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  • Protest im Gefängnis.

    Im April war im Bozner Gefängnis die Krätze ausgebrochen, die Lage konnte nur mit Mühe wieder unter Kontrolle gebracht werden. Dann musste ein ganzer Gebäudetrakt, in dem Freigangberechtigte untergebracht waren, wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Anschließend berichteten Medien übereinstimmend, der italienische Staat habe nun einseitig und ohne Vorankündigung beschlossen, doch keine neue Haftanstalt in Bozen zu errichten, sondern die bestehende zu sanieren. Der hierfür angeblich zur Verfügung stehende Betrag von anderthalb Millionen Euro reicht gerade einmal für den Umbau eines kleineren Mehrfamilienhauses, bei einem baufälligen Gebäude in der Größe und mit den Sicherheitsanforderungen des Bozner Gefängnisses ist das wohl ein Tropfen auf den heißen Stein.

    In diesen Tagen haben die Häftlinge eine friedliche Protestaktion gestartet — unter anderem Bettlaken an die Fenstergitter der Zellen gehängt und mit Töpfen Lärm gemacht —, um auf die unmenschlichen Haftbedingungen hinzuweisen. Auf den Talferwiesen gab es eine Kundgebung und sogar die Gefängnisleitung zeigte Verständnis.

    Wie das alles mit der Erzählung zusammenpasst, dass Bozen unter Gefangenen angeblich als Geheimtipp gelte, weil es in den alten Gemäuern so menschlich zugehe, ist mir ein Rätsel. Doch sie stammt ja auch nicht von Leuten, die das Gefängnis bewohnen müssen.

    Siehe auch: 01 02



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  • Kaum Einfluss im EU-Parlament: Italien ist rechts draußen.

    Die bisherige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU/EVP) wurde mit den Stimmen von EVP, S&D, Renew und Grünen/EFA im Amt bestätigt. Sie konnte damit sogar mehr Stimmen auf sich vereinigen als am Beginn ihrer ersten Amtszeit. Die italienischen Rechtsradikalen und Extremistinnen der Lega und auch von FdI stimmten gegen die Wiederwahl und befinden sich damit auch weiterhin in der Opposition.

    Damit dürfte sich voraussichtlich ein Abstieg Italiens fortsetzen, der inzwischen keine Neuheit mehr ist: Da die Wählenden in Italien ihr Vertrauen regelmäßig weit rechten Parteien geben, die aufgrund ihrer radikalen und EU-feindlichen Positionen wenig Einfluss auf die gemeinschaftliche Politik ausüben, zählt Italien im Europaparlament zu den Ländern, die — auch in Bezug auf ihre Größe — am wenigsten zählen.

    Einer Auswertung von EU-Matrix zufolge waren die Abgeordneten aus Italien (Score: 15,08), was ihren Einfluss betrifft, in der ausgelaufenen Legislatur (2024) unter den schlechtesten der gesamten EU:

    Quelle: EU-Matrix

    Nur die EU-Abgeordneten aus Ungarn (Score: 13,24) und Zypern (Score: 13,52) lagen diesbezüglich hinter Italien. Abgeordnete aus kleinen Staaten wie Luxemburg (Score: 42,50) und Malta (Score: 40,19), die bezüglich ihrer Einwohnerzahl mit Südtirol vergleichbar sind, schnitten hingegen hervorragend ab.

    Das schlechte Abschneiden Italiens liegt unter anderem daran, dass das Land in Bezug auf seine Bevölkerungszahl in der größten Fraktion — der EVP — stark unterrepräsentiert ist, weil viele italienische Abgeordnete in den rechtsradikalen und rechtsextremen Gruppen sitzen.

    In der EVP-Fraktion ist Italien bloß mit der kleinen Delegation von Forza Italia vertreten, die nur noch acht von 188 Abgeordneten stellt. Dazu gesellt sich Herbert Dorfmann von der SVP. Zum Vergleich: Die bayrische CSU stellt alleine sechs Europaabgeordete und somit Mitglieder der EVP.

