→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

  • Convenziun: N memorandum ladin.
    »Vorschläge für ein politisch-kulturelles Programm zugunsten der ladinischen Volksgruppe«

    Der laufende Südtirolkonvent ruft verschiedenste politische, gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Akteure auf den Plan, die den TeilnehmerInnen ihre Anregungen für die Überarbeitung des Autonomiestatutes zukommen lassen. So ist nun auch ein umfassendes »ladinisches Memorandum« erschienen, das wir hier in voller Länge wiedergeben.

    Zu den beiden Verfassern:

    • Dr. Lois Trebo ist Schullehrer in Ruhestand, seit den 70er Jahren in ladinischen Kulturvereinen tätig, Autor mehrer Bücher über Volks- und Brauchtum sowie unzähliger Beiträge in der ladinischen Wochenzeitung Usc di Ladins.
    • Dr. Erwin Valentini war in den 70er Jahren Universitätsprofessor in Leuven (Flandern) und hat anschließend fast 30 Jahre lang in Luxemburg mit der Europäischen Kommission im Bereich der automatischen Übersetzung in mehreren Sprachen gearbeitet. Ende der 90er Jahre hat er die Leitung des SPELL (Servisc per la planificazion y elaborazion dl lingaz ladin) übernommen und das Projekt 2003 mit der Veröffentlichung von Grammatik und Wörterbuch des Ladin Standard abgeschlossen.


    Präambel
    Ursachen des Rückgangs der ladinischen Sprache

    Die Bedürfnisse der ladinischen Volksgruppe sind weitgehend bekannt, wie auch die Maßnahmen, die dazu geeignet wären, der progressiven Schwächung der ladinischen Sprache entgegenzuwirken. Hier seien einige Ursachen, die für den Rückgang der Sprache verantwortlich sind, erwähnt:

    • Zersplitterung Ladiniens in verschiedene politisch-rechtliche Körperschaften: 2 Regionen, 3 Provinzen, 5 Talgemeinschaften; dies trägt zum Auseinanderdriften der ladinischen Täler bei (z.B. Sprachnormierung).
    • Es fehlt ein politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum in Ladinien.
    • Unterschiedliche sprachliche, kulturelle und schulische Ausrichtung der ladinischen Täler.
    • Sprachpolitische Verselbstständigung der verschiedenen Idiome mit Bildung lokaler Identitäten.
    • Es fehlt die politische Anerkennung einer Einheitssprache.
    • Großer Einfluss der anderssprachigen Medien und des Verlagswesens.
    • Ladinien fehlt, im Gegensatz zu den anderen Volksgruppen, ein sprachliches Hinterland, aus dem es wesentliche Kulturgüter (z.B. Sprach- und Schulmittel, Literatur, Fernsehprogramme, usw.) schöpfen könnte, was vor allem für die Modernisierung und den Ausbau der Sprache nützlich wäre.
    • Mangelhafte Präsenz des Ladinischen im öffentlichen Leben und im privatwirtschaftlichen Bereich.
    • Zuwanderung Anderssprachiger.
    • Abwanderung von Ladinern.
    Ein gesamtladinischer Ansatz ist erforderlich

    Die ladinischen Täler Val Badia, Gherdëina, Fascia, Fodom mit Col St. Lizia und Anpezo bilden trotz ihrer teilweise unterschiedlichen politischen, sozialen und kulturellen Ausrichtung einen einheitlichen Kultur- und Sprachraum. Die Erhaltung und Förderung der ladinischen Sprache und Kultur verlangt deshalb grundsätzlich einen ganzheitlichen Ansatz; Teillösungen, wenn sie nicht Teil eines ganzheitlichen Förderungskonzeptes sind, sind sogar dazu geeignet, die bestehende Zersplitterung zu verstärken und somit den Zusammenhalt Ladiniens zu gefährden. Die ladinische Kulturpolitik muss deshalb danach streben, einen weitgehend einheitlichen rechtlichen Rahmen für alle ladinischen Täler zu schaffen, als Voraussetzung für eine einheitliche Handhabung der Rechte und Bedürfnisse der ladinischen Volksgruppe. Die statutarischen Rechte der Ladiner Südtirols (Badia und Gherdëina) und des Trentino (Fascia) sollen langfristig vereinheitlicht und den Ladinern Venetiens (Fodom, Col St. Lizia und Anpezo) zuerkannt werden. Dies könnte gewährleistet werden, wenn die drei ladinischen Gemeinden Venetiens an Südtirol angeschlossen würden. Die Wiedervereinigung ist eine Grundforderung, die die ladinische Bevölkerung in den entscheidenden Momenten ihrer Geschichte erhoben hat:

    • 1918: Forderung des Selbstbestimmungsrechts durch die ladinischen Bürgermeister;
    • 1946: Kundgebung auf dem Sellajoch gegen die Zersplitterung und für die Wiedervereinigung der Ladiner;
    • 2007: Referendum in den ladinischen Gemeinden Venetiens für deren Anschluss an Südtirol.

    Diese historische Forderung umzusetzen, sollte eine vorrangige Aufgabe der Politik und insbesondere der Lia di Comuns Ladins (Verband der ladinischen Gemeinden) sein.

    Rechte, Forderungen, Bedürfnisse

    Es muss klar unterschieden werden, welche Rechte den Ladinern laut Gesetz (Verfassung, Autonomiestatut, Durchführungsbestimmungen, etc.) zustehen und welche Forderungen sich aus dem allgemeinen Prinzip der Gleichstellung der drei Sprachgruppen und des Schutzes der Sprachminderheiten ergeben. Was die gesetzlich verankerten Rechte betrifft, soll deren Umsetzung eingefordert werden, wenn nötig mit gerichtlicher Hilfe; Förderungsmaßnahmen zugunsten von Sprache und Kultur sollen in Rahmen des politischen Dialogs zwischen Minderheit und Mehrheit beantragt und konkretisiert werden. Seitens der Politik werden jedoch nicht nur Ankündigungen von allgemeinen Grundsätzen und guten Absichten erwartet, diese müssen auch in die Tat umgesetzt werden. Die Bedürfnisse der ladinischen Minderheit dürfen nicht nach einem rein numerischen Proporz gemessen werden, sie sind teilweise anders und verhältnismäßig viel größer als diejenigen der anderen zwei Volksgruppen in Südtirol. Übrigens gilt das Prinzip, dass eine Demokratie danach bewertet wird, wie sie mit den Bedürfnissen ihrer Minderheiten umgeht.

    A. Politische Maßnahmen zugunsten der Ladiner
    A.1 Gesamtladinien
    1. Die autonomen Länder Südtirol und Trentino und die Region Venetien sollen sich in Rom für den Wiederanschluss der drei ladinischen Gemeinden von Belluno an Südtirol stärker einsetzen; der im Jahre 2007 bei einer Volksabstimmung in den drei Gemeinden bekundete Wille (über 80% für den Anschluss) darf nicht ignoriert werden; das 1923 von den Faschisten begangene Unrecht der Aufteilung der Ladiner soll endlich aus der Welt geschafft werden; das Thema müsste in Rom zur Sprache gebracht und auf die Tagesordnung des Parlamentes gesetzt werden.
    2. Im Rahmen der laufenden Parlamentsreform bzw. der Wahlgesetze und des Autonomiestatutes soll die Errichtung eigener Wahlkreise für die 18 Gemeinden und 3 Ortschaften des ladinischen Territoriums angestrebt werden.
    3. Die autonomen Länder Südtirol und Trentino und die Region Venetien sollen gesamtladinische Initiativen und Organisationen fördern und eine Infrastruktur schaffen, die zu einer breiteren Zusammenarbeit zwischen den Tälern und zu einer Stärkung der politischen und kulturellen Einheit Ladiniens führen können.
    4. Die Lia di Comuns Ladins soll mit konkreten Befugnissen und Mitteln ausgestattet werden. Sie soll sich dafür einsetzen, dass den Ladinern aller Täler die gleichen Rechte zuerkannt werden.
    5. Die autonomen Länder Südtirol und Trentino und die Region Venetien sollen die Union Generela di Ladins dla Dolomites als kulturelle Vertreterin aller Dolomitenladiner im Sinne des Art.3.1. des Minderheitenschutzgesetzes 482/1999 und auch als Ansprechpartnerin der Lia di Comuns Ladins anerkennen, nach dem Muster der Lia Rumantscha in Graubünden.
    6. Die ladinischen Passstraßen sollen durch bauliche Maßnahmen so gesichert werden, dass sie das ganze Jahr befahrbar sind. Die Einführung einer allgemeinen Maut oder anderer Verkehrsbeschränkungen führt nur zu einer zusätzlichen gegenseitigen Abschottung der ladinischen Täler und der Ladiner.

