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  • Alfa Romeo und die Kinderarbeit.
    Beunruhigende Realsatire

    Zu welch irrsinnigen Auswüchsen die grassierende Made-in-Italianisierung führen kann, zeigt die rechtsrechte Regierung von Giorgia Meloni (FdI) gerade: Adolfo Urso (FdI), seines Zeichens Minister für Unternehmen und — was sonst? — Made in Italy lieferte sich eine Polemik mit dem Automobilkonzern Stellantis, der ein neues Fahrzeug von Alfa Romeo mit der Modellbezeichnung Milano versehen hatte, obwohl es in Polen hergestellt wird. Das sei, so der Minister mit dem klingenden Vornamen, nicht nur unangemessen, sondern tatsächlich illegal, weil es eine Irreführung der Konsumentinnen darstelle. Wer ein Auto mit dem Namen Milano kaufe, glaube womöglich, dass es in Italien hergestellt wurde. Tatbestand »Italian sounding«.

    Nach dem Motto »der Klügere gibt nach« teilte Stellantis nun mit, das Fahrzeug werde also doch nicht Milano, sondern Junior heißen. Der abstrusen Logik der Marktnationalistinnen und des Ministers folgend werden jetzt vermutlich potentielle Kundinnen glauben, das Auto werde in Kinderarbeit hergestellt. Das Einlenken des Autobauers jedenfalls freute Herrn Urso außerordentlich — so sieht seiner Meinung nach wohl Industriepolitik im 21. Jahrhundert aus. Die Produktionsstätten sind und bleiben im Ausland, aber wenigstens lässt die Modellbezeichnung nicht an Italien denken.

    Ich hatte ja immer unvorstellbar gefunden, dass die Mailänder Fußballmannschaft Inter im Faschismus Società Sportiva Ambrosiana heißen musste, doch inzwischen leben wir wieder in sehr ähnlichen Zeiten. Ein Ford Capri oder ein Opel Monza wären heute vermutlich nicht mehr möglich oder müssten zumindest in Italien unter anderem Namen vermarktet werden. Dass Lamborghini (mit Diablo, Murcielago…) »Spanish sounding« betreibt und ein Ferrari (genauso wie ein VW) die Modellbezeichnung California trägt, obwohl er nachweislich nicht dort hergestellt wird, sollte auch näher unter die Lupe genommen werden.

    Sorry auch Toblerone: Dich wird es in Italien wohl ebenfalls bald nicht mehr geben, denn dort wird endlich richtige Wirtschaftspolitik betrieben. Hirnlos-autark.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Rechtschreibung egal?
    Faktencheck

    Südtirol Online schrieb gestern

    Rechtschreibfehler dürfen nicht mehr in die Note des Deutsch-Aufsatzes einfließen. An Deutschlands Schulen ist das bald schon Realität.

    – Stol

    und löste damit erwartungsgemäß eine hitzige Debatte in den sozialen Medien aus.

    Ein Faktencheck ergibt: das sind Fake News.

    Vielmehr war Schleswig-Holstein mit Hessen eines der zwei letzten Länder in Deutschland, in denen noch ein sogenannter Fehlerquotient galt: Mit einem Rechtschreibfehler pro 149 Wörter war dort höchstens eine Zwei möglich, ein Fehler pro 99 Wörter ermöglichte maximal eine Drei.1Fehlerquotient beim Abitur. Für andere Klassenstufen galten andere Quotienten. Ein starres, von oben vorgegebenes Raster, das nicht einmal die Schwere der Fehler berücksichtigte. Ab dem Schuljahr 2024/25 ist der Fehlerquotient in Schleswig-Holstein Geschichte und bleibt (vorerst) nur noch in Hessen aufrecht. In den bald 15 von 16 Bundesländern ohne Fehlerquotient bleiben Rechtschreibfehler und Zeichensetzung aber ausdrücklich ein wichtiger Bestandteil der Bewertung — nur haben Lehrkräfte einen größeren Ermessensspielraum und müssen nicht mehr tumbe Fehlerstatistiken erstellen.

    Im Grunde ist es dann so, wie es zum Beispiel in Südtirol immer schon war. Der Weltuntergang steht nicht bevor, jedenfalls nicht deshalb.