    Nach Fraktionen haben der Auswertung von EU-Matrix zufolge die Abgeordneten von Identität und Demokratie (ID), zu der die Lega gehörte, und Europäischen Konservativen und Reformern (EKR), wo FdI saß, mit einem Score von 12,06 bzw. 17,59 Punkten die Arbeiten des Parlaments am wenigsten geprägt.

    Das Ergebnis der heurigen Europawahl und der Beginn der neuen Legislatur lassen diesbezüglich auch keine wesentliche Änderung erahnen. Im Gegenteil: Dass die Unterstützung für die Kommissionspräsidentin sogar gewachsen ist und dass nun auch die Grünen zur Mehrheit gehören, könnte die Ausgrenzung der weit Rechten noch vertiefen.

    Eine besondere Ironie ist, dass sich gerade die einflusslosesten Fraktionen aus Mitgliedsparteien zusammensetzen, die den Einfluss ihrer jeweiligen Länder in Europa vergrößern wollen.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01



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  • La scadenza della proporzionale.

    Oggi sul quotidiano A. Adige è apparso un commento di Federico Guiglia (cfr. 01 02) sulla proporzionale linguistica, che secondo lui limiterebbe il Sudtirolo «come luogo dove vivere». Sui continui attacchi a praticamente tutti gli strumenti di tutela vigenti in questa terra ho già detto non molto tempo fa.

    Qui però vorrei rispondere più concretamente a tre argomenti, ricorrenti nelle discussioni sulla proporzionale, di cui Guiglia si è servito:

    1. Il DPR 752/76, che la istituiva, stabiliva all’articolo 46 che entro 30 anni dal 1972 «le quote devono essere raggiunte» e quindi la proporzionale andava abolita nel 2002.
    2. La proporzionale sarebbe «un ergastolo, un “fine pena mai” per la già indebolita comunità di lingua italiana» e rivelerebbe «una ormai ingiustificabile e grave disparità di trattamento fra cittadini della Repubblica (e fra cittadini europei)».
    3. Lo strumento di tutela sarebbe una forma di affirmative action, che ad esempio la Corte Suprema degli Stati Uniti avrebbe dichiarato incostituzionale.

    ad 1) L’articolo 46 del DPR stabilisce effettivamente che le quote dovevano essere raggiunte entro 30 anni dall’entrata in vigore dello statuto e che per assicurare il raggiungimento di tale traguardo, in deroga alla proporzionale, al gruppo linguistico tedesco e ladino potesse venire assegnata una percentuale maggiore di posti rispetto a quanto sarebbe spettato loro secondo la proporz. Va detto che — a vantaggio unicamente del gruppo linguistico italiano — né nel 2002 né oggi le quote sono state raggiunte, e quindi anche se la norma, come sostiene Guiglia, prevedesse una scadenza (ma non è il caso dell’articolo 46), le relative condizioni non sono mai state soddisfatte.

    Negli uffici ministeriali sottoposti alla proporzionale, nel 2014 (a 42 anni dall’entrata in vigore dello statuto) il 45,4% degli addetti apparteneva al gruppo linguistico italiano, a fronte di una quota del 26,1% nella popolazione. Detto altrimenti: gli italiani occupavano il 173,9% dei posti che gli spettavano. Negli uffici dell’INPS, dell’INAIL o nelle ferrovie la situazione era di poco migliore (intorno al 150%).

    ad 2) Il gruppo linguistico italiano non è indebolito se non in rapporto alla sua consistenza estremamente gonfiata dalle politiche assimilatorie del passato, e la proporzionale non può venire considerata né una «pena» né tantomeno una «grave disparità di trattamento», se non da chi vorrebbe tornare ai privilegi coloniali del passato.

    Se dobbiamo distribuire tre mele a un gruppo composto da due femmine e un maschio, e diamo due mele alle femmine e una mela al maschio, non sussiste nessuna disparità di trattamento, perché ogni individuo ha ricevuto la stessa quantità di mele. La proporzionale funziona esattamente allo stesso modo, anche se c’è chi — in buona o mala fede — non lo capisce. Chi ritiene una «pena» la proporzionale, forse vorrebbe dare una mela e mezza alle femmine e una mela e mezza al maschio?

    ad 3) Allo stesso modo in cui non c’è nessuna discriminazione del gruppo linguistico italiano, non c’è nemmeno «discriminazione positiva» (altrimenti denominata affirmative action) in favore dei gruppi tedesco e ladino — uno strumento comunque del tutto normale nella tutela delle minoranze. Sarebbe una forma di affirmative action solamente la deroga alla proporzionale prevista proprio dall’articolo 46 del DPR citato (a sproposito, secondo me) da Guiglia.

