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  • Internationale Vorführung.

    Schon einmal war Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) zur UNO nach New York gereist, wo sich Italien — das zum Beispiel noch immer nicht die Charta der Minderheitensprachen oder die Zusatzprotokolle des Madrider Abkommens ratifiziert hat — als Land des vorbildlichen Minderheitenschutzes in Szene setzen konnte. Damals (im September 2022) war noch Mario Draghi geschäftsführender italienischer Regierungschef.

    Jetzt soll sich Südtirol — im September dieses Jahres – erneut als sogenannter Token für einen Staat hergeben, der nahezu alle nationalen Minderheiten weitgehend assimiliert hat und unter der rechtsrechten Regierung von Giorgia Meloni (FdI) die Grundrechte anderer (zumal sexueller) Minderheiten untergräbt. Erschwerend kommt hinzu, dass die versprochene Wiederherstellung der autonomen Mindeststandards von 1992, die massiv ausgehöhlt wurden, gerade verzögert — und der Ausbau sogar in Frage gestellt — wird. Ferner hält Italien nach wie vor an der faschistischen Dreiteilung der ladinischen Minderheit fest.

    Arno Kompatscher wird nicht müde zu behaupten, die Zusammenarbeit mit den postfaschistischen Fratelli sei auf die besondere Situation (ethnische Konkordanz) in Südtirol zurückzuführen und habe keine internationale Bedeutung. Mit einem Auftritt bei der UNO würde er die italienische Regierung aber auf internationalster Ebene dabei unterstützen, sich unverdient in ein gutes Licht zu stellen, während hinter dieser Kulisse Grundrechte geopfert werden.

    Andere Minderheiten versuchen auf internationalem Parkett vor allem, wennschon auf Defizite (die es auch in Südtirol en masse gibt) hinzuweisen und die Situation zu verbessern. Der Landeshauptmann glaubt aber offenbar, durch Anbiederung an den Staat mehr erreichen zu können. Den anderen Minderheiten im italienischen Staat erweist Südtirol damit einen Bärendienst — und trägt gleichzeitig zur Reinwaschung einer bedenklichen Regierung bei.

    Angekündigt hat den neuerlichen Auftritt in New York übrigens der italienische Außenminister Antonio Tajani (FI) — der es gutheißen würde, Sezessionistinnen lebenslänglich wegzusperren — im Rahmen des jüngsten G7-Gipfels in Apulien. Gleichzeitig hat die italienische Delegation beim G7 die Aufnahme des Rechts auf Abtreibung in die Schlusserklärung verhindert.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Postkoloniale Gründe.
    (und merkwürdige Prinzipien)

    In letzter Zeit ist der aufsehenerregende Fall von Roberto S. durch die Südtiroler Medien geschwirrt. Es handelt sich dabei um einen Bauern, dem vom Land im Zusammenhang mit der Errichtung des Brennerbasistunnels (BBT) Gründe enteignet wurden. Laut Umweltverträglichkeitsprüfung soll es sich dabei um den geeignetsten Ablagerungsort für das Material handeln, das aus dem Berg geholt wird.

    Nach einem Rekurs sprach die Außenstelle Bozen des Trienter Oberlandesgerichts S. für die gut 25 Hektar enteigneten Grundes eine sagenhafte Entschädigungssumme von 24,5 Millionen Euro1Enteignung (20,8 Mio.) + Schadenersatz + Zinsen zu. Doch damit gibt sich der Bauer nicht zufrieden. Er will erstens noch viel mehr Geld (48,5 Millionen) und zieht deshalb vor die Kassation. Mithilfe seines Anwalts Igor Janes, der im politischen Milieu der italienischen Rechten verortet ist, will er aber auch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) mit dem Fall befassen. Es geht ihm offenbar nicht nur ums Geld, sondern — wie er selbst sagt — vor allem ums Prinzip.

