Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Zweisprachigkeitspflicht wird erneut verwässert.
    Öffentlicher Dienst

    In einem Treffen zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP), Personallandesrätin Magdalena Amhof (SVP) und den Gewerkschaften AGB/CGIL, SGB/CISL, SGK/UIL und ASGB soll vereinbart sein, die Zwei- bzw. Dreisprachigkeitspflicht weiter zu verwässern. Dies berichtet der Corriere in seiner gestrigen Südtirolbeilage. Demnach sollen sich die Vertreterinnen der Landesregierung einverstanden erklärt haben, das zweifelhafte »Modell« des Gesundheitswesens auf weitere Bereiche auszudehnen. Das bedeutet, dass Personal auch dann eingestellt werden darf, wenn es einsprachig — in den allermeisten Fällen heißt das: einsprachig italienisch — ist und sich verpflichtet, binnen einer mehrjährigen Frist den eigentlich erforderlichen Zwei- bzw. Dreisprachigkeitsnachweis zu erbringen. Vielfach führt das jedoch bloß dazu, dass Angestellte vor Ablauf dieses Zeitraums Südtirol wieder verlässt und neues einsprachiges Personal nachkommt, wodurch sich das Versprechen auf Erfüllung des Rechts auf Gebrauch der Muttersprache quasi nie erfüllt.

    Zudem wird regelmäßig Druck ausgeübt, die Frist um weitere Jahre zu verlängern, da das Personal nicht in der Lage sei, die zweite Sprache zu erlernen. Kommt es dann irgendwann doch zu vereinzelten Entlassungen von beharrlich Einsprachigen, ist der mediale Aufschrei groß.

    Anstrengungen, Menschen, die in Südtirol aufgewachsen und zur Schule gegangen sind und somit schon mit beiden bzw. allen drei Landessprachen vertraut sind, im Land zu halten oder zurückzuholen, werden hingegen nicht in ausreichendem Maße unternommen, wenn man die steigenden Abwanderungszahlen berücksichtigt. Dazu müsste man insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zum restlichen deutschen Sprachraum deutlich erhöhen. Außerdem müssten absurde bürokratische Hürden (01 02) endlich aus dem Weg geschafft werden, was übrigens auch zu einem besseren Gleichgewicht zwischen einsprachig italienischem und einsprachig deutschem Personal verbessern könnte. Damit wäre die Aufrechterhaltung eines zwei- bzw. dreisprachigen Dienstes leichter zu gewährleisten.

    Wenn schon einsprachiges Personal eingestellt wird, sollte auch penibel darauf geachtet werden, dass Sprachkurse tatsächlich besucht werden und Zwischenziele erreicht werden.

    Doch natürlich ist es wieder einmal viel einfacher, zum x-ten Mal die Mehrsprachigkeit des Dienstes zur Disposition zu stellen — mit den längst bekannten desaströsen Folgen (01 02 03).

    Siehe auch: 01 02 03 04 05



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  • Kann Südtirol Staat?
    Neuerscheinung

    Buchvorstellungen

    • Toblach: Mi 15. Mai – 20.00 Uhr – Bibliothek
    • Montan: Do 23. Mai – 20.00 Uhr – Haus der Vereine
    • Marling: Mi 29. Mai – 20.00 Uhr – Vereinshaus

     

