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  • Deutsch als Verständigungssprache schwindet.
    Outgroup-Kontakte

    Gestern hat das Statistikinstitut des Landes (Astat) neue Daten über Sprachkenntnisse und Sprachgebrauch im Alltag (Astat-Info 34/2024) veröffentlicht. Unter anderem wurde bei der im März dieses Jahres durchgeführten Befragungswelle abgefragt, welche Sprache die Befragten gewöhnlich im Umgang mit Menschen anderer Muttersprache benutzen.

    Dabei fällt auf, dass nur mickrige vier von hundert Deutschsprachigen angeben, im Rahmen solcher sogenannter Outgroup-Kontakte normalerweise bei der eigenen Muttersprache zu bleiben, während knapp die Hälfte der Italienischsprachigen (43 Prozent) in solchen Situationen in der Regel Italienisch spricht.

    Im Jahr 2014 hatten — bei einer analogen Fragestellung im Rahmen der Erhebungen zum Astat-Sprachbarometer — immerhin noch 21 von 100 Befragten deutscher Muttersprache angegeben, mit Anderssprachigen gewöhnlich Deutsch zu sprechen. In nur zehn Jahren ist dieser Anteil folglich um sage und schreibe 81 Prozent (17 Punkte) geschrumpft.

    Deutsch ist also heute als »lingua franca« für Gespräche über die Grenzen der eigenen Sprachgruppe hinaus in Südtirol nahezu ganz verschwunden. Dabei ist eine gewisse Sprachbeharrung gerade für minorisierte Sprachen besonders wichtig.

    Es stimmt zwar, dass heute auch wenigere Italienischsprachige angeben, normalerweise bei Italienisch zu bleiben, doch ist der Wert hier — im Vergleich zu 2014 — von 55 Prozent auf 43 Prozent, also um nur 21 Prozent (12 Punkte) gesunken. Während demnach vor zehn Jahren rund zweieinhalb Mal so viele Italienerinnen wie Deutsche (55% zu 21%) angegeben hatten, mit Menschen anderer Muttersprache bei ihrer Sprache zu bleiben, beharren heute fast elfmal (!) so viele Italienerinnen wie Deutsche (43% zu 4%) auf ihrer Muttersprache!

    Dass weniger Italienischsprachige als früher bei Outgroup-Kontakten grundsätzlich bei Italienisch bleiben, heißt auch gar nicht, dass sie verstärkt die Sprache des Gegenübers sprechen. Im Gegenteil: Während der Anteil Deutschsprachiger, die in solchen Situationen gewöhnlich die Sprache des Gegenübers sprechen, zwischen 2014 und 2024 von 24 Prozent auf 29 Prozent angestiegen ist, ist der Anteil Italienischsprachiger, die zur Sprache der anderen wechseln, von zehn auf acht Prozent zurückgegangen (minus 20 Prozent).

    Positiv ist höchstens, dass der situationsabhängige sowie der abwechselnde Gebrauch der Sprachen insgesamt zunimmt.

    Die Begründungen

    Unter den Gründen, warum Italienischsprachige in Gesprächen mit einem anderssprachigen Gegenüber bei ihrer Muttersprache bleiben, stechen »weil ich die Zweitsprache nur in den dringendsten Fällen spreche« (20 Prozent), »weil ich Wert darauf lege, meine eigene Muttersprache zu sprechen« (12 Prozent) und »weil sich die anderen anpassen sollen« (3 Prozent) hervor. Der weitaus häufigste Grund sind zwar schlechte Kenntnisse der anderen Sprache (63%1+5,9 Punkte im Vergleich zu 2014), doch offenbar bleiben noch immer viele aus Prinzip bei Italienisch. Weitere Angaben waren »weil ich mich dadurch sicherer fühle« (18 Prozent) und »aus Gewohnheit« (15 Prozent). Jede Befragte durfte höchstens zwei Gründe nennen.

