Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Dorfmann kritisiert spanische Amnestie.
    Rechtfertigung von Repression

    Bezüglich der Amnestie für die katalanischen Unabhängigkeitsbewegung, der der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez (PSOE) in Koalitionsverhandlungen mit katalanischen Parteien zugestimmt hat, zitierte die TAZ den EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann (SVP) vorgestern so:

    Es ist eine formal bedenkliche Geschichte, dass man die Gerichtsbarkeit in die Knie zwingt, damit jemand eine Regierung bilden kann.

    – Herbert Dorfmann

    Damit befindet sich der Südtiroler Autonomist mit den ultranationalistischen Positionen der spanischen PP und Vox in Einklang. Ganz normal ist für Dorfmann jedoch, wie das PP-geführte Spanien am 1. Oktober 2017 friedliche Abstimmungsteilnehmerinnen brutal niederknüppeln ließ. Von NROs wie Human Rights Watch, Amnesty International und GfbV, aber auch von Institutionen wie der OSZE und der UNO wurde die damalige Polizeigewalt hingegen verurteilt.

    In der Folge fabrizierte eine durch und durch politisierten Justiz schwerwiegende Vorwürfe gegen Unabhängigkeitsbefürworterinnen, um deren politische Verfolgung mit juristischen Mitteln (Stichwort: Lawfare) zu ermöglichen. Es darf daran erinnert werden, dass die Gerichtsbarkeit anderer europäischer Staaten die Rebellions- und Hochverratsvorwürfe in Auslieferungsverfahren stets abgewiesen (01 02 03 | 04) und sich geweigert hat, bei der völlig überzogenen Repression mitzuspielen.

    Auch für die Verfolgung und Inhaftierung von Politikerinnen wurde Spanien von internationalen Organisationen und Gremien scharf kritisiert und mehrmals nachdrücklich zu ihrer Freilassung aufgefordert (vgl. 01 02 03 04). Der für Grundrechte zuständige Europarat nannte das Land gar schon in einem Atemzug mit der autoritären Türkei. Es erstaunt also eher, dass sich Pedro Sánchez erst jetzt und im Laufe von Koalitionsverhandlungen dazu entschieden hat, der offensichtlich entgleisten Justiz endlich einen Riegel vorzuschieben.

    Expertinnen hatten ohnehin längst gewarnt, dass Spanien demnächst eine schallende Ohrfeige vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (wo die Fälle mehrerer Katalaninnen inzwischen hängig waren) gedroht hätte — und somit ein Eingriff dringend geboten war, um dem Land eine weitere  krachende Niederlage zu ersparen.

    Heute übrigens veröffentlichte die weit rechte Asociación de Militares Españoles, deren auf Gegenseitigkeit beruhende Sympathien für PP und Vox kein Geheimnis sind, einen offenen Brief. Darin fordern im Ruhestand befindliche Militärs die Streitkräfte ausdrücklich zu einem Putsch gegen Sánchez auf. Sie werden wohl mit der größtmöglichen Milde der Justiz rechnen können. Hochverratsvorwürfe sind unwahrscheinlich.

    Aber Dorfmann findet stattdessen eine längst überfällige Amnestie, dank der ein politisches Problem wieder dorthin geholt wird, wo es hingehört — nämlich in die politische Arena und nicht in Gerichtssäle —, bedenklich. Unfassbar.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 | 07



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  • Brandmauer aus Pappe.
    Team K

    Autor:a

    ai

    |

    2 Comentârs → on Brandmauer aus Pappe.
    Team K

    Das ging richtig schnell: Schon nach der ersten Runde der Sondierungsgespräche mit der SVP lässt das Team K übereinstimmenden Medienberichten zufolge die Vorbehalte gegen FdI fallen. Eine Zusammenarbeit mit den Rechten wäre zwar schwierig, doch Vetos wolle man keine einlegen. Wie gewohnt erweisen sich Liberale — nach italienischem und thüringischem Vorbild — somit als willige Steigbügelhalterinnen der Faschisten. Die angebliche Brandmauer war wertlos, im Grunde nur Wählertäuschung.

    Mit dieser Partei käme eine Koalition für mich nie in Frage…

    Fratelli d’Italia, viel zu rechts.

    Paul Köllensperger (TK) im Sommergespräch von Rai Südtirol am 3. August 2023

    Stellt sich dann noch die grundsätzliche Frage, was Wahlversprechen einer Partei wert sind, die eine zentrale Koalitionsaussage so schnell und ohne direkte Verhandlungen zur Disposition stellt.