    Hinweis: Das obige Zitat ist der Teaser zu einem Beitrag, der sich hinter der Paywall befindet. Ob Stol hinter der Bezahlschranke auf den tatsächlichen Inhalt der Änderung in Schleswig-Holstein hinweist, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Teaser selbst ist jedenfalls falsch und irreführend.

    • 1
      Fehlerquotient beim Abitur. Für andere Klassenstufen galten andere Quotienten.


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  • Der unwiderstehliche Ruf von Cateno.

    Unter medialem Trara ist das ehemalige Mitglied der Sechser- und der Zwölferkommission Luca Crisafulli der Bewegung Sud chiama Nord von Cateno De Luca beigetreten. Der Bürgermeister von Taormina ist gleichzeitig Abgeordneter zur sizilianischen Regionalversammlung und hat im Hinblick auf die anstehende Europawahl die Liste Libertà gegründet, der neben Sud chiama Nord bislang sage und schreibe 18 weitere Parteien und Bewegungen angehören.

    Es handelt sich dabei um ein toxisches Gemisch aus unterschiedlichen, aber fast ausnahmslos EU-skeptischen bis EU-feindlichen politischen Projekten.

    Einige Beispiele:

    • Die christlich-fundamentalistische Popolo della Famiglia von Mario Adinolfi, die bei der italienischen Parlamentswahl 2022 ein Bündnis mit Exit des früheren CasaPound-Führers Simone Di Stefano eingegangen war.
    • Die impffeindliche Antisystempartei Vita.
    • Die faschistoide Umweltpartei Fronte Verde (vgl.) von Vincenzo Galizia, dem früheren Anführer von Gioventù Nazionale (damals die Jugendorganisation der neofaschistischen Fiamma Tricolore).
    • Movimento per l’Italexit, Nachfolgebewegung von Italexit, die die Forderung nach einem EU-Austritt bereits im Namen trägt.
    • Das von ehemaligen Lega-Mitgliedern gegründete Rassemblement Valdôtain, dessen Name dem Rassemblement National von Marine Le Pen nachempfunden ist.
    • Die EU-, globalisierungs- und impffeindliche Usc-Ita.
    • Capitano Ultimo, Partei von Sergio De Caprio, einem ehemaligen Mitglied der Carabinieri-Sondereinheit, die 1993 den Mafiaboss Totò Riina verhaftet hatte.
    • Die souveränistische und EU-skeptische Sovranità des frühreren Italexit-Mitglieds Marco Mori.

    Einen Rekord dürfte Libertà in jedem Fall bereits geknackt haben: Da jede Komponente des Bündnisses mit ihrem eigenen Logo im Wahlsymbol aufscheint, sind darauf so viele kleine Symbole zu finden (Lupe von Vorteil), wie wohl noch nie zuvor.

    Symbol von »Libertà« – Bildquelle: isimbolidelladiscordia.it

    Damit das Ganze nicht zu übersichtlich wird, ist Crisafulli — der zu seiner Zeit als Mitglied der paritätischen Kommissionen als 5SB-nahe galt — gleichzeitig Mitglied der Bürgerliste Oltre Weiter von Roberto Zanin.

    Cëla enghe: 01 02 03 | 04



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  • Bauerntheater am Brenner.
    Quotation

    Derzeit protestieren italienische Bauern wieder am Brenner. Dazu schreibt Georg Mair im dieswöchigen ff-Leitartikel unter anderem:

    [Es wäre falsch], würde der Bauernprotest darauf hinauslaufen, neue Grenzen zu errichten. Das „Made in Italy“ (das ja nichts bedeutet für die Güte eines Lebensmittels) für einen neuen Protektionismus zu missbrauchen, einen Lebensmittel-Nationalismus. Und so einen der Grundsätze der EU auszuhöhlen, den freien Warenverkehr. Denn der Stolz auf das „Made in Italy“ grenzt an den Stolz auf die „Nation“ (die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihre rechtsextremen „Brüder“ gerne betonen), an einen neuen alten Nationalismus, der gerade die EU verseucht. Der freilich das Geld aus Brüssel für die Landwirtschaft gerne nimmt – am besten ohne Auflagen. So wie die Landwirte am liebsten nach Gutdünken wirtschaften wollen. Der Protest am Brenner war friedlich. Aber wundern muss man sich schon, wie die Polizei sich willfährig in den Dienst der Landwirte gestellt und Lebensmitteltransporter kontrolliert hat. Und dann vorführt, welche Waren sie geladen haben.
    Das ist übergriffig, auch weil diese Transporte nicht illegal sind. Warum stellt die Polizei sich in den Dienst einer Lobby? Das ist Theater, Symbolpolitik.