    Zurückliegende Termine (Aufstellung)
    • Celovec: Če 25. april – 18.00 uri – Knjigarna Mohorjeva-Hermagoras
    • Wien: Mi 17. April – 20.00 Uhr –  sh.asus.wien, Schwarzspanierstr. 15
    • Wien: Di 16. April – 17.30 Uhr – Österreichisches Parlament (Anmeldung unter info@noiland.org)
    • Mölten: Do 11. April – 20.00 Uhr – Bibliothek
    • Glurns: Mo 25. März – 20.00 Uhr – Gemeindehaus (3. Stock)
    • Laas: Do 21. März – 20.00 Uhr – Bibliothek
    • Ahrntal: Fr 15. März – 20.00 Uhr – Mittelschule St. Johann
    • Tirol: Di 12. März – 20.00 Uhr – Bibliothek
    • Kastelruth: Do 7. März – 20.00 Uhr – Bibliothek Seis
    • Leifers: Do 29. Februar – 20.00 Uhr – Deutsche Bibliothek
    • Vintl: Di 27. Februar – 20.00 Uhr – Bibliothek
    • Schenna: Fr 23. Februar – 20.00 Uhr – Vereinshaus
    • Eppan: Do 1. Februar – 20.00 Uhr – Bibliothek St. Pauls
    • Freienfeld: Fr 19. Jänner – 18.00 Uhr – Gasthaus Post Maria Trens
    • Innsbruck: Di 9. Jänner 2024 – 20.00 Uhr – Geiwi-Turm
    • Villnöß: Di 12. Dezember 2023 – 20.00 Uhr – Feuerwehr St. Peter
    • Auer: Do 7. Dezember 2023 – 20.00 Uhr – Bibliothek
    • Sëlva: Ju 23. nuvëmber 2023 – 20.00 ëures – Tublà da Nives
    • Margreid: Di 21. November 2023 – 20.00 Uhr – Bibliothek
    • Kaltern: Mi 15. November 2023 – 20.00 Uhr – Bibliothek
    • Latsch: Di 14. November 2023 – 20.00 Uhr – Bildungshaus Schloss Goldrain
    • Karneid: Do 9. November 2023 – 20.00 Uhr – Vereinshaus Steinegg
    • Völs: Do 26. Oktober 2023 – 20.30 Uhr – Stanglerhof
    • Salurn: Do 19. Oktober 2023 – 20.00 Uhr – Bibliothek Herrenhof
    • Brixen: Di 17. Oktober 2023 – 19.30 Uhr – Cusanus-Akademie
    • Andrian: Fr. 6. Oktober 2023 – 20.00 Uhr – Pfarrsaal
    • Tramin: Do 28. September 2023 – 20.00 Uhr – Bürgerhaus
    • St. Pankraz: Di 19. September 2023 – 20.00 Uhr – Bürgersaal
    • Sarntal: Mi 30. August 2023 – 20.00 Uhr – Turm Kränzelstein
    • Gais: Do 3. August – 20.00 Uhr 2023 – Feuerwehrhalle
    • Meran: Mi 2. August – 19.30 Uhr 2023 – OstWestCountryClub
    • St. Leonhard i. P.: Sa 15. Juli 2023 – 19.30 Uhr – Jaufenburg
    • Weißenbach/Ahrntal: Do 6. Juli 2023 – 19.30 Uhr – Vereinshaus
    • Eppan: Di 4. Juli 2023 – 19.30 Uhr – Tannerhof, Girlan
    • Schlanders: Mo 12. Juni 2023 – 20.00 Uhr – Bibliothek Schlandersburg
    • Bozen: Fr 9. Juni 2023 – 14.30 Uhr – Palais Widmann (Gedenken an Silvius Magnago)
    • Nals: Do 8. Juni 2023 – 20.00 Uhr – Kulturtreff Sonne
    • Partschins: Mo 5. Juni 2023 – 19.30 Uhr – Bibliothek
    • Vahrn: Mi 31. Mai 2023 – 19.30 Uhr – Bibliothek
    • Bozen: Di 23. Mai 2023 – 19.30 Uhr – Bibliothek Haslach
    • Eppan: Mo 8. Mai 2023 – 20.00 Uhr – Bibliothek St. Michael
    • Kurtatsch: Mi 19. April 2023 – 20.00 Uhr – Kulturhaus
    • Bozen: Do 13. April 2023 – 14.00 Uhr – Filmsaal des Landtags

    Angaben ohne Gewähr · Infos: noiland.org

    Der Verein Noiland Südtirol – Sudtirolo hat am 23. März im Rahmen einer Pressekonferenz bei der Eurac in Bozen sein Weißbuch zur Südtiroler Eigenstaatlichkeit vorgestellt.

    Kann Südtirol Staat? — so der Titel der umfangreichen Publikation — entstand in Zusammenarbeit mit zahlreichen Expertinnen und unter der Aufsicht eines wissenschaftlichen Beirats. Die Autorinnen der insgesamt 40 Kapitel gingen der Frage nach, ob Südtirol als eigenständiger Staat bestehen kann und gelangten zum Schluss, dass das Land die politisch-demokratischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen hat, als unabhängiger Staat erfolgreich zu sein, so wie Luxemburg, Malta, Island oder die drei baltischen Staaten.

    Beitrag zur Versachlichung

    Der europäische Einigungsprozess spielt dabei eine wichtige Rolle, da sich im Zuge dieser Entwicklung für die europäischen Regionen neue Spielräume eröffnen. Im Buch wird nachvollziehbar aufgezeigt, welche Schritte erforderlich wären, um einen unabhängigen Staat zu gründen. Dargelegt werden Chancen, aber auch Risiken, Bedingungen und mögliche Strategien.

