Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Der Kommissar umgeht.
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    0 Comentârs → on Der Kommissar umgeht.
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    Für den Wiederaufbau der Morandi-Brücke in Genua gab es einen, für Olympia-Infrastrukturprojekte gibt es welche, für andere Vorhaben ebenso. Es ist paradox: Zuerst ersinnt die Politik hochkomplexe und hochbürokratische Prozeduren, um Betrügereien zu unterbinden, dann werden ebendiese Prozeduren mit Sonderkommissaren ausgehebelt, weil nichts weitergeht.

    – Chefredakteur Christian Pfeifer in SWZ Nr. 14/23



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  • Sprachliche Rahmenbedingungen für Immersion.

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    0 Comentârs → on Sprachliche Rahmenbedingungen für Immersion.

    Ich möchte hier noch einmal aus Lernen in der Fremdsprache – Grundzüge von Immersion und bilingualem Unterricht von Henning Wode (1995) zitieren, einem Buch, auf das ich erst kürzlich von einer Befürworterin der mehrsprachigen Schule in Südtirol hingewiesen wurde.

    Wode umreißt1auf Seite 43 des Buches die sprachlichen Rahmenbedingungen für IM/BIU (Immersion bzw. bilingualen Unterricht) in Europa und klärt damit einige wichtige Punkte:

    Wer in Frankreich Englisch, Deutsch oder Spanisch als L2 lernt, wird kaum befürchten, seine französische Identität zu verlieren. In Frankreich stellen die Frankophonen die Majorität, in Deutschland die Deutschsprachigen, in Großbritannien die Anglophonen.

    – Henning Wode

    In Südtirol ist häufig die verständnislose Frage zu vernehmen, warum denn mehrsprachige Schulen in Innsbruck, Trient oder München Realität sind (allerdings in welchem Umfang?) und gerade in einem mehrsprachigen Land wie dem unseren nicht. Wie paradox es für manche auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag, sind die Risiken eben — wie auch Henning Wode nahelegt — gerade in einsprachigen Gebieten wesentlich geringer, da das sprachliche Umfeld klar definiert und gefestigt ist. Minoritäten haben hingegen zu befürchten, ihre Sprache und ihre Identität zu verlieren. Darauf haben wir auch hier auf schon öfter hingewiesen (vgl. 01 02 03).

    Die im Hinblick auf IM und BIU besonders wichtigen Differenzierungen sind:

    • Majoritätensprachen: Sie werden von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen. Meist sind sie auch die offiziellen Landessprachen, z.B. Englisch in Großbritannien, Französisch in Frankreich oder Dänisch in Dänemark. Nur wenige Länder haben, wie die Schweiz oder Belgien, mehrere offizielle Landessprachen.
    • Minoritätensprachen: Sie werden von einer Minderheit gesprochen und sind meist keine offizielle Landessprachen. Zu unterscheiden sind:
      • Bodenständige (autochthone) Sprachen: Sie sind schon über viele Generationen in der betreffenden Gegend heimisch, z.B. Friesisch, Niederdeutsch oder Dänisch in Schleswig-Holstein, Gälisch in Schottland oder Bretonisch in Frankreich. Manche offiziellen Landessprachen können gleichzeitig bodenständige Minoritätensprachen in anderen Ländern sein, so Dänisch in Deutschland, Deutsch in Frankreich oder Deutsch in Dänemark.
      • Eingewanderte (allochthone) Sprachen: Meist sind sie durch Arbeitsmigranten in die jeweiligen Länder gekommen, z.B. Türkisch in Deutschland, Varianten des Arabischen in Frankreich, romanische Sprachen in Skandinavien oder Deutschland.

