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  • Lidl in Südtirol, Schottland, Wales und Katalonien.
    Nationalismus und Minderheitenschutz

    Der nach Anzahl seiner Filialen weltgrößte Discounter setzt in seinem Marketing in manchen — aber bei weitem nicht allen — Ländern auf plumpen Nationalismus. In Italien (einschließlich Südtirol) ist das Firmenlogo etwa an ein überdimensionales grünweißrotes Wappen mit einsprachigem Slogan gekoppelt, wie auf folgendem Foto zu sehen ist:

    Lidl Vahrn

    Auch im Vereinigten Königreich setzt Lidl auf Nationalgefühle. Doch während in England (🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿) der für das gesamte Staatsgebiet stehende Union Jack (🇬🇧) zum Einsatz kommt, ist das in Schottland, Nordirland und Wales anders.

    Alba/Schottland

    Diese Fotos zum Beispiel habe ich 2023 in einer Lidl-Filiale in Glaschu/Glasgow gemacht:

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Hier ist es die als Saltire bekannte schottische Flagge mit dem Andreaskreuz (🏴󠁧󠁢󠁳󠁣󠁴󠁿), die von Lidl fürs Marketing genutzt wird. Anders als in Italien geht der Discounter im Vereinigten Königreich auf die jeweilige regionale Sensibilität ein und berücksichtigt sie. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass der banale Nationalismus nicht seine unterschwellige assimilierende Wirkung entfaltet, sondern auch, dass bewusst regionale statt »nationaler« Produkte hervorgehoben (und somit auch gefördert) werden:

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Das geht so weit, dass auch die Produkte der Eigenmarken mit den jeweiligen Flaggen gekennzeichnet sind. Ein Ausschnitt aus der Website von Lidl UK verdeutlicht diesen regionalisierenden Effekt:

    Ausschnitt der Website lidl.co.uk (vom 25. Juni 2024); Hervorhebungen (rote Pfeile) von mir

    Exkurs Autonomie (hier ausklappen)

    Allein in dem einen Markt in Glaschu waren mehrere Hinweise auf autonome schottische Befugnisse zu sehen, die Südtirol nicht hat: Die Lizensierung von Alkohol und die Polizei.

    Cymru/Wales

    Aus Südtiroler Sicht noch interessanter wird aufgrund der Mehrsprachigkeit der Vergleich mit Cymru. Auch dort setzt Lidl auf den örtlichen Nationalismus (🏴󠁧󠁢󠁷󠁬󠁳󠁿) bzw. auf walisischen Regionalismus, wie diese Fotos einer Filiale in Bangor zeigen, die ich ebenfalls 2023 gemacht habe:

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Doch hier bewirkt dies nicht nur eine Regionalisierung des Angebots, sondern geht auch mit einem Bewusstsein für die Landessprache einher:

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Beschilderung und Beschriftungen der Filiale sind bis ins kleinste Detail fast durchwegs zweisprachig. Dabei ist die walisische Sprache mindestens gleich prominent, in mehreren Fällen sogar erstgereiht und grafisch hervorgehoben. Das Diolch (Danke) im Kassenbereich ist im Vergleich zum englischen Thank you sogar übergroß.

    Die Produktauszeichnungen mit den Preisen sind hingegen weitgehend einsprachig englisch.

    Südtirol

    Der Vergleich mit Südtirol, wo in Bezug auf den Minderheitenschutz angeblich alles glänzt und leuchtet, ist leider beschämend. Wie die Gesetzeslage in Cymru aussieht, wäre unter die Lupe zu nehmen; doch in Südtirol gibt es im Privatsektor so gut wie keine Vorschriften zum Schutz der deutschen und der ladinischen Sprache. Und das merkt man. Bei Lidl in Vahrn (alle Fotos von dieser Woche) ist sehr vieles einsprachig italienisch, einschließlich sicherheitsrelevanter Beschilderung:

    Bilder zum Vergrößern anklicken; Unkenntlichmachung von mir

    Da wo Deutsch nicht ganz fehlt, ist es konsequent zweitgereiht und in vielen Fällen auch grafisch untergeordnet (z. B. deutlich kleiner1s. Foto ganz am Anfang dieses Beitrags).

