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  • ANPI gegen faschistische Relikte — in Spanien.

    Kürzlich hatte ich darauf aufmerksam gemacht, dass die Regierung von Kastilien und León ein Mausoleum der italienischen Faschisten — die Pirámide de los Italianos — unter Schutz stellen hat lassen. Es handelt sich dabei um den offenen Versuch, das Bauwerk den spanischen Bestimmungen im Umgang mit faschistischen Relikten zu entziehen, deren Anwendung zu seinem weiteren Verfall oder womöglich gar zu seiner Beseitigung führen würden.

    Nun hat sich auch der italienische Partisaninnenverband ANPI über seine Delegation von Bari, die enge Kontakte zur spanischen Asociación para la Recuperación de la Memoria Histórica (ARMH) pflegt, zu Wort gemeldet. Das ANPI kritisiert dabei die Unterschutzstellung vehement, da sie einem Bauwerk, das die Propaganda faschistischer Regimes verkörpere, einen unangemessenen Wert beimesse.

    Politiker von Fratelli d’Italia würden ferner mit ihrer Genugtuung über die Rettung der Pyramide beweisen, dass sie die Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit ablehnen und dieses Erbe sogar aktiv für sich beanspruchen.

    Faschistische Relikte in Südtirol, wie das sogenannte Siegesdenkmal in Bozen, das Alpini-Denkmal in Bruneck oder die Beinhäuser von Burgeis, Gossensaß und Innichen stehen seit langem unter staatlichem Schutz. Sie werden mit reichlich öffentlichen Mitteln instand gehalten und sind nach wie vor Gegenstand bejahenden Gedenkens.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Sellner-Vannacci: Hass im Bündel.

    Beim Antaios-Verlag des Rechtsextremisten Götz Kubitschek gibt es neuerdings ein »interessantes« Sonderangebot: Wer die Bücher Remigration von Martin Sellner und das ebenfalls bei Antaios in deutscher Sprache erschienene Verdrehte Welt des italienischen Generalmajors Roberto Vannacci im Doppelpack bestellt, kann 4 Euro sparen:

    Bildschirmfoto der Antaios-Website – Querbalken von mir

    In der Südtiroler Politik haben beide Extremisten ihre Fans und Verbündeten: Während sich Sellner neulich mit dem Landtagsabgeordneten Jürgen Wirth Anderlan in Wien getroffen hat, steht Vannacci bei Matteo Salvini (Lega) auf der Wunschliste der möglichen EU-Wahl-Kandidatinnen weit oben. Die Lega ist sowohl staatsweit als — dank SVP — auch in Südtirol Teil der Regierungsmehrheit.

    Trotz des Eklats und der massiven Proteste, die Sellners Treffen mit deutschen Rechten in Potsdam ausgelöst hat, liebäugelt auch die inzwischen immer weiter nach rechts abgedriftete STF mit seinen offen rassistischen Thesen.

    Der ehemalige Sprecher der Identitären Bewegung in Österreich wurde vorgestern übrigens von der Aargauer Kantonspolizei »remigriert« und mit einem zweimonatigen Einreiseverbot in den Kanton belegt, als er in Tegerfelden einen Vortrag hielt. Schon im Vorfeld der Veranstaltung soll die Zürcher Kantonspolizei bei den Bundesbehörden interveniert haben, um eine generelle Einreisesperre gegen Sellner zu erwirken. Seit 2018 gilt in Großbritannien, seit 2019 auch in den USA ein Einreiseverbot für den Extremisten. In Deutschland wurde eine ähnliche Maßnahme diskutiert.

    Anders als der Aargau hat Südtirol leider keinerlei Zuständigkeiten für eine Abweisung oder ein Einreiseverbot.

    Generalmajor Vannacci wurde nach Veröffentlichung seines Buches zuerst als Leiter des Militärgeographischen Instituts abgesetzt, im letzten Dezember aber schon wieder zum Generalstabschef der operativen Landstreitkräfte ernannt. Im Februar wurde er wegen Verletzung des militärischen Neutralitätsgrundsatzes bei halbierter Entlohnung für knapp ein Jahr vom Dienst suspendiert und veröffentlichte im März ein weiteres Buch.1Titel: Il coraggio vince. Gleichzeitig erhielt er Unterstützung von der Lega.

    Der Antaios-Verlag wurde 2021 vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall unter Beobachtung gestellt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06

    • 1
      Titel: Il coraggio vince.


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  • Fußball: Nationalistischer Vollrausch.

    Letzten Samstag hatte ich einen Beitrag über nationalistische Sportberichterstattung und ihre Folgen veröffentlicht. Nur fünf Tage später, am Donnerstag, stellte der italienische Fußballverband (FIGC) die neuen Trikots der Nationalmannschaften vor. Den Hinweis hat mir ein Blogleser geschickt.

    Neben einem Trikolore-Wappen samt Italia-Schriftzug auf der Vorderseite sowie drei Adidas-Schulterstreifen in grün, weiß und rot ziert das blaue Heimtrikot nun — im Nackenbereich — auch die Aufschrift l’Italia chiamò:

    Bildquelle: Italienischer Fußballverband

    Dabei handelt es sich um einen Auszug aus der Nationalhymne, die im Volksmund Fratelli d’Italia genannt wird. Die vollständige Zeile lautet: »Wir sind zum Tod bereit, Italien hat gerufen.«1Original: Siam pronti alla morte, l’Italia chiamò., womit also ein kaum verdeckter Hinweis auf die Opferbereitschaft der sportlichen Nationalhelden platziert wurde.

    In der offiziellen Pressemitteilung des Fußballverbandes steht sogar ausdrücklich, dass dieses Detail »aus sportlicher Sicht den identitären Sinn der Mameli-Hymne unterstreichen«2Hervorhebung von mir soll. Es ist dies der Ausdruck eines übersteigerten Nationalgefühls, eines Rausches, der es mir kalt den Rücken hinunterlaufen lässt. Umso besorgniserregender ist diese Entwicklung natürlich auch aus Sicht einer nationalen Minderheit.


    Mir ist bewusst, dass mir mit meiner Kritik in diesen Zeiten nationalistisch-identitärer Normalisierung einmal mehr die Einordnung als Spielverderber droht. Womöglich wird mir auch — sogar von »linker« Seite — unterstellt, mein Engagement könne eigentlich nur einem Nationalismus mit umgekehrtem Vorzeichen entspringen, weil etwas anderes wohl kaum noch vorstellbar erscheint.

    Und dennoch kann ich nicht unterlassen, das zu tun, was ich für richtig und notwendig halte.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

    • 1
      Original: Siam pronti alla morte, l’Italia chiamò.
    • 2
      Hervorhebung von mir


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  • Identitäre Gymnasien.

    Auch und gerade die Schule bleibt in Italien vom politischen Zugriff der Rechten nicht verschont. Kürzlich befasste sich der Deutschlandfunk mit den neuen Made-in-Italy-Gymnasien, die von der Regierung um Giorgia Meloni (FdI) eingeführt wurden und von denen ab dem Schuljahr 2025/26 auch in Südtirol eines anlaufen könnte.

    Laut Massimiliano Panarari, Soziologieprofessor an der Universität Modena und Reggio Emilia, der vom deutschen Fernsehen befragt wurde, handelt es sich dabei um ein Projekt, das einer identitären Logik folge. Sogar im Gesetz, mit dem der neue Schultyp — und übrigens auch ein »Nationaler Tag des Made-in-Italy« (am 15. April) — eingeführt wurde, sei sogar ausdrücklich von einem »identitären Erbe« die Rede. Die Regierung Meloni verfolge eine politische Strategie, um das Land in ihrem Sinne zu verändern; die Schule für den Stolz auf Italien sei somit »Teil eines sehr viel größeren kulturellen Projekts«, so Panarari.

    Das Made-in-Italy-Gymnasium ist Teil einer Vision der neuen Regierungsrechten, die dominant sein will, auch durch die Kultur, die Symbolik, die Soft Power.

    – Prof. Massimiliano Panarari

    Ottavio di Paolo, Vizedirektor der Giovanni-Paolo-Schule in Ostia, der sich dem Deutschlandfunk gegenüber stolz erklärt, diesen Gymnasialzweig anzubieten, gibt an, damit werde man »das Selbstwertgefühl erhöhen, um das Land voranzubringen«.

    Arm das Land, das solch billigen Nationalismus nötig hat. Einziger Lichtblick: Wenn die Anmeldungen als Indikator gelten können, fühlen sich zumindest bislang nicht viele von der identitären Schule angesprochen.

    Doch Soziologe Panarari geht davon aus, dass die neofaschistischen Fratelli d’Italia dennoch an den Gymnasien festhalten werden, da es sich dabei um ein wichtiges Symbolprojekt handle.

    Cëla enghe: 01 02 || 01 02 03



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  • Il tricolore sulla carne Spam.
    Quotation

    La […] parabola di italianizzazione forzata ha attraversato ovviamente anche il mondo del cibo. I supermercati si sono riempiti di diciture, etichette, marketing che magnificano le tradizioni italiane, sui marchi è comparso dappertutto il tricolore. In pochissimi anni la pubblicità si è adeguata e Italia è la parola più usata in qualunque spot. Si potrebbe […] fare qualche confronto emblematico. Prendiamo il marchio Cirio, per anni il logo delle passate e dei pelati era «Come natura crea» che diventava lo slogan «Come natura, Cirio conserva»: nel Novecento e oltre era celebrata la capacità dell’industria, e anche la modernità nel mantenere la genuinità del prodotto. All’inizio degli anni dieci questa narrazione è stata sostituita da un’altra. Il logo è diventato «Cirio, cuore italiano», e negli spot davvero «Italia» e «italiano» sono ripetuti così tante volte da sembrare il famoso sketch dei Monty Python sulla carne Spam.