    Ein kleines Detail fehlt jedoch erstaunlicherweise in den meisten Medienberichten, die über die Angelegenheit erschienen sind: Die aus Venetien stammende Familie S. hatte den Hof in den 1930ern im Zuge der faschistischen Italianisierungspolitik vom Staat erhalten, genauer gesagt vom »Bodenraubinstitut«, wie Claus Gatterer die »Staatliche Behörde für die [sogenannten] Drei Venetien« (Ente Nazionale delle Tre Venezie – ENTV) eingängig getauft hat. So schildert es Alexander van Gerven in ff Nr. 17/2024. Aufgabe der neuen Kolonisten aus dem Süden war es, ihren Beitrag zur Entnationalisierung zu leisten.

    Anstatt in Schwierigkeiten geratenen Landwirtschaftbetrieben unter die Arme zu greifen, nutzte der faschistische Staat jede Notlage ungeniert aus: Er ließ die Höfe billig aufkaufen und sorgte dafür, dass sie zu bevorzugten Konditionen an regimetreue Italienerinnen übergingen. Familie S. war also Nutznießerin der brutalen faschistischen Assimilierungspolitik. Robertos Vater Luigi S.

    sahnte Auszeichnungen von der römischen Regierung ab, schaffte sich als einer der Ersten in der Gegend einen Mähdrescher an, züchtete Weizensorten. Noch 1955 besuchte der italienische Ministerpräsident Antonio Segni die Familie S[.], um sie zu beglückwünschen.

    – Alexander van Gerven (ff Nr. 17/2024)

    Schon Luigi, kein Parteimitglied, aber von den Ideen des Faschismus überzeugt, habe einen Hang zum Prozessieren gehabt. Mit dem BBT sei Sohn Roberto in seine Fußstapfen getreten.

    Heute sagt Roberto S[.]: „Mir geht es ums Prinzip.“ Er sei nun mal nicht wie die anderen Bauern, die sich von Autoritäten einschüchtern lassen und kuschen. Seinen Hof abreißen und anderswo wieder aufbauen, das will er nicht.

    – Alexander van Gerven (ff Nr. 17/2024)

    Verhandlungen zwischen dem Land und ihm — selbst Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) sei hingepilgert — scheiterten, weshalb der Weg der Enteignung erst beschritten werden musste. S. könne seine Gründe nach Abschluss der Arbeiten zurückkaufen.

    Anders als die, denen das ENTV Land und Höfe weggenommen hatte, stehen ihm aber auch sämtliche Mittel des Rechtsstaats zur Verfügung, um sich gegen ungerechte Behandlung zur Wehr zu setzen. Würde er aus einer objektiven Notlage heraus handeln, wäre das absolut verständlich. Wenn S. aber angeblich Prinzipien so wichtig sind, wäre vielleicht auch etwas Selbstreflexion und Bescheidenheit nicht fehl am Platz — doch ich werde den Eindruck nicht los, dass da jemand noch immer aus einem Sendungsbewusstsein heraus handelt.

    Abermillionen öffentlichen Geldes aus einem Eigentum pressen zu wollen, zu dem man in einer Diktatur unter — euphemistisch ausgedrückt — fragwürdigen Umständen gekommen ist, hat einen schrecklichen Beigeschmack.

    Vielleicht interessiert sich ja wenigstens der EGMR auch dafür, wie Familie S. einst an die Gründe gekommen ist, um die gestritten wird. Dazu müsste das aber freilich erst Gegenstand des Verfahrens werden.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01

    • 1
      Enteignung (20,8 Mio.) + Schadenersatz + Zinsen


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  • Europawahl: Der grün-linke GAU.

