Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Zweisprachigkeitspflicht wird erneut verwässert.
    Öffentlicher Dienst

    In einem Treffen zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP), Personallandesrätin Magdalena Amhof (SVP) und den Gewerkschaften AGB/CGIL, SGB/CISL, SGK/UIL und ASGB soll vereinbart sein, die Zwei- bzw. Dreisprachigkeitspflicht weiter zu verwässern. Dies berichtet der Corriere in seiner gestrigen Südtirolbeilage. Demnach sollen sich die Vertreterinnen der Landesregierung einverstanden erklärt haben, das zweifelhafte »Modell« des Gesundheitswesens auf weitere Bereiche auszudehnen. Das bedeutet, dass Personal auch dann eingestellt werden darf, wenn es einsprachig — in den allermeisten Fällen heißt das: einsprachig italienisch — ist und sich verpflichtet, binnen einer mehrjährigen Frist den eigentlich erforderlichen Zwei- bzw. Dreisprachigkeitsnachweis zu erbringen. Vielfach führt das jedoch bloß dazu, dass Angestellte vor Ablauf dieses Zeitraums Südtirol wieder verlässt und neues einsprachiges Personal nachkommt, wodurch sich das Versprechen auf Erfüllung des Rechts auf Gebrauch der Muttersprache quasi nie erfüllt.

    Zudem wird regelmäßig Druck ausgeübt, die Frist um weitere Jahre zu verlängern, da das Personal nicht in der Lage sei, die zweite Sprache zu erlernen. Kommt es dann irgendwann doch zu vereinzelten Entlassungen von beharrlich Einsprachigen, ist der mediale Aufschrei groß.

    Anstrengungen, Menschen, die in Südtirol aufgewachsen und zur Schule gegangen sind und somit schon mit beiden bzw. allen drei Landessprachen vertraut sind, im Land zu halten oder zurückzuholen, werden hingegen nicht in ausreichendem Maße unternommen, wenn man die steigenden Abwanderungszahlen berücksichtigt. Dazu müsste man insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zum restlichen deutschen Sprachraum deutlich erhöhen. Außerdem müssten absurde bürokratische Hürden (01 02) endlich aus dem Weg geschafft werden, was übrigens auch zu einem besseren Gleichgewicht zwischen einsprachig italienischem und einsprachig deutschem Personal verbessern könnte. Damit wäre die Aufrechterhaltung eines zwei- bzw. dreisprachigen Dienstes leichter zu gewährleisten.

    Wenn schon einsprachiges Personal eingestellt wird, sollte auch penibel darauf geachtet werden, dass Sprachkurse tatsächlich besucht werden und Zwischenziele erreicht werden.

    Doch natürlich ist es wieder einmal viel einfacher, zum x-ten Mal die Mehrsprachigkeit des Dienstes zur Disposition zu stellen — mit den längst bekannten desaströsen Folgen (01 02 03).

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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  • Lega stellt Fascho-General auf.

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    Und noch so eine Ankündigung, die hervorragend zum heutigen Befreiungstag passt: Am Nachmittag hat nicht nur Neonazi Martin Sellner bekannt gegeben, bald nach Südtirol kommen zu wollen, sondern auch der stv. italienische Ministerpräsident Matteo Salvini endlich bestätigt, dass Fascho-General Roberto Vannacci bei der anstehenden Europawahl für seine Lega ins Rennen gehen wird. In sämtlichen Wahlkreisen, also auch in Südtirol. Sellner und Vannacci sind zwei begnadete Buchautoren, deren Hetzschriften im deutschen Sprachraum von demselben rechtsextremen Verlag (Antaios) vertrieben werden — sogar im Bündel.

    Doch während der eine, Sellner, in mehreren europäischen Ländern und den USA zur persona non grata erklärt wurde, wird der andere, Vannacci, von einer italienischen Regierungspartei zum wichtigen Kandidaten erkoren. Und wo hierzulande Sellner-Freund JWA zum Glück isoliert in der Opposition sitzt, befindet sich Christian Bianchi, der für die Lega in den Landtag gewählt wurde, dank SVP auf der Regierungsbank.

    Der Landeshauptmann zeigte sich heute übrigens überrascht, dass seine rechten Koalitionspartnerinnen trotz bedeutungsloser prächtiger Präambel nichts von den Gedenkveranstaltungen wissen wollten — als hätte man das nicht alles ahnen können. Dafür hat er vermutlich bald nicht nur in Rom, sondern mit dem Fascho-General auch in Straßburg und Brüssel einen tollen neuen Ansprechpartner. Ist das nicht auch was Schönes?



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  • 25. April: Polizei zensiert Proteste.