    Lidl Vahrn

    Während in Schottland und Cymru jeweils regionale Erzeugnisse hervorgehoben werden (was auch zu einem regionaleren Sortiment führen dürfte), wird hierzulande — einsprachig — auf »100% italienische« Lebensmittel verwiesen.

    Katalonien

    Im Unterschied zu Italien und Vereinigtem Königreich setzt Lidl in Deutschland oder in Spanien (einschließlich Katalonien) im Marketing nicht auf Nationalismus. Vermutlich erhofft man sich dort davon keinen Erfolg — und das ist mir persönlich die liebste Variante.

    Aus sprachlicher Sicht ist die Lage in Katalonien — wo es eine starke Gesetzgebung zum Schutz der Landessprache im Konsumentenschutz gibt — noch einmal besser als in Cymru. Viele Informationen sind dort (im Sinne der Affirmative action2positive Diskriminierung des Schwächeren) nur in der Minderheitensprache Katalanisch verfügbar, einschließlich der Öffnungszeiten oder der aktuellen Aktionsflyer. Die Fotos habe ich 2022 im Markt von Roses gemacht:

    Bilder zum Vergrößern anklicken; alles zumindest auf Katalanisch

    Insbesondere die Produktauszeichnungen mit den Preisen sind hingegen zweisprachig Katalanisch und Kastilisch. Auch hier ist aber Katalanisch systematisch erstgereiht und sogar fett hervorgehoben.

    Lidl Roses (Katalonien)

    Auch in Katalonien werden anders als in Südtirol Produkte aus der Region beworben.

    Fazit

    Das Resümee fällt für die Südtiroler Vorzeigeautonomie geradezu ernüchternd aus. Während es die Minderheitensprachen in Cymru und — noch einmal besser — in Katalonien respektiert, schert sich Lidl in Südtirol um die deutsche Sprache kaum. Und dies obschon sich das Unternehmen dazu noch nicht einmal sprachliche Kompetenzen aneignen müsste, da sie ja im deutschen Mutterkonzern bereits vorhanden sind.

    Die Marginalisierung einer Minderheitensprache hängt eben nicht (nur) von ihrer internationalen Verbreitung ab, sondern maßgeblich von der Haltung der betroffenen Akteure sowie von den gesellschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen.

    Das plump nationalistische Marketing von Lidl hat in Südtirol zudem eine gleichmacherische, assimilierende Wirkung. Während zum Beispiel sexistisches, homophobes oder einer Religionsgemeinschaft gegenüber respektloses Marketing inzwischen zu Recht geächtet (wenngleich nicht ausgemerzt) ist, gilt Ähnliches für den Respekt nationaler Minderheiten (jedenfalls in Italien) noch immer nicht. Das »autonome« Südtirol hat dem leider wenig entgegenzusetzen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02 03

    • 1
      s. Foto ganz am Anfang dieses Beitrags
    • 2
      positive Diskriminierung des Schwächeren


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  • L’autodeterminazione giustifica la società democratica.
    Quotation

    [Il diritto all’autodeterminazione] sta alla base della Carta delle Nazioni Unite — articolo 1 della Carta — e questo diritto è stato sviluppato in seno all’ONU nel processo di decolonizzazione. E naturalmente la decolonizzazione è stata in qualche modo percepita dagli stati europei come un processo rivolto contro di loro. Questa è la ragione perché in Europa abbiamo difficoltà a comprendere che tale concetto di diritto all’autodeterminazione dei popoli non è solamente un concetto legato alla decolonizzazione, ma un concetto fondamentale che sta alla base del principio democratico. L’autodeterminazione è ciò che crea la giustificazione di una società democratica.