    Gut ein Drittel (34 Prozent) der Deutschsprachigen, die vorwiegend in die Sprache des Gegenübers wechseln, gibt an, dies zu tun, weil es die Höflichkeit verlange, 22 Prozent tun dies »aus Gewohnheit« und 9 Prozent gar »weil es für mich vorteilhaft ist«. Der meistgenannte Grund für den Sprachwechsel ist »weil ich [die Sprache der anderen] besser beherrsche als die anderen Personen meine Muttersprache« (56 Prozent), »weil sie mich sonst nicht verstehen« (23 Prozent) und »weil ich alles Mögliche unternehme, um die Zweitsprache sprechen zu können« (9 Prozent). Auch hier war es möglich, bis zu zwei Antworten zu geben.

    Das ist ein Teufelskreis: Wenn nur vier Prozent der Deutschsprachigen, aber über 40 Prozent der Italienischsprachigen grundsätzlich bei der eigenen Sprache bleiben, werden die Italienischsprachigen — aber auch die Zuwandernden — immer weniger Anreize (und auch Möglichkeiten) haben, die deutsche Sprache zu erlernen und zu praktizieren. Auch Wirtschaftstreibende haben in Ermangelung einschlägiger Regeln nur eine geringe Motivation, Dienstleistungen in deutscher Sprache anzubieten, wenn die deutschsprachige Mehrheitsbevölkerung jederzeit bereitwillig bis unterwürfig in die italienische Sprache wechselt.


    Zusatzbemerkung: Die 2024 im Vergleich zu 2014 neu eingeführte Antwortmöglichkeit (»Ich bin mehrsprachig und es stellt kein Problem dar.«) erschließt sich mir in dieser Form nicht, da sie nicht wie eine Alternative, sondern vielmehr wie eine Ergänzung zu anderen Optionen klingt.

    Cëla enghe: 01 02 || 01 02 03 04 05 06

    • 1
      +5,9 Punkte im Vergleich zu 2014


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  • Ministerium für Sprachpolitik.
    Katalonien

    Der soeben angelobte katalanische Präsident, Salvador Illa (PSC), hat in seinem Kabinett erstmals ein Ministerium für Sprachpolitik verankert. Dies gehört zu den Forderungen von ERC, die die Entstehung der neuen Minderheitsgierung im Gegenzug durch ihre Duldung ermöglicht hat. Aus dem bereits seit 1980 bestehenden Sekretariat für Sprachpolitik, das beim katalanischen Kulturministerium angesiedelt war, wird also ein vollwertiges Ministerium mit mehr Sichtbarkeit, Einfluss, Zuständigkeiten und einem eigenen Budget. Dank der Arbeit des Sekretariats im Zusammenspiel mit den jeweiligen Regierungen sowie den autonomen Zuständigkeiten des Landes verfügt Katalonien schon heute über eine ausgezeichnet funktionierende Sprachpolitik und Regelungen, die etwa Südtirol in den Schatten stellen (vgl. 01 02 03 04).

    Das neue Ministerium wird hauptsächlich folgende Aufgaben wahrnehmen:

    • Förderung und Unterstützung der katalanischen Sprache.
    • Umsetzung der von der Regierung festgelegten Sprachpolitik mit Koordinierung von Aktionen und Maßnahmen im Zuständigkeitsbereich der anderen Ministerien.
    • Entwicklung neuer Maßnahmen, um den Gebrauch der katalanischen Sprache in allen Gesellschaftsbereichen zu fördern.
    • Sicherstellung von Produkten und Dienstleistungen in katalanischer Sprache.
    • Sicherstellung der Nutzung des Katalanischen in den Institutionen.

    Dem neuen Minister sind auch die Institució de les Lletres Catalanes sowie das Institut Ramon Llull unterstellt, deren Ziele die Kenntnis, Verbreitung und Förderung der katalanischen Sprache und Kultur sind.

    Erster Minister für Sprachpolitik wird Francesc Xavier Vila sein, der seit seiner Ernennung durch die Vorgängerregierung um Pere Aragonés (ERC) im Juni 2021 bereits Sekretär für Sprachpolitik war. Die Übernahme des Professors für katalanische Soziolinguistik am Departement für Katalanische Philologie und Allgemeine Linguistik an der Universität Barcelona (UB) in die neue Regierung war aber keine von ERC gestellte Forderung.

