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  • Transit: Italien verklagt Österreich.

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    Die italienische Regierung hat den ersten formalen Schritt gemäß Artikel 259 des Vertrags über die Arbeitsweise der EU gesetzt, um Österreich wegen der Transitbeschränkungen in Nordtirol vor dem EuGH verklagen zu können. Auf Fingerzeig von Verkehrsminister Matteo Salvini (Lega), der diese aggressive Vorgehensweise immer wieder angekündigt hatte, befasst Italien zunächst die EU-Kommission mit der Angelegenheit. Die hat drei Monate Zeit, um ein kontradiktorisches Verfahren einzuleiten und eine Stellungnahme abzugeben. Anschließend kann Italien vor den EuGH ziehen.

    Es ist das erste Mal überhaupt, dass Italien in dieser Form gegen ein anderes EU-Mitglied vorgeht. Dass dies gerade geschieht, um Umweltschutzmaßnahmen zu torpedieren, spricht Bände.

    Äußerst bemerkenswert ist dabei, dass LH Arno Kompatscher (SVP), der sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hatte, nun in der eigenen Regierung Seite an Seite mit denen sitzt, deren Parteien für diesen Frontalangriff auf unsere Umwelt, auf unsere Gesundheit und auf das Klima — kurzum auf unsere Lebensgrundlagen — verantwortlich sind. In der Landesregierung sind diese Herrschaften zudem ausdrücklich wegen der guten Verbindung nach Rom, die sie angeblich gewährleisten.

    Doch es scheint längst keinen Widerspruch mehr zu geben zwischen dem Anspruch, der nachhaltigste Landesvater ever sein zu wollen und der Realität, mit denen gemeinsame Sache zu machen, die so engagiert wie nie jemand zuvor gegen dieses Ziel ankämpfen. Ein wenig Situationselastik wird doch wohl noch gestattet sein; schließlich haben wir ja eine schöne Präambel vors Koalitionsprogramm gesetzt, die muss fürs Erste reichen.

    Österreich, Südtirol, den Alpen und im Grunde ganz Europa ist zu wünschen, dass die italienische Klage ein ganz großer Rohrkrepierer wird.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Tina, Milo & the Flag.

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    2 Comentârs → on Tina, Milo & the Flag.

    Laut Tagesschau von Rai Südtirol hatten die Maskottchen von Olympia 2026, Tina und Milo, heute ihren ersten Auftritt in Südtirol: beim Hockeyspiel Pustertal gegen Bozen in der Brunecker Intercable Arena. Antholz und die Landeshauptstadt sollen folgen.

    Bildausschnitt Tagesschau vom 13.02.2024 (22.10 Uhr), Rai Südtirol

    Was nicht fehlen durfte, ist der allgegenwärtige banale Nationalismus. Die beiden Wiesel, die die Olympischen und die Paralympischen Spiele von Mailand und Anpezo repräsentieren, tragen jeweils eine Art Schal mit gut sichtbarer grünweißroter Flagge.

    Quelle: Olympics.com

    Das machen doch alle Austragungsorte so. Oder? Nicht wirklich: Wer sich durch die inoffiziellen (bis 1968) und offiziellen (ab 1972) olympischen Maskottchen klickt, wird feststellen, dass so gut wie alle ohne Nationalfarben ausgekommen sind. Nur bei drei weiteren war bzw. ist dies nicht der Fall: Sam (Los Angeles 1984, eine Anspielung auf Uncle Sam), Hidy und Howdy (Calgary 1988) und die Phryges (Paris 2024). Die anderen — einschließlich Neve, Glitz und Aster von Turin 2006 — waren flaggenfrei. Das Maskottchen von Montréal 1976, Amik, trug sogar einen Namen in der Algonkin-Minderheitensprache der indigenen Bevölkerung.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02



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  • Natürlich keine Sportautonomie.

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    Wenige Wochen vor der Landtagswahl hatte der italienische Ministerrat um Giorgia Meloni letzten September eine Durchführungsbestimmung (DFB) genehmigt, die uns die Landesregierung als »Umsetzung der Sportautonomie« verkaufen möchte. Konkret verfügt die Norm jedoch lediglich

    • eine organisatorische Anpassung des Italienischen Nationalen Olympischen Komitees (INOK/CONI) an die Realität seit 1972 (!), dass Südtirol und Trentino autonome Provinzen und keine gewöhnliche (autonome) Region sind;
    • dass das INOK unter Wahrung seiner Autonomie den »sprachlichen Besonderheiten der Gebiete« Rechnung tragen muss;
    • die Anerkennung des Verbands der Sportvereine Südtirols (VSS) und der Unione società sportive altoatesine (Ussa) als Sportfördereinrichtungen;
    • die Kontrollfunktion des Landes über VSS und Ussa.