    Trotz massiver Zweifel habe ich als bekennend linksgrün Versiffter bei der Europawahl Brigitte Foppa (Grüne) meine Stimme gegeben, die auf der staatsweiten Liste von Grünen und Linken kandidiert hatte. Leider war der aus meiner Sicht größte anzunehmende Unfall (GAU) diesmal vor allem das, nämlich »groß« und leider auch »(konkret) anzunehmend« — und er ist denn auch pünktlich mit aller Wucht eingetreten. Aufgrund der teils völlig konträren Positionen zwischen italienischen Fundis und Südtiroler Realos (wobei ich nicht grundsätzlich ein Fan von Realos bin) habe ich nun mit meiner Stimme zur Entsendung von Vertreterinnen ins EU-Parlament beigetragen, deren Ansichten zu wichtigen — insbesondere geopolitischen — Fragen ich nicht nur nicht aktiv unterstütze, sondern regelrecht verabscheue.

    Der Reihe nach: Die Hoffnung war, dass die gesamtstaatliche Alleanza Verdi e Sinistra zwar die Vier-Prozent-Hürde nimmt und Brigitte Foppa in Südtirol so viele Vorzugsstimmen erhält, dass sie es nach Brüssel und Straßburg schafft. Bekanntlich werden in Südtirol deutlich fleißiger Vorzugsstimmen vergeben als in Italien, was ja auch umso nötiger ist, wenn nur einzelne Kandidatinnen auf einer großen, staatsweiten Liste Südtiroler Belange — bzw. internationale Belange aus einem Südtiroler Blickwinkel (Stichworte: Gebirgsregion, Mehrsprachigkeit, Minderheiten)  — vertreten.

    Anders als von den meisten Umfragen prognostiziert, konnten die Grünen und Linken auf Staatsebene und auch auf Ebene des Wahlkreises nicht nur knapp die Sperrklausel, sondern 6,7 Prozent erreichen. Da auch außerhalb Südtirols verhältnismäßig viele Grün-Links angekreuzt haben, waren die verhältnismäßig vielen Vorzugsstimmen für Brigitte Foppa in Südtirol absolut betrachtet knapp nicht ausreichend, um einen Sitz zu ergattern.

    Die gut 24.000 Südtirolerinnen, die eine vernünftige Kandidatin wie Brigitte Foppa gewählt haben, die ausdrücklich nicht das Programm ihrer Liste mittrug, haben also gewollt oder ungewollt dazu beigetragen, Kandidatinnen zu entsenden, die bezüglich Nahostkonflikt oder gegenüber der Ukraine eher mit den extremen Rechten gemeinsame Sache machen und somit der Hamas und Diktator Wladimir Putin in die Hände spielen werden. So in der Art des Bündnis Sahra Wagenknecht.

    Manche Wählerinnen (wie mich) wird das extrem stören, andere vermutlich weniger. Ich tröste mich jetzt mit den klima- und den sozialpolitischen Ansichten der italienischen Links-Grünen, doch eigentlich lassen sich diese gar nicht losgelöst von ihren pro-putinschen und antisemitischen Positionen betrachten.

    Es darf in einer Demokratie eigentlich nicht sein, dass man eine Partei bzw. eine Liste wählt und dann nicht weiß, ob man in fundamentalen Fragen eine bestimmte Position oder ihr genaues Gegenteil unterstützt — und dass das vom Zufall (bzw. vom nicht vorhersehbaren Wahlverhalten der anderen) abhängt. Auch das führt zu Frust und Abwendung von der Demokratie. Ich jedenfalls bereue es jetzt, überhaupt gewählt zu haben.

    Ohnehin hatte selbst ich als sehr politischer Mensch diesmal ernsthaft überlegt, aufgrund der hochproblematischen Konstellation und der absehbaren Risiken nicht wählen zu gehen. Beim nächten Mal werde ich in einer ähnlichen Situation womöglich wirklich zuhause bleiben.

    Die Forderung nach einem eigenen EU-Wahlkreis für Südtirol, der die Situation einigermaßen normalisieren und solchen Absurditäten entgegenwirken würde, hat der Landtag leider abgelehnt — in einigen Punkten auch mit den Stimmen der Südtiroler Grünen.