    Man darf gespannt sein, was das Ministerium erreichen kann.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02 03 04 05



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  • Semesterzeugnis vom Neonazi.
    Tageszeitung

    Am 20. Juli hat in Wien ein Aufmarsch der rechtsextremen Identitären Bewegung stattgefunden, der trotz internationaler Beteiligung nur spärlichen Erfolg verzeichnete. Mit dabei waren auch der Südtiroler Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan und sein Parteikollege Martin Scheiber, der bei der Landtagswahl 2023 auf der JWA-Liste kandidierte. Dies berichtet die Meraner Antifa, die zudem darauf hinweist, dass Vertreterinnen der italienischen CasaPound anwesend waren.

    Wenig später, am 9. August, durfte Jürgen Wirth Anderlan für die Neue Südtiroler Tageszeigung (TAZ) die Arbeit der Südtiroler Landesregierung nach dem ersten Halbjahr ihres Bestehens bewerten. Genau das brauchen wir: dass ein Rechtsextremist, der Demokratie und Menschenrechte verachtet und mit dem Neonazi Martin Sellner gemeinsame Sache macht, unseren Institutionen Zeugnisse ausstellt.

    Warum tut man das? Sind ein paar Klicks und möglicherweise ein paar zusätzlich verkaufte Exemplare der Zeitung es wirklich wert, Rechtsextremisten wiederholt eine Plattform zu bieten?

    Erst vor wenigen Monaten hatte Anderlan bei einer Veranstaltung der FPÖ in Wien mit einer haarsträubenden Anspielung auf das KZ Mauthausen für Empörung gesorgt. Im Juni machte er dann mit einer homophoben Aktion auf sich aufmerksam, bei der er ein regenbogenfarbenes Logo verbrannte.

    Wäre es echt zu viel verlangt, dieses Hassbündel dann nicht so zu behandeln, als wäre er irgendein demokratischer Politiker mit legitimen Ansichten?

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Auch die Feuerwehren werden ›assimiliert‹.

    Die Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren in Südtirol waren bis vor wenigen Jahren oft einsprachig deutsch oder einsprachig ladinisch beschriftet — einer der ganz wenigen öffentlichen Bereiche, in denen die beiden Minderheitensprachen (insbesondere auch die kleinste Landessprache) Vorrang hatten und sogar alleine stehen durften. Letzthin ist mir aufgefallen, dass das seit einigen Jahren nicht mehr der Fall ist: Auf neueren Fahrzeugen steht vorn und hinten (wo es am sichtbarsten wäre) häufig gar nichts mehr — weder Feuerwehr noch Destudafuech/Stüdafüch. An den Flanken und hinten prangt meist nur die Notrufnummer 112, lediglich auf den Türen ist weiterhin zu lesen, um die Freiwillige Feuerwehr welcher Ortschaft es sich handelt.

    Jetzt habe ich bei jemandem, der mit dem Bereich gut vertraut ist, nachgefragt — und tatsächlich: Der Landesfeuerwehrverband schreibt den Feuerwehren neuerdings angeblich vor, auf die gut sichtbaren Aufschriften an Front und Heck ganz zu verzichten oder fortan Italienisch in gleicher Größe zu berücksichtigen. Das, obschon es sich bei den Freiwilligen Feuerwehren (anders als bei der Berufsfeuerwehr) um »private« Organisationen handelt.

    Typische Beschriftung älterer Fahrzeuge (links: FF Bruneck – rechts: FF San Ćiascian)

    Öffentliche Institutionen wie Staatspolizei, Finanzwache oder Gefängnispolizei scheren sich keineswegs um eine konsequent zwei- oder gar dreisprachige Beschriftung ihrer Einsatzfahrzeuge und Uniformen. Italienisch reicht. Rettungsorganisationen ist es einer Auskunft des Weißen Kreuzes zufolge sogar ausdrücklich verboten (!), die (meist spiegelverkehrte) Frontbeschriftung Ambulanza auch auf Deutsch anzubringen. Und während auf den Fahrzeugen des Roten Kreuzes bis vor wenigen Jahren wenigstens noch Ambulance stand, ist dort neuerdings (wie auf denen der Weißen) auch nur noch Ambulanza zu lesen.