    Siehe auch: 01 02



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  • Landesregierung: Wie Bianchi nach unten tritt.
    Zweiter italienischer Landesrat

    Wie ich bereits vorgestern kurz thematisiert hatte, entblöden sich Lega und Uniti nicht, die ladinische Vertretung in der Landesregierung in Frage zu stellen, weil sie den Sitz stattdessen für sich selbst beanspruchen. Das ist sehr aufschlussreich.

    Eigentlich ist die Lage völlig eindeutig: Die Berufung eines ladinischen Regierungsmitglieds in Abweichung vom Proporz ist vom Gesetz ausdrücklich vorgesehen, die Berufung eines zusätzlichen italienischen Mitglieds nicht. Das ist nicht ein Zufall, sondern im Sinne des Minderheitenschutzes absolut logisch. Der Grund ist schnell erklärt: Alle im gesamten Land (und nicht nur in den ladinischen Gemeinden) verteilt lebenden Ladinerinnen machen gemeinsam nur 4,5% der Gedamtbevölkerung aus. Aus eigener Kraft können sie damit — wenn sie sich einig sind! — eine Vertreterin in den Landtag entsenden. Mit viel Glück schaffen sie zwei. Das entspricht dann 2,86% oder 5,71% aller Sitze. Da die Landesregierung die ethnische Zusammensetzung des Landtags widerspiegeln muss, bedeutet dies, dass die Ladinerinnen in einer Regierung mit elf Mitgliedern (die größte vom Gesetz vorgesehene Regierung) Anspruch auf 0,3112,86% von 11 oder 0,63 Landesräte25,71% von 11 hätten.

    Die Möglichkeit, ein ladinisches Regierungsmitglied in Abweichung vom Proporz zu ernennen, sichert also einer kleinen Minderheit die Chance auf eine Vertretung in der Regierung. Anders als die Ladiner- sind die Italienerinnen in Südtirol keine Minderheit: eine nationale und somit schutzbedürftige Minderheit sowieso nicht, aber auch keine zahlenmäßig so kleine, dass sie eine Ausnahme vom Proporz nötig hätten.

    Mit 26% an der Gesamtbevölkerung sind sie — wenn sie es denn wollen — in der Lage, aus eigener Kraft gut ein Viertel der Abgeordneten zu bestellen. Diese können, wenn es die italienische Bevölkerung wünscht, samt und sonders der italienischen Sprachgruppe angehören, was zu einem ebenso großen Anteil an den Regierungsmitgliedern berechtigt. Wenn die italienischsprachige Bevölkerung bewusst anders entscheidet, weil sie nicht zur Wahl geht oder lieber Parteien und Kandidatinnen einer anderen Sprachgruppe wählt, kann man sie zu ihrem (zweifelhaften, weil offenbar ungewollten) Glück nicht zwingen.

    Als die großmehrheitlich deutschsprachige Gemeinde Toblach 2010 mit Guido Bocher einen italienischsprachigen Bürgermeister erhielt, wurde dies — meiner Meinung nach zu Unrecht — als großartiges Zeichen der sprachgruppenübergreifenden Verständigung gefeiert. Doch als 2015 Salurn und 2020 Pfatten als mehrheitlich italienische Gemeinden nachzogen und deutschsprachige Bürgermeister wählten, hörte man nichts — ich warte noch immer. Anscheinend leben wir in einer verkehrten Welt, wo es stets eine gute Nachricht ist, wenn die nationalen Minderheiten »geschwächt« werden können, während deren Stärkung wennschon als Katastrophe wahrgenommen wird, die möglichst zu beheben ist, bevor die arme Titularnation in Depressionen verfällt.

    Geradezu lächerlich ist ja, dass der Leiferer Bürgermeister Christian Bianchi jetzt die Behauptung aufstellt, dass offensichtlich irgendetwas falsch laufe, wenn sich 4% Ladinerinnen und 26% Italienerinnen jeweils von einem Landesrat vertreten lassen müssen. Das zeugt höchstens davon, wie wenig er von Minderheitenschutz versteht oder wie wurscht er ihm ist. Denn nicht die Italienerinnen sind mit einem Landesrat — im Verhältnis zu ihrem Gewicht im Landtag — unterrepräsentiert, sondern die Ladinerinnen aus den oben genannten (guten) Gründen überrepräsentiert. Man nennt das auch positive Diskriminierung und die steht in modernen Staaten Minderheiten zu, nicht nationalen Mehrheiten.