    Addirittura l’invenzione della tradizione si spinge fino a dichiarare che, essendo stata fondata a Torino nel 1856, «Cirio era già Italia quando l’Italia ancora non c’era». Ossia a attribuire ai barattoli di pelati un disegno risorgimentale. Per ritrovare nella storia italiana una simile magnificazione dell’identità italiana – cibo, tradizioni, orgoglio patrio – dobbiamo davvero riandare agli anni del fascismo, soprattutto i Trenta quando l’imperialismo straccione del regime tentava di riscrivere la storia nazionale alla luce del progetto di dominio espansionistico.

    Christian Raimo, scrittore e traduttore, in Dal liceo alla Serie A. Il trionfo sovranista del «made in Italy» su Domani, 13 giugno 2023

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01 02 03 04



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  • Deutsch erhält in Tschechien mehr Rechte.
    Charta der Minderheitensprachen

    Im Rahmen der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen hat Tschechien beschlossen, seine Verpflichtungen in Bezug auf die deutsche Sprache in acht Bezirken, darunter Karlsbad, Reichenberg/Liberec), Falkenau/Sokolov und Troppau/Opava deutlich zu erweitern. Dies teilten die Behörden in einer offiziellen Mitteilung vom 28. Februar mit.

    Bildung

    Konkret sollen künftig wesentliche Teile der Vor-, Grund- und Sekundar- sowie der technischen und Berufsbildung in deutscher Sprache angeboten werden, einige Universitäts- und andere Formen der Hochschulbildung sogar vollständig. Darüber hinaus sollen der Unterricht über die deutsche Sprache und Kultur in Tschechien gewährleistet und die dafür nötigen Lehrkräfte ausgebildet werden. Es wird ein Aufsichtsorgan eingesetzt, das die Maßnahmen und Fortschritte überwacht und öffentlich Bericht erstattet.

    Justiz

    Auch Deutsch als Gerichtssprache soll ausgeweitet werden. So sollen Angeklagte in Strafprozessen das Recht erhalten, Deutsch zu gebrauchen, Anträge und Beweismittel dürfen künftig ebenso auf Deutsch vorgelegt werden und Schriftstücke, die mit dem Gerichtsverfahren zusammenhängen, müssen auf Deutsch abgefasst werden.

    In Zivil- und Verwaltungsverfahren sollen die Parteien ebenfalls das Recht haben, die deutsche Sprache in Wort und Schrift zu gebrauchen, ohne dass ihnen dadurch Mehrkosten entstehen, selbst wenn zur Sicherstellung dieser Möglichkeit Dolmetscherinnen oder Übersetzungsdienste herangezogen werden müssen.

    Amtsverkehr

    Fortan wird Tschechien auch Rechtsurkunden anerkennen, die ausschließlich in deutscher Sprache abgefasst sind.

    Bürgerinnen deutscher Sprache sollen ferner das Recht erhalten, Anträge bei staatsweiten, regionalen und kommunalen Behörden in ihrer Sprache einzureichen sowie einen deutschen Nachnamen anzunehmen.

    Kultur

    Auch die Ausstrahlung von Fernseh- und Radiosendungen in deutscher Sprache sowie die Förderung mindestens einer deutschsprachigen Zeitung sind vorgesehen. Der freie Empfang von Sendungen aus dem deutschsprachigen Ausland soll ermöglicht werden.

    In Bezug auf kulturelle Einrichtungen (wie Bibliotheken, Kulturzentren, Archive, Theater oder Kinos) und Tätigkeiten verpflichtet sich das Land, Initiativen in deutscher Sprache zu ermutigen und Zugangsmöglichkeiten zu fördern. Auch bei der Kulturpolitik im Ausland will Tschechien die deutsche Sprache fortan angemessen berücksichtigen.

    Wirtschaft und Soziales

    Auf gesamtstaatlicher Ebene sollen zudem Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, die den Gebrauch von Deutsch im Zusammenhang mit wirtschaftlichen und sozialen Tätigkeiten behindern. Tschechien wird sich zudem um den Abschluss internationaler Übereinkünfte mit Ländern des deutschen Sprachraums bemühen, um Kontakte zwischen der deutschen Minderheit im Land und dem benachbarten Ausland in den Bereichen der Kultur, der Bildung, der Information, der Berufsbildung und der Weiterbildung zu fördern. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Behörden desselben Sprachraums soll ebenfalls erleichtert und gefördert werden.

    Die Umsetzung der nun eingegangenen Verpflichtungen werden Expertinnen des Europarats überwachen, wie es von der Charta der Regional- oder Minderheitensprachen vorgesehen ist. Das entsprechende Monitoringverfahren wurde zum 1. Juli 2019 verschärft.

    Diesen wichtigen Schritt, die Minderheitenrechte zu erweitern, macht Tschechien freiwillig, es war weder eine Niederlage in einem Krieg noch das Einschreiten einer Schutzmacht (kin state) wie in Südtirol nötig. Italien hat die Charta zwar schon im Juni 2000 unterzeichnet, weigert sich jedoch seit einem knappen Vierteljahrhundert, sie zu ratifizieren und umzusetzen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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