    Das mag für VSS und Ussa eine wichtige Errungenschaft sein, doch im Grunde kann von einer tatsächlichen Autonomie und größeren Spielräumen gegenüber dem NOK — statt nur innerhalb des NOK — kaum die Rede sein. Noch nicht einmal eine sprachliche Gleichstellung wurde erreicht, sondern lediglich eine alles und nichts (aber vor allem: nichts) sagende Berücksichtigung von »Besonderheiten«. Erstaunlicher als die neue Durchführungsbestimmung an sich scheint mir die Tatsache, dass eine angebliche Vorzeigeautonomie so banale Anpassungen überhaupt erst erkämpfen musste. Mit einer Sportautonomie, wie sie etwa Schottland, Wales, Nordirland oder die Färöer genießen, hat das alles absolut gar nichts zu tun. Eher schon ist das Gegenteil ist der Fall. Nicht von ungefähr bejubelte Postfaschist Alessandro Urzì (FdI), seines Zeichens Vorsitzender der Sechserkommission, die neue DFB mit großer Genugtuung:

    Mit dieser Norm wird selbstverständlich jede Idee von Sport-‘Separatismus’ hinfällig und alles bleibt fest in den Händen des CONI, wenn auch mit einer funktionaleren Gliederung auf Landesebene.

    – Alessandro Urzì (FdI)

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    Con questa norma ovviamente viene a decadere ogni ipotesi di ‘separatismo’ sportivo rimanendo tutto saldamente in capo al coni, sebbene con le articolazioni più funzionali a livello provinciale.

    – Alessandro Urzì (FdI)

    Die zahme Minderheit kriegt ein paar Leckerlis, damit sie im Gegenzug umso loyaler das Stöckchen holt.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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  • Haudenosaunee wollen zu Olympia.

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    0 Comentârs → on Haudenosaunee wollen zu Olympia.

    Die Sportart Lacrosse ist schon Jahrhunderte alt und geht auf die sogenannten First Nations zurück, die auf dem Gebiet um die Großen Seen in Nordamerika siedel(te)n. Heute gilt der Mannschaftssport, der sich seit einigen Jahren auch in Europa verbreitet, in Kanada als offizieller Nationalsport — und ist in dieser Eigenschaft das sommerliche Pendant zum Eishockey. Bei den Olympischen Spielen von 2028 in Los Angeles soll die traditionsreiche Disziplin nach langer Zeit wieder zu sehen sein, und zwar wie 1904 und 1908 als vollwertige Wettkampfsportart und nicht, wie zuletzt 1948 in London, als Demonstrationssport. Die Haudenosaunee, eine Konföderation von sechs irokesischen Nationen in den heutigen USA und Kanada, erheben in diesem Zusammenhang den Anspruch, gemeinsam unter eigener Flagge an den olympischen Lacrosse-Bewerben teilnehmen zu dürfen und nicht für eines der beiden Länder. Das ist ein Modell, das bei anderen Bewerben schon seit den 1980er Jahren praktiziert wird, so etwa bei den World Games, wo die Haudenosaunee mit eigenen Teams antreten. Unterstützung für eine unabhängige Teilnahme an Olympia 2028 kommt auch von weit oben: US-Präsident Joe Biden befürwortet die grenzüberschreitende Mannschaft der Ureinwohnerinnen nicht nur, sondern richtete einen offiziellen Aufruf an das IOK, ihre Teilnahme zu gestatten. Bisher haben sich die Verantwortlichen zu dem Wunsch noch nicht geäußert. Die Erfolgschancen sollen dabei eher mäßig sein, da ausgerechnet bei Olympischen Spielen, die ja für sich beanspruchen, im Dienste der Völkerverständigung zu stehen, mit die strengsten Regeln gelten und fast ausschließlich anerkannte, souveräne Staaten teilnahmeberechtigt sind. Auch Schottland, Nordirland, Wales und England dürfen etwa nur gemeinsam als Vereinigtes Königreich antreten. Dennoch sind die Haudenosaunee (wie die Färöer) guter Dinge, dass ihr Traum letztendlich in Erfüllung gehen wird.