    – Nicolas Levrat (per fondazione Coppieters, 2019), professore di diritto internazionale ed europeo; direttore del Dipartimento di diritto internazionale presso l’Università di Ginevra. Odierno relatore speciale sulle minoranze dell’ONU (dal 1 novembre 2023)

    Traduzione mia (visualizza l’originale)

    [The right to self-determination] is at the foundation of the UN Charter — article 1st of the Charter — and this right has been developed within the UN in the process of decolonization. And naturally, decolonization was somehow felt by European states as a process against European states. This is the reason why in Europe we have difficulties to understand that this concept of people’s right to self-determination is not only a concept linked to decolonization, but it’s a fundamental concept at the foundation of the democratic principle. Self-determination is what creates the justification for democratic society.

    (my transcription)

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01 02



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  • Wirtschaftsdaten sprechen nur eine Sprache.
    Nationalbank

    Seit dem 11. Juni veröffentlicht die italienische Notenbank nach und nach die aktuelle Ausgabe der jährlichen Berichte über die Wirtschaftslage in den einzelnen Regionen und autonomen Länder des Staates. Der Band, der sich mit Südtirol und Trentino befasst, wurde am 11. Juni in Trient und am 18. Juni in Bozen vorgestellt. Die Medien haben mehrfach darüber berichtet.

    Obwohl er wichtige Wirtschaftsdaten und Indikatoren beinhaltet, ist auch der Südtirol betreffende Bericht ausschließlich in italienischer Sprache verfügbar. So ist er (obwohl die Landessprachen Deutsch und Italienisch eigentlich gleichgestellt wären) für die Mehrheit der Bürgerinnen in diesem Land, falls sie ihn — wie ich zum Beispiel — lesen möchten, nicht in ihrer Erstsprache zugänglich. Dasselbe gilt für Institutionen, Wirtschafts- und Sozialverbände, Gewerkschaften, NROs oder auch Medien in Südtirol, denen die mit öffentlichen Mitteln finanzierten und durchgeführten Studien nur auf Italienisch zur Verfügung stehen. Und nicht zuletzt haben auch Wissenschafterinnen aus dem deutschen Sprachraum, die unser Land und die entsprechenden Erkenntnisse in eine grenzüberschreitende Analyse miteinbeziehen wollten, keinen Zugang zu wichtigen Daten, wenn sie nicht Italienisch beherrschen oder die Hürde einer relativ aufwändigen Übersetzung nehmen wollen. Die Einsprachigkeit ist also insbesondere in Bezug auf Südtirol ausgrenzend und diskriminierend.

    Man stelle sich vor, das Land (zum Beispiel das Astat), die Handelskammer, das AFI oder etwa die Eurac würde wichtige Daten über Südtirol in einer regelmäßig erscheinenden Reihe nur auf Deutsch veröffentlichen. Der empörte Aufschrei würde nicht lange auf sich warten lassen. So hingegen wird dies bislang von allen schweigend hingenommen. Auch an dieser Selbstverständlichkeit erkennt man die Minorisierung einer Sprache.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Only Excuses.
    Fanpage/FdI

    Letzte Woche enthüllte das italienische Onlineportal Fanpage, dass bei internen Veranstaltungen von Gioventù Nazionale (GN), der Jugendorganisation von Fratelli d’Italia, faschistische und nationalsozialistische Gesten und Symbole gezeigt sowie dazu passende Sprüche und Bekenntnisse geäußert werden. Schon im Jahr 2021 hatte das Portal enge Verstrickungen von FdI und Lega mit dem Rechtsextremismus aufgedeckt. Gioventù Nazionale stand zudem kürzlich in der Kritik, weil die Bewegung auf einem Transparent den Buchstaben »Z« in ihrem Namen ähnlich einer nationalsozialistischen Wolfsangel dargestellt hatte.

