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  • EUSALP-Vorsitz geht auch anders.
    Südtirol und Trentino vs Nord-/Osttirol

    Gestern hatte ich darauf aufmerksam gemacht, wie sehr nationalistisch gefärbt der EUSALP-Vorsitz der (autonomen) Länder Südtirol und Trentino ist.

    Logo EUSALP-Vorsitz Südtirol und Trentino

    Schon das Logo macht deutlich, dass es hier vordergründig um Italien geht, in dessen Namen und unter dessen Aufsicht der Vorsitz von zwei peripheren Provinzen geführt wird. Im einschlägigen Präsentationsvideo wurden nur die italienischen Mitgliedsregionen von EUSALP berücksichtigt — und das Motto (e di là uscimmo a riveder le stelle) der Präsidentschaft ist einsprachig italienisch.

    Dass es keineswegs so sein muss, zeigt ein Blick zurück auf den EUSALP-Vorsitz des (nicht autonomen) Landes Tirol von 2018.

    Gegenüberstellung Präsidentschaftslogos

    Grafische Gestaltung EUSALP-Vorsitz Nord-/Osttirol

    Nord- und Osttirol kamen ohne Verweis auf Österreich und ohne Rotweißrot aus, stattdessen setzte man auf stilisierte Berge und teilweise auf den Landesadler als regionales Symbol.

    Ausschnitt Präsentationsvideo EUSALP-Vorsitz Nord-/Osttirol

    Im Präsentationsvideo war nicht etwa nur von den österreichischen EUSALP-Regionen die Rede, sondern von 48 Regionen in 7 Staaten, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Genauso stammen die im Kurzfilm gezeigten Bilder von überall her — auch Bozen ist kurz zu sehen.

    Dies beweist, dass die eingeschränkte nationale Ausrichtung der Präsidentschaften keineswegs vorgegeben ist. Vielmehr sind es zentralistisch ausgerichtete Länder wie Italien und Frankreich, die sie so interpretieren, obschon es sich bei EUSALP um ein dezidiert regionales und grenzüberschreitendes Projekt handelt.

    Was sympathischer, weniger provinziell und weltoffener wirkt — der italienische Nationalismus oder der (Nord-/Ost-)Tiroler Regionalismus — soll natürlich jede selbst beurteilen. Von einer selbstbewussten Autonomie zeugt die Symbolik um den Vorsitz von Südtirol und Trentino jedenfalls nicht.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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  • Cesare Battisti und die Brennergrenze.

    Vor wenigen Tagen bin ich zufällig wieder auf einen älteren SaltoBeitrag von Giuseppe Matuella (2016) gestoßen, in dem er die Position von Cesare Battisti zur Annexion Südtirols durch Italien ausführt. Es handelt sich dabei um eine Antwort auf Vincenzo Calì, der zuvor behauptet hatte, in Südtirol werde bewusst verschwiegen, dass der Trentiner Irredentist Italien an der Sprachgrenze und somit bei Salurn hätte enden lassen wollen.

    Tatsächlich finde ich jedoch, dass dies in Südtirol nicht nur nicht unterschlagen, sondern noch immer von vielen für die Wahrheit gehalten wird.

    Anhand mehrerer Zitate — darunter Zeitungsartikel, aber auch Briefe an den italienischen König oder an Ettore Tolomei — versucht Matuella nachzuweisen, dass Battisti eben nicht bis zuletzt ein sogenannter Salurnist war. Vielmehr habe er, sobald er sich durch Umsiedelung nach Italien in Sicherheit gebracht hatte, ganz andere Positionen vertreten.

    Da ist von einem Italien in seinen natürlichen Grenzen, von Grenze am Alpenhauptkamm, von Vetta d’Italia und Alto Adige die Rede. Tolomei schrieb er demnach im Oktober 1914:

    Seien Sie beruhigt. Ich bin keineswegs ein Salurnist.

    – Cesare Battisti

    Dass diesem Herrn in Südtirol nicht nur eine Büste am faschistischen Siegesdenkmal, sondern auch nach wie vor zahlreiche Straßennamen gewidmet sind, sollte man in diesem Lichte vielleicht überdenken.