    – Georg Mair, ff Nr. 15/2024

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Ausschluss von Puigdemont, Staatsanwalt am EuGH gegen Tajani.

    Der heutige italienische Außenminister, FI-Chef Antonio Tajani, der sich für Separatistinnen in Italien lebenslängliche Haftstrafen wünscht, hatte den katalanischen EU-Abgeordneten Carles Puigdemont und Toni Comín (beide JxC) im Mai 2019 den Zutritt zum Europaparlament sowie die Anerkennung ihres Amts verwehrt. Der SVP-Freund und Mussoliniversteher, mit dessen Unterstützung Herbert Dorfmann bei der Anstehenden Europawahl erneut nach Straßburg und Brüssel gelangen möchte, handelte damals in seiner Eigenschaft als geschäftsführender Parlamentspräsident.

    Und er tat dies zu Unrecht, wie einem heute veröffentlichten Schlussantrag des Generalanwalts am EuGH Maciej Szpunar zu entnehmen ist. Den beiden katalanischen Gewählten hätte demnach sofort Zutritt zum Parlament gewährt werden müssen. Stattdessen mussten sie mehrere Monate warten, bis sie im Dezember 2019 Zugang zum Haus erhielten und im Jänner 2020 dann endlich auch als gewählte Abgeordnete anerkannt wurden.

    Zusätzlich zu ihrer politischen Verfolgung in Spanien wurden Puigdemont und Comín demnach wegen des illegalen Gebarens von Tajani auch noch ihrer Ämter beraubt — und diejenigen, die sie gewählt hatten, unrechtmäßig ihrer demokratischen Vertretung.

    Mit dem Erlass der Handlung vom 27. Juni 2019 stellte der Präsident des Europäischen Parlaments [Antonio Tajani, Anm.] zum einen die amtlich bekanntgegebenen Wahlergebnisse in Frage, obwohl das Parlament durch die Bekanntgabe vom 13. Juni 2019, die die amtliche Bekanntgabe der Ergebnisse darstellte, gebunden war. Der Präsident beschloss jedoch, den späteren Mitteilungen der spanischen Behörden zu folgen, die diese Ergebnisse nicht getreu und vollständig wiedergaben. Zum anderen verlieh er unter Verstoß gegen das Unionsrecht der Aussetzung der Vorrechte von Herrn Puigdemont und Herrn Comín, die sich aus deren Eigenschaft als Mitglieder des Europäischen Parlaments ergeben, Wirksamkeit. Denn keine Bestimmung des Unionsrechts ermächtigt einen Mitgliedstaat, die Vorrechte der Mitglieder des Europäischen Parlaments auszusetzen.

    – Auszug aus der heutigen Pressemitteilung des EuGH

    Hervorhebungen im Original

    Die Einschätzung des Generalanwalts ist zwar für das Gericht nicht bindend. In der überwältigenden Mehrheit der Fälle machen sich die Richterinnen am EuGH aber bei der Urteilsfindung seine Schlussfolgerungen zueigen.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • AfD mit STF im Südtiroler Landtag.

    Den berechtigten Vorschlag, in Südtirol nach dem Vorbild anderer Autonomien in Europa eine Landespolizei einzuführen, hat die Süd-Tiroler Freiheit (STF) heute gemeinsam mit dem bayrischen Landtagsabgeordneten Andreas Winhart von der rechtsextremen AfD im Südtiroler Landtag vorgestellt. Auf diese nun ganz offen zelebrierte Zusammenarbeit zwischen AfS und Mitgliedern der AfD haben mich heute unabhängig voneinander gleich zwei -Leser hingewiesen.

    von rechts: LAbg. Hannes Rabensteiner (STF), LAbg. Bernhard Zimmerhofer (STF), LAbg. Andreas Winhart (AfD), LAbg. Sven Knoll (STF) – Bildquelle: STF – Querbalken von mir.

    Dabei stellt sich nicht nur die Frage, was der AfDler im Südtiroler Landtag verloren hat, sondern auch, was die AfD überhaupt mit der bayrischen Landespolizei zu tun haben soll. Hier wird vonseiten der STF anscheinend einfach bloß keine Möglichkeit mehr ausgelassen, den eigenen Radikalismus und Verbindungen zu Extremistinnen im deutschen Sprachraum zur Schau zu stellen.

    Gerade als Mitglied der Europäischen Freien Allianz (EFA), die im EU-Parlament mit den Grünen eine Fraktion bildet, ist das ganz schön dreist. Dabei hatte die STF noch kürzlich — bitte festhalten! — gegen Giorgia Meloni (FdI) wegen Verherrlichung des Faschismus und ethnischer Hetze Anzeige erstattet.

    Winhart selbst ist in Vergangenheit durch antisemitische und rassistische Äußerungen aufgefallen, in denen er auch vom N.-Wort Gebrauch machte. Seine Aussagen waren daraufhin vom bayrischen Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft und er selbst vorübergehend unter Beobachtung gestellt worden. Die bayrische Polizei dürfte ihn also recht gut kennen.

    Cëla enghe: 01 02 || 01 02 03 04 05 06



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  • Ohne geschlossenen Hof.
    Quotation

    Das Onlineportal il Dolomiti berichtet über drei Frauen, die im touristisch kaum erschlossenen Bersntol (Fersental) zusammenarbeiten, um ein sanftes und nachhaltiges Wirtschaftsmodell umzusetzen. Debora Muhlbacher führt mit ihrem Mann den Mas La Grisota in Oachbergh (Eichberg) — und was sie hier erzählt, halte ich auch aus Südtiroler Sicht für interessant:

    Der Traum, betont Debora, ist in einen Kontext wie jenen des Trentino eingebettet, das in gewisser Hinsicht im Vergleich zu anderen Gebieten eine »Insel der Seligen« darstellt, da sich das Berggebiet hier zu 70% in öffentlichem Eigentum befindet, das mit strukturierten, zehnjährigen Forstbewirtschaftungsplänen verwaltet wird. Doch gleichzeitig gibt es hier dieselben Probleme wie in anderen Bergregionen, angefangen bei der extremen Zersplitterung der Privatgründe, die eine Bewirtschaftung schwer machen, wenn man ein Einkommen generieren möchte. »Im Trentino wurde die Institution des geschlossenen Hofes anders als in Südtirol nicht beibehalten«, erklärt Debora. »Das Ergebnis ist eine parzellierte und fragmentierte Landschaft. Mit unserem Betrieb kümmern wir uns darum, indem wir mähen und die Flächen wieder in Wiesen verwandeln. Wir mähen auf insgesamt 18 Hektar: drei gehören uns, für die übrigen habe ich 40 Seiten Katasterparzellen, bei denen ich mich um Leih- oder Pachtverträge kümmern muss. Es ist ein Chaos.«

    Übersetzung von mir

    In Südtirol hat der geschlossene Hof oft eine schlechte Presse, nicht immer zu Unrecht. Doch im Trentino — diese Erfahrung habe ich auch persönlich gemacht — wird es als großes Versäumnis angesehen, diese Einrichtung nicht übernommen zu haben. Die Folgen für die Landwirtschaft sind mancherorts katastrophal.



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  • Proporz nur mit Beschiss?

    Im Mai letzten Jahres hatte die rechtsrechte Regierung von Giorgia Meloni (FdI) eine neue Durchführungsbestimmung (DFB) zum Autonomiestatut erlassen, die Schummeleien beim Proporz erschweren sollte. Demnach müssen Bewerberinnen, die sich einer Sprachgruppe zugehörig erklären, nun mindestens eine der allfälligen schriftlichen sowie die mündliche Prüfung zur Aufnahme in den öffentlichen Dienst in der deklarierten Muttersprache ablegen.

    In Bozen wird nun Alarm geschlagen: Zwar sei die neue Regelung richtig, sie drohe aber, die Wettbewerbe für die Aufnahme in den öffentlichen Dienst verwaisen zu lassen. Darin sind sich laut einem Bericht des A. Adige Maria Christina Obkircher, die Direktorin des Personalbüros in der Gemeinde Bozen und Liliana Di Fede, Direktorin der gemeindeeigenen Sozialdienste (BSB), einig. Ähnlich sieht es auch Stefano Boragine von der Gewerkschaft AGO.

    Das ist also das Eingeständnis, dass die ohnehin unvollständige Einhaltung des Proporzes bisher teilweise auf Beschiss zurückzuführen war. Damit gehen aber nicht nur Stellen an die »falsche« (fast ausschließlich die italienische) Sprachgruppe. Vielmehr wird diese Verzerrung auch noch kaschiert. Es entsteht dadurch kein Anspruch auf Kompensation bei einem späteren Wettbewerb.

    Damit der Mangel an Bewerberinnen und öffentlichen Bediensteten deutscher Muttersprache sichtbar und auch statistisch erfassbar wird, dürfen die Schummeleien nicht geduldet werden. Auch um Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, ist es unerlässlich, diese Unterbesetzung transparent zu machen. Wenn tatsächlich Anwärterinnen der einen (fast ausschließlich der deutschen) Sprachgruppe fehlen, können ja über das sogenannte Einvernehmenskomitee auf legale Weise Ausnahmen gewährt werden.

    Weniger bequem, aber ungleich wichtiger wäre es, Stellen im öffentlichen Dienst endlich so attraktiv zu machen, dass Südtirol zum Beispiel auch ernsthaft mit der Konkurrenz des übrigen deutschen Sprachraums mithalten kann. Dann könnte der Proporz wieder besser erfüllt und gleichzeitig das Abwanderungsproblem eingedämmt werden — wobei unerheblich ist, ob wir verhindern, dass deutschsprachige Südtirolerinnen abwandern oder ob wir dafür sorgen, dass Menschen nicht nur aus Italien, sondern auch aus dem deutschsprachigen Ausland zuwandern. In jedem Fall wäre das ein wichtiger Beitrag, um die Zweisprachigkeit des öffentlichen Dienstes mittelfristig abzusichern.

    Wenn wir hingegen auch weiterhin nur nach Auswegen suchen, um den öffentlichen Dienst an den Gesetzen vorbei mit Menschen zu besetzen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und das Problem dabei noch nicht einmal in seinem echten Ausmaß sichtbar wird, ist der Anreiz, zielführende Lösungen zu finden, sehr gering.

    Dazu gesellt sich noch eine weitere Problematik: Wenn wir, um Stellen zu besetzen, den Betrug dulden, locken wir naturgemäß Leute in den öffentlichen Dienst, die auch zum Betrug bereit sind. Eine Binsenweisheit. Doch wenn sie schon illegal zu ihrem Arbeitsplatz gekommen sind, warum sollten sich diese Menschen dann später penibel an Gesetze — insbesondere auch an die Zweisprachigkeitspflicht — halten?

    Und warum schaffen wir den Proporz dann nicht gleich ganz ab? Das wäre grundsätzlich eine Möglichkeit, wiewohl sie auch Nachteile hat. Wir sollten uns aber bewusst sein, dass wir es hier mit Bewerberinnen zu tun haben, die nicht nur der »falschen« Sprachgruppe angehören, sondern offenbar noch nicht einmal in der Lage sind, ein Examen in der zweiten Amtssprache zu bestehen. Sonst würde sie die Regelung, wonach sie die Prüfung in der deklarierten Muttersprache ablegen müssen, ja nicht per se vom Schummeln abhalten. Das heißt dann auch: Wenn wir den Proporz eliminieren, vergrößern wir voraussichtlich auch noch das ohnehin massive Problem mit der mangelnden Zweisprachigkeit des öffentlichen Dienstes. Das kann nicht die Lösung sein.

    Cëla enghe: 01 02 03



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