    Doch während die Bewegung No Excuses in Südtirol die Beendigung der Koalition der SVP mit FdI (und anderen) forderte, beschwichtigte Landeshauptmannstellvertreter Marco Galateo (FdI) damit, dass solche Dinge bei FdI und GN in Südtirol nicht vorkämen. Eine solche Feststellung ist höchst sonderbar, nachdem sich die Partei von Anfang an als Bindeglied zwischen Bozen und Rom angepriesen und auch aufgrund dessen — zur erhofften Wiederherstellung der Autonomie — in die Landesregierung gerufen wurde. Sind FdI in Südtirol und im restlichen Italien nun zwei unterschiedliche Parteien, die nichts miteinander zu tun haben?

    Das ist natürlich absurd. Doch wie dem auch sei — Indizien und Beweise für die wahre Gesinnung der Partei auch und gerade in unserem Lande hat der heutige LH-Stellvertreter oft genug selbst geliefert. Durch Verweigerung einer Distanzierung vom Faschismus, Abwesenheit am Tag der Befreiung (vgl. 01), homophobe Kampagnen, den Faschismus verharmlosende Aussagen zur Corona-Pandemie, ach so lustige Anspielungen auf faschistische Foltermethoden, freundschaftliche Besuche bei CasaPound, Reinwaschung faschistischer Symbolik, Aneignung faschistoider Propagandamethoden, Oktroyierung von Nationalgefühlen, Ablehnung der Schutzfunktion Österreichs oder die ausdrückliche Beschwörung einer Kontinuität zwischen MSI und seiner eigenen Partei.

    Die Enthüllungen von Fanpage sind also nichts Neues, sondern lediglich eine besonders verstörende Bestätigung. Die SVP indes will auch diesen Skandal offenbar einfach aussitzen. Rote Linien zieht sie nur zur Opposition.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01



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  • Autoritäre Verfassungsreform: SVP gegen Südtirol.

    Gestern hat der italienische Senat in erster Lesung der autoritären Verfassungsreform der Regierung Meloni zugestimmt, mit der die Rolle der Premierministerin gestärkt und die der Staatspräsidentin und des Parlaments geschwächt wird. Das institutionelle Gleichgewicht wird also ungeniert auf die starke Frau oder den starken Mann zugeschnitten. Doch auch innerhalb des Parlaments wird die Rolle der Mehrheit gestärkt und jene der Opposition gestutzt, da ein Bonus dafür sorgt, dass die siegreiche Koalition selbst dann über eine satte Mehrheit verfügt, wenn sie in der Wählergunst nur knapp vorne liegt.

    All das ist schlecht für die Demokratie und für die Grundrechte — und es ist noch einmal viel problematischer für eine Minderheitenregion mit einer schwachen Autonomie, wie Südtirol eine ist. Schon heute regiert der Zentralstaat konstant in die Belange Südtirols hinein und das wird natürlich in einem starken, autoritär ausgerichteten Staat nicht besser, ganz im Gegenteil. Dagegen bietet die Autonomie — wenn überhaupt — nur in wenigen Bereichen einen ausreichenden Schutz, der zudem ständig unter dem Damoklesschwert eines schon heute zentralistisch ausgerichteten Verfassungsgerichts steht.

    Eine starke Zentralregierung mit einer satten Mehrheit im Parlament wird überdies nur wenig Anlass für Verhandlungen auf Augenhöhe sehen. Und während die Parlamentarierinnen aus Südtirol in der Vergangenheit oft in der Lage waren, trotz ihrer kleinen Anzahl etwas für Südtirol herauszuholen, weil knappe Mehrheiten auf ihre Unterstützung (oder zumindest auf ihre Enthaltung) angewiesen waren, wird dies in Zukunft nicht mehr der Fall sein.

    Deshalb ist es völlig unverständlich — ja inakzeptabel — dass die SVP entschieden hat, nicht gegen die undemokratische Reform zu stimmen, sondern sich zu enthalten. Parteiobmann Dieter Steger rechtfertigt dies mit dem Verständnis dafür, dass für stabilere Regierungen gesorgt werden soll. Mehr Stabilität kann auf viele Wege erreicht werden, doch mit der hier in Aussicht stehenden Demokratur wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Überspitzt formuliert: Eine Diktatur wäre noch stabiler.