    Liej inant / Weiterlesen / Continua →



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • CPI: Gewalt und systematische Verharmlosung.

    Vor wenigen Tagen soll ein Stadtviertelrat der faschistischen CasaPound (CPI) einen Jugendlichen krankenhausreif geschlagen haben. Das will die Polizeieinheit DIGOS herausgefunden haben.

    Die rechtsextremistische Organisation leugnet den Vorfall zwar und stellt sich demonstrativ hinter den Beschuldigten, es war aber nur eine Frage der Zeit, bis Derartiges — wieder! — vorfällt. Der mutmaßliche Täter, Davide Brancaglion, soll bereits am Hinterhalt beteiligt gewesen sein, bei dem im vergangenen März drei linke Jugendliche von mehreren Neofaschisten brutal zusammengeschlagen worden waren. Der spätere Stadtviertelrat soll einen gerichtlichen Vergleich abgeschlossen haben.

    Wie ist es möglich, dass offen demokratiefeindliche und einschlägig Verurteilte — ohne nennenswerten Widerstand der anderen Parteien — in unseren demokratischen Institutionen sitzen? Der ehemalige Gemeinderat Andrea Bonazza ist gar wegen Wiederbetätigung vorbestraft.

    Bolzano Antifascista, an der Organisation der gelungenen antifaschistischen Kundgebung vom 23. Jänner in Bozen beteiligt, kritisiert nun die auflagenstarke Tageszeitung A. Adige scharf für ihre verharmlosende Berichterstattung. Das Blatt habe — so die Antifaschisten in einem Facebook-Eintrag — die »Entschuldigung« der Neofaschisten wiedergegeben, wonach der verprügelte Jugendliche dabei gewesen sei, eine Wand zu besprühen. Als ob dies irgendetwas rechtfertigen könnte. Außerdem verweise der A. Adige mehrmals auf die Unschuldvermutung — die zwar aus gerichtlicher Sicht gelten muss, aber bei einem Politiker im Rahmen einer politisch motivierten Tat kaum gerechtfertigt ist — und verschweige gleichzeitig systematisch die Vorstrafen des Verdächtigten.

    hatte den A. Adige schon mehrmals für seine gezielt verharmlosenden Darstellungen kritisiert, im Rahmen derer die Neofaschisten sogar als Mitterechtsbewegung bezeichnet wurden. Zudem hatten wir auch die Verantwortung derjenigen »Intellektuellen« und Politiker angeprangert, die trotz dieser unleugbaren Tatsache weiterhin mit dem Tagblatt zusammenarbeiten.

    Doch auch ein seinem Selbstverständnis nach progressives Medium wie Salto hat es kürzlich geschafft, eine Pressemitteilung von CasaPound weitgehend unkritisch zu übernehmen, in der im Zusammenhang mit der Prügelei die angeblich positiven Seiten der neofaschistischen Bewegung (und des beschuldigten Stadtviertelratsmitglieds) in den Vordergrund gestellt werden.

    Heute schließlich schaffte es der A. Adige gar, unkommentiert Teile aus einem skandalösen Dokument des italienischen Innenministeriums zu zitieren, das die politische »Arbeit« von CasaPound unglaublicherweise in hohen Tönen lobt, während die Schuld für Ausschreitungen auf die linken Gegenbewegungen geschoben wird. Dies, während die Neofaschisten in Südtirol immer ungenierter ihre Gewaltexzesse ausleben.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Open Spaces: Kommet doch all’.

    Wie Markus Lobis (Demos Brixen) war auch ich am Samstag bei der Konventveranstaltung in Bruneck, weil ich den Termin in Brixen nicht wahrnehmen kann. Anders als der ehemalige Gemeinderat bin ich aber leider außerstande, genaue (und despektierliche) Angaben zu geografischer Herkunft und Vereinszugehörigkeit der Teilnehmerinnen zu machen.