    Noiland bekennt sich ausdrücklich zur Rechtsstaatlichkeit und gibt an, dass ein Prozess zur Erlangung der Unabhängigkeit bevorzugt in Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem italienischen Staat erfolgen sollte. Dadurch wäre ein rechtlich und politisch unstrittiges Ergebnis gewährleistet.

    Die Autorinnen — mit unterschiedlicher Haltung zur Eigenstaatlichkeit — beschäftigten sich eingehend mit der Frage, wie weit die politische Mitbestimmung gehen kann und was Demokratie darf. Soll es in einem geeinten Europa möglich sein, einen neuen Staat zu gründen, wenn die Mehrheit der betroffenen Bevölkerung es wünscht?

    Das Autorenteam unterstreicht, dass ein Südtiroler Staat nur als gemeinsame Anstrengung aller hier lebenden Sprachgruppen gelingen kann. Ein unabhängiges Südtirol soll und muss allen offenstehen und zur Heimat werden.

    Kann Südtirol Staat? ist ein Blick in eine vielleicht gar nicht so entfernte Zukunft. Die Idee zu dieser Publikation entstand vor fast zehn Jahren, als die Regionalregierungen in Schottland und Katalonien in Weißbüchern wichtige Fragen zur Unabhängigkeit einfach und verständlich erklärten.

    Kann Südtirol Staat?
    Noiland (Hrsg.)
    Bozen, 2023 – UVP € 19,90
    ISBN 979-12-210-0918-7
    www.noiland.org

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08 09



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  • Lega stellt Fascho-General auf.

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    ai

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    0 Comentârs → on Lega stellt Fascho-General auf.

    Und noch so eine Ankündigung, die hervorragend zum heutigen Befreiungstag passt: Am Nachmittag hat nicht nur Neonazi Martin Sellner bekannt gegeben, bald nach Südtirol kommen zu wollen, sondern auch der stv. italienische Ministerpräsident Matteo Salvini endlich bestätigt, dass Fascho-General Roberto Vannacci bei der anstehenden Europawahl für seine Lega ins Rennen gehen wird. In sämtlichen Wahlkreisen, also auch in Südtirol. Sellner und Vannacci sind zwei begnadete Buchautoren, deren Hetzschriften im deutschen Sprachraum von demselben rechtsextremen Verlag (Antaios) vertrieben werden — sogar im Bündel.

    Doch während der eine, Sellner, in mehreren europäischen Ländern und den USA zur persona non grata erklärt wurde, wird der andere, Vannacci, von einer italienischen Regierungspartei zum wichtigen Kandidaten erkoren. Und wo hierzulande Sellner-Freund JWA zum Glück isoliert in der Opposition sitzt, befindet sich Christian Bianchi, der für die Lega in den Landtag gewählt wurde, dank SVP auf der Regierungsbank.

    Der Landeshauptmann zeigte sich heute übrigens überrascht, dass seine rechten Koalitionspartnerinnen trotz bedeutungsloser prächtiger Präambel nichts von den Gedenkveranstaltungen wissen wollten — als hätte man das nicht alles ahnen können. Dafür hat er vermutlich bald nicht nur in Rom, sondern mit dem Fascho-General auch in Straßburg und Brüssel einen tollen neuen Ansprechpartner. Ist das nicht auch was Schönes?



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  • 25. April: Polizei zensiert Proteste.

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    0 Comentârs → on 25. April: Polizei zensiert Proteste.

    In seinem Bericht über die Gedenkveranstaltung zum heutigen 25. April an der Mauer des ehemaligen Bozner Durchgangslagers informiert der Chefredakteur von Salto, Fabio Gobbato, auch über Einschränkungen des Rechts auf freie Meinungsäußerung durch die politische Abteilung (AAES) der Staatspolizei. Mehrere Jugendliche, die angeblich dem PD angehörten und Schilder mit kritischen Slogans dabei hatten, seien zunächst ganz daran gehindert worden, sich dem Veranstaltungsort zu nähern. Als sie schlussendlich trotzdem durchgelassen wurden, filterte die AAES zwei der Schilder heraus: eines, auf dem