    Die Volkspartei hat sich offenbar auf Gedeih und Verderb an die neofaschistische Regierungsmehrheit gebunden und ist bereit, für einen möglichen kurzfristigen Erfolg bei der Wiederherstellung der Autonomie den autoritären Umbau des Staates mitzutragen. Die damit verbundene Bedingung, dass die Vertretung Südtirols auch im neuen Parlament erhalten bleibt, ist geradezu lächerlich: Gegenüber einer übermächtigen Mehrheit werden die paar Abgeordneten aus unserem Land so gut wie gar nichts mehr ausrichten können, gerade wenn sie nicht Teil der regierenden Koalition sind.

    Meinetwegen kann sich die SVP aufgrund ihrer etwaigen Wahlerfolge weiterhin als Partei der deutschen und der ladinischen Minderheit darstellen. De facto ist sie das aber inhaltlich nicht mehr, wenn sie sich diesem undemokratischen Umbau des Staates nicht mit aller Kraft widersetzt.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02



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  • UN-Berichterstatter befürwortet Amnestie und Selbstbestimmung.
    Quotation

    Die kastilischsprachige Tageszeitung La Vanguardia aus Barcelona berichtete am Samstag unter anderem über die Positionierung des neuen Sonderberichterstatters für Minderheiten der UNO, Nicolas Levrat, zur Amnestie für die Verfolgten der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung und zum Recht auf Selbstbestimmung:

    Der UNO-Sonderberichterstatter für Minderheiten, Nicolas Levrat, hat die Rechtmäßigkeit des Amnestiegesetzes verteidigt und die Infragestellung der Norm durch die [spanische] Justiz kritisiert.

    Levrat betrachtet die Amnestie als »einen guten Schritt«, da das Eindringen der Justiz in eine »politische« Angelegenheit das politische Leben in Katalonien und Spanien »vergiftet« habe. Daher glaubt er, dass es eine Gelegenheit ist, die Angelegenheit in die Sphäre der Politik zurückzuführen.

    Der UNO-Sonderberichterstatter für Minderheiten sprach sich auch dafür aus, dass die Katalanen »über ihr Schicksal« befinden dürfen. Levrat hat daran erinnert, dass er im Jahr 2017, als er noch nicht das jetzige Amt innehatte, bereits »klar« gesagt habe, dass die Katalanen in Übereinstimmung mit den internationalen, europäischen und spanischen Gesetzen dieses Recht haben. »Ich sah damals keinen Grund, warum die Katalanen nicht abstimmen durften. Das ist die Position, die ich 2017 eingenommen habe und es ist die, die ich auch heute noch vertrete«, fügte er hinzu.

    – La Vanguardia, 15. Juni 2024

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    El relator de la ONU sobre las minorías, Nicolas Levrat, ha defendido la legalidad de la ley de amnistía y ha criticado los cuestionamientos de la norma surgidos del poder judicial. […] Levrat consideró que la amnistía es “un buen paso” porque la irrupción de la justicia en un asunto “político” ha “envenenado” la vida política tanto de Catalunya como de España. Por eso cree que es “una oportunidad para devolver el asunto” al campo político. […] El relator de la ONU sobre las minorías también se mostró a favor de que los catalanes puedan decidir “su destino”. Levrat ha recordado que en 2017, cuando todavía no ostentaba el cargo que ahora defiende, ya dijo “claramente” que de acuerdo con las leyes internacionales, europeas y españolas los catalanes tienen ese derecho. “Entonces no veía ninguna razón por la que los catalanes no podían votar. Era la posición que tenía en 2017 y es la que también tengo ahora”, ha añadido.

    Der Welschschweizer Professor wurde im Oktober 2023 zum Nachfolger des Frankokanadiers Fernand de Varennes ernannt.