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    In seinem Bericht über die Gedenkveranstaltung zum heutigen 25. April an der Mauer des ehemaligen Bozner Durchgangslagers informiert der Chefredakteur von Salto, Fabio Gobbato, auch über Einschränkungen des Rechts auf freie Meinungsäußerung durch die politische Abteilung (AAES) der Staatspolizei. Mehrere Jugendliche, die angeblich dem PD angehörten und Schilder mit kritischen Slogans dabei hatten, seien zunächst ganz daran gehindert worden, sich dem Veranstaltungsort zu nähern. Als sie schlussendlich trotzdem durchgelassen wurden, filterte die AAES zwei der Schilder heraus: eines, auf dem

    Liebe SVP, wie willst
    du Garantin für eine
    Partei* sein, die unsere
    demokratischen Werte
    nicht teilt?!? *FDI

    stand und ein weiteres, auf dem

    Galateo und FDI,
    ihr habt gesagt, wir sollen euch
    nach euren Taten beurteilen:
    Nun:
    HEUTE SEID IHR NICHT DABEI

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    Galateo e FDI, avete detto di giudicarvi da quello che fate: / Ecco: / OGGI NON CI SIETE

    zu lesen war. In beiden Fällen handelt es sich keinesfalls um Hassbotschaften oder um sonstige Inhalte, die nicht vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt wären. Auch dass sie in irgendeiner Form die Veranstaltung hätten stören können, lässt sich schwer behaupten, waren doch andere Transparente zugelassen worden. Dass diese beiden aufgrund ihres harmlosen Inhalts von der Polizei zensiert wurden, ist eines Rechtsstaats unwürdig — und das an einem Tag, an dem die Befreiung vom Faschismus gefeiert wird.

    Erst kürzlich hatte Christoph Franceschini (ebenfalls auf Salto) berichtet, dass die italienische Polizei im Rahmen der Proteste gegen den neuen Eiskanal in Anpezo ein Team des ORF und den Heimatpflegeverband unter Druck gesetzt habe.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01



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  • EU-Wahlkreis für kleines Europa in Europa.

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    So wie zum Beispiel die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien (mit knapp 80.000 Einwohnerinnen), soll auch Südtirol — vom Landeshauptmann etwas anmaßend als »kleines Europa in Europa« getauft — einen eigenen EU-Wahlkreis erhalten. Dies fordert der Landtagsabgeordnete Andreas Leiter Reber (Freie Fraktion) in einem Beschlussantrag (Nr. 77/24). In den Prämissen argumentiert er unter anderem, dass das in Italien geltende Wahlrecht für Südtirol und andere Regionen mit anerkannten sprachlichen Minderheiten »äußerst ungeeignet« sei, was einerseits an einer staatsweiten 4%-Hürde und andererseits an der Größe der Wahlkreise liege, in denen Minderheiten wie die deutsch- und ladinischsprachigen Südtirolerinnen keine Chance auf eine angemessene Vertretung hätten. Außerdem sei die derzeitige Regelung auf staatsweit agierende Parteien ausgelegt, die bereits im italienischen Parlament vertreten sind. Regionalparteien, die zum Beispiel nur in Südtirol existieren, hätten somit kaum Möglichkeiten, zu kandidieren oder müssten »völlig unnatürliche Wahlbündnisse auf Staatsebene« eingehen.

    Team K und Grüne haben etwa jüngst mitgeteilt, bei der anstehenden EU-Wahl eine gemeinsame Kandidatur in Erwägung gezogen, dann aber aufgrund der großen Hürden darauf verzichtet zu haben. Sie gehen nun getrennte Wege mit Azione respektive italienischen Grünen und Linken, wo sie auf ihr eigenes Wahlsymbol verzichten und wohl hauptsächlich deshalb eine Chance haben, weil Wählerinnen in Südtirol traditionell fleißig Vorzugsstimmen vergeben und jene im restlichen Italien deutlich weniger.

    Andere hiesige Parteien sehen erst gar keine Grundlage für eine Kandidatur, was die Beteiligungsmöglichkeiten der Südtirolerinnen einschränkt.

    Leiter Reber zufolge könnte ein eigenständiger EU-Wahlkreis mit beispielsweise zwei garantierten Abgeordneten auch für die italienischsprachige Parteienlandschaft interessant sein und die Entstehung italienischer oder sprachgruppenübergreifender Alternativen fördern.

    Daher schlägt er vor, der Südtiroler Landtag möge sich für die Schaffung eines eigenen EU-Wahlkreises für Südtirol aussprechen und die Landesregierung beauftragen:

    • dieses Ansinnen auf die ständige Agenda des Autonomieausbaus zu setzen und in die Verhandlungen mit der Zentralregierung aufzunehmen;
    • dem Landtag einen entsprechenden Vorschlag vorzulegen und ihn über die paritätischen Kommissionen voranzutreiben;
    • bei Südtirols Vertreterinnen in Brüssel vorzusprechen und sie zu ersuchen, sich für die Schaffung minderheitenfreundlicher EU-Wahlkreise und die Einführung transnationaler Listen starkzumachen;
    • Vertreterinnen der Republik Österreich, des Südtirol-Ausschusses im österreichischen Parlament und alle anderen überregionalen und internationalen Ansprechpartnerinnen und Kontakte für dieses Vorhaben zu sensibilisieren.