    Liebe SVP, wie willst
    du Garantin für eine
    Partei* sein, die unsere
    demokratischen Werte
    nicht teilt?!? *FDI

    stand und ein weiteres, auf dem

    Galateo und FDI,
    ihr habt gesagt, wir sollen euch
    nach euren Taten beurteilen:
    Nun:
    HEUTE SEID IHR NICHT DABEI

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    Galateo e FDI, avete detto di giudicarvi da quello che fate: / Ecco: / OGGI NON CI SIETE

    zu lesen war. In beiden Fällen handelt es sich keinesfalls um Hassbotschaften oder um sonstige Inhalte, die nicht vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt wären. Auch dass sie in irgendeiner Form die Veranstaltung hätten stören können, lässt sich schwer behaupten, waren doch andere Transparente zugelassen worden. Dass diese beiden aufgrund ihres harmlosen Inhalts von der Polizei zensiert wurden, ist eines Rechtsstaats unwürdig — und das an einem Tag, an dem die Befreiung vom Faschismus gefeiert wird.

    Erst kürzlich hatte Christoph Franceschini (ebenfalls auf Salto) berichtet, dass die italienische Polizei im Rahmen der Proteste gegen den neuen Eiskanal in Anpezo ein Team des ORF und den Heimatpflegeverband unter Druck gesetzt habe.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • EU-Wahlkreis für kleines Europa in Europa.

    Autor:a

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    0 Comentârs → on EU-Wahlkreis für kleines Europa in Europa.

    So wie zum Beispiel die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien (mit knapp 80.000 Einwohnerinnen), soll auch Südtirol — vom Landeshauptmann etwas anmaßend als »kleines Europa in Europa« getauft — einen eigenen EU-Wahlkreis erhalten. Dies fordert der Landtagsabgeordnete Andreas Leiter Reber (Freie Fraktion) in einem Beschlussantrag (Nr. 77/24). In den Prämissen argumentiert er unter anderem, dass das in Italien geltende Wahlrecht für Südtirol und andere Regionen mit anerkannten sprachlichen Minderheiten »äußerst ungeeignet« sei, was einerseits an einer staatsweiten 4%-Hürde und andererseits an der Größe der Wahlkreise liege, in denen Minderheiten wie die deutsch- und ladinischsprachigen Südtirolerinnen keine Chance auf eine angemessene Vertretung hätten. Außerdem sei die derzeitige Regelung auf staatsweit agierende Parteien ausgelegt, die bereits im italienischen Parlament vertreten sind. Regionalparteien, die zum Beispiel nur in Südtirol existieren, hätten somit kaum Möglichkeiten, zu kandidieren oder müssten »völlig unnatürliche Wahlbündnisse auf Staatsebene« eingehen.

    Team K und Grüne haben etwa jüngst mitgeteilt, bei der anstehenden EU-Wahl eine gemeinsame Kandidatur in Erwägung gezogen, dann aber aufgrund der großen Hürden darauf verzichtet zu haben. Sie gehen nun getrennte Wege mit Azione respektive italienischen Grünen und Linken, wo sie auf ihr eigenes Wahlsymbol verzichten und wohl hauptsächlich deshalb eine Chance haben, weil Wählerinnen in Südtirol traditionell fleißig Vorzugsstimmen vergeben und jene im restlichen Italien deutlich weniger.

    Andere hiesige Parteien sehen erst gar keine Grundlage für eine Kandidatur, was die Beteiligungsmöglichkeiten der Südtirolerinnen einschränkt.

    Leiter Reber zufolge könnte ein eigenständiger EU-Wahlkreis mit beispielsweise zwei garantierten Abgeordneten auch für die italienischsprachige Parteienlandschaft interessant sein und die Entstehung italienischer oder sprachgruppenübergreifender Alternativen fördern.

    Daher schlägt er vor, der Südtiroler Landtag möge sich für die Schaffung eines eigenen EU-Wahlkreises für Südtirol aussprechen und die Landesregierung beauftragen:

    • dieses Ansinnen auf die ständige Agenda des Autonomieausbaus zu setzen und in die Verhandlungen mit der Zentralregierung aufzunehmen;
    • dem Landtag einen entsprechenden Vorschlag vorzulegen und ihn über die paritätischen Kommissionen voranzutreiben;
    • bei Südtirols Vertreterinnen in Brüssel vorzusprechen und sie zu ersuchen, sich für die Schaffung minderheitenfreundlicher EU-Wahlkreise und die Einführung transnationaler Listen starkzumachen;
    • Vertreterinnen der Republik Österreich, des Südtirol-Ausschusses im österreichischen Parlament und alle anderen überregionalen und internationalen Ansprechpartnerinnen und Kontakte für dieses Vorhaben zu sensibilisieren.