    Hierzulande wäre eine Unterstützung vonseiten des Staates für eine unabhängige Teilnahme an internationalen Bewerben kaum vorstellbar. Im Gegenteil werden sportliche Erfolge von Südtirolerinnen pünktlich genutzt, um ihre Loyalität und Bindung an den Nationalstaat zu vertiefen. So steht schon im Raum, dass Tennisprofi Jannik Sinner bei den Sommerspielen in Paris 2024 italienischer Fahnenträger sein soll. Selbst die Nutzung einer einzigen Sportanlage in einer Nachbarregion1Eiskanal in Igls oder San Murezzan/St. Moritz bei den Olympischen Spielen 2026 von Mailand und Anpezo wird als inakzeptabel betrachtet.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02

    • 1
      Eiskanal in Igls oder San Murezzan/St. Moritz


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  • Öffentliche Dienste verweigern deutsche Sprache.
    Riesiges Ungleichgewicht

    Im Jänner hatte das Statistikinstitut des Landes (Astat) Daten über die Zufriedenheit der Bürgerinnen mit den öffentlichen Diensten 2023 ( Astat-Info 01/24) veröffentlicht. Den Aspekt der Digitalisierung hatte ich bereits herausgegriffen und thematisiert. Unter den Hauptgründen für die Unzufriedenheit der Bürgerinnen mit Diensten, die sie tatsächlich beansprucht haben, befindet sich auch die unzureichende Zweisprachigkeit.

    Für vier Bereiche (Gesundheitsdienst, Landesverwaltung, Post, NISF) hat mir das Astat freundlicherweise die nach Sprachgruppe der Befragten aufgeschlüsselten Daten zur Verfügung gestellt. Um die Effektivität des Minderheitenschutzes zu bewerten, ist diese Information meines Erachtens von großer Wichtigkeit.

    Eindeutiger könnte das Bild kaum sein: Sowohl bei Landes- als auch bei staatlichen Diensten sind es vor allem die deutschsprachigen Südtirolerinnen, die ihre Unzufriedenheit auf die mangelnde Zweisprachigkeit des Personals zurückführen. Italienischsprachige Südtirolerinnen sind mit dem Problem offenbar fast gar nicht konfrontiert, beziehungsweise in einem Ausmaß11-2% der Unzufriedenen, das eine mehrsprachige Verwaltung selbst im Idealfall wohl kaum unterbieten könnte. Erschreckend ist zudem vor allem das Ungleichgewicht: Bei der Post, mit deren Diensten 42% der Befragten »kaum«229% oder »gar nicht«313% zufrieden sind, konstatierten Deutschsprachige 13 Mal (!) öfter mangelnde Zweisprachigkeit als ihre italienischsprachigen Mitbürgerinnen.413% zu 1%. Beim NISF beträgt dieses Missverhältnis 12:1, beim Gesundheitsdienst 9½:1 und bei der Landesverwaltung 8:1 — in einem Land, in dem die große Mehrheit der Bevölkerung und (zumindest theoretisch) auch der öffentlichen Bediensteten der deutschen Sprachgruppe angehören. Ein klareres Indiz für die Minorisierung der deutschen Sprache in Südtirol könnte es kaum geben. Dabei sind mindestens zwei Koalitionspartner der SVP in der neuen Landesregierung (FdI und Uniti/Lega) sogar der Auffassung, dass die Italienerinnen (also die Titularnation!) die eigentliche Minderheit seien.

    Eine gleichmäßiger auf die Sprachgruppen verteilte Unzufriedenheit mit der Erfüllung der Sprachenrechte wäre aus Sicht des Minderheitenschutzes bei weitem nicht so alarmierend wie die hier dokumentierte Situation, der zufolge selbst bei Landesdiensten eindeutig die staatliche Mehrheitssprache bevorzugt wird. Italienisch und Deutsch (in dieser Reihenfolge) spielen tatsächlich in zwei unterschiedlichen Ligen.