    Doch Lobis’ Einschätzung, dass Selbstbestimmungsgegnerinnen und Progressive (zu) dünn gesät waren, teile ich voll und ganz — wobei ich wohltuend feststellen konnte, dass diese beiden Gruppen nicht deckungsgleich sind. Nicht nur wegen der Anwesenheit von lern.

    Ob Bruneck für die weiteren Veranstaltungen des Konvents repräsentativ war, kann man natürlich nicht voraussagen. Die Vielfalt an Positionen, die in der Südtiroler Gesellschaft zweifelsfrei vorhanden sind, war am Samstag jedoch ganz sicher nicht angemessen abgebildet. Das gilt übrigens auch:

    • für die unterschiedlichen Sprachgruppen, wobei wenigstens mehrere Ladinerinnen aus dem unteren Gadertal ihren Weg nach Bruneck gefunden haben;
    • für die Geschlechter, da nur sehr wenige Frauen anwesend waren.

    Die Teilnehmenden ob ihrer angeblichen oder tatsächlichen »Organisiertheit« zu verurteilen, halte ich für keine wirklich gute Idee. Wäre die Gruppe der, nennen wir es konservativen Selbstbestimmungsbefürworterinnen, nicht gekommen, hätte man die Brunecker Veranstaltung ohne weiteres in einer Telefonzelle abhalten können.

    Erstaunlich und bedauerlich ist vielmehr, dass sich die Befürworterinnen von mehrsprachigen Schulexperimenten, der Beibehaltung faschistischer Ortsnamen oder des Verbleibs beim Nationalstaat Italien offenbar kaum aus ihren warmen Stuben locken lassen, um in einem partizipativ-demokratischen Prozess mit Andersdenkenden in einen konstruktiven Dialog zu treten.

    Es wäre schön, wenn sie diese nahezu einmalige Gelegenheit in Brixen, Meran, Neumarkt, La Ila und Bozen wahrnehmen würden.

    Cëla enghe: 01 02 03



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Südtirol mitgestalten.
    Themen des Südtirolkonvents

    Hier im Lichte des laufenden Südtirolkonvents der Versuch einer Zusammenfassung jener Forderungen, die wir während der letzten Jahre erhoben haben und deren Formulierung möglicherweise zur Überarbeitung des Autonomiestatuts gehören sollte. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Hierarchie.