    Das wäre eine gute Sache!

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • »Habe die Ehre, liebe Rechtsextreme!«
    JWA

    Autor:a

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    2 Comentârs → on »Habe die Ehre, liebe Rechtsextreme!«
    JWA

    Die widerliche Kampfansage des Jürgen Wirth-Anderlan gegen den liberalen Rechtsstaat und gegen die EU

    Die freiheitliche Gaudi über den Auftritt der Andreas-Hofer-Kopie JWA war überschäumend. Schenkelklopfend stimmten die FPÖ-Aktivist:innen den Knallern und Sagern des Südtiroler Landtagsabgeordneten zu. Dieser definiert sich wie sein österreichisches Vorbild nicht als Politiker: Herbert Kickl (FPÖ) fühlt sich nämlich als »Volkskanzler«, wie schon Adolf Hitler, Wirth-Anderlan als »Volksvertreter«.

    JWA, der nicht wegen seines Verstandes, sondern wegen seiner Eier in den Landtag gewählt wurde — damit wäre er ein »Eiertreter« —, war Gast beim FPÖ-Symposium Souveränität und Freiheit für die Völker Europas in Wien. Von wegen Souveränität und Freiheit: die superpatriotischen österreichischen Freiheitlichenrussische Spionage — im Verbund mit der ach so patriotischen AfD — Stichworte russische Geldspenden und Spionage gegen das eigene Land — wohl den russischen Eroberungskrieg in der Ukraine. Dieser Geisteshaltung entsprechend kanzelte JWA (ausgerechnet JWA!) den ukrainischen Präsidenten als Clown ab.

    Souveränität und Freiheit sind der politische Anspruch der Fraktion Identität und Demokratie (ID) im Europaparlament. Dazu gehören neben der Lega, dem Rassemblement National, den Freiheitlichen auch die AfD und weitere sehr weit rechts stehenden Parteien aus Belgien, Estland und Tschechien. Allesamt Parteien, die die EU ablehnen und sich in den russischen Vorhof sehnen. 

    Seit Matteo Salvini in der Lega an die Macht gekommen ist, steuerte er sie in die Nähe des russischen Kriegspräsidenten. Seit den Landtagswahlen 2018 sitzt die Putin-Partei gemeinsam mit der SVP in der Südtiroler Landesregierung, inzwischen erweitert um die rechtsrechten Fratelli d’Italia (FdI), die im Europaparlament in der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) sind. Ein rechtsradikales Sammelsurium, das von den spanischen Neo-Franquisten (Vox) über FdI und die Schwedendemokraten bis zur polnischen PiS und den verschiedenen Rechtsradikalen aus Belgien, Niederlanden, Lettland, Finnland, Tschechien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland reicht. Allesamt — mindestens — ausgewiesene EU-Skeptiker, wenn nicht gar EU-Feinde.

    Beide Fraktionen (ID und EKR) wollen eine »andere« EU, eine massive Stärkung der Nationalstaaten, raus aus dem Bündnis mit den USA und hin zum geistig verwandten »völkisch reinen« Putin-Russland. Also rein in den russischen Vorhof der Oligarchen, der Ex-KGBler, der organisierten Kriminalität und großrussischen Nationalisten. Laut Umfragen sollen die Parteien dieser beiden Fraktionen bei den Europawahlen kräftig zulegen. 

    In diesem brauen Sumpf scheint sich JWA pudelwohn zu fühlen — wie auch die Süd-Tiroler Freiheit (STF), die sich offensiv in die Umarmung der Identitären von Martin Sellner drängt. 

    Wie Sellner teilte auch JWA ordentlich aus: Gegen die »grünen linken Vögel«, gegen die »korrupten Regierenden und Banditen der SVP«, die man in Handschellen legen und »in einen Steinbruch schicken« sollte. Das KZ Mauthausen war ein Steinbruch, in dem die Nazis 90.000 Menschen ermordeten, 190.000 Gefangenen das Leben zur Hölle machten. Für die IG Autorinnen Autoren ist der Aufruf ein Fall der in Österreich verbotenen nationalsozialistischen Wiederbetätigung.