    Zudem ist darauf hinzuweisen, dass die hier angegebenen Zahlen noch gar nicht ein vollständiges Gesamtbild abgeben, da nur diejenigen, die angegeben hatten, mit einem Dienst insgesamt unzufrieden gewesen zu sein, nach den Gründen für ihre Unzufriedenheit gefragt wurden. Minderheiten sind darüber hinaus grundsätzlich (und notgedrungen) »toleranter« als Mehrheitsgesellschaften, wenn ihnen Sprachrechte verweigert werden, womit zumindest vermutet werden kann, dass insbesondere Deutschsprachige unzureichende Zweisprachigkeit in vielen Fällen per se nicht einmal zum Anlass nehmen, einen Dienst negativ zu bewerten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02

    • 1
      1-2% der Unzufriedenen
    • 2
      29%
    • 3
      13%
    • 4
      13% zu 1%


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  • Leiter Reber stimmt nicht für Regierung.
    Kompatscher III

    Erst kürzlich hatte sich der Landtagsabgeordnete Andreas Leiter Reber (F) im Laufe eines Interviews mit Rai Südtirol von FdI distanziert.

    Bei sachpolitischen Themen sei er durchaus kompromissbereit, aber wenn es um bestimmte Wertvorstellungen gehe, gebe es Grenzen. Den (überzogenen) »Pragmatismus« der SVP bezeichnete er als »gefährlich«.

    Während er noch kürzlich für die Bestätigung von Arno Kompatscher (SVP) als Landeshauptmann gestimmt hatte, enthielt er sich heute bei der Wahl der Landesregierung, zu der auch Parteikollegin Ulli Mair gehört. Die ohnehin knappe Mehrheit von 19 Abgeordneten ist also schon bei der Wahl der Regierung, die im Gesamtpaket erfolgt, auf das absolute Minimum (18 von 35) geschrumpft. Enthalten hat sich neben Leiter-Reber auch Andreas Colli (JWA).

    Dabei kam es auch noch zu einer kleinen Panne: Da Leiter Reber der Meinung war, es handle sich um eine Probeabstimmung, stimmte er für die Regierung, gab dann aber unverzüglich zu Protokoll, dass er sich eigentlich enthalten wollte, wenn es sich bereits um die endgültige Abstimmung gehandelt hat.

    Ob die offizielle Zählung 18 oder 19 Stimmen verzeichnet, ist nun eigentlich einerlei. Die neue Regierung wäre auch mit 18 Stimmen gewählt gewesen, doch die Absicht von Leiter Reber wiegt bereits wie ein Damoklesschwert auf der Mehrheit von SVP und Recht(sextrem)en.

    Sofort im Anschluss an die Wahl der Landesregierung scheiterte die Mehrheit übrigens in anonymer Wahl gleich zweimal an der Wahl von Arnold Schuler (SVP) zum neuen Landtagspräsidenten. Erst im dritten Wahlgang wurde er ohne absolute Mehrheit — trotz Patt mit seinem Vorgänger Josef Noggler (SVP) — mit nur 17 Stimmen gewählt.1Bei Stimmengleichheit gilt jener Kandidat als gewählt, der bei der Landtagswahl mehr Vorzugsstimmen hatte. Ganz ähnlich lief es dann auch bei der Wahl seines Stellvertreters Angelo Gennaccaro (Civica), der erst im dritten Anlauf 19 Stimmen erhielt.

    Am 24. Jänner hatte Südtirol Online Magdalena Amhof (SVP) wegen des Rückziehers von Parteikollegin Waltraud Deeg gefragt, ob Arno Kompatscher »den Laden nicht zusammenhalten« kann. Ihre Antwort war dann wohl etwas unvorsichtig:

    Doch, das kann er schon und das wird er auch damit beweisen, dass wir weiterhin 19 Mandatarinnen und Mandatare in dieser Mehrheit sind.

    – Magdalena Amhof (SVP)

    Siehe auch: 01

    • 1
      Bei Stimmengleichheit gilt jener Kandidat als gewählt, der bei der Landtagswahl mehr Vorzugsstimmen hatte.


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  • Sinners nationalistische Heiligsprechung.

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    1 Comentâr → on Sinners nationalistische Heiligsprechung.

    Mit Jannik Sinner hat ein Südtiroler eine beeindruckende sportliche Leistung erbracht. Schon zeigt sich, wie perfekt in Rom die Maschinerie der politischen und nationalen Vereinnahmung funktioniert, der er sich so gut wie nicht entziehen könnte, egal ob er es möchte.