    Das ist umso unverständlicher, als ich von sehr zuverlässiger Quelle erfahren habe, dass Verdi e Sinistra Brigitte Foppas Versuche, auch außerhalb Südtirols Wahlkampf zu machen, aktiv hintertrieben haben, da das Bündnis zwar gerne das hohe Stimmenpotential aus Südtirol angenommen, aber Foppas Vorzugsstimmen gefürchtet hat.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Troppo poco italiano nei media tedeschi.

    Sul numero attuale del settimanale ff (24/2024) è apparsa la lettera a dir poco stucchevole del signor Max Carbone, in cui questi si dice

    colpito dalla pubblicazione [sul numero 23/2024] di una lettera di un lettore trentino che critica lo stile e il contenuto delle poche pagine in lingua italiana ospitate una volta al mese

    – Max Carbone, Meran

    giungendo a insinuare nientemeno che

    [m]ettendo così in evidenza la lettera, sembra quasi che sia l’editore stesso a prendere le distanze dalle “sue” pagine in italiano. Serviva per esempio la citazione nel quadratino rosso?

    – Max Carbone

    Riquadro rosso, per inciso, presente in ogni edizione della rivista e pensato proprio per mettere in evidenza un’obiezione (Ein-Spruch, con un gioco di parole) particolarmente pungente, spesso e volentieri rivolta proprio alle scelte editoriali. Ma — evidentemente — guai a criticare non dico la presenza, ma anche solo la fattura degli articoli in lingua italiana. Sarebbe lesa maestà.

    Non basta:

    Certo, la riserva indiana della paginetta in italiano su ff non rileva, magari non pesa abbastanza nelle dinamiche locali.

    – Max Carbone

    La riserva indiana della paginetta in italiano? Che il signor Carbone non si sia reso conto che ff è un settimanale in lingua tedesca, per di più espressione di una minoranza linguistica? E che dunque le «paginette» in italiano sono tutt’altro che scontate. Ricordo che una volta sul quotidiano A. Adige c’erano le pagine in lingua tedesca, poi eliminate. Mentre al contrario, seguendo una tendenza generalizzata, sono stati i media tedeschi (come ff o SWZ) a inserire contenuti in lingua italiana. In questo modo però la maggioranza nazionale, utilizzando i «propri» media, non viene mai confrontata con l’altra lingua; mentre la minoranza, già molto più esposta all’altra lingua in ogni ambito nel quotidiano, trova sempre meno spazi nella propria. Cosa che tra l’altro si estende alle lettere, che difficilmente un sudtirolese di lingua tedesca si vedrebbe pubblicare in lingua tedesca su una rivista o un giornale in lingua italiana (cfr. 01).

    Ma è proprio da un giornale come ff – e aggiungo da tutta la comunità intellettuale di lingua tedesca – che mi aspetterei una riflessione, il porsi delle domande sullo stato, oggi, della comunità italiana (se ancora esiste) o sulle aspirazioni di chi ancora ha a cuore un Sudtirolo plurale e plurilinguistico.
    Non è che stiamo invece marciando a passo veloce verso un Sudtirolo tedesco autarchico, finalmente bastante a sé stesso, senza il fastidio di riservare all’“altro” neppure i pochissimi strapuntini rimasti?

    – Max Carbone

    Per rimanere sull’immagine del signor Carbone, ciò che fa è un po’ come se un americano bianco criticasse che nelle riserve indiane (quelle vere) si parlano troppo le lingue indigene e troppo poco l’inglese.

    Insomma, Di Luca e Boschi non saranno solo delle piccole foglie di fico che, senza pensarci troppo, possono tranquillamente essere sacrificate?

    – Max Carbone

    Purtroppo sembra impossibile inserire articoli in lingua italiana senza importare anche il nazionalismo e il suprematismo.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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  • Die projizierte Aufarbeitung.