    Der Südtiroler EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann (SVP) hatte sich Ende letzten Jahres sehr kritisch über das spanische Amnestiegesetz geäußert und sich damit auf die Seite der spanischen Rechten geschlagen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02



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  • Villnöß und Bozen sind ein Problem.
    Amazon kennt nur Funes und Bolzano

    Wenn man auf www.amazon.at eine Lieferadresse in Südtirol mit den endonymen Bezeichnungen eingibt, erscheint diese Meldung.

    Schwärzungen von mir

    Der deutsch-österreichische Zweig des Konzerns lässt also keine in Südtirol gängigen Bezeichnungen zu bzw. hat mit diesen ein »Problem«. Zurückzuführen ist das wohl auf die offiziellen Verzeichnisse in Italien. Yippie Yah Yei Schweinebacke!

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Der versäumte Kurswechsel.
    Kommentare zum Leitartikel von Toni Ebner

    Anlässlich der Europawahlen vergangene Woche hat Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner einen Leitartikel mit dem Titel “Europa braucht einen Kurswechsel” veröffentlicht, den ich irgendwie nicht verstehe.

    Der Erfolg der rechtsgerichteten Parteien bei den Europawahlen ist das Ergebnis der laschen und halbherzigen Zuwanderungspolitik der EU. Die Bürger akzeptieren nicht mehr, dass illegale und ungeordnete Zuwanderung von den Staaten stillschweigend toleriert wird.

    – Toni Ebner

    Die Zuwanderungs- wie auch die Asylpolitik in Europa ist tatsächlich eine Katastrophe. Ob sie zu lasch und halbherzig ist, weiß ich nicht. Was ich weiß ist, dass sie chaotisch und uneinheitlich ist, dass das diesbezüglich geltende Recht nicht umsetzbar ist und folglich auch nicht umgesetzt wird und dass es über Jahre hinweg verabsäumt wurde, funktionierende Regeln zu schaffen. Ob der sogenannte EU-Asylkompromiss da eine Veränderung bringt, wird sich erst weisen müssen. Nachdem in der Geschichte der EU zwei von drei Präsidenten des Europäischen Rates der EVP angehörten, die EVP seit 2005 die Kommissionspräsidentin/den Kommissionspräsidenten stellt, und rechts-konservative und liberale Parteien seit der ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments (1979) – mit Ausnahme der Wahlen 1989 – die Mehrheit im Europaparlament und auch die derzeitige Parlamentspräsidentin stellen sowie einige der mächtigsten EU-Länder lange Zeit rechts-konservativ bis christlich-sozial regiert wurden (Stichwort: Merkel), stellt sich mir schon die Frage, wer Schuld am Versagen trägt und offenbar jahrelang die falsche Politik gemacht hat, aber nicht genannt wird.

    Neben der Einwanderungsproblematik dürfte die „Green Deal“-Politik der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen (CDU) die Europäer vergrault haben. Verbrenner-Aus, Atomkraft-Skepsis mit folgenden Energiekostensteigerungen, Wärmepumpen- und Fotovoltaik-Illusionen haben nicht nur die Deutschen gefrustet.