    • Anerkennung der Euregio und Ermöglichung grenzüberschreitender Institutionen (einschließlich demokratisch legitimierter Landtage);
    • Möglichkeit der freien Delegierung von Landeszuständigkeiten an die Euregio;
    • Überführung der derzeitigen Region in die Euregio;
    • Anerkennung der Selbstbestimmung der ladinischen, ehemals zu Tirol und zur Diozöse Brixen gehörenden Gemeinden von Souramont (Anpezo, Col, Fodom) und Ermöglichung der Angliederung;
    • Einrichtung eines Selbstverwaltungsorgans der LadinerInnen (nach dem Vorbild des Comun General de Fascia oder — besser — des Conselh Generau d’Aran) mit der Möglichkeit der Einbeziehung von Souramont und Fascia;
    • Zusammenfassung von Gherdëina und Badia (sowie Souramont zum Zeitpunkt der Rückgliederung) zu einer Bezirksgemeinschaft sowie Verpflichtung, die Selbstverwaltung der LadinerInnen zu achten (etwa bei der Neugliederung der Tourismusvereine);
    • Gebot der Förderung von Zusammenarbeit mit anderen ladinischen Regionen (Graubünden, Friaul);
    • Ausnahme Südtirols aus der nationalen »Suprematie« (»nationales Interesse«) und Abschaffung der Unterwerfung primärer Zuständigkeiten an die allgemeinen Reformen der Republik;
    • Verankerung einer Selbstbestimmungsklausel über die staatliche Zugehörigkeit Südtirols;
    • Definition direktdemokratischer und deliberativer Mitbestimmungsinstrumente;
    • Primäre Zuständigkeiten:
      • Kultur;
      • Schule (auch als eine der Voraussetzungen für eine mehrsprachige Schule), Bildung, Universität, Wissenschaft und Forschung;
      • Umwelt;
      • Landwirtschaft;
      • Jagd und Fischerei;
      • Wirtschaft und Finanzen;
      • Öffentliche Sicherheit und Polizei, einschließlich Gerichtspolizei;
      • Arbeit und Arbeitsmarkt;
      • Regulierung des Bankwesens;
      • Energie;
      • Kommunikationswesen;
      • Internationale Kooperation und Entwicklungshilfe;
      • Gesundheitswesen und Sozialsysteme;
      • Lebensmittelsicherheit;
      • Justiz;
      • Handel, einschließlich Außenhandel;
      • Reglementierung des Universalpostdienstes;
      • Führung und Reglementierung von Berufsverzeichnissen;
      • Orts- und Flurnamensgebung, ohne Einschränkungen (eventuell mit Delegierung an die Gemeinden);
      • Sport, einschließlich Bildung eines unabhängigen olympischen Komitees und Schaffung von international antretenden Teams;
      • Tarif- bzw. Kollektivverträge;
      • Integration und Inklusion von ZuwanderInnen;
      • Umsetzung von EU-Recht;
      • Gemeindeordnung;
    • Wenigstens sekundäre Zuständigkeit in der Außenpolitik;
    • Wenigstens ergänzende bzw. bereichsweise Zuständigkeit im Zivil- und Strafrecht;
    • Steuer- und Finanzhoheit;
    • Sozialfürsorge (Übernahme NISF);
    • Konsumentinnenschutz, einschließlich der Mehrsprachigkeit;
    • Definition der Aufgaben, die den Gemeinden obliegen;
    • Vollständige Demilitarisierung Südtirols, Übergang militärischer Liegenschaften in Südtirol in Landesbesitz;
    • Transparenz und Korruptionsbekämpfung;
    • Abschaffung des Regierungskommissariats;
    • Gebot der Förderung deutschsprachiger Minderheiten in anderen Regionen des Staates sowie der Vernetzung (eventuell Einrichtung von Stipendien fürs Studium an der Universität Bozen);
    • Gebot der Unterstützung nationaler Minderheiten in anderen Staaten;
    • Materieller Übergang der Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Autobahn, Bahninfrastruktur, Flugplatz…) an das Land und Übernahme der betreffenden Zuständigkeiten;
    • Mögliche Verankerung des Kollegialitätsprinzips (in der Landesregierung, evtl. auch in den Gemeinden etc.);
    • Verpflichtung des Landes zur Gemeinwohlorientierung und zur Förderung regionaler Kreisläufe;
    • Landesbezeichnung:
      • Umbenennung der »Autonomen Provinz Bozen – Südtirol« in »Land Südtirol« (unter anderem in Anerkennung der Tatsache, dass sich Italien von den gewöhnlichen Provinzen verabschiedet hat);
      • Änderung der offiziellen italienischen Landesbezeichnung in »Sudtirolo« (oder zumindest die Einführung dieser Bezeichnung neben der bestehenden);
    • Ausnahme sämtlicher in Südtirol anwesender Institutionen und anderer Akteure, die Staatsflagge zu hissen; Ausnahme der Südtiroler BürgermeisterInnen von der Verpflichtung, die Trikolore umzuhängen;
    • Abschaffung der Einschränkung, wonach nur der italienische Wortlaut von Gesetzen rechtswirksam ist;
    • Eigenständige Definition öffentlicher Feiertage;
    • Ermöglichung von affirmative action (positiver Diskriminierung);
    • Eventuelle Regionsbürgerschaft bzw. Ansässigkeitsklauseln (zum Beispiel für den Immobilienerwerb);
    • Gebot zur Dezentralisierung der Landesdienste;
    • Gleichstellung der ladinischen Sprache im Landtag;
    • Anspruch auf Gebrauch der ladinischen Sprache gegenüber der Landesverwaltung;
    • Verpflichtung des Landes, Mehrsprachigkeit auch über gesetzliche Zwänge hinaus zu fördern (zum Beispiel in Verhandlungen mit privaten Akteuren, durch Förderungen etc.);
    • Wege der Autonomiereform (Statutshoheit, Partizipation);
    • Schaffung eines paritätisch beschickten Richterorgans zur Klärung von Streitigkeiten zwischen Staat und Land (statt des Verfassungsgerichts);
    • Übertragung der Zuständigkeit zur Umsetzung der Autonomie an den Landtag (keine staatlichen Durchführungsbestimmungen).