    Solange es keine halben Landesräte gibt, kann man den Ladinerinnen nur einen vollen gewähren — es sei denn, man teilt Daniel Alfreider in zwei Stücke.

    Wenn Bianchi in der Folge aber vorschlägt, den einzigen Ladiner aus der Landesregierung zu werfen, um ihn mit dem Amt des Landtagspräsidenten abzuspeisen, macht er deutlich, dass es ihm nicht um den Grundsatz der Repräsentanz, sondern um nationalistische Arroganz und Eigennutz geht. Es ist, wie sehr dieser Vergleich auch hinken mag, als würde man Behindertenparkplätze abschaffen wollen, weil man gerade selbst keinen Stellplatz findet. Für die Belange der ladinischen Minderheit ist der Posten des Landtagspräsidenten zudem unerheblich.

    Darüber hinaus stellt sich die Frage, wer — ohne Ladinerin in der Regierung — das Amt der Landesrätin für ladinische Schule und Kultur übernehmen soll. Vielleicht einer von den Neofaschisten? Jemand, der kein Wort Ladinisch versteht und bei jeder öffentlichen Veranstaltung in dem Amt fehl am Platz wäre?

    Was sich da für ein Weltbild offenbart ist tatsächlich zum Plärren.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 || 01

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  • La Lega mette in dubbio la rappresentanza ladina.
    Quotation

    Il Corriere, nel suo inserto sudtirolese di oggi, scrive:

    «Per entrare in giunta – parte in quarta Maurizio Bosatra, commissario della Lega – dobbiamo avere un assessore. Averne due è una scelta politica. Poi mi chiedo se l’assessore ladino, in giunta d’ufficio, è un diritto».

    Se c’era bisogno di una dimostrazione del fatto che non stiamo certo parlando di rappresentanza in senso ampio, né tantomeno di tutela delle minoranze, Bosatra ce la fornisce in maniera totalmente spudorata. Ammesso e non concesso infatti che ciò possa favorire la nomina di un secondo assessore «di lingua italiana» (ma soprattutto: leghista, che di questo stiamo parlando), la Lega sarebbe disposta perfino ad annientare la rappresentanza della minoranza più piccola, quella degna di maggior tutela. Evidentemente parte della maggioranza nazionale è talmente avezza a qualsiasi tipo di privilegio che non si rende nemmeno conto della propria arroganza.

    Vedi anche: 01 02 03 04 05 || 01 02



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  • Minderheitenschule im fremdsprachigen Umfeld.
    Veranstaltungshinweis

    Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck organisiert am Wochenende in Bozen eine Tagung zum Thema

    Die Minderheitenschule im fremdsprachigen Umfeld:
    Internationale Vorgaben, empirische Beispiele, Lösungsansätze.

    Die Veranstaltung findet am Samstag, 18. November ab 9.00 Uhr im Raum D1.02 der Universität Bozen statt.

    Programm:
    • 9.00 Uhr: Eröffnung der Tagung durch Prof. Peter Hilpold (Universität Innsbruck) – Grußworte der Vertreter der beteiligten Institutionen und Verbände
    • 9.15 Uhr: Die Minderheitenschule und die Rahmenkonvention zum Schutz nationaler Minderheiten (Prof. Emma Lantschner, Universität Graz)
    • 9.45 Uhr: Mehrsprachigkeit als Ziel des Minderheitenschulwesens? Lektionen aus der Umsetzungspraxis der Sprachencharta (Prof. Stefan Oeter, Universität Hamburg)
    • 10.15 Uhr: Minderheitenschulen und Eltern – zwischen Kooperation und Konflikt (Prof. Harald Scheu, Universität Prag)
    • 10.45 – 11.15 Uhr: Pause
    • 11.15 Uhr: Die Roma in Wien (Prof. Heinrich Neisser, Universität Innsbruck)
    • 11.45 – 12.15 Uhr: Diskussion
    • 14.30 Uhr: »Zwei Schulen unter einem Dach«: Ethnische Segregation im Bildungssystem von Bosnien und Herzegowina (Samir Beharic, Universität Bamberg)
    • 15.00 Uhr: L’insegnamento delle «altre» lingue minoritarie nell’ordinamento costituzionale italiano (Prof. Monica Rosini, Universität Bozen)
    • 15.30 Uhr: »Einsprachiges« vs. »mehrsprachiges« Schulmodell: Die Südtiroler Schule gemäß Art. 19 des Südtiroler Autonomiestatuts (RA Dr. Christoph Perathoner, Universität Bozen)
    • 16.00 Uhr: Die einsprachige Südtiroler Schule und die Zuwanderung – politische und rechtliche Herausforderungen (Ph.D Dr. Oskar Peterlini, Universität Bozen)
    • 16.30 – 17.00 Uhr: Pause
    • 17.30 Uhr: Podiumsdiskussion mit Alt-LH Luis Durnwalder, Norbert Sparer, Johanna Ramoser, Christoph Schmid, Giorgia Martinolli, Margareth Lun, Josef Prantl und Alex Ploner. Es moderiert Alfred E. Mair.