    Giuseppe Matuella ist unter anderem Autor von Cesare Battisti: 10 luglio 1916, una fine cercata und Cesare Battisti: il Tirolo tradito
    Vincenzo Calì ist ehemaliger Direktor des Museo Storico di Trento und Kurator des Cesare-Battisti-Archivs

    Cëla enghe: 01 02 || 01



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  • EUSALP: Getrennt in Einfalt.

    Übermorgen übernehmen Südtirol und das Trentino den Vorsitz der Europäischen Strategie für die Makroregion Alpen (EUSALP). Wer daran gezweifelt haben sollte, ob in der EU auch ein regionales und grenzüberschreitendes Projekt wie dieses national dekliniert werden kann, darf beruhigt sein:

    Logo des Südtiroler und Trentiner Vorsitzes

    Der Vorsitz ist vor allem ein national italienischer, der von Südtirol und dem Trentino — im Namen Italiens — mit grünweißrotem Akzent ausgeübt wird. Die grafische Ausgestaltung des Logos macht die Hierarchie deutlich.

    So sind auch das italienische Außenministerium, die Abteilung Kohäsionspolitik des Ministerratspräsidiums, ferner die Ministerien für ökologischen Wandel, Wirtschaftsentwicklung, Universität und Forschung, Infrastruktur und nachhaltige Mobilität sowie die Abteilung für Jugend und Zivildienst des Staates mit von der Partie.

    Ferner kommen im offiziellen Präsentationsvideo von Südtirol und Trentino neben den beiden »autonomen« Ländern ausschließlich die Regionen Ligurien, Piemont, Vallée d’Aoste, Lombardei, Venetien und Friaul-Julien vor. Dass es zum Beispiel eine grenzüberschreitende Euregio gibt, hat keinen Platz.

    Ausschnitt Pressemitteilung der EU-Kommission

    Das Motto der Präsidentschaft stammt vom italienischen Nationaldichter Dante Alighieri, der Zeit seines Lebens nie in Südtirol war — und dessen geographische Beschreibungen von Nationalisten für die Annexion unseres Landes missbraucht wurden. Es ist einsprachig italienisch und lautet: e di là uscimmo a riveder le stelle.

    Da darf es auch nicht wundern, dass etwa in der Pressemitteilung der EU-Kommission für Bozen (neben Bolzano) kein Platz mehr war.

    Geeint in Vielfalt? Von wegen. Das Motto der EU beschreibt lediglich die Einheit und Vielfalt der unterschiedlichen Nationalstaaten, aus denen sie sich zusammensetzt. Wer keinen eigenen Staat hat, bleibt außen vor.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02



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  • Compassion isn’t enough.
    Quotation

    I am not interested in picking up crumbs of compassion thrown from the table of someone who considers himself my master. I want the full menu of rights.

    – Desmond Tutu

    See also: 01 02 || 01



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  • Systematische Erhebung der Sprachentwicklung.

    Auf ursprünglichen, im Laufe der Debatte angepassten Antrag (Nr. 511/21) der Freiheitlichen hat der Landtag am Mittwoch fast einstimmig beschlossen, dass das Land fortan die Sprachkenntnisse sowie die Sprachentwicklung in Südtirol — in Schule und Gesellschaft — kontinuierlich und systematisch erheben soll, um über Daten zu verfügen, die im zeitlichen Verlauf vergleichbar sind.

    Koordinieren wird diesen Auftrag voraussichtlich das neu geschaffene Amt für Landessprachen und Bürgerrechte (AfLB), wobei der Landtag die Zuteilung der Aufgabe an eine bestimmte Stelle bewusst der Exekutive überlassen wollte.

    Die Endfassung des (mit 32 Jastimmen bei drei Enthaltungen genehmigten) beschließenden Teils beauftragt die Landesregierung,

    die Vermittlung der Erst- und Zweitsprache an Südtirols Bildungseinrichtungen sowie die aktuelle Sprachkompetenz und praktizierte Sprachrealität in allen drei Volksgruppen umfassend zu erheben und künftig kontinuierlich zu monitorieren, damit die Sprachsituation in Südtirol besser bewertet und künftige Maßnahmen aufgrund der Datenlage zielsicherer getroffen werden können.

    Endlich! In Südtirol wird oft und gerne politisch über die Sprachentwicklung debattiert, wobei häufig nur subjektive Eindrücke in die Diskussion einfließen. Zuverlässige und über einen längeren Zeit vergleichbare Datenreihen existieren — anders als wohl in den meisten mehrsprachigen Gebieten nicht nur in Europa — jedoch kaum.

    Auch wir haben auf diesen unglaublichen Umstand immer wieder hingewiesen (01 02 03). Dementsprechend nehmen wir die Kunde, dass eine so große Mehrheit des Landtags diesen Antrag genehmigt hat, natürlich mit Genugtuung zur Kenntnis. Besser spät als nie.

    Cëla enghe: 01 02 | 03 04 05 | 06 07 | 08 || 01



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  • Die spanische Post ist mehrsprachig.

    Spanien ist ein mehrsprachiges Land, in dem neben Kastilisch (aka Spanisch) auf regionaler Ebene auch Baskisch, Galicisch und Katalanisch (einschließlich der Variante Valencianisch) amtlich sind. Auch die spanische Post nutzt diese Sprachen, was zum Beispiel an ihrem mehrsprachigen Internetauftritt ablesbar ist.

    Bildschirmausschnitt: Webseite der spanischen Post auf Baskisch

    Die Webseite ist in sämtlichen Regionalsprachen, zudem auf Kastilisch und Englisch abrufbar.

    In Italien, wo Minderheitensprachen (wie Sardisch, Friaulisch, Deutsch oder Ladinisch) ebenfalls in mehreren Regionen offiziellen Status genießen, ist der Internetauftritt der Post: einsprachig.

    Bildschirmausschnitt: Webseite der italienischen Post

    Wiewohl ich mich daran zu erinnern glaubte, dass neben der italienischen wenigstens auch eine englische Sprachversion existiert, scheint auch das nicht mehr der Fall zu sein. Wer in Italien diesen Dienst von außerordentlichem öffentlichen Interesse online in Anspruch nehmen will, muss zwangsläufig die italienische Sprache verstehen.

    Die von Artikel 6 der italienischen Verfassung und mehreren Autonomiestatuten angeblich geschützten Minderheitensprachen genießen diesbezüglich keinerlei Rechte.

    Das Land Südtirol muss sogar dafür bezahlen, dass demnächst — falls die italienische Post Lust hat, sich an diese Vereinbarung zu halten — eine zweisprachige Beschwerdeseite im Netz eingerichtet wird. Von einem einigermaßen mehrsprachigen Webauftritt mit postalischen Dienstleistungen ist gar nicht die Rede.

    Mir wäre hingegen nicht bekannt, dass das Baskenland, Galicien oder Katalonien dafür aufkommen müssen, dass ihre jeweiligen Landessprachen irgendwo berücksichtigt werden, wo es gesetzlich vorgeschrieben ist. Das wäre ja auch völlig skurril.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01 02 03 04



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  • Digitale Signatur: Eine Odyssee.
    Erfahrungsbericht

    Im Herbst 2018 hatte ich mir über die Südtiroler Handelskammer eine sogenannte Nationale Servicekarte besorgt, die der digitalen Signierung von Computerdateien dient. Sie besteht aus einem USB-Stick mit integrierter SIM-Karte, auf dem auch die für die Anbringung der Unterschriften nötige Software (ArubaKey) gespeichert ist. Dabei sind die italienischen Handelskammern Partner der Firma Aruba, auf deren Dienste sie zurückgreifen.

    Schon seit Dezember 2019 funktionierte ArubaKey auf dem Stick mit der neuen Version des Betriebssystems von Apple nicht mehr. Bis zu einer Aktualisierung (die bis heute nie gekommen ist) sollte und musste ich dann auf eine lokal am Rechner zu installierende Version umsteigen — eine unsaubere, aber praktikable Lösung.

    Nach der (selbstverständlich kostenpflichtigen) Erneuerung der Servicekarte, aber nicht unmittelbar damit zusammenhängend, ist mir dann unlängst aufgefallen, dass die Software den sogenannten »Store« mit den Zertifikaten nicht mehr laden konnte und der Versuch, eine Signatur anzubringen, mit einem »internen Fehler« quittiert wurde.

    Wie ich herausfand, bietet Aruba für die von den Handelskammern ausgestellten Servicekarten keinen Support an, zuständig ist InfoCamere, natürlich (wie alles andere auch in dem Zusammenhang) einsprachig italienisch. Dreimal musste ich mich schriftlich an deren Kundendienst wenden, bis das Problem »gelöst« werden konnte.

    Zuerst wurde mir empfohlen, auf eine andere Software umzusteigen. Leider konnte auch diese keine Zertifikate laden und erkannte noch nicht einmal den USB-Stick mit der SIM-Karte. Die ellenlange Prozedur, die ich laut zweiter Auskunft von InfoCamere durchzuführen hatte, um die Software funktionstüchtig zu machen, war letztendlich erfolglos.

    Doch dann der angebliche Durchbruch: Mit Ticket Nummer 3 wurde mir mitgeteilt, dass mein Zertifikat überprüft wurde und gültig ist. Ich solle — wieder so eine saubere Lösung — einfach die zahlreichen Fehlermeldungen in der alten Software ignorieren und mithilfe eines Online-Tools verifizieren, ob die Signatur gültig ist.

    Für einen kostenpflichtigen Dienst war das wirklich äußerst schlampig und auch aufwendig, doch immerhin schien es zu funktionieren: Eine Testdatei wurde vom Infocert-Portal tatsächlich als mit einer validen Signatur versehen erkannt.

    Nun wollte ich aber heute mehrere digital unterzeichnete Dateien über das berüchtigte, ebenfalls von den Handelskammern betriebene (und mangelhaft zweisprachige) SUAP-Portal bei einer Behörde einreichen. Schon seit Tagen lässt sich die entsprechende Seite (impresainungiorno.gov.it) mit dem Firefox-Browser nicht öffnen. Darauf, dass sie mit einem anderen Browser problemlos funktioniert, muss man schon selbst kommen.

    Doch leiderleider wurden dort alle von mir hochgeladenen Dateien als nicht mit einer gültigen Signatur versehen abgelehnt. Überprüfe ich sie mit Infocert — was ich ohnehin ungern mache, weil ich dort beruflich relevante Unterlagen hochladen muss — scheinen sie jedoch als korrekt unterzeichnet auf.

    Ich kann von Glück sprechen, dass ich diesmal (anders als sonst leider öfter der Fall) mit der Einreichung früh dran bin, und der Misserfolg beim Hochladen der Unterlagen keine schwerwiegenden Konsequenzen nach sich zieht. Jedenfalls wenn ich von steigendem Puls und hohem Blutdruck einmal absehe.

    Leider sind solch kafkaeske Erfahrungen kein Einzelfall. Wenn das aber die »vielgepriesene« Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Italien ist, verzichte ich gerne darauf. Physisch hätte ich die Unterlagen in der Zwischenzeit zehnmal abgegeben, was leider nicht mehr gestattet ist.

    Stattdessen muss ich jetzt bezahlen, um irgendetwas unterschreiben zu dürfen. Und der Dienst funktioniert gar nicht, wenn man ihn braucht.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Italien umgeht EU-Einwegplastikverbot.

    Am 14. Jänner ist in Italien das gesetzesvertretende Dekret 196/2021 in Kraft getreten, mit dem eigentlich die EU-Richtlinie zum Verbot von Einwegplastik hätte (verspätet) umgesetzt werden sollen. Allerdings sind in Italien biologisch abbaubares und kompostierbares Plastik vom Verbot ausgenommen, was eindeutig gegen die Vorgaben aus Brüssel verstößt.

    EU-Kommissar Thierry Breton hatte bereits im Dezember darauf hingewiesen, dass das von der Regierung Draghi vorgelegte Dekret nicht mit der einschlägigen Richtlinie 904/2019 kompatibel ist, nachgebessert wurde bislang dennoch nicht.

    Nun droht Rom ein Vertragsverletzungsverfahren. Vor allem jedoch ist die Norm nicht dazu geeignet, die riesige Plastikflut, die gerade in Italien ein besonders großes Ausmaß angenommen hat, einzudämmen.

    Dies umso mehr, als die römische Regierung auch das Inkrafttreten der geplanten Plastiksteuer zum wiederholten Mal verschoben hat.

    Cëla enghe: 01 02 || 01 02



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