    – Toni Ebner

    Lassen wir jetzt einmal den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz komplett außen vor und betrachten wir die Sache aus rein wirtschaftlicher Perspektive: Wiederum ist das Problem, dass in Europa (in der EU und in vielen Mitgliedsstaaten) über Jahrzehnte hinweg – maßgeblich getragen von EVP-Parteien, inklusive SVP – eine kurzsichtige Wirtschaftspolitik gemacht wurde, die uns in den vergangenen Jahren hunderte Milliarden Euros gekostet hat. Man stelle sich vor, man hätte – wie von den Grünen seit Jahrzehnten gefordert – konsequent auf Energieautonomie und -effizienz sowie erneuerbare Energien anstatt auf billige, fossile Energieträger von diktatorischen Regimen gesetzt. Wenn man dann noch das ganze Geld, das in in das Auslaufmodell “Fossilenergie” gesteckt wurde, in zukunftsweisende Bereiche gepumpt hätte, dann hätte Europa Technologievorreiter sein können. Das hätte uns nicht nur weniger gekostet, als wir in den vergangenen Jahren verloren haben – wir hätten daran sogar prächtig verdienen können. Stattdessen haben wir nicht nur unseren Vorsprung verspielt, sondern wir werden immer mehr abgehängt. Wir sind mittlerweile gar von denen abhängig, die uns einst kopierten. Unter den 39 wertvollsten Elektroautoproduzenten kommt mit Polestar (Schweden) ein einziger aus der Europäischen Union. Wobei mit Geely auch bei Polestar ein chinesischer Konzern größter Anteilseigner ist. Der Rest sind vornehmlich US-amerikanische und asiatische (allen voran chinesische) Firmen. Von den 10 größten Photovoltaik-Produzenten kommen sieben aus China und je einer aus den USA, Kanada und Südkorea. Bei den Batterieherstellern sieht es ähnlich aus. Sechs der 10 größten Firmen auf dem Gebiet sind in China beheimatet, drei in Südkorea und einer in Japan. Von den 51 wertvollsten KI-Unternehmen hat kein einziges seinen Sitz in einem EU-Land. Wir werden in den kommenden Jahren technologische Quantensprünge bezüglich Energiegewinnung und -speicherung sowie in der Mobilität erleben. Doch allem Anschein nach wird die europäische Wirtschaft in diesen Zukunftsmärkten schlechthin eine untergeordnete Rolle spielen, weil uns – laut Toni Ebner – sogar schon das Aus einer überholten, ineffizienten, umweltschädlichen und uns von totalitären Regimen abhängig machenden Technologie frustet. Mit der Forcierung der Atomkraft würden wir – ungeachtet der Risiken und des ungelösten Endlagerungsproblems – den gleichen wirtschaftspolitischen Fehler wie bei den fossilen Energieträgern machen und uns in die Abhängigkeit großteils diktatorischer oder instabiler Staaten begeben. Die einzig nennenswerten Uran-Förderländer sind nämlich Kasachstan, Kanada, Australien, Namibia, Niger, Russland, Usbekistan und China. Hätten wir allerdings den Rat der Grünen (die übrigens bereits vor Jahren vor der gefährlichen, drohenden Abhängigkeit vor Russland gewarnt hatten, mit entsprechenden Anträgen im Bundestag jedoch an der CDU/CSU/SPD-Mehrheit gescheitert waren) befolgt und auf Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen (und andere erneuerbare Energiegewinnungsformen) gesetzt, hätte uns die durch den russischen Angriff auf die Ukraine verursachte Energiekrise nicht Milliarden, sondern ein müdes Lächeln gekostet, denn die Energiekostensteigerungen hätten sich in einem überschaubaren Rahmen gehalten.

    In Deutschland wurden deshalb die Roten und die Grünen der Koalition des farblosen Kanzlers Olaf Scholz abgestraft. Als neuer Stern am deutschen Himmel strahlt jetzt Friedrich Merz mit seiner CDU. Aber entgegen der mutigen Entscheidung von Emmanuel Macron, in Frankreich nach dem Debakel der Regierungsmehrheit Neuwahlen auszurufen, dürften in Deutschland Rote, Grüne und der liberale Sesselkleber Christian Lindner weiterwursteln, zum Schaden der stärksten Wirtschaft im Euroraum und somit von ganz Europa.

    – Toni Ebner

    Ich bin der letzte, der Olaf Scholz für einen großen Kanzler hält. Aber Fakt ist schon auch, dass die Ampelkoalition jetzt das oben beschriebene Versagen in der Zuwanderungs- und Energiepolitik der Merkel-Jahre ausbaden muss, die das Land der Erfinder, Denker und Nobelpreisträger zu einem infrastrukturellen Entwicklungsland gemacht haben – zumindest was den Technologiebereich betrifft.

    Das paradoxeste an der Geschichte ist, dass jetzt mit Friedrich Merz ein – wie Ebner es ausdrückt – “neuer Stern am deutschen Himmel” strahlt, der exakt Exponent jener rückständigen, fortschrittsfeindlichen Wirtschaftspolitik ist, die Deutschland in diese Misere gebracht hat. Merz möchte weiterhin konsequent den Anschluss verpassen. Er möchte Pferdekutschen fahren, während andere in Raumschiffen unterwegs sind und vom Bock zum Gärtner werden, wenn die nächste, von anderen über Jahre angekündigte, “Das konnte doch niemand vorhersehen”-Krise ansteht.

    Der Wahlsieg der EVP darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rechte gewachsen ist und das stärkste Potenzial hat. Nur eine vernünftige Politik der Mitte, ohne Anbiederung nach Links-Grün, hat Zukunft in Europa.

    – Toni Ebner

    Es gibt im linken Spektrum tatsächlich Elemente, denen man sich nicht anbiedern bzw. auf die man nicht hören sollte. Aber wenn es um wirtschaftliche Entwicklung geht, dann wäre eine “Anbiederung” an grüne Ideen nicht das Dümmste. Jedenfalls hätten wir Milliarden gespart, wären jetzt technologische Vorreiter und nicht in der Abhängigkeit von Despoten, wenn wir das getan hätten, was die Grünen bereits in den 1980er-Jahren gefordert haben. Wohin Merkels “vernünftige Politik der Mitte” Deutschland gebracht hat, sehen wir ja. Zum Glück hat zumindest die EU jetzt entschieden, viel Geld in die Renaturierung zu stecken und zu entsiegeln, anstatt in Zukunft immer größere Hochwasserschäden mit Milliardenaufwand beheben zu müssen.

    Die christlich-sozialen Parteien müssen die Wähler zurückholen, die Rechts gewählt haben, obwohl sie nicht rechts denken. Die beiden wirklich erstarkten Frauen, Marine Le Pen und Giorgia Meloni, darf man jetzt nicht ausgrenzen. Will man den Rechten den Biss nehmen, muss man sie einbinden. Meloni könnte dazu der Schlüssel sein, weil sie gezeigt hat, dass ihr eine pragmatische Politik wichtiger als ihre Stammwählerschaft ist.

    – Toni Ebner

    Es ist in der Tat fraglich, ob konsequentes Ausgrenzen recht(sextrem)e Parteien im Zaum hält oder ob es vielleicht sogar besser wäre, sie einzubinden. Ich habe darauf noch keine Antwort gefunden. In Österreich wurde beides versucht. Genützt hat es wenig. Weder Franz Vranitzkys oder Christian Kerns Ausgrenzungsstrategie noch Wolfgang Schüssels oder Sebastian Kurz’ Einbindungsstrategie haben zu einer dauerhaften Entzauberung der FPÖ geführt. Aber dass Meloni, gerade nach den Enthüllungen um die Jugendorganisation der Fratelli, “der Schlüssel” sein könnte, ist eine gewagte bis gefährliche Annahme.

    Erfreulich ist der Wahlerfolg der SVP und ihres Spitzenkandidaten Herbert Dorfmann. Der Wähler hat den Fleiß von Dorfmann belohnt, der in 3 Legislaturen bewiesen hat, dass ein Südtiroler in Brüssel für das Land wichtig ist.

    – Toni Ebner

    Herbert Dorfmann und die SVP sind Mitglied jener Fraktion (EVP), die Europa zusammen mit den Sozialdemokraten in die Energiekrise geführt hat. Dorfmanns Umwelt- und somit Wirtschaftsbilanz ist zudem desaströs.

    Die Listenverbindung mit Antonio Tajanis reformierter Forza Italia war ein geschickter Schachzug, da Tajanis politische Ehrlichkeit auch von den italienischen Wählern belohnt wurde und Forza Italia jetzt viertgrößte Partei in Italien ist.

    – Toni Ebner

    Ehrlich ist Tajani vor allem dann, wenn es um die Verharmlosung von Faschismus geht.

    Cëla enghe: 01 02 03


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