    Die Tagung wird in Kooperation mit der Freien Universität Bozen, Südtiroler Bildungszentrum, Forum für Rechtsvergleichung, Südtiroler Schützenbund und Land Südtirol – Abteilung Deutsche Kultur veranstaltet. Kontakt: Prof. Dr. Peter Hilpold – Peter.Hilpold[at]uibk.ac.at.



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  • Freiwillige Unteilbarkeit der Nation?

    Autor:a

    ai

    |

    1 Comentâr → on Freiwillige Unteilbarkeit der Nation?

    Italienische Parteien, darunter neofaschistische, fordern bei der Bildung der nächsten Landesregierung eine Abweichung vom Proporz zu ihren Gunsten und zu Lasten der nationalen Minderheit. Da dauert es natürlich nicht lange, bis auf deutschsprachiger Seite nachgegeben wird: Schon regt Politikwissenschafter Günther Pallaver in einem Salto-Beitrag (Freiwilliger Proporz) an, die gegenwärtige Regelung abzuändern, um sie zu flexibilisieren. Nach dem Vorbild der Schweizer Konkordanz solle künftig nur noch auf Freiwilligkeit gesetzt werden.

    Während sich andere Staatsparlamente in Europa immer weiter den Rechten der Minderheiten öffnen, sollen also hierzulande wieder die Privilegien der nationalen Mehrheit gestärkt werden. Womit man zudem transethnisches Wahlverhalten ad absurdum führen würde.

    Gefragt, gekuscht

    Doch ist die jetzige Haltung der italienischen Parteien überhaupt eine gute Basis für ein derartiges Unterfangen? Noch dazu in einem Kontext, wo Italien von rechtsrechten Kräften regiert wird und allgemein kaum Verständnis für die Befindlichkeiten einer Minderheit vorhanden ist (vgl. 01 02 03). Der PD setzt — von wegen Freiwilligkeit — sogar auf Erpressung.

    Doch wenn sich die italienischen Parteien schon jetzt, wo die Regeln klar sind, so verhalten, als könnte man sie nach Gutdünken anwenden: Wie groß wäre dann in Zukunft die Wahrscheinlichkeit, dass aus der angeblichen Freiwilligkeit erst Recht ein Anspruchsdenken entsteht, dem mit allen Mitteln Nachdruck verliehen wird?

    Pallaver schreibt:

    Die Stärke der Südtiroler Autonomie beruht [auf] ihrer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die soziale Wirklichkeit, [auf] ihrem ständigen Wandel.

    – Günther Pallaver

    Die Autonomie muss stets flexibel und anschmiegsam sein. Grundsätzlich könnte man einverstanden sein. Doch wo ist diese Flexibilität beim Staat? Wo ist sie bei der Rechtsprechung des Verfassungsgerichts? Ich würde daher einen provokanten Deal vorschlagen: Der Minderheitenschutz wird — wennschon — flexibilisiert, sobald auch ihr, liebe italienische Parteien, Artikel 5 der italienischen Verfassung (Unteilbarkeit des Staates) flexibilisiert. Und er bleibt so lange starr, wie ihr tatenlos dabei zuseht, wie Zwei- und Dreisprachigkeit systematisch ausgehebelt (z. B. 01 02 03) werden. Bis dahin ist Flexibilisierung zu Lasten der Minderheit leider verfrüht.