    An einer Schule in Bozen wurde mit einem Rollenspiel die faschistische Kolonialherrschaft in Äthiopien aufgearbeitet. Das ist wichtig. Das ist gut. Und das ist überfällig. Einem Bericht auf Salto ist aber interessanterweise zu entnehmen, dass die Aufarbeitung italienischer Verbrechen an einer italienischen Schule ausgerechnet am Beispiel eines deutschsprachigen Südtirolers stattgefunden hat, der im Kolonialheer Karriere gemacht und Verbrechen begangen hat — wofür er dann in Italien ausgezeichnet wurde. Es sei belegt, »dass Italien unter Mussolini mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen den abessinischen Widerstand vorging und dabei auch vor der Zivilbevölkerung nicht Halt machte«. Es gibt also auch verhältnismäßige Kolonialgewalt.

    Als Quelle dafür, dass der Südtiroler Soldat »von seinen Landsleuten als Kriegsheld gefeiert« worden sei, muss überdies gerade die faschistische Alpenzeitung herhalten, die dafür bekannt war, die Zustimmung der Südtirolerinnen zum Regime und zu seinen Taten ungeniert herbeizuschreiben.

    Ich will hier die Verbrechen des mir unbekannten und namentlich nicht genannten »Leiters eines Maschinengewehr-Bataillons«, der von den Schülerinnen der Pascoli-Schule im Rollenspiel vorbildlich zu 17 Jahren Haft verurteilt wurde, in keinster Weise relativieren oder kleinreden — schon gar nicht leugnen.

    Es erstaunt nur etwas, dass die Kolonialgeschichte Italiens (exemplarisch!) ausschließlich anhand eines Exponenten der deutschen Minderheit aufgearbeitet wird, die damals ihrerseits in einem kolonialen Verhältnis zu Italien stand und einer brutalen Assimilierungspolitik ausgesetzt war. Zahlreiche Südtiroler wurden für den Einsatz in Abessinien zwangsverpflichtet. All das schmälert selbstredend die Schuld, die Kollaborateure auf sich geladen haben, nicht im Mindesten. Gerade im Wissen, dass in Italien ohnehin nach wie vor die Mär vom cattivo tedesco, bravo italiano vorherrscht, stellt sich die Frage nach den Gründen für diese Auswahl aber fast von allein.

    Repräsentativ für die aufzuarbeitende Epoche und die italienischen Verbrechen in Afrika ist ein deutschsprachiger Südtiroler wohl eher nicht.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Zum EU-Wahlergebnis 2024.

    Fakten und Bewertungen zur Europawahl 2024 aus -Sicht:

    • In der gesamten Europaregion war die Wahlbeteiligung niedrig: Weder in Nord-/Ost- und Südtirol noch im Trentino hat die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Während in Nord-/Osttirol und auch in Südtirol die Kräfte der EVP (ÖVP/SVP) die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten, war es im Trentino die EKR (FdI).
    • Je ein EU-Abgeordneter stammt aus Nord-, Ost- und Südtirol, aus dem Trentino kommt keiner.
    • In Südtirol lag die Wahlbeteiligung bei 49,6 Prozent — so niedrig wie nie zuvor.
    • Hier lag die SVP (47,0% +0,51im Vergleich zu 2019) vor Grünen und Linken (15,8% +6,32Vergleichswert: Summe aus Europa Verde und La Sinistra (2019)), FdI (12,4% +10,8) und Azione (6,9%). Es folgen PD (6,0% -0,5), Lega (3,3% -14,2), 5SB (2,1% -1,7), FI (1,9% +0,2) und weitere.
    • Herbert Dorfmann schaffte für die SVP mit 82.426 (-17.636) Vorzugsstimmen den Wiedereinzug ins Europaparlament. In Südtirol bekam er 72.057 Vorzugsstimmen (-15.434), im Trentino 8.116 (-146) und in Venetien einschließlich Souramont 1.971 (-1.654).
    • Trotz ihrer 29.651 Vorzugsstimmen3davon 24.029 in Südtirol verpasste Brigitte Foppa (Grüne) die Wahl hingegen relativ knapp. In keinem anderen Wahlkreis und in keiner Region des nordöstlichen Wahlkreises war das Bündnis aus Grünen und Linken auch nur annähernd so erfolgreich wie in Südtirol.
    • Nicht gewählt wurden auch Matteo Gazzini (FI, 2.499 Vorzugsstimmen) und Diego Nicolini (5SB, 2.642).
    • Das Wahlbündnis Azione, für das Paul Köllensperger (TK – 11.251 Vorzugsstimmen) angetreten war, scheiterte ebenso an der 4%-Hürde wie Alternativa Popolare mit Sabine Gruber (783).
    • In Summe kamen die Parteien, die in Rom regieren — also FdI, Lega und FI — in Südtirol auf 17,6% (-3,2). Fratelli d’Italia und Forza Italia konnten mit ihren Zugewinnen die schweren Verluste der Lega nicht auffangen.
    • In Souramont konnte die SVP nach Verlusten 2019 im Durchschnitt wieder etwas zulegen: In Fodom kam sie auf 40,2% (-0,4) und bleibt erste Partei, in Col auf 32,0% (+1,5 – zweite Partei), in Anpezo auf 10,3% (+3,3 – dritte Partei). An Herbert Dorfmann gingen hier insgesamt 337 Vorzugsstimmen.
    • In Nord-/Osttirol gewann die ÖVP (29,8%, -12,8) deutlich vor FPÖ (23,9%, +8,8) und SPÖ (18,0%, +2,5). Es folgen die Grünen (11,6%, -4,7), Neos (11,4%, +2,6), DNA (2,7%) und KPÖ (2,6%, +2,0). Die endgültige Wahlbeteiligung betrug 47,8 Prozent, das ist österreichweit der niedrigste Wert. Trotzdem entsendet das Bundesland wie bereits erwähnt zwei Mandatarinnen ins EU-Parlament: Sophia Kircher (ÖVP) und mit Gerald Hauser (FPÖ) erstmals einen Osttiroler.
    • Im Trentino lag die Wahlbeteiligung bei 44,7 Prozent. FdI wurde erste Partei, es folgen PD und Lega.4die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • Auch auf Ebene der Region (Südtirol-Trentino) lag die SVP (26,5%) vorn und konnte FdI auf Abstand (19,6%) halten.5die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • Europaweit war in Belgien (89,8%), Luxemburg (82,3%) und Malta (73,0%) die Wahlbeteiligung am höchsten, in Kroatien (21,3%), Litauen (28,4%) und Bulgarien (33,79) am niedrigsten. Auf Unionsebene machten 51,0% von ihrem Wahlrecht Gebrauch — höher war der Anteil zuletzt im fernen 1994 (56,7%).
    • In einem von 705 auf 720 Mitglieder vergrößerten EU-Parlament errang die EVP 186 Mandate (+106im Vergleich zur Zusammensetzung des Parlaments am Ende der vorherigen Legislatur). An S&D gingen 135 (-4), an Renew 79 (-23) und an Grüne/EFA 53 (-18) Sitze. Die rechtsradikalen und rechtsextremen Fraktionen EKR (73 Sitze, +4) und ID (58 Sitze, +9) konnten zwar zulegen, blieben aber unter den Erwartungen. Die Linken haben 36 Abgeordnete (-1) und fraktionslos sind vorerst 45 (-17). Zu berücksichtigen ist, dass 55 neue Mitglieder (darunter die der AfD) keiner Fraktion des scheidenden Parlaments angehören und dass sich die neuen Fraktionen erst konstituieren müssen.
    • In Österreich lag die FPÖ mit 25,4 Prozent (+8,2) erstmals bei einer bundesweiten Wahl in Führung. Die ÖVP kam nur noch auf 24,5 Prozent (-10,1) und die SPÖ auf 23,3 Prozent (-0,7). Die Grünen schafften 11,1 Prozent (-3,0), Neos 10,1 Prozent (+1,7) und die KPÖ 3,0 Prozent.
    • In Deutschland sollen die Unionsparteien klar vor der AfD liegen, die somit die zweitstärkste Kraft wäre.7die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • Ersten Hochrechnungen zufolge soll die CSU in Bayern auf 38,5 Prozent abgestürzt sein. Die Grünen kämen an zweiter Stelle, dicht gefolgt von der AfD.8die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • In Katalonien sagen Hochrechnungen dem PSC einen Wahlsieg vor ERC, PP und JxC voraus. Somit lägen dort zwei linke Parteien vorn.9die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • Amtliche Ergebnisse durften am Sonntag in allen EU-Ländern erst ab 23:00 Uhr veröffentlicht werden, nachdem die Wahllokale auch im letzten EU-Mitgliedsstaat (Italien) geschlossen wurden.

    Zeitgleich mit der EU-Wahl fand in Leifers die Bürgermeisterstichwahl statt, die Giovanni Seppi (SVP, 58,1%) gegen Claudia Furlani (Uniti/FdI/Lega, 41,9%) klar für sich entscheiden konnte. Damit hat die Stadt erstmals seit den 1960er Jahren wieder einen Bürgermeister deutscher Muttersprache.

    Cëla enghe: 01 02

    • 1
      im Vergleich zu 2019
    • 2
      Vergleichswert: Summe aus Europa Verde und La Sinistra (2019)
    • 3
      davon 24.029 in Südtirol
    • 4
      die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • 5
      die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • 6
      im Vergleich zur Zusammensetzung des Parlaments am Ende der vorherigen Legislatur
    • 7
      die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • 8
      die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung
    • 9
      die ausgegrauten Punkte bedürfen noch einer Aktualisierung


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  • Antisemitische Aktion in Bozen.

    Die schwerst antisemitische Aktion, die Ende letzten Jahres von der neofaschistischen CasaPound (CPI) in Padua und Görz durchgeführt wurde, hat nun in Bozen Nachahmung gefunden: In unmittelbarer Nähe zu den sogenannten Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig, die auch in Südtirol auf die systematische Verfolgung und Ermordung von Juden erinnern, haben unbekannte Hetzerinnen kleine Tontafeln gleicher Größe auf den Boden geklebt, auf denen in italienischer Sprache folgendes aberwitzige Geschwafel zu lesen ist:

    Hier betrauern wir den Tod von
    PALÄSTINENSISCHEN
    Männern Frauen und Kindern
    Seit 1948 Opfer von
    Genozid und Verfolgung
    13.000
    durch BOMBEN und HUNGER
    gestorbene Kinder
    Wir hatten geschworen
    es nicht zu wiederholen

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    Qui piangiamo la morte di
    Uomini Donne e Bambini
    PALESTINESI
    Vittime di Genocidio e
    Persecuzione dal 1948
    13.000
    Bambini morti di
    BOMBE e FAME
    Avevamo giurato
    di non ripetere

    Wieder einmal werden da:

    • einseitig nur die palästinensischen Opfer benannt und die jüdischen Opfer verschwiegen;
    • ein Genozid beschworen, der angeblich sogar seit 1948 anhalten soll und
    • auch im Text ein Zusammenhang mit dem Holocaust hergestellt.

    Durch die Nachbildung der Stolpersteine und die physische Nähe zu den Originalen im öffentlichen Raum ist die Wirkung unglaublich verstörend. Dabei handelt es sich beim eingravierten Text um eine brutale Aneinanderreihung von Lügen, grobschlächtigen Geschichtsverdrehungen, Holocaustverharmlosung, Nazi-Vergleichen und Antisemitismus — kurzum: um eine Schande für Bozen und um eine Schande für die Urheberinnen der Aktion.

    Ob auch hierzulande CPI hinter der Hetze steckt, ist indes unklar.

    Nachtrag vom 20. Juni 2024: Nach Auswertung von Videoaufnahmen beschuldigt die Polizei nun »anarchistische« Gruppierungen aus Bozen und Trient der Tat.

    Cëla enghe: 01 || 01



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