    Per quanto riguarda il riferimento alla Corte Suprema degli Stati Uniti, va precisato non solo che si tratta di un organo estremamente politicizzato, a maggioranza «repubblicana» (se non trumpiana), che mal si presta come esempio da seguire, ma anche e soprattutto che comunque la decisione alla quale Guiglia si riferisce, del 2023, riguarda l’affirmative action su base «razziale» (sic), e che rimane invece consentita — esplicitamente — l’affirmative action su base linguistica.

    Vedi anche: 01 02



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  • Schlechte Invalsi-Ergebnisse wegen Deutsch?

    Kürzlich wurden die Ergebnisse der letzten Invalsi-Erhebungen veröffentlicht und wieder schneidet die italienische Schule unseres Landes schlecht ab, sehr schlecht sogar: Im Vergleich mit italienischen Regionen liegt sie in der Grundschule sowohl in Italienisch als auch in Mathematik auf dem letzten Platz, in der Mittelschule bleibt sie in Italienisch unter den Schlechtesten.

    Das führt zur absurd erscheinenden Situation, dass der (einsprachige) Chefredakteur eines progressiven, mehrsprachigen Portals wie Salto dem (einsprachigen) Landesrat einer neofaschistischen Partei vorwirft, keine Kritik an den angeblich zu vielen Deutschstunden zu dulden. Chefredakteur Fabio Gobbato bringt dabei zum wiederholten Mal seine Vermutung vor, dass die Anzahl der Zweitsprachstunden in der italienischen Schule Südtirols für die schlechten Ergebnisse in Mathematik und Italienisch verantwortlich seien. Einen Beweis dafür gibt es jedoch nicht.

    Der Vorwurf ist besonders erstaunlich, weil viele Progressive im Lande seit vielen Jahren für eine südtirolweite paritätische Schule nach ladinischem Vorbild kämpfen. Für die Kinder und Jugendlichen italienischer Muttersprache würde das noch deutlich mehr Deutschstunden als bisher plus — im Fach Italienisch — den retardierenden Einfluss deutschsprachiger Mitschülerinnen bedeuten, was sich eher nicht positiv auf die Italienischkenntnisse auswirken würde.

    Argumente wie jene Gobbatos, der eine Senkung der Deutschstunden und die Anpassung an staatsweite Stundentafeln nahelegt, wären dann wohl noch sehr viel öfter zu vernehmen, würden dann aber nicht nur die Schülerinnen der italienischen, sondern auch die der deutschen Sprachgruppe betreffen.

    Nach dem trügerischen Muster »lieber ein einsprachiger guter als ein zweisprachiger schlechter Arzt« könnte sich die Argumentation dann in Richtung »lieber einsprachige gute als zweisprachige schlechte Schülerinnen« zu Lasten der Minderheitensprache Deutsch entwickeln.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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  • Kornische Vereidigung.

    Auch in Cornwall, das zu England gehört und wo die keltische Minderheitensprache Kornisch gesprochen wird, mussten die konservativen Tories jüngst eine herbe Niederlage einstecken. Nachdem sie zuvor seit 2015 alle sechs in der Grafschaft zu vergebenden Sitze innehatten, verloren sie bei der Unterhauswahl vom 4. Juli vier davon an Labour und die restlichen zwei an die Liberaldemokraten. Insgesamt fuhren die Tories dabei auf der Ebene des Vereinigten Königreichs das schlechteste Ergebnis seit ihrer Gründung im 19. Jahrhundert ein.

    Bei der Angelobung der neuen kornischen Abgeordneten in Westminster geschah Bemerkenswertes: Alle sechs Abgeordneten aus der Region entschieden sich, die Vereidigungsformel auf Kornisch zu sprechen — in einer Sprache also, die bereits im 19. Jahrhundert ausgestorben war und sich heute mit 300 bis 3.000 Sprechenden in einer Revitalisierungsphase befindet. Mandatarinnen aus anderen Landesteilen machten bei der Zeremonie von ihrem Recht Gebrauch, den Amtseid auf Walisisch oder Schottisch-Gaelisch abzuleisten.

    Viele in Cornwall kämpfen seit Jahren für die Anerkennung der Grafschaft als eigenständige Nation im Königreich und für den weiteren Ausbau der Rechte einer Minderheit, die erst im 21. Jahrhundert offiziell anerkannt wurde.

    Im italienischen Parlament ist die Berücksichtigung von Minderheitensprachen weder bei der Angelobung noch bei anderen Gelegenheiten vorgesehen. Ihre Einbindung und Sichtbarmachung würde zur Normalisierung der Mehrsprachigkeit beitragen und das Bewusstsein für Diversität fördern.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07



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  • Tourismusrat für Akzeptanz.

    Wie das Land informiert, hat diese Woche erstmals der Tourismusrat unter LR Luis Walcher (SVP) getagt und Maßnahmen für eine »positive Gesinnung der Einheimischen« besprochen. Konkret scheint das zu bedeuten, dass Zuckerlen verteilt und Informationen so unter die Menschen gebracht werden, dass die Akzeptanz für den grassierenden Übertourismus wieder steigt und die wirtschaftliche Ausbeutung unseres Lebensraums möglichst lange ungehindert fortgeführt werden kann. Der Zugang zu weiteren Teilen unseres Landes soll eingeschränkt bzw. kontingentiert und nur gegen eine gebührenpflichtige Vormerkung ermöglicht werden — nicht etwa, um Klima und Natur zu schützen, sondern um die touristische Verwertung weiter zu optimieren.

    Offenbar soll damit verhindert werden, dass der um sich greifende Überdruss zu Protesten und Konfrontationen führt, wie sie kürzlich in anderen europäischen Regionen (vgl. 01) zu sehen waren, ohne aber strukturelle Maßnahmen zur drastischen Senkung von Ankünften und Übernachtungen zu ergreifen. Ob der immer eklatanteren Überlastung, die schon lange ein für Mensch und Umwelt verträgliches Maß überschritten hat, wären solche Schritte aber unumgänglich.

    Kurswechsel nötig

    Wer dagegen noch immer glaubt, es könne darum gehen, — womöglich noch mit öffentlichen Geldern — die Akzeptanz für ein System zu fördern, das völlig aus den Fugen geraten ist, hat wohl den letzten Schuss nicht gehört.

    Es ist vielmehr so, dass die Südtirolerinnen schon heute nicht etwa zu wenig, sondern viel zu viel erdulden, was ihren eigenen Interessen zuwider läuft. Eher als an noch mehr Toleranz für das inzwischen nicht mehr Tolerierbare müssten wir (und müsste eine Politik, die für das Allgemeinwohl arbeitet) also endlich dafür sorgen, dass sich die Menschen im Land der Belastungen und ihrer Folgen bewusst werden, damit sie sich von diesem überhitzten Wirtschaftsmodell endlich abwenden und nach verträglicheren Alternativen suchen.

    Das wäre dann wirklich eine »positive Gesinnung«.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 || 01



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  • I rischi dell’autonomia differenziata.
    Quotation

    Oggi sull’inserto sudtirolese del Corriere è apparsa un’intervista con Roberto Toniatti, emerito di Diritto costituzionale all’Università di Trento e convinto autonomista, in cui esprime le sue forti perplessità sull’autonomia differenziata in relazione ai suoi possibili effetti sulle autonomie speciali.

    In particolare, si dice «molto critico» sulla possibilità che anche le regioni e province autonome possano chiedere le competenze aggiuntive previste per le regioni ordinarie, con le medesime modalità:

    Le regioni a statuto speciale rinunceranno a mettere nello Statuto queste competenze aggiuntive e, in secondo luogo, a utilizzare le norme di attuazione: fanno un passo in più verso l’omologazione rispetto alle autonomie ordinarie.

    – Roberto Toniatti

    Vedi anche: 01



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