    Siehe auch: 01 || 01 02



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  • Brandmauer… gegen Demokratie.
    La Civica

    Autor:a

    ai

    |

    2 Comentârs → on Brandmauer… gegen Demokratie.
    La Civica

    Rai Südtirol berichtet über die angelaufenen Sondierungsgespräche unter anderem folgendes:

    Angelo Gennacaro gilt als aussichtsreicher Anwärter auf das Amt eines Landesrats. „La Civica“ möchte in keine Koalition mit Parteien, die die Selbstbestimmung für Südtirol einfordern.

    Das ist freilich eine völlig legitime Position. Keine Partei muss mit einer anderen koalieren, die Entscheidung beruht auf Freiwilligkeit. Dennoch: Im neuen Landtag sitzen Rassistinnen, Ultranationalisten, Homophobe, Misogyne, Neofaschistinnen, Klimawandelleugner, Wissenschaftsfeinde. Und die Forderung nach einem demokratischen Entscheid über die staatliche Zugehörigkeit stellt für La Civica die einzige rote Linie dar?

    Siehe auch: 01 02



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  • Christian Bianchi bestimmt die Sprache.

    Autor:a

    ai

    |

    0 Comentârs → on Christian Bianchi bestimmt die Sprache.

    Weil wir ja gerade beim Thema Präpotenz waren, hier noch ein weiteres Beispiel: Die TAZ ist, wie es ihre (Un-)Art ist, wieder einmal nach vorn geprescht und hat in der Druckausgabe vom vergangenen Samstag einfach behauptet, Christian Bianchi (Uniti/Lega) werde sein Landtagsmandat nicht annehmen. Der Leiferer Bürgermeister hatte nach der Wahl bekanntgegeben, dass er sein jetziges Amt nur dann aufgeben werde, wenn er in die Landesregierung kommt. Etwas anderes interessiert ihn offenbar nicht, auch nicht der Wählerwille.

    Nun war Bianchi über die voreiligen Schlussfolgerungen der TAZ wenig erfreut und verlangte eine Richtigstellung in italienischer Sprache. Das muss wohl dieser »gegenseitige Respekt« sein, den er für die Frecce Tricolori eingefordert hatte, kurz bevor er sich darüber freute, dass die Südtirolerinnen (im wahrsten Sinne von oben herab) dazu gezwungen wurden, »die heilige Trikolore« einzuatmen.

    Einer Zeitung, die in einer Minderheitensprache erscheint, als Politiker einfach einen Text in der lingua nazionale zu schicken, ist ein unverblümter Akt der Minorisierung. Gleichzeitig bestätigt man damit, dass man es für völlig legitim hält, in Südtirol mit Deutschsprachigen immer und in jedem Kontext einfach Italienisch zu sprechen — ganz einfach, weil man es kann (vgl. 01 02 03). Bianchi stützt damit die Auffassung, dass man sich als Italienischsprachiger dem Gegenüber grundsätzlich nicht anzupassen braucht. Anders gesagt: Siamo in Italia e qui si parla italiano.

    Dass das kein Einzelfall ist, belegt unter anderem die Tatsache, dass mehrere Parteien im Vorfeld der Wahlen Fragebögen deutschsprachiger Medien auf Italienisch beantwortet haben: Im Fall der SWZ1Nr. 36/2023 – die Sprache war den Parteien freigestellt waren dies 5SB, FdI und La Civica2Uniti/Lega, Enzian, FI, Vita, Centrodestra haben nicht teilgenommen, bei der ff 3Nr. 42/2023 Uniti/Lega und La Civica. Wohl keiner »deutschsprachigen« Partei würde es einfallen, einem italienischsprachigen Medium nur auf Deutsch zu antworten, obwohl es sich dabei nicht um Suprematismus, sondern um seine Negierung (vgl. 01) handeln würde.4Es ist nicht dasselbe, ob man ein vorhandenes Diskriminierungsmuster verstärkt oder ob man es konterkariert. Mir wäre aber auch keine deutschsprachige Politikerin bekannt, die nicht imstande wäre, Fragen auf Italienisch zu beantworten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 || 01

    • 1
      Nr. 36/2023 – die Sprache war den Parteien freigestellt
    • 2
      Uniti/Lega, Enzian, FI, Vita, Centrodestra haben nicht teilgenommen
    • 3
      Nr. 42/2023
    • 4
      Es ist nicht dasselbe, ob man ein vorhandenes Diskriminierungsmuster verstärkt oder ob man es konterkariert.


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