    – Henning Wode

    Hier wird klar definiert:

    • Die Majoritätensprache ist — außer in konstitutiv mehrsprachigen Ländern wie Belgien und Schweiz — die offizielle Landessprache, in Südtirol somit eindeutig Italienisch. Das muss neuerdings ganz besonders unterstrichen werden, da erneut versucht wird, die Majoritäten- als die eigentliche Minderheitensprache darzustellen.
    • Minoritätensprachen sind — wiederum mit Ausnahme der bereits genannten Fälle — keine offiziellen Landessprachen. Dies trifft auch auf Deutsch in Italien zu.
    • Autochthone Minoritätensprachen können gleichzeitig andernorts offizielle Landessprachen sein, ausdrücklich wird auch Deutsch genannt, das in Dänemark oder Frankreich (bzw. Italien) eine Minoritätensprache ist, während es in Deutschland oder Österreich eine Landessprache ist. Auch diese ausdrückliche Klärung ist nicht unbedeutend, da in Südtirol schon behauptet wurde, Deutsch könne grundsätzlich nirgendwo als Minderheitensprache betrachtet werden, da es in Europa von vielen Millionen Menschen gesprochen wird. Gerade das Beispiel Frankreich (bzw. Elsass) zeigt aber, dass die vielen Millionen Sprecherinnen in Europa kein hinreichender Schutz vor Assimilierung in einem Nationalstaat darstellen, genausowenig wie übrigens die weltweite Frankophonie verhindern konnte, dass Französisch im Aostatal marginalisiert wurde.
    • 1
      auf Seite 43 des Buches


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  • Sechserkommission: Grüne über Wahl von Urzì entrüstet.

    Die Südtiroler Grünen sind — wie ich auch — über die gestern erfolgte Wahl von Alessandro Urzì (FdI) zum Vorsitzenden der Sechserkommission und die »wohlwollende« Enthaltung der SVP bei der entsprechenden Abstimmung empört.

    Das überrascht mich zugegebenermaßen ein wenig, da die Grünen erst kürzlich im Landtag nicht nur die angeblichen Rechte des Neofaschisten verteidigt, sondern auch aktiv für Urzì gestimmt hatten, als es darum ging, den Vorsitzenden des U-Ausschusses WirNëusNoi zu wählen.

    Man könnte nun natürlich sagen, dass der U-Ausschuss nicht so sensibel für die Autonomie ist wie die Sechserkommission. Das ist richtig. Andererseits ist die Sechserkommission aber auch ein paritätisches Gremium zwischen römischer Zentral- und Südtiroler Landesregierung. Erstere steht nunmal — wofür man Südtirol kaum verantwortlich machen kann — unter rechtsrechter Führung und hat die Personalie Urzì nicht nur ernannt, sondern nach anfänglicher Uneinigkeit letztendlich auch für den Vorsitz vorgeschlagen.

    Damit will ich keineswegs sagen, dass die SVP keine Möglichkeiten gehabt hätte, sich stärker von dem Rechtsaußen abzugrenzen, gegen ihn zu stimmen oder gar die (für mich unverständliche) Gepflogenheit in Frage zu stellen, wonach der Vorsitz einem von Rom ernannten Mitglied der italienischen Sprachgruppe zusteht — was die Auswahl auf nur zwei der sechs Vertreterinnen einengt.

    Ganz im Gegenteil: Ich hätte mir ein solches widerständiges Vorgehen von der Sammelpartei nicht nur erhofft, sondern aufgrund ihrer Geschichte eigentlich auch erwartet. Die Kuschelei mit den Faschistinnen ist meiner Meinung nach gänzlich inakzeptabel und insbesondere für ein Land wie Südtirol besorgniserregend.

    Allerdings verstehe ich eben auch nicht, wie sich all jene, die Urzì schon im Landtag nicht Einhalt gebieten und isolieren wollten, nun (künstlich) über seine Wahl zum Vorsitzenden der Sechserkommission echauffieren können. Für mich wirkt es leider etwas unglaubwürdig, aufgesetzt und vorgeschoben.

    Aber vielleicht irre ich mich und nicht nur die Grünen haben ihre Einstellung zu diesem Thema tatsächlich und grundsätzlich geändert. Dann hoffe und wünsche ich mir, dass sie zumindest im Umgang mit dem Nachfolger von Urzì im Landtag anders verfahren als sie es mit ihm selbst (auch kürzlich) vorgemacht hatten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01



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  • Urzì sitzt Sechserkommission vor.

    Autor:a

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    1 Comentâr → on Urzì sitzt Sechserkommission vor.

    Heute wurde Alessandro Urzì von den neofaschistischen Fratelli d’Italia, dessen Nachfolger im Landtag, Marco Galateo, die Streichung der Schutzmachtfunktion Österreichs für Südtirol fordert, mit drei Stimmen bei ebensovielen Enthaltungen zum Vorsitzenden der Sechserkommission gewählt.