    Bei der Rückkehr aus Australien wird Sinner von Sportminister Andrea Abodi (parteilos) empfangen, weiter geht es zu Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (FdI), die ihm — eine Reihe von fünf grünweißroten und zwei Europaflaggen im Rücken — eine weitere Nationalflagge in die Hand drückt, um sie mit ihm gemeinsam in die Kamera zu halten. Umarmung folgt. Nächste Station ist bei Außenminister Antonio Tajani (FI), der Sinner eine Plakette übergibt, auf der neben dem Staatswappen gleich dreimal die Trikolore zu sehen ist — womit er ihn kurzerhand zum »Botschafter des italienischen Sports in der Welt« ernennt. Senatspräsident Ignazio Benito La Russa (FdI) erklärt Medien gegenüber, Sinner habe die Tatsache »geheiligt«, dass die »deutschsprachigen Italiener« (!) genauso italienisch seien wie die italienischsprachigen. Vorläufig letzter Empfang: morgen bei Staatspräsident Sergio Mattarella. All dies — ohne Anspruch auf Vollständigkeit — in nur wenigen Stunden.

    Es wird seine Wirkung nicht verfehlen.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07



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  • Bozen: Ohne Italienisch kein Bikesharing.
    Minorisierung

    Kürzlich hatte der Bozner Gemeinderat STA und SASA aufgefordert, die Haltestellen in den Linienbussen künftig in der Reihung Italienisch-Deutsch statt Deutsch-Italienisch anzukündigen. Die Landeshauptstadt ist höchst sensibel, wenn es um das Recht und die Vorherrschaft der italienischen Sprache geht. Eine Bevorzugung (oder auch nur eine gleichberechtigte Erstreihung) der deutschen Sprache, wie es der Minderheitenschutz nahelegen würde, kommt nicht in Frage. Erstgereiht muss nach den Wünschen des Gemeinderats immer und überall die staatliche Mehrheitssprache sein, die auch in Bozen die dominante Sprache ist.

    Anders als im Großteil des restlichen Landesgebiets ist Deutsch in der Landeshauptstadt sogar in einer doppelten Minderheitensituation und bedürfte dort daher eigentlich noch stärkerer Schutz- und Fördermaßnahmen.

    Wenn es um die deutsche Sprache geht, ist Bozen aber leider weniger — viel weniger — sensibel. So hat die Gemeinde im Jahr 2019 gemeinsam mit der Firma Ecospazio (Logiss GmbH) aus Rovereto ein neues Fahrradsharingsystem eingerichtet und bereitgestellt. Auch die Fahrräder gehören, wie die Stadtbusse, zum öffentlichen Mobilitätsangebot, doch hier spielt die deutsche Sprache nur eine untergeordnete Rolle:

    Wo sie an den Fahrradstationen (einsprachig Ciclo stazione genannt) überhaupt berücksichtigt wurde, ist die zweite Amtssprache der Gemeinde weder erst- noch zweitgereiht, sondern steht erst nach Englisch an dritter Stelle. Italienisch ist hingegen auch noch grafisch fett hervorgehoben.

    Auf dem Display der Stationen stehen sämtliche Informationen (bis auf den Standort, hier: Bahnhofsallee) sowie die Bedienung gar nur einsprachig auf Italienisch zur Verfügung.

    Und während die angegebene Internetadresse bolzano.ecospazio.it gar nicht mehr zu existieren scheint, führt bicibolzano.ecospazio.it zu einer Webapplikation, die ebenfalls einsprachig italienisch ist:

    Screenshot bicibolzano.ecospazio.it: nur auf Italienisch verfügbar

    Eine Sprachwahl existiert nicht. Sowohl Bürgerinnen als auch Gäste müssen also zwangsläufig die italienische Sprache beherrschen und nutzen, um das öffentliche Mobilitätsangebot der Südtiroler Landeshauptstadt in Anspruch nehmen zu können. Das ist (anders als die Busdurchsagen in der Reihung Deutsch-Italienisch) einerseits gesetzeswidrig und respektlos, andererseits aber auch kontraproduktiv und dumm, wenn tatsächlich die nachhaltige Mobilität gefördert werden soll.

    Zusammenfassend lässt sich sagen: Positive Diskriminierung der deutschen Sprache (affirmative action) lehnt die Gemeinde Bozen ab, (negative) Diskriminierung betreibt sie hingegen selbst aktiv. Italienisch ist unerlässlich und muss stets an erster Stelle stehen, Deutsch ist überflüssig und kann, wenn überhaupt, letztgereiht sein.

    Immer mehr wird aber im Gegenzug gerade in Bozen dem Schulsystem die angeblich erwünschte — und doch nicht praktizierte (01 02) — Mehrsprachigkeit aufgebürdert, wo doch inzwischen klar ist, dass dafür vor allem ein mehrsprachiges Umfeld vonnöten wäre.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01



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