    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Korruption in Europa laut Transparency International.
    Corruption Perceptions Index 2015

    Am Mittwoch hat Transparency International seinen neuen Korruptionsindex für das Jahr 2015 veröffentlicht. Was unseren Kontinent betrifft, erweisen sich die nordischen Länder als absolute Spitzenreiter. Sowohl die drei besten, als auch insgesamt sieben der ersten zehn Staaten zählen weniger als 10 Millionen Einwohner. Luxemburg (rd. eine halbe Million Einwohnerinnen) und Island (rd. 300.000 Einwohnerinnen), souveräne Länder in der Größenordnung Südtirols, schaffen es in die europäischen Top 10.

    Italien hat halb soviele Punkte wie Dänemark

    Am schlechtesten schneiden Länder des Balkans (Albanien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Bulgarien, Montenegro, Rumänien, Griechenland) sowie Italien ab. Der Staat, in den Südtirols Autonomie gebettet ist, konnte sich im Vergleich zur letzten Erhebung um einen Punkt auf insgesamt 44 verbessern, liegt jedoch inzwischen EU-weit an vorletzter Stelle vor Bulgarien. Selbst Rumänien und Griechenland schneiden besser ab.

    Der Korruptionsindex hat vielfach Eingang in die akademische Forschung gefunden. Die negativen Auswirkungen der Korruption sind damit folgendermaßen belegt: Ausländische Direktinvestitionen gehen zurück, die Qualität des kulturellen Angebots, des Bildungs- und Gesundheitssystems sinkt, die Produktivität sinkt, Umweltverschmutzung steigt, Militärausgaben steigen, Schattenwirtschaft und Inflation steigen, Einkommen und Vermögen sind ungleicher verteilt und das subjektive Glücksempfinden von Privatpersonen sinkt.

    Wikipedia

    Vielleicht wäre es gut, im Rahmen des Südtirolkonvents auch die Themen Transparenz und Korruptionsbekämpfung anzudiskutieren. Zwar dürfte feststehen, dass unser Land weit vom reststaatlichen Sumpf entfernt ist, die mangelhaften Instrumente zur Vorbeugung und Ahndung von Korruption unterscheiden sich hierzulande jedoch kaum von jenen auf dem übrigen Staatsgebiet. Skandale wie jener um die Landesenergiegesellschaft sollten uns in Alarmbereitschaft versetzen.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Früher anders.
    Quotation

    Im friedlichen Nebeneinander der wirtschaftlich blühenden Region sieht Mazza jedoch auch das Risiko eines Ohneeinander. Denn anders als früher ist heute die Kenntnis der jeweils anderen Sprache nicht mehr erforderlich. Gerade auf dem Land bemühen sich viele nicht mehr, Italienisch zu lernen. “Früher brauchte man im Kontakt mit Carabinieri und auf der Post das Italienische, das ist heute anders.”

    Aus einem Artikel von Bettina Gabbe über Südtirol, erschienen in der Südwest Presse am 4. Jänner 2016.

    Aldo Mazza stammt aus Kalabrien, ist in Kampanien aufgewachsen und lebt in Südtirol. Er ist Mitbegründer des Bozner AlphaBeta-Verlags.

    Es ist unglaublich, wie wenig Medien heute in Recherche investieren und wie sehr sie sich auf Meinungen verlassen, die dann — wie in diesem Falle — das Bild eines ganzen Landes verzerren. Erst im letzten Jahr hatten wir einen Beitrag von Barbara Bachmann in der Zeit kritisiert, der in eine ähnliche Kerbe schlug.

    Frau Gabbe hätte einen Blick in das Sprachbarometer des Landesstatistikinstituts werfen können, um herauszufinden, dass:

    • die Zweisprachigkeit in Südtirol während der letzten zehn Jahre deutlich zugenommen hat;
    • auch die deutschsprachigen Südtirolerinnen die italienische Sprache als die wichtigste im Land bezeichnen, was wohl kaum für ein Ohneeinander spricht;
    • die Zweisprachigkeit im Amt sich drastisch und zu Lasten der deutschen Sprache verschlechtert hat, weshalb es nicht stimmt, dass man heute im Kontakt mit Carabinieri und auf der Post das Italienische nicht mehr braucht.

    Auch Herrn Mazza würde ein Blick in das umfassende statistische Werk wohl nicht schaden.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL