überholt damit die Volkspartei als stärkste Kraft im gemeinsamen Parlament. Dieses Trentiner Wahlrecht existiert schon seit 2003, doch erst jetzt entfaltet es sicht- und spürbare Auswirkungen auf regionaler Ebene — weil es in Bozen und Trient zumindest hypothetisch erstmals konträre Interessen geben könnte.

    Natürlich ist es gut, wenn jedes der beiden autonomen Länder das Recht hat, ein Wahl- und Sitzzuteilungsverfahren zu wählen, das seinen Erfordernissen am besten entspricht. So wäre etwa ein Mehrheitswahlrecht in Südtirol nahezu undenkbar, weil es das Verhältnis zwischen den Sprachgruppen verzerren würde.

    Die Anomalie ist vielmehr diese übergestülpte Region, die selbst eigentlich unnütz ist und nur ein Alibi für die Autonomie des Trentino darstellt. Ein (Regional-)Parlament wiederum, das die Summe zweier anderer (Landes-)Parlamente darstellt — die zudem noch mit so unterschiedlichen Regeln gewählt werden) — dürfte ein ziemlich einzigartiges Konstrukt sein.



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  • Die Verlierer der Wahl.

    Sämtliche Listen und Parteien, die bereits 2013 angetreten sind, haben bei den Landtagswahlen 2018 Stimmen und Stimmanteile verloren. Zwar ist ein Vergleich zwischen den beiden Urnengängen nur bedingt machbar, da die beiden “neuen” Gewinner aus bestehenden Listen hervorgegangen sind. Das Team Köllensperger ist eine Abspaltung des M5S und die Lega war 2013 noch zusammen mit Forza Italia und dem Team Autonomie der Elena Artioli angetreten. Auch die Bürgerunion schloss 2013 ein Bündnis mit Ladins Dolomites und Wir Südtiroler. Der PD ist zwar eine Verbindung mit Bürgerlisten eingegangen, musste aber auch die Abspaltung des Bizzo-Projektes Noi per A.A. Südtirol verkraften. AAnC hat sich hingegen 2018 mit den postfaschistischen Kollegen von FdI zusammengetan.

    Dennoch lohnt ein Blick auf die absoluten Zahlen und die prozentuellen Verluste, um die medial wie mir scheint oft recht unbedachten Kategorisierungen in Gewinner und Verlierer besser bewerten zu können.

    absoluter Stimmenverlust

    1. Die Freiheitlichen -33.885
    2. SVP -12.118
    3. PD -8.404
    4. Grüne -5.678
    5. Forza Italia -4.295

    prozentueller Stimmenverlust

    1. Die Freiheitlichen -65,56%
    2. Forza Italia -60%
    3. PD -43,28%
    4. Bürgerunion -38,10%
    5. Grüne -21,84%

    Die Freiheitlichen sind in allen Belangen die großen Verlierer dieser Wahl. Daran gibt es nichts zu rütteln. Die SVP hingegen hat zwar absolut am zweitmeisten Stimmen verloren (was wenig verwundert, da sie von der höchsten Ausgangsbasis ausgeht), anteilsmäßig hält sich ihr Verlust mit 8,32% der Stimmen aber in Grenzen. Prozentuell hat nur der M5S weniger verloren (-4%). Die vielfach – wohl auch aufgrund der vorangegangenen positiven Prognosen – als eine große Wahlverliererin gehandelte STF hat weder absolut (-3.813) noch prozentuell (-16,67%) extrem viele Stimmen verloren. Sie hatte lediglich das Pech, dass die Wahlarithmetik gegen sie sprach und die Verluste genau an der Grenze zwischen zweitem und drittem Mandat lagen. Genau umgekehrt liegt der Fall bei den Grünen: rein rechnerisch zählen sie zu den großen Verlierern der Wahl. Obwohl sie ihren Mandatsstand halten konnten, haben sie über ein Fünftel ihrer Wähler verloren. Noch schlechter erging es der Bürgerunion, dem PD und der Forza Italia. Letztere verlor prozentuell fast so viele Wählerinnen und Wähler wie die Freiheitlichen.



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  • Die Städter-Saga.
    Quotation

    Die Leute am Land, die tun ja etwas. Die anderen reden manchmal.

    Der Tiroler Schauspieler Tobias Moretti verwehrt sich in der ORF-Diskussionsrunde Im Zentrum gegen das in Österreich vielfach strapazierte Vorurteil, dass die Landbevölkerung im Gegensatz zur Stadtbevölkerung pauschal ungebildet, hinterwäldlerisch und rechts respektive unsolidarisch sei. Parallelen zu Südtirol und der gerade geschlagenen Wahl nicht ausgeschlossen.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Der neue Landtag nach Themen.

    Nach der Landtagswahl vom 21-O habe ich mir — in Erwartung einer Regierungsbildung — angesehen, wie viele Mandate die Parteien und Listen (nach vorläufigem amtlichen Endergebnis) nach Themen aufgeschlüsselt errungen haben.

    Anders ausgedrückt: Wie viele Abgeordnete stellen Parteien, die laut eigenen Angaben ein bestimmtes Anliegen unterstützen?

    Als Vorlage hat mir auch diesmal (auszugsweise) der Fragenkatalog gedient, den der Jugendring den Wahlberbenden fürs Wahllokal vorgelegt hat.

    Der Vergleich mit 2013 zeigt, wie viele Abgeordnete die jeweiligen Parteien und Listen bei der letzten Landtagswahl errungen hatten.1Elena Artioli habe ich nach bestem Wissen und Gewissen den jeweiligen Positionen zugewiesen. Das war ein kleiner, aber nötiger Handgriff, um die Vergleichbarkeit mit 2013 zu retten, wenngleich das Ergebnis dadurch leicht verfälscht sein könnte.

    Zum Ergebnis: Es ist zu erkennen, dass die Aufwertung der Landeshauptstadt im neuen Landtag die meisten Unterstützerinnen (31) hat, die Abhaltung eines Selbstbestimmungsreferendums, das BGE und der Flughafenausbau hingegen am wenigsten.

    Zumindest auf dem Papier eine Mehrheit hätten neben der Aufwertung von Bozen auch die Möglichkeit, Problemwölfe und -bären zu erlegen, die Schaffung einer eigenen Region Südtirol, die Schaffung einer Landespolizei und die doppelte Staatsbürgerschaft.

    Die Parteien und Listen, die die Beibehaltung der flächendeckenden Zweinamigkeit, die Einführung der mehrsprachichen Schule und die Senkung der Politikerinnengehälter wünschen, stellen heute doppelt soviele Abgeordnete, wie bis vor wenigen Tagen — auch wenn diese Positionen im Landesparlament (noch) nicht mehrheitsfähig zu sein scheinen.

    Parteien, die den Tourismus einschränken wollen, haben die Anzahl ihrer Abgeordneten mehr als vervierfacht; solche, die eine darauf ausgerichtete Politik unterstützen, dass Nicht-EU-Bürgerinnen möglichst bald das Land verlassen, sind von acht auf sechs Mandatarinnen geschrumpft.

    Von zehn auf vier Sitze zusammengeschrumpft sind wie bereits angedeutet jene Parteien, die eine Abstimmung über die Loslösung Südtirols von Italien wollen.

    Für die genauen Fragestellungen und für die detaillierten Antworten: siehe Fragenkatalog des Jugendrings.

    Cëla enghe: 01

    • 1
      Elena Artioli habe ich nach bestem Wissen und Gewissen den jeweiligen Positionen zugewiesen. Das war ein kleiner, aber nötiger Handgriff, um die Vergleichbarkeit mit 2013 zu retten, wenngleich das Ergebnis dadurch leicht verfälscht sein könnte.


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  • 21-O: Erste Rechen(bei)spiele.

    Die Landtagswahl ist geschlagen. Der gelb-grüne Geist der römischen Regierungsmehrheit hat auch Südtirol erfasst — zum Glück »autonomistisch« abgeschwächt von der SVP und umgedeutet vom Team Köllensperger. Es ist dennoch erstaunlich, dass die rechtsradikale und fremdenfeindliche Lega offenbar auch bei deutschsprachigen Wählerinnen derart punkten konnte, während gleichzeitig die Zentralregierung die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit des Staates an den Rand des Abgrunds manövriert. Und obschon Spitzenkandidat Massimo Bessone erst kürzlich mit einem »siamo in Italia« glänzte, der an den alten MSI erinnert.

    Hat jemals eine staatsweite Partei so viele Stimmen aus der deutschen Minderheit erhalten?

    Die angeschlagene SVP (15 Abgeordnete / -2) ist bei der Bildung einer Landesregierung bekanntlich an den Proporz1dieser Proporz orientiert sich nicht an der Stärke der Sprachgruppen in der Gesamtbevölkerung, sondern am Verhältnis der Sprachgruppen im Landtag gebunden. Das hat unter Umständen zur Folge, dass rechnerisch mögliche Koalitionen ausscheiden, weil — aufgrund des gestiegenen Anteils italienischer Landtagsabgeordneter (von 5 auf 8) — je nach Größe der Regierung mindestens zwei Landesräte der italienischen Sprachgruppe angehören müssen.

    Am bequemsten wäre für die Volkspartei nun vermutlich — auch aus bereits dargelegten Gründen — eine Koalition mit der Lega. Ihr offener Rassismus und ihre Europafeindlichkeit widersprechen aber der DNS der Sammelpartei.

    Welche Alternativen gibt es?

    • Eine Mehrfachkoalition mit Parteien, die zusammen die nötigen italienischen Mandatarinnen stellen können — etwa Schwarz-Grün-Rot mit den Grünen und dem PD (19 von 35 Abgeordneten). Falls im Team Köllensperger jemand einen Landtagssitz für die siebtgereihte Francesca Schir freimachen sollte, wären auch eine Ampel- (22/35) oder eine Jamaika-Koalition2eine »kleine« Jamaika-Koalition wäre auch mit den Grünen und der 5SB (19/35) möglich (24/35) möglich.
    • Eine Mehrfachkoalition mit unterschiedlichen Parteien, wovon eine die zahlenmäßige Mehrheit und zwei andere die italienischen Landesrätinnen stellen könnten. Ein Beispiel: Schwarz-Gelb-Gelb-Rot mit SVP, Team Köllensperger, 5SB und PD (23/35). Extrem unwahrscheinlich.
    • Die Berufung italienischsprachiger Landesrätinnen von außen: damit wäre theoretisch jede Koalition möglich, die über mindestens 18 Landtagsabgeordnete verfügt. Allerdings ist diese Option durch die Erfordernis einer Zweidrittelmehrheit im Landtag und einer einfachen Mehrheit unter den italienischen Landtagsabgeordneten sehr schwer umsetzbar.
    • Eine Verkleinerung der Landesregierung, sodass weiterhin nur eine italienische Landesrätin benötigt wird.

    Letzteres würde eine Fülle weiterer Koalitionsszenarien eröffnen.

    • 1
      dieser Proporz orientiert sich nicht an der Stärke der Sprachgruppen in der Gesamtbevölkerung, sondern am Verhältnis der Sprachgruppen im Landtag
    • 2
      eine »kleine« Jamaika-Koalition wäre auch mit den Grünen und der 5SB (19/35) möglich


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