    Wahrscheinlich wird JWA darüber nichts wissen. Ähnlich wie »Bernd« Höcke, der Führer des »völkischen Flügels« der AfD, der seinen Sager »Alles für Deutschland« auch nicht der SA zuordnen konnte. Angeblich. JWA hantierte ungeniert mit NS-Codes, wie im Satz »und dafür galt und gilt mein Kampf«. Ob sein Kampf auch der Kampf seiner Wähler:innen ist?

    JWA hetzte gegen die EU, gegen die Präsidentin der Kommission Ursula von der Leyen. Für ihn allesamt ein kriegsgeiler Sauhaufen. Nicht das kriegsführende Russland ist kriegsgeil, sondern die EU, die die Ukraine bei ihrer Verteidigung unterstützt. Ob JWA dafür auch Rubel aus Moskau erhält, wie andere Kameraden in Europa? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beschreibt der »Volksvertreter« aus Kaltern als einen »nicht gewählten Dämon an der Spitze« der EU. Auch die Trump-Republikaner verunglimpften die Demokratin Hillary Clinton als Dämon.

    Der entgrenzte Hass von JWA auf die Kommissionspräsidentin und auf die EU ist greifbar. Sie, der »nicht gewählte Dämon«, stehe einer »Sekte« vor, der EU, die die »tausendjährige Kultur« töte. Meint er damit das tausendjährige Reich? JWA, der nichts verdient, spricht wie der russische Außenminister Sergei Lawrow oder Putin-Sprecher Dmitri Peskow über die versiffte EU, in der sich Schwule, Lesben und Transmenschen »ausbreiten« — auf Kosten der »normalen Menschen«.  

    »Extrem oft recht« gehabt will er haben, würdigte JWA seine freiheitlichen Freund:innen auf dem Wiener Symposium, die er deshalb mit »Habe die Ehre, liebe Rechtsextreme« begrüßte. 

    Zurecht forderte Sigmund Kripp aufgrund dieser Hetz- und Brandrede auf Salto »alle im Landtag vertretenen Parteien auf, […] gerichtliche Schritte gegen Herrn Wirth einzuleiten. Es ist unerträglich, dass ein Vertreter eines Regionalparlamentes, […] solche Äußerungen ungestraft von sich geben kann.« Genau!


    Autor:innen- und Gastbeiträge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung oder die Position von BBD wider, so wie die jeweiligen Verfasser:innen nicht notwendigerweise die Ziele von BBD unterstützen. · I contributi esterni non necessariamente riflettono le opinioni o la posizione di BBD, come a loro volta le autrici/gli autori non necessariamente condividono gli obiettivi di BBD. — ©


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  • Landeshauptmann ohne Spiegel.
    25. April

    Autor:a

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    0 Comentârs → on Landeshauptmann ohne Spiegel.
    25. April

    In Hinblick auf den 25. April, an dem Italien die Befreiung vom faschistischen Regime und von den Nationalsozialisten feiert, zitiert das Landespresseamt LH Arno Kompatscher (SVP) folgendermaßen:

    In Europa, dem größten Friedensprojekt unserer Geschichte, darf Nationalismus, Populismus und Diskriminierung kein Platz gegeben werden. Ausgrenzung und Diskriminierung sind die Wurzel allen Übels und führten im 20. Jahrhundert zu Krieg und Völkermord. […] Die Werte der Demokratie sind nicht verhandelbar. Dazu zählen individuelle Freiheiten und Rechte, einschließlich Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit, die Gleichheit der Bürgerinnen und Bürger, die Rechtsstaatlichkeit sowie Pluralismus und Toleranz.

    – LH Arno Kompatscher

    Hervorhebungen im Original

    Mir ist natürlich lieber, der Landeshauptmann sagt das als er sagt es nicht. Doch ich weiß nicht, ob sich Arno Kompatscher die letzten Monate und Jahre in den Spiegel geschaut hat. Nationalismus, Populismus und Diskriminierung keinen Platz geben? Genau das Gegenteil tun er und seine Partei schon seit der Landtagswahl 2018, als sie die Lega in die Landesregierung geholt haben. Und die Zusammensetzung der aktuellen Landesregierung ist diesbezüglich noch viel schlimmer. Jedes Mal hätte es Alternativen gegeben.

    Als einer »Grenzpartei« kommt der SVP dabei eine kaum zu überschätzende Verantwortung zu. Dass die recht(sextrem)en Regierungspartner des Landeshauptmanns am 25. April nicht feiern werden — und mit welcher Begründung — lässt tief blicken.

    Schöne Worte am 27. Jänner und am 25. April reichen nicht.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11



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