    Typische Gestaltung neuerer Fahrzeuge (FF Girlan-Schreckbichl)

    Dass nun im Gegenzug der Landesveuerwehrverband — ob aufgrund eines Gesetzes oder aus vorauseilendem Gehorsam und einseitigem Respekt weiß ich nicht — seinen Mitgliedsorganisationen offenbar perfekte Zweisprachigkeit vorschreibt, ist ein gutes Beispiel für sprachlichen Suprematismus: Während italienische Einsprachigkeit sogar bei öffentlichen Institutionen gang und gäbe ist, wird Einsprachigkeit dort konsequent ausgemerzt, wo sie bislang ausnahmsweise zugunsten der Minderheitensprachen ausgefallen war.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Untersagte Fahrraddemo in den Dolomiten.

    Der übereifrige Polizeipräsident von Bozen, Paolo Sartori, hat eine für gestern geplante, ordnungsgemäß von der Lia per Natura y Usanzes (LNU) angemeldete Fahraddemo untersagt, mit der auf den überbordenden Verkehr auf den Dolomitenpässen hätte aufmerksam gemacht werden sollen. Dabei soll die Einschränkung des Demonstrationsrechts ausgerechnet mit einer erheblichen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung begründet worden sein, weil auf der Straße viel Verkehr zu erwarten war. Absurder geht es kaum.

    Laut LNU soll die Demo schon frühzeitig — am 16. Juni — angekündigt worden sein; die Quästur habe die Organisatorinnen jedoch wochenlang im Ungewissen gelassen und das Versammlungsverbot äußerst kurzfristig, drei Tage vor dem gewünschten Termin ausgesprochen. Damit wäre wohl auch ein allfälliger Einspruch nur noch schwer möglich gewesen. Wochenlange Vorbereitungen wurden damit zunichte gemacht, ein konstruktiver Dialog mit den Antragstellenden hat offenbar auch nicht stattgefunden.

    Die Demo war nach Innsbrucker Vorbild konzipiert worden und hätte eine zweistündige, nur einspurige Sperrung der Straße zwischen Sëlva (Plan de Gralba) und Jëuf de Frea vorgesehen. Doch auch ein Alternativvorschlag ohne Straßensperre wurde laut LNU von der Quästur abgelehnt.

    Der Willkürstaat ist schon da.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02



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  • Questore Andrea Valentino…
    Razzismo istituzionale

    A fine marzo avevo fatto notare che dall’avvento di Paolo Sartori, la questura di Bozen/Bolzano non aveva pubblicato nemmeno un unico comunicato stampa in lingua tedesca, mentre quelli in lingua italiana erano ben 52. Oltre quattro mesi più tardi non solo la situazione non è cambiata di una virgola, ma non è nemmeno mai stato aggiornato il sito. Mentre nella versione italiana della pagina, come questore, figura correttamente Sartori, dalla versione solo in piccola parte tradotta in tedesco risulta ancora il suo predecessore, Andrea Valentino:

    Screenshot delle versioni in italiano (sopra) e tedesco (sotto) del sito della questura di Bozen/Bolzano

    Questo — oltre ai veri e propri insulti — è un modo assai effettivo e diretto per far comprendere il totale disprezzo per la popolazione maggioritaria di questa terra e i suoi diritti, proprio mentre il Governo sudtirolese continua a tessere le lodi del nuovo questore-sceriffo (e addirittura a mettere a disposizione il proprio personale, in modo da assicurare un minimo di funzionalità a un servizio ormai fatiscente, invece di esigere il passaggio di competenze).

    Al contempo, il Landeshauptmann e l’assessora alla sicurezza insistono a chiedere — come ormai invano da decenni — più poliziotti bilingui, quando è evidente che da parte dello stato non c’è la benché minima volontà di rendere bilingui nemmeno le informazioni più fondamentali, come appunto quelle «statiche» del sito della questura. Oltre alle belle foto con i vari ministri dell’interno non è mai stato raggiunto nulla di sostanziale.

    Per quanto riguarda l’autonomia e il bilinguismo sembra quasi che nessuno abbia il coraggio di dire che ormai il re è nudo.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 | 05 | 06 || 01



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  • Gentile-Briefmarke darf nicht in Frage gestellt werden.

    Bezüglich der Briefmarke, die der Staat dem faschistischen Bildungsminister Giovanni Gentile gewidmet hat, meldet sich jetzt auch Umberto Croppi, Mitglied des italienischen Landeskulturbeirats zu Wort. Das berichtet der Corriere in seiner heutigen Südtirolbeilage. Croppi war MSI-Mitglied, Kulturreferent des neofaschistischen römischen Bürgermeisters Gianni Alemanno (PdL), aber auch Fraktionsvorsitzender der Grünen im Regionalrat des Latium. Zitiert wird er unter anderem folgendermaßen:

    »Abgesehen von den formalen Aspekten gibt es eine wesentliche Tatsache, die wir berücksichtigen müssen: Gentile, ob man es nun gut oder schlecht findet, bleibt einer der Eckpfeiler der universellen Kultur, und dass ihm eine Briefmarke gewidmet wird, scheint mir keineswegs eine Verherrlichung des Faschismus zu sein.« Die Äußerungen über die Figur Gentiles seien legitim, schließt Croppi, aber »die Rücknahme der Briefmarke zu fordern oder ihre Ausgabe zu kritisieren, ist wirklich unangebracht. Es gibt einen Bereich, in dem es legitim ist, seine Meinung zu äußern, und es gibt einen Bereich der Zuständigkeiten. Der Initiator ist das Ministerium, und es gibt eine Kommission der Post: Wenn sie entschieden haben, dass die Briefmarke ihre Berechtigung hat, darf das nicht in Frage gestellt werden.«

    – Corriere (10. August 2024)

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    «Al di là degli aspetti più formali, c’è un dato sostanziale di cui dobbiamo tenere conto: Gentile, nel bene e nel male, resta uno dei capisaldi della cultura universale e che gli sia dedicato un francobollo non mi pare certo apologia del fascismo.» Legittime le dichiarazioni sulla figura di Gentile, conclude Croppi, ma «chiedere il ritiro o contestare l’emissione del francobollo è veramente fuor d’opera. C’è un ambito in cui è legittimo esprimere la propria opinione e c’è un ambito di competenze. Il promotore è il ministero e c’è una commissione delle Poste: se hanno deciso che il francobollo aveva una sua legittimità, non può essere messo in discussione.»

    – Corriere

    Der Landeshauptmann und der Landesrat für Kultur dürfen also — quasi privat — eine Meinung zu Gentile haben, doch die Briefmarke in Frage stellen dürfen sie nicht, weil irgendwelche formalen Prozeduren und Zuständigkeiten in einem von Neofaschisten und Rechtsradikalen regierten Staat zu ihrer Ausgabe geführt haben. Eine derartige Argumentation ist einfach ungeheuerlich. Auch Gentile hat damals die Abschaffung der deutschen Schule in Südtirol legal und unter Einhaltung aller Zuständigkeiten umgesetzt. Die Rücknahme seiner »Reform« (oder gar der Rassengesetze!) zu fordern, wäre dann laut Croppi wohl unangemessen gewesen.

    Leute mit derart undemokratischen, autoritären Ansichten sitzen jetzt — von Marco Galateo (FdI) berufen — dank Koalitionsentscheidung der SVP im italienischen Kulturbeirat.

    (Doch wenn er schon so penibel auf die Einhaltung von Zuständigkeiten achtet, sollte Croppi vielleicht in seiner Rolle dem Landeshauptmann auch keine Vorschriften machen.)

    Cëla enghe: 01



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  • Die Rückkehr von Puigdemont.
    Mögliche Verhaftung

    Zur möglichen Wahl des neuen katalanischen Präsidenten, Salvador Illa (PSC), die heute im katalanischen Parlament stattfinden soll, hat Ex-Präsident Carles Puigdemont (Junts) nach knapp siebenjährigem Exil seine Rückkehr in den zu Spanien gehörenden Teil Kataloniens angekündigt. Genauso wie bei seinem Gang ins Exil soll es sich dabei nicht um einen persönlichen, sondern um einen politischen Akt handeln. Da er bei den kürzlich stattgefundenen Wahlen ins katalanische Parlament gewählt wurde, will Puigdemont bei der heutigen Abstimmung anwesend sein und seine Stimme in die Waagschale werfen.

    Die Nervosität in Barcelona ist dabei extrem hoch, da sich die spanische Justiz weigert, die vom Kongress beschlossene Amnestie — im Sinne der Gewaltenteilung — vollständig umzusetzen (01). So ist gegen Puigdemont nach wie vor ein Haftbefehl wegen Veruntreuung aufrecht. Rechtsexpertinnen warnen, dass eine allfällige Festnahme illegal wäre.

    Der neue katalanische Parlamentspräsident, Josep Rull (Junts), hat bereits angekündigt, eine Verhaftung im Parlamentsgebäude mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern zu wollen. Ein Eintritt von Ordungskräften ohne seine Zustimmung wäre ein Gesetzesverstoß. Ohnehin könnte die Festnahme bereits außerhalb stattfinden, wo seit heute früh ein Großaufgebot der Landespolizei Mossos d’Esquadra zu sehen ist.

    Die rechtsextreme Vox hat angekündigt, den von ihr verhassten Ex-Präsidenten am Zugang zum Parlament hindern zu wollen, falls es die Polizei nicht tut.

    Große Menschenmengen haben sich in Barcelona bereits zusammengefunden, um den Präsidenten bei seiner Rückkehr zu empfangen.

    Sollte Puigdemont daran gehindert werden, an der Sitzung teilzunehmen, könnte die Vertrauensabstimmung vertagt werden.

    Aktualisierung
    • Um circa 9.00 Uhr ist Puigdemont in Barcelona eingetroffen, wo er vor Zehntausenden am Arc de Triomf ungehindert eine kurze Rede halten konnte.
    • Anders als von allen — einschließlich Polizei und Medien — erwartet, hat er dann doch nicht versucht, ins Parlament zu gelangen, sondern hat den Trubel genutzt, um sich erneut abzusetzen.
    • Den ganzen Tag haben die Mossos anschließend nach ihm gefahndet. Rund um Barcelona wurden — im Rahmen eines Protokolls, das für akute Terrorgefahr gedacht ist — alle Straßen gesperrt und jedes Fahrzeug überprüft, was zu einem enormen Verkehrschaos geführt hat. Die Suchaktion hat scharfe Kritik wegen mangelnder Verhältnismäßigkeit nicht nur von Unabhängigkeitsbefürworterinnen verschiedener Couleur, sondern auch von Polizeigewerkschaften geerntet. Aufgrund der Ankündigung von Puigdemont, an der Vertrauensabstimmung teilnehmen zu wollen, hatte die Polizei offenbar vor, ihn direkt vor dem Parlament festzunehmen.
    • Im Laufe des Tages haben die Mossos zwei Männer aus ihren Reihen verhaftet, die im Verdacht stehen, dem ehemaligen Präsidenten geholfen zu haben.
    • Um circa 10.00 Uhr hat wie geplant das Plenum zur Wahl des neuen katalanischen Präsidenten begonnen. Am späten Nachmittag wurde Salvador Illa (PSC) schlussendlich — mit 68 zu 66 Stimmen ohne Enthaltungen — ins Amt gewählt. Er führt fortan eine Minderheitsregierung, da er sich die Unterstützung von ERC und En Comú Podem dank Zugeständnissen nur punktuell für diese Wahl sichern konnte.
    • Unter anderem hat Illa in seiner Erklärung die ausnahmslose Umsetzung der Amnestie gefordert und angekündigt, aufgrund von Vereinbarungen mit ERC gegenüber Madrid für die Steuerhoheit und in Katalonien für die Stärkung der katalanischen Sprache kämpfen zu wollen. Zur Umsetzung seines Regierungsprogramms will er sich von Mal zu Mal die Stimmen anderer Kräfte — mit Ausnahme von Vox und Aliança Catalana — sichern.