    Übereinstimmenden Medienberichten zufolge erhielt er ausschließlich die Stimmen der drei Mitglieder (seine eigene inbegriffen), die für die italienische Sprachgruppe in der Kommission sitzen. Allerdings enthielten sich die drei deutschsprachigen Mitglieder — wie es heißt »wohlwollend« — der Stimme. Das sind die beiden SVP-Vertreter Manfred Schullian und Meinhard Durnwalder sowie der vom Staat ernannte Bozner Anwalt Anton von Walther.

    Die paritätische Kommission (drei deutsch- und drei italienischsprachige; drei vom Land und drei vom Staat ernannte Mitglieder) befasst sich mit Durchführungsbestimmungen zum Autonomiestatut, die nur Südtirol betreffen. Das sind insbesondere Vorschriften, die den Minderheitenschutz berühren. Über Durchführungsbestimmungen, die auch das Trentino betreffen, berät die Zwölferkommission.

    Quasi en passant wurde im Zusammenhang mit der jetzigen Wahl erwähnt, dass der Vorsitz — von wegen paritätisch — qua Gewohnheit einem der von der römischen Zentralregierung ernannten Mitglieder zusteht.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02



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  • Krankenpflegerinnen werden für Sprache sensibilisiert.

    Die Berufskammer der Krankenpflegerinnen (COIB) von Barcelona organisiert für Personal, das von außerhalb Kataloniens kommt und originär nicht Katalanisch spricht, neu Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema Sprache. Es geht darum, sprachliche Umgangsformen und das entsprechende Bewusstsein im Gesundheitsbereich zu reflektieren und zu fördern.

    Die aus je zwei Sessionen zu zwei Stunden bestehenden unentgeltlichen Fortbildungsmaßnahmen werden in Zusammenarbeit mit dem Consorci per a la Normalització Lingüística (CPNL) durchgeführt und erfreuen sich bei den Krankenpflegerinnen großen Interesses, sodass die erste Staffel bereits wenige Tage nach Einschreibungseröffnung vollständig ausgebucht war.

    In der Pressemitteilung zu diesem neuen Kursangebot macht das COIB darauf aufmerksam, dass Krankenpflegerinnen Menschen über den gesamten Lebenszyklus in der Überwachung und Verbesserung der eigenen Gesundheit begleiten, und zwar sowohl bezüglich der Gesundheitsförderung als auch bei Prävention und Behandlung von Krankheiten. Sie tun dies, indem sie die Menschen dazu befähigen, eigenständig Entscheidungen zu treffen, die die eigene Gesundheit betreffen und ihr gesamtes Potential auszuschöpfen.

    In diesem Sinne sei Kommunikation ein maßgeblicher Faktor der Berufsausübung und die Anpassung an die Sprache der Betreuten von entscheidender Bedeutung für die Verbesserung ihrer Gesundheit. Sprache sei nämlich eine soziale Determinante und eine Quelle von Ungleichheiten in Bezug auf die Gesundheit der Menschen.

    Es sei nachgewiesen, dass die Tatsache, dass eine Person in der eigenen Sprache betreut wird, Vorteile für das eigene Wohlbefinden, für die aktive Teilnahme an den Behandlungen und zur Risikovermeidung mit sich bringe.

    Bei der Fortbildung geht es nicht hauptsächlich darum, die Krankenpflegerinnen für den Erwerb der katalanischen Sprache zu sensibilisieren, da der Nachweis von Katalanischkenntnissen auf C1-Niveau (in Südtirol gilt das niedrigere B2-Niveau) bereits Voraussetzung für die Berufsausübung ist. Vielmehr soll das von anderen Regionen im In- und Ausland stammende Personal für die Wichtigkeit sensibilisiert werden, die Sprachrechte der Betreuten auch tatsächlich — und in geeigneter Weise — in der Berufspraxis zu gewährleisten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 || 01 02



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  • 80%-Mythos: Wie viel EU steckt in unseren Gesetzen?
    Faktencheck

    Immer wieder hört man auch in Südtirol, nicht selten wenn es um Themen wie Eigenstaatlichkeit oder Autonomieausbau geht, dass ohnehin 80% (oder gar 90%) der Vorschriften inzwischen nicht mehr in Rom, sondern in Brüssel gemacht würden. Mit dieser Aussage soll vermutlich auch die Notwendig- oder Sinnhaftigkeit einer Vertiefung der Selbstverwaltung relativiert werden.

    Hierzu bin ich im Podcast Der Professor und der Wolf (Episode 6 – Neutralität und EU) von FM4 mit dem Tiroler Journalisten Armin Wolf und dem Wiener Politikwissenschafter Peter Filzmaier auf einen interessanten Faktencheck gestoßen, den ich hier wiedergebe:

    Wolf: Jetzt eine Frage, die mir wirklich wichtig ist, weil man das so oft hört und auch immer wieder in der Zeitung liest: Bis zu 90% unserer Gesetze in Österreich würden in Wahrheit in Brüssel gemacht. Stimmt das?

    Filzmaier: Nein, einfach nein, das ist frei erfunden, eine moderne Sage und Legende, wo man die Wurzeln kaum noch feststellen kann. […] Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jacques Delors hat 1988, vor langer Zeit einmal gesagt, nur auf den Wirtschaftsbereich bezogen glaubt er, dass in zehn Jahren — also 1998 — bis zu 80%, nicht 90% der Gesetze auf EU-Entscheidungen zurückgehen würden. Und Delors hat sich schlicht und einfach geirrt. Es ist so, dass je nach Studie — aber es gibt keine seriöse Studie die 90% sagt — zwischen 10% und 40% der einzelstaatlichen Gesetze auf EU-Entscheidungen zurückgehen, je nach Staat natürlich unterschiedlich und auch sehr unterschiedlich nach Themenbereichen. Im Umweltbereich sind es manchmal sogar mehr, in anderen Bereichen — beispielsweise in der Forschung — gab es auch lange Zeiten, wo kein einziges Gesetz auf eine EU-Entscheidung zurückging.

    Transkription von mir

    Siehe auch: 01



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  • Erstsprache: Bitte nicht verteidigen.

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    3 Comentârs → on Erstsprache: Bitte nicht verteidigen.

    Die Grünen haben im Landtag einen Beschlussantrag eingereicht, um einmal mehr die Einführung der mehrsprachigen Schule zu fordern. Zu dieser Idee haben wir uns auf schon oft geäußert (vgl. 01 02).

    Der Antrag beinhaltet jedoch noch ein Anliegen, das mir neu zu sein scheint — nämlich:

    In der Landesgesetzgebung und der Beschließungstätigkeit [sic] der Landesregierung zum gesamten Thema der Sprachdidaktik in Südtirol das Konzept der „Muttersprache“ durch das Konzept der (auch mehrfachen) „Erstsprache“ zu ersetzen.

    — Beschlussantrag Nr. 700/23

    Das finde ich interessant, da das Konzept der »Muttersprache« tatsächlich nicht unumstritten ist und sich zu Missverständnissen eignet, wiewohl ihn zum Beispiel die UNESCO (»Internationaler Tag der Muttersprache«) verwendet.

    Dann allerdings lese ich auf Salto, mit welchen Argumenten die Grünen diesen Vorschlag begründen:

    Das Konzept der „Muttersprache“ sei mittlerweile ein ebenfalls überholter bzw. ein emotional sehr aufgeladener Begriff, so Foppa, welche als Beispiel die Frage in den Raum warf: „Wer würde nicht seine Muttersprache verteidigen wollen?“ Sinnvoller sei es daher technische Fachbegriffe zu verwenden, die eine rationalere Herangehensweise ermöglichten.

    — Salto

    Ist der Gedanke hinter der Ersetzung also tatsächlich, dass damit die Verteidigung der Minderheitensprachen gebrochen werden soll — und dies ausgerechnet, während eine neofaschistisch geführte Regierung auf Staatsebene weitere Angriffe vorbereitet, die die italienische Sprache auch zu Lasten der Minderheitensprachen weiter stärken werden?

    Mit diesem Einblick in ihre eigentlichen Absichten bieten die Einbringerinnen doch tatsächlich gute Argumente, um ihren Vorschlag — zumindest — äußerst kritisch zu beäugen.



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