    Das wäre eine gute Sache!

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Landeshauptmann ohne Spiegel.
    25. April

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    25. April

    In Hinblick auf den 25. April, an dem Italien die Befreiung vom faschistischen Regime und von den Nationalsozialisten feiert, zitiert das Landespresseamt LH Arno Kompatscher (SVP) folgendermaßen:

    In Europa, dem größten Friedensprojekt unserer Geschichte, darf Nationalismus, Populismus und Diskriminierung kein Platz gegeben werden. Ausgrenzung und Diskriminierung sind die Wurzel allen Übels und führten im 20. Jahrhundert zu Krieg und Völkermord. […] Die Werte der Demokratie sind nicht verhandelbar. Dazu zählen individuelle Freiheiten und Rechte, einschließlich Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit, die Gleichheit der Bürgerinnen und Bürger, die Rechtsstaatlichkeit sowie Pluralismus und Toleranz.

    – LH Arno Kompatscher

    Hervorhebungen im Original

    Mir ist natürlich lieber, der Landeshauptmann sagt das als er sagt es nicht. Doch ich weiß nicht, ob sich Arno Kompatscher die letzten Monate und Jahre in den Spiegel geschaut hat. Nationalismus, Populismus und Diskriminierung keinen Platz geben? Genau das Gegenteil tun er und seine Partei schon seit der Landtagswahl 2018, als sie die Lega in die Landesregierung geholt haben. Und die Zusammensetzung der aktuellen Landesregierung ist diesbezüglich noch viel schlimmer. Jedes Mal hätte es Alternativen gegeben.

    Als einer »Grenzpartei« kommt der SVP dabei eine kaum zu überschätzende Verantwortung zu. Dass die recht(sextrem)en Regierungspartner des Landeshauptmanns am 25. April nicht feiern werden — und mit welcher Begründung — lässt tief blicken.

    Schöne Worte am 27. Jänner und am 25. April reichen nicht.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 || 01



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  • Kranker Knast.

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    0 Comentârs → on Kranker Knast.

    Gerade erst hatte Florian Kronbichler in einem Leserbrief an die TAZ wieder einmal das Bozner Gefängnis romantisiert, obwohl das sich in einem katastrophalen Zustand befindet. »Erfahrene Ganoven«, so der ehemalige Parlamentarier, ließen sich gern hierher verlegen. Das vom Personal am häufigsten vorgebrachte Problem seien die fehlenden Parkplätze — also alles halb so wild. Außerdem wünschten sich Land und Gemeinde ja nur deshalb ein neues Gefängnis, weil sie sich die heruntergekommene Immobilie unter den Nagel reißen wollten, während die Gefangenen »nicht nach einem konfortableren Tschumpus irgendwo in Bozen Süd« schielten.

    Nur wenige Tage später ist im baufälligen Gefängnis aus k. u. k. Zeiten die Krätze ausgebrochen, eine hochansteckende Hautkrankeit, die unbehandelt schwerwiegende Folgen haben kann. Wie genau sie in die chronisch überbelegte Anstalt gelangen konnte, lässt sich kaum noch feststellen. Doch aufgrund des akuten Platzmangels, der schlechten hygienischen Situation und der geringen Anzahl an Einzelzellen ist es besonders schwierig, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Menschen, die sich in der Obhut des Staates befinden, steckten sich reihenweise mit der Hautkrankheit an, zudem mindestens ein Wärter. Doch während der sich krank melden kann, haben Häftlinge diese Möglichkeit nicht. Nun wurde über das Land der Bevölkerungsschutz aktiviert, der Faltzelte, mobile Duschen und Hygienematerial zur Verfügung stellen wird. Die Häftlinge sollen einer Behandlung unterzogen werden.

    Eine halbe Ewigkeit wurde über einen Neubau des Gefängnisses diskutiert, dessen Realisierung war bereits ausgeschrieben. Aufgrund einer absurden Gesetzeslage und erstickender Bürokratie kann mit dem Bau schon seit Jahren nicht begonnen werden, da die Firma Condotte AG, die den Zuschlag erhalten hatte, in Schieflage geraten ist. Alles steht still. Die Rechte der Gefangenen sind zweitrangig.

    Es wäre höchst an der Zeit, dass Südtirol auch diesen Zuständigkeitsbereich vom Zentralstaat übernimmt und dann autonom für eine menschenwürdige Unterbringung von Häftlingen sorgen kann.

    Doch Herrn Kronbichler kann all das egal sein. Er wird sich nicht anstecken.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05



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