    Die heutige Rede von Puigdemont im Wortlaut:

    Einen wunderschönen Tag! Geschätzte Mitbürger, einen wunderschönen Tag! Seit sieben Jahren verfolgen sie uns, weil wir die Stimme des katalanischen Volkes anhören wollten. Es ist sieben Jahre her, dass sie eine äußerst harte Repression losgetreten haben, die uns ins Gefängnis oder ins Exil geführt hat, die das Leben von vielen Tausend Personen beeinträchtigt hat, weil sie die Unabhängigkeit befürworten und manchmal auch nur dafür, dass sie Katalanisch sprechen. Sie haben es in etwas Verdächtiges verwandelt, Katalane zu sein. In diesen sieben Jahren hat die Repression viel Chaos angerichtet — und das wird so bleiben, bis die Politisierung der Justiz nicht beendet wird und solange vier Richter mehr zu sagen haben als ein Parlament; solange es dem PP gestattet ist, die zweite Kammer des Obersten Gerichtshofs über die Hintertür zu kontrollieren und solange Vox als Einzelkläger zugelassen wird, um politische Dissidenten zu verfolgen. Doch trotz ihrer Mühe, obwohl sie uns Schaden zufügen wollten und obwohl wir ihre repressive Fratze gesehen haben, bin ich heute hierher gekommen, um sie daran zu erinnern, dass wir noch hier sind. Wir sind noch hier! Wir sind noch hier, weil wir nicht das Recht haben, zu verzichten. Das Selbstbestimmungsrecht gehört den Völkern… es gehört den Menschen, die hier leben und deshalb hat kein Politiker das Recht, auf ein Recht zu verzichten, das kollektiv ist: das Recht der katalanischen Bevölkerung, frei über ihre Zukunft befinden zu dürfen. Sehen Sie, heute denken viele, meine Festnahme feiern zu können. Und sie werden denken, dass der Spott uns und euch abschrecken wird, dass es sich dafür lohnt, sogar ein Gesetz ihres Parlament zu missachten. Doch sie irren — und in ihrem Irrtum werden sie ein weiteres Mal die Glaubwürdigkeit der spanischen Demokratie aufs Spiel setzen, auch wenn wir wissen, dass sie das wenig kümmert. Lassen wir uns nicht täuschen, lassen wir uns nicht durcheinander bringen: es ist, war und wird nie ein Verbrechen sein, ein Referendum abzuhalten; und es ist und wird nie ein Verbrechen sein, den Auftrag des katalanischen Parlaments umzusetzen. Jenes Parlament, das jetzt einberufen wurde, um den katalanischen Präsidenten zu wählen, dem aber nicht immer in Freiheit und mit demokratischer Normalität erlaubt wurde, seine Präsidenten zu bestimmen. Vor knapp sieben Jahren haben 2,3 Millionen Menschen abgestimmt: wir haben die Frage beantwortet, die die von mir geleitete Regierung vorgeschlagen hatte, was dank einem Gesetz des katalanischen Parlaments ermöglicht wurde. Aus jenem Sieg — denn es war ein Sieg — entstand eine scharfe Repression, die unser Leben und unsere Institutionen beeinträchtigt hat. Das Amnestiegesetz sollte der Politik zurückgeben, was die politische Sphäre nie hätte verlassen dürfen. Doch einigen Herren am Höchstgericht gefällt und passt das nicht. Wir haben kein Interesse, in einem Land zu sein, in dem Amnestiegesetze nicht amnestieren. Ein Land, wo Amnestiegesetze nicht amnestieren, hat ein Demokratieproblem. Heute findet eine wichtige Parlamentssitzung statt, wie alle Parlamentssitzungen wichtig sind. Was unser Parlament beschließt, respektieren wir immer, ob es uns gefällt oder nicht. Wir müssen unsere Sache machen — und an schwierigen Tagen müssen wir zusammenstehen wie nie und in der Lage sein, neue Gelegenheiten vorzubereiten, denn wir werden sie haben und wir werden sie uns verdienen. Ich weiß nicht wie lange… ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden, Freunde. Doch was auch immer passieren wird: Wenn wir uns wiedersehen, sollen wir gemeinsam und laut rufen können, womit ich meine Rede abschließe: Es lebe das freie Katalonien!

    – Carles Puigdemont

    Transkription und Übersetzung von mir

    